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Von Asche und Knochen
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BalAshra





 Beitrag Verfasst am: 25 Sep 2018 19:47    Titel: Von Asche und Knochen
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    Selbst jetzt, da Lärm und Tumult schon lange verstummt waren und einzig das Prasseln der glühenden Kohlen in den Feuerschalen an die Ohren der jungen BrakNa drang, selbst jetzt, da sie wieder von der heimatlichen Wärme des RaKun und von gewohntem Stein umgeben war, selbst jetzt noch hielten all die neuen Sinneseindrücke an, die ihr am gestrigen Abend wie eine zu enge Rüstwehr beinahe die Luft abgeschnürt hatten. Angefangen beim endlosen Nichts, dem Himmel, der sich gähnend und grenzenlos über ihrem Kopf erstreckte und sie schwindeln ließ, der oft erwähnten Kälte, vor der man sie zwar gewarnt hatte, die sie sich aber schlichtweg nicht hatte vorstellen können und die ihr jetzt allgegenwärtig schien, bishin zu all den unbeschreiblichen Gerüchen der ihr bislang unbekannten Pflanzenwelt. Das Tageslicht, so gleißend hell und die Luft von einer ungekannten Klarheit und Leichtigkeit, dass es sich falsch anfühlte, sie einzuatmen. Geräusche von Tieren, über die sie gelesen, doch die sie nie zuvor mit eigenen Augen gesehen oder gehört hatte. Wäre der Tag ihrer Ankunft ein anderer gewesen, so hätte sie sich vermutlich erst einmal verkrochen und sich in aller Ruhe mit jedem ihr unbekannten Ding auseinander gesetzt. Hätte vielleicht in den Himmel gestarrt, bis er sich verfinsterte und seine Sterne zeigte, hätte aus der schützenden Sicherheit des Lagers heraus die Vorräte des Stammes erkundet oder wäre die nahe Umgebung des RaKun abgelaufen, bewaffnet mit einem Buch über die hiesige Pflanzenwelt und hätte alles, das als ungiftig galt, in den Mund gesteckt und eingesammelt.

    Aber der Tag ihrer Ankunft war kein anderer, und so kam es, dass sich der jungen Rasharii beim Fest des Kräftemessens die geballte Andersartigkeit der neuen Welt auf einen Schlag offenbarte und sie in stummer Überwältigung zurückließ. Der aufgebaute Festplatz vor den Toren des RaKun war ein einziges Gewirr aus Stimmen, aus Körpern, Farben, fremdem Gelächter und BalAshra spürte, wie ihr Körper unweigerlich erstarrte. Da waren Menschen - Männchen, Weibchen, in den unterschiedlichsten Formen und Größen, doch immer weitaus kleiner, als in ihrer Vorstellung, mit milchfarbener oder rosiger Haut und eckigen Zähnen, gehüllt in dunkle, glänzende Rüstungen, schlichte Roben und farbenfrohes Gewand. Da waren Letharen, behelmt mit metallischen Pantherfratzen und von noch geringerem Wuchs als die Menschen wirkten sie nahezu fragil. Und da waren Geschwister - zahlreiche bekannte Körper mit noch unbekannten Gesichtern und unbekannten Stimmen. Und während die Augen der jungen BrakNa jede einzelne Person erfassten, die Kälte ihren viel zu spärlich bekleideten Körper fest in den Griff nahm und es ihr vor lauter Reizüberflutung schwarz vor Augen zu werden drohte, da besann sie sich wieder auf das, was sie von RasharLo-Beinen an gelernt hatte: Zu funktionieren. Sie nahm einen tiefen Atemzug und ordnete ihre Gedanken, verbannte jeden neuen Reiz, der nicht ihrer unmittelbaren Aufmerksamkeit bedurfte und dennoch Beachtung finden wollte, vorerst in die hinterste Ecke ihrer Wahrnehmung und konzentrierte sich lediglich darauf, nach aussen hin unauffällig zu bleiben. Umringt von den Verbündeten anderer Völker war es das Wichtigste, keine Schwäche zu zeigen.

    So lernte sie an diesem Abend nach und nach die Geschwister kennen, die bereits lange vor ihr den Weg an die Oberfläche angetreten waren und sich längst im Stamm verdient gemacht hatten, verinnerlichte zahlreiche neue Namen und Gesichter und erprobte ihre Fähigkeiten an den verschiedenen Stationen des Festplatzes. Sie führte Gespräche und bediente sich dabei erstmalig der Handelssprache, die sie zwar schon lange vor ihrer Ankunft unter der Anleitung ihrer Mentorin KhaShirr studiert, doch längst noch nicht zur Gänze verinnerlicht hatte. Ihre Aussprache war, das konnte sie nun, da sie den direkten Vergleich hatte, grauenvoll und klang selbst in ihren Ohren falsch, doch offenbar waren die Menschen derartiges gewohnt. Dabei erstaunte sie vorallem ein Ritter, der ihr nicht nur einen Teil seiner Zeit widmete sondern ihr sogar eine Führung durch das Reich und die Beantwortung ihrer Fragen anbot. Dankend willigte die junge Rasharii ein und nahm sich vor, bereits im Vorfeld Informationen einzuholen, um die Gefahr, dumme Fragen zu stellen, zu minimieren. Denn entgegen dem Sprichwort, es gäbe keine dummen Fragen sondern nur dumme Antworten, war sie der Meinung, dass es sogar eine ganze Menge dummer Fragen gab - nämlich dann, wenn man nicht genug Weitsicht mitbrachte, um die Antwort mancher Fragen selbst herzuleiten. Oder auch, wenn man schlichtweg nicht aufgepasst hatte ...

    BalAshra war die Letzte die den Festplatz verließ und als sie das tat, war der RaKun bereits in nächtliche Finsternis getaucht. Wie Augen in der Dunkelheit glühten die zahlreichen Kohlepfannen und wiesen ihr sicher den Weg zu den Unterkünften der Junghörner, wo sie ein spärliches Lager, das einzig aus einer Schlafstelle bestand, bezog und bereits eingeschlafen war, kaum dass ihre Hörner den Boden berührt hatten.
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BalAshra





 Beitrag Verfasst am: 27 Sep 2018 15:30    Titel:
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    Es war früh am Morgengrauen und der Himmel war von eigenartiger Färbung, als BalAshra ihre grobgenähte Umhängetasche mit dem Nötigsten packte, das sie für ihren ersten, längeren Ausflug benötigen würde. Nebelschwaden zogen sich dicht über die unberührte Landschaft und die Luft fühlte sich noch kälter, noch frischer und leichter an als am Tag ihrer Ankunft. Die junge Rasharii fröstelte und blickte mit geschmälerten Augen den feinen Wölkchen nach, die ihr Atem verursachte. Es waren nur wenige Schritte, die sie sich von den Toren des RaKun entfernt hatte, doch diesmal hatte sie fest vor, sich für jedes Kun auf ihrem Weg ausreichend Zeit zu nehmen. Dabei lag ihr Fokus insbesondere auf den zahlreichen Pflanzen, von denen es hieß, dass nahezu jede davon eine Wirkung und einen Nutzen hatte. Das hatten ihr die zahlreichen Bücher in der RaiBuRaRi des RaKun verraten, wobei sie das Werk eines gewissen Menschen namens Thorbranth Vylen aufgrund seiner klaren Angaben besonders schätzte. Es sollte nicht schwierig sein, seine Behauptungen zu überprüfen und nachzuvollziehen, indem sie sich an die dort aufgeführten Anleitungen hielt. Doch zunächst einmal wollte sie sich daran machen, die benötigten Zutaten zu finden, zu sammeln und ihre Beschaffenheit zu erforschen. Manch einer hätte es vielleicht als Zeitverschwendung betrachtet, etwas zu prüfen und zu wiederholen, das gemeinhin bereits als bewiesen und bewährt galt, doch für BalAshra war die eigene Erfahrung essenziell. Nicht etwa, weil sie den Angaben anderer aus Prinzip misstraute, sondern vielmehr weil sie der festen Überzeugung war, dass Wissen bestenfalls aus eigener Hand gesammelt werden musste, um den vollen Nutzen daraus zu ziehen. Es war immer möglich, dass der Einzelne etwas übersehen hatte, und je öfter bestehendes Wissen geprüft und hinterfragt wurde, desto höher war die Chance, dass daraus neues Wissen entstand.
    Ein letztes Mal überprüfte die angehende BrakNa ihre Ausrüstung, bestehend aus einem Notizbuch mit dicken, groben Seiten, einem angespitzten Kohlestift, einer Kräutersichel, einem schlichten Dolch, ihrem Bogen samt einem halb gefüllten Köcher, einigen Glasflaschen sowie etwas Proviant. Sie wusste schließlich noch nicht, wie lange sie unterwegs sein und wer oder was ihr auf dem Weg begegnen würde. Und als sie dann endlich loszog und die schwarze Silhouette des RaKun sich weiter und weiter entfernte, da wurde sie von einer seltsamen Euphorie gepackt, die sie überraschte. Ihr Herz schien schneller zu schlagen und eine merkwürdige Anspannung in den muskulösen Beinen lösten in ihr den Impuls aus, so lange und so weit zu rennen bis ihre Lungen brannten und ihre Füße schmerzten. Bislang hatte sich ihr ganzes Leben im Innern des Vulkans abgespielt, nahe am Herzen Ahamanis, umringt von der Wärme und dem Wirken ihrer Geschwister und sie überkam ein schlechtes Gewissen, dass sich jetzt, da sie all das buchstäblich zurück ließ - wenn auch nur für den Moment - ein solch ungekanntes Hochgefühl einstellte. In den ersten Augenblicken dachte sie schon daran, auf dem Absatz kehrt zu machen und im Tempel um Vergebung zu bitten, bis sie die Ursache dieses Gefühls selbst hinterfragte und zu dem naheliegenden Schluss kam, dass ihm keine verräterischen Gedanken und Absichten oder Undankbarkeit zugrunde lagen, sondern die schlichte, reine Vorfreude und der Tatendrang, sich endlich selbst erproben, beweisen und Neues erfahren zu dürfen. Zu lernen, zu forschen und ihren Nutzen für den Stamm zu erbringen. Und das war schließlich ganz im Sinne der Mutter. So ergab sich BalAshra dem beschwingenden Gefühl letztlich, unterdrückte jedoch den Impuls, einfach loszulaufen und setzte stattdessen jeden ihrer Schritte bedacht und bewusst, während die geschlitzten Iriden jedes Detail der sich ihr offenbarenden Waldlandschaft zu erfassen versuchten. Dass Bitterforst als einer der kargeren Landstrichen Gerimors galt überraschte die Rasharii, denn im Vergleich zur spärlichen Vegetation des RaKun erschienen ihr die weiten Auen und kleinen Wälder des Gebiets durchaus üppig. So war es nicht weiter verwunderlich, dass sie den Großteil ihres Weges auf Knien beschritt - die Kräutersichel in der Hand und stets bereit, jedes Kraut, jeden Pilz, jede Blüte und jeden Halm einzusammeln, der ihr vielversprechend erschien. Wie ein Kind bestaunte sie stumm und fasziniert die artenreiche Vielfalt, die nicht nur die Pflanzen-sondern vorallem auch die Tierwelt bot. Zahllose Formen, Farben und Gerüche, und selbst Kräuter, die auf den ersten Blick identisch schienen, entpuppten sich bei genauerer Betrachtung als gänzlich andere Pflanze mit eindeutigen Unterscheidungsmerkmalen - und gewiss vollkommen anderen Möglichkeiten, sie zu nutzen.

    Als die junge BrakNa am späten Vormittag wieder vor den Toren des RaKun stand wog ihre Tasche schwer. Nicht nur Kräuter, Blüten und Pilze hatte sie gesammelt, sondern ebenso Zweige und Äste, Gläser mit verschiedenen Insekten, Käfern, Würmern, Spinnen und einen winzigen, toten Vogel. Nicht für jedes ihrer Mitbringsel hatte sie bereits eine Verwendung im Kopf, doch sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass sich jedes einzelne Ding schlussendlich auf irgendeine Art und Weise als brauchbar erweisen würde. Zufrieden trat sie den Weg in die Wohnhöhlen der Junghörner an und begann, ihre Beute zu sortieren. Sie hatte vorsorglich von jeder Pflanze mindestens zwei Exemplare gesammelt, um ihre alchemistische Wirkung sowohl in frischem als auch getrocknetem Zustand erforschen zu können, doch sie wusste bereits jetzt, dass sie noch viele, viele Male mit der Kräutersichel losziehen würde - Bitterforst war schließlich erst der Anfang. Doch genau der musste gemacht werden und für die nächsten Tage hatte sie eindeutig genug Material, mit dem sie sich ausgiebig beschäftigen konnte.


Zuletzt bearbeitet von BalAshra am 27 Sep 2018 15:32, insgesamt einmal bearbeitet
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