FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Jall-Argayth MacAgrona - Die lange Reise des Erinnerns
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Jall-Argayth MacAgrona - Die lange Reise des Erinnerns
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Jall-Argayth MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 26 Okt 2006 12:35    Titel: Jall-Argayth MacAgrona - Die lange Reise des Erinnerns
Antworten mit Zitat

Jall-Argayth MacAgrona - Die lange Reise des Erinnerns


Das kühle Seewasser umspielte den Leib, der reglos am steinigen Strand völlig kraftlos und scheinbar tot herumlag. Mit jeder leichten Welle wurde der Körper wie eine Puppe etwas weiter auf den Strand getragen, um dann wieder vom zurückfließenden Wasser zurückgezogen zu werden. Dabei brannte die Sonne bereits am Zenit ihrer Bahn und stand am wolkenlosen, hellblauen Himmel. Langsam sammelten sich Möwen um den Körper, und einige von ihnen machten sich nach wenigen Augenblicken an jenem zu schaffen.

Jall beobachtete das Schauspiel recht interessiert, während er in einiger Entfernung unter einem Baum am Waldrand saß. Das Gefühl, nackt an einem fremden Ort zu sitzen und dabei zuzuschauen, wie ein recht kleinwüchsiger Mensch wieder in den Kreislauf der Natur einging, hatte etwas Seltsames an sich. Doch der Angure ließ sich nicht lange von unnötigen Gedanken quälen. Er erhob sich schwerfällig und nahm seinerseits einen Teil der in seinen Augen zierlichen Gestalt: Die Kleidung. Wenn sie auch aus nicht mehr als Fetzen und Überresten eines teureren Gewandes bestand, vermochte sie doch, ihn zu verhüllen und etwas vor der brennenden Sonne zu schützen. Das Bündel der geretteten Kleidung unter den Arm nehmend und losstapfend, ließ Jall-Argayth die erste Etappe seiner Reise hinter sich und schlug sich in den lichtdurchfluteten Wald, welcher von unglaublicher Vielfalt, von starken Gerüchen und lauten Geräuschen durchsetzt war.

Wo bin ich..?

Der Angure fürchtete sich nicht vor dieser fremden Umgebung. Etwas in ihm ließ dieses reiche Leben um ihn herum positiv, gar heilend für ihn erscheinen, und so setzte der alte Hüne seinen Weg unbeirrt fort, nur geleitet durch Pfade und Geräusche. So steuerte Jall nach den ersten Stunden seiner Wanderung zielstrebig auf ein stetiges Plätschern zu, welches ihm ein Stillen des brennenden Durstes versprach. Süßwasser.

Bin ich der einzige Überlebende..?

Die Quelle bot ihm einen Anblick, welchen der Alte erst still und leise auf sich wirken ließ. Ein kleiner Wasserfall, ein reiner Bach, welcher sich in einem recht flachen Becken sammelte. Wie eine Insel in einem grünen Meer, schien die Lichtung an dieser Stelle gar überfüllt zu sein mit allerlei farbenprächtigen Pflanzen, die der Angur Zeit seines Lebens noch niemals zuvor gesehen hatte – jedenfalls glaubte Jall das. Es schien ihm fast schade, aus dem Schatten der mächtigen Bäume zu treten, um seine von Salzwasser hart gewordene Kleidung zu waschen und auf einem der flachen Felsen zum Trocknen zu legen. Der Riese fühlte sich schuldig, als er sich an einer seichten Stelle ins Wasser setzte und begann, sich und die verzierte Robe und das Gewand zu Waschen.

Die Stunden verstrichen schnell, als der Alte sich nach dem Waschen seines geschundenen Körpers unter einen Baum im weichen Moos bettete, um zu ruhen. Sein Hunger riss ihn zwar fortwährend aus seinem Dösen, vermochte aber trotzdem nicht zu verhindern, dass der Angure sich erst mit Einbruch der Nacht und sinkenden Temperaturen wieder zu bewegen wagte. Jall hatte schnell geschlussfolgert, dass die Wanderung am Tage ihm nur unnötig an seinen Kräften zehren würde – und jene galt es zu schonen in einer ihm gänzlich fremden Umgebung.
Gemächlich stapfte der Mimir zu seiner Kleidung, welche auf der Lichtung einen der flachen Felsen schmückte, und betastete sie eingehend. Die feuchte Luft hatte vermieden, dass irgendein Teil wirklich trocken geworden war, doch dass musste reichen. Der wohl ungewöhnlichste Akt des Ankleidens im Leben des Alten begann.
Die Beinkleider – feine Seide, welche durch die vorhergehenden Behandlungen mit Salzwasser und der Grobheit eines Anguren stark gelitten hatte – zerrissen an den Außennähten bei dem Versuch, sie mit grober Gewalt und Ungeduld an- und an den Beinen hochzuziehen. Der Alte wollte aufbrechen und musste ein weiteres Opfer an seine Tollpatschigkeit entrichten, als auch das Hemd, welches kaum weniger fein gearbeitet war, nach dem Recken der torbreiten Schultern an der Rückennaht entzwei ging.

Es mochte noch eine weitere Stunde ins Land ziehen, bevor der Riese – angekleidet – seinen Weg durch den nunmehr finsteren, nur vom kalten Mondschein erhellten Wald fortsetzte. Was sich jedoch dann für ein Anblick bot, wäre jedem Schneider auf den Magen geschlagen: Das feine Hemd war um die Hüfte gelegt worden, wie ein magerer Ersatz für einen Kilt. Die Robe war von dem fein gearbeiteten Kragen befreit worden und wurde an der Taille des Mannes nur von einem Gurt aus Seide zusammengehalten – der ehemaligen Hose. Den Kragen wiederum fand man im Gewirr der Haare auf dem Kopf wieder. Dort schien er die Aufgabe zu haben, die Mähne des Hünen etwas im Zaun zu halten. Einzig die Stiefel hatte der Alte keiner neuen Aufgabe zugeführt: Auf ihnen bahnte er sich einen Weg durch das Dickicht. Jedoch waren reichlich viele Nähte aufgeplatzt, als die Schuhe den riesigen Füßen des neuen Trägers nicht mehr widerstehen konnten.

Warum bin ich hier? Sicherlich war ich nicht alleine...
Es müssen noch weitere Anguren, weitere des Clans der MacAgrona mit mir gewesen sein!
Sie werden mit Antworten liefern können...
Aber was, wenn...


Der Alte schüttelte den Kopf so heftig, dass der pochende Schmerz an seinem Hinterkopf wieder aufkam. Das bohrende Gefühl der Unwissenheit raubte dem Alten Jall-Argayth MacAgrona jeden Gedanken. Er hatte es sich nicht eingestehen wollen, doch sein Kopf schien leer, bereinigt. Er kannte seinen Namen, seine Hände, sein Gesicht. Doch Erinnerungen waren so undeutlich und verschwommen, als wären es nicht seine eigenen gewesen. Gesichter, Namen, Eindrücke, Momente... alles war in seinem Kopf. Doch es bestand keine Ordnung. Es machte keinen Sinn. Antworten... er benötigte Antworten. Und jene konnte er nur durch die Seinen bekommen. Durch die MacAgronas.

Fast entglitt dem Alten sein stetiges murmeln, sein leiser Singsang, welcher grollend und tief durch die Nacht klang. Etwas an diesem Gesang erkannte er... und so ließ Jall es zu. Er horchte seiner Stimme, während seine Schritte weiter den ihm bekannt scheinenden Sternbildern in eine Richtung folgten. Norden. Er wusste nicht, woher, doch diese Sterne deuteten ihm den Weg.

Die zweite Etappe hatte begonnen.
 Nach oben »
Jall-Argayth MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 19 Nov 2006 16:56    Titel:
Antworten mit Zitat

Das Wildschwein schien alarmiert zu sein, denn es bewegte sich langsamer, mit bedrohlich gesenkten Hauern voran. Tief in der Nacht, unter den weiten Ästen der Bäume, vermochte man das zottelige, braunschwarze Fell des Keilers kaum ausmachen und nur die Äuglein spiegelten etwas von dem spärlichen Mondlicht wider, welches den Weg durch das Blätterdach fand. Beständiges, grollendes Grunzen wechselte sich ab mit einem drohenden Gebaren in verschiedene Richtungen, bevor das Tier einen verhängnisvollen Schritt tat: Mit einem lauten, kreischenden Grunzen brach der Boden unter dem Tier weg und es stürzte in eine tiefe Mulde. Noch bevor es wieder auf die Beine kommen konnte, war der riesige Schatten über ihm.

Es folgten drei, vier erschütternde Schläge mit einem Stein, dann war das Tier tot und jedwede Gegenwehr erstarb. Jall-Argayth war niemals ein begnadeter Jäger gewesen, jedenfalls schien es ihm so, als er feststellte, mit welchen primitiven Mitteln er sich hatte Essen besorgen müssen. Es waren bereits fünf Tage vergangen seit seinem Erwachen an einer ihm völlig fremden Küste, und Wasser allein vermochte den riesigen Leib nicht bei Kräften zu halten. Doch was aß man in einer völlig unbekannten Welt? Die bunten, lockenden Früchte, die Pilze mit den riesigen Hüten? Pflanzen waren ihm zu gefährlich, denn ohne Wissen um die Wirkung der Flora dieser ihm neuen Welt könnte jede Mahlzeit ein unangenehmes Ende nehmen. So blieb nur eines übrig, was ihm garantiert den Magen füllen würde: Fleisch. Mit dem schweren Keiler auf den Schultern stapfte der Alte zu seinem Lager zurück.

Im Mondlicht, welches zwischen den Bäumen hindurchfiel und auf seinem Körper seltsame Muster zeichnete, mochte Jall einen skurrilen Eindruck machen. Er trug abermals keine Kleidung und war über und über bedeckt mit übelriechendem Morast, welcher bereits begann, trocken zu werden und abzublättern. Selbst sein stolzer Bart klebte, durchsetzt von trockenem Schlamm, fest an Brust und Hals des Alten.

Jall hatte die verräterisch riechende Kleidung der Leiche ablegen müssen, um die Chance auf eine erfolgreiche Jagd zu vergrößern. Tiere mochten vielleicht nicht alles sehen, aber der Geruch, welcher selbst nach all der Zeit, all dem Schweiß und Schmutz, nicht gänzlich aus den edlen Stoffen weichen wollte, hätte dem Alten das Essen verjagt. Nun jedoch, nackend, stinkend und mit einem Körper, welcher an allen Stellen juckte, war dem Angur ein gutes Mahl in die Hände gekommen. Schnaufend ließ er den Batzen von Fell und Fleisch von den Schultern. Ohne ein Messer erwartete den Angur nun der schwierigere Teil des Unterfangens: Die Verarbeitung.

Es war eine unmögliche Schwerstarbeit gewesen, doch sie wurde reich belohnt. Stunden waren vergangen, bevor Fell und Fettschichten voneinander gelöst werden konnten, bevor Essbares und Ungenießbares mit kundiger Hand getrennt worden war. Wo ein Messer fehlte, musste ein Steinkeil herhalten, um grobe Risse zu machen oder die Haut abzuwetzen. Jall ging so sauber vor, wie nur irgend möglich, um nichts zu verschwenden. Eine der ersten Lektionen für das Überleben in einer kargen Eiswüste, die jeder MacAgrona beherrschte. Das kleine, leise knisternde Feuer, welches für das Braten des herb nach Wild schmeckenden Keilers nötig war, erforderte keine großen Mühen mehr, und noch bevor die Sonne den Himmel rötlich zu färben begann, war Jall satt und wieder bei vollen Kräften. Dass er in der lauen Sommernacht auch nach der erfolgreichen Jagd auf ein Bad verzichtet hatte, führte dazu, dass der Alte den Weg im Schatten des Waldes fortsetzte, ohne die teuren Seiden anzuziehen. Mit einem zufriedenen Grinsen auf den von Morast verdunkelten Zügen und neu geweckten Lebensgeistern in den Beinen und der Brust, bahnte sich der Angure den Weg, ohne weitere Zweifel in seine Gedanken vordringen zu lassen.

Doch er wusste nicht, das alsbald neue Herausforderungen seinen Weg kreuzen würden. Herausforderungen, die nur eine Tagesreise lang auf sich warten ließen und erstmals in der Gestalt einer zwergwüchsigen, zierlichen Frau in sein Leben treten sollten:

„AAAAAAAAAAAAAAAAH! EIN OGER!!!“

Die dritte Etappe hatte begonnen...
 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Jall-Argayth MacAgrona - Die lange Reise des Erinnerns
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de