Stärke durch Wut und Zorn?

[Jolinar X´antor]

Langsam verließ Jolinar das große Gebäude in Rahal. Sie konnte ihre Gedanken immer noch nicht sortieren.

Alles an was sie geglaubt hatte, war mit ein Paar Sätzen ins Wanken geraten.
Langsam ließ sie sich irgendwo auf einer Bank nieder, zog ihre Knie an und umklammerte diese mit ihren Armen.
Wut... nein, die wollte sie nicht verspüren. Lange hat sie gebraucht um dieses Gefühl in ihr zu vergraben. Lange hat sie abends gebetet, dass der Schmerz in ihr erlöschen würde, so lange hat sie gewartet, bis es endlich vorüber ging.

Der Zufall führte sie nach Rahal- oder war es Bestimmung? Eine Hand die sie führte?
Sie wusste es nicht, doch die Geschehnisse an diesem Abend waren angsteinflößend gewesen.

Zwei Männer traten ihr in den Weg und nach einem wilden Wortgefecht, das aufgrund einer Beleidigung und Unwissenheit ausgetragen wurde, fand sie sich in einem riesigen Gebäude wieder.

Einer der Männer, das Gesicht konnte sie nicht erkennen, da es von einer tiefgezogenen Kapuze verdeckt wurde, sagte ihr, dass er ihr den rechten Weg zeigen könnte.
Wie gerne würde sie es glauben um endlich die Leere in sich auszufüllen.

Sie folgte ihnen. Später ging einer der beiden und sie blieb allein zurück mit dem unheimlichen Unbekannten.
Sie setzte sich. Als der Mann die Kapuze abzog erschrak sie. Ein Gesicht hatte sie erwartet, doch was ihr nun entgegenblickte waren schwarze höhlen hinter einer dunklen Knochenmaske.
Die Worte, die er dann sprach verängstigten sie noch mehr.

Wut.. eine Basis .. Stärke durch Zorn und Schmerz...

Er fragte sie aus, woher sie kam, und irgendwie sprudelten ihre Worte aus ihr hinaus.
Nicht erkennbar, wieso er dies tat, lies auch die Wut über die Mutter die Oberfläche ankratzen.
Seine Worte in ihren Ohren hallten wieder und wieder.
Du bist schwach!
Nein, das war sie nicht..oder doch?
Lass ihn hinaus, den Zorn, fühle die Wut! Nein, das ging nicht, sie wollet es nicht.

Zu viel Kraft kostete es, die Wut zu bändigen und wieder zu verbannen, sie schaffte es nicht, konnte sie nicht aufbringen. Die Leere in ihrem inneren füllte sie immer mehr aus.
Sie fühlte kein Glück, sie fühlte Hass, Zorn.
Es war so überwältigend.
Sie schluchzte, sie schrie die Wut hinaus doch sie fühlte dabei keine Befriedigung, sondern sich selber ohne Kraft, ohne Mut, einfach Hilflos.

Augenblicke vergingen, dann schaute sie in die vermeintlichen Augen. Schwarze Löcher, mehr sah sie nicht.
Dann sagte er
Lass sie da, lass die Wut und den Zorn dich stärker machen. Doch er erkannte, dass sie nicht bereit war. Du wirst den rechten weg nicht finden, wenn du dich dagegen wehrst. Lass es zu, und der größte unter den Göttern wird dich leiten. Sie war durcheinander. Er brachte sie im Zwiespalt mit sich selbst.
Konnten die Worte des Panthers, wie er sich nannte, vielleicht doch etwas wahres in sich tragen? Stärke durch Wut und Zorn?

Völlig durcheinander legte sie den Kopf auf die Knie und gab sich dem Gefühl der Hilflosigkeit hin.