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Zeit des Wandels
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Zeit des Wandels
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 30 Apr 2019 17:42    Titel:
Antworten mit Zitat



      __________________________________________________________________________________

      Schwingenstein,
      30. Wechselwind 262

      Manches braucht etwas Vorbereitung. Dazu gehört wohl auch der Unterricht zum Riechsalz. Nicht
      nur, dass das Zeug ein paar klare Erklärungen benötigt, die Herstellung an sich ist auch eine sehr
      interessante Sache, zumindest für Leue, die sich damit auseinandersetzen müssen.

      Also stelle ich eine kleine Tasche zusammen. Hirschhorn, Hirschhornsalz, Rosmarin- und Lavendelöl,
      aber auch kleine Salmiakkristalle, sowie Kalk. Das Abfüllen in kleine Flaschen und Säckchen ist ja
      schnell getan. Danach packe ich die entsprechenden Körbe. Das Einzige, was etwas länger braucht,
      ist das Riechsalz selbst. Die Herstellung davon ist eben eine ganz eigene Herausforderung.
      Letztlich ist aber auch das gut zu schaffen und die Anschauungsobjekte soweit fast vollständig.
      Mir fällt am Ende nur auf, dass ich noch Hornraspel als Zwischenschritt vergessen habe.
      Nun, das lässt sich noch ausbessern, oder auch mit einer guten Erklärung auslassen als
      Anschauungsobjekt. Mal sehen, das will ich mir noch überlegen.

      Im zweiten Schritt überlege ich mir tatsächlich mal ein Buch zu verfassen, wie man Riechsalz
      herstellt. Wieso auch nicht? Aber da gibt es noch was anderes, was schon längst überfällig ist, um es
      zu dokumentieren. Dafür wollte ich mir Andra, als Besorgerin der Yamswurzel, und Tiara, als
      Betroffene, noch mit ins Boot holen. Soweit mir bekannt ist, hat sich noch niemand die Mühe
      gemacht die Wassergrippe zu dokumentieren.
      Wenn derartiges in Vergessenheit geriete, wäre es mehr als schlecht und es gibt keinen besseren
      Ort für solch einen Bericht, als das Hospital. Das sollte ich wirklich langsam in Angriff nehmen, bevor
      alles in den Erinnerungen einstaubt. Ich fürchte es schon jetzt nicht mehr ganz auf die Reihe zu
      bekommen, was für Symptome es waren, was der Auslöser war und auch nicht mehr, was alles
      noch folgte. Die Yamswurzel erinnert mich aber noch sehr gut daran, dass sie es war, die allen half
      am Ende. Und ich weiß auch noch, dass sie auf Cabeza gefunden worden war.

      Ich habe mir das nun als Randnotiz gesetzt, ebenso das Vorhaben zum Riechsalz. Mal sehen, was
      eher klappt; vermutlich das Riechsalz, weil ich bei der Wassergrippe Unterstützung benötige und das
      eben erfahrungsgemäß länger dauert.

      Ein weiterer Blick in das Notizheft offenbart mir einen kommenden Termin, der in mir schon vorab
      ein ungutes Gefühl weckte. Fraglich, ob es mir gelang, es bis dahin durch ein positiveres zu ersetzen.
      Ich wünschte es mir, aber ich habe doch die Befürchtung, dass es mir nicht gelingt. Mal sehen, ob
      Majalin einen Rat für mich hat. Vermutlich hat sie das. Hat sie ja immer, irgendwie. Wo mir doch
      direkt die Frage kommt: Wie macht sie das bloß? ♥


      In der Wache hatte es ebenfalls ein wenig Unruhe gegeben, nun war wieder Ruhe eingekehrt. Woran
      es lag? Ich kann es nicht mal festmachen und bin einfach nur froh, dass das rum ist. Jetzt fügt es sich
      wieder wunderbar zusammen und die Zusammenarbeit klappt wunderbar.
      Allerdings müssen wir noch an der Zusammenarbeit mit den anderen Institutionen und Befehls-
      habern arbeiten. So gut es auch ausgegangen war, aber die ganze Aktion rund um die Rabenstatue
      war doch ein wenig chaotisch gewesen und verlaufen. Das war mitunter sicher auch meine Schuld
      gewesen, weil ich nicht resolut genug und nicht fix genug reagiert hatte an manchen Punkten.
      Immerhin haben wir uns nun Wache-Intern darauf geeinigt, Befehl für die Wache kommt von oben
      durch den Kommandanten oder benanntem Stellvertreter. Danach wird erst gemacht.
      So lässt sich wenigstens vermeiden, dass wir selbst im Kreis rennen, obwohl es geradeaus geht.
      Alles andere möchte ich erst nach dem kommenden Gespräch mit den beiden Hochwürden angehen.
      Vielleicht.

      __________________________________________________________________________________


Ich lehnte mich zurück und sah auf die gerade niedergeschriebenen Zeilen und seufzte. Das flaue Gefühl wollte einfach nicht weichen, seit einiger Zeit schon wieder nicht. Ich fragte mich, wie lange ich das noch vertrug oder ertrug. Es war so enervierend. Dabei könnte alles ganz wunderbar laufen. Immer wenn ich dachte, es wäre genug Vertrauen da, hatte ich den Eindruck vom Gegenteil überzeugt worden zu sein. Dann wiederum gab es Momente, wo ich mich fragte, ob dieser Posten nicht einfach gestrichen werden konnte. Einen Tag drauf hatte ich einen anderen Eindruck davon. Es war einfach zum Mäusemelken, oder wie ein Menekaner sagen würde: Alpakakaka.
Irgendwie fehlte eine klare Linie, eine Abgrenzung, ein dein Bereich, mein Bereich. Ein Grundvertrauen, das eine Einmischung an manchen Punkten einfach nicht duldete.
Es frustrierte mich zunehmend. Zuckerbrot und Peitsche. So in etwa.
Und dabei war ich mir sogar sicher, dass das nicht einmal beabsichtigt so lief. Ich konnte und ich wollte auch nicht unterstellen, dass es mit Absicht zu diesen angespannten Momenten kam. Vielleicht war ich doch mehr Leithammel, als ich mir selber zugestehen wollte, und genau deshalb rappelte es hier und da.

Mein Herz hing inzwischen daran, dass es gut lief, dass ein guter Eindruck nach außen und innen präsentiert werden konnte, dass sie alle zufrieden waren – und mit alle, da meinte ich verdammt nochmal alle. Irritierend fand ich nur, dass es alle waren, nur mit einer Person geriet ich darob aneinander. An was lag’s? Keine Ahnung, ich kam einfach nicht dahinter. Vielleicht war ich einfach zu dumm zum Begreifen. Manchmal war es ja in der Tat so, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. Andererseits musste es aber auch nicht meine Blödheit sein, die das verursachte. Ich fühlte mich einfach ratlos inzwischen. Ratlos genug, um nicht alles zu Pergament bringen zu wollen.
Vermutlich war es eh nur halb so wild, und für mich ging völlig umsonst die Welt unter.
Vermutlich lag das daran, dass ich mir an sich nur wünschte, dass man mir vertraute und deshalb eben freie Hand ließ, in dem Wissen, dass ich es schon gut und richtig machen würde. Aber ich wusste auch nur zu gut, dass die Aufgabe von Kontrolle ein schweres Ding war. Das lag nicht jedem.

Mit einem Seufzen klappte ich das Tagebuch zu, packte es weg und machte mich daran das Abendessen für die Familie vorzubereiten. Zeit, den Kopf davon frei zu bekommen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und den Rest einfach kommen zu lassen, wie er eben kommen wollte. Drauf geschissen, würde schon werden.


Zuletzt bearbeitet von Lucien de Mareaux am 30 Apr 2019 17:42, insgesamt einmal bearbeitet
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 06 Mai 2019 14:00    Titel:
Antworten mit Zitat



      __________________________________________________________________________________

      Schwingenstein,
      06. Eluviar 262

      Ich bin sehr erleichtert, kann kaum sagen wie sehr. Das Gespräch ist in sehr angenehmen Bahnen
      verlaufen und nun sitze ich hier und hoffe, dass es sich weiter so entwickelt, wie gerade frisch ange-
      fangen. Mein Augenmerk liegt noch immer auf die Zusammenfassung der Vorschläge und Wünsche
      und ich überlege noch immer, was ich daraus selber machen möchte.
      Bislang war noch keine Gelegenheit mit Beak allein und in Ruhe darüber zu reden, was ich vorhabe
      und auch ankündigte im Gespräch. Genauso möchte ich noch immer Majalins Rat dazu. Vielleicht
      finden wir ja am heutigen Abend Gelegenheit dazu.
      Die verlangten „Dinge“ waren verständlich und auch kein Grund sich dafür zu überwerfen. Es ist ja
      richtig, dass sie übergangen worden waren, dass die Organisation generell sehr holprig verlaufen war
      und auch, dass ich dringend mit meiner Mannschaft sprechen musste, um ein paar Punkte direkt mal
      klarzuziehen, damit es da künftig keine Unsicherheiten mehr gab. Dazu sollte ich mir wohl auch die
      Anmerkung von Beak zu Herzen nehmen.
      Meine Güte, ich hatte Fehler gemacht. Fehler, die fast schon einem Anfänger gut zu Gesicht standen.
      Ich stelle aber für mich fest, dass mich die Kritik nicht verletzt hatte, wie es früher schon mal der Fall
      gewesen war. Lernte ich etwa dazu? Ich bin ein klein wenig über mich selbst amüsiert, muss ich ge-
      stehen. Je älter, desto gelassener. Ein wenig erkannte ich meinen alten Herrn darin wieder.
      Damals hatte ich das nicht verstanden, wieso er in mancher Hinsicht so entspannt bleiben konnte,
      wenn sein Sohn mal wieder irgendeinen Bockmist verzapft hatte. Mir blieb nur zu hoffen, dass mir
      das irgendwann auch bei meinem Jungen gelang. Jeremiah schaffte es doch manchmal allzu leicht
      mich zum Ausrasten zu bringen.
      Es ist schon erstaunlich, wie sehr alles miteinander verwoben ist, wenn man mal von außen drauf
      schaut.

      Nun, sobald die Fehler genauer beleuchtet waren, die Vorschläge bearbeitet und unsere ebenfalls
      standen, danach noch ein Gespräch stattgefunden hat, um alles überein zu bringen, sollten noch
      weitere Gespräche außerhalb stattfinden, damit eine gute Zusammenarbeit in alle Richtungen
      funktionieren konnte, ohne dass irgendwer übergangen wurde, ohne dass alles im Chaos endete,
      und so, dass jeder wusste, worauf er sich verlassen durfte und konnte, und so weiter.
      Auf dem Papier hört sich das alles wirklich ganz wunderbar an. Es bleibt ja zu hoffen, dass es ich in
      der Realität genauso schön gestalten lässt, ohne dass sich gleich wer vor den Kopf gestoßen oder
      zurückversetzt fühlt. Dafür soll das alles schließlich nicht dienen.
      Wenn wir endlich eine Einheit werden wollten im Herzogtum, dann ist es verdammt nochmal an der
      Zeit, dass alle den eigenen Hosenboden strammziehen und sich am Riemen reißen, ohne Gerangel
      um Kompetenzen, sondern mit klaren Strukturen und einer Ordnung, an die sich alle ohne Mühe
      orientieren können.
      Nun kann der geneigte Leser sagen: Ja, aber die klaren Strukturen gibt es doch schon! Sie sind vom
      König geregelt! Ja, das ist wahr. Aber bei gemeinsamen Unternehmungen herrscht dennoch noch
      immer ein großes Durcheinander, und wir steigen uns gegenseitig auf die Füße, anstatt uns sinnvoll
      zu unterstützen.
      Es werden Einheiten zerrissen und dabei die Befehlsketten übergangen, weil es bequemer scheint,
      aber am Ende verursacht das mehr Durcheinander und Chaos, als das es genutzt hat. So wird das
      vermutlich nie besser werden. Also müssen wir wohl mal daran arbeiten. Alle. Nicht nur einer. Alle.
      Auch wenn mir klar ist, dass das garantiert wieder zu Aufregern führen wird, freue ich mich auf
      die Gespräche und bin gespannt, ob wir es nicht doch besser können, als erwartet. Ich hoffe auf
      positive Überraschungen.

      Hege trotzdem den Verdacht, dass eine Partei dabei nicht mitmachen wird, da hier Gespräche leider
      schon verweigert worden sind, obwohl die Hand dargereicht wurde und eine Klärung an sich von
      Nöten gewesen wäre.

      Nun ja, vielleicht kann sich auch das irgendwann mal wieder bessern. Persönliche Befindlichkeiten
      sind eben hinderlich, auch wenn sie allzu menschlich sind und allzu laut brüllen zuweilen. Sie außen
      vor lassen zu können, ist nicht jedem gegeben und ich kenn es ja auch von mir: Es fällt sehr, sehr
      schwer zuweilen, vor allem dann, wenn der eigene Stolz schwer angekratzt wird.
      Dann will man die eigentliche Kritik, die konstruktiv gemeint ist, nicht mehr hören und geht nur noch
      destruktiv damit um, beschuldigt auf der einen Seite alles andere, beteuert auf der anderen Seite
      dafür doch alles nur gut zu meinen und Gutes zu wollen. Letztlich aber endet es in einem niemals
      enden wollenden Kreis der Vorwürfe und einseitigen Beteuerungen, anstatt daraus ein gemeinsames
      Aufarbeiten und aus dem Weg räumen zu machen.
      Anstrengend für alle, weil es unendlich viele Aufreger bietet, und gelöst wird nichts am Ende. Das
      sind so Momente, wo ich mir wünsche, wir wären alle noch Kinder, denn die denken nicht so viel
      darüber nach. Da wird kurz gestritten und dann doch wieder miteinander gespielt, als ob nie was
      gewesen wäre. Die Klärung findet umgehend statt und das Thema ist durch. Danach geht’s weiter.

      Nun ja, vielleicht…

      Etwas ganz anderes:
      Ich brauche endlich anständige Ideen für einen Namen, und zwar für einen Jungen und für ein
      Mädchen. Weiß ja keiner, was der Krümel am Ende sein wird. Mal sehen, was haben wir denn da
      selbst für Ideen.


            Mädchennamen

            Oceane
            Colette
            Anais
            Vieve oder Vivienne (nach Schwiegermutter?)


            Jungenname

            Xavier
            Quentin
            Kilyan
            Isidore(Randnotiz: Das gäbe sicher Tote)
            Basile
            Laurent
            Thierry
            (Es muss ein Junge werden?)


      Ich stelle fest, mir fallen nur heimatliche Namen ein gerade. Vielleicht sollte ich einfach mal meine
      Mannschaft fragen, also nach Ideen. Ich wette, Majalin mag nicht einen davon. Ist so ein Bauchgefühl
      von mir. Ich habe damit immer wenig Glück.
      __________________________________________________________________________________
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 14 Mai 2019 21:33    Titel:
Antworten mit Zitat



      __________________________________________________________________________________

      Schwingenstein,
      14. Eluviar 262

      Mich erreichte jüngst die neuste Verkündung des Tempels Menek’Urs. Nun sitz ich hier und weiß
      nicht recht, ob ich lachen oder weinen soll. Und das aus mehrerlei Gründen.
      Der erste Grund: Ich kann es drehen, wenden wie ich möchte. Die wirklich impertinente Arroganz,
      mit der der Tempel dem Kloster begegnet, kennt in meinen Augen keine Grenzen mehr. Das fängt
      bei den Forderungen ans Kloster und die Geweihtenschaft an, die sie stellen, als gehöre ihnen dort
      alles bereits und als hätten sie dort das Sagen und hört bei diesem vermessenen und überaus
      peinlichen Aushang auf.
      Der zweite Grund: Wer sich ein wenig für seine Umwelt interessiert, könnte – ach was sag ich – nein,
      sollte gehört haben, dass der König der Geweihtenschaft Temoras den Grund und Boden geschenkt
      hat, worauf das Kloster erbaut ist. Das bedingt ja schließlich auch das Recht der Geweihtenschaft
      dem Regiment dort Handlungsbefugnisse abzusprechen und der Klosterwache zuzusprechen.
      Der dritte Grund: Dieses Kloster hat nie einen Segen Eluives gesehen, es hat nicht mal einen Schrein
      für die Schöpfermutter, was dem geschuldet ist, dass sich seit über viele Jahre kein Priester Eluives
      je dafür interessiert hätte sich um etwaiges zu bemühen, wie Annäherung, Schrein, Segen oder gar
      nähere Zusammenarbeit. Zarte Versuche fanden erst jüngst statt und scheiterten in der gleichen
      Geschwindigkeit, wie es begann – sehr schnell, einfach auf Grund von … Grund eins.
      Der vierte Grund: Bedingt aus Grund zwei geht einfach hervor, dass sie keinerlei Befugnisse haben
      über etwaige Bezeichnungen des Klosters zu bestimmen. Da könnten sie auf den Boden stampfen
      vor Wut, bis die Erde sich auftut. Was mich wieder zu Grund eins „Arroganz und Vermessenheit“
      führt.
      Der fünfte Grund: Peinlichkeit. Diese Peinlichkeit, die sie zur Schau stellen schmerzt mich. Selten ist
      es jemandem so gut gelungen sich selbst zu diffamieren, indem man sich selbst über Alles stellt,
      ohne auch nur annähernd nach links und rechts zu schauen und sich selbst für den Mittelpunkt des
      Weltgeschehens zu halten, anstatt zu erkennen, dass eine Zusammenarbeit nur gut und förderlich
      sein kann, und zwar von Grund auf. Diese Zusammenarbeit bedarf keiner Forderungen, sondern
      Vertrauen, gereichte Hände, ein Miteinander und wo ein Geben ist, wird irgendwann auch ein
      Nehmen möglich sein. Forderungen dieser Art haben noch nie ein zufriedenstellendes Ende herbei-
      geführt. Zumal sie fern jeder Vernunft und jeden Verstandes ausgeworfen wurden.
      Der sechste Grund: Ich nenne ihn, den Grund der mangelnden Kompetenz. Und es dauert mich
      zutiefst eine derartige Haltung miterleben zu müssen. An und für sich war ich stets der Meinung
      Frauen sind in vielerlei Hinsicht die bessere Führung, allein schon, weil sie – ich nehme meine Frau
      mal als Beispiel – wesentlich geerdeter sind, oftmals weitsichtiger und bodenständiger agieren und
      für gewöhnlich nicht dazu neigen, aus gewissen Angelegenheiten eine Mördergrube zu machen.
      Für die hohe Priesterschaft des Tempels der Eluive scheint das nicht so ganz zu gelten. Kompetentes,
      weitsichtiges, vernunftbegabtes und von Verstand geleitete Handlung vermisse ich an vielen Ecken.
      Nicht nur bei dieser Angelegenheit. Es gibt auch solche, die zum Kampf gehen in einem schönen
      Kleidchen und barfuß. Kann man sicherlich machen, wenn man nicht so sehr am Leben hängt.
      Könnte man auch anders angehen, eventuell. Und das sind nur zwei Beispiele.


      Und wenn ich noch länger nachdenke, quillt mein Kopf vermutlich über vor … Gründen, die mich
      nur noch mehr deprimieren. Man sollte wirklich meinen, dass gerade die Glaubenshäuser der
      Schöpfermutter, ihrer Tochter und des Bergvaters gut zusammenhalten sollten, eine Einheit bilden
      sollten, die sich langsam in sich aufbaut und stärkt, wo man sich gegenseitig unter die Arme greift,
      sich stärkt und unterstützt, die nicht auf Forderungen und Egoismus aufbaut, nicht auf Machtspiele
      oder Ränke, sondern auf den Glauben der einzelnen Parteien, und diesen Glauben eint, um eine gute
      und starke Front gegen den westlichen Glauben zu bilden. Das ist ein hehres Ziel, ein ehrenvolles,
      eines, das die Gläubigen vereint, das .. ja, so vieles mehr bedeutet, als ich eigentlich in Worte fassen
      kann. Und es wird hingerotzt und hingeworfen für was? Ansprüche werden gestellt, die völlig fehl-
      griffig und traurig sind, das eigentliche Ziel total außer Acht lassen, und auch die Tatsache, dass
      Menekaner in Menek’Ur gerne das sagen haben dürfen, aber in Lichtenthal das nunmal nicht ihnen
      zusteht, am Kloster nicht und im gesamten Herzogtum nicht. Diese ständigen Versuche Druck aus-
      zuüben und ihren Willen aufzuzwingen, wo es nur geht, dieses ständige Kuschen der entsprechenden
      Lichtenthaler, damit bloß kein Zwist aufkommt, geht mich langsam an. Und ich kann nur sagen, ich
      bin froh, sehr froh, dass die Geweihtenschaft Temoras hier hart bleibt, ihren Standpunkt vertritt, und
      dennoch die Hand weiter offen hält, in der Hoffnung, dass die Vernunft doch noch Einkehr hält.

      Kurz zusammengefasst: Weiber! Im Speziellen diese!

      Der Kommandant der Wache des Klosters der Lichteinigkeit. Punkt.
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 06 Jun 2019 16:26    Titel:
Antworten mit Zitat



    __________________________________________________________________________________

    Schwingenstein,
    06. Schwalbenkunft 262


    Trotz aller Ernsthaftigkeit, die der aktuellen Situation geschuldet war, brachte mich eines doch im
    Nachhinein ein wenig zum Schmunzeln, nämlich die Reaktion des Letharfen auf mein Gesicht, als ich
    den Helm abgezogen hatte. Er hatte es sich tatsächlich gemerkt, die Begegnung an dem Schrein, und
    irgendeinen Eindruck musste ich also hinterlassen haben.
    Alles andere aber war mehr dazu da, um mir Sorgen zu bereiten. Die Vorbereitungen liefen sicherlich
    schon, auch bei uns, aber Beruhigendes hatte das alles nicht. Vielleicht war es wirklich langsam an
    der Zeit, dass meine Frau die Kinder fortbrachte und bestenfalls sich selbst gleich mit.
    Nicht, dass es mir gefiel, aber so wie die Dinge verliefen, war das sicherlich die beste Lösung. Bei
    allen Mächten, es dauerte immerhin auch nicht mehr lang, bis das dritte Kind kam. Und ich sollte
    mich da noch auf dieses Mal konzentrieren, auf die Tatsache, dass etwas passieren musste, auf die
    Pläne, die drum herum geschmiedet wurden und darum die eigenen Leute noch mit heiler Haut
    wieder rauszubekommen aus der Misere. Natürlich bestenfalls auch mit von Erfolg gekröntem
    Vorhaben, versteht sich.

    Leistungs- und Erfolgsdruck war so eine Sache für sich. Manch einen versetzte das in Schockstarre,
    ähnlich wie Karnickel, wenn sie den Feind sahen. Ich fühlte mich von so etwas gerne herausgefordert,
    manchmal vielleicht etwas zu sehr. Und jede von diesen Situationen lässt mich immer mehr in meine
    Rolle hineinwachsen, die ich eingenommen habe. Inzwischen sind die Zweifel sehr leise geworden,
    still, zurückhaltend, wenn nicht gar fast verschwunden, auch wenn ich mir nach jedem Mal wieder
    vor Augen halte, was ich hätte anders oder besser machen können. So würde es vermutlich auch
    jetzt wieder sein, sollte ich das alles überleben.
    Das Manko für mich, mit dem ich zu leben hatte: Ich musste jederzeit so tun, als hätte ich Ahnung bei
    völliger Ahnungslosigkeit und als wäre Angst nicht unbedingt mein Sitznachbar. Ärgerlicherweise
    hatte ich den kleinen Fehler, dass ich nur an die anderen dachte und weniger an mich, noch immer
    nicht abgelegt. Ich stellte meine Gesundheit wieder einmal hinten an, ganz rigoros. Wenn meine Frau
    das wüsste, würde sie mich vermutlich erschlagen, bevor es wer anders tat.

    Nun, das Mal in der Nähe hatte einiges in Bewegung gesetzt. Nicht nur Pläne, um das Ding zu
    entfernen, sondern auch einige Besucher am Kloster. Nicht nur freundlicher Natur, aber auch.
    Männer, die ein Ziel suchten, einen Weg, vielleicht eine Möglichkeit etwas von dem wiederzugeben,
    was sie bekamen. Gute Kerle, die wussten, wo sie stehen wollten und wo nicht, aber noch nicht ganz
    sicher waren, wie sie vielleicht dorthin gelangen konnten.
    In jedem Fall brachte das interessante Gespräche mit sich, soweit ich denen folgen konnte, denn
    irgendwie ging es dann am vergangenen Tag doch zu wie im Taubenschlag. Nicht nur bezüglich der
    Klosterwache, oder des Mals wegen, oder weil die Letharen offenbar von Langeweile getrieben in
    Schwingenstein für Unruhe sorgten, sondern auch wegen völlig anderer Themen, wie den Hort des
    Wissens diesseits der Landkarte, was mir in Erinnerung rief, dass ich einen Brief an den Kanzler
    verschickt hatte diesbezüglich und die Antwort damit ja noch dringlicher wurde.

    Tja, und dann war da noch das Ausbleiben der Antwort zu den Regimentswachen für Schwingenstein.
    Postiert wurden dort auch bislang noch keine und die Situation wurde immer ekelhafter für uns.
    Blieb die Frage, ob man uns zutraute, damit allein fertig zu werden, oder ob es einfach
    Pflichtvergessenheit war. Ich musste mir eingestehen, es fiel mir schwer das zuzuordnen. Das Einzige,
    was mich davon abhielt es für Absicht zu halten, war die festgehaltene Hoffnung, dass ich einfach
    einen falschen Blick auf die Dinge hatte.

    In der Zwischenzeit blieb nur die Verletzten versorgen, Wache halten, Dienst schieben, vorbereiten,
    wenig schlafen, die Familie wenig sehen, weitere Planungen angehen, noch weniger schlafen, noch
    mehr versorgen….
    Ich konnte bald nicht mehr sagen, wie dankbar ich für all die Unterstützung um mich herum war und
    für den Tatendrang der Leute mit anzupacken, hoffte zugleich inständig, dass genau das noch eine
    ganze Weile anhalten würde.

    __________________________________________________________________________________
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 05 Aug 2019 14:48    Titel:
Antworten mit Zitat



    __________________________________________________________________________________

    Schwingenstein,
    05. Ashatar 262

    Die Aufregung um das Mal hat sich zumindest mal zwischenzeitlich ein klein wenig gelegt, was ich
    durchaus begrüße. Hin und wieder wird sich versammelt und Pläne geschmiedet, gegen das Zeichen
    vorzugehen, aber davon bin ich weniger ein Teil. Wir stehen halt parat, wenn es zur Sache geht, was
    mir persönlich deutlich mehr zusagt.
    Lange Reden sind nicht unbedingt meins. Außer, wenn es im Anschluss direkt Ergebnisse bringt,
    versteht sich. Also warte ich mit den anderen zusammen geduldig auf Weiteres. Damit soll es dann
    auch gut sein.

    Die Klosterwache hat wieder Zuwachs bekommen. Nach einigen Erfahrungen in der Vergangenheit
    habe ich beschlossen, das Ganze entspannt anzugehen und mir erstmal in Ruhe anzusehen, wohin
    es führt, bevor ich mir erlaube, euphorisch zu werden.
    Es gibt ohnehin das ein oder andere, was ich da im Auge behalten sollte, und was mir ein wenig
    Kopfzerbrechen bereitet. Unter anderem auch der Versuch von dem ein oder anderen, mich in die
    eine oder andere Richtung zu beeinflussen. Mit sachtem Amüsement nehme ich es derzeit zwar nur
    zur Kenntnis, aber ich spüre, wie meine innere Wachsamkeit dadurch angestoßen wird. Hier und da
    scheint doch etwas im Busch zu sein und ich will verdammt sein, wenn es mir entgeht.

    Tja, und neben all dem Ärger, der da sonst noch herumschwirrt, ist wohl endlich die Zeit gekommen,
    dass das Königspaar eintrifft. Wo es mich die Jahre zuvor stets mit Aufregung erfüllt hat, wenn ein
    derartiges Ereignis stattfand, so sehe ich dem heute doch trotz allem Drumherum entspannt ent-
    gegen.
    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass meine Aufregung gerade einen anderen Fokus hat, nämlich
    meine Frau und die bevorstehende Niederkunft. Wie die Male davor sehe ich mich schon allein da
    stehen mit dem „Problem“, obschon meine Vernunft mir sagt, dass alles gut vorbereitet ist und ich
    sicher nicht allein damit stehen werde, geschweige denn die Geburt mit meiner Frau durchziehen
    muss. Wer glaubt, dass sich Routine einstellt, je mehr Kinder es werden, dem kann ich versprechen:
    Nein, dem ist nicht so. Es ist jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung.

    Aber zurück zum Königspaar: Ich bin also entspannt, aber auch neugierig auf die teure Königin, denn
    immerhin stammt sie aus der Heimat, und ihr Name ist dort jedem ein Begriff. Ich bin allerdings
    schon erleichtert, ihr vorher nie begegnet zu sein. Das Aufeinandertreffen mit der Gräfin auf Seefels
    war mir schon unangenehm genug. So trage ich mich mit der Hoffnung, dass sie so viel nicht über
    meine Vergangenheit wissen wird.

    Leider habe ich noch immer die Befürchtung dafür irgendwann noch Rechnung tragen zu müssen,
    auf eine Art und Weise, die mir nicht gefallen wird. Ich fürchte, diese Angst lässt mich niemals mehr
    los und wird mich mein Leben lang begleiten. Was heißt: Auch wenn ich nun augenblicklich
    entspannt sein mag, am Tag X bin ich es vermutlich nicht mehr. Aber nicht etwa aus dem Grund, den
    alle anderen umtreibt, sondern mehr wegen meiner Existenzängste, die damit einhergehen.
    Da denkt man, dass die Erfahrungen und Jahre dafür sorgen, dass die Ängste kleiner werden – und
    in gewisser Weise stimmt es sogar – aber diese eine, die hat sich regelrecht festgezeckt.
    Diese, und vor allem die Angst dahinter wieder ins Loch zu müssen.
    Irrational an sich, denn im Grunde hätte die Gräfin jede Gelegenheit gehabt, oder? Und ich bin mir
    sicher sie wusste etwas. Eine Tatsache, die mir nicht gefiel und mich angreifbar machte, was natürlich
    wiederum bedeutete, dass man mich in der Hand hatte. Blöde Konstellation. Saublöde. Denn es
    fütterte natürlich die Ängste, dass es irgendwann einen Nutzen finden konnte, der mir gar nicht so
    lieb war. Aber nun, wenn es soweit war, würde ich sehen, was ich machen konnte, musste und sollte.
    Ungelegte Eier ausbrüten, macht bekanntlich wenig Sinn. Die Chancen stehen ja immerhin gut, dass
    ich so aus der Sache rauskomme, wenn ich weiterhin ein unbescholtener artiger Bürger bleibe.

    Rückblickend ist es schon erstaunlich, was sich alles getan und geändert hat. Nicht nur im Umfeld,
    sondern auch bei mir selbst. Mal sehen, was als Nächstes kommt.
    __________________________________________________________________________________
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 02 Okt 2019 01:03    Titel:
Antworten mit Zitat



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    Schwingenstein,
    02. Goldblatt 262

    Ich bin zu nachlässig geworden mit meinen Einträgen. Das ist vermutlich auch der Geburt des
    Jüngsten geschuldet, von den anderen Pflichten einmal abgesehen. Es tut mir leid. Ich bemühe mich
    um Besserung. Es gibt dieser Dinge einiges, was mich bewegt. Zu forderst natürlich die Entwicklung
    des Jüngsten zu beobachten und auch den Umgang der beiden Älteren mit ihm, sowie die nicht
    ausbleibende Veränderung im Haus dadurch. Es gibt da nichts zu bemängeln, so sollte das nicht
    verstanden werden. Vielmehr hat die Veränderung etwas Schönes, etwas, das die Familie erneut
    etwas zusammenschweißt, finde ich.
    Majalin geht es inzwischen auch wieder gut und Brayan macht sich immer dann bemerkbar, wenn
    es ihm an etwas fehlt. Ganz so wie es sein sollte. Ansonsten ist er ein relativ zufriedenes Kind,
    glaube ich. Zumindest noch. In jedem Fall gehört er noch nicht zu der Fraktion Schreikinder, zum
    Glück, und ich drücke uns die Daumen, dass das auch so anhält.

    Die Klosterwache hat sich wieder arg verkleinert. Mit großer Hoffnung an die neuen Anwärter heran-
    getreten, mit Enttäuschung sind sie nun wieder fort, bis auf einer. Tedean braucht derzeit ein wenig
    mehr Luft für sich, was in Ordnung ist. Solche Zeiten gibt es bei uns allen immer wieder mal.
    Inzwischen habe ich es aufgegeben mir Gedanken um unseren Wächter zu machen. Bedauerlich ist
    es, dass er über die Beschwerden, die er äußert, nie hinaus gekommen ist bislang. Manchmal habe
    ich das Gefühl, er erwartet, dass ihm alles in den Schoß fällt, wenn er es nur haben will. Dabei dachte
    ich schon, dass er alt genug ist, um zu wissen, dass der Hase so nicht läuft. Nun, und seit einer Weile
    macht er sich schwer rar. Mal sehen, wohin das noch führt. Nicht mehr weit, so denke ich.
    Schade, er könnte ein guter Mann sein. Davon bin ich tatsächlich überzeugt. Er müsste nur mal den
    Arsch bewegen und sich Eier in die Hose stopfen.

    Im Hause Mareaux war es übrigens recht amüsant. Viele Geschenke für Groß und Klein, von
    Elch über einen Wächterbären hin zu einem Blümchenbär für den Kleinsten, ging es weiter mit
    diversen Dingen für die Großen. Mir fällt auf, dass Majalin noch nichts zu ihren neuen Kleidern
    gesagt hat. Mh!! Das ist verdächtig!


    Ich bin am Abend übrigens nochmal nach Adoran, zu dem Vortrag von Johanna, dem ich nun schon
    zum zweiten Mal lauschen durfte. Und das Jahr davor war es, glaube ich, als wir die Krypta reinigten.
    Die Zeit rennt. Sie rennt so furchtbar schnell dahin. Schade fand ich allerdings, dass nur wenige hin
    gefunden hatten. Gefreut habe ich mich über eine kleine Überraschung obendrein. Wobei ich die
    Überraschung im Nachgang mit etwas mehr Skepsis betrachtete. Es hatte etwas an sich, das sehr
    nach Hintergedanken klang, also ein kleines Geschmäckle hinterließ.
    Aber vielleicht tat ich da auch Unrecht. Blieb abzuwarten und weiterhin zu beobachten.

    Was mich Übrigen auch sehr stolz macht, neben dem harten Kern der Klosterwache, ist das Hospital
    und die Mitwirkenden dort. Ich denke, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass alle gut mit-
    einander auskommen und zusammenarbeiten, wenn es erforderlich ist. Und auch so tut sich hier
    und dort etwas. Für mich heißt es darüber hinaus erstmal den Unterricht für den neuen Mond
    jetzt vorzubereiten. Mal sehen, welches Thema ich nehmen werde.
    Und dann werde ich anfangen mir schon mal etwas für den Kleine-Geschenke-Tag zu überlegen.
    Für meine Mitarbeiter und Helfer und für die Wache natürlich auch, sowie für die Geweihten
    und Familie. Mal sehen, ob Majalin auch noch etwas verteilen mag. Letztes Jahr wirkte sie etwas
    enttäuscht.

    Na ja… und dann ist da noch die Sache mit dem Kommenden. Man merkt die Aufregung unter den
    Bewohnern, weil der Hofstaat samt Königspaar in der Stadt ist. So ganz will ich mich davon irgendwie
    noch nicht anstecken lassen. Vermutlich liegt es auch eher daran, dass es meine paranoide Seite
    weckt, und das auf ganz unangenehme Weise. Mein Verstand paukt mir zwar ständig ein, dass das
    Blödsinn ist, aber diese bekloppte Furcht sitzt mir trotzdem jeden Tag im Nacken. Ich versuche sie
    mit Arbeit und Familie zu verdrängen. Problematisch wird’s nur, wenn die Arbeit dem, was diese
    Paranoia auslöst zu nahe kommt. Entsprechend groß ist meine Freude auf den kommenden
    Sonnentag. Aber gut, wir werden sehen. Es wird schon – wie immer – schief gehen.
    Es waren inzwischen 12 bis 13 Jahre vergangen seither. Das musste auch was wert sein.

    Auf dem Heimweg vom Glaubenshaus habe ich im Hospital nochmal für Ordnung gesorgt und dort
    auch die Präsente gefunden, die wir übergeben wollen. Vielleicht sollte ich sie am Sonnentag schon
    mitnehmen. Womöglich gibt es dort eine Gelegenheit zur Übergabe.
    Oder ich verwahre es noch, bis die Trauung auch nochmal in der Kirche in Adoran vollzogen wird,
    symbolisch. Ich bin so unentschlossen. Trauung. Oder so. Gelegenheit, die sich bietet. Letzteres!
    Gelegenheiten muss man nutzen! Drauf geschissen. Wer weiß schon, ob ich sonst noch eine
    bekäme. Immerhin, die Banner hängen jetzt und sind sehr hübsch geworden.
    Äußerst zufriedenstellend. Als ich sie mir angesehen habe, hatte ich schon überlegt, ob ich Amelie
    nicht bitte noch mehr zu machen für die ganze Stadt. Ich finde, das stünde der zu so einer Festlich-
    keit gut zu Gesicht. Allerdings gehört das nicht zu meinen Aufgaben. Wer weiß, vielleicht folgt das
    ja noch.
    Apropos Stadt. Ich habe auf dem Rückweg noch den erneuerten Aushang zum Kerner gesehen und
    bin überrascht. Wo mich der erste Aushang sehr verwirrte, warum ein Hochverräter sich in ganz
    Lichtenthal bewegen darf, auch weil der Hochadel gerade zugegen ist, und das noch als Hausarrest
    betitelt wurde, bin ich doch wesentlich beruhigter über die neue Fassung den Arrest auf Adoran
    zu beschränken, und zwar in Begleitung eines Gardisten und mit der Auflage Abstand zum Palast-
    viertel und Adel zu halten.
    Ich meine, Julius ist ein guter Kerl, so rein vom Typ Mensch her. Unbenommen. Und ich verstehe
    seine Lage mehr als gut. Wer sonst, wenn nicht ich? Sie ist sehr unangenehm. Es gibt aus ihr auch ein
    Weg hinaus, wenn er alles richtig macht. Das wird es auch weiterhin.
    Aber ich freue mich noch mehr über die nun einkehrende konsequente Haltung, was die Ahndung
    von Vergehen angeht. Natürlich würde ich kotzen, wenn es mich selbst trifft, aber dann bin ich es
    eben auch selber schuld, nicht wahr? Er wusste, was er tat, also muss er mit den Konsequenzen
    umgehen. Es ist schon sehr entgegenkommend, dass er nicht direkt hingerichtet wird und milde,
    dass er sich in Adoran bewegen darf. In Weißhafen wäre es anders gelaufen mit ihm, fürchte ich.
    Ich bin jedenfalls froh, dass Nyome sich umentschieden hat und doch etwas mehr Härte ins
    Spiel bringt. Es ist nicht überragend viel mehr Härte, aber ausreichend, damit man den Umgang
    mit Verrätern auch wieder ernst nehmen kann.

    Ich verfolge es eh schon lang genug mit einem Kopfschütteln, dass Überläufer gerne mit Samt-
    handschuhen angefasst und ziemlich rasch ins Regiment geholt werden. Sicherlich kann man damit
    argumentieren, dass man da ja einen guten Blick auf sie hat. Allerdings halte ich diese Taktik doch
    für recht fragwürdig. Ich hätte es zumindest schamlos auszunutzen gewusst seinerzeit. Aber nun,
    das ist eine Baustelle, die nicht die meine ist, und ich fürchte, ich darf mich dort auch nicht wirklich
    einmischen, oder zumindest nicht über Gebühr – sonst flieg ich wieder irgendwo raus wegen un-
    angemessenem Betragen. Dann muss ich mich wieder pflichtschuldigst entschuldigen, und so weiter.
    Und je öfter mir das passiert, desto weniger nimmt man am Ende noch die Entschuldigung ernst.
    Das wäre so eine Position, die ich wirklich ungern einnehmen möchte.
    Puh, ich klinge schon wieder so, als halte ich die Götter und die Welt für unfähig. Dabei stimmt das
    nicht einmal. Es gibt viele gute Dinge, die da sonst noch passieren. Dummerweise fallen mir die
    Dinge, die bei mir Unbill auslösen immer am schnellsten auf und am meisten obendrein. Sie brüllen
    mich immer nahezu an. Dann muss ich mir die Haare raufen und ein Weilchen drüber meckern, und
    dann ist es auch wieder weggekehrt. Blöderweise wird es davon eben auch nicht besser. Und
    vielleicht sind die einen oder anderen Gedanken dazu von mir auch falsch, weil ich nicht den
    umfassenden Rundumblick dafür habe, den ich haben müsste, um konstruktiv zu kritisieren.
    Schwierig.
    Also bleibe ich dabei: Gut gemacht, Nyome. Weiter so. Denn den Aushang jetzt, den kann ich
    bewerten für mich. Und meine Meinung trifft es so schon deutlich eher, als das was davor
    ausgehangen und auferlegt worden war. Bin schon manchmal ein bisschen stolz auf unsere
    junge hohe Dame.

    So und jetzt! Jetzt geh ich mal mit meiner Frau ein ernstes Wörtchen reden über das verschmähte
    Geschenk!
    __________________________________________________________________________________

Ich klappte somit das Buch zu, legte alles sorgsam ins Regal, außerhalb der Reichweite jedweder neugierigen Kinderhände und Kinderaugen und machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer. Leise. Yan schlief und ich wollte ihn um nichts in der Welt wecken, sonst waren wir vermutlich wieder die ganze Nacht wach deshalb, und ich war wirklich froh um jede Mütze voll Schlaf, die wir bekommen konnten.

Als ich das Bett erreicht habe, rutschte ich mit hinauf und kroch unter die Decke, raunte dann leise:
„Kieselchen!“ Ich bemühte mich wirklich empört zu klingen. „Du hast noch gar nichts zum Geschenk
gesagt!“


Zuletzt bearbeitet von Lucien de Mareaux am 02 Okt 2019 01:03, insgesamt einmal bearbeitet
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 07 Okt 2019 12:09    Titel:
Antworten mit Zitat



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      Schwingenstein,
      06. Goldblatt 262

      Da ich mal wieder die Augen nicht zubekomme und nicht herunterkomme vom Tag, habe ich
      mich entschieden, die nächste Seite mit dem zu füllen, was mich beschäftigt. Da habe ich es wirklich
      erfolgreich geschafft, die Aufregung völlig an mir vorbeigehen zu lassen – von meiner unsinnigen
      (oder vielleicht doch nicht so unsinnigen) Paranoia abgesehen, während um mich herum alle in teils
      freudiger, teils besorgter, teils erwartungsvoller Orientierungslosigkeit (na gut, das ist übertrieben,
      aber es drückt es trotzdem gut aus) verloren gingen! Da war ich stolz drauf! Bis…
      … ich weiß gar nicht mehr, ich schätze es war kurz vor der neunten Abendstunde, als ich vor dem
      König kniete und die Leitung des Hospitals übertragen bekam. Da war noch alles gut, bestens,
      davon mal abgesehen, dass ich schon wieder merkte, wie er starrte. Jetzt! Ist mir auch klar,
      warum er das tat.
      Es folgte prompt die Edelung. Edler Lucien de Mareaux. Ist das zu fassen?!
      Wenn ich meine Gefühle dazu beschreiben soll, wird es schwierig. Als allererstes fühlte sich meine
      Paranoia völlig angestochen und da war nichts als Entsetzen. Dummerweise habe ich das nicht mal
      unterdrücken können. Ich fürchte mein Blick war nicht sehr dankbar für diese Ehrung. Und es wurde
      wahrgenommen.
      Das durfte ich dann mit unterdrücktem Zähneknirschen auch feststellen, als der Knappe seiner
      Majestät sich später dazugesellte und mich aufzog. Sicherlich charmant, aber leider er war da nicht
      der einzige, der das tat. Das begleitete mich den ganzen restlichen Abend. Neben der gewahr
      gewordenen Peinlichkeit, dass ich Leas Einhorn die ganze Zeit unterm Arm geklemmt hatte, als ich
      da vorm König kniete und die Ehrung empfing. Tja, laut Lea ist Eini damit nun ein Sir. Wir haben nun
      also ein ritterliches Einhornstofftier im Haus. Wer hätte das gedacht.

      Ah! Was aber wirklich wichtig ist: Ich habe für die ganze Familie ein schönes Sommeressen
      gewonnen, dass die Hochedle Amelie von Salberg ausrichten darf, weil sie die Wette verloren
      hat und nun geadelt wurde. Da war doch mein Entsetzen kurzzeitig wirklich vergessen gewesen.
      Dummerweise dämmert mir langsam, dass der Edle der erste Schritt ins Verderben des Adels ist.
      Übertrieben. Ich weiß es. Wenn ich es geschickt anstelle, bleibe ich ewiger Edler. Davon haben wir ja
      auch einige im Herzogtum! Aber sind wir ehrlich, dafür kann ich die Füße nicht still genug halten,
      verflixt und zugenäht. Egal, zum Glück noch sehr ungelegte Eier und etwas für ferne Zukunft oder
      nur die Paranoia, die mir das einreden will.

      Nun, wie man sieht, bin ich noch immer sehr aufgewühlt vom Ganzen. Ich fürchte, das verfolgt mich
      noch ein paar Tage lang. Das lässt sich nicht ändern.
      Sorge mache ich mir eher um das letzte Gespräch mit meiner Frau. Vielleicht war ich zu voreilig mit
      meiner Äußerung gewesen, habe dabei wieder irgendwas übersehen und nicht bedacht. Aber ich
      stecke wirklich im Zwiespalt zwischen Behüter und Verpflichtung gegenüber dem Herzogtum, und
      es scheint, als werde das immer intensiver und schlimmer der Fall.
      Ja, natürlich. Es gab in den vergangenen Jahren wenig für mich als Behüter zu tun. Das heißt aber
      nicht, dass es nicht wieder anders sein könnte. Fakt ist, dass dies auch bedeutet, wenn es ein
      Ungleichgewicht der Kräfte gibt, dass ich dann unter Umständen auf der falschen Seite stehe und
      ich weiß nicht, ob ich das noch kann.
      Andererseits würde das Geheimnisse zwischen uns bedeuten. Geheimnisse, die wir sonst nicht vor-
      einander hatten und haben mussten. Es schafft eine Kluft, wo noch fester Boden ist im Moment.
      Natürlich kann ich auch die Frage verstehen, die sie stellte. Aber Verrat an meine Frau? Niemals.
      Das kann ich am allerwenigsten. Sie hat so viel für mich getan und meine Gefühle für sie sind auch
      beileibe nicht eingeschlafen. Nein, meine allererste Loyalität gehört ihr und meiner Familie. Immer.
      Sie sind mir einfach am Nächsten. Und nun sitze ich hier und überlege, wie ich mit all dem am besten
      umgehen kann, auch so, dass ich ihr nicht vor den Kopf stoße, dass ich den Zwiespalt bestmöglich
      überwinden kann, vielleicht sogar auf der richtigen Seite dafür sorgen kann, dass das Gleichgewicht
      gewahrt bleibt, ohne meine inzwischen gewonnenen Überzeugungen und die des Herzogtums zu
      verraten. Ich habe Kopfschmerzen davon inzwischen und ich fürchte, es gibt keine Patentlösung,
      sondern nur immer eine für jede Situation, die da kommt.
      Was soll ich sagen? Das Ganovendasein wird mich wohl nie ganz loslassen, egal, wie alt ich werde
      und egal wie sehr sich Überzeugungen ändern. Es ist schon irgendwie Ironie und auch erheiternd.
      Redlichkeit allein passt wohl nicht zu mir.
      Was bleibt, ist ein weiteres Gespräch mit meiner Frau darüber zu führen. Ausführlich, mit wachem
      Geist auf beiden Seiten, und vielleicht finden wir eine Lösung, mit der wir beide glücklich sein
      können. Ich hoffe es jedenfalls sehr.

      Ich möchte nochmal zu Eini und meiner Tochter zurückkehren. Wir haben zu dritt die Präsente
      des Hospitals überreicht. Nun, eigentlich hat Lea das getan, ganz mutig, in Begleitung von mir
      und Eini – der wieder unter meinem Arm klemmte, damit das Irrlicht die Geschenke tragen konnte.
      Sie hat tapfer den Knicks ausgehalten und das wirklich sehr gut gemacht. Jedes Mal, wenn sie ihn
      machen musste. Ohne Klage und vor allem wollte sie keine Hilfe von ihrem alten Vater, weil sie ja
      schon groß ist.
      Die Königin war so herzlich und kam sogar für das Kind herunter und nahm die Geschenke
      persönlich entgegen. Ich schätze, damit hat sie dem Mädchen ein unvergessliches Erlebnis
      beschert von dem sie noch lange erzählen wird. Ich fürchte, die Frage, ob sie nun eine Prinzessin
      ist, als ich von der Edelung zu ihr zurückkam, werde ich dafür nie vergessen. Sie ist einfach ein ganz
      wunderbares kleines Geschöpf in ihrer ganzen Art, und ich hoffe inständig, dass es auch so bleibt,
      wenn sie in den verrückten Jahren einer Jugendlichen angekommen ist.
      Ich fürchte allerdings, wenn sie nur eine Spur von ihrem Vater hat, wird das nichts. Schade, schade.
      Aber es wird nichts daran ändern, dass ich meine Kinder liebe. Und das gilt ganz entschieden für
      alle drei. Egal, wie schwierig es mit ihnen werden sollte. Egal, was sie anstellen.
      Das ist so unverbrüchlich, wie meine Gefühle für meine Frau. Und, was soll ich sagen? Es ist eh die
      schönste Ehrung, die ich haben kann. Alles andere kann da gar nicht mithalten. (Es treibt mich
      höchstens in den Wahnsinn!)

      Ach ja: Vater! Ich weiß genau, du sitzt gerade irgendwo und siehst selbstgefällig herunter! Es ist mir
      ein mäßiges Vergnügen, deinen Wunsch und deine Erwartung an mich erfüllt zu haben! Ich gebe zu,
      ein wenig Stolz empfinde ich darüber auch, aber den will ich gar nicht erst zu sehr wachsen lassen.
      Das macht einen Menschen nur weniger attraktiv. Und meine sehr bescheidene und wunderbare
      Präsenz möchte ich mir bewahren!
      Es sind Momente wie diese, wo du mir tatsächlich fehlst. Wer hätte das damals gedacht?
      __________________________________________________________________________________


Zuletzt bearbeitet von Lucien de Mareaux am 07 Okt 2019 12:10, insgesamt einmal bearbeitet
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 22 Okt 2019 08:55    Titel:
Antworten mit Zitat



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      Schwingenstein,
      22. Goldblatt 262

      Irgendwie erklärt der Brief die regelrechte Flucht am Tag zuvor. Ich saß ziemlich lange mit dem Brief
      in der Hand da und las ihn einige Male. Dieser Kerl hat einfach einen miesen Einfluss auf das Gör.
      Aber wirklich einen ganz miesen Einfluss. Vielleicht liegt es an meinem Werdegang, dass ich das
      untrügliche Gefühl habe, dass sie rückwärts läuft. Vor allem aber bin ich überzeugt, dass sie auf diese
      Art von Leben eine ziemlich romantisch verklärte Sicht hat und den ernst der Lage überhaupt nicht
      versteht. Irgendwie war ich mir auch sicher, dass der Kerl ebenfalls wenig Plan davon hatte, ihr die
      harte Realität nahe zu bringen. Was ich also von dieser fixen Idee halte, möchte ich gar nicht in
      Worte fassen.
      Außerdem geht mir daran etwas verloren, was ich überhaupt nicht schätze. Und für was? Dieses
      naive, völlig verklärte Kind. ich vermute allerdings, dass gutes Zureden und der Versuch die Augen
      zu öffnen nur dazu führt, dass sie es noch mehr will – so sind Kinder halt. Das Verbotene reizt, das
      tut es immer. Ich kenn es ja von mir selbst zur Genüge. Das hört nicht mal im Alter auf. Und wenn
      es nicht das Verbotene ist, dann eben die Gefahr. Irgendetwas, was einem einen ordentlichen
      Schub verpasst, die Aufgeregtheit steigert, bis man fast schon pinkeln muss, um dann am Ende die
      Befriedigung zu genießen, wenn ein Plan funktioniert. Niemand denkt in den Momenten daran,
      dass es auch schief gehen könnte.
      Ausbildung im Fechten. Das ist schön umschrieben. Wenn ich diese kleine Kröte erwische…
      __________________________________________________________________________________


Ich legte die Feder auf Seite und ließ mich zurück gegen die Stuhllehne fallen. Was machte man mit so jemandem? Laufen lassen und androhen die Schmerzen zu erhöhen, wenn sie jemals unterm eigenen Messer landet? Oder anbieten, die bestmögliche Ausbildung zu geben in dem, was sie vorhatte? Denn wenn ich ehrlich sein wollte, hielt ich mich immer noch für besser. Das war zweifellos arrogant und selbstgefällig, aber für mich auch ein gegebener Fakt.
Den Brief hatte sie mit Absicht gewählt, auch wenn sie da anderes reingeschrieben hatte. Klug. Aber nicht klug genug. Scheinbar ging sie davon aus, dass die erste Enttäuschung sich bis dahin gelegt hatte. Wobei ich mir nicht mal sicher war, ob ich das als Enttäuschung bezeichnen würde. Unglauben und Fassungslosigkeit trafen es wohl eher. Aber gut, das war nun nicht die einzige Baustelle, die mich derzeit beschäftigt halten sollte. Sicher auch nicht die einzige.
Da gabs noch so zwei bis drei. Laufen lassen. Auf die Schnauze fallen lassen. Wobei, wenn das darin endete, dass die Schnauze am Ende das Leben war, war das dann mehr als mies gelaufen. Daraus ließ sich dann nichts mehr lernen.
Mädchen und ihre Romantik. Grauenvoll zuweilen. Was war ich froh, dass meine Frau anders tickte an dieser Stelle. Ganz anders. Was ein Segen war es, diese Frau damals kennengelernt zu haben. Was mich daran erinnert: Heute ist Hochzeitstag, verdammt, und ich bin noch immer planlos!
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 24 Okt 2019 11:11    Titel:
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Ich weiß nicht, wann ich fassungsloser war, bei der Edelung oder gerade. Die Fassungslosigkeit reicht jedenfalls soweit, dass ich dazu nicht mal mehr Worte zu Papier bringen kann und ich habe noch einen Bericht abzuliefern. Was zur Hölle?! Verliebt?! Vatergefühle?! Wenigstens hat sie erkannt, dass die erste Idee vielleicht doch ein wenig zu utopisch und unsinnig ist. Aber… Vatergefühle?!
Himmel, Donner und Wolkenbruch, oder wie man auch in meiner Heimat sagt: Oger, Troll und Gossendreck! Ich frage mich ernsthaft, was mit dem Gör nicht stimmt!
Und überhaupt! Womit habe ich das verdient? Das ist doch völlig… verrückt!
Aber gut, Vatergefühle. Sie möchte Vatergefühle, dann soll sie mal kommen. Wenn dem so ist, kann ich sie ja auch ohne jedes Zögern übers Knie legen und ihr den Arsch versohlen, wenn wir schon so weit sind! Unfassbar.

Ich muss Berichte schreiben. Fassungslos!!!
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 05 Nov 2019 11:03    Titel:
Antworten mit Zitat


    __________________________________________________________________________________

    Schwingenstein,
    5. Rabenmond 262

    So, da habe ich meine Lebensaufgabe gefunden. Nie hätte ich gedacht, dass uns das mal drohen
    könnte: Den Mächten ein Schnippchen schlagen. Mochten sie mir vergeben, dass ich es überhaupt
    versuchen musste, aber nichts und niemand bedroht unsere Familie in dieser Art und Weise. Auch
    nicht, wenn es nur eine Wahrscheinlichkeit ist und keine Tatsache. Mindestens ein Jahr Zeit, aber
    bestimmt noch mehr – zehn womöglich. Vielleicht mache ich mir die Arbeit auch ganz umsonst, aber
    das ist belanglos. Denn in keinem Fall wird es umsonst sein.
    Meine Frau wird mich dafür verdammen, denn das ist das erste und einzige Mal, dass ich über meine
    Vorhaben schweigen werde und trotz aller Abmachung einen Alleingang wage. Hierbei kann sie mir
    nicht helfen und ich weiß, sie würde es auch nicht gutheißen.
    Ich denke außerdem, ich habe den perfekten Aufbewahrungsort. Es braucht nur einen Hinweis
    darauf für mich ganz allein, den ich immer verstehe, egal ob ich vergesse oder nicht. Vergessen!
    Denen werde ich was husten! Mein ganzer Lebensinhalt bestand einst darin Informationen zu be-
    sorgen und zu bewahren, oder eben in passenden Momenten weiterzugeben, wenn sie von Nutzen
    waren. Vergessen! Wir haben genug geopfert! Es reicht!

    Also, liebes Tagebuch, dich werde ich nunmehr aufgeben müssen. Sei bedankt für die Aufopferung.
    Ich habe andere Dinge zu schreiben, als das Aktuelle. Vergangenes. Wichtigeres. Erinnerungen.
    Wichtige Erinnerungen. Die, die niemals vergessen gehören, und zwischen uns gewesen sind. In
    der Familie. Ich werde also keine Zeit haben, dich weiter zu füllen. Du wirst verzeihen. Auch, was
    heute und morgen zwischen uns geschieht, muss halt festgehalten werden. Mehr.. ist nebenher
    nicht mehr drin.

    Adieu.
    __________________________________________________________________________________

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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 01 Nov 2021 11:06    Titel:
Antworten mit Zitat

fehlpost.

Zuletzt bearbeitet von Till Angerlohe am 01 Nov 2021 11:06, insgesamt einmal bearbeitet
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 01 Nov 2021 11:06    Titel:
Antworten mit Zitat

Till Angerlohe hat Folgendes geschrieben:

    _________________________________________________________________________________

    Die Überfahrt nach Nharam war nicht weiter erwähnenswert. Die See war ruhig, auch wenn der Wind dann und wann auffrischte und allmählich den Herbst ankündigte. Auch die Ankunft gestaltete sich absolut unspektakulär, zumindest was die Rahmenbedingungen anging. Für ihn war es vom Gefühl her dennoch anders. Er stand schon eine ganze Weile an der Reling und schaute auf die Stadt, wie sie sich langsam näherte. Weißhafen hatte den Namen von seinen weiß getünchten und verputzten Häusern, die weithin zu sehen waren, besonders wenn – so wie jetzt – die Sonne schien. Er genoß den Anblick, schwelgte einen Moment in vergangenen Erinnerungen der schöneren Natur, dann aber zog ein leichter Schatten über seine Miene, denn das Ende hier war weniger rühmlich gewesen. Andere Zeiten, vergangene Tage. Inzwischen war er Edler, wer hätte das gedacht? Nicht einmal er selbst. Darüber hinaus war er ein angesehener Heiler, auch das hatte sich grundlegend geändert zu seiner Tätigkeit, mit der er damals auf Gerimor gestrandet war. Es war ein gutes Gefühl, auch wenn er wusste, dass dort, in der Nähe des Hafens, noch immer der ganz persönliche Feind lauerte. Seine Schwester und seine Mutter. Das, was sich so Familie nannte, aber nie eine gewesen war.

    Als sie an Land gingen, wurde ihr Hab und Gut direkt auf einem großen Karren verladen und sie selbst bestiegen eine Mietkutsche, um sich dorthin bringen zu lassen, wo sie wohnen würden. Das Haus befand sich außerhalb von Weißhafen, wenn auch nicht weit entfernt von der Hafenstadt. Wenn es notwendig werden würde, konnten sie sich gut in die Stadt begeben und dort unterkommen. Dafür hatte er ebenfalls im Vorfeld Sorge getragen. Es gab auch innerhalb ein kleines Anwesen für ihre Familie. Dort hatte er vor dem Heilerhandwerk nachzugehen, um es etwas getrennt zu halten von der Familie.
    Bei der Ankunft war alles sauber, die Möbel standen bereits an ihrem Platz. Die Kinder stürmten das Haus, als wären sie schon immer hier zuhause gewesen, und erkundeten neugierig jedes Zimmer, jede Ecke, jede Nische und sie konnten gut hören, wo sie sich gerade aufhielten. Ihm war bewusst, dass Majalin länger brauchen würde, um sich hier so zurechtzufinden, wie auf Gerimor. Er wusste aber genauso gut, dass sie das schaffte und er sich da nicht würde Sorgen müssen. Das Gepäck wurde vom Karren ins Haus gebracht, natürlich unter Anweisung, wo die schweren Holzkisten abzustellen waren. Einen Teil davon ließ er zum Anwesen in die Stadt bringen, teilte den beiden Burschen mit, dass dort jemand die Sachen in Empfang nähme und zahlte sie zum Teil schon einmal aus, den Rest erhielten sie vor Ort. Damit schickte er sie fort und der Karren rumpelte davon. Natürlich wurde auch der Kutscher ausgezahlt und dann ging es ans Auspacken. Natürlich waren sie müde und erschöpft von der Reise. Den Jüngsten überließ er Majalin, um das Auspacken kümmerte er sich unterdessen. Am Rande bekam er noch mit, dass Majalin sich von den Kindern das Haus zeigen ließ.

    Es brauchte einige Zeit, bis alles an seinem Platz verstaut war. Das Notwendigste fand am ersten Tag noch statt, danach folgte nach und nach alles Weitere. Das galt sowohl für das traute Heim als auch für die Wirkstätte in der Stadt. Zum Glück hatte er dort ein altbekanntes Gesicht, das ihm dabei zur Hand ging und froh war, eine Tätigkeit gefunden zu haben. Er kannte Charlene noch aus der Jugendzeit. Sie gehörte damals der Mittelschicht an, war inzwischen selbst natürlich erwachsen, Mutter zweier Kinder, verheiratet und hatte erst kürzlich die Arbeit verloren. Die Umstände dazu waren ihm nicht bekannt, aber er war damit zufrieden sie in der Heilstube zu wissen, wo sie für Sauberkeit und Ordnung sorgte, half wo es notwendig war und auch zur Hand ging, wenn ihm mal eine Dritte fehlte bei der Versorgung eines Patienten.
    Natürlich sprach es sich herum, wie ein Lauffeuer, dass ein neuer Heiler in die Stadt gekommen war und dort eine Stube eröffnet hatte. Selbstverständlich wussten auch direkt alle, dass es sich um einen Edlen handelte, was die besser betuchten Leute Einkehr halten ließ mit allerhand Wehwehchen – und gelegentlich aberwitzigen Einfällen, was sie nicht alles benötigten, obwohl sie kerngesund waren.
    Natürlich trieb es auch die her, die sich ihr tägliches Brot damit verdienten, Informationen ranzuschaffen und weiterzuverkaufen. Er kannte diese Art von Menschen, immerhin hatte er lang genug dazu gehört. Vermeiden ließ sich das nicht. So wusste er also auch, dass seine „Familie“ von ihm erfahren würde.

    Es mochten etwa weitere vier Wochen vergangen sein, in der sie sich einlebten und der Alltag langsam, aber sicher Einzug hielt. Die Kinder bekamen inzwischen Unterricht, nicht mehr nur von ihren Eltern, sondern sie besuchten die nahegelegene Schule, und erhielten so auch Einflüsse von außen. Sie lernten andere Kinder kennen und binnen kürzester Frist verwandelten sie das Eigenheim in ein Tollhaus, wenn ihre neuen kleinen Freunde und Freundinnen zu Besuch kamen.
    Inzwischen hatte auch James seine Nase durch die Haustüre gesteckt. Der alte Freund hatte ihn nicht vergessen und als wäre keine Zeit vergangen, wurde auch er zu einem regelmäßigen Gast von dem Tag an. Spannend hingegen war das erste Aufeinandertreffen von Virginie und Majalin. Es lief glimpflicher ab, als er erwartet hatte und sie schienen sich sogar recht gut zu verstehen, was sich noch zusehends verbesserte, als klar war, dass auch sie inzwischen unter der Haube war und Ambitionen von früher heute keine Rolle mehr spielten. Tatsächlich taten sie sich hin und wieder zusammen und piesackten James und ihn nicht schlecht, wenn ihnen der Sinn danach stand.

    Dann kam der Tag, an dem er seine Schwester zum ersten Mal traf. Sie stand plötzlich in der Tür der Heilstube, in all ihrer Scheinheiligkeit. Dass die Freundlichkeit nur gestellt war, erkannte ein Blinder mit Krückstock, trotzdem ließ er sich zunächst darauf ein, blieb höflich, wenn auch distanziert. Er hatte ihr wahrlich nichts zu sagen. Sie täuschte jedoch ein Wehwehchen vor, vermutlich um mehr über ihn und seine derzeitige Situation herauszufinden. Er ließ sie also rein, kümmerte sich um das Wehwehchen und sie gönnten sich ein kleines Geplänkel nebenbei. Dabei erfuhr er, dass die werte Frau Mama inzwischen verschieden war. Er verkniff sich den Kommentar, dass er es nicht als Verlust ansah. Natürlich konnte dieses Weib es nicht lassen, auf den Tod des Vaters anzuspielen, und darauf, was unweigerlich gefolgt war. Erstaunlich, dass er überlebt habe, und wie es ihm offenbar gelungen war, den Schaden wieder gut zu machen, dass es sogar für eine Edelung reichte. Der Neid wurde unverhohlen nach außen getragen, das Gift troff nur aus den Worten, so dass Charlene, ebenfalls im Raum, denn er wollte kein Risiko eingehen und eine Zeugin haben, einen derart schiefen Blick aufsetzte, dass das Schwesterherz sehr rasch den Mund wieder schloss und nach erfolgter Behandlung das Weite suchte. Danach sah er sie nicht wieder, über Monate nicht. Tatsächlich hatte er ihre Anwesenheit in der Stadt recht bald nahezu vergessen.

    Natürlich luden sie irgendwann auch mal zu Festen ein. Diese verlagerten sie für gewöhnlich in die Stadt, damit die Kinder daheim mit dem Kindermädchen bleiben konnten und zeitig ins Bett fanden. Jeremiah hatte hin und wieder als Ältester das Privileg zumindest noch am Anfang dabei zu sein, wurde dann aber irgendwann heimgebracht, wenn es allzu spät wurde.
    Eines dieser Feste sollte es am Ende sein, dass das Verhängnis mit sich brachte. Eigentlich hätte er es vorher wissen müssen, er hätte es ahnen können. Seine Schwester war nicht umsonst aufgetaucht in der Stube. Sie hatte nicht umsonst so lang die Füße stillgehalten und sich so rar gemacht, dass er nichts mehr von ihr hörte.
    Das Personal, das für die Verköstigung an diesem Abend sorgte, war sicherlich handverlesen. Trotzdem hatte sich eine Ratte eingeschlichen, die er übersehen sollte. Und dieses Drecksweib brachte es in der Tat fertig, dass der Sohn das Essen und den Wein brachte, so wie er seinerzeit seinem Vater.
    Es war noch recht früh am Abend und er saß in kleiner Gesprächsrunde am Rande der Gesellschaft. Von dort hatte er einen guten Blick auf alle Gäste, auf seine Frau, auf seinen Sohn, war selbst sichtbar und ansprechbar. Just als Jeremiah das Tablett mit Wein und einer Kleinigkeit für seinen Hunger brachte, unterhielt er sich mit James und einigen anderen über die neusten Gerüchte aus der Hauptstadt Nharams. Es war nichts, was er selbst als weltbewegend empfand, aber etwas Neues zu hören, schadete auch nicht. Der Alltagsklatsch aus Weißhafen brachte weniger Abwechslung. Er dankte seinem Sohn und entließ ihn damit auch aus seiner Tätigkeit, damit er den restlichen Abend noch ein wenig Spaß haben konnte. Ein oder zwei Gleichaltrige trieben sich hier noch irgendwo herum und er wusste nur zu gut, dass der Älteste endlich loswollte, um mit ihnen irgendeinen Unfug anzustellen.
    Zumeist endete es in harmlosen Streichen oder er kehrte einmal mehr den Pfeffersack raus und gab ihn zum Besten. Am Ende des Abends hatte ich dann etliche Aufträge zu erledigen und ertrank wegen ihm in Arbeit am nächsten Tag. Wohin das noch führen sollte, fragte er sich, machte sich auch just darüber lustig, nachdem er sein Häppchen verspeist und einen guten Schluck vom Wein genommen hatte. Es dauerte ein Weilchen, bis die Wirkung einsetzte. Ihm wurde zunächst einmal unsäglich warm, so dass er den dünnen Schal löste und das Jackett öffnete. Auch der oberste Hemdknopf wurde gelöst. Das Weinglas war inzwischen ebenfalls geleert und stand einsam auf dem Tablett herum. Er entschuldigte sich und verließ das Gesprächsründchen, teilte Majalin mit, dass er sich nicht wirklich wohl fühlte und etwas frische Luft benötigte und ging hinaus auf einen der Balkone. Im ersten Moment tat die kühle Abendbrise, die vom Meer heranwehte, gut, doch dann wurde ihm dennoch schwarz vor Augen und er sackte zusammen. Wie er aufschlug, das bekam er schon gar nicht mehr mit. Das Gift, das sowohl Essen als auch Wein beigemischt war, entfaltete seine tödliche Wirkung.

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