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[MMT] Wenn einer eine Reise tut...
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Fidelias Erlengrund





 Beitrag Verfasst am: 15 Mai 2018 13:45    Titel: [MMT] Wenn einer eine Reise tut...
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... dann kann er was erzählen.

Die Tage waren angefüllt mit Vorbereitungen. Wir besorgten Kleidung, packten, machten das Haus wetterfest und sorgten dafür, dass verderbliche Lebensmittel verbraucht wurden. Alles in allem bereiteten wir uns darauf vor für einen Mond nicht zuhause zu sein.
Ich wollte Fay noch fragen gehen, ob sie sich vielleicht um die Tiere bei uns kümmern konnte in der Zwischenzeit, denn ich hatte derzeit keine Ahnung, wo Narisa steckte. Für sie musste ich auch noch eine Nachricht anfertigen und hinlegen, nicht, dass sie sich wunderte, wo plötzlich alle steckten.
Nebenbei nahm ich mir ein grob gehobeltes, stabiles Eichenbrett vor, das mir als Schild dienen sollte, grundierte es in einem schönen strahlenden Rot und malte in weißen Lettern gut sichtbar drauf:

Geschlossen!


Das Schild legte ich bereit für den Tag der Abreise und wollte es dann an das Törchen nageln bis zu unserer Rückkehr.

Bis zur Abreise verrichtete ich das notwendige Tagewerk, aber den Laden ließ ich schon jetzt geschlossen. Es gab noch genug zu tun, auch ohne die zusätzliche Arbeit als Bogner und Schreiner. Außerdem stellte ich fest, dass mich die altbekannte Rastlosigkeit erfasst hatte. So war es mir in der Jugend schon immer gegangen, wenn der Winter vorbei war und es wieder hinaus in den Forst ging, um die Wild- und Baumbestände zu prüfen, zurück in die Einsamkeit der weiten Wälder, wo die einzige Gesellschaft Fuchs und Hase waren, oder auch ein kleines Frettchen, das mich stets begleitet hatte. Es war die Rastlosigkeit vor dem Aufbruch.

Nur ging ich dieses Mal nicht in den Forst, nicht um die Bestände zu prüfen und nicht für die Jagd. Es ging die Wüste. Es kam mir noch immer surreal vor. Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Liska darüber und warum wir dorthin reisen würden. Im ersten Moment sträubte sich in mir alles dagegen, wobei ich keine wirklichen Argumente gefunden hatte, die dazu beitrugen. Weder gab es bislang irgendwelche Probleme mit dem stolzen Wüstenvolk, noch waren sie je unfreundlich zu mir gewesen. Liska hatte sich in den Kopf gesetzt dort arbeiten zu wollen, oder Khalida hatte es ihr in den Kopf gesetzt, so ganz sicher war ich nicht. Jedenfalls war sie ganz und gar Feuer und Flamme dafür inzwischen. Erst war da eine andere Idee gewesen. Keine davon behagte mich sonderlich, aber ich konnte verstehen, dass sie versuchte für sich etwas zu finden, das sie erfüllte. Also stellte ich mich dem nicht in den Weg, genauso wenig wie ich es bei ihrer ersten Idee dazu getan hatte.

Offenbar schien sie auch der Meinung zu sein, dass ich dort ebenfalls genug Beschäftigung finden könnte in meinem Handwerk. Damit vergaß sie das Wesentliche zur Abmachung mit unserer kleinen Dorfverwaltung : Kein Handelsbetrieb außerhalb des Fischerdorfes. Wer sich andernorts dafür interessierte einen Laden zu eröffnen, musste zwangsläufig das Haus in Bajard räumen.
Das galt zweifellos nicht für meine Frau, aber für mich sehr wohl. Also ging ich nur mit, um des Mitgehens willen, denn ich wollte meine kleine Familie nicht allein dorthin ziehen lassen. Es war ja auch nur für einen begrenzten Zeitraum, in dem sie die Kultur, die Sitten und Gebräuche und die Bewohner dort besser kennenlernen sollte.
Irgendwie war ich mir sicher, es würde zu sehr befremdlichen Situationen kommen, wenn ich statt ihrer auf unsere Tochter achtete, während sie ihrer Beschäftigung nachging, aber solche Kleinigkeiten amüsierten mich eher. Sorge hatte ich viel mehr wegen der Hitze dort, ob wir die gut vertrugen, insbesondere unser Spross. Außerdem würde es sicher noch Geschrei geben, weil sie nicht ihre ganze Kuscheltierarmee mitnehmen konnte. Dann gab es da Kriechgetier und Krabbler, die so giftig waren, dass ich natürlich Angst hatte, so ein Vieh könnte Isaja beißen, stechen, oder was auch immer.

Andererseits war ich aber auch gespannt auf das Kommende. Darauf, ob sie die gesamte Familie beachten würden, willkommen hießen, oder sich nur mit Liska befassten. Darauf, wie all das, was sie von ihr erwarteten letztlich in die Tat umzusetzen war. Darauf, den Ort zu sehen, wo sie künftig arbeiten würde, sollte sie alle Hürden gemeistert haben. Darauf, wie die Bewohner dort waren, auf die Kultur, die Sitten und Gebräuche, auf die Speisen und Getränke, auf das Leben dort. Darauf, wie es meiner Familie dort gefiel.

Ich wollte darüber hinaus herausfinden, was Liska so sehr an der Idee begeisterte, und dachte bei mir, dass ich das am besten konnte, wenn ich mitging. Ein Mond ohne sie und die Kleine, das schien mir nicht möglich zu sein. Das wollte ich nicht. Das hätte mich wahnsinnig gemacht. Komisch an sich, denn es gab eine Zeit, da war ich ständig allein unterwegs, Wochen, ja, sogar über Monde hinweg, nur mit den Tieren im Wald und ansonsten keine Menschenseele weit und breit.
Wie sehr sich manche Dinge doch änderten. War aus dem Einzelgänger inzwischen doch ein Familienmensch geworden, einer, der darauf auch nicht mehr verzichten wollte. Natürlich war ich noch immer nicht über alle Maße gesellig. Der kleine Kreis gefiel mir noch immer besser als die große Veranstaltung, aber ich musst gestehen, das Familienleben und auch Bajard hatten mich schwer verändert.
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Fidelias Erlengrund





 Beitrag Verfasst am: 23 Mai 2018 14:09    Titel:
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Da war er nun, der Tag der Abreise. Ich musste mir eingestehen, dass ich aufgeregt war, wie der Jugendliche damals, der zum ersten Mal mit seinem Lehrer den Wald betrat, um den Wegen des Wildwechsels zu folgen und Neues dazu zu lernen. Damals war es mir wie ein einziges großes Abenteuer erschienen, heute mischte sich die erwachsene Nüchternheit unter die Aufregung.

Gerade als ich die Schiffstruhen in den Garten trug, um sie dann auf Seegers Rücken festzuschnallen, damit der sie für uns zum Anleger trug, trat ein Bote heran und übergab mir einen Brief. Die Herkunft war unverkennbar, also erlaubte ich mir, diesen zu öffnen und überflog die Zeilen.
„Seltsame Sitte“, murmelte ich vor mich hin, entlohnte noch rasch den Boten, um direkt wieder ins Haus zu gehen, wo ich Liska den Brief an weitergab.
„Sie wollen, dass du alles kennenlernst, und ich muss offenbar nun mitmachen.“
Ich war darüber schon ein wenig amüsiert, erklärte ihr aber auch, dass ich den Wünschen eben Folge leisten würde, wenn es denn so gewollt war. Mir war nach wie vor nicht danach meiner Frau im Weg zu stehen, warum also deshalb nun damit anfangen. Zuhause blieb ich deshalb auch nicht. Ich hatte für mich gute Gründe mitzugehen, und ich weigerte mich diese Auflagen, die nun offenbar auch für mich galten, als lästige Pflicht zu sehen, sondern verbuchte es einfach als ein Geschenk, als eine Erfahrung, die ich machen durfte.
„Kümmerst du dich noch um eine rasche Antwort? Und um was auch immer noch erforderlich ist. Ich kenne mich damit nicht aus.“
Ich packte also die zweite Schiffstruhe und schleppte sie unter einem leisen Aufächzen hinaus zur ersten. „Du meine Güte, hast du Wackersteine in die Truhe gelegt?! Wenn ja, was willst du damit?“

Seegers ließ sich ganz geduldig beladen, schwere Lasten war der Wallach gewohnt. Er nutzte die Zeit bis alles soweit festgezurrt war, ganz entspannt dazu unseren Rasen zu kürzen. Ich hatte nicht vor ihn mitzunehmen, daher machte ich mich auf den Weg zum Anleger, um das Gepäck dort schon einmal verladen zu lassen. Das Schiff selbst würde erst am Abend ablegen, bis dahin musste ohnehin alles an Bord sein. Die Passage war schon bezahlt, also war auch das kein größeres Unterfangen.
Den Wallach brachte ich danach wieder heim, versorgte alle Tiere noch einmal und nutzte die Gelegenheit ihnen noch einmal ein paar gute Worte zukommen zu lassen. Ich wusste, Narisa und Fayra würden sich die kommende Zeit gut um sie kümmern, was entschieden zu meiner Beruhigung beitrug.

Irgendwann war alles Notwendige getan und erledigt und es begann der lästigste Abschnitt des Tages vor einer Abreise: Das Warten. Hätte ich in jungen Jahren nicht schon gelernt, dass man auf der Jagd geduldig sein und manches Mal ungemein lange still warten musste, wäre es mir womöglich ungemein zäh vorgekommen. Für Isaja war es so. Sie war aufgeregt, hibbelte herum, fand keine Ruhe, erschöpfte sich schon im Vorfeld selbst damit. Ich rechnete fest damit, dass sie auf der Überfahrt einschlafen würde. Wer sollte es dem Kind übel nehmen. Es war die erste Reise, die sie unternahm, und wer wusste schon, wann danach die nächste je folgen würde. Ein Abenteuer. Ein Riesiges für ein kleines Kind von vier Jahren. Ich war gespannt auf das Kommende.
Und weil noch Zeit blieb, machte ich mich daran uns noch eine gute Mahlzeit vor der Abreise zu bescheren. Nicht zu schwer, damit keiner auf See erkrankte und gleich alles wieder ausspuckte.
Eines war sicher: Ich würde Bajard vermissen den kommenden Mond lang. Ich vermisste das Kaff schon jetzt.
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