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Mychael Dalvon
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Verfasst am: 28 Okt 2024 13:17 Titel: [MMT] Ein Thron für den Alka |
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Draußen schien es immer noch so, als würde die Welt untergehen, noch immer regnete es ohne Unterlass und er hatte Glück, dass die Palastwachen ihn passieren ließen. Wasser tropfte von seiner Kleidung, rann über seine Schläfen. Der Markt war anders verlaufen als erhofft und kurzfristig war er schon dabei seine Sachen zusammen zu packen, aber das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint. Neben den Einnahmen hatte er ein Angebot bekommen, dass er annehmen musste.
Deswegen war er nun hier. Zum ersten Mal.
Langsam schlenderte er dann wenig später durch die hohen Hallen des Palastes, seine Schritte hallten von den dunklen Steinwänden wider, als er sich dem Thronsaal näherte. Er war noch nie hier gewesen, aber er vermutete, dass der Ritter die Wachen bereits instruiert hatte, weswegen man ihm tatsächlich den Weg wies. Der Raum selbst war von einer feierlichen Stille erfüllt, die nur das Flackern einiger Fackeln durchbrach und weiche, tanzende Schatten auf die Basaltwände warf. Am Ende des langen Saales stand der Thron des Alka, der Herrscherplatz selbst – ein massiver Sitz aus tiefschwarzem Basalt, der mit blutroten Kissen ausgelegt war, nicht mehr ganz, eine Erinnerung an eine Zeit, die ihm reichlich egal war.
Mychael nahm sich einen Moment, um den Anblick auf sich wirken zu lassen.
Er trat näher, legte die Finger an das kühle, glatte Gestein und bewunderte die Schlichtheit und die imposante Aura des Thrones. Nahm die Details auf und entschied mehr oder minder sofort, dass es Zeit für etwas Neues war. Wenn die Ritterschaft nicht darauf bestand, würde er nichts davon weiter verwenden, etwas vollkommen Neues schaffen.
Die Bilder von seinem eigenen Thronentwurf flossen ihm schon in den Kopf, bevor er den Saal verließ. Nein, er hatte sie bereits gesehen, noch während der Ritter ihm von dem Auftrag erzählt hatte.
Er spürte, dass dieser eine Herausforderung sein würde – eine, die sein Talent und seine Fähigkeiten als Steinmetz und Feinschmied wirklich auf die Probe stellen könnte. Genau deshalb reizte es ihn so.
Abgesehen davon würde es ein Aushängeschild für ihr Geschäft werden, das man nur einmal im Leben geboten bekam. Bei dem Gedanken hoben sich seine Mundwinkel zufrieden an.
Er ging nicht in die Werkstatt nach Düstersee zurück, sondern blieb in Rahal in seinem eigenen Haus.
Auf seinem Schreibtisch lag mehr als genug Pergament. Er legte seine Skizzenblätter bereit, zündete zwei weitere Lampen an und griff nach Zeichenkohle und Zirkel.
Der erste Entwurf begann schlicht. Hier würde es keine verzierte Üppigkeit, keine feinen Ornamente geben – nur die rohe Stärke des dunklen Basalts, der die Macht und Standhaftigkeit des Alka spiegelte.
Die Armlehnen, die klar und eckig geschnitten waren, die scharfen Kanten, die den Thron so uneinnehmbar und stolz machen würden. Die roten Samtkissen würden ihm am Ende eine spürbare Wärme, eine Art stiller, doch kraftvoller Würde verleihen.
Seine Hand flog regelrecht über das Pergament. Genau damit, genau hier war er in seinem Element.
Er stellte sich eine robuste Struktur aus Basalt vor, wie der bestehende Thron, mit einem einprägsamen, mächtigen Pantherkopf, der auf der Rückenlehne des Thrones prangte. Der Panther, Symbol des Schutzes und der Furchtlosigkeit Alatars, sollte erhaben in das Zentrum eingelassen sein, mit grimmigen, scharfen Augen, die jeden anblicken würden, der dem Thron zu nahe kam, eingesetzt aus geschliffenen Rubinen, die das Licht reflektieren würden.
Wenn er es richtig machte, würde sein Blick jedem folgen.
Seine Kohle fuhr über das Papier, zeichnete feste Linien und klare Kanten. Die Sitzfläche war großzügig, flankiert von Armlehnen, die an der Oberseite aus schwarzem Mahagoni gefertigt waren, um die Kühle des Basalts durch die Wärme des Holzes ergänzen. Die Armlehnen waren schlicht gehalten, gerade und ohne Schnörkel – ein Thron für einen Herrscher, der Stärke und Klarheit über Zierde stellte. Die Kissen aus tiefrotem Samt, so beschloss Mychael, sollten das einzige weiche Element sein und das Bild vervollständigen.
Mit einem zufriedenstellenden Seufzen betrachtete er die erste Skizze, und obwohl er wusste, dass sie genau das repräsentierte, was viele als würdig und edel ansehen würden, spürte er, dass die künstlerische Freiheit ihn doch noch reizte. Da gab es noch mehr.
Er griff erneut zur Kohle und begann an einem zweiten Entwurf zu arbeiten.
Für diesen zweiten Thron ließ er seine Hände freier über das Papier gleiten, ließ Rundungen und sanfte Linien entstehen. Der Pantherkopf in der Mitte sollte ebenfalls erhalten bleiben, doch diesmal in einer weniger starren Position. Statt nur zu verharren, wollte er die Illusion schaffen, dass der Panther auf diesem Thron leise und wachsam lag, die Krallen sanft in den schwarzen Mahagoni eingelassen und bereit, jederzeit aufzustehen. Die Holzarbeiten an der Front und den Seiten waren feiner, geschwungen, als ob sie den Lauf eines geheimnisvollen Flusses nachahmten, und schufen ein harmonisches, doch kraftvolles Bild. Auch hier würde Basalt die Grundlage sein, eine robuste Struktur als Zeichen von Macht und Standhaftigkeit, aber bei diesem Vorschlag wählte er mehr Holzarbeiten.
Er war dem alten Alka nie begegnet, damals lebte er noch in Drakon und interessierte sich wenig für politische Belange.
Mychael stellte sich vor, wie der Alka auf diesem Thron sitzen würde – ein Platz, der sowohl Eleganz als auch Macht ausstrahlte und die Furchtlosigkeit des Herrschers in der Leichtigkeit der Kurven und Linien widerspiegelte.
Zufrieden fuhr er mit der Hand über die beiden Skizzen. Die Nacht war bereits weit vorangeschritten, der Regen war aber immer noch zu hören. Doch die Müdigkeit schien ihn nicht zu erreichen; er spürte eine ruhige, tiefe Zufriedenheit, während seine Augen über die Pergamente glitten.
Es waren zwei Bilder.
Zwei Ansichten, die zusammengehören und dennoch vollkommen unterschiedliche Blickwinkel bieten.
Welche Skizze würde es wohl werden?
Wenig später waren beide Skizzen zusammengerollt in Leder zum Schutz gegen das Wasser verstaut. Er bezahlte keinen Boten, sondern machte sich selbst auf den Weg und übergab sie an der Burg der Bruderschaft einer der Wachen. Dabei lag noch ein Schreiben für die Bruderschaft.
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Meinen Gruß an die Bruderschaft!
Ich übergebe eurer Wache zwei Skizzen für einen möglichen Thron.
Am besten wäre es, eine erste Entscheidung über die grobe Richtung zu treffen. Wenn ihr den Rest mir überlasst, werde ich sofort mit dem Bau beginnen. Solltet ihr gewisse Details wünschen, Verzierungen, Inschriften, Materialänderungen, lasst es mich wissen.
Meinen Gruß,
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Sein Rückweg führte ihn über Wetterau. Er war sowieso nass bis auf die Knochen, ein Umweg machte ihm nichts aus.
Er konnte nicht anders. Nur einen Blick.
Selbst wenn es dunkle Fenster waren. |
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Kava Shasul
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Verfasst am: 28 Okt 2024 23:38 Titel: |
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Der Kamin knisterte leise, während Kava im ledernen Sessel in der Oberstadt saß, die Skizzen des neuen Thrones hatte er auf dem Schoss ausgebreitet. Der Schein des Feuers tanzte über das Papier und ließ die Linien und Formen lebendig werden. Die Augen des Panthers auf der Skizze schienen Kava fast schon zu fixieren.
Kava nahm einen tiefen Atemzug, der Geruch von frischem Holz und feuchtem Stein umhüllte ihn. Der Steinmetz, einer der Dalvon Brüder, der mit nur einem Auge. Er hatte die Geschichte seiner Heiligkeit gehört – wie der Herrscher, in einem Anfall von Zorn, ein Stück seines Thrones Kava an den Kopf geworfen hatte. Dieses kleine Stück Stein hatte Kava nicht nur einen schmerzhaften Schlag versetzt, sondern auch seinen Stolz verletzt.
Die Narbe jenes Abends trug er weiter, verdeckt unter einer seiner gelockten Strähne. Dieser Wurf entfachte die Ehrfurcht, die er dem Alka entgegenbrachte, nur noch mehr. Doch nun, nach all den Jahren, war Kava entschlossen, einen neuen Thron zu schaffen.
Kava beugte sich über die Skizzen, seine Finger glitten sanft über die feinen Linien. Der erste Entwurf war majestätisch, mit imposanten Armlehnen, Der Schädel des Panthers prangte hoch auf dem Thron. „Für die Freiheit!“ hatte der Steinmetz gesagt, und ich konnte spüren, wie die Leidenschaft in seinen Worten mitschwang. Der zweite Entwurf war detaillierter, aber mit ergreifenden Verzierungen.
Als Kava zurück zu den Skizzen blickte, bemerkte er ein kleines Detail, das ihm vorher entgangen war – eine feine Gravur am Fuß des Thrones, ein Muster aus Pantherpranken, das für Stärke und Beständigkeit stand. „Perfekt“, murmelte er, während er die Entscheidung traf. Dieser Thron sollte der Ort sein, an dem Entscheidungen getroffen werden, die das Schicksal unseres Reiches bestimmen würden.
Kava lehnte sich zurück, zufrieden mit der Vision, die vor ihm lag. Der Steinmetz hatte seine Arbeit mit Bedacht, Liebe und Respekt angefertigt. Kava stellte sich vor, wie es wäre, selbst auf diesem neuen Thron zu sitzen. Doch schnell verwarf er den Gedanken wieder und schüttelte seinen Kopf nur leicht..
Kurze Zeit später wird er auch schon das Schreiben für den Steinmetz verfassen...
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Seinen Segen Herr Dalvon,
ihr habt hervorragende Arbeit geleistet und ich bin zuversichtlich, dass unsere Köpfe noch an Ort und Stelle verweilen können.
Beide Skizzen zeigen deutliche eure Meisterfähigkeiten.
Jedoch würde ich zu erstem tendieren.
Seine Pranke über euch!
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Mychael Dalvon
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Verfasst am: 30 Okt 2024 22:40 Titel: |
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Der Himmel hing immer noch in tiefem Grau über Rahal, als der Bote ihm das Schreiben überreichte, gesiegelt mit dem Wappen der Ritterschaft. Er brach das Siegel und las, dass der erste seiner Entwürfe – der schlichte, mächtige Thron mit dem Pantherkopf und den rubinroten Augen – den Zuschlag bekommen hatte.
Es überraschte ihn nicht wirklich, aber dass die Entscheidung so schnell gefallen war, ermöglichte es ihm, direkt mit der Arbeit zu beginnen.
Obwohl es eine kurze Nacht war, obwohl der Schlaf auf sich hatte warten lassen, zögerte er nicht wirklich, er wollte anfangen.
Schmiedearbeiten brachten vielleicht Gold, aber die wahre Herausforderung, der wirkliche Antrieb, war für ihn der künstlerische Aspekt seiner Arbeit.
Er selbst hätte sich wahrscheinlich nicht direkt als einen Künstler bezeichnet, oder er sprach es einfach nicht aus. Wer seine Arbeiten kannte, würde es aber sicher verstehen, wie sehr in ihm die Leidenschaft brannte, wenn es darum ging, aus Stein oder Metall etwas Wahres zu schaffen. Etwas, bei dem er kreativ werden konnte.
Dieser Thron würde zwar schlicht bleiben, aber er hatte vor, ihn zu perfektionieren. Der Ritter vertraute auf seine Arbeit und sein Können und das zurecht.
Noch einmal nahm er sich die Skizzen vor. Die Schlaflosigkeit hatte etwas Gutes, er war die Pläne immer und immer wieder durchgegangen und die Idee kam wie von selbst und ließ sich nicht mehr wegdenken. Bereits seit den letzten Malen, die er in der Mine verbracht hatte, lagen im Lager die Blöcke aus Basalt bereit. Es waren nur die Besten von höchster Qualität, ohne Einschlüsse, Sprünge, Unebenheiten oder Risse. Jene, die er nur für besondere Statuen und Arbeiten nutzte. Robust genug, um die feierliche Struktur halten zu können.
Zusammen würden sie die Basis des Thrones bilden, massiv und kraftvoll und sicherlich nicht so einfach zu zerstören.
Er begann mit dem Fundament, die tragende Struktur des Thrones. Die Steine wurden so lange beschlagen und geglättet, bis die Blöcke perfekt im Licht schimmerten und genau zu seinen neuen Zeichnungen passten. Ziel war es, dass der Thron durch wenig Schmuck, alleine durch seine Größe und Schlichtheit eine Präsenz haben sollte, die jedem, der vor ihm stand oder kniete, Respekt einflößen würde. Und ebenso auch irgendwo jenem, der jeden Tag die Stufen erklimmen würde, um dort Platz zu nehmen. Am Ende war auch der Alka nur die rechte Hand des All-Einen.
Der Thron würde ihn jedes Mal daran erinnern, wem sie alle dienten.
Jede Kante musste absolut gerade und präzise sein, nichts durfte von der klaren, dominanten Silhouette ablenken.
Die Seitenteile waren deutlich breiter als eigentlich eingeplant und genau dort setzte er nun seine neue Idee um. Beide Flanken würden aus einer Pantherstatue bestehen, welche die Armlehnen tragen würde.
Die Haltung des Tieres gestaltete er in einer leicht geduckten Haltung, lauernd, als würde er jeden Moment zum Sprung ansetzen. Seine Vorderpfoten waren kraftvoll ausgestreckt, und die Krallen wurden in den Stein graviert, scharf und deutlich erkennbar, als ob sie jeden Eindringling abwehren könnten.
Beim Fell brauchte er eine Menge Zeit, da er jede sanfte Rille, jede Vertiefung so präzise fertigte, dass am Ende ein strukturiertes Muster ergab, welches die natürliche Bewegung des Tieres nachempfand.
Den Kopf wachsam erhoben, die Augen aus Schwarzdiamant um den Fokus nicht zu sehr vom Kopfteil des Thrones zu nehmen. Und dennoch wählte er einen Schliff, damit sie das Licht so einfangen konnten, als ob der Panther eine unsterbliche Wachsamkeit an den Tag legte. Beide Statuen waren beinahe gleich und dennoch vollkommen unterschiedlich in den Details, im Großen und Ganzen aber nichts weiter als eine schlichte Beigabe, welche die Lehnen des Thrones stützen.
Als die Basis stand, wandte er sich der Rückenlehne zu und damit dem Pantherkopf, der über den Thron wachen sollte.
Der zentrale Aspekt seines Entwurfs und das Symbol Alatars.
In sorgfältigen Schritten begann er den Kopf zu bearbeiten. Ein Fehler und er würde mit der kompletten Lehne neu beginnen müssen. Die beiden Rubine lagen bereit. Sie waren so viel wert, wie manch einer auf Gerimor in einem Jahr nicht verdienen würde. Der Schliff hatte ihn zwei Tage gekostet, immer wieder hatte er damals Pausen eingelegt, aber nun würde das Licht perfekt reflektiert werden. Die Augen würden lebendig werden.
Stundenlang arbeitete er nur am Kopf, feilte und gravierte, brachte die feinen Details in seine Züge ein, damit die Mimik sowohl Stolz, aber auch eine gewisse stille Drohung vermittelte.
Wer nicht von selbst auf die Knie sank, oder beim Anblick des Alkas, würde es sicherlich mit Blick auf den Thron und die Augen des Panthers.
Die Armlehnen, die durch schwarze Mahagoni-Einsätze veredelt wurden, nahm er zuletzt in Angriff.
Dort griff er nach dem Holz, das Roderik vorbereitet hatte. Seine Verletzungen heilten, aber er hatte ihm die Zeit gegeben, hier seine beste Arbeit zu leisten und passte sie deshalb erst am Ende ein.
Die beiden Stücke waren nicht irgendwelche Holzteile, sie lagen schon eine Weile bei Roderiks Vorräten und waren nun nach seiner Behandlung perfekt in ihrer Schlichtheit.
Das Holz glänzte dunkel und wenn man darüber strich, fühlte es sich ein wenig warm an, weich, ohne jegliche Erhebung oder gar Risse. Sie würden die kühl-schwarze Ausstrahlung des Basalts durch eine warme, dezente Holznote ergänzen.
Die glatten, abgerundeten Holzstücke fügte er passgenau ein, sodass sie wie selbstverständlich in die Basaltstruktur übergingen. Er würde Roderik noch einen Blick darauf werfen lassen, aber er hatte keine Zweifel, dass auch er mit der Arbeit soweit zufrieden sein würde. Sein Auge ruhte eine ganze Weile auf dieser Verbindung. Stein und Holz. Wie die zwei Brüder, unterschiedlich, aber sie ergänzten sich perfekt.
Er war beinahe am Ende angekommen.
Als einziges Element des Thrones blieben die tiefroten Sitzkissen, ein Kontrast zur Härte des Steins – ein einladender Hauch inmitten des massiven Thrones. Es war ein reiner Zufall, dass an dem Abend Viktoria bei ihm in der Werkstatt vorbeigekommen war, um ihre Rüstung reparieren zu lassen. Vermutlich wäre er sonst bei Tanai aufgeschlagen oder hätte versucht, die Nobilia zu erreichen, aber so blieb der Auftrag in der Nachbarschaft und er bekam die Polsterung schneller zurück als gedacht.
Natürlich nicht ohne eine Menge Gejammer über die von der Gicht schmerzenden Finger, aber ihr leicht dramatisches Auftreten war er ja bereits von früheren Aufträgen gewohnt und so nahm er es wenig ernst. Am Ende spürte er, dass es ihr eine Ehre gewesen war, noch ein letztes Mal nach Nadel und Faden zu greifen, obwohl sie dem Handwerk abgeschworen hatte, einen anderen Weg ging. Das letzte ihrer Werke wäre somit nicht irgendeine Rüstung gewesen, sondern ein Tribut an den All Einen, ein Geschenk einer Rabendienerin, ein Bund zwischen dem Reich und seinen Vertrauten. Der Gedanke gefiel ihm verdammt gut.
Es war kein Samt geworden am Ende, nein, er hatte sich dagegen entschieden und aus den Tiefen seiner alten Truhe ein Bündel hervorgezogen. Bestienleder, schon älter, aber gut behandelt, weich.
Es war ein Gewinn gewesen.
Ein Teil eines Gewinns, den er im Schattigen Krug im Kellerzimmer bei einem seiner organisierten Kartenspiele durch eine Hinterlist gewonnen hatte, die noch heute von den Leuten in der Hafenstadt als Schattenstich betitelt wurde und bei der er hoffte, dass man noch immer Geschichten über die Theken erzählen würde, denn so ein Bluff wie damals, war ihm danach nur noch selten gelungen.
Nun schimmerte tiefrotes, butterweiches Leder und gab der Sitzfläche diesen besonderen Glanz.
Mit jedem Detail wuchsen die Teile des Thrones vor ihm empor, und mit jedem Handgriff formte sich die Vision, die in eben jenen regnerischen Nächten entstanden war, als er keinen Schlaf gefunden hatte.
Am Ende stand er noch eine ganze Weile davor, ein Glas mit Whiskey in der einen, einen Glimmstängel in der anderen Hand und betrachtete sein Werk. Auf dem Markt hatte er bereits einige Gegenstände verkauft, bei denen er von besonderen Werken gesprochen hatte. Aber das hier, würde sicherlich sein Meisterwerk sein.
Mit einem zufriedenen Schmunzeln blies er den Rauch gen Decke.
Der Glaube an Alatar hatte auf der Insel bei Drakon zumindest in seinem Elternhaus keine große Rolle gespielt. Seine Eltern beteten nicht vor dem Essen, es gab keinen Tempel. Er war damit zwar groß geworden, er war ein Teil von ihm, aber nie einer, der viel Platz eingenommen hätte.
Er folgte vor allem seinem eigenen Glauben, an sich, an das Leben und auch wenn das in Alatars Namen geschah, war er dabei seit jeher ein Künstler gewesen. Ob nun mit Stein oder Metall, oder als der Herr im Schatten, das Gesicht hinter dem einfachen Wirt in der Taverne. Wenn man die Wahrheit suchte, dann würde man eben nur das Trugbild finden, das mit der Präzision eines Meister gemalt worden war.
In einer Welt voller offener Bücher, war er die verschlossene Seite, die er nur denen zeigte, die er auswählte. Seine Bühne war groß und man hätte ihm vermutlich Täuschung vorwerfen können, aber alles was er tat war jene das glauben zu lassen, was sie glauben wollten.
War das nicht genau das, was Alatar sehen wollte?
Hinterlist in Perfektion, solange sie in seinem Namen geschah, spielte es keine Rolle, wer wie die Fäden zog, die sonst niemand sah.
Denn am Ende waren sie selbst nur Spielfiguren auf dem Schachbrett der Götter.
Ein letzter Blick auf den Thron bevor er sich abwandte.
Am nächsten Morgen war ein Schreiben zur Ritterschaft unterwegs.
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Meinen Gruß an die Bruderschaft!
Die Vorarbeiten sind beendet. Der Aufbau des Thrones wird noch einmal einen Tag in Anspruch nehmen, an welchem ich im Palast direkt mit einigen Helfern zu Gange sein werde.
Im Augenblick befinden sich die Teile in Rahal, ihr könnt sie euch ansehen wenn ich sie in den Palast bringe und noch eventuelle Wünsche vorbringen.
Sie werden vor Ort zusammengesetzt und dann steht der neue Thron für die Ankunft des Alka bereit.
Meinen Gruß,
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Kava Shasul
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Verfasst am: 06 Nov 2024 22:53 Titel: |
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Zufrieden nahm er das Schreiben entgegen. Er lächelte als er die Zeilen überflog, kurz streichelte er seine Narbe und so etwas wie innerlicher Frieden scheint ihn zu überfliegen.
Ein tiefes Ausatmen ob der Erleichterung ging von ihm aus ehe er das Schreiben zur Seite lag und daran dachte wie Isidor auf dem Thron sitzen könnte ohne wutentbrannt seine Armlehne vermissen zu müssen.
Prompt griff er zu einem der vergilbten Papierbögen und öffnete das Tintenfass...
Des All-Einen Segen Herr Dalvon,
ich bin gespannt Euer Werk in Augenschein nehmen zu düfen.
Teilt mir noch mit, wann es im Thronsaal aufgebaut wird, ich werde versuchen ebenso anwesend zu sein.
Den alten Thron können wir als Mahnmal in den Keller des Palastes stellen lassen um zu erinnern was passieren kann wenn man seine Heiligkeit erzürnt.
Seine Pranke schützend über Euch.
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Mychael Dalvon
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Verfasst am: 12 Nov 2024 20:13 Titel: |
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Zwei Tage.
Der ein oder andere Bewohner von Rahal begann, das rege Treiben zum Palast mit Neugier und vielleicht auch etwas Misstrauen zu beobachten. Es war nicht nur ein einzelner, schwerer Karren, der die Straßen entlang rollte – sie fuhren sogar ein paar Mal, die Fracht immer sorgfältig abgedeckt mit gewachstem Leder.
Vielleicht würden Gerüchte entstehen, aber im Endeffekt durften die Wagen passieren und vor dem Palast wurden die schweren Teile aus Basalt und Mahagoni abgeladen.
Zwei Tage.
In denen er die meiste Zeit im Thronsaal verbrachte, in denen Roderik ab und an vorbei kam und ihm zur Hand ging, die Holzarbeiten perfektionierte, bis er zufrieden war. Denn die letzte Idee, die ihm noch gekommen war, konnte er nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Die Lehne im Thron würde etwas besonderes werden und vorerst würde sich darauf verlassen, dass der Alka, so besonders wie er sich zeigen würde, schnell herausfinden würde, dass man mit einem kleinen Kniff die Armlehne öffnen konnte, dass darunter ein Fach im Stein verborgen lag.
Es war immer gut, wenn man die Möglichkeit hatte, gewisse Dinge für das Auge zu verbergen. Er sah es immer noch als eine der größten Herausforderungen in seinem Beruf sich mit Mechanismen zu beschäftigen, die er in normalen Möbelstücken verbergen konnte um den Menschen Platz für Geheimnisse zu lassen.
Für ihn war das wie eine Sucht geworden.
Vielleicht wusste auch ein Herrscher so etwas zu schätzen.
Die letzte Fuhre, die sich zum Palast aufmachte, war lediglich sein Packpferd, beladen mit Kissen, die ebenso gegen den immer noch in Rahal andauernden Regen gut bedeckt waren.
Er passierte noch einmal die Wachen auf dem Weg, nickte ab und an knapp und verschwand zum vorerst letzten Mal hinter den beeindruckenden Mauern des Palastes.
Die Sonne hatte sich an dem Tag nicht einmal blicken lassen und die vielen Laternen, die er beim Aufbau genutzt hatte, waren bereits wieder abgebaut worden und nun erhellten nur noch die vielen Feuerbecken den Raum. So viele Handlanger hatte er in den Tagen nicht gehabt, aber diese letzte Aufgabe erledige er alleine.
Sorgfältig legte er die Kissen auf den Stein und befestigte sie.
Dann trat er langsam zurück.
Er war fertig.
Der Thron für den Alka.
Dunkel, majestätisch, ein Monument der Macht, das eine unübersehbare Präsenz ausstrahlte. Die Pantherstatuen an den Armlehnen verharrten in ewiger Wachsamkeit, ihre schwarzen Diamantaugen schienen das Licht so aufzunehmen, dass es beinahe schien, als würden sie den Raum selbst überwachen. Die Rückenlehne, gekrönt vom Pantherkopf mit den tiefroten Rubinen, strahlte eine stille Bedrohung aus – eine eindringliche Mahnung an jeden, der diesen Saal betreten würde.
Die ledernen Sitzkissen, dunkelrot und sanft schimmernd, boten einen unerwarteten Kontrast zu der rauen Härte des Thrones und rundeten die Schlichtheit des Designs mit einem Hauch von Eleganz ab.
Er hatte das geschafft, was er erreichen wollte:
Der Thron würde ein Symbol der Macht des Alkas sein, für alle sichtbar, wer die Kontrolle über Rahal und das Reich besaß.
Noch am selben Abend verfasste er dann das abschließende Schreiben an die Ritterschaft, versiegelt mit dem Wappen seiner Familie. Die Herausforderun hatte er gemeistert, er war zufrieden. Die Botschaft war klar und knapp, wenn auch ein sachtes Schmunzeln auf seinen Lippen lag, als er den Brief versiegelte:
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Meinen Gruß an die Ritterschaft!
Der Thron ist vollendet. Die Arbeiten sind abgeschlossen und der Thronsaal wieder geräumt.
Möge jeder, der den Saal betritt, verstehen, dass hier nichts als die reine Wahrheit Alatars herrscht.
Gebt mir Bescheid, ob es letzte Änderungen bedarf.
Meinen Gruß,
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