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[Q] Die Schatten der Ewigkeit - Mein Wille ist euer Ziel
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Die Schatten der Ewigkeit - Mein Wille ist euer Ziel
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Florence Lascari





 Beitrag Verfasst am: 26 Nov 2024 00:22    Titel:
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*Die Vermutungen hatten sich also bewahrheitet und die Graik allen voran der Kal Khazad und der Kal Dar hatten Befehle gegeben. Neben den Wahrheiten zu den Langbeinern und ihren Königskinderns schwebte weiter eine abgetakelte Gottheit als Gefahr über dem Land oder flatterte, wer weiß das schon so genau? Sie hatte zumindest genug gesehen auf der Klamm und vor dem Rakun, um sich nicht in Sicherheit zu wissen.

Gerüchte aus dem nahem Berchgard, so direkt vor der Haustür über einen Gefangenen forderte einfach noch mehr die Wachsamkeit des Nilzadan heraus.

Für Florence, die sich oft auch unter den Menschen bewegte, war es daher selbstverständlich diese Befehle bei ihren Leuten mit Köpfchen umzusetzen. Man musste nicht gleich volle Beflaggung hissen und mit bunten Fahnen wehen bei dem was man derzeit tat oder befürchtete.

Und so wurden ihre Graikler von der Graik Dar damit beschäftigt unregelmäßig Wachen zu verstärken, wieder an anderer Stelle sich zu verbergen, da wo man es sehen sollte dagegen Pfeifchen entzünden vorwitzig. Kontrollen von Besuchern wurden genauer vorgenommen mit dem Hinweis auf mögliche Letharen Übergriffe und deren neulichen Drohungen. Zumindest sagten das ihre Leute auf Nachfragen. Ein klares Muster war zumindest bei all dem nicht augenscheinlich zu erkennen.

Tatsächlich aber waren zu viele Schüsse vor den Bug im Moment, so dass Bork und Rago sowie alle anderen in der Graik darüber in Kenntnis gesetzt wurden über ihre Vorhaben und sich entsprechend mit ihren Ideen damit anpassen konnten.

Immerhin: Emsigkeit und Fleiß waren nichts Unbekanntes für Außenstehende und eine gewisse Skepsis der Kaluren Fremden gegenüber, vor allem aber wussten sie den Mund zu halten (außer bei dem Wachbhir) und die Eingänge zu sichern.

Sie selber blieb dabei in ihrer Freiwache, wenn man das so nennen konnte, in den Schatten verborgen und beobachtete. Nein, heute würde sie keinen Rum trinken und auch nicht die nächsten Tage. Sie hatte dem Seelenschmied ohne Zögern beigestanden und auf den Schutzschild von Getares eingeprügelt und bei Cirmias, dem sie einen Schwur geleistet hatte, sie alle hier würden wieder alles geben, wie schlecht auch die Aussichten waren! Soviel war sicher, denn dies waren die Gussformen der Khaz-Aduir! ... Und eine Heldenhelferin.*
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 26 Nov 2024 21:20    Titel:
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Viele Brüder machen schmale Güter.
Deutsches Sprichwort


Da stand sie nun und der stille Gewitterblick ruhte auf den schlafenden Kindern. Ihren eigenen. Eingekuschelt in ihre Betten, tiefe Atemzüge füllten den Raum, den sich alle teilten. Der Sohn und die Tochter, die sie selbst geboren hatte wurden eine Weile betrachtet. Conrad hatte die dunklen Haar Thelors aber ihre Hautfarbe und ihre eigene Augenfarbe und ihren Blick. Altklug war er, testete Grenzen aus und war sich seiner selbst so sicher, wie das ein Sechsjähriger sein kann. Aleva sah aus wie Heinrik. Punktum. Insgesamt wollte das Mädchen mit seinen Anderthalb immer noch nicht all zu viel mit ihr zu tun haben. Beide Kinder waren jetzt schon so unabhängig von ihr, dass es schmerzte. Doch der blonde Schopf Rikkards zog ihren Blick an, der weich wurde.
Der Zweitgeborene.
Er war ganz ihr Kind, obwohl sie ihn nicht selbst auf diese Welt gebracht hatte. Trotzdem fühlte sie ihm sich so nah. Er griff immer als erster nach ihrer Hand und war immer der, der noch eine Umarmung mehr brauchte.
Mutterliebe.
Anara war ermordet worden, bevor ihre Söhne alt genug waren um ohne sie zu sein. Der Zweitgeborene hatte darunter vermutlich am meisten gelitten. Das Licht brach sich in den blonden Strähnen Rikkards. Stand er auch im Schatten Conrads? Wohl kaum, die beiden trennte nur ein halbes Jahr an Alter. Rikkard würde als erwachsener Mann vermutlich größer und stärker sein als Conrad. Conrad war groß, aber tendierte etwas zu ihrer athletischen Figur hin.

Ismael, der Zweitgeborene.
Immer im Schatten des späteren Königs und doch in sich und aus sich heraus zu mehr geboren als nur der Fackelträger zu sein. Klüger und gebildeter entwickelt als nur zum Hintergrund zu taugen wie ein teurer Wandteppich. Ein Grund mehr warum keines ihrer Kinder ihren Titel erben würde. Das hatte sie festgelegt. Alles, was sie sein wollten, würden sie auch sich selbst heraus erreichen müssen. Jeder für sich und vielleicht doch gemeinsam
Ismael, der Einsame.
Wenn sich alles um den Kronprinzen dreht, dann werden die Prinzen nicht hofiert. Nicht wertgeschätzt und vermutlich zu selten auch in die Pflicht genommen einen Dienst leisten zu müssen. Freundschaften finden sich schwer, Brüderlichkeit noch schwerer.
Rikkard, Conrad und Aleva würden nie einsam sein. Sie würden in der Sicherheit der Liebe ihrer Eltern aufwachsen und lernen das es Bande gibt, die schwerer wirken als Blut oder Worte.
Ismael, der Verlorene.
Er würde sterben. Im Grunde war der sanfte junge Mann, der Isidor von Hohenfels hätte sein können schon tot. Was noch da war, war verloren. Kein Sanftmut, keine Güte. Nur Berechnung und Taktieren.

Und wie gern sie doch mit dem Desaster flirtete. Auf eine verworrene Art mochte sie sogar den schnöseligen, verwöhnten und absolut arroganten Adelssproß, der der Alka war. Aber das war ihr persönlicher Fluch. Sie würde zusehen wie er brannte. Und natürlich war sie brennend daran interessiert, was er nun noch so dringendes mit seinem Bruder zu bereden hatte.
Isidor Silberzunge.
Er würde versuchen Ador einzuwickeln. Mit etwas, was Ador emotional treffen würde. Ihr Blick glitt wieder über ihre Kinder. Anara. Das würde sie tun an seiner Stelle. Sie würde ihrem Bruder etwas von der Asche der gemeinsam Mutter vorbeten und einen Handel anbieten.

Stille und Atemzüge.
Knistern von Feuer.
"Keine Sorge, Kinder. Mama stirbt Euch nicht. Ich liebe Euch, schlaft sicher und geborgen."

Es stand zu hoffen, dass die von Heinrik ersonnene Finte halten würde. Zumindest bis endlich Seine Majestät sich nun äußerte was die Durchführung der Hinrichtung anbelangen würde.

Warten.
Geduld.
Nichts für Zweitgeborene.


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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 26 Nov 2024 23:23    Titel:
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Die Leere

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

1432 Steine. Ich habe sie gezählt, zumindest jene, welche ich sehen konnte. Außerhalb des Gemäuers müsste dies wohl Sir Keylon übernehmen. Ein treuer Geselle, wenn man bedenkt, dass er schon seit Anbeginn meiner Ankunft nicht von meiner Seite weicht. Ich sitze immer noch in dieser kalten Zelle fest. Die Mauern, unbeweglich wie die Stille welche mich umgibt. Meine Gedanken kreisen in einem ewigen Sturm, ein unaufhörliches Rauschen aus alten Erinnerungen. Seit meine Vergangenheit wie ein offenes Buch vor mir verweilt und ich jeden Schritt wieder klar vor mir sehe, ergibt das Verhalten des alumenischen Adels ab und an einen Sinn. Wieviel Kraft es sie kosten muss mir nicht die Klinge durch den Leib zu rammen, mich dort in der Zelle immer wieder ansehen zu müssen, stets konfrontiert mit der Vergangenheit und der Gegenwart.
Vor ein paar Tagen hatte es ein weiterer Gefangener in den Trakt geschafft. Esteban, ein Pirat. Piraten, ein untreues Pack, zumindest hatten meine letzten Erfahrungen dahingehend keinerlei positive Aspekte übrig, doch Zeiten ändern sich.
Wer weiß wohin seine Wege führen, zumindest wird er vorerst nicht länger ein Teil der elitären Gesellschaft sein, welche die Steine in diesen Gemäuern zählen.

Als die eiserne Türe des Turms ins Schloss fällt, die Einsamkeit der Wände sich wieder auf mich legen, wird auch die Stille in mir wieder mächtiger. Sie nimmt mich ein, ich schließe die Augen und ein tiefer Atemzug füllt meine Lungen. "Schmerz ist eine Prüfung, die uns näher zu Vater führt.” ein leises, vergangenes Wispern welches meine Sinne erfüllt und für den Augenblick die Stille durchschneidet. Ein bitterer Geschmack füllt meinen Mund, während ich nach einer Lösung suche. Schmerz. Vielleicht war das der Weg. Schmerz öffnet Grenzen, legt alles offen. Schmerz könnte mich dir näher bringen, könnte dir zeigen, dass ich noch hier bin – dass ich bereit bin, alles zu tun, um deine Aufmerksamkeit, Herr, zurückzugewinnen.

Die Kälte des Gemäuers kroch in meine Knochen trotz des Kohlebeckens das in der Ecke der Zelle glühte. Eine halbherzige Wärme, wie ein schlechter Scherz inmitten dieser unbarmherzigen Einsamkeit. Viele Tage waren vergangen und noch immer hatte es mein Bruder Ador nicht für nötig gehalten sein Urteil zu sprechen oder aber meine Besucher schwiegen sich mit purer Absicht darüber aus.

Meine Gedanken wanderten zurück zu jenem Tag der alles verändert hatte. Dem Tag, in der ich mich den Verlockungen hingegeben hatte, den Versprechungen, die mir gemacht wurden – so süß wie Gift und ebenso tödlich. Es waren nicht nur leere Worte gewesen, nicht für mich. Ich hatte geglaubt, gar vertraut. Und dafür alles verloren. Doch aus diesem Verlust war ich neu geboren, in den Armen eines Gottes, der mich wirklich sah.

Alatar.

Er hatte mich zum Herrschen bestimmt, nicht dazu, im Schatten meines Bruders zu stehen. Warum sollte ich die zweite Geige spielen, wenn ich ebenso geboren war, als Herrscher zu verweilen? Diese Gedanken brannten heißer als das Kohlebecken das vor mir glomm.

Ich biss die Zähne zusammen und legte mit einem Ruck meine Hand auf die glühenden Kohlen. Die Hitze biss sich sofort in meine Haut, durchdrang mein Fleisch und hinterließ einen unsagbaren, reinen Schmerz. So rein, dass er wie ein klares Signal alles andere übertönte. Ein lauter Schrei verließ meine Lippen. Ich spürte, wie sich in mir etwas aufbäumten, ein Funke, ein Hauch einer Verbindung, welche schon fast gänzlich zu verblassen schien. Ich starrte die steinerne Wand an und sah sie, die weichen Züge, das wallende Haar und ihr sanftes Lächeln.

‘Anara’

Ein Flüstern verlässt meine Lippen noch ehe ich den Namen begreifen konnte, als wäre er nicht von mir, sondern eher durch mich gesprochen. Eine Woge aus Schmerz, Glaube und Trotz pulsierte auf meiner Hand, doch in mir fühlte ich wieder etwas, etwas, das zuvor einer Stille glich. Ich fühlte Ihn, Altar, als hätte dieses unsanfte Zupfen an der Saite des Glaubens wieder einen Klang erzeugt, welcher zuvor verstummt war.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Zeitgleich im alatatischen Reich…

Die Tränen

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Tief in den alten Gemäuern des Tempels, wo das Licht kaum einen Weg hin findet und die Schatten durch das flackernde Licht der Kerzen ihrem eigenen Traumtanz hinterherjagen - ruht der Schädel. Ein Relikt, gebettet auf einem Altar. Die Blütenblätter der dunklen Rosen umarmen die knöchernen Konturen, als würden sie ihm tröstend zur Seite stehen.

Alles in dem Raum wirkt still, zeitlos, ein Ort der von der Welt draußen abgeschnitten scheint. Ein sanfter Windhauch weht durch den Fensterlosen Raum und lässt die Rosenblätter leicht aufschrecken. Als wäre es ein Weckruf gewesen, werden sich langsam und unaufhörlich, tiefrote Tropfen formen und als Lebenssaft, warm und unwirklich, die knöchernen Wangen hinabfließen. Das Bild eines Schädels, welcher um ein uraltes Leid weint, welches von neuem Entfesselt wurde.





Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 06 Dez 2024 11:18, insgesamt einmal bearbeitet
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Ashanti Bashir





 Beitrag Verfasst am: 27 Nov 2024 10:42    Titel:
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Der gestrige Abend sollte eigentlich ruhig verlaufen in der Kaserne.
Waffen und Rüstpflege war angesetzt vom Armeeschmied.
Kurz vorher noch schnell die neue Janitscharin aufnehmen und dann entspannt dem Unterricht lauschen.
So war eigentlich die Abendplanung der Jikban.
Doch wie das mit Plänen so ist, kommt meist irgend etwas dazwischen und wirft die Pläne über den Haufen.
Im laufenden Unterricht wurde sie vom Erhabenen zu einen Gespräch unter vier Augen entführt.
Die Informationen die sie dann erfuhr sorgten für großes Erstaunen und hinter liessen sie sehr nachdenklich.
Sie kannte diesen ominösen Gefangenen nicht wirklich. Doch hatte sie schon einige Schauergeschichten über ihn erzählt bekommen.
Lange ging sie in der Kaserne an dem Abend noch auf und ab und dachte nach wie die nächsten Schritte nun aussehen könnten.
Kurz vor Mitternacht hielt sie dann inne und nickte feste vor sich hin.
Sie begab sich in das Lager, kramte ein paar Fernrohre raus und drückte diese der Wachablösung für den Grenzposten in die Hand.

Nehmt die mit. Ich will das jeder eines hat und die Grenzlinie genauestens beobachtet.
Ich möchte über alles merkwürdige informiert werden.
Selbst wenn ein Berglöwe anders als sonst in die Pampa scheißt, verstanden?

Dann erst ging sie selbst nach Hause und begab sich in ihr Bett.
Nur um dann kurz vor Sonnenaufgang erneut in der Kaserne auf zu schlagen.
Alle Wachhabenden wurden zu vermehrter Aufmerksamkeit aufgerufen und selbst die frei gestellten Janitschare wurden heran zitiert um mit jenen zusammen Übungen zu machen.
Jeder noch so kleine Makel an Ausrüstung und Waffen der Janitschare wurde beanstandet und so werden wohl eine menge beim Armeeschmied aufschlagen.
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Velvyr'tae





 Beitrag Verfasst am: 27 Nov 2024 16:53    Titel:
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Der fensterlose Raum tief in den Gewölben des Tempels hatte einen sehr spezifischen Geruch. Eine Mischung aus trockenen Stein, dem Weihrauch der Messen und einer Spur von jedem der Geweihten, die diesen Raum je betreten hatten. Ihr eigenes Blut hatte die Wände geziert, so wie das von Wegbegleitern, die vergangen waren, verschwunden.

Die Lethoryxae kniete vor dem Altar, das rabenschwarze Haar ein Vorhang um ihr schmales, hartes Gesicht. Es war ihre Wache. Der Schädel ihre Verantwortung, auferlegt von Alatars Gesandtem und von ihrem Letharfen, der daraus ein Politikum gemacht hatte. Mit einem Durchatmen verlagerte sie ihr Gewicht, ließ die Gedanken weiter treiben.

Nach Jahrzehnten des Daseins hatte sie schmerzhaft gelernt, dass alles vergänglich war. Loyalität, Bindung, selbst die Steine waren nicht mehr dieselben, die einst Rahal gebildet hatten. Und am vergänglichsten waren die Menschen. Sie hätte es nie zugegeben. Doch es gab solche, die sie vermisste.

Die sie berührt hatten mit ihrer Hingabe an den Panthergott.
Die ihr Leben geopfert hatten.
Es mit einer Leidenschaft gelebt hatten, die jener der Letharen ähnelte.

Das weiche Moosgrün ihrer Augen glitzerte im flackernden Schein der Kerzen. Der Schädel in seinem Blütenbett weinte. Er weinte Blut.
So vieles in der Emotionswelt der Menschen war ihr fremd. Die Hand, die diese zarten Blüten hier abgelegt hatte, kannte sie um so vieles besser, war sie doch Teil davon und doch entrückt.
Keiner der Geweihten entkam dieser Tatsache.
Das Blut aber berührte die Lethoryxae.

Ihre Fingerkuppen schwebten über den Tropfen, berührten sie aber nicht. Sie spürte der Intensität des Leids nach, gestattete sich diese Momente des fremdartigen Mitgefühls - des Mitfühlens.
Es war köstlich. Pures Leben inmitten der Vergänglichkeit
Nicht alles verging.
Und manches konnte wieder erweckt werden.


Xrul qual xu Atar wisperte die Lethra in die Stille des fensterlosen Raumes.
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Caldrin Delroy





 Beitrag Verfasst am: 01 Dez 2024 22:01    Titel:
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Der Wind zog durch die Bäume, als Caldrin das Tempo drosselte. Die wenigen Kameraden an seiner Seite hielten ihre Position, während die Packpferde schwer beladen hinter ihnen her trotteten. Alles war vorbereitet – die Kisten mit Werkzeug und Vorräten, die langen Holzstangen, die später als Pallisaden dienen würden, und sogar eine Handvoll Waffen, sorgsam verteilt, um den Anschein eines kleinen Vorpostens zu wahren. Es war kein gewöhnlicher Marsch, das wusste jeder von ihnen, und doch sprach keiner ein Wort.

Der Auftrag von Ritter Shasul war eindeutig gewesen: Ein Lager errichten, das den Feind ablenken sollte. Caldrin hatte den Plan mit Bedacht geschmiedet, wusste, wie viel von der Perfektion dieser Täuschung abhing. Jeder Schritt, jede Bewegung war kalkuliert, um den Eindruck zu erwecken, dass dies eine strategisch wichtige Operation war.

Als sie die Lichtung erreichten, zog Caldrin die Zügel an und hielt inne. Der Ort war ideal: geschützt durch umliegende Berge, von dichtem Schilf mit Sumpf umgeben und doch offen genug, um einen gut sichtbaren Stützpunkt darzustellen. Er ließ den Blick schweifen, nahm die Umgebung auf und gab schließlich mit einem knappen Nicken das Zeichen. Ohne ein weiteres Wort begannen die Männer, die Ausrüstung abzuladen und die Arbeit aufzunehmen.

Die ersten Pfosten für die Pallisade wurden in den Boden getrieben, das Geräusch von Holz auf Holz hallte durch die Stille. Caldrin beobachtete die Arbeit aufmerksam, packte selbst an und achtete darauf, dass alles genau so platziert wurde, wie es geplant war. Die Pallisaden waren nicht hoch, aber sie reichten aus, um den Anschein von Schutz zu vermitteln.
Dahinter errichteten sie eine Feuerstelle, deren Rauch später den Eindruck von Aktivität erwecken würde. Neben der Feuerstelle platzierten sie eine Liegestelle, eine schlichte Konstruktion aus Stroh und Decken, die so aussah, als wäre sie für Verbündete gedacht.

Die Pferde wurden in einem provisorischen Bereich angeleint, wo auch etwas Futter verteilt wurde – ein weiteres Detail, das zeigen sollte, dass hier längere Zeit verbracht wurde. Kisten mit Werkzeug und Vorräten wurden in der Nähe der Feuerstelle aufgestapelt, einige offen sichtbar, andere so platziert, dass sie absichtlich Fragen aufwarfen. Besonders das kleine Waffenlager, das sie sorgfältig in einer Ecke des Lagers arrangierten, war dazu gedacht, das Interesse der Feinde zu wecken.

Caldrin trat einen Schritt zurück und betrachtete das Werk. Es sah authentisch aus, genau wie es sollte – nicht übertrieben, aber auch nicht zu spärlich. Ein glaubwürdiges Lager, das den Anschein erweckte, hier könnten wichtige Operationen geplant werden.

„Gut gemacht,“ sagte er schließlich leise zu den Männern. „Denkt daran: Wir müssen täglich hier her kommen, es darf nicht komplett ausgestorben aussehen. Es wird den Feind anziehen, aber es wird nicht halten. Solltet ihr während eines Angriffs hier sein, verzieht euch in die Sümpfe oder versucht anderweitig entkommen.“

Die Männer nickten, die Ernsthaftigkeit in ihren Gesichtern zeigte Caldrins eigene. Der Feind sollte denken, dass hier etwas von Bedeutung lag. Das Lager war ein Köder, nichts weiter – aber ein Köder, der perfekt sein musste, um zu funktionieren.

Mit einem letzten Blick auf die Lichtung und das errichtete Lager wandte sich Caldrin ab. „Lasst die Pferde hier“ sagte er ruhig, und sie machten sich auf den Weg, die Dunkelheit des Waldes verschluckte sie bald. Hinter ihnen blieb das Lager zurück, still und bereit, seine Rolle im Spiel zu erfüllen.



Zuletzt bearbeitet von Caldrin Delroy am 02 Dez 2024 08:16, insgesamt einmal bearbeitet
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Florence Lascari





 Beitrag Verfasst am: 02 Dez 2024 21:24    Titel:
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*Später Abend, nur einige wenige Leute in der Taverne. Eine Gestalt schlendert fast lässig anmutig von dem Abort kommend zu ihrem Platz. Keine Fragen, keine Worte, nur eine Krone wird zu Biljana geschnickt und kurz danach ein schmuddeliges Glas mit irgendeiner, gebrannten Plörre vor sie deponiert. Was immer da auch drin war, ist nicht genau zu definieren, aber es tut seinen Zweck, brennt die Kehle herab, lässt ihr den unverkennbaren heiseren Unterton in der Stimme auffrischen. Teuer aye, aber alles hat seinen Preis, auch das nicht fragen oder ansprechen für manche Leute auf eigenen Pfaden abseits der üblichen Wege.

Die Gugel tief ins Gesicht gezogen, die kleine Pfeife mit Knabbernabrieb am Mundstück wird angefacht mit einem Span, beleuchtet nur kurz ihr Gesicht. Dann ein Blick nach draußen. Und fast schon ungläubig beobachtet sie, was da draußen aufgebaut ist. Nicht nur neben der Herberge und ihrer Taverne, die sie immer wieder besucht um ihre Ruhe zu haben, nein auch noch so offensichtlich nahe an der Klamm.

"Beim heiligen Klabautermann, was soll das denn werden?"

*murmelt sie leise mürrisch vor sich hin, streckt nachdenklich die Beine aus und legt sie übereinander. Eine Flasche wird bestellt, der Beutel Münzen auf den Tisch schwerer als auch nur annähernd woanders dafür bezahlt werden würde. Aus gutem Grund. Der Abend und auch das Morgengrauen abgewartet. Ein wahres Gedicht das Essen hier, kein Wunder dass es keine vierbeinigen Ratten gab, nicht mal die würden das anrühren. Immerhin ist es lauwarm und füllt den Magen, der selbst Gebrannte würde schon Würmer oder was auch immer da drin ist schon abtöten. Auf das Donnerwetter von Rago war sie vorbereitet, einfach ohne Nachricht die Nacht wegzubleiben und die Wache verpasst.

Aus den beiden Schornsteinen der beiden Häuser quoll ebenso Rauch in den kalten Winterhimmel wie das Lagerfeuer da draußen. Eine Augenbraue hebt sich skeptisch. Im Schatten ihrer Ecke bleibt sie einfach abwartend und beobachtend, was da veranstaltet wird und das vor den Augen der Leute und "Gäste" hier. Erst zur späterer Stunde am Tag verschwindet sie, auch wenn ihr Weg in den Schatten sie nicht mal annähernd an dem Lager vorbeiführt, auf anderen Pfaden, die niemanden etwas angingen, über Umwege zurück zum Berg würde sie sich verantworten müssen. Und das wo sie bohrende Kopfschmerzen und Magengrummeln hatte. Es gibt wenig, was nach so einem Abend schlimmer ist, als ein brüllender Kalur, der stinksauer sein wird. Immerhin hatte sie genug gesehen fürs Erste.*


Zuletzt bearbeitet von Florence Lascari am 02 Dez 2024 21:26, insgesamt einmal bearbeitet
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Berenguer von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 06 Dez 2024 01:03    Titel:
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Der Tag der Hinrichtung rückte immer näher und Berenguers Gedanken kreisten um die bevorstehende Veranstaltung. Der Tod durch die Flammen war eine grausame Angelegenheit und so der Delinquent nicht durch das Rauchgas frühzeitig erstickte oder das Bewusstsein verlor, war es eine scheußlich schmerzhafte Angelegenheit. Während der ein oder andere Zuschauer schon beim Geruch des verbrennenden Fleisches vermutlich vor lauter Übelkeit das Weite suchte, so blieb dem Gerichteten nichts anderes übrig, als die schreckliche Prozedur von Anfang bis Ende durchzustehen - kein Vergnügen wenn man spürte, wie die eigene Haut aufplatzte und sich vom Fleisch schälte. Kein Wunder also, dass Menschen auf dem Scheiterhaufen meist so schrille Schreie ausstießen, dass diese kaum mehr menschlich klangen.



Berenguer war bekannt dafür, dass er mit Feinden nicht gerade zimperlich umging und die Anwendung von Gewalt gegen sie ihm nicht gerade den Schlaf raubte, doch fand er keinen Gefallen an unnötiger Grausamkeit. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre der Alka kurzerhand geköpft worden - schnell und sauber und ohne zu viele Möglichkeiten für den Feind zu intervenieren. Die Leiche hätte man bei Bedarf immernoch verbrennen und die Asche in alle Winde zerstreuen können. Tot war am Ende tot - egal wie es dazu gekommen war.

Doch es war der Wille des Königs seinen Bruder auf diese Weise hinzurichten. Obwohl die Tugend des Mitgefühls üblicherweise eine von denen war, deren Befolgung dem Hohepriester nicht leicht von der Hand ging, war er dieses Mal entschlossen, dem Feind etwas davon zuzugestehen. Deshalb hatte er sich entschieden, dem Alka ein Säcklein mit verschiedenen Essenzen um den Hals zu hängen, die bei größerer Hitzeentwicklung Dämpfe abgeben würden, die den Delinquenten seiner Sinne beraubten. Auf diese Weise würde Isidor nicht zu viel von der Tortur mitbekommen. Es war nicht viel, denn der Wille des Königs musste am Ende befolgt werden, aber es war eine kleine Erleichterung.

Und so durchstöberte der Einäugige Geweihte seine eigentlich zum Brauen von Tränken vorgesehenen Vorräte, bis er sich schließlich für einige starke Destillate von Drachenblut, Grabmoos, Molchauge und Schwefel entschied.


Blieb zu hoffen, dass das Ganze schnell genug seine Wirkung entfaltete, um dem Gefangenen das Übelste zu ersparen...
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 06 Dez 2024 11:17    Titel:
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Die bitterste alle Tränen

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Ich schloss die Augen und atmete tief ein, ließ die Worte des Ritters in meinem Geist widerhallen. Zum Tode verurteilt. Nicht überraschend und doch war es ein Stich ins Herz, schärfer als jedes Schwert. Nicht die Entscheidung selbst schmerzte, es war die Kälte, die sie begleitete. Sein eigenes Fleisch und Blut, sein Bruder, der König Alumenas, hatte es nicht einmal für nötig gehalten ihm diese Absolution selbst zu überbringen. Nein, das Todesurteil selbst wurde von einem seiner Ritter überbracht, als wäre es eine alltägliche Botschaft.

So sah also sein letzter Weg aus, den Alatar für ihn vorgesehen hatte. Ein Weg in die Glut selbst, bis nur noch ein Häufchen Asche übrig bleiben würde. Ein Weg des Schmerzes, aber auch der Stärke. Wenn es der Wunsch des Herrn war, so würde er ihn auch gehen. Nicht wie ein gebrochener Mann, sondern wie jemand, der zu seinen Überzeugungen steht. Er wird nicht als Opfer gehen, sondern als Botschafter. Sein Urteil wird eine Botschaft sein, die tiefe Ranken schlagen wird.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, meine Wut die tief in meiner Brust zu lodern begann, ist ein kleiner Vorgeschmack dessen, was noch kommen würde. Ador. Mein Bruder war ein Narr, ein schwacher König dessen Interesse daran lag sein Volk stetig zu besänftigen anstatt es zu stärken. Kein Kampfgeist, kein Wille, welcher über das Hier und Jetzt hinaus reicht. Ein Kronprinz und jetzt König, dem alles stetig zu Füßen gelegt worden war. Der nie erfahren hatte was es bedeutet zu Kämpfen. Kämpfen für seine Rechte, seine Macht und seine Überzeugungen. Er stand immer im Licht während ich im Schatten verweilte.

Doch wenn man stetig im Schatten verweilt, prägt es einen. Ich lernte Lektionen die Ador nie gelernt hatte. Und jetzt, wo meine Zeit gekommen ist, ich die Schwelle meines Todes bestreite, werde ich ihm noch eine letzte Lektion erteilen. Ich werde ihm etwas auf den Weg mitgeben, was er niemals vergessen wird. “Wenn Zweifel einmal Wurzeln schlagen, dann braucht es Zeit. Zeit um zu wachsen, um die Überzeugung zu zerbrechen die mein Bruder so sehr umklammert.” Ador musste der Wahrheit ins Auge blicken, er musste seinem wahren Ich gegenüberstehen.

Wenn dies mein Ende war, dann würde ich es nutzen. “Du kannst mich verbrennen, Bruder,” ein Flüstern verliert sich in den Wänden der Zelle, verschluckt von der Dunkelheit der Nacht. “Aber mein Geist wird bleiben. Und er wird an dir nagen, bis du erkennst, was du wirklich bist.” Mit einem Schmunzeln auf den Lippen schließe ich die Augen und falle langsam aber sicher wieder in einen tiefen Schlaf.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Zeitgleich im alatatischen Reich…

Der Schmerz

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Ein leises Tropfen durchdrang die erdrückende Stille des Raumes, das einzige Geräusch inmitten der Kälte und Dunkelheit. Die Kerzen, deren Flammen zitternd und unstet brannten, warfen flackernde Schatten an die steinernen Wände, als führten sie ihren eigenen, geisterhaften Tanz auf. Der Ursprung des Tropfens lenkte den Blick auf eine zunehmend wachsende Lache – tiefrot, fast schwarz im Kerzenlicht, wie dickes Blut. Von den leeren Augenhöhlen des Schädels, der auf dem Altar ruhte, rann die zähe Flüssigkeit hinab.

Tränen von dunklem Leid, die sich über die knöchernen Wangen zogen und in die Lache unterhalb des Altars fielen. Der Raum schien das Tropfen aufzunehmen, zu verstärken, als würde jeder Laut die Stille weiter verdichten. Plötzlich, durch das monotone Geräusch hindurch erklang ein Knacken. Es war leise, fast zu überhören, doch es schien den Raum für einen Herzschlag zum Stillstand zu bringen. Das Geräusch war von einer erschütternden Präsenz, ein Riss in der unnachgiebigen Stille.

Wer genau hinsah konnte am nächsten Morgen die Veränderung bemerken. Ein feiner, haarbreiter Riss zog sich vom Rand der rechten Augenhöhle nach oben, über die Stirn des Schädels. Kaum sichtbar und doch unübersehbar für jene, die zu deuten vermochten. Es war als hätte der Schädel selbst, gebettet auf Rosen und umgeben von Kerzenschein, sich dem Raum mit einer stummen Botschaft offenbart. Die Tränen flossen weiter, ein unaufhaltsamer Fluss, der auf etwas Altes, Vergessenes, vielleicht Dunkles hinzudeuten schien. Etwas, das langsam an die Oberfläche drang – durch Tränen, Blut und nun auch durch Stein.

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Heinrik von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2024 20:04    Titel:
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Er stand auf den Zinnen und blickt zum gerade errichteten Scheiterhaufen. Das dunkle Holz stand im Kontrast zum weißen Schnee drum herum und eine merkwürdige Stille legte sich im Umkreis. Es wurde sehr real und morgen würde ein Mensch dort in seinen letzten Lebensmomenten sehr leiden.

Es war zu passiv, zu unwürdig, zu ungewohnt.
Er hatte keine Probleme damit jemanden für seine Verbrechen zu enthaupten oder Körperteile abzutrennen. Man führte die Strafe eben aus und wartet nicht bis es Flammen oder andere Dinge zu Ende bringen.

Es war eben das moralische Dilemma, welches keine Auflösung mehr finden würde. Sicherlich war Isidor verloren und dies hat keinen überrascht, aber wie viel war in diesem Menschen von Isidor und wieviel davon war Ismael.

War alles nur ein Schauspiel von anfang an oder erwachte das Wissen in ihm? Sein Wesen war da, aber keine Erinnerung. Nicht einmal jetzt schien er sich an all zu viel zu erinnern, auch wenn er sich trotzig auf die Persona des Verräters und Alkas zurückzieht.

Er sah zu wie sich Arne Levar, Verdania von Rosenwald und Siran Zac sich mit ihren Werkzeugen entfernten und löst sich vom Anblick des Scheiterhaufens.

Es ist was es ist und alles bleibt wie es Niemals war.
Er war Ritter der Krone und die Krone hat entschieden also folgte er der Krone.
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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2024 20:29    Titel:
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Die Dunkelheit hatte den Himmel bereits vollständig verschluckt. In der kühlen, schweren Luft lag der Hauch einer Bedrohung, die Kava nicht losließ. Der Ritter saß allein in einem seiner Räume, den Blick auf den schwachen Schein einer Kerze gerichtet. Die Flamme flackerte eine Zeit lang durch den Wind, welcher durch das offene Fenster hindurch glitt. Doch die Kerze hielt stand. Wie auch Kava. Doch nicht ohne Mühe.

Seine Rüstung lag neben ihm, halb angezogen, das schwere schwarze Metall fühlte sich ungewohnt an diesem Abend an. Normalerweise wäre es für Kava ein vertrautes Gewicht gewesen, ein Symbol der Ritter Alatars und den Dienst am All-Einen. Doch heute war es nur ein lähmender Ballast, der an seinen Knochen zerrte und seine Gedanken schwer machte.

Er war gekommen, um Alka zu retten, den Führer seines Reiches, den irdischen Vertreter von Alatar. Doch es war nicht der Kampf gegen den Feind welcher ihn quälte, sondern die Zeit – die grausame, unerbittliche Zeit. Nur noch wenige Stunden, und der Alka würde vor den Augen seiner Feinde und dessen Verbündeten auf dem Scheiterhaufen enden. Der Tod war nur eine Frage von Stunden entfernt, wenn Kava nicht schnell handelte.

„Wie konnte es so weit kommen?“ flüsterte er, die Worte an die Dunkelheit gerichtet.
Es war nicht nur das Schicksal seines Herrschers, das auf dem Spiel stand, sondern auch sein eigenes. Alatar hatte ihm den Befehl gegeben seine Heiligkeit zurückzubringen. Kava hatte keine Wahl. Er musste handeln.
Aber wie?

Der Plan, den er in den letzten Wochen zusammen mit seinen vertrautesten Gefährten geschmiedet hatte, schien immer riskanter zu werden, je näher die Stunde rückte. Es gab kaum noch Raum für Fehler und all seine Verbündeten an der Tafel der Bruderschaft hatten ihre Gedanken dazu geäußert was ihn nur noch mehr verunsicherte.

Doch je näher er dem Zeitpunkt der Hinrichtung kam, desto mehr schien die Welt um ihn herum still zu stehen. Der Druck, den Alatar und das alatarische Reich auf seinen Schultern abladen, ist spürbar.

Er verdrängte die Müdigkeit mit seinen Gedanken. Ein Auge würde er nicht zu bekommen, nicht vor solch einem wichtigen Tag…



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Aliyahna





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2024 22:39    Titel:
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Die Geschehnisse der Welt in die gewünschte Richtung des All-Einen zu lenken, sie nach seinem Willen zu formen – dies oblag unter anderem seinen Templern.
Doch beide Seiten, das Reich im Osten und das Reich im Westen waren in den letzten Tagen äußerst beschäftigt.
Pläne aller Art wurden geschmiedet, Gerüchte gestreut, Scheiterhaufen gebaut, Gebete gesprochen, Armeen in Bewegung gesetzt.
Die Ereignisse spitzten sich allmählich zu, die Anspannung förmlich greifbar.
Nun dauerte es nicht mehr lange..

Die Miene der Templerin war wie so oft stoisch, eine nichtssagende Fassade, die sie über die Jahre hinweg perfektioniert hatte.
Und doch schlich sich hier unten in den Gewölben des Tempelkellers, ein Hauch Neugierde in ihren Blick.
Sie kniete vor dem Altar des All-Einen, um eine dort größer werdene Blutlacke genauer zu untersuchen.
Ein seltsames Zeichen, das sich hier offenbarte. Die Überreste der Anara von Hohenfels. Der Schädel, der blutende Tränen weinte.
Eine Mutter, die um ihre Kinder weinte? War die Vermutung des Ritters wirklich die Erklärung?
Doch welche Kraft sollte in den alten Knochen überhaupt noch stecken?
Ungeachtet dessen, dass die Robe nun auf Kniehöhe einen Blutfleck aufwies - die Farbe der Templerschaft ähnelte nicht ohne Grund der des Blutes - erhob sich Aliyahna langsam, um näher an den Altar zu schreiten.





Der Riss, so unscheinbar er auch war, zwei Tage zuvor gab es ihn noch nicht.
Möglich, dass einer der Catuli den Schädel fallen ließ, aber doch irgendwie..unwahrscheinlich. Zu bedeutend waren die derzeitigen Ereignisse, um solch einen Fehler nicht umgehend der Templerschaft zu melden.
Was hatte es also mit dem Riss auf sich? Die Antworten schienen zum Greifen nahe und doch verblieben sie vorerst im Verborgenen.
Selbst im klerikalen Gefüge blieb es ungewöhnlich ruhig - eine trügerische Stille, die die feinen Haare im Nacken aufrichten ließ. Ein unbehagliches Gefühl, das Aliyahna nicht näher beschreiben konnte und doch so manch eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
Womöglich lag es auch nur daran, dass der All-Eine beschäftigt war. Auf der Jagd nach dem Totgeglaubten störte man ihn besser nicht.
Das hatten sie vor kurzem am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Die Welt war im Wandel, wie so oft schon zuvor.
Fraglich war nun bloß, in welche Richtung sie der All-Eine lenken würde. Welche Aufgaben hatte er noch für sie parat, bevor auch sie zu bleichen Knochen oder Asche verging?



Behutsam stellte die Templerin den Schädel zurück auf den Altar, die Rosen wieder penibel um die knöchernen Überreste drapiert. Hier und heute fanden keine Antworten ihren Weg ans Licht. Doch womöglich würde der morgige Tag mehr Klarheiten verschaffen.


Zuletzt bearbeitet von Aliyahna am 07 Dez 2024 22:41, insgesamt einmal bearbeitet
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Arix Drapenstein





 Beitrag Verfasst am: 08 Dez 2024 15:08    Titel:
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Alatner. Der Monat des Herrn.

Für Gläubige ein Monat der Besinnung auf die Zeit, als Alatars Lehren noch durch die Schergen des totgeglaubten Getares verfolgt wurden.

Der Ritter hatte seinen eigenen Weg, diesen feierlichen Monat zu begehen.

So hatte er im vergangenen Jahr mit der Knappin ein paar Tage in der Kälte kampiert, sich dort nur vom Nötigsten ernährt und ohne Lagerfeuer ausgeharrt.
Gleichsam war dies ein Unterricht und eine Prüfung des Glaubens für Knappin Vasai gewesen.

Weiterhin hatte Arix jenen Monat damit verbracht, das Reich und die unmittelbaren Umlande von schändlichen Banditen und Wegelagerern zu säubern. Eine Sammlung an Herzen und diebischen Händen, sowie der blutgeschmückte Wappenrock mit der charakteristischen Panthertatze, waren das Zeugnis seines aktiv gelebten Glaubens gewesen.

In diesem Jahr hatten andere Dinge Priorität. Sein Waffenbruder Kava wurde vom All-Einen geprüft. Etwas, was der Herr verloren hatte, sollte aus den Klauen des Ostens befreit und in das Reich zurückgebracht werden. Bald wurde bekannt, dass es sich um den Alka Isidor handelte.
Für Arix stellte der Alka eine fleischgewordene Sagenfigur dar. Er hatte nie erlebt, wie der irdische Vertreter Alatars den rahalischen Thron besetzte und dennoch hatte er nie angezweifelt, dass er seinem Wort in bedingungsloser Loyalität folgen würde, sollte er jemals wieder in den Palast einziehen.

Sein Waffenbruder wurde also geprüft und durch das Band zwischen ihnen sah er sich in der Pflicht ihn bei dieser Prüfung mit all seinem Können zu unterstützen. Im weiten Sinne war es eine Prüfung aller Gläubigen, handelte es sich doch um die Befreiung seiner Heiligkeit.
Am Morgen vor der Heerschau, die den Feldzug in den Osten einleiten sollte, fand sich Arix über diese Umstände sinnierend in seiner Rüstkammer seines Hauses in der Oberstadt wieder. Seine Rüstung hatte er abgelegt und auf einen dafür vorgesehenen Ständer drapiert. Ein seltener Anblick.

Die nachtschwarze Rüstung des Ritters war bereits auf Hochglanz poliert und anschließend eingefettet worden. Auch die Scharniere hatten eine Schmierung aus dem Ölkännchen erhalten und boten beste Bewegungsfreiheit.
Sowohl optisch, als auch funktional präsentierte sich die Rüstung in makellosem Zustand.

Ebenso hatte der Schild eine ausgiebige Pflege erhalten. Die Riemen aus Balronleder an der Innenseite des Schildes, welche zusammen mit Schnallen aus Obsidian dazu dienten, aus Unterarm und Schild eine Einheit zu schaffen, waren auf ihre Beschaffenheit geprüft und für würdig befunden worden.
Die Aussenseite, geziert von den zehn Geboten in letharischen Runen und dem Relief seiner eigenen Klinge, war wie die Rüstung poliert und eingefettet worden.
Das Blut seiner Feinde würde so mühelos am nachtschwarzen Stahl abperlen können.

Er legte sich nun die Rüstung an, die wie eine zweite Haut auf seinem Körper saß und schnallte sich den Gurt der geweihten Klinge um. 'Wegbereiter', wie er die Klinge getauft hatte, bedurfte einer anderen, ganz eigenen, Pflege.
Kurz darauf sah man den Ritter die Stadt ostwärts verlassen und es dauerte nicht lange, bis er einen geeigneten Platz für sein Anliegen ausgemacht hatte.
Auch wenn die Prioriäten in diesem Jahr auf dem Alka lagen, ließ er es sich jedoch nicht nehmen ein kleines Banditenlager auszuheben. Nach allem war es noch immer Alatner.

Wie ein schwarzer Rächer drang er auf die Banditen ein, bis auch der Letzte entweder die Flucht ergriffen oder den letzten Atem ausgehaucht hatte.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn niemand stören würde, legte er Helm und Brustpanzer ab und bot zum zweiten Mal an diesem Tage einen seltenen Anblick.

Den Schild lehnte er an einen Holztisch im Banditenlager. Er sollte als Vorlage für das dienen, was er sich nun auf den nackten Oberkörper zeichnen wollte.
Das Blut der Erschlagenen, welches sich mit dem Boden zu einer dunkelroten, fast schwarzen, pastösen Masse vermischt hatte wurde in einer Holzschale gesammelt, die am vergangenen Abend wohl noch einen Eintopf für einen der Gesetzlosen enthielt.

Der Ritter tauchte Zeige- und Ringfinger in die improvisierte Körperfarbe ein und bemalte sich nun den Oberkörper mit den letharischen Runen, die die zehn Gebote Alatars darstellten.
Aufgrund seiner menschlichen Herkunft und der mangelnden Übung in der Runenschrift fehlte ihm doch deutlich der Schwung in den Lettern und das Ergebnis wurde eher krakelig.

Für den Moment sollte ihm das Ergebnis ausreichen, auch wenn es bei Weitem nicht perfekt war und die Schulung in der Runenschrift nun auf die Agenda des Ritters gelangt war.




Er liess die Farbe noch einen Moment antrocknen, während er durch das totenstille Banditenlager sah. Schließlich fanden alle Rüstungsteile wieder ihren Platz am Körper des Ritters und er ergriff die geweihte Klinge, um den Schauplatz des Todes zu verlassen. Der schwarze Stahl hatte vorerst ausreichend Blut gekostet.

Am Abend würde er die Klinge mit seinem eigenen Blut weihen, ehe er damit Weiteres im Osten vergießen würde.
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Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 08 Dez 2024 15:35    Titel:
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Sie stand regungslos im Schatten der Bäume.

Einmal mehr hatte ihr Weg sie in den Osten geführt. Einmal mehr würde er sie auch am nächsten Morgen hierher führen. Es war zu gefährlich, sich weiter zu nähern. Sie ging schon ein Risiko ein, überhaupt hier zu sein, denn sie hatte keine Zweifel, dass das Regiment die Patrouillen ausweiten würde. Die Gegend zu sichern war das einzig vernünftige, also blieb ihr nicht viel Zeit.
Trotz der Dunkelheit konnte sie in der Ferne den dunklen Schatten ausmachen.
Der Scheiterhaufen.
Selbst in der Dunkelheit war er kaum zu übersehen. Das Regiment hatte ihn mitten vor der Burg auf der Lichtung errichtet, gut sichtbar, als wollten sie die Welt daran erinnern, was unvermeidlich kommen würde. Ein Symbol der Macht, der Einschüchterung.
Sie konnte auch die Silhouette einer Wache ausmachen, die sich auf den Türmen bewegte und das Licht der Feuerschale warf lange, unruhige Schatten über das aufgestapelte Holz. Wie von selbst ging sie etwas in die Hocke, verbarg sich hinter einem der Büsche und verharrte noch. Wachsamkeit, sie vermuteten eher nicht, dass sich jemand näherte. Selbst wenn sie sicherlich ahnten, was Verzweiflung und Loyalität bewirken können. Nur ein Griff nach dem richtigen Pfeil und er würde brennen. Aber was würde das schon bringen? Sie hatte sich an einen Plan zu halten.

Der Scheiterhaufen selbst war groß genug. In der Mitte ragt ein hölzerner Pfahl auf, umgeben von gestapeltem Brennholz, und sie hatte keine Zweifel, dass es bereits trocken und bereit zu sein schien.
Die Botschaft war klar: Morgen würde hier nicht nur ein Mann sterben, sondern auch die Idee, für die er einmal gestanden hatte. Der Mann mochte nur noch eine Hülle seiner selbst sein, vielleicht sogar verlassen, aber er war einmal der Vertreter Alatars auf Erden gewesen.
Darum ging es.
Zu vernichten, wofür der Alka stand.

In ihrer Tasche ruhte das Pergament der Gräfin.
Ein gebrochenes Siegel, schwere Worte voller Wahrheiten. Sie würden sich als Feinde gegenüberstehen und wenn es nicht eine Lösung gab, dann würde es vielleicht keinen Augenblick mehr geben, in dem es anders sein würde.
So verdammt viele “Vielleicht” hatte sie schon lange nicht mehr gehört.
Zu viele davon und sie war nicht die Einzige.
Sie hatte den Osten belächelt, als sie sich gegenseitig angingen, als die Vorwürfe über fehlende Kommunikation und fehlendes Vertrauen fielen. Aber am Ende waren sie nicht besser.
Soviel Zeit war verloren. Zeit, die man anständig hätte nutzen können. Das war keine Zusammenarbeit wie sie es gewohnt war und selbst wenn der Plan, der einzige und allein darauf beruhte, dass der Osten einen Fehler nach dem anderen machen würde und bei ihnen alles glatt lief, wirklich gelangt, machte es schlicht nicht ungeschehen welche anderen Wege man hätte gehen können ohne so viele Leben zu riskieren.
Leben, die es vielleicht brauchen würde, um die Welt zu retten.
Einmal mehr spürte sie die Zweifel und sie wollte einfach nicht daran glauben, dass dies wirklich der Weg war, den Aalatar wollte. Sie wollte nicht daran glauben, dass es nur um Blutvergießen ging, blind und ohne nachzudenken.
Sie wollte an das glauben, was sie seit ihrem ersten Tag erfahren hatte: Gemeinschaft - die Stärke die ein geeintes Reich brachte, gestärkt durch ein miteinander und Zusammenhalt und nicht sinnlose Opferungen. Sie würde den Rest der Nacht im Tempel verbringen, vermutlich nicht alleine und sie würde abwarten. Warten auf ein Zeichen.

Aber im Augenblick durfte sie nur daran denken, was die die Zukunft bringen würde, wenn morgen dort oben auf dem trockenen Holz ihre Hoffnung starb, dass Alatar Getares besiegen würde.

Sie ging das Risiko ein und nahm sich noch die letzte Zeit, die ihr vermutlich blieb, um das, was sie im Schein des Feuers sah, genau zu studieren, jeden Winkel, den Aufbau, mögliche Positionen der Wachen. Alles in der Hoffnung, dass der Alka niemals dort oben stehen würde. Aber am Ende konnte jeder Hinweis entscheidend sein. Sie spürte ihren Herzschlag in ihrer Brust und zwang sich wieder zur Ruhe. Wenn sie entdeckt wurde, dann würde es dieses Mal keine Gnade für sie geben.

Sie hatte in ihrem Leben schon einige Hinrichtung erlebt, sie hatte auch schon mit Hilfe welche verhindert.
Aber das hier war etwas anderes. In ihrer Heimat war es immer zu einem regelrechten Auflauf gekommen, wenn wieder einmal jemand sein Leben ließ. Es war beinahe so, als würde man sich daran ergötzen. Aber einen Menschen brennen zu sehen, war kein Spaß. Es stank bestialisch, es war grausam. Kein Tod, den sie irgendjemandem wünschen würde.

Sollte der Alka am nächsten Abend wirklich auf diesem Scheiterhaufen stehen, dann würden sie alles daran setzen, dass seine Flamme nicht das Letzte war, was die Welt von ihm sehen würde.



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Analeya Vangaad





 Beitrag Verfasst am: 08 Dez 2024 16:38    Titel:
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Das erste Licht des Tages erhob sich über der Stadt Rahal, als die Soldatin die gepflasterten Straßen hinauf zum Tempel Alatars schritt. Jeder Schritt zielstrebig, fest und ohne den Hauch von Zweifel. Doch ihre Gedanken waren längst fokussiert auf die bevorstehenden Schlacht. Ihre Aufgabe. Ihre Befehle. Im Inneren des Tempels empfing sie eine Atmosphäre aus beruhigender Stille und der Wärme flackernder Kerzen. Die Statue Alatars thronten ehrfurchtgebietend am Ende des Mittelganges. Nur leise hallten ihre Schritte an steinernen Wänden wider, als sie den Altar schließlich erreichte und sie auf die Knie hinabbewegte.
Die Stirn war gesenkt, der Blick ehrfürchtig zu Boden gerichtet und trotz der Ruhe schien jeder Muskel in ihrem Körper zum Bersten angespannt. Mit geschlossenen Augen begann sie zu sprechen. Die Worte kamen flüsternd, aber fest, getragen von einem tiefen Glauben:

„Heute knie ich vor Dir. Vor dem, der mich leitet,
vor Deiner Weisheit, die mich führt, und vor Deiner Stärke, die mich trägt.
Heute werde ich in die Schlacht ziehen,
nicht für mich, nicht für Ruhm, sondern für das höhere Ziel und Dein Reich.
Doch fürchte ich nicht den Tod, denn Dein Wille ist mein Weg.
Stärke meine Hand, schärfe meinen Verstand,
und erfülle mich mit Mut.
Denn ich bin Deine Dienerin, Alatar,
gestählt durch Deine Gesetze und getragen von Deinen Geboten.
Für Dich. Für unser Reich.“


Sie holte tief Luft, hob das Haupt und öffnete die Augen. Für einen Moment ruhten die hellen Augen noch auf den Symbolen ihres Gottes. Eine Woge neuer Entschlossenheit durchflutete ihren Körper, als sie sich erhob und ein letztes Mal den Oberkörper in Richtung des Altars beugte, ehe sie sich dann zum Gehen wandte. Als sie den Tempel verließ, hatte die Sonne sich bereits weiter erhoben und die Stadt in ein beinahe friedliches Licht getaucht. Für einige Sekunden hielt sie inne, hob den Blick hinauf in den Himmel und sprach leise: „Für Alatar.“

Mit jedem Schritt, der sie zurück zur Kommandantur führte, wuchs die Ruhe in ihr. Heute Abend würde das Schicksal des Alkas sich erfüllen – und Alatar würde an der Seite seiner Gläubigen stehen. Ein leiser Wind trug den Duft von kaltem Stein und entfernten Feuerstellen durch die Straßen. Ihre Schritte hallten auf den gepflasterten Wegen wider, einsam in den Morgenstunden, und doch lag ein unerschütterlicher Rhythmus in ihrem Gang. Die Gassen der Stadt, sonst voller Leben, wirkten nun wie ein stiller Zeuge des Kommenden. Fensterläden waren noch geschlossen, Lichter erloschen, und eine bedrückende Ruhe hatte sich über die Straßen gelegt. Nur hin und wieder drang das gedämpfte Murmeln von morgendlichen Gebeten oder das leise Weinen eines Kindes durch die Wände der Häuser. Die Menschen bangten, doch trugen viele von ihnen auch einen Funke Hoffnung – Hoffnung auf die Bruderschaft, auf die Legion, die Verbündeten ... auf ihrem Alka.

An einer Ecke, kurz vor dem Gebäude der Legion, hielt sie inne. Eine Laterne schaukelte im Wind, warf zitternde Schatten auf die Wand, als wollten sie die Silhouetten nahender Geister zeichnen. Eine alte Frau, die in einem Umhang gehüllt auf der Treppe eines Hauses saß, blickte zu ihr auf. Ihre Augen waren müde, aber aufmerksam. „Alatars Pranke über Euch.“, sprach sie mit einer Stimme, die wie das Rascheln alten Pergamentes klang. Analeya neigte nur zu einer stummen Erwiderung den Kopf, zog dann aber ohne Worte weiter. Das dumpfe Geräusch ihrer Stiefelabsätze auf dem Kopfsteinpflaster hallte noch eine Weile in den Ohren der alten Frau nach.

Die Straßen wurden breiter, je näher sie der Kommandantur der Legion kam. Der Geruch von Eisen und Leder lag in der Luft, vermischt mit dem vertrauten Hauch von Kohle, die in Schmiedefeuern glühte. Fackeln warfen warmes Licht auf die Gesichter ihrer Kameraden, die trotz ihrer Erschöpfung noch mit Bedacht ihre Waffen überprüften oder ihre Rüstungen schnallten. Ein Gruß hier, ein Nicken dort – jeder wusste, dass Worte in diesem Moment nicht notwendig waren.
Am Eingang hielt sie ein letztes Mal inne. Der Tempel lag längst hinter ihr, doch noch immer spürte sie die Kraft des Gebets in ihr nachglühen. Sie warf einen Blick auf das Schwert an ihrer Seite, ließ ihn über die Waffenscheide wandern und trat dann in das Gebäude ein. Der Abend würde kommen, mit all seinen Herausforderungen – aber sie war bereit. Und wo sie und die anderen Anhänger des All-Einen sein würden, würde auch Alatar sein.

Sie schob die schwere Metalltüre der Waffenkammer auf. Ein leises Knarren hallte durch den Raum, gefolgt vom dumpfen Klang ihrer Schritte auf dem Steinboden. Das schummrige Licht einer einzigen Laterne, die an einem Haken über dem großen Tisch hing, tauchte den Raum in ein flackerndes Halbdunkel. Auf dem Tisch legte sie ihre Waffen und Rüstung bereit – sorgfältig gereinigt, geordnet und doch stumm wie Gefährten, die auf den heutigen Abend warteten. Sie zog die Handschuhe aus, legte sie beiseite und strich mit bloßen Händen über das kalte Metall ihres Brustpanzers. Es war glatt, poliert, und dennoch erzählte jede Kerbe, jeder Kratzer von vergangenen Kämpfen, von Siegen und Verlusten.
Mit bedachten Bewegungen hob sie die Brustplatte an und legte sie auf eine hölzerne Stütze. Sie griff nach einem weichen Tuch und einem Tiegel mit Öl. Während ihre Finger das Öl in kleinen Kreisen in das Metall einarbeiteten, breitete sich die Ruhe in ihr nur noch mehr aus. Der Rhythmus ihrer Hände beruhigte sie. Jeder Zug des Tuchs über das Metall, über jedes einzelne Teil ihrer Ausrüstung, fühlte sich an wie eine Art Gebet, ein Ritual, das nicht nur ihre Rüstung, sondern auch ihren Geist stählte.

Sie war bereit. Was auch immer da kommen würde.
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