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[MMT] Ein Thron für den Alka
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [MMT] Ein Thron für den Alka
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Mychael Dalvon





 Beitrag Verfasst am: 28 Okt 2024 13:17    Titel: [MMT] Ein Thron für den Alka
Antworten mit Zitat

Draußen schien es immer noch so, als würde die Welt untergehen, noch immer regnete es ohne Unterlass und er hatte Glück, dass die Palastwachen ihn passieren ließen. Wasser tropfte von seiner Kleidung, rann über seine Schläfen. Der Markt war anders verlaufen als erhofft und kurzfristig war er schon dabei seine Sachen zusammen zu packen, aber das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint. Neben den Einnahmen hatte er ein Angebot bekommen, dass er annehmen musste.
Deswegen war er nun hier. Zum ersten Mal.


Langsam schlenderte er dann wenig später durch die hohen Hallen des Palastes, seine Schritte hallten von den dunklen Steinwänden wider, als er sich dem Thronsaal näherte. Er war noch nie hier gewesen, aber er vermutete, dass der Ritter die Wachen bereits instruiert hatte, weswegen man ihm tatsächlich den Weg wies. Der Raum selbst war von einer feierlichen Stille erfüllt, die nur das Flackern einiger Fackeln durchbrach und weiche, tanzende Schatten auf die Basaltwände warf. Am Ende des langen Saales stand der Thron des Alka, der Herrscherplatz selbst – ein massiver Sitz aus tiefschwarzem Basalt, der mit blutroten Kissen ausgelegt war, nicht mehr ganz, eine Erinnerung an eine Zeit, die ihm reichlich egal war.

Mychael nahm sich einen Moment, um den Anblick auf sich wirken zu lassen.

Er trat näher, legte die Finger an das kühle, glatte Gestein und bewunderte die Schlichtheit und die imposante Aura des Thrones. Nahm die Details auf und entschied mehr oder minder sofort, dass es Zeit für etwas Neues war. Wenn die Ritterschaft nicht darauf bestand, würde er nichts davon weiter verwenden, etwas vollkommen Neues schaffen.

Die Bilder von seinem eigenen Thronentwurf flossen ihm schon in den Kopf, bevor er den Saal verließ. Nein, er hatte sie bereits gesehen, noch während der Ritter ihm von dem Auftrag erzählt hatte.
Er spürte, dass dieser eine Herausforderung sein würde – eine, die sein Talent und seine Fähigkeiten als Steinmetz und Feinschmied wirklich auf die Probe stellen könnte. Genau deshalb reizte es ihn so.

Abgesehen davon würde es ein Aushängeschild für ihr Geschäft werden, das man nur einmal im Leben geboten bekam. Bei dem Gedanken hoben sich seine Mundwinkel zufrieden an.

Er ging nicht in die Werkstatt nach Düstersee zurück, sondern blieb in Rahal in seinem eigenen Haus.

Auf seinem Schreibtisch lag mehr als genug Pergament. Er legte seine Skizzenblätter bereit, zündete zwei weitere Lampen an und griff nach Zeichenkohle und Zirkel.
Der erste Entwurf begann schlicht. Hier würde es keine verzierte Üppigkeit, keine feinen Ornamente geben – nur die rohe Stärke des dunklen Basalts, der die Macht und Standhaftigkeit des Alka spiegelte.

Die Armlehnen, die klar und eckig geschnitten waren, die scharfen Kanten, die den Thron so uneinnehmbar und stolz machen würden. Die roten Samtkissen würden ihm am Ende eine spürbare Wärme, eine Art stiller, doch kraftvoller Würde verleihen.


Seine Hand flog regelrecht über das Pergament. Genau damit, genau hier war er in seinem Element.


Er stellte sich eine robuste Struktur aus Basalt vor, wie der bestehende Thron, mit einem einprägsamen, mächtigen Pantherkopf, der auf der Rückenlehne des Thrones prangte. Der Panther, Symbol des Schutzes und der Furchtlosigkeit Alatars, sollte erhaben in das Zentrum eingelassen sein, mit grimmigen, scharfen Augen, die jeden anblicken würden, der dem Thron zu nahe kam, eingesetzt aus geschliffenen Rubinen, die das Licht reflektieren würden.

Wenn er es richtig machte, würde sein Blick jedem folgen.

Seine Kohle fuhr über das Papier, zeichnete feste Linien und klare Kanten. Die Sitzfläche war großzügig, flankiert von Armlehnen, die an der Oberseite aus schwarzem Mahagoni gefertigt waren, um die Kühle des Basalts durch die Wärme des Holzes ergänzen. Die Armlehnen waren schlicht gehalten, gerade und ohne Schnörkel – ein Thron für einen Herrscher, der Stärke und Klarheit über Zierde stellte. Die Kissen aus tiefrotem Samt, so beschloss Mychael, sollten das einzige weiche Element sein und das Bild vervollständigen.







Mit einem zufriedenstellenden Seufzen betrachtete er die erste Skizze, und obwohl er wusste, dass sie genau das repräsentierte, was viele als würdig und edel ansehen würden, spürte er, dass die künstlerische Freiheit ihn doch noch reizte. Da gab es noch mehr.


Er griff erneut zur Kohle und begann an einem zweiten Entwurf zu arbeiten.
Für diesen zweiten Thron ließ er seine Hände freier über das Papier gleiten, ließ Rundungen und sanfte Linien entstehen. Der Pantherkopf in der Mitte sollte ebenfalls erhalten bleiben, doch diesmal in einer weniger starren Position. Statt nur zu verharren, wollte er die Illusion schaffen, dass der Panther auf diesem Thron leise und wachsam lag, die Krallen sanft in den schwarzen Mahagoni eingelassen und bereit, jederzeit aufzustehen. Die Holzarbeiten an der Front und den Seiten waren feiner, geschwungen, als ob sie den Lauf eines geheimnisvollen Flusses nachahmten, und schufen ein harmonisches, doch kraftvolles Bild. Auch hier würde Basalt die Grundlage sein, eine robuste Struktur als Zeichen von Macht und Standhaftigkeit, aber bei diesem Vorschlag wählte er mehr Holzarbeiten.

Er war dem alten Alka nie begegnet, damals lebte er noch in Drakon und interessierte sich wenig für politische Belange.
Mychael stellte sich vor, wie der Alka auf diesem Thron sitzen würde – ein Platz, der sowohl Eleganz als auch Macht ausstrahlte und die Furchtlosigkeit des Herrschers in der Leichtigkeit der Kurven und Linien widerspiegelte.







Zufrieden fuhr er mit der Hand über die beiden Skizzen. Die Nacht war bereits weit vorangeschritten, der Regen war aber immer noch zu hören. Doch die Müdigkeit schien ihn nicht zu erreichen; er spürte eine ruhige, tiefe Zufriedenheit, während seine Augen über die Pergamente glitten.
Es waren zwei Bilder.
Zwei Ansichten, die zusammengehören und dennoch vollkommen unterschiedliche Blickwinkel bieten.
Welche Skizze würde es wohl werden?


Wenig später waren beide Skizzen zusammengerollt in Leder zum Schutz gegen das Wasser verstaut. Er bezahlte keinen Boten, sondern machte sich selbst auf den Weg und übergab sie an der Burg der Bruderschaft einer der Wachen. Dabei lag noch ein Schreiben für die Bruderschaft.

~~~~

Meinen Gruß an die Bruderschaft!

Ich übergebe eurer Wache zwei Skizzen für einen möglichen Thron.
Am besten wäre es, eine erste Entscheidung über die grobe Richtung zu treffen. Wenn ihr den Rest mir überlasst, werde ich sofort mit dem Bau beginnen. Solltet ihr gewisse Details wünschen, Verzierungen, Inschriften, Materialänderungen, lasst es mich wissen.


Meinen Gruß,



~~~~




Sein Rückweg führte ihn über Wetterau. Er war sowieso nass bis auf die Knochen, ein Umweg machte ihm nichts aus.
Er konnte nicht anders. Nur einen Blick.
Selbst wenn es dunkle Fenster waren.
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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 28 Okt 2024 23:38    Titel:
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Der Kamin knisterte leise, während Kava im ledernen Sessel in der Oberstadt saß, die Skizzen des neuen Thrones hatte er auf dem Schoss ausgebreitet. Der Schein des Feuers tanzte über das Papier und ließ die Linien und Formen lebendig werden. Die Augen des Panthers auf der Skizze schienen Kava fast schon zu fixieren.

Kava nahm einen tiefen Atemzug, der Geruch von frischem Holz und feuchtem Stein umhüllte ihn. Der Steinmetz, einer der Dalvon Brüder, der mit nur einem Auge. Er hatte die Geschichte seiner Heiligkeit gehört – wie der Herrscher, in einem Anfall von Zorn, ein Stück seines Thrones Kava an den Kopf geworfen hatte. Dieses kleine Stück Stein hatte Kava nicht nur einen schmerzhaften Schlag versetzt, sondern auch seinen Stolz verletzt.
Die Narbe jenes Abends trug er weiter, verdeckt unter einer seiner gelockten Strähne. Dieser Wurf entfachte die Ehrfurcht, die er dem Alka entgegenbrachte, nur noch mehr. Doch nun, nach all den Jahren, war Kava entschlossen, einen neuen Thron zu schaffen.

Kava beugte sich über die Skizzen, seine Finger glitten sanft über die feinen Linien. Der erste Entwurf war majestätisch, mit imposanten Armlehnen, Der Schädel des Panthers prangte hoch auf dem Thron. „Für die Freiheit!“ hatte der Steinmetz gesagt, und ich konnte spüren, wie die Leidenschaft in seinen Worten mitschwang. Der zweite Entwurf war detaillierter, aber mit ergreifenden Verzierungen.

Als Kava zurück zu den Skizzen blickte, bemerkte er ein kleines Detail, das ihm vorher entgangen war – eine feine Gravur am Fuß des Thrones, ein Muster aus Pantherpranken, das für Stärke und Beständigkeit stand. „Perfekt“, murmelte er, während er die Entscheidung traf. Dieser Thron sollte der Ort sein, an dem Entscheidungen getroffen werden, die das Schicksal unseres Reiches bestimmen würden.

Kava lehnte sich zurück, zufrieden mit der Vision, die vor ihm lag. Der Steinmetz hatte seine Arbeit mit Bedacht, Liebe und Respekt angefertigt. Kava stellte sich vor, wie es wäre, selbst auf diesem neuen Thron zu sitzen. Doch schnell verwarf er den Gedanken wieder und schüttelte seinen Kopf nur leicht..


Kurze Zeit später wird er auch schon das Schreiben für den Steinmetz verfassen...



------------------------------------------------------------------------------------



Seinen Segen Herr Dalvon,

ihr habt hervorragende Arbeit geleistet und ich bin zuversichtlich, dass unsere Köpfe noch an Ort und Stelle verweilen können.

Beide Skizzen zeigen deutliche eure Meisterfähigkeiten.
Jedoch würde ich zu erstem tendieren.

Seine Pranke über euch!

Ritter Shasul
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Mychael Dalvon





 Beitrag Verfasst am: 30 Okt 2024 22:40    Titel:
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Der Himmel hing immer noch in tiefem Grau über Rahal, als der Bote ihm das Schreiben überreichte, gesiegelt mit dem Wappen der Ritterschaft. Er brach das Siegel und las, dass der erste seiner Entwürfe – der schlichte, mächtige Thron mit dem Pantherkopf und den rubinroten Augen – den Zuschlag bekommen hatte.
Es überraschte ihn nicht wirklich, aber dass die Entscheidung so schnell gefallen war, ermöglichte es ihm, direkt mit der Arbeit zu beginnen.
Obwohl es eine kurze Nacht war, obwohl der Schlaf auf sich hatte warten lassen, zögerte er nicht wirklich, er wollte anfangen.

Schmiedearbeiten brachten vielleicht Gold, aber die wahre Herausforderung, der wirkliche Antrieb, war für ihn der künstlerische Aspekt seiner Arbeit.
Er selbst hätte sich wahrscheinlich nicht direkt als einen Künstler bezeichnet, oder er sprach es einfach nicht aus. Wer seine Arbeiten kannte, würde es aber sicher verstehen, wie sehr in ihm die Leidenschaft brannte, wenn es darum ging, aus Stein oder Metall etwas Wahres zu schaffen. Etwas, bei dem er kreativ werden konnte.

Dieser Thron würde zwar schlicht bleiben, aber er hatte vor, ihn zu perfektionieren. Der Ritter vertraute auf seine Arbeit und sein Können und das zurecht.


Noch einmal nahm er sich die Skizzen vor. Die Schlaflosigkeit hatte etwas Gutes, er war die Pläne immer und immer wieder durchgegangen und die Idee kam wie von selbst und ließ sich nicht mehr wegdenken. Bereits seit den letzten Malen, die er in der Mine verbracht hatte, lagen im Lager die Blöcke aus Basalt bereit. Es waren nur die Besten von höchster Qualität, ohne Einschlüsse, Sprünge, Unebenheiten oder Risse. Jene, die er nur für besondere Statuen und Arbeiten nutzte. Robust genug, um die feierliche Struktur halten zu können.
Zusammen würden sie die Basis des Thrones bilden, massiv und kraftvoll und sicherlich nicht so einfach zu zerstören.


Er begann mit dem Fundament, die tragende Struktur des Thrones. Die Steine wurden so lange beschlagen und geglättet, bis die Blöcke perfekt im Licht schimmerten und genau zu seinen neuen Zeichnungen passten. Ziel war es, dass der Thron durch wenig Schmuck, alleine durch seine Größe und Schlichtheit eine Präsenz haben sollte, die jedem, der vor ihm stand oder kniete, Respekt einflößen würde. Und ebenso auch irgendwo jenem, der jeden Tag die Stufen erklimmen würde, um dort Platz zu nehmen. Am Ende war auch der Alka nur die rechte Hand des All-Einen.
Der Thron würde ihn jedes Mal daran erinnern, wem sie alle dienten.


Jede Kante musste absolut gerade und präzise sein, nichts durfte von der klaren, dominanten Silhouette ablenken.
Die Seitenteile waren deutlich breiter als eigentlich eingeplant und genau dort setzte er nun seine neue Idee um. Beide Flanken würden aus einer Pantherstatue bestehen, welche die Armlehnen tragen würde.
Die Haltung des Tieres gestaltete er in einer leicht geduckten Haltung, lauernd, als würde er jeden Moment zum Sprung ansetzen. Seine Vorderpfoten waren kraftvoll ausgestreckt, und die Krallen wurden in den Stein graviert, scharf und deutlich erkennbar, als ob sie jeden Eindringling abwehren könnten.
Beim Fell brauchte er eine Menge Zeit, da er jede sanfte Rille, jede Vertiefung so präzise fertigte, dass am Ende ein strukturiertes Muster ergab, welches die natürliche Bewegung des Tieres nachempfand.
Den Kopf wachsam erhoben, die Augen aus Schwarzdiamant um den Fokus nicht zu sehr vom Kopfteil des Thrones zu nehmen. Und dennoch wählte er einen Schliff, damit sie das Licht so einfangen konnten, als ob der Panther eine unsterbliche Wachsamkeit an den Tag legte. Beide Statuen waren beinahe gleich und dennoch vollkommen unterschiedlich in den Details, im Großen und Ganzen aber nichts weiter als eine schlichte Beigabe, welche die Lehnen des Thrones stützen.


Als die Basis stand, wandte er sich der Rückenlehne zu und damit dem Pantherkopf, der über den Thron wachen sollte.
Der zentrale Aspekt seines Entwurfs und das Symbol Alatars.
In sorgfältigen Schritten begann er den Kopf zu bearbeiten. Ein Fehler und er würde mit der kompletten Lehne neu beginnen müssen. Die beiden Rubine lagen bereit. Sie waren so viel wert, wie manch einer auf Gerimor in einem Jahr nicht verdienen würde. Der Schliff hatte ihn zwei Tage gekostet, immer wieder hatte er damals Pausen eingelegt, aber nun würde das Licht perfekt reflektiert werden. Die Augen würden lebendig werden.
Stundenlang arbeitete er nur am Kopf, feilte und gravierte, brachte die feinen Details in seine Züge ein, damit die Mimik sowohl Stolz, aber auch eine gewisse stille Drohung vermittelte.
Wer nicht von selbst auf die Knie sank, oder beim Anblick des Alkas, würde es sicherlich mit Blick auf den Thron und die Augen des Panthers.


Die Armlehnen, die durch schwarze Mahagoni-Einsätze veredelt wurden, nahm er zuletzt in Angriff.
Dort griff er nach dem Holz, das Roderik vorbereitet hatte. Seine Verletzungen heilten, aber er hatte ihm die Zeit gegeben, hier seine beste Arbeit zu leisten und passte sie deshalb erst am Ende ein.
Die beiden Stücke waren nicht irgendwelche Holzteile, sie lagen schon eine Weile bei Roderiks Vorräten und waren nun nach seiner Behandlung perfekt in ihrer Schlichtheit.
Das Holz glänzte dunkel und wenn man darüber strich, fühlte es sich ein wenig warm an, weich, ohne jegliche Erhebung oder gar Risse. Sie würden die kühl-schwarze Ausstrahlung des Basalts durch eine warme, dezente Holznote ergänzen.
Die glatten, abgerundeten Holzstücke fügte er passgenau ein, sodass sie wie selbstverständlich in die Basaltstruktur übergingen. Er würde Roderik noch einen Blick darauf werfen lassen, aber er hatte keine Zweifel, dass auch er mit der Arbeit soweit zufrieden sein würde. Sein Auge ruhte eine ganze Weile auf dieser Verbindung. Stein und Holz. Wie die zwei Brüder, unterschiedlich, aber sie ergänzten sich perfekt.


Er war beinahe am Ende angekommen.


Als einziges Element des Thrones blieben die tiefroten Sitzkissen, ein Kontrast zur Härte des Steins – ein einladender Hauch inmitten des massiven Thrones. Es war ein reiner Zufall, dass an dem Abend Viktoria bei ihm in der Werkstatt vorbeigekommen war, um ihre Rüstung reparieren zu lassen. Vermutlich wäre er sonst bei Tanai aufgeschlagen oder hätte versucht, die Nobilia zu erreichen, aber so blieb der Auftrag in der Nachbarschaft und er bekam die Polsterung schneller zurück als gedacht.
Natürlich nicht ohne eine Menge Gejammer über die von der Gicht schmerzenden Finger, aber ihr leicht dramatisches Auftreten war er ja bereits von früheren Aufträgen gewohnt und so nahm er es wenig ernst. Am Ende spürte er, dass es ihr eine Ehre gewesen war, noch ein letztes Mal nach Nadel und Faden zu greifen, obwohl sie dem Handwerk abgeschworen hatte, einen anderen Weg ging. Das letzte ihrer Werke wäre somit nicht irgendeine Rüstung gewesen, sondern ein Tribut an den All Einen, ein Geschenk einer Rabendienerin, ein Bund zwischen dem Reich und seinen Vertrauten. Der Gedanke gefiel ihm verdammt gut.

Es war kein Samt geworden am Ende, nein, er hatte sich dagegen entschieden und aus den Tiefen seiner alten Truhe ein Bündel hervorgezogen. Bestienleder, schon älter, aber gut behandelt, weich.
Es war ein Gewinn gewesen.
Ein Teil eines Gewinns, den er im Schattigen Krug im Kellerzimmer bei einem seiner organisierten Kartenspiele durch eine Hinterlist gewonnen hatte, die noch heute von den Leuten in der Hafenstadt als Schattenstich betitelt wurde und bei der er hoffte, dass man noch immer Geschichten über die Theken erzählen würde, denn so ein Bluff wie damals, war ihm danach nur noch selten gelungen.
Nun schimmerte tiefrotes, butterweiches Leder und gab der Sitzfläche diesen besonderen Glanz.


Mit jedem Detail wuchsen die Teile des Thrones vor ihm empor, und mit jedem Handgriff formte sich die Vision, die in eben jenen regnerischen Nächten entstanden war, als er keinen Schlaf gefunden hatte.


Am Ende stand er noch eine ganze Weile davor, ein Glas mit Whiskey in der einen, einen Glimmstängel in der anderen Hand und betrachtete sein Werk. Auf dem Markt hatte er bereits einige Gegenstände verkauft, bei denen er von besonderen Werken gesprochen hatte. Aber das hier, würde sicherlich sein Meisterwerk sein.
Mit einem zufriedenen Schmunzeln blies er den Rauch gen Decke.
Der Glaube an Alatar hatte auf der Insel bei Drakon zumindest in seinem Elternhaus keine große Rolle gespielt. Seine Eltern beteten nicht vor dem Essen, es gab keinen Tempel. Er war damit zwar groß geworden, er war ein Teil von ihm, aber nie einer, der viel Platz eingenommen hätte.

Er folgte vor allem seinem eigenen Glauben, an sich, an das Leben und auch wenn das in Alatars Namen geschah, war er dabei seit jeher ein Künstler gewesen. Ob nun mit Stein oder Metall, oder als der Herr im Schatten, das Gesicht hinter dem einfachen Wirt in der Taverne. Wenn man die Wahrheit suchte, dann würde man eben nur das Trugbild finden, das mit der Präzision eines Meister gemalt worden war.
In einer Welt voller offener Bücher, war er die verschlossene Seite, die er nur denen zeigte, die er auswählte. Seine Bühne war groß und man hätte ihm vermutlich Täuschung vorwerfen können, aber alles was er tat war jene das glauben zu lassen, was sie glauben wollten.
War das nicht genau das, was Alatar sehen wollte?
Hinterlist in Perfektion, solange sie in seinem Namen geschah, spielte es keine Rolle, wer wie die Fäden zog, die sonst niemand sah.

Denn am Ende waren sie selbst nur Spielfiguren auf dem Schachbrett der Götter.

Ein letzter Blick auf den Thron bevor er sich abwandte.
Am nächsten Morgen war ein Schreiben zur Ritterschaft unterwegs.



~~~~

Meinen Gruß an die Bruderschaft!

Die Vorarbeiten sind beendet. Der Aufbau des Thrones wird noch einmal einen Tag in Anspruch nehmen, an welchem ich im Palast direkt mit einigen Helfern zu Gange sein werde.
Im Augenblick befinden sich die Teile in Rahal, ihr könnt sie euch ansehen wenn ich sie in den Palast bringe und noch eventuelle Wünsche vorbringen.
Sie werden vor Ort zusammengesetzt und dann steht der neue Thron für die Ankunft des Alka bereit.


Meinen Gruß,



~~~~


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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 06 Nov 2024 22:53    Titel:
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Zufrieden nahm er das Schreiben entgegen. Er lächelte als er die Zeilen überflog, kurz streichelte er seine Narbe und so etwas wie innerlicher Frieden scheint ihn zu überfliegen.

Ein tiefes Ausatmen ob der Erleichterung ging von ihm aus ehe er das Schreiben zur Seite lag und daran dachte wie Isidor auf dem Thron sitzen könnte ohne wutentbrannt seine Armlehne vermissen zu müssen.

Prompt griff er zu einem der vergilbten Papierbögen und öffnete das Tintenfass...





Des All-Einen Segen Herr Dalvon,

ich bin gespannt Euer Werk in Augenschein nehmen zu düfen.
Teilt mir noch mit, wann es im Thronsaal aufgebaut wird, ich werde versuchen ebenso anwesend zu sein.

Den alten Thron können wir als Mahnmal in den Keller des Palastes stellen lassen um zu erinnern was passieren kann wenn man seine Heiligkeit erzürnt.

Seine Pranke schützend über Euch.


Ritter Shasul
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Mychael Dalvon





 Beitrag Verfasst am: 12 Nov 2024 20:13    Titel:
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Zwei Tage.
Der ein oder andere Bewohner von Rahal begann, das rege Treiben zum Palast mit Neugier und vielleicht auch etwas Misstrauen zu beobachten. Es war nicht nur ein einzelner, schwerer Karren, der die Straßen entlang rollte – sie fuhren sogar ein paar Mal, die Fracht immer sorgfältig abgedeckt mit gewachstem Leder.
Vielleicht würden Gerüchte entstehen, aber im Endeffekt durften die Wagen passieren und vor dem Palast wurden die schweren Teile aus Basalt und Mahagoni abgeladen.
Zwei Tage.
In denen er die meiste Zeit im Thronsaal verbrachte, in denen Roderik ab und an vorbei kam und ihm zur Hand ging, die Holzarbeiten perfektionierte, bis er zufrieden war. Denn die letzte Idee, die ihm noch gekommen war, konnte er nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Die Lehne im Thron würde etwas besonderes werden und vorerst würde sich darauf verlassen, dass der Alka, so besonders wie er sich zeigen würde, schnell herausfinden würde, dass man mit einem kleinen Kniff die Armlehne öffnen konnte, dass darunter ein Fach im Stein verborgen lag.
Es war immer gut, wenn man die Möglichkeit hatte, gewisse Dinge für das Auge zu verbergen. Er sah es immer noch als eine der größten Herausforderungen in seinem Beruf sich mit Mechanismen zu beschäftigen, die er in normalen Möbelstücken verbergen konnte um den Menschen Platz für Geheimnisse zu lassen.
Für ihn war das wie eine Sucht geworden.
Vielleicht wusste auch ein Herrscher so etwas zu schätzen.

Die letzte Fuhre, die sich zum Palast aufmachte, war lediglich sein Packpferd, beladen mit Kissen, die ebenso gegen den immer noch in Rahal andauernden Regen gut bedeckt waren.
Er passierte noch einmal die Wachen auf dem Weg, nickte ab und an knapp und verschwand zum vorerst letzten Mal hinter den beeindruckenden Mauern des Palastes.
Die Sonne hatte sich an dem Tag nicht einmal blicken lassen und die vielen Laternen, die er beim Aufbau genutzt hatte, waren bereits wieder abgebaut worden und nun erhellten nur noch die vielen Feuerbecken den Raum. So viele Handlanger hatte er in den Tagen nicht gehabt, aber diese letzte Aufgabe erledige er alleine.
Sorgfältig legte er die Kissen auf den Stein und befestigte sie.

Dann trat er langsam zurück.


Er war fertig.
Der Thron für den Alka.
Dunkel, majestätisch, ein Monument der Macht, das eine unübersehbare Präsenz ausstrahlte. Die Pantherstatuen an den Armlehnen verharrten in ewiger Wachsamkeit, ihre schwarzen Diamantaugen schienen das Licht so aufzunehmen, dass es beinahe schien, als würden sie den Raum selbst überwachen. Die Rückenlehne, gekrönt vom Pantherkopf mit den tiefroten Rubinen, strahlte eine stille Bedrohung aus – eine eindringliche Mahnung an jeden, der diesen Saal betreten würde.
Die ledernen Sitzkissen, dunkelrot und sanft schimmernd, boten einen unerwarteten Kontrast zu der rauen Härte des Thrones und rundeten die Schlichtheit des Designs mit einem Hauch von Eleganz ab.
Er hatte das geschafft, was er erreichen wollte:
Der Thron würde ein Symbol der Macht des Alkas sein, für alle sichtbar, wer die Kontrolle über Rahal und das Reich besaß.


Noch am selben Abend verfasste er dann das abschließende Schreiben an die Ritterschaft, versiegelt mit dem Wappen seiner Familie. Die Herausforderun hatte er gemeistert, er war zufrieden. Die Botschaft war klar und knapp, wenn auch ein sachtes Schmunzeln auf seinen Lippen lag, als er den Brief versiegelte:



~~~~

Meinen Gruß an die Ritterschaft!

Der Thron ist vollendet. Die Arbeiten sind abgeschlossen und der Thronsaal wieder geräumt.
Möge jeder, der den Saal betritt, verstehen, dass hier nichts als die reine Wahrheit Alatars herrscht.

Gebt mir Bescheid, ob es letzte Änderungen bedarf.

Meinen Gruß,



~~~~
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Mychael Dalvon





 Beitrag Verfasst am: 25 Jan 2025 21:29    Titel: Ein Thron ist nicht genug...
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Wenn man im Norden geboren und aufgewachsen ist, kannte man den Winter.

Schon als Kinder hatten die Geschwister Dalvon die Balance zwischen Schönheit und Härte erleben müssen.
Eiskalter Tagesbeginn, wenn sie im Wasserfass die Eisschicht zerbrechen mussten, um sich zu waschen.
Wenn die Kälte wie ein stiller Dieb ins Haus gekrochen war und jeden Atemzug geschärft hat, war es nicht so einfach das Positive zu sehen.

Aber da war dann auch, wenn man nach draußen kam, der silbrige Dunst, der nur kurz zu sehen war, bevor er sich auflöste und verriet, dass nach den Pflichtaufgaben des Tages noch eine Menge Spaß im Schnee für die Geschwister wartete.


In Rahal war der Winter auch angekommen, eine Jahreszeit, die kein Mitleid kannte und die aber in seinen 4 Wänden mit den Kaminen und dem Feuer der Esse gut zu ertragen war.


Und an diesem Abend zeigte sich die andere Seite des Winters. Klirrend kalt und klar war der Abend. Es hatte nochmal geschneit und noch war die Schneedecke auf den Wegen mit wenigen Spuren verschandelt.
Durch die großen Fenster im Dach kam das letzte Licht des Tages, der Himmel färbte sich in leuchtenden Tönen. Von einem kalten Rosa bis zu einem tiefen Blau, das schon langsam die Nacht ankündigte.

Vermutlich wäre es ihm nicht einmal aufgefallen, wenn er nicht irgendwann aus purer Verzweiflung den Kopf in den Nacken gelegt hätte. Sein Auge starrte eine Weile hinauf und er versuchte, sich wieder zu konzentrieren.
Der Raum roch noch nach Ton, Kohle und ein schwacher Rest von Tabak, der von den Glimmstängeln herrührte, die neben ihm im Aschenbecher lagen. Seufzend richtete er den Blick wieder auf seine Werkbank und griff achtlos nach dem Glas, um einen Schluck zu nehmen, während sein Blick trüb über die ausgebreiteten Pergamente glitt.

Gestern hatte er die Bilder genau vor sich gehabt und noch in der Nacht begonnen sie auf Papier zu bringen.
Aber heute kam es ihm so vor, als würden sich seine Gedanken in der Nachtluft auflösen, die Linien verschwammen vor seinem Auge und die Ideen, die irgendwo in seinem Kopf waren, weigerten sich nun, weitere Formen anzunehmen.

Alles, was er gerade aufs Papier gebracht hatte, wirkte stumpf, leblos und banal. Sicherlich nicht geeignet, in Zukunft die beiden Alkas jeden Tag zu begleiten.
Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und atmete schwer aus.

Mit einem Seufzen griff er erneut nach dem Glas, das auf dem Tisch stand, und nahm einen tiefen Schluck vom Inhalt – ein teurer Whiskey, der sich immerhin mit einer wohligen Wärme in seiner Brust ausbreitete und ihn daran erinnerte, dass er endlich Alec schreiben musste um eine Lieferung anzufordern.

„Verdammt noch mal“, murmelte er und lehnte sich zurück, das Glas noch in der Hand. Seine Stimme hallte dumpf durch das Atelier, doch eine Antwort blieb naturlich aus. Es fühlte sich an, als stünde er vor einem groben Steinblock, ohne Meissel und Hammer. Mit einem weiteren Fluch schob er die Pläne beiseite.
So hatte das keinen Sinn. Und für diese Aufgabe blieb ihm noch einiges an Zeit. Es gab Wichtigeres.


Immerhin stand da noch der Bau des zweiten Thrones an.
Die Neuigkeit, dass nicht nur ein Alka den Palast in Zukunft bewohnen würde, hatte ihn überrascht und ihn nicht allzu lange warten lassen, um das Angebot vorzubringen, ein Pendant zum bereits gefertigten Thron zu bauen.

Der erste Thron war eines seiner größten Meisterwerke gewesen.
Er hatte mit jeder Linie, jedem Schnitt, jedem Schlag auf den Stein gewusst, was er wollte. Es war gewesen, als hätte der Entwurf bereits in seiner Seele existiert und er hätte ihn nur herausarbeiten müssen.

Nun hatte der Ahad auf sein Angebot hin eine Kopie des bereits gefertigten Thrones gewünscht. Das würde so nicht gelingen, denn jeder Stein war anders. Aber genau da lag nun die Herausforderung. Sie mussten sich perfekt ergänzen, wie es scheinbar das Geschwisterpaar ebenso tat.

Der Griffel begann sich zu bewegen und für einen Stundenlauf vergaß er die Zeit, als das Licht langsam schwand.

Als er dann erneut zum Glas griff, musste er sich zum zweiten Mal an diesem Abend eingestehen, dass das, was er fabriziert hatte, vollkommene Scheiße war.

Nichts als Striche und Kratzer. Kein Leben, keine Kraft.


Seine Gedanken drifteten ab, während der Whiskey langsam durch seinen Körper sickerte und ihn mehr wärmte als das Feuer der Esse. Er wollte sich konzentrieren, wollte wieder die Begeisterung spüren, die ihn bei seiner Arbeit normalerweise packte. Doch der Tag lastete schwer auf ihm, wie ein nasses Fell auf den Schultern nach einem Regenguss.

Am Ende gab er auf und stemmte sich hoch.

Gerade als er das Glas leerte und sich von dem Desaster abwenden wollte, fiel sein Blick auf ein Stück Basalt, das an der Wand lehnte. Den Block hatte er dorthin gelehnt, weil er von einer Ader aus Quarz durchzogen war und noch auf seine Bestimmung wartet. Der Block schimmerte schwach im Licht der Glut, seine Oberfläche unregelmäßig und rau. Es war nur ein Rohling, aber etwas an seiner Form weckte eine vage Idee in ihm.

Der Gedanke war nicht greifbar, nur ein Funken flammte in seinem Kopf auf.

Langsam stellte er das Glas ab, als habe er Angst, durch zu schnelle Bewegungen etwas zu verjagen, was mit nur einem Wimpernschlag in die Flucht geschlagen werden konnte.

Automatisch griff die Hand nach dem Griffel, er zog das Pergament heran und dieses Mal waren es keine Skizzen, sondern Worte, Stichpunkte, die er aufschrieb, solange er sie greifen konnte.

Es war nicht viel, nur ein Ansatz. Aber es war ein Anfang.

Die kalte Winternacht, die draußen einsetzte, würde unerbittlich werden, doch in seiner Brust begann sich etwas zu regen – eine leise, zähe Entschlossenheit, die ihn seit Jahren durch jede Widrigkeit getragen hatte. Er war vielleicht nicht inspiriert, vielleicht war der Tag beschissen gewesen, aber der Stein, der Basalt, würde irgendwann mit ihm sprechen. Er musste nur weitermachen, Schlag für Schlag, Linie für Linie.

Für diese beiden Aufträge wurde nichts anderes als Perfektion erwartet. Und dafür brauchte er erst einmal frische Luft und dann einen freien Kopf für alles weitere.
Der Schnee knirschte unter seinen schweren Stiefeln, als er wenig später Rahal verließ und in der Dunkelheit verschwand.
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Mychael Dalvon





 Beitrag Verfasst am: 04 Feb 2025 11:24    Titel:
Antworten mit Zitat

Der Schnee knirschte unter Mychaels schweren Stiefeln, als er an diesem Abend von der Kutsche kam. Es war noch immer eisig und die Kälte biss einem regelrecht ins Gesicht, aber er achtete nicht wirklich darauf. In seiner Tasche verborgen ruhte ein kleiner Beutel. Es waren die letzten Reste des schwarzen Sandes, die er damals für einen Auftrag von den Inseln geholt hatte. Noch einmal wäre er die Reise so schnell nicht angetreten, vor allem nicht nachdem schon die letzte sich ungeplant in die Länge gezogen hatte. Umso mehr wog der Beutel.


Manchmal fragte er sich, was genau eigentlich sein Problem war. Konnte er nicht einmal ein normales Schmuckstück anfertigen? Konnte nicht einmal sein Kopf ruhen und ihn nicht mit irgendwelchen Ideen durch die Weltgeschichte jagen?
Und im gleichen Augenblick wurde er sich bewusst, dass er noch vor der Reise über genau das Gegenteil geklagt hatte und er schüttelte mit einem kurzen Grinsen den Kopf. Den skeptischen Blick der Wache ignorierte er mit einem Gruß und beschleunigte seine Schritte etwas.


4 Aufgaben lagen vor ihm:

Eine gestellt vom Tempel
Zwei von den Alkas direkt
Und die letzte eher indirekt von der Bruderschaft


Mit dem Auftauchen der Alka hatte er nicht gerechnet, vor allem nicht, dass sie wirklich eiskalt vor der Werkstatt stehen würde, um ihr Anliegen zu besprechen. Und verflucht nochmal, das hatte ihn tatsächlich beeindruckt. Normalerweise ging er allem aus dem Weg, was mit Adel zu tun hatte, aber das hier war etwas anderes.
Es war schlicht und ergreifend nicht möglich, hier von einem normalen Auftrag zu sprechen. Und deswegen nahm er nach dem Gespräch mit Tanai und dem Besuch der Alka das nächste Schiff. Wäre der Sturm nicht gewesen, wäre er rechtzeitig zurückgekommen und würde nun vermutlich eher entspannt durch den Schnee schlendern. Aber ihm lief die Zeit davon und die Arbeit würde nicht weniger werden.


Am Abend zuvor hatte er Analeya mit ins Atelier genommen.
Die erste Vorbereitung für ihre Aufgabe für die Bruderschaft.
Als sie im Wappenrock die Treppe hochkam, hatte er sie nur kurz mit prüfendem Blick gemustert, an den Anblick musste er sich noch gewöhnen und auch wenn er es nicht aussprechen würde, der wirkliche Sinn der Aufgabe erschloss sich ihm nicht wirklich. Aber wenn ein paar Tage in den Schuhen eines Handwerkers dafür sorgen würde, dass man den Wert der Menschen zu schätzen wusste, war er sicher der letzte, der sich in den Weg stellen würde. Dass sie die Wertschätzung in sich trug, stand für ihn allerdings außer Frage, weswegen er vor hatte, aus der Aufgabe eine Herausforderung für sie zu machen.


Die Esse und der Amboss blieben unberührt.

Er wusste um die Zeit, die sie in Weidenheim in der Schmiede verbracht hatte, und in den letzten Wochen hatte sich nur bestätigt, dass dadurch schlichtweg ein Grundwissen gegeben war. Unnötig Zeit zu verschwenden, ihr Dinge beizubringen über Metalle oder Rüstungen, die ihr bereits bekannt waren.
Abgesehen davon weigerte er sich schlicht, eine solche Aufgabe mit der Herstellung einer Waffe zu beginnen, die am Ende entweder von mehr als schlechter Qualität sein würde, oder eher durch seine Hand entstand. Genauso wollte er sie nicht mit der Herstellung eines Nagels oder irgendeinem sinnfreien Spielzeug abtun, was genau das sein würde, was jemand mit wenig Erfahrung auch schaffen würde.

Stattdessen lenkte er sie zu seiner großen Werkbank, auf der bereits sein Werkzeug bereit lag, sowie mehrere schwere Basaltblöcke neben den Plänen für den Thron für die Alka, der sich kaum von jenem ihres Bruders unterschied, bis auf die Verzierungen neben dem Pantherkopf.

In Ruhe erklärte er ihr sein Vorhaben anhand der Skizzen.
Es blieb an ihr, wie viel Zeit sie investierte und ob ihre Fähigkeiten genügen würden, um am Ende auch Hand an den Thron zu legen.


Für den Augenblick blieb es dabei, dass er ihr die Schritte erklärte und die Werkzeuge vorführte, die er als Steinmetz nutzte.
Die wenigsten sahen die wirkliche Arbeit, die ein Handwerker verrichtete. Und auch in Analeyas Gesicht konnte er die Überraschung ausmachen, als er ihr die einzelnen Schritte von der groben Formgebung, der Rohbearbeitung des Steines mit dem Spitzhammer, Spitzeisen und Knüpfel erklärte, bevor er dann erst zur feinen Modellierung kam mit der er die groben Konturen herausarbeitete, detaillierte Übergänge und Vertiefungen schuf oder auch einfach weiche, organische Formen wie Blütenblätter anlegte. Die verschiedenen Raspel und Meissel für den Feinschliff und die letzte Detailarbeit für feine Linien und Strukturen oder um Unebenheiten auszugleichen, kamen zum Schluss.
Auch wenn sie aufmerksam seinen Worten folgte und er regelrecht sehen konnte, wie sie versuchte, sich die einzelnen Werkzeuge zu merken, hielt er den letzten Schritt der Politur und Endbearbeitung kurz und legte lediglich die Schleifsteine und das Leder mit Sand zurecht.
Wirklich lernen würde sie das alles, wenn sie es anwendete.


Nachdem Analeya gegangen war, blieb Mychael noch eine Weile an der Werkbank sitzen und streckte die Schultern durch. Das Feuer knisterte leise, während er sich die Pläne für die Siegelringe aus der Truhe holte. Bisher hatte er sie verborgen gehalten. Die Ringe sollten nicht nur ein Symbol der Macht sein, sondern auch die Identität und die Stärke der Alkas widerspiegeln und den Auftrag des Tempels nahm er durchaus ernst, weswegen die bisherige Arbeit der letzten Tage in einem Kästchen aus Samt ruhte.
Er rieb seine Finger an einem Tuch ab, bevor er die Rohform der Ringe herausnahm und im Schein der Glut betrachtete.
Das Gold hatte sich mit der dunklen Legierung verbunden, als wäre es von Schatten umhüllt. Die samtige Schwärze schluckte das Licht genauso wie er es sich vorgestellt hatte.

Doch Perfektion brauchte Zeit und noch fehlten die feinsten Details.
Bevor er damit beginnen würde, wollte er allerdings die Skizzen von Tanai absegnen lassen.

Mit der flachen Hand strich er noch einmal über das Pergament.

Die beiden Pantherköpfe würden sich aus der Umrandung des Siegels aus schwarzem Glas erheben und nicht nur eine normale Silhouette sein, sondern er wollte den Effekt, als würde das Tier aus dem Material heraustreten.
Beim männlichen Ring würde er das Fell in klaren, geschmeidigen Linien auslaufen lassen und die Augen aus Onyx mit dem richtigen Schliff zum Leben erwecken. Ein schlichter Schimmer, kaum merklich, aber doch tief und durchdringend.
Bei dem weiblichen Ring hatte er eine andere Herangehensweise geplant. Die Dornenranken, die sich um das Siegel schmiegen sollten, musste er mit größter Sorgfalt und Präzision arbeiten um den Halt für die wenigen kleinen Rubine in Rosenform zu bieten. Schönheit und Gefahr in einem. Nach der Begegnung mit der Alka verstand er, warum sie eine Vorliebe für sie hatte. Der Iridenstaub, den er bei ihrem Ring nutzen wollte, würde einen Kontrast zu dem matten Schwarz des Ringes ihres Bruders werden.

Im Inneren des Rings würde Platz für eine Gravur bleiben. Ob der Tempel jene aussuchen würde, oder es den beiden Alkas überlassen würde, blieb abzuwarten.

Mit einem tiefen Atemzug rollte er die Skizze zusammen und stemmte sich hoch.
Es war schon spät und einen Boten zu finden, der die Skizze nach Grenzwarth brachte, würde ihn einiges kosten. Aber die Skizze würde am nächsten Morgen in Tanais Briefkasten liegen.




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Mychael Dalvon





 Beitrag Verfasst am: 09 Feb 2025 12:00    Titel:
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Wahrscheinlich war die laute Flucherei bis auf die Straßen von Rahal zu hören und kurze Zeit später klang es beinahe so, als würde etwas mit einem lauten Knall zerbrechen.

Mychael starrte wütend auf die Wand seines Ateliers, als der Ausbruch verklang und nur noch ein dumpfer Nachhall in seinem Innern blieb. Mit schwerem Atem schloss er die Augen, zwang sich zu tiefen Atemzügen und ließ die Hitze des Zorns langsam aus seinen Adern weichen. In der Stille des Raumes, begleitet vom knisternden Feuer, gelang es ihm heute nur schwer, aber Schritt für Schritt glitt sein Herz aus der Umklammerung des Zorns, bis sich an seiner Stelle eine leise, schmerzliche Ruhe breit machte.
Es war beinahe so, als würde Alec hinter ihm stehen, fast konnte er das Gewicht seiner Hand spüren und die beruhigende Stimme in seinem Kopf: „Lass los, Mychael, atme ein.“


Nur sehr langsam kam die Ruhe zurück und er spürte, wie sein inneres Wesen, das vor wenigen Augenblicken noch in seinen Adern gebrüllt hatte, sich in dunkle Schatten zurückzog, während er tiefe, kontrollierte Atemzüge nahm. Der Funke in seinem Herzen blieb bestehen und würde sicherlich wieder auflodern, ein steter Zeuge des inneren Zwiespalts, aber im Augenblick hatte er sich wieder im Griff und seinen Jähzorn unter Kontrolle.

Auf dem Boden lag noch der geborstene Edelstein.

Es war nicht das erste Mal in seinem Leben, es würde auch nicht das letzte Mal gewesen sein, aber all die Beherrschung, die er in den letzten Tagen und Wochen vorbringen musste, zollte langsam ihren Tribut. Zuviel hatte sich aufgestaut.



Er erinnerte sich noch zu gut an jenen Vormittag vor einigen Jahren in der Werkstatt seines Meisters.
Schon damals war sein Herangehen an manches anders gewesen. Andere Menschen sahen Dinge, die da waren und fragten sich schlicht: “Warum?”. Er hingegen träumte von Dingen, die niemals waren, und fragte sich: “Warum nicht?”
Und eben so eine Idee war gerade nach Stunden Arbeit unter seinen Händen zerbrochen. Ein falscher Handgriff und der Mechanismus zerfiel in seine Einzelteile.
Er hatte damals schon gespürt, wie die Wut in ihm hochgekocht war und gerade als er alles von der Werkbank fegen wollte, hatten die Pranken seines Meisters ihn abgehalten.
“Dieser Bruch ist nichts anderes als dein Unvermögen in Ruhe zu arbeiten und dich zu konzentrieren, wenn du eigentlich Ärger oder Wut in dir lodern. Reiss dich zusammen! Manchmal lernt man mehr durch Innehalten. Oft ist es klüger, Dinge beiseite zu legen und ihnen einen Tag Ruhe zu gönnen, bevor man mit einem klaren Geist und neuer Kraft einen weiteren Versuch angeht.”

Danach hatte er die komplette Werkstatt fegen müssen.


Der Vortrag seines Meisters hatte ihn dabei begleitet. „Du musst verstehen, dass wahrer Fortschritt im stetigen Üben liegt – in der Kunst, Fehler anzunehmen und aus ihnen zu lernen. Lass den Zorn ruhen, und am nächsten Tage wirst du mit neuem Elan zurückkehren, der dir helfen wird, jedes Hindernis zu überwinden. Deine Idee ist gut, du stehst dir nur selbst im Weg, Junge.“




Die Worte hatten ihn zwar begleitet, aber auch heute musste er sich noch immer daran erinnern, sie auch einzuhalten.
Mit einem noch leisen Knurren begann er also genau das, was er immer getan hatte: Er fegte die Splitter zusammen, legte sie beiseite und wandte sich stattdessen dem Thron zu.


Die massiven Basaltblöcke waren bereits in den Palast gebracht und aufgestellt worden. Er musste nur noch die Rosen in die Halterungen setzen und dann würde Analeya ihre Aufgabe bei ihm beenden und den letzten Dorn in den Stein meißeln, bevor der Thron dann im Palast fertiggestellt wurde.

Sie hatte sich beim letzten Unterricht vor ein paar Tagen als aufmerksam und wie immer sehr ehrgeizig gezeigt.
Es war beinahe unmöglich, sich wirklich alle Werkzeuge in so kurzer Zeit einzuprägen, weswegen er vor hatte, ihr in der Hinsicht etwas entgegenzukommen.
“Hast du jemals schon auf Stein eingeschlagen? Mal in der Mine nach der Picke gegriffen?
Stein ist hart. Überraschung. Basalt ist noch härter.
Das bedeutet eine besondere Prüfung an dich, denn du musst Geduld haben. Wir wissen ja, deine Stärke.”

Die Ironie in seiner Stimme war bei diesen Worten kaum zu überhören und er konnte das Zucken ihrer Mundwinkel wahrnehmen.
“Erst die grobe Form, dann die Feinheiten. Der Stein lässt sich nur bedingt zwingen, im besten Fall verstehst du ihn und hättest du genug Erfahrung, wüsstest du auf den ersten Blick, ob er geeignet ist oder ob er brechen wird.”

Er wählte also das Spitzeisen und setzte es an einen der Basaltblöcke und schlug mit ruhiger Kraft darauf. Kleine Splitter flogen, der erste grobe Schnitt entstand. „Wie besprochen und geübt. Zuerst schlägst du das überschüssige Material ab. Die grobe Silhouette der Rose muss zuerst entstehen.“
Analeya nahm ein eigenes Spitzeisen und einen Knüpfel zur Hand, ihre Finger umklammerten den Griff fest. Sie setzte das Eisen an und schlug vorsichtig darauf – zu vorsichtig. Der Stein zeigte kaum eine Reaktion.
„Mehr Kraft“, sagte Mychael ruhig. „Lass den Hammer für dich arbeiten. Finde den Winkel.“

Sie atmete tief durch, hob den Knüpfel erneut und ließ ihn mit mehr Entschlossenheit niedersausen. Diesmal sprang ein kleiner Splitter ab. Mychael nickte zufrieden.


Stück für Stück zeigte er ihr, wie sie aus dem rohen Stein die ersten Blütenblätter herausarbeiten konnte. Der Schlageisen kam zum Einsatz, um feinere Formen zu schaffen, dann das Zahneisen, um weiche Übergänge zwischen den Blättern zu formen. „Die Rosen müssen lebendig wirken“, erklärte er. „Keine starren Muster, sondern Bewegung. Wie eine Blüte, die sich im Wind öffnet.“

Analeya biss sich auf die Lippe, konzentriert formte sie die ersten geschwungenen Linien. Es war mühsam, doch sie ließ sich nicht entmutigen. Immer wieder hielt Mychael inne, korrigierte ihren Griff, zeigte ihr wenn nötig die Führung des Meißels.

Sie nahm die Werkzeuge mit wachsendem Selbstvertrauen in die Hand. Mit leisen, aber bestimmten Schlägen begann sie, den Basalt zu bearbeiten. Ihre ersten Schnitte waren vielleicht noch unsicher gewesen, doch sie folgte Mychaels Anleitung: Ein Schlag hier, ein feiner Raspelstrich dort. Langsam formte sich eine Rose, deren Blütenblätter, wenn auch nicht ganz filigran, aber in sanften Kurven aus dem grauen Stein hervorgingen. Der Klang des Hammers und das sanfte Knistern des Feuers im Hintergrund schufen eine fast meditative Atmosphäre, in der jeder Schlag ein Schritt näher zur Vollendung war.

„Und zum Schluss“, sagte er schließlich, als ihre erste Rose langsam erkennbar wurde, „kommt der Feinschliff.“ Er nahm einen Schleifstein und rieb über die Kanten, glättete Unebenheiten. „Basalt ist widerstandsfähig, aber mit der richtigen Technik kannst du ihn polieren, bis er fast glänzt.“

Sie hatte recht lange konzentriert und mit vollem Fokus auf den Stein gearbeitet, bis am Ende wirklich eine Rose zustande gekommen war. Jedoch keine, die er jemals an den Thron des Alkas angebracht hätte.

Es würde also bei einem Dorn bleiben.



Und an diesem Nachmittag wollte sie jenen fertigen.
Auch wenn sie kaum Spuren in seinem Atelier hinterlassen hatte, dass sie dort gewesen war um zu üben, sogar in seiner Abwesenheit, war unübersehbar.
Dass diese Übung nun auch Früchte trug, wurde schon nach wenigen Schlägen klar und seine Schultern begannen sich etwas zu entspannen. Nur ein falscher Schlag und die Arbeit der letzten Tage war umsonst und er musste von Neuem beginnen. Das Risiko, welches er einging, war ihr vermutlich nicht wirklich in dem ganzen Ausmaß bewusst.

So arbeiteten sie eine Weile schweigend.

Sie ließ aus dem Stein einen Dorn entstehen, genauso wie er es ihr einige Tage vorher beigebracht hatte und er selbst begann die Rosen in ihren Verankerungen zu befestigen. Jede einzelne war aus Basalt gefertigt, aber jede einzelne auch so unterschiedlich geschliffen, dass die Oberfläche von glänzend zu matt reichte und keine der anderen gleichte.
Am Ende hatte er sie mit einer Schicht aus Rubinstaub überzogen, so dass sie nun je nach Lichteinfall heller rot oder tiefrot schimmerten. Während er über seine Arbeit am Thron und den bereits angefangenen Verzierungen hing, arbeitete sein Kopf jedoch unentwegt weiter.

Es kostete ihn alle Konzentration, die er aufbringen konnte, um nicht ständig an die Schmuckschatulle auf seiner Werkbank zu denken. Und immer wieder war da der Gedanke um sein verbliebenes Auge. Er wusste wozu er fähig war, er konnte sein Können und sein Talent gut einschätzen, aber am Ende war ein Schmuckstück, egal wie perfekt es gearbeitet war, eben dennoch eine reine Geschmackssache.

Amara Rabenfels.
Rosen und Dornen.
Schwarz und Rot.

Das waren die einzig offensichtlichen Dinge, die er zur Hand hatte.
Sein Auge hatte allerdings noch mehr gesehen: Stärke, Willenskraft. Eleganz, einen deutlichen Ansatz von einem besonderen Humor, der gut versteckt blieb hinter einer kontrollierten Miene.
Irgendetwas sagte ihm, dass diese Frau nur selten die Maske fallen ließ, vermutlich nicht mal vor ihrem Bruder, aber wenn es so war, dann war sie jemand, der sicherlich Tränen lachen konnte.

Und ganz tief in seinem Inneren war da auch der Gedanke aufgekommen, dass sie trotz ihrem verwurzelten Glauben, der unabdingbar mit ihr verbunden war, sicher irgendwo den Schalk im Nacken gehabt hatte, als sie ein kleines Kind war. Ob er damit richtig lag oder vollkommen falsch, würde er wohl niemals erfahren. Solche Fragen standen ihm nicht zu.


Aber am Ende waren das alles nur Vermutungen und wenn er sich irrte, dann war es eine Tatsache, dass ihn dieser Auftrag sein Leben kosten könnte. Denn auch wenn er es niemals offen aussprach, sein verbliebenes Auge zu verlieren, würde sein Ende sein.


Eine Bewegung aus seinem Augenwinkel sorgte dafür, dass seine Aufmerksamkeit sich wieder auf seine Schülerin richtete. Sie war fertig und hatte wie gelernt mit Nassschliff die Arbeit an dem Dorn beendet.
Die Bewegung in ihrem Mundwinkel war nur minimal und dennoch nahm er sie wahr und in diesem Moment wusste er, dass seine Lehrstunden nicht umsonst gewesen waren. Das Ergebnis war für einen Anfänger wirklich gut.
Geboren aus hartem Basalt, ein Sinnbild von roher Kraft aber auch künstlerischer Feinfühligkeit, die sich in den Details der Maserung fanden, eine Lektion, die sicherlich weit über das bloße Handwerk hinausging.
Die Bruderschaft würde sicher zufrieden sein.

Die Kunst der Verwandlung, das Zähmen des harten Steins und die Präzision der Bearbeitung hatte ihn damals vor allem eines gelehrt: Auch in den schwierigsten Zeiten findet sich Schönheit, wenn man nur den Mut hat, sie zu formen. Und in der leisen Freude, die Analeya ausstrahlte, erkannte er dass er sein Ziel erreicht hatte. Sein Wissen nicht nur einfach weiterzugeben, sondern gemeinsam etwas zu schaffen – ein Versprechen im Sinne der Gebote des Alleinen.



Am nächsten Morgen passierte wieder einmal sein Packpferd mit dem Karren die Wachen am Palast, denen er mittlerweile auch nicht mehr seinen Bürgerbrief vorlegen musste. Für einige Stunden war er im Thronsaal zu Gange, brachte mit Hilfe ein paar Arbeiter die Platte an den Aufbau des Thrones an.

Irgendwann war er dann alleine, bis auf die Wachen vor der Tür, die ihre Aufmerksamkeit in die andere Richtung gerichtet hatten.
Eine ganze Weile blieb er schweigend vor den beiden Thronen stehen, die Arme vor der Brust verschränkt ließ er das Auge darüber gleiten. Es fehlte nur noch das Kissen und die letzte Polierung, dann war er komplett fertig.

Die scharfen Dornen hatten sich perfekt mit den zarten Rosen vereint und spiegelten nun im Licht der Feuerschalen und Fackeln all die Stunden harter Arbeit, einige Fehler, die auszubessern gewesen waren und den stetigen inneren Kampf wieder.
In diesem Moment durchzog ihn ein Gefühl tiefer Erfüllung – er hatte wieder etwas Einzigartiges erschaffen, das nicht nur Macht, sondern auch Verletzlichkeit und Schönheit in sich barg.
Und auch wenn die Ruhe und Stille in jenem Moment den Raum einnahmen, war da noch immer der glimmende Funke in seinem Inneren.
Die Erinnerung an vergangene Wutausbrüche und den harten Preis, den seine Leidenschaft oft forderte, mischte sich mit einem leisen Gefühl der Hoffnung.
Mit jedem Blick auf die filigranen Verzierungen erkannte er, dass sein ständiger Kampf – zwischen Flaute und Sturm - Schöpfer und Zerstörer – ihn nicht nur formte, sondern auch befähigte, immer wieder neu anzufangen.

Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen.

Ein seltener Moment, der erst wich, als Mychael tief einatmete.
Bereit, wieder nach dem Werkzeug zu greifen, bereit für den nächsten Hammerstoß – wissend, dass er, trotz all der inneren Dämonen oder vielleicht gerade durch sie, weiterhin aus hartem Stein wahre Kunst und Stärke formen würde.
Seine schweren Schritte hallten noch einen Moment in dem riesigen Raum nach, als er den Palast wieder verließ.





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