Zaahir Khaled
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Verfasst am: 04 Feb 2005 12:41 Titel: Die Kindheit eines Salzschürfers |
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Es war ein ganz normaler Tag auf der kleinen Insel Menek’Ur, nun ganz normal für alle die nicht den Familienname Khaled trugen. Denn die Frau des Familienoberhauptes, lag schweißgebadet und unter großen Schmerzen in ihrem Bett. Die Geburt eines neuen Familienmitgliedes hatte ihre Zeichen voraus geworfen. Die Frauen der Familie hatten sich in dem kleinen Raum versammelt um der werdenden Mutter beizustehen. Nach ein paar Stunden war es dann endlich so weit, die Familie der Khaled hatte ein neues Familiemitglied. Einen Jungen hatte die Frau zur Welt gebracht. Voller Stolz präsentierte sie ihrem Gatten den Jungen und der Vater hob seinen Sohn über Kopf und verkündete allen Umstehenden, dass sein Sohn den Namen Zaahir tragen solle. Zaahir verlebte eine ruhige Kindheit und entwickelte sich zu einem prächtigen kleinen Jungen.
Als Zaahir ungefähr 7 Götterläufe alt war, beschloss sein Vater ihn das erste Mal mit in die Salzmine zu nehmen. Anfangs hackte Zaahir nur mürrisch auf den Boden herum, denn bisher konnte Zaahir jeden Tag mit seinen Freunden spielen, doch sein Vater meinte die Zeit wäre nun vorbei und er müsse mit im Salzberg arbeiten. So ging er Tag für Tag mit seinem Vater in die Mine und dieser brachte ihm die Grundlegenden Sachen des Salzschürfens bei.
Bald schon, nach ungefähr 3 Götterläufen, entwickelte Zaahir ein Gespür dafür, wo sich große Salzvorkommen verbargen und sein Vater war recht Stolz auf ihn. So fand er immer mehr Salz und war seinem Vater fast ebenwürdig im aufspüren der Salzadern. Doch wurmte es den kleinen Zaahir das er nicht so viel Salz aus dem Gestein hacken konnte wie sein Vater, denn seine Kraft reichte nicht aus um die Mengen zu Tage zu fördern die sein Vater schaffte, immerhin war er erst 10 Götterläufe alt.
Am Abend wenn er und sein Vater aus der Mine kamen, wartete schon seine Mutter auf ihn, denn sein Tag war nach der Arbeit im Salzberg noch nicht vorbei. Seine Mutter brachte ihm in vielen Abendstunden das Rechnen und das Lesen bei, damit er in Zukunft sein geschürftes Salz selber verkaufen könne.
So gingen einige Götterläufe ins Land in dem sich der Tagesablauf von Zaahir nicht wesentlich veränderte. Das Salz wurde geschürft und eine Woche lang in einem kleinen Nebenraum des Hauses gesammelt. Dann am Ende der Woche wurde 1/3 des Salzes auf einen Wagen geladen und zum Emir geschafft. Im Gegenzug sorgte der Emir dafür, dass die Familie alle hatte was sie brauchte. Wasser, Essen, ein Dach über dem Kopf und er trug dafür Sorge, dass ein sicheres Arbeiten in der Mine möglich war. Denn Wachen an der Mine waren nötig um Überfällen, von kriminellen Elementen, besonders andern Menschen, vorzubeugen.
Auf dem Weg zur Salzmine machten Zaahir und sein Vater oft kleinere Umwege, denn sein Vater wollte ihm zeigen was für Gefahren hier auf Menek’Ur lauerten. Von weitem schauten sie sich die giftigen Tiere der Wüste an und sein Vater warnte ihn, niemals den Tieren zu nahe zu kommen, denn das Gift was die Tiere bei einem Stich oder Biss übertragen würden, würde ihn sicher umbringen. Auch zeigte ihm sein Vater wie man in der Wüste überlebt, Nahrung und Wasser findet. Für solcherlei Demonstrationen brachten die beiden des Öfteren Tage in der Wüste zu, ohne am Abend zurück nach Hause zu kehren.
Als Zaahir 16 Götterläufe alt war, übergab ihm sein Vater die Eigenverantwortung für sein geschürftes Salz, so durfte er es selbst verkaufen und musste dem Emir auch selbst 1/3 des Salzes, was er schürfte, überbringen. Das klappte auch ganz gut, jede Woche brachte Zaahir das Salz zum Emir.
Eines Tages jedoch vergaß er den Anteil des Emirs abzuliefern und durch den Umstand das der Emir genau Buch führen lies, wer wann Salz abzuliefern hatte, waren am nächsten Morgen auch schon die Männer des Emirs vor der Hütte von Zaahir. Sie holten ihn heraus legten ihm Hand- und Fußfesseln an, warfen ihn auf einen Wagen und schafften ihn zum Palast des Emirs.
Der Emir kam langsam die Treppe des Palastes hinunter, blieb auf der letzten Stufe stehen, blickte in den Karren in dem Zaahir lag und kratzte sich nachdenklich am Bart. Dann fing er an zu Sprechen: „Du weist das das vorenthalten meines Teils des Salzes als Diebstahl und Hochverrat gilt. Aber ich werde, aufgrund deines jungen Alterns Milde walten lassen. Dennoch soll dein Fehlen anderen eine Warnung sein und nicht so schnell vergessen werden. Deshalb ordne ich an, dass alles Salz, von jedem hier auf der Insel, was im nächsten Göttermond geschürft wird, mir zu überlassen ist.“ Nach diesen Worten drehte sich der Emir um und verschwand wieder in seinem Palast.
Zaahir wurde auf dem Karren wieder zurück in seine Hütte geschafft. Viele der Leute hatten das Urteil des Emirs gehört und so begann eine Zeit des Hasses auf Zaahir. Es fing schon auf dem Rückweg zu seiner Hütte an. Er wurde mit Steinen beworfen, denen wüste Beschimpfungen folgten.
Doch all dies ist schon mindestens 20 Götterläufe her. So ist auch die Anordnung, welche durch Zaahirs Unachtsamkeit erlassen wurde bei den meisten Menschen in Vergessenheit geraten. |
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