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[Q] Die Schatten der Ewigkeit - Mein Wille ist euer Ziel
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Die Schatten der Ewigkeit - Mein Wille ist euer Ziel
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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 10 Dez 2024 12:39    Titel:
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Der Tag danach

Er stand nun schon einige Zeit in den Gemächern seiner Heiligkeit oder das was von ihn übrig war. Langsam füllte der Raum sich mit dem süßlichen Geruch des Todes und verdrängte den Geruch von Rauch und Pisse. Stunden zuvor noch hätte Kava nur ein Mädchen der Minfay und ein wenig Rum gefehlt und er hätte gedacht, dass er im Hafenviertel und nicht im Palast stünde.

Und dann war da noch diese pochende Wunde welche ihm zusetzte. Der ketzerischen Ritterin Senheit ist ein guter Treffer direkt in die Seite gelungen, der Wappenrock hatte mittlerweile vollständig das Blut aufgesogen und färbte das grün der Bruderschaft in ein sattes Rot.

Der Rum hingegen fehlt ihm dennoch, denn nach der Schlacht gegen das Pack des Ostens und dem Anblick seiner Heiligkeit machten sich einige Zeit Zweifel in ihm breit welche er nur zu gerne mit ein wenig Rum aus dem Bauchnabel der Minfay-Mädchen verdrängen hätte.

Anderseits dachte er an seine Heiligkeit oder an Isidor. Er war sich nicht sicher wer von beiden nun dort lag. Würde sich ein Alka tatsächlich vom Osten gefangen nehmen lassen? Würde ein Alka kampflos auf dem Scheiterhaufen brennen und sich einpissen oder würde er lieber mit einem Schwert in der Hand als Märtyrer sterben?

War die Aufgabe des All-Einen nun ausgeführt oder würde er bald ebenso seinen Platz neben Isidor finden. Die Frage kam immer wieder auf so lange er den leblosen Körper vor sich anblickte…

War es nur die Hülle welche der All-Eine benötigt oder war es etwas was noch tief in Isidor von Hohenfels schlummert.

Wohlmöglich könnte der Schädel einige Antworten liefern, denn Tief in der Nacht wurden die Ritter und die Tertrarchin in den Tempel geholt, da der Schädel nicht mehr Blut weinte und der Riss sich wieder verschloss. Unter bewaffneten Schutz der Bruderschaft brachten die drei Tetrarchen den Schädel schlussendlich zu Isidor, um Mutter und Sohn im Tod zu vereinen.

Was auch immer es sein mag, er stand nun mit dem Schädel und mit Isidor in den Gemächern und hält seine Totenwache weiter.

Der All-Eine wird seinen Willen offenbaren, daran glaubte er..


Zuletzt bearbeitet von Kava Shasul am 10 Dez 2024 12:44, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 10 Dez 2024 15:16    Titel:
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Das Chaos

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die letzten Worte des Isidor von Hohenfels waren keine Worte der Liebe, es waren Worte welche voller Überzeugung gesprochen wurden. Allzu lange hatte seine Eminenz von Salberg nicht inne gehalten bis er die erste Fackel in das Holz warf und seine Begleiter seinem Beispiel folgten. Das Knistern des Feuers nahm seinen Lauf, nach und nach wuchs es und mit ihm auch die Rauchentwicklung. Der Rauch frass sich unbarmherzig in die Lungen, wie ein lebendiges Wesen, waberte er um Isidor, umhüllte ihn und raubte ihm nicht nur den Verstand, sondern auch immer mehr seines Lebens.

Das Chaos tobte rings um den Scheiterhaufen, ein Sturm aus Stahl, Feuer und Glaube. Pfeile flogen, Schwerter klirrten aneinander, Freunde standen beieinander und alte als auch neu gewonnene Feinde sich gegenüber. Die Luft war erfüllt von all den Gefühlen, dem Hass, der Wut, der Verzweiflung und dem faden Beigeschmack der Rache auf beiden Seiten.

Der Scheiterhaufen hatte schon seit einer Weile Feuer gefangen, das Holz vom Schnee und der Kälte der Nacht leicht angefeuchtet, entwickelte eine enorme Rauchentwicklung. So ein dichter, dunkler Rauch, dass dieser, je nachdem wie der Wind wehte, beissend in Lunge und Auge trat. Die Liedwirker, in den dunklen, schwarzen Roben, kämpften verzweifelt darum, das Feuer zu ersticken. Flammen, die sich zuvor hungrig in das Holz fraßen und sich dort ausbreiteten, zischten unbarmherzig auf, wurden gesammelt und fanden eine neue Heimat.

Im letzten Moment der Klarheit durchzuckte ihn ein Gedanke: “Es ist noch nicht vorbei.” Der Gedanke war nicht laut, nicht triumphierend, sondern ein leises, festes Flüstern der Wahrheit, welche sich weder der Zeit noch dem Tod unterwirft. Isidors Kopf sank nach vorne, der Körper erschlaffte. Der Rauch hatte ihn eingenommen, er hatte ihn erstickt, seine Lungen versagten, sein Herz hörte auf zu schlagen. Doch tief im Inneren, hinter all den Mauern und der Facette des Seins, sackte etwas in sich zusammen, ein zäher Klumpen. Kein gänzlicher Frieden, keine Erlösung, sondern ein stiller Widerstand. Tief in den dunklen Falten seines Geistes, verborgen vor den Augen der Lebenden, lag ein Schimmer von etwas Unergründlichem und die Welt ahnte nicht, welche Konsequenzen dieser stille Widerstand noch tragen würde.

Man hatte ihn gerettet, mit letzten Kräften hatte man die Hülle, den leblosen Körper aus den Fängen des Rauches gezerrt, ihn nach Rahal geschleppt und ihn dort in sein Gemach gelegt. Isidor war nicht mehr da, zumindest nicht lebend.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

In der Nacht

Der Palast in Rahal war still. Die einst prunkvollen Hallen die von Leben und Macht erfüllt waren, schienen in einem Bann zu liegen, einer erdrückenden Schwere, die selbst die Luft schwer atmen ließ. In den Gemächern, die einst Isidor gehört hatten, lag nun sein lebloser Körper aufgebahrt auf einem Bett aus dunklem Samt und Seide. Die Kerzen um ihn herum flackerten sanft, als ob sie nicht wagten, die Dunkelheit vollständig zu vertreiben.

An seiner Seite ruhte der Schädel und die Gebeine von Anara, seiner Mutter. Ein Relikt das so lange von seinem Sohn getrennt gewesen war. Der Schädel war seltsam still. Der einstige Riss, der sich vom Auge bis zur Stirn zog war verschwunden und die blutigen Tränen, die zuvor die Wangen des Schädels hinuntergeronnen waren, hatten sich wie von selbst zurückgezogen.

Es war als hätte die Ankunft Isidors in Rahal, selbst im Tod, eine Ruhe auf das Relikt gelegt – eine Stille, die mehr sprach als jedes Wort. Zwei Seelen, die so lange getrennt waren, hatten endlich den Weg zueinander gefunden.

Die Ritter als auch die Templer die den Raum bewachten oder betraten, hielten respektvolle Distanz, doch sie spürten es, eine Veränderung lag in der Luft, ein seltsames Prickeln auf der Haut, ein Gefühl, das zwischen Ehrfurcht und Furcht schwebte. Es war, als wäre der Tod hier nicht das Ende, sondern nur ein weiterer Übergang.
Die Nacht senkte sich über Rahal, doch in den Schatten des Palastes regte sich etwas. Die Träume, die in dieser Nacht durch Rahal schwebten waren wie Botschaften, unklar und doch von einer schicksalhaften Dringlichkeit. Sie suchten sich ihre Auserwählten mit Bedacht, legten sich wie Schleier über ihre Sinne und zogen sie in eine andere Realität.

Die Geweihten des Herrn werden wieder einen unruhigen Schlaf haben, wieder wird eine Dringlichkeit ihre Sinne berühren, als hätten sie das stetige Gefühl etwas nicht vollendet zu haben.

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Die erste Traumsequenz:

Die Wurzeln
Die Dunkelheit des Schlafzimmers umhüllte dich, doch bald begann der Raum zu atmen. Wurzeln – dick, knorrig, lebendig – brachen aus dem Gemäuer hervor, langsam, bedächtig, wie Hände, die greifen und halten wollten. Sie wanden sich um das Bett, das den leblosen Körper Isidors trug, und ließen keinen Zentimeter unberührt. Die Urne und der Schädel wurden von diesen Wurzeln ergriffen, ihre Bewegung schien zielgerichtet, fast gütig.

Die Masse der Wurzeln begann die drei Relikte miteinander zu verbinden. Ein Geflecht aus Holz und Leben, das alles umschloss, bis nichts mehr zu sehen war. Du fühltest ein Kribbeln in deiner Brust, ein Sog, der von den Wurzeln ausging, als wollten sie nicht nur den Körper, sondern auch die Seelen verschlingen und vereinen. Ein dumpfes Pochen hallte im Traum, ein Herzschlag, der immer lauter wurde, bis du plötzlich aufschrecktest. Doch der Klang dieses Herzschlags schien dir nachzuhallen, selbst im Wachsein.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die zweite Traumsequenz:

Die Stechmücke
Du warst keine Person mehr, sondern ein Geschöpf der Nacht – eine Stechmücke, getrieben von Hunger. Deine Flügel summten leise, während du dich durch die Straßen und Gassen der Städte bewegtest: Düstersee, Wetterau, Grenzwarth, Rahal, überall dieselbe verzweifelte Suche. Menschen schliefen in ihren Betten und du fühltest die Hitze ihres Blutes, rochst den metallischen Duft des Lebens. Mit jedem Stich fülltest du dich mehr, dein Körper dehnte sich, immer schwerer wurdest du, bis du kaum noch fliegen konntest.

Schließlich erreichtest du ein prunkvolleres Zimmer, ein Ort, der dir vage bekannt vorkam. Dort, auf einem Bett aus Samt und Seide, lag ein blasser Körper mit halb geöffnetem Mund und leeren Augenhöhlen – Isidor. Du fliegst näher heran, der Hunger treibt dich, doch in dem Moment, in dem du dich nähern willst, spürst du ein Ziehen, ein Zerreißen. Es ist, als würde etwas deinen Körper auseinanderreißen. Schicht um Schicht, bis nichts mehr bleibt.

Plötzlich hast du wieder eine menschliche Sicht und siehst, wie die Stechmücke platzt. Blut spritzt in alle Richtungen, über die Wände, den Boden, und selbst der leblose Körper wird nicht verschont. Doch das Blut scheint zu pulsieren, als hätte es noch Leben in sich, als würde es sich sammeln und bewegen. Der Traum endet in einem Schauer von Dunkelheit, doch das Bild bleibt: Blut, das lebt und etwas erwecken will.

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Die dritte Traumsequenz:

Der Ritus
Du findest dich inmitten eines weiten Ritualkreises wieder, die Enden zieren brennende große Kohlebecken, deren rotes, flackerndes Licht die Dunkkelheit durchdringt und die Schatten der Anwesenden sanft tänzeln lässt. Die Luft ist schwer, alles wirkt wie ein leises, aber unaufhaltsames Rauschen im Hintergrund.

Die Templer verharren in ihren Gebeten und Sprechgesängen, welche durch die Nachtluft hallen. In einer Hand halten sie die Kelche und in der anderen den Dolch, die Klingen der Messer glänzen im Schein des Feuers, immer wieder fallen rote Tropfen von ihnen, als ob das Blut selbst den Fluss des Rituals steuert. Du beobachtest, wie sich die Flüssigkeit in den Kelchen sammelt, zunächst zögerlich, dann immer schneller, als könnte der Kelch die aufsteigende Flut nicht mehr halten.

In den Schatten der Flammen erkennst du Gesichter, vielleicht Bekannte, vielleicht Fremde, sicher ist jedoch es sind viele Gläubige die hier sind. Immer wieder erscheinen die Gesichter der Templer vor den Gläubigen. Dann bei genauem hinsehen erkennst du, dass eine Hand den Dolch berührt, wieder rinnt etwas Blut in den Kelch, dein Blut. Es ist, als ob jeder einzelne Tropfen, jedes Gebet und jedes Wort eine Geschichte erzählt, die über die Zeit hinausgeht – eine Geschichte von Opfern, von Schicksalen, von Leben und Tod.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die vierte Traumsequenz:

Die schlagenden Herzen
Du stehst in einer unheimlichen Dunkelheit, umgeben von einer Stille, die so tief ist, dass sie fast schmerzt. Deine Hände fühlen sich schwer an, warm und klebrig. Als dein Blick auf sie fällt, stockt dir der Atem. In deinen Händen liegen zwei schlagende Herzen, identisch in Form, Farbe und Rhythmus. Sie pochen wie ein Echo zueinander, als wären sie Teile eines Ganzen, unzertrennlich und doch seltsam fehl am Platz in deinen Händen.

Ein schweres Gefühl breitet sich in dir aus, ein unbändiger Drang, die Herzen zu zerdrücken, sie zu zerstören. Du versuchst, dich dagegen zu wehren, doch die Versuchung ist überwältigend, fast als ob sie nicht von dir selbst käme, sondern von etwas Fremdem, das dich steuert. Zitternd, beinahe widerwillig, beginnst du, deine Finger zu schließen.

Das Fleisch der Herzen gibt nach, es drückt sich durch die Lücken zwischen deinen Fingern, warm und lebendig. Dein Griff wird fester, und mit jedem Moment spürst du, wie sich ein verzerrtes Gefühl von Macht und Verzweiflung in dir aufbaut. Plötzlich spürst du es: ein stechender, durchdringender Schmerz, als würde ein Dolch durch dein eigenes Herz fahren.

Du schreist, doch es ist nicht deine Stimme. Es sind zwei Stimmen, die aus dir herausbrechen, ein dissonantes Echo, das die Luft zerreißt. Es klingt, als würden sie einander überlagern, ein schmerzhafter Chor, der nicht verstummen will.

In diesem Moment zerbricht die Welt um dich. Die Dunkelheit, die Wärme, die Herzen – alles löst sich in einem einzigen, überwältigenden Gefühl von Verlust auf. Du schnappst nach Luft, dein Körper zittert, als du in dein eigenes Bett zurückkehrst, schweißgebadet und mit einem pochenden Schmerz in deiner Brust.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die Träume versickern nicht und verirren sich auch nicht in den restlichen Träumen oder im schwarzen Nichts, sie sind wiederkehrend, selbst in der Nacht.


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Cailen Vindheim





 Beitrag Verfasst am: 12 Dez 2024 23:31    Titel:
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Where once was light, now darkness falls
Where once was love, love is no more
Don't say goodbye
Don't say I didn't try
(Gollums Song - Verse 1)


Still war es geworden in den Straßen der Heiligen Stadt. Eine frühe Dunkelheit und grimmiger Frost, der vom Meer her durch die Gassen kroch und diese mit grauen Nebelschwaden zu erdrücken begann.
Nicht minder still war es in den Hallen des Dunklen Palastes, in welchem um diese Zeit des Tages noch nicht einmal mehr die Dienerschaft ihre Runden zog. Allein die steten Schritte der Palastwache erklangen ungebrochen vom Hof her, gleichmäßig und fest.

Und vielleicht noch das Knistern der Kerzen, das Tropfen des Wachses, das sich um abbrennende Kerzenstumpen sammelte.
Still auch in den Gemächern Seiner Heiligkeit.

Noch immer lag die Gestalt des einstigen Alkas dort, wo sie Tage zuvor behutsam gebettet worden war. Erfasst von einem Zustand unverkennbaren Zerfalls, auch wenn die winterlichen Temperaturen, und vielleicht auch der Wille des All-Einen selbst, für einen nur langsamen Verlauf zu sorgen schienen.

Und ebenso still auch die dunklen Augenhöhlen eines Schädels, dessen ungebrochenes Grinsen und stete Aufmerksamkeit auf eben jenen Leichnam gerichtet waren.
Mutter und Sohn, im scheinbaren Tod vereint. So nah, wie sie es seit Jahren, über einem Jahrzehnt wohl nicht mehr gewesen waren. Was sie sich wohl zu sagen gehabt hätten, wären sie noch einmal im Leben zusammen gekommen?

So aber war die Macht des Herren, Sein Wille, hier unzweifelhaft am Werk. Die Träume und Visionen liesen jede Nacht beschwerlich werden. Der Wille, der Unmut des Herren, kaum noch verholen oder zu ignorieren.

Eigenartige Zeiten. Und so war auch die Laune des Templers, welcher an diesem Abend im stillen Gebet Wache hielt, ebenso eigenartig und schwer zu fassen. Verworren und zugleich belastet, wie sie auch lebendig schien. Bei all den Mühen und augenscheinlichen Niederlagen, welche die Tage gebracht hatten, fühlte er sich doch zugleich seltsam beschwingt, lebendig, getrieben.

Wahr war, dass die Diener des All-Einen aus Konflikt geboren waren und an ihm wuchsen. Und dieser Konflikt war allumfassend und durchzog mehr als nur die Reiche. Nein auch die Köpfe, die Blicke, die Taten Seiner Diener und Gläubigen.

Energie lag in der Luft, Spannung, die zu einem Sturm heran wachsen und sich letztlich entladen musste. Und so war all dies nun schlicht die bekannte Ruhe vor dem Sturm, oder im Auge dessen, ehe alles zu einem großen, unvermeidlichen Finale sich zusammen fügen würde.

So schlichen sie dahin, die Stunden der Nacht. Mit ihr die Gebete des Templers, als auch die der Bruderschaft, die ebenso ihre stete Wacht nicht unterbrochen hatte. Verklangen die Schritte der stummen Gardisten, das Knistern der Kerzen, das Tropfen der Flammen, das Rauschen des Windes im Gebälk. Und so starrte der vergilbte Schädel weiter dem Alka entgegen. Und dann und wann auch dem Tempeldiener, ganz gewiss. Ein Sturm ja.

Und der Diener freute sich darauf.


~ Bald ~
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Damos Void





 Beitrag Verfasst am: 14 Dez 2024 15:45    Titel:
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..wieder wälzte sich der junge Catulus unruhig in der onehin kurzen Ruhephase, Schweiß bedeckte sein Gesicht, immer wieder verließ ein leises Keuchen seine Kehle. Gesichter tauchten vor seinem inneren Auge auf, bekannte und jene, welche er nicht bestimmen konnte. Sein Erzeuger starrte wortlos auf den knienden Damos, ein abfälliges Lächeln um die Lippen. Damos erinnerte sich genau an dem Tag..der Zorn in seinem Inneren über die Heuchelei dieses angeblich frommen Mannes, ließ ihn kaum atmen. Der Zorn hatte längst Wurzeln geschlagen, die Triebe des Haßes brachten schwarze Blüten der unstillbaren Rachsucht hervor. Doch nein..weder unstillbar noch unangemessen..es brandete durch seine Adern..brüllte..warf sich gegen die Gitterstäbe seiner Selbstbeherrschung..der BLick des jungen Mannes brannte, als er seine Rechte zur Kralle formte und sich vorstellte, wie er dem Mann das schlagende Herz aus der Brust riß, das warme Blut zwischen seinen Fingern..Blut..ein Pochen in seinem Nacken..Schmerz und Gier vermischten sich in seinem Kopf..ließen ihn aufknurren...dan..Freude..der zuckende Leib, der offene Brustkorb...doch plötzlich war da ein zweites Herz in seiner Hand.....

..er stutzte..hielt inne..betrachtete die beiden noch schlagenden Organe in ihrem verzweifelten Versuch, weiteres Blut durch längst abgerissene Venen zu transportieren. Wohin..sein Blick folgte einer der dünnen,ausgefransten Venen..sie schlängelte sich..rollte sich plötzlich zusammen und peitschte um ihn herum..weiteres Blut spritzte und warf fließende Formen an Wände und auf seinen eigenen Körper..eine Leinwand..er war ein Spiegelbild..dieser Gedanke ließ ihn innerlich aufhorchen und mit einer schnellen Bewegung, zuckte seine Zungenspitze über die trockene Oberlippe. Wieder brandete eine Welle der Wut durch seinen Körper..doch dan..ein Knurren..er spähte durch die tiefen Schatten..und lächelte..natürlich war er eine Leinwand..zwar nicht gänzlich ohne Spuren, doch mehr als bereit, die Lehren seines Gottes aufzunehmen. Wie erbärmlich sein Erzeuger doch aussah, zerbrochen..zuckend..japsend..sein Sterben dauerte an..gut...

..dann höhrte er ein Surren..irritiert blickte er nach oben..schon ballte sich seine Rechte zur Faust..doch dan..Hunger..Gier..sie überrolte ihn und drängte jeden anderen Gedanken zurück..zurück an einem Ort, der nun zu weit weg war..der metallische Geruch wurde stärker..ein Körper..reglos..tot und doch..die Gier intensivierte sich noch und rasch schlug er schneller mit den dünnen Flügeln..das Surren..er..er erzeugte es..doch diese Erkentniss erreichte nur die ausgefransten,träge agierenden Ränder seines schlaftrunkenen Bewußtseins..dan..ein kurzer aber tobender Schmerz..er vertrieb den kleinen Bruder des Todes und ließ den jungen Catuli sich mit einem Ruck erheben. Noch leicht verwirrt und verstört blickte er sich um..seine Lagerstaat war zerfüllt, Flecken getrockneten Blutes waren zu sehen und sein Bein schmertzte stark. Sich innerlich zusammenreißend, untersuchte er kurz die Wunde, sie blutete wieder. Offenbar hatte er im Schlaf mit den Beinen gestrampelt und die Wunde an den Bettpfosten geschlagen. Ein leises, halb wütendes, halb Pein erfülltes Stöhnen ausstoßend, kam er auf die Beine und fuhr sich durch das schweißnasse Haar. Dan grif er sofort zu einem Kohlestift und kritzelte einige Stichwörte auf ein Stück Pergament. Langsam behruigte sich sein Atem und er wiederholte SEINE Leitgedanken, spürte wie sich sein Innerstes behruigte. Er war ein Catulus, stellte höchste Anforderungen an sich selbst und hatte noch viel zu tun. Stillstand bedeutet Rückschritt, leicht Erringbares war wertlos, der Schmerz mahnte und stärkte ihn gleichermaßen. Er straffte sich und begann den Tag.......
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 15 Dez 2024 21:26    Titel:
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Eiskalte Nacht


Der Winter hatte die Insel fest im Griff. Der kalte, frostige Wind trieb durch die Gassen, zog über die großen Landstriche des alatarischen Reiches und ließ die wenigen verbliebenen Wasserpfützen gefrieren. Teiche und Seen bedeckte eine dünne Schicht aus Eis. Frostkristalle zeichneten zarte Muster auf Pflanzen und verwandelten die angestaute Feuchtigkeit an den Fenstern in feine, durchbrochene Strukturen aus Weiß. Die Welt schien in der Stille des Winters gefangen.


Die meisten Bewohner lagen in tiefem Schlaf, gehüllt in Decken, während draußen die klirrende Kälte herrschte. Doch nicht für alle war diese Nacht ein Ort des Friedens. Ein leises Wispern, für die Ohren der Lebenden nicht zu vernehmen, kroch durch die Dunkelheit. Es bahnte sich seinen Weg in die Gedanken der Alatargläubigen und wuchs langsam, fast unmerklich. Was wie ein fernes Flüstern begann, wurde nach und nach zu einem Traum, einer Vision.

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Trugbild oder Wahrheit?

Die See erstreckt sich endlos, dunkel und schimmernd, als ob sie das Sternenlicht in sich selbst verschluckt hätte. Die Wellen tanzen ungleichmäßig, als würde eine unsichtbare Macht sie bewegen. Wer sich von dem Blick der Wellen gefangen nehmen lässt, könnte meinen, dass in den Wellen Gestalten zu gleiten scheinen, schemenhafte Körper, durchscheinend wie Nebel, ihr weißes Haar fließend und lebendig. Als wären sie von einem Hauch Magie umgeben, doch ehe man sich ihrer bewusst wird, verschwinden sie wieder im Schaum der Wellen.


Das große Schiff gleitet durch die Wellen, sein mächtiger Rumpf teilt das Wasser mit Leichtigkeit. Die Segel sind prall gefüllt, vom Wind gebläht. Das Knarzen des Holzes, das rhythmische Schlagen der Wellen gegen die Planken und das ständige Rufen der Möwen vermischen sich zu einem wogenden Konzert. An Bord herrscht geschäftiges Treiben. Männer und Frauen in wettergegerbten Mänteln und mit geübten Händen lösen die Taue, ziehen die Segel ein und bereiten sich auf das Erreichen des Festlands vor.


Langsam mischen sich auch andere Menschen unter die Crew, Gäste des Schiffs, die sich auf den Weg nach Rahal begeben haben. Ein aufgeregtes Tuscheln mischt sich unter das Konzert der See, die Finger deuten in Richtung des erleuchteten Hafens. Für die Träumenden fühlt es sich an, als würden sie selbst an Deck stehen, sie spüren den eisigen Wind im Gesicht und die salzige Luft in der Nase.


Vor ihnen liegt das Festland und wie ein Leuchtfeuer zieht es ihre Blicke an. Es ist Rahal, zweifellos, das Licht des Morgens, das sich am Horizont abzeichnet, macht die Silhouetten der Stadt beinahe unwirklich.Die Stadt näherte sich immer mehr. Der Hafen wurde sichtbar, mit seinen Kais, Lagerhäusern und den ersten schmalen Gassen.


Die Bürger auf dem Schiff fühlten den Drang festen Boden unter den Füßen zu spüren, als würde etwas oder jemand sie erwarten. Und dann, bevor sie das Ufer erreichen konnten, wurden sie aus dem Traum gerissen, geweckt von der ersten Dämmerung. Lediglich ein leises Wispern wird sich in deinen Sinnen verankern:
“Sie sind da.”

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Der Morgen

Als die Sonne gerade die ersten Strahlen über die Hausdächer wirft und somit der Tag beginnt, wirst du vielleicht den Drang nicht los, einen Blick auf den Hafen Rahals werfen zu wollen.

Und tatsächlich: Am Kai herrscht reges Treiben. Ein Schiff liegt dort, genau wie in der Vision. Gepäck wird entladen, Stimmen klingen über das Wasser und neue Gesichter strömen in die Stadt. Sie gehören zum alatarischen Reich, stammen jedoch vom Festland – eine Erinnerung daran, dass das Reich weit größer ist als die Insel Gerimor.
Die Ankömmlinge tragen dieselbe Sprache auf ihren Lippen, doch ihre Kleidung und Haltung verraten die Ferne, aus der sie kommen. Kisten und Bündel werden entladen, während einige Reisende bereits aufbrechen Rahal zu erkunden.

Du hältst den Blick weiter auf das Schiff gerichtet, als würdest du etwas suchen, etwas worüber du dir selbst nicht ganz im Klaren bist. Warum hattest du diesen Traum? Wer war da?

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Keylon von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 17 Dez 2024 17:56    Titel:
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Unter den Dingen die unser Lebensgefühl erhöhen
ist keines so stark wie die Angst.
Vieles in der Welt lässt dich spüren du lebst
aber nur die Angst flüstert dir zu
Du lebst... noch.

Angst... Ob Isidor dieses Gefühl kannte? Keylon würde sagen Nein!
Nichts merkte man dem Alka an als er auf das Schafott geführt wurde.
Hinauf auf den Scheiterhaufen wo Keylon ihn ankettete.
Seine Majestät befahl diesen an zu zünden aber Berenguer war ihm da wohl auch schon einen Schritt voraus.
Aber es war egal.
Bald schon züngelten die Flammen hoch.
Leckten über das trockene Holz und krochen auf Isidor zu.
Dann kam es jedoch wie Keylon es sich gedacht hatte.
Die Schergen des Alkas griffen an, in ihrem Versuch ihren Herrn zu retten.
Aber die Lichtenthaler und ihre Verbündeten stellten sich ihnen entgegen.

Keylon selber hielt sich zurück.
Er hatte nicht einen Mond geopfert täglich den Alka zu bewachen um ihn jetzt entkommen zu lassen.
Er bewachte den Schafott gewillt sich jedem gegenüber zu stellen der versuchen würde diesen zu erklimmen.
Oder aber zur Not selber den Scheiterhaufen zu erklimmen um dessen Leben mit seinem Schwert selber zu beenden.
Er würde es nicht ertragen Isidor jetzt noch in letzter Minute entkommen lassen zu müssen.
Auch wenn ihm Isidor nicht mehr so fremd war wir früher noch, dafür hatte Keylon einfach zu viel Zeit mit dem Mann verbracht.
Längst hatte Isidor ihn mit seinem Charme seiner gar Freundlichkeit ein wenig eingelullt, das ihm klar wurde warum so viele diesem Mann folgten, doch die Erkenntnis dieses Umstandes machten ihn fast ein wenig Wütend auf sich selber.

Als die ersten Feinde den Scheiterhaufen erreichten, konnte Keylon und natürlich das Feuer diese Abwehren den Schafott zu betreten aber schnell sorgte dunkle Magie dafür das das Feuer erlosch.
In dieser Zeit hatte der Alka längst sein Bewusstsein verloren. Nicht das Feuer aber der Rauch, der Qualm hatte sein tödliches Werk wohl vollbracht.
Schon konnte der Ritter den ersten Mann auf dem Schafott ausmachen. Einen Mann dem Keylon schon einmal unrühmlich für sich selbst gegenüber gestanden hatte.
Egedion oder einfach der Magier ... Keylon kannte dessen richtigen Namen nicht, aber das war auch nicht wichtig. Schon stürmte er selber hinauf und stellte sich dem Mann bald hustend entgegen.
Ein Feuerball stoppte ihn warf ihn erst einmal zurück aber Keylon war so voll des Willens den Alka, Tod oder Lebendig entkommen zu lassen, das er bald wieder auf den Beinen war

Um ihn herum tobte der Kampf, und er stürzte sich erneut auf den Mann der ihn natürlich nicht gewähren ließ.
Seinem Schwert ausweichend schaffte es der Magier das sie sich beide miteinander kämpfend auf dem Boden wälzten wobei der Magier natürlich, ob seiner leichteren Rüstung, behender war als der Ritter.
Obwohl Keylon durch seine Rüstung besser geschützt war, wurde er doch auf dem Boden gehalten und griff dann mit der Linken die längst den Schild verloren hatte zu seinem Dolch und stieß diesen gen des Magiers.
Ob er ihn getroffen hatte oder nicht vermochte er nicht zu sagen, doch jener ließ von ihm ab, erhob sich doch noch bevor Keylon sich ebenfalls erheben konnte, sah er eine dieser Letharen Echse auf ihn zustürzen.
Von einem Pfeil durchbohrt und schließlich durch das schnell von ihm erhobenen Schwertes zu Fall gebracht brach jene direkt auf ihm zusammen und begrub ihn unter sich.

Schnell wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst, doch das Vieh war zu groß, zu Schwer um darunter hervor zu krabbeln oder von sich zu stoßen, und schließlich war es Thorlav der ihm half und ihn von der toten Echse befreite.
Kaum das Keylon wieder stand flog sein Blick zu dem Pfahl.
Aber Körper Isidors war fort. Der Kampf vorbei.
Thorlav half ihm zu Burg, Wo Ekatharina ihn kurz untersuchte.
Aber er war soweit in Ordnung. Bis auf ein paar Quetschungen, Prellungen die ihm das Atem ein wenig schwer machte. Aber das würde vergehen .

Das einzigste was jetzt noch zählte war, das Isidor Tod war.
Das war er doch, Oder?


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Damos Void





 Beitrag Verfasst am: 21 Dez 2024 23:57    Titel: Verfall und Erhalt
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..konzentriert und prüfend lag der Blick des jungen Catulus auf die penibel angeordneten Dinge vor ihm. Ein mittelgroßer Sack voller Pottasche,eine Kiste hochwertigem Zypressenharz, ein Beutel mit Weihrauch sowie ein Stapel Bandagen,Tücher,Handschuhe und ein schmaler aber scharf aussehender Dolch. Das Gemach des Alkas lag still, lediglich der wachsame Blick der Ritter Drapenstein schweifte immer wieder durch die kleine aber edle eingerichtete Räumlichkeit. Kaum höhrbares Schaben und Klirren von Panzerplatten und Kettengeflecht durchbrach in regelmässigen Abständen diese Ruhe, machte dort doch Ritter Shasul seine Runden. Noch einmal kontrollierte er gewissenhaft sowohl Inhalt als auch Konsistenz der einzelnen Beutel,die Menge an Tuch als auch die Schärfe des Dolches und der noch zugelegten Schere. Diese Aufgabe war delikat genug, für Fehler gab es weder Raum noch Verständniss. Im Eifer der manigfaltigen Vorbereitungen, war er davon ausgegangen, das die Bruderschaft über ebend jene Aufgabe unterrichtet war, doch der strenge Blick der beiden diensthabenen Ritter, war eindeutig genug. Innerlich seufzte Damos, doch natürlich stand er für seinen Irrtum ein und machte klar, das derlei Versäumniss nicht noch einmal passieren würde.

So atmete er tief ein, der Gestank des mittlerweile schadhaften Körpers des Verstorbenen füllte den kleinen Raum und ließ ihn flach atmen. Dan erschien Nobilia Treuwind, hatte sie ihm auf Anfrage doch erfreulicherweise tatkräftige Hilfe zugesagt. Es folgten die Tempeldienerin Noir und Catulus Bes. Mit einem zufriedenen Nicken klärte er alle Anwesenden über die einzelnen Schritte vor und erläuterte kurz die Bestandteile der wichtigsten Hilfsmittel für die bevorstehende Konservierung. Die hergestellte Pottasche hatte er bereits im Vorfeld mit Weihrauch versetzt, das Harz aus hochwertigem Zypressenholz besorgt,auch das beigemengte Salz entsprach höchster Qualität.

So kümmerten sie sich in gemeinschaftlicher,effizienter Arbeit zuerst um die Innereien des Verstorbenen, ein präziser Schnitt wurde gesetzt, dan die Weichteile aus dem Körper gezogen und in Urnen gelegt,welche mit Asche gefüllt waren. Diese entzog die Feuchtigkeit, ein kräftiger Guß des anfangs zähflüssigen Harzes versiegelte sowohl Innereien als auch Urne.
Noir erwies sich als äußerst unempfindlich, fast schien sie eine gewisse Freude bei dieser zwar heiligen aber übelriechenden Arbeit zu haben. Einige Male musste Damos würden, doch innere Diziplin,eine wohlriechende Salbe seitens der Nobilia und abgebrannter Weihrauch, verhinderten ein Eklat. Alle arbeiteten Hand in Hand, wenngleich mancherlei Äußerungen Noirs ihn doch kurz innehalten ließen. Sie war neugierig und aufgeweckt,doch schien zumindest ein Gebot des Herren falsch zu interpretieren. Doch erforderte das achtsame Behandeln des Leichnahms stetige Konzentration, so ging Damos kaum darauf ein,stellte allerdings sicher, das eine Diskussion weder erwünscht noch zielführend war in jenen Momenten.

So erfolgte der nächste Schritt, das Einbringen von Asche im Inneren des Körpers und die sorgfältige Verteilung dessen, auch die Nobilia erwies sich wie erwartet geschickt und ging zur Hand, wo immer es nötig erschien. Danach versiegelten sie den Bauchraum mit Harz und Damos nähte den schmalen Schnitt zu, auf eine Anregung seitens Horatios reagierend, nutzte er zusätzlich die Klebeeigenschaft des Harzes. Stich um Stich schloss sich die Bauchwunde, schließlich begannen sie damit, den Rest des Leichnahms sorgfältig mit Asche einzureiben. jede Stelle wurde erreicht,immer wieder drehten sie den Körper voller Achtsamkeit, so daß auch das bereits beschädigte,weiche Gewebe nur kaum riß. Austretendes Wundsekret nahmen sie,wann immer möglich mit sauberen Tüchern direkt auf, so daß sich auch der Gestank langsam reduzierte. Begleitend wurden sie dabei von Noirs behruigende Klänge, welche tatsächlich auch die vorhandene Übelkeit auf ein erträgliches Maß brachte.

Schließlich nahm die Nobilia eine Ledermaske aus Ihrer Tasche und ließ sie kurz von Horatio bearbeiten, derweil bekam der Körper eine dünne Harzschicht aufgetragen, welche sie vor dem nächsten,letzten Schritt einige Minuten antrocknen ließen. Dan folgten edle Gewänder und schlußendlich die Maske. Ein kurzes aber ausdruckstarkes Gebet seitens Horatios folgte, als Damos ihn darum bat. Schließlich fand der Verstorbene wieder Platz in seinem Bett, zwischendurch wurden die Laken gewechselt, so daß auch hier kein Störgeruch die Würde und Sinne beleidigte. Damos spürte die Müdigkeit, hatten doch die letzten Stunden sicherlich allen Anwesenden, große Konzentration abgenötigt und doch, lächelte er. Glaube..unverrückbarer Glaube und Gemeinschaftssinn mit einem Ziel..einem einzigen Ziel..genau dies generrierte Stärke und spiegelte immer wieder eines wieder..SEINEN Willen, der durch sie alle floß. Ein letztes Aufräumen und Nachsäubern des Zimmers, doch durch ihr bedachtes Vorgehen, war dies schnell erledigt. Für den Moment zufrieden, sprach er Abschiedsworte und begab sich zum Tempel..dort war sein Platz..jetzt und immerdar....







Zuletzt bearbeitet von Damos Void am 22 Dez 2024 02:00, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Auriane Treuwind





 Beitrag Verfasst am: 23 Dez 2024 03:02    Titel:
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All diese Träume in der letzten Zeit, die Unruhe... das Ungewisse. So ich die Augen schloss war es mir als würde der tosende Sturm der nicht nur um mich sondern um alles und jeden herum tobte deutlicher und stärker hervortreten um die erwünschte Stille zu überbrausen. Ich konnte förmlich spüren wie er an den Kleidern meines Geistes riss und damit an mir selbst. Erinnerungen traten hervor, einst geschützt durch eine Hütte mal mehr, mal weniger stark errichtet die sich mit den Träumen verbanden die ich durchlebte... und mich damit mit jenen verbanden die sie auch erlebten. Was einst angefangen hatte in kleiner Runde, ein Gedanke wohl nur, der doch irgendwie Plan werden wollte den Alka heimzuholen... schien wie aus dem Nichts von selbst nun in Bewegung gekommen zu sein und hatte ein anderes Ende genommen als erhofft. Welch Stränge waren dies nur die zum Klingen oder Reißen gebracht wurden, allein durch einen einzig Gedanken oder Wunsch, ein einzelner Faden im Gewebe dieser Welt welcher so mächtig war etwas zusammenbrechen zu lassen nur indem man ihn zog.

Doch... konnte man hier überhaupt von Sieg oder Niederlage, von Zerstörung oder Erschaffung sprechen? So schloss ich hier, in der Stille des hiesigen Tempels meine Augen, kniete mich in zweiter Nacht in Folge zum Gebet, ein zweiter Abend in Folge wo ich die Verletzung spürte die mir dieses Weib von der Graik zugefügt hatte und mich unpässlicher sein ließ als es mir lieb war. Und doch hatte ich den Schmerz willkommen geheißen an jenem Abend an dem der Leib des Alkas einbalsamiert werden sollte. So war es eine Ehre oder Bürde Teil dessen sein zu dürfen der nur wenigen erlaubt war? Jenem so nahe sein zu dürfen wie kaum ein anderer? Es war unzweifelhaft kein schöner Anblick noch waren es besonders angenehme Gerüche im Schlafgemach des Alkas, welche sich bis in den Flur des oberen Geschosses ausgebreitet hatte. Das Minzöl indes half nur geringfügig, doch es half so wie auch die Erfahrung half den Gefühlen Herr zu werden, auch wenn es nicht beim Schmerz in meiner Schulter geholfen hatte, die der Pfeil der Ketzerin verursacht hatte. Schmerz erhalten um Schmerz zu geben, ihn einsetzen und willkommen heißen anstatt ihn zu fürchten. Viel gab es und viel würde noch zu lernen sein, doch beim Anblick des Alkas wusste ich nicht was ich empfand während jeder der unseren seine Aufgabe erfüllte, gewissenhaft oder auch weniger gewissenhaft, manches ließ meinen Zorn aufwallen doch ward es an mir höchstens daran zu erinnern wer sich vor uns befand.

Der Schmerz wuchs von Moment zu Moment mehr und so wuchsen auch die Gedanken während ich sein Gesicht einbalsamierte. Ein hübscher Mann war er gewesen, das ließ sich nicht leugnen. Ein Mann, dessen Gesicht etwas in mir berührte. Ein Gesicht, von dem man nicht erwarten würde, dass er ein mächtiger Anführer sei.
Eine Drehung meiner Hand um eine weitere Partie seines einst hübschen Gesichtes einzureiben.
Eine weitere Erinnerung an ihn. Eine jüngere, wie er vor Adoran gegen Ador kämpfte, ein Kampf der Mächte den er zu gewinnen schien bis Temora eingriff und er von Alatar hinfortgenommen wurde und sich somit der Himmel gespalten hat.
Ein weiterer klebriger gezogener Kreis meiner Hand.
Eine Erinnerung, genauso jung. Ein tobender Alka der den geschätzten Diener enthauptete und seine Armee mitten im Winter in einen Krieg schicken wollte.
Noch eine Umdrehung auf der kalten toten Haut des Alkas. Meine Augen, die gedankenvoll auf ihm liegen blieben.
Ein Heer in der Oberstadt das sich gegen den Alka und seine Befehle auflehnte. Auflehnte, weil man ihn für verrückt hielt und eine Tetrarchin angegriffen hatte. Weil man an seinen Taten zu zweifeln begonnen hatte. Weil man dachte, er würde alle in den Tod schicken. Und nun hatte der Tod ihn eingeholt.
Ein tiefes Durchatmen. Ein Strich meines Daumens über seinen Wangenknochen um die delikaten Substanzen zu verteilen.
Isidor, wie stets mit Maske, wie er im Felde Korlay Bruchsteig zum Ahad ernannte.
Der Daumen strich unter den geschlossenen Augen des Alkas entlang.
Da, auf dem Heerschauplatz, wie er imposant dort oben stand und die Templer an seine Seite rief.

Und bei alledem konnte ich nichts verspüren ihm gegenüber, weder Hass noch Reue noch Rachsucht noch... nichts außer Respekt. Vielleicht auch eine kleine Spur Neid, dass er seinen Weg nun hinter sich hatte, der so klar vor ihm gelegen hatte während der meine noch vor mir lag. Kein Ekel kam mir auf während der Ehre oder Bürde die hier vollbracht wurde. Irgendwann war es vollbracht und der Alka wurde in Kleider wie Maske gekleidet die ich gefertigt hatte und hoffentlich seiner würdig waren. Bevor ich die Kammer verließ und ihm noch einen Blick zurück zu ihm warf war mir zumindest als würde ich in ein Echo seiner selbst blicken.
Mein Weg führte jedoch nicht heim sondern schnurstracks in den Tempel des Herrn in Düstersee. Ich wusste sehr wohl dass es mittlerweile jemanden gab der mich daheim erwartete, doch durfte es mir keine Sorgen bereiten, denn einzig allein an diesem Abend würde es der Alka und all die Gebete sein, die man ihm mitgeben konnte. Jedes persönliche Bedürfnis musste zurückgestellt sein, denn wir alle waren Diener. Und so kniete ich, ließ in mir Ruhe einkehren und wachte so die ganze Nacht im Gebet bis spät in den nächsten Tag hinein, gleich wie stark auch der Schmerz mich ablenken wollte. Nichts würde mich von den Gebeten abbringen, die ihm zuteil werden sollten... nein mussten! Eine Mahlzeit, eine Waschung und es ging wieder zurück nach Rahal um dem Ritual beizuwohnen, ein zweites Mal Blut zu geben damit jemand anderes bekam. Jeder der Templer hatte seine eigene Art und Weise zu schneiden, die meisten Gewohnheiten von ihnen kannte ich mittlerweile und somit auch Demians. Es war schon erstaunlich wie lang sich die unseren Wege schon kreuzten, nebeneinander entlang führten, sich teilten und nun seit einer Weile irgendwo parallel aneinander liefen wie bei einem Tanz.

Und nun hier, in den Hallen des Herrn sah der Alka so aus wie einst wo er noch lebte. In aller Pracht, aller Würde und in aller Augen. Und es waren viele gekommen, so viele. Nur wie sollte ich diesen Abend beschreiben, der sich mit Worten kaum treffend beschreiben ließ. Es war ein Wandel zwischen den Welten, ein Spiel der Sinne, eine Herausforderung oder gar Kampf für die Templer, ein Tod der kein Tod war und ein Tod der blieb was er war: Ein Tod. Doch am Ende würde man wohl sagen können, dass man mit Erfolg aus diesem Ritual der Möglichkeiten hinausgegangen war.

So kniete ich hier nun, ließ meine Gedanken in Vorbereitung auf die Gebete schweifen und vor allem ließ ich ihnen Raum. Ein Jahr war in etwa vergangen. Ein Jahr in dem man mich als Messdienerin aufgenommen hatte. Ein Jahr in dem mein Körper viel gezeichneter worden war durch den Dienst im Tempel wie auch für den Herrn. Ein Jahr das mir zeigte, wie Gemeinschaft ebenso aussehen konnte wie auch Vertrauen. Ein Jahr, dass mir einen Weg vor Augen geführt hatte auf dem ich sicher wandeln konnte und auf dem ich mich noch während des Gehens angekommen fühlte. Ein Jahr, dass ein fehlendes Steinchen in einem facettenreichen Mosaik in genau jenes hineinlegte, sodass es komplett war. Und nun auch eine Stunde in der weitere alte Erinnerungen aufstiegen, Erinnerungen an dunkle erste Zeiten, Erinnerungen an Orientierungslosigkeit doch auch jene der sich entwickelnden Gefühle und eines wachsenden Geistes. Doch mit ihnen kamen auch die Erinnerungen an Schmerzen die niemand sehen konnte, denn sie waren nur tief in einem drin und wollten nicht weichen. Vertrauen war eine mächtige Waffe die man in Händen halten konnte und die schärfer schnitt als so manch gesprochenes Wort. Viel hatte meine Augen und Ohren erreicht in den Jahren die ich auf Gerimor weilte, längst war ich nicht mehr die als die ich hierher gelangt war. Doch wer wollte ich bei all dem sein?
Allmählich begann sich die Erschöpfung vom Abend breit zu machen und sich mit dem Schmerz in der Schulter zu vermischen, doch wie ein Sonnenstrahl durch eine Lücke stahl sich auch Zuversicht und Ruhe in diesen Strudel hinein. Der Alatner war der Monat mit der Entbehrung, der Monat in dem Schwaches wich und Starkes blieb. Der Alatner war der Monat des Endes mancher Dinge und nicht nur vom Jahr selbst, doch wo etwas wich, so entstand auch etwas Neues. So wie ein Wald brannte, so bereitete er damit den Boden für etwas Stärkeres und Mächtigeres. Sollten die Ketzer doch glauben, dass sie mit dem Alka die Stärke, die Gemeinschaft und den Glauben des Reiches erschüttert hatten, sie hatten viel mehr geschaffen. Sie hatten einen Waldbrand entfacht um den Boden vorzubereiten.
Die Stille des Tempels nahm zu und die Gedanken flauten ab um Raum für Gebete zu schaffen. Gebete bis in den späten Morgen hinein.
Alatner. Mond des Anfangs und des Endes.
Ein Weg, der zu beschreiten war.
Zuversicht und Gemeinschaft.
Und Gebete.
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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 23 Dez 2024 03:26    Titel:
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Die düsteren Mauern des alatarischen Tempels ragten empor in die dunkle Nacht. Der Duft von verbrannter Myrrhe und Weihrauch schwebte schwer in der Luft. Das Volk des Reiches hatte sich versammelt, ein Meer aus gebeugten Gestalten, die im Gebet verharrten. Alle Augen waren auf das zentrale Ritual fokussiert:
Das Blutritual, das ihren gefallenen Herrscher nach Nileth Azur und wieder zurück in die Welt der Lebenden bringen sollte. Tage lang kamen die Bürger in die heilige Stadt, um ihr Blutopfer darzubringen oder taten es noch am selben Abend im Tempel vor den Augen der Priester, vor den Augen Alatars.

Kava stand an in erster Reihe mit bestem Blick auf das Geschehen. Seine Rüstung glänzte schwarzmatt im flackernden Licht der Feuerbecken, das Schwert an seiner Seite ein Symbol von Pflicht und Treue gegenüber dem All-Einen.

Die Leiche des Alkas, prächtig in Rot gehüllt, lag auf einem steinernen Altar, die Gebeine seiner geliebten Mutter dicht bei an ihm dran. Das Blut aus den Opfergaben war bereits im Tempel verteilt, bildete komplizierte Muster und sammelte sich schließlich in der Mitte, wo das Bluttor selbst pulsierte – ein leuchtendes pulsierendes Tor.

Kava, mit Ehrfurcht und Entschlossenheit erfüllt, trat vor. Es war seine Aufgabe, den Körper des Alkas und die Gebeine von Anara durch das Tor zu tragen, um seine Seele zu übergeben und sicherzustellen, dass der Ritus abgeschlossen wurde und das alatarische Reich den Alka in Empfang nehmen konnte.

Er nahm den leblosen Körper, spürte das Gewicht, das ihm wie eine Last und eine Aufgabe erschien. Langsam ging er auf das Bluttor zu. Die Luft um ihn herum wurde schwer und dicht das Bluttor pulsierte weiterhin wild umher ohne auch nur einen Blick auf die andere Seite erhaschen zu können blickte er dennoch starr hinein..

Nur den Toten wird Einlass nach Nileth Azur gewährt sprach der Tetrarch Vindheim noch in seine Ohren bevor die beiden MaelQil schon auf ihn einstachen. Die giftgrüne Klinge von Pharaundarr drang tief in seine Schulter. Kaum drin wurde mit einem Ruck weiter reingebohrt sodass das warme Blut die Rüstung runter lief und den Tempelboden benetzte.

MaelQil Ryx Klinge hingegen traf den Ritter weniger glimpflich, mit einem Ruck wurde sie gen Hals gezielt wo sie den verstärkten Halsschutz durchbohrte und sich den Weg in den Hals bahnte..

Keine Zeit zu verlieren, das Blut strömte aus ihm heraus, mit röchelnder Stimme, blutspuckend versuchte er noch einige Worte von sich zu geben, bevor er mit letzter Kraft und mit der Leiche des Alkas das Bluttor nach Nileth Azur passieren wollte…

Dir zu dienen, heißt sich völlig aufzugeben…

Mit einem letzten tiefen Atemzug trat er durch.
Für einen Moment war alles still.

Ohne Vorwarnung wurde er von einer unsichtbaren Kraft ergriffen und auf der anderen Seite aus dem Tor geschleudert. Er schlug hart auf dem kalten Boden des Tempels auf, der Körper des Herrschers glitt aus seinen Armen und blieb vorerst zurück in Nileth Azur. Kava’s Bewusstsein verschwand, als das aufgebrachte Murmeln der Menge in seinen Ohren verklang..









Die Kerzen im Zimmer waren längst erloschen als Kava von einem knurren oder einem wispern im Wind und schweißgebadet in der Nacht aufwachte, ein flimmern erhellte den Raum, in dunkelgrün pulsierte die Narbe leicht. Er atmete tief durch und versuchte sich noch einmal an den Tag zu erinnern…



Zuletzt bearbeitet von Kava Shasul am 23 Dez 2024 03:38, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Jadia Conandil





 Beitrag Verfasst am: 23 Dez 2024 18:53    Titel:
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Blut in Kälte,
Blut in Rot,
gewählt sei Leben
oder Tod.

Blut in Wärme,
Blut im Fluss,
gewählt sei Sterben
Todeskuss.

Blut in Herzen,
Blut in Rage,
gewählt sei Ende
geopfert Lebenstage.


***




Alles war Blut. Ich erinnerte mich nicht an eine Begebenheit in der die Templer etwas anderes gefordert hätten. Nur Alatar selbst hatte Taten gefordert. Ansonsten hieß es immer nur Blut. Blut für irgendwelche Dornensträucher, Blut für Rituale an irgendeinem Schrein, Blut für Fässer zum Zerschlagen. Blut, dass überall hinkroch, bis zum Himmel nach rostigem Eisen stank und am Ende... ja am Ende war alles wie vorher. Keinen Schritt weiter. Rätsel ungelöst.
Unoriginell.

Doch was urteilte ich darüber, mein Blick durch Noirs Augen blieb auf dem Boden des Tempels haften, während die Kälte noch weiter in diesen Körper hinaufkroch. Kein Entkommen vor dieser Kälte mehr. Nirgendwo. Die Tempelkleidung wärmte nicht, in ihr war ich entblösster als nackt auf jeder Bühne jemals. Keine Wärme zu finden. Wenn ich aufschauen würde, dann würde ich sehen wie Noirs Atem in der eisigen Tempelluft kondensieren würde. Meine Hände konnten sich kaum die Finger biegen oder krümmen. Jede Melodie erfroren in mir, nur noch der Takt von schlagenden Herzen, deren Klang versiegte.
Ob ich schon Blut gegeben hatte?
Ich hatte meine Stimme gegeben, die Xy'notar fraß mein Blut. Was wollen sie noch? Dass ich irgendwen mit der Harfe erschlage bei der nächsten Frage. Oder eher bei der nächsten Nicht-Antwort auf meine Fragen. Warum noch gleich wurde der modernde Körper eines ehemaligen Anfrührers aufwändig konserviert.
Weil die Tetrachen das wollten.
Warum und wozu wollten sie das?
Hat man nicht gefragt.
Das Rätsel muss gelöst werden.
Welches Rätsel?
Das mit den zwei Herzen ... oder so.

Noir spürt es nicht, ich kann mich in ihr verbergen. Der Geruch des Vergehens, des Blutes, er berührt sie nicht. Es würde mich berühren. Aber ich bin sicher hier. Doch die Kälte, sie greift aus bis in mich. Die roten Fäden, sie lecken nach meinem Leben, zerren daran und reißen es aus mir heraus. Blut auf ihrem Rock, es zieht sich den Stoff hoch.
So kalt.
Worte.
Sie finden alle so viele Worte. Von Gewesenem, von Anbetung und von einer Heimkehr. Der Tote sollte heimkehren nach Nileth Azur und dafür würde wohl ein Ritter dran glauben müssen. Herzschlag auf der Harfe. Noir schaut zu Boden, der Steinboden. Rote Blutschlieren. Sterben. Ein Ritter. Wie unfassbar...
Verschwendung von Leben. Aber wenn Noir hinterfragt, wird ihr wieder nachgesagt, dass sie die Gebote nicht versteht. Doch ich weiß es! Noir versteht sehr gut und sehr genau. Alatar braucht Treue und Hingabe, allerdings unter den Lebenden und nicht unter denen, sie sich als Beweis in irgendwelche Klingen werfen. Allein, dass das blutige Portal den Ritter wieder ausgespuckt hat, war Beweis genug. Der All-Eine wollte auf keinen Streiter verzichten. Um jenen dann künftig zu besseren Entscheidungen zu motivieren, wurde er wohl erhoben.

Noir versteht.
Ich verstehe sehr gut.
Aber sie verstehen nicht mehr. Sie verrennen sich in ihre blutgetränkten Ideen von Hingabe und Opfer, von Zorn und Hass, von Hierachie und Hoffnung auf einen vermissten Anführer, dass sie etwas ganz aus dem Blick verlieren. Hinterlist und Intriege. Rätsel löst man, dann handelt man und es muss nicht immer Blut sein. Um Leben zu erhalten, muss man Leben erhalten. Das blinde Folgen der Ideen, geboren aus den anderen Leitgedanken, lässt den offenen Blick auf die tiefen der Gebote verschwimmen.

Noir ist kalt.
Mir ist kalt.
Trotz aller in Stoff gewickelten und auf dem Feuer gewärmten Backsteine in meinem Bett. Trotz des langen und sehr heißen Bades. Trotz der Wollsocken, Hose und Hemd und der vier Decken auf mir. Mir ist kalt! Nichts scheint derzeit diese Kälte brechen zu können. Nach den Ereignissen im Tempel sitzt sie noch tiefer in mir drin. Meine Finger krümmen sich kaum noch, eine Steifheit überkommt mich. Die Gedanken rasen, das Rätsel kenne ich immer noch nicht. Doch ich erinnere noch was der Bote sagte, bevor mein Denken in der Kälte erstarrte. Sie haben den Tod gewählt, nicht das Leben. Was sie bewirken wollten, misslang.

Noirs Hände öffnen und schließen sich, während sich ihre Körpertemperatur wieder normalisiert. Die Lippen erhalten wieder Farbe. Die Wärme des Bettes und des Raumes hilft und klammert das Leben weiter in das schmale Geschöpf. Doch die Träume bleiben eisig. Aus einigen tropft Blut aus Herzen in eine unendliche See.
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Velvyr'tae





 Beitrag Verfasst am: 10 Jan 2025 22:08    Titel:
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Die Dosis macht das Gift.


Die Lethoryxae hob den schmalen Spatel aus dem steinernen Tiegel, betrachtete das gräuliche Pulver darauf versonnen. In winzigen Dosen war das Pulver die Rettung, wenn das Herz eines Wesens zu versagen drohte. Doch gab man nur ein wenig zu viel, begann es in der Brust zu rasen wie ein wildgewordenes Pferd. Schweißausbrüche waren die Folge. Fahle Haut. Noch ein wenig mehr und es führte unweigerlich zum Tod.

Faszinierend.


Sie ließ das Pulver auf die Waage rieseln, schob dann mit den behandschuhten Fingern die winzigen Gewichte auf der Gegenseite zurecht. Das heutige Experiment war besser verlaufen. Die letzten beiden hatten tatsächlich überlebt und ihre Herzen hatten beinahe im Gleichklang geschlagen. Die kreischenden Kreaturen im Kerker hatten zwar nicht das gleiche Gewicht wie die Zwillinge, doch ihre humanoide Anatomie verriet ihr dennoch genug darüber, wie die beiden Menschen auf ihre Mixtur reagieren würden.

Flüchtig glitten ihre Gedanken zurück in jene Zeit, wo sie ein Dolch in den Schatten gewesen war. Gift hatte sie immer begleitet. Seltsam, wie scheinbare Fehlgänge sich viele Jahre später als notwendige Schritte auf dem Weg erwiesen. Ihre Erfahrung machte sich nun bezahlt.
Und selbst der enervierende Nachwuchs machte sich nützlich. Widerwillig zufrieden glitt ihr Blick über die Pflanzenproben, die Zyn'tuin ihr aus der obskuren Höhle verschafft hatte. Eine davon hatte sich als der Schlüssel herausgestellt.

Mit Bedacht ließ sie das Pulver in eine ölige Lösung rieseln, rührte mit einem frischen Spatel in gleichmäßigen Bewegungen. Es dauerte, bis es sich auflöste. Auch die Temperatur musste stimmen. Mit der Linken schob sie den kleinen Brenner näher.

Wieder wanderten ihre Gedanken, während die Hände routiniert arbeiteten. Sie hatte sich für eine trinkbare Lösung entschieden. Besser dosierbar. Besser steuerbar. Es wäre wohl unklug, einen Ritter und eine Clerica versehentlich zu töten. Ein unnötiger Dämpfer für eine Aufgabe, an der das Reich schon lange genug kaute, wie ein ungeduldiges Pferd an seiner Trense.

Nein. Ein Trank, dessen Einnahme sie überwachen würde und der Lethyr sollte den Herzschlag zur Sicherheit überwachen. Manchmal war ihr Letharf doch recht nützlich.
Zufrieden nahm sie das gläserne Gefäß vom Brenner, in dem die dezent orange gefärbte Flüssigkeit sich noch träge drehte. Bald musste sie bereit sein. Bereit, für ihren kleinen Anteil an der Rückkehr des Alkas. Ob die Menschen wussten, dass dieser Titel aus der Sprache ihres Volkes stammte?


Der Erste würde zurückkehren.

Zeit für neue Versuche.
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2025 20:33    Titel:
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Amara und Kyrian

Die Kammer war spärlich beleuchtet, die einzige Lichtquelle: ein schwaches Öllicht, das träge vor sich hin flackerte. Amara saß auf der steinernen Bank an der Wand, lieblos blättert sie in einem der dort liegenden Bücher. Ihre Haltung war ansonsten recht ruhig, doch in ihren Augen spiegelte sich ein innerer Kampf wider, denn immer wieder huschten sie völlig ohne Struktur über die dort im Buch verweilenden Zeilen.

Kyrian stand am Fenster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sein Blick war auf die Dächer der fremden Stadt gerichtet, die still unter dem Schatten der Nacht lag.

„Sie haben uns nicht alles gesagt,“ begann er schließlich, seine Stimme ruhig, fast sachlich.
„Sie sagen nie alles.“ Amaras Ton war kühl, doch ihre Worte trugen einen Hauch von Bitterkeit.
„Das Ritual...“ Kyrian drehte sich zu ihr um. „Es ist nicht wie die Anderen. Das spüre ich.“
Amara schnaubte leise, doch es war kein Zeichen von Ungeduld, sondern von Überlegung. „Natürlich ist es anders. Ein Opfer für Alatar ist nie gewöhnlich. Das weißt du.“

„Es ist mehr als das.“ Kyrian trat näher und setzte sich ihr gegenüber. „Warum? Warum wir?“
Amara hielt seinem Blick stand, ihre Augen kalt und scharf wie eine gezogene Klinge. „Hör auf, alles zu hinterfragen, Kyrian. Unser Glaube ist der Anker, den wir halten müssen. Zweifel haben hier keinen Platz.“
„Das ist kein Zweifel, Amara,“ entgegnete er, seine Stimme fest. „Es ist Vorbereitung. Wenn wir Alatar wirklich dienen sollen, müssen wir wissen, worauf wir uns einlassen.“

„Wir wissen, worauf wir uns einlassen.“ Sie lehnte sich vor, und in ihrem Gesicht zeigte sich eine Entschlossenheit, die keine Schwäche zuließ. „Wir geben uns ihm. Ganz. Bedingungslos.“
Kyrian ließ ihre Worte einen Moment in der Luft hängen, bevor er nickte. „Bedingungslos. Und doch keimt ein Gedanke in mir...“
„Welcher Gedanke?“

Er zögerte, dann sprach er weiter: „Dass wir allein unter Fremden sind. Niemand hier kennt uns und wir kennen sie nicht. Unsere einzige Verbindung ist der Glaube. Aber Glaube allein macht es schwer, einem Messer den Rücken zuzuwenden.“
Amara betrachtete ihn schweigend, dann erhob sie sich. Ihre Kette glänzte matt im Licht, als sie sich ihm gegenüber aufrichtete. „Das Vertrauen, das du suchst, Kyrian, ist nicht in ihnen zu finden. Es liegt in uns – in dir und mir und unserem unerschütterlichen Glauben an unseren Herrn. Was auch immer dieses Ritual verlangt, wir gehen gemeinsam. Und wir werden gemeinsam dienen. So, wie wir es immer getan haben.“
Kyrian sah zu ihr auf, und für einen Moment lag in seinem Blick etwas, das zwischen Stolz und Melancholie schwebte. „Gemeinsam,“ wiederholte er. „Bis zum Ende.“

Amara legte ihm eine Hand auf die Schulter, ihr Griff fest und verbindlich. „Nicht bis zum Ende, Bruder. Bis zu dem Punkt, an dem wir eins mit Alatar werden. Der Rest spielt keine Rolle.“
Kyrian lächelte leicht, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Für Alatar.“
„Für Alatar,“ antwortete Amara mit einer Stimme, die keine Zweifel zuließ.
Die beiden standen noch lange schweigend da, Seite an Seite, während das Licht des Öls langsam erlosch und die Dunkelheit sie umhüllte.

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