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[Q] Die Schatten der Ewigkeit - Mein Wille ist euer Ziel
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Die Schatten der Ewigkeit - Mein Wille ist euer Ziel
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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 04 Nov 2024 01:22    Titel:
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Stillschweigend hatte sich Kava in sein Haus in der Oberstadt zurückgezogen. Er sinnierte einen Augenblick lang, die leeren Augen waren starr auf das Kaminfeuer gerichtet, welches knisterte und den kalten Raum langsam mir Wärme erfüllte. Währenddessen massierte er weiterhin seine Schläfe, um diese anhaltenden Schmerzen im Kopf loszuwerden.

Die Visionen, die in ihm hervorgerufen wurden, die Stimme des All-Einen welche kratzend zu ihm sprach. Es zerrte nicht nur an seinen Geisteszustand, sondern auch körperlich hinterließ es seine Spuren, ob er wollte oder nicht.



"Bring ihn mir zurück!"


Doch was oder wen genau sollte man zurückbringen, wenn man nicht weiß, wo man suchen muss. Als Anhaltspunkt hatte er nur den Osten und jene Person – verschwommene Bilder eines Blondschopfes eine Vision eines blonden Mannes welche ebenso schnell verblasste wie sie gekommen war, viel mehr waren die Bilder eindeutig welche anschließend folgten...

Ein graues großes Gemäuer... Der eindrucksvolle Thron des Alkas – Herrscher des alatarischen Reiches und irdischer Vertreter des All-Einen.



"Bring ihn mir zurück!"


Ganz gleich, was er zurückbringen sollte, er wird sich Klarheit verschaffen und Alatar nicht enttäuschen. Nicht schon wieder nach all den Jahren. Kava und Arix würden auf die Jagd gehen denn wie das kleine Raubkätzchen schon erkannte: Sie sind Jäger und keine gejagten und sie würde ihre Fühler ausstrecken…


Zuletzt bearbeitet von Kava Shasul am 04 Nov 2024 01:48, insgesamt einmal bearbeitet
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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 04 Nov 2024 01:24    Titel:
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Zuletzt bearbeitet von Kava Shasul am 04 Nov 2024 01:45, insgesamt einmal bearbeitet
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Tanai Tayris





 Beitrag Verfasst am: 04 Nov 2024 21:35    Titel: Die Zwietracht Getares
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Zuletzt bearbeitet von Tanai Tayris am 04 Nov 2024 22:46, insgesamt einmal bearbeitet
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Cailen Vindheim





 Beitrag Verfasst am: 04 Nov 2024 23:25    Titel:
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Ein langer Tag. Voller Erkenntnisse. Voller Offenbarungen. Manche davon tragend und bedeutsam, für das Schicksal eines Eilandes, seiner Bevölkerung. Vielleicht von ganz Alathair.

Andere persönlich. Scheinbar unbedeutend. Und dennoch mit tödlicher Intention gesprochen. Um zu verletzen. Zu verhöhnen. Zu drohen.

Ein Tag, wie jeder andere, auf diesem Eiland, das im Zentrum aller Schicksalsschläge zu stehen schien. Ein Eiland, das sich nach einer neuen, starken Hand sehnte, welche die Geschicke der Sterblichen zu vereinen im Stande war.

Eine Hand, die noch nicht geschaffen war. Dennoch, Schritt auf Schritt marschierten sie dem Ziel entgegen. Die Erkenntnisse der Bruderschaft hatten die Suche in eine neue, oder alte, Richtung gelenkt.


Isidor.

Sein Schicksal unbekannt. Die Annahme nicht fern, dass er immer noch da draußen sein mochte. Dass seine Existenz der Schlüssel war, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Dass ein Teil von ihm noch immer dem Herren gebührte. Was auch immer es nun war, die kommenden Tage würden es sicherlich zeigen. Bis dahin galt es das zu behüten, was gefunden und in ihrer Obhut war.

Und so waren es Blüten aus samtigem Rot, frisch und lebhaft und vollkommen unpassend für diese Zeit im Jahr, die aus dem Garten des Tetrarchen selbst ihren Weg in die Tiefen des Tempels gefunden hatten. Um umgeben vom steten Spiel aus Licht und Schatten das zu zieren, was vielleicht dereinst die Getreuen des All-Einen zu neuer Stärke geleiten würde.

Eine kleine Gabe, unbedeutend und doch persönlich, um den vergilbten Knochen und Überresten ein erstes Quentchen neuer Würde zu verleihen. Eine Verheissung dessen, was vielleicht noch folgten mochte.




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Velvyr'tae





 Beitrag Verfasst am: 05 Nov 2024 13:49    Titel:
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Rot. Samtig, blutiges Rot auf dem Schädel, den sie so lange bewahrt hatte.

Die Lethra hielt Wache in den Eingeweiden des Tempels zu Rahal, wie jede Nacht, seit die Überreste Anaras hier ruhten. Warteten, sollte sie wohl eher sagen.
Worauf diese Knochen warteten, die jemand - und sie hatte einen Verdacht, wer es gewesen war - so geziert hatte, blieb offen.

Der Abend am Schrein der Drei hatte vieles offenbart und ebenso viele Fragen wieder aufgeworfen. Nicht nur Getares Prophezeiungen, eingehüllt in Hohn und Wahn, auch wenn man meinen sollte, dass die Berührung eines in Eifersucht glühenden Gottes alle anderen Ereignisse überstrahlen sollte.
Aber auch der Blick des Ritters Shasul schlich sich hartnäckig in ihre Gedanken. Seine Frage, nach der Vollständigkeit der Gebeine. Die Bilder, die ihm der Gesandte Alatars gezeigt hatte.


Isidor.

Sie hatte den Zweitgeborenen nie gesehen, doch sie kannte die Geschichten. So viele.
Und der Schädel seiner Mutter, mit dem schon vor vielen Jahren der heute berüchtigte Lethyr Syrr'ael Adrian von Hohenfels mit seinem Anblick quälte, schien ihr noch mehr Geschichten zuzuwispern.
Konnte es Isidor sein, den der Ritter in einer Vision gesehen hatte? Und wenn er es war, befand sich seine Hülle wirklich im Osten, irgendwo, verborgen vor den Augen anderer? Im Vollbesitz seiner Kräfte wäre es niemals möglich, da war sie sicher. Sie mochte Isidor nicht erlebt haben, aber sie war einem der Alka sehr nahe gekommen.

Niemals würde sich ein Alka gefangensetzen und im Zaum halten lassen. Wenn ... ja, wenn es Seinem Ziel nicht doch irgendwie diente.

Sie ballte die Fäuste, fühlte den Zorn wie eine Welle durch ihr Inneres schlagen. Heißen, glühenden Zorn. Getares, der Wahnbringer, hatte eine empfindliche Stelle getroffen. Die alte Wunde würde wohl nie vollständig verheilen. Er war ihr zu nahe gekommen, hatte seinen Finger genüsslich in die Wunde gelegt.

Und da war noch etwas. Ein winziger Funke Angst vielleicht. Zweifel? Nein. Letharen zweifelten nicht.
Wobei ... war auch das ein Glaubenssatz, der aus dem Mund der Männchen stammte? Denen der Anspruch zu Führen per Geburt gegeben wurde, die sich beweisen mussten - natürlich. Aber sie wurden nicht auf jedem Schritt angezweifelt, belächelt, auf ihren Platz verwiesen.
Sie wurden nicht in die Unterordnung verwiesen, immer und immer wieder.
Nicht verkauft.
Ihre Handschuhe knirschten, als die Finger sich noch enger ballten.

Standen ihr also Zweifel zu? Leise, vorsichtige, die sie warnten.

Getares war wahnsinnig.
Er wollte die Götter töten und mit Ahamani wollte er beginnen.

Es war kein Zufall, dass der All-Eine gerade jetzt den Alka zurück an die Spitze Seines Reiches sandte. Sie würden ihn brauchen. Sie würden ihn brauchen, oder sie würden untergehen, das Aschegrau würde zerstören.

Doch diese Zerstörung war kein reinigendes Feuer, nach dem eine klare Weltordnung erstehen konnte.
Es wartete nur der Wahn und Getares war sein König, lachend inmitten des Chaos, wartend darauf, dass er Paia wiedererschaffen konnte, sie für sich beanspruchen. Sie benutzen.

Ein raues Grollen rollte durch die stille Kapelle, in der die Gebeine Anaras ruhten. Danach nichts mehr.
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Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 08 Nov 2024 23:42    Titel:
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Die Rüstung bereits abgelegt, zog sie den Mantel enger um ihre Schultern, während sie durch die Straßen von Rahal lief. Das Ritual ging lang, das Gespräch mit dem Ritter folgte und danach gab es Schreibarbeit in der Kommandantur.
Die Kehle schmerzte.
Sie war müde.

Das Abendlicht war längst verblasst, und eine kühle Dämmerung legte sich über die Stadt, doch die Luft roch noch nach dem geschäftigen Tag. Ein Geruch, der zu ihrem Leben gehörte wie ihr Bogen auf ihrem Rücken.
Gedankenverloren glitt ihr Blick über die grauen Mauern und geschwungenen Dachgiebel, als sie an den Häusern vorbeiging, die sich in das Reich der Schatten zurückzogen. Ihre Schritte hallten auf dem Kopfsteinpflaster, jeder Tritt war ein leises Echo ihrer Erschöpfung.
Die Worte des Ritters klangen immer noch in ihren Ohren: Isidor, der Alka, sei zurückgekehrt und befände sich im Feindesreich.
Der Name Isidor war bekannt.

Und noch während sie weiterging, glitten ihre Erinnerungen zu einem Gespräch vor einigen Jahren.





<Der All Eine wählt den Alka als seinen Stellvertretern auf Erden? Und sein Wort ist Gesetz.>
<Er wählt die Hülle, ja.>
<Unfehlbahr bedeutet ja, er macht keine Fehler, ist vollkommen. Welcher Mensch ist das wirklich?>
<Er ist mehr als ein Mensch.>
< Aber er ist verschwunden? Ich weiß nicht viel drüber, man schweigt sich wohl eher aus, was auf sein Verhalten zurückzuführen ist, das er am Ende wohl gezeigt haben soll? Was ist er denn nun genau?>
<Was sagen dir denn die Gebote? Zu Treue, Gehorsam und Ehrfurcht?>
<Vertraue auf die, die dir höher gestellt sind. Also wohl eine Hülle mit einem Teil der Seele des All Einen? >
<Nein, er ist eine Hülle mit mehreren Seelen. Er ist der Höchste unter uns, Der Einzige, der über ihn richten darf und kann, ist der All-Eine selbst.>
<Das bedeutet er wurde gerichtet? Vom All Einen?>
<Nein, das bedeutet es nicht. Wenn der Herr richtet, dann macht er es deutlich und für alle Augen offensichtlich. Auch das ist hier schon vorgekommen, vor Isidor.>
<Ich würde nur gerne wissen, was geschehen ist, da niemand zu wissen scheint wo er ist?>
<Nachdem Faolan Tiarnachs Hülle vernichtet war, brauchte er eine neue, stabile Hülle und das war dann Isidor. Unser jetziger Alka. Und solange niemand weiß, wo er ist, können wir davon ausgehen, dass er nach wie vor lebt und zurückkehren wird. Seine Aufgaben liegen derzeit nur woanders. Wo, das wissen der Herr und der Alka alleine...>




Das alles geschah vor ihrer Zeit hier auf der Insel. Irgendwann hatte auch sie die Geschichten gehört, dass der Alka wahnsinnig geworden war, dass er Alte und Kinder in den Krieg schicken wollte.
Man wollte ihn aufhalten.
Und am Ende war alles, vom Putschversuch gegen den Alka, vom geteilten Reich - auf der einen Seite jene, die die Bürger schützen wollten, auf der anderen Seite die anderen, die einem Herrscher blind folgten, weil das Gebot es so befahl, nichts anderes als der erste Bruch, ein großer Riss in einer Glaubensgemeinschaft, die eigentlich dringend hätte zusammenhalten sollen. Ein Riss der bereits vor ihrer Ankunft geschah und bis heute noch Bestand hatte.

Noch immer war das Reich keine Einheit. Es bestand einzig und alleine aus Teilen, die sich gegenseitig ab und an etwas hinwarfen, aber am Ende jeder für sich handelte und seinen Zielen folgte. Missgunst herrschte vor, der Drang noch einen Rang höher aufzusteigen und dabei spielte es wenig Rolle, was dabei auf der Strecke blieb.


Gegenseitige Unterstützung fand nur im kleinen Rahmen statt. Aber wenn sie stattfand, dann war da Leben.
Und dann wuchs die Hoffnung, dass ein Alka diese Fäden endlich enger ziehen würde. Es wieder ein geeintes Reich geben würde.
Isidor war zu einer Legende geworden, zu einer Märchenstunde am Lagerfeuer.
Aber ab dem heutigen Abend war das für sie kein Märchen mehr.
Selten kam ein Auftrag der Ritterschaft und sie hatte vor zu handeln.


Schließlich erreichte sie ihr Heim, es lag dunkel am Ende der Straße und sobald sich die Türen hinter ihr schlossen, schien die Schwere der vergangenen Jahre auf einmal mit voller Kraft über ihr zusammenzubrechen. Die Holzstufen knarrten leise unter ihren Stiefeln, als sie hinauf ging und auf die Vertrautheit wartete, die einmal gewesen war. Sie spürte sie allerdings nicht mehr. Achtlos legte sie ihren Mantel auf das Bett und setzte sich, das Gesicht in die Hände gelegt.
Durchatmen.


Isidor.


Die Legion hatte sie durch viele Prüfungen geführt, ihr Ehrgeiz und ihre Hingabe hatten ihr den Rang des Hauptmanns eingebracht, sie hatte all das was sie in jungen Jahren gelernt hatte perfektioniert und war nun Scharfschütze – doch dies war etwas anderes.

Eine Aufgabe, die tiefer griff, eine Mission, deren Tragweite das Reich selbst bedrohen könnte. Deswegen würde sie diese Aufgabe nicht alleine bewältigen. Die ersten Befehle an die Garde waren geschrieben. Sie würde nun die Vorbereitungen erledigen.


Ein tiefer und langer Wimpernschlag und sie spürte, wie der Gedanke an den Rest der Nacht ihr Herz schneller schlagen ließ. Was, wenn es stimmte? Was, wenn Isidor lebte und sich tatsächlich im Feindesreich befand? Wäre er wirklich noch Verbündeter – oder ein Feind?

Mit einem leisen Seufzen stand sie auf. Es war nicht die Zeit, um Nachzudenken, oder zu zögern. Es war auch nicht die Zeit, um zu Zweifeln oder für Müdigkeit und Erschöpfung. Sie musste handeln. Von den nächsten Tagen und Nächten hing es vielleicht ab, was sie mit ihren Kameraden am Ende erreichen würde. Es würde genügen, wenn sie herausfinden konnte, was Wahres an der Sache war. Im besten Fall sogar eine Richtung.

Es war wie ein Kribbeln im Nacken. Nur für einen Moment und dann war es da, dieses Gefühl, dass jemand hinter ihr stand, ihr über die Schulter blickte, als sie nach der alten Tasche griff.
Darin war das Nötigste, was man brauchte, wenn man unterwegs war. Sie packte noch ein paar Portionen Trockenfleisch hinzu, etwas Brot und überprüfte ein zweites Mal, ob wirklich alles da war.
Geübte Hände griffen nach der Lederrüstung und dem Köcher mit ihren eigenen Pfeilen. Schnell prüfte sie die Sehne ihres Bogens, glättete die Lederbänder und legte alles bereit, steckte die letzten Pfeile in die einzelnen Kammern..

Dann kniete sie noch eine Weile auf den warmen Holzdielen und schloss die Augen, als würde die Präsenz dadurch stärker werden. Aber am Ende war es die Kälte der Metallspitzen ihrer Pfeile, welche ihre Finger durchdrang und sie in die Realität zurückholte.
Mit einem Fluchen stand sie auf und griff noch nach dem dunklen Schal, den sie oft auf Patrouille trug, um nicht aufzufallen – im Feindesland würde er ihr unverzichtbarer Schutz sein. Ihr Gesicht verdecken, den Dampf ihres Atems verbergen.

Mittlerweile war die Mitte der Nacht nicht mehr weit und bis sie wirklich im Osten ankam, würde bereits jene Zeit gekommen sein, wo die Wachen sich Mühe geben mussten, die Augen offen zu halten. Diese Zeit, wenn Müdigkeit und Kälte gemeinsam auf einen einwirken und man sich zwingen muss, den Blick nicht zu senken.
Wenn die Aufmerksamkeit langsam nachließ und man sich nur noch nach dem Ende der Schicht sehnte. Ihr Zeit.

Mit Abstand würde sie zumindest ausmachen können, wo genau mehr Wachen als sonst unterwegs waren. Und sobald der Morgen kam, würde sie Position im Schatten einer der Kutschstationen beziehen. Vielleicht würde sie sogar das Risiko eingehen sich ein wenig unter das Volk zu mischen.
Leise und entschlossen verließ sie dann den Raum, schritt die Treppen hinab, ihre Schritte fest und sicher. Heute Nacht würde sie sich dem Schatten anvertrauen, und vielleicht würde sie Antworten finden, die ihnen weiterhelfen würden.




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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 11 Nov 2024 23:14    Titel:
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Die Tage vergehen

Ich habe längst das Gefühl für die Zeit verloren, weiß nicht, wie viele Tage ich nun schon in diesen Mauern verbracht habe. So sehr sie auch versuchen mögen mir diesen Raum als etwas anderes darzustellen – ich weiß, was es ist: ein Gefängnis. Mit jedem vergehenden Tag fügt sich ein weiteres Puzzleteil in mein Bewusstsein und allmählich ergibt sich ein schattenhaftes Bild dessen, was war und warum ich hier bin.
Der Bruder des Königs, so nennen sie mich. Ein seltsamer Gedanke – doch möglich scheint alles, wenn ich die Ähnlichkeiten betrachte. Im Spiegelbild erkenne ich die Schatten seiner Züge in den meinen, die gleichen Wangenknochen, dieselbe Stirn, wenn auch gezeichnet von der Zeit und dem Leben in verschiedenen Welten. Sie zeigten mir ein Porträt des Königs mit dem vollen, würdigen Bart und in seinem Antlitz spiegelte sich etwas wider, das mir unheimlich vertraut vorkam.
In den letzten Tagen bin ich nicht nur von den Erzählungen der Kronritter und des Adels umgeben; Bilder drängen sich ungefragt in mein Bewusstsein, brechen sich Bahn in die Gegenwart und verweilen, als wären sie mehr als bloße Erinnerungen. Es sind keine klaren Szenen, sondern flüchtige Eindrücke die sich in den stillen Momenten zeigen und dann wieder in den Nebeln meines Verstandes verschwinden.


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Im Spiegel:
Inmitten des flimmernden Kerzenlichts, der klangvollen Musik, welche hier und da von dem leisen Klirren von Kristallgläsern unterbrochen wurde, stand Isidor wie ein stiller Schatten am Rande und beobachtete die tanzende Menge. Die Bälle des Königreiches waren schon immer von einer verschwenderischen Pracht geprägt, teure Gewänder und aufwendige Masken zierten die Gäste.
Dort mittig bei den tanzenden Menschen bewegte sich eine Gestalt wie schwerelos über die Tanzfläche. Die Schritte von einer fließenden Eleganz geprägt, jede Drehung so voller Anmut - die Gräfin von Dornwald. Das lange, dunkle Haar fällt ihr den Rücken hinab und bewegt sich bei jeder Drehung in sanften Wellen mit. Ein einziger Name, welcher hängen bleibt und ihn aus den Gedanken zerrt in die Wirklichkeit.


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Anara:
Das Licht des späten Nachmittags liegt weich und warm über dem Ufer. Leise vernimmt man das sanfte Plätschern der kleinen Wellen, die sich wie von unsichtbaren Händen sanft ans Land schieben. Die junge Königin Anara schreitet am Wasser entlang, ihre braunen Haare im Wind spielend, ein Glanz, der das sanfte Leuchten der sinkenden Sonne widerspiegelt. Hinter ihr folgen zwei Jungen, ihre Söhne – Ador und Isidor, noch klein, voller Lebendigkeit und Neugier.
Ador rennt voran, seine kleinen Füße hinterlassen frische Spuren im Sand. Mit einem freudigen Lachen eilt er zu seiner Mutter. Er streckt die Hand aus, um ihre Finger zu ergreifen, voller Vertrauen und kindlicher Freude.
Anara hält inne, dreht sich lächelnd zu ihm und umfasst sanft seine kleinen Finger. Die zärtliche Geste bringt eine besondere Wärme in ihren Blick, eine bedingungslose Liebe, die nur Müttern zu Eigen ist. „Langsam, Ador,“ sagt sie leise, ihre Stimme sanft wie das Wasser an ihren Füßen und ihre Züge spiegeln einen Ausdruck von Stolz und Fürsorge wider.
Isidor, ruhiger und beobachtender bleibt ein wenig zurück, seine Augen sind von der Landschaft und dem Bild seiner Mutter wie verzaubert.

Und damit endet fürs erste die Erinnerung.


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Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 12 Nov 2024 11:46, insgesamt einmal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 13 Nov 2024 21:05    Titel:
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Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Totschläger,
und ihr wisst, dass kein Totschläger das ewige Leben bleibend in sich hat.
Neues Testament. Der erste Brief des Johannes



Drei Flaschen öffnete sie. Drei. Dann roch irgendeiner der Brände stark genug und wurde in Werkstücken von zwei Flaschen requiriert. Eine für den Gast und eine für ihre eigenen Nerven. Das gräfliche Nerventonikum wurde dann nach Ankunft im Regiment großzügig zum Auffüllen des Moccas genommen. Ismael hatte nach den Entwicklungen gestern um Schnaps und Antworten gebeten, beides würde er erhalten. Doch vorerst würde sie sich zurückhalten und Mocca trinken. Heinrik würde in seiner Art erstmal vortreten und den vorhandenen Raum füllen. Er hatte die Organisation übernommen um den Befehl auszuführen, der gestern über sie alle hereingebrochen war.

Seine Majestät war angespannt gewesen, fast ein wenig fahl und noch schroffer als gewohnt. Sie wusste nur aus Erzählungen, was im Raum geschehen war, denn er hatte alle hinausgebannt. Nur Heinrik und Raia verbleiben mit ihm vor den Gittern und Ismael hinter den Gittern. Bruder erkannte Bruder, Blut erkannte Blut. Alte Wunden rißen einseitig auf und begannen wohl neu zu schmerzen. Auch die Erinnerungen an die gemeinsame Mutter füllten den Raum. Einseitig in ihrer Tragik, warm und umhüllend auf der anderen Seite.

Ismael sollte vorerst leben. Der junge blonde Mann, der einst der Alka des Alatarischen Reiches gewesen war, er sollte leben. Keine direkte Hinrichtung. Kein königliches Blut an ihren Händen. Erleichterung. Etwas in ihr wusste, dass Ismael sich als Ausführer des Urteils sie gewünscht hätte. Ein kurzes Flackern im stillen Blick. Königliches Blut, warum nicht? Blut war Blut, nicht wahr? Ismael sollte sich erinnern. Erinnern an Isidor, an den Verrat, an die Untaten des Alkas durch seine Hand und Stimme, erinnern an alles. Seine Majestät wollte Geweihte, Magier, Heiler und Ritter.. .alle wollte er beteiligt haben. Sie sollten erzählen, berichten und untersuchen, führen und leiten.

Ihre Eminenz Lathaia schien jedoch einen Schritt weiter im Dunkeln des Ismael gekommen zu sein. Wenn jedoch auch nicht bis an des Baumes Wurzel. Doch wer vermochte hier noch zu sagen, was Wurzel und was taub war? Ismael erkannte den Bruder, aber die Erinnerungen setzten nicht kohärent ein. Sie flackerten wie Bilder, passend und unpassend auf.
Was jedoch zu notieren war, war dass stets zur Person das provozierenste Bild auftauchte und prompt von dem Königsfrüchtchen ausgesprochen wurde. Man musste den Grad an rhetorischem Kalkül schon bisweilen ein wenig bewundern. Im Grunde bewunderte sie die Haltung und die ach so sanft gesetzten Spitzen und Bemerkungen, Komplimente und in gold gefärbte Beobachtungen des Ismael sehr.

Ismael - Gott hört.

Mit sehr schnapslastigen Mocca in der Hand würde sie gespannt wie das Mieder einer fetten Hofdame warten, wann und welcher Gott nun hören würde. Zudem gab es noch eine spannende Frage zu erörtern.
War in Ismael noch eine Seele? Isidors Seele? Eine unverletzliche und rettbare Seele. Oder war er nur noch der hohle Klangkörper von etwas längst Vergangenem? Eine leere Hülle, in der nur noch das Wiederhallte, was längst unwiederruflich von Schuld frei und von Sühne nicht erreichbar war?

Man würde sehen.
Und doch juckte ihre Narbe, als würde sie etwas noch übersehen, obwohl sie es längst sehen müsste. Nicht irgendjemand, sondern sie.
"Sicher, Efeu, weil du so ein verdammtes Genie bist." Ach die eigene Überheblichkeit, ach das eigene Temperament.
Zweitgeborene.
Prost!
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Ekatharyna von Silbersteyn





 Beitrag Verfasst am: 14 Nov 2024 14:28    Titel:
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Die Gedanken zogen an ihr vorbei, die Bilder tauchten in ihrem Gedankenkarusell auf und verzogen sich so schnell wieder wie sie gekommen waren.

Sie erinnerte sich an Bilder aus ihren jungen Jahren, als junge Freiherrin als Zögling im Anwesen des Herzogs von Schwarzwasser. Man hatte sie im Auge behalten wollen und dennoch hatte auch sie viel gesehen und gehört in diesen Jahren. Der ein oder andere Ball mit ihrer Anwesenheit hatte ihr Informationen gegeben. Nichts wertvolles an sich. Aber doch das ein oder andere Wort über die Königskinder. Auch erinnerte sie sich dunkel daran sie das ein oder andere Mal auch auf solchen Bällen gesehen zu haben, aber es war zu dunkel in ihrem Gedächtnis versteckt, nicht wichtig genug war es gewesen, als das man es sich gut gemerkt hätte.

Und doch war es nichts negatives was sie Verbinden konnte bis zu dem Moment wo damals über den Bruderverrat gesprochen wurde. Kaum einer wollte damals mit der viel zu jungen Freiherrin von Silberklamm darüber sprechen. Sie war nicht wichtig genug gewesen... damals... doch heute hatte sich das Blatt gedreht. Und sie sammelte in ihrem Geist die Informationen die sie damals bekommen hatte.

Isidor der Verräter
Isidor der Feind des eigenen Bruders
Isidor der Alka

Die Informationen setzen sich zu dem Bild zusammen. Einem Bild was schwerlich zu der Person in der Zelle passte- zumindest auf den ersten Blick.
Eine Person... nein ein Mann... der durch und durch charmant war. Zu charmant. Zu gut erzogen... zu sehr verankert in eingelernte Verhaltensweisen. Verhaltensweisen die man am Hof lehrte und förmlich eingeprügelt bekam.
Ein Mann..
Der die richtigen Punkte bei ihr gedrückt hatte, die rechten Worte fand um ihre Person zu beschreiben und das nur in den wenigen Augenblicken die er sie erblickt hatte und in denen sie Worte ausgetauscht hatten.
Ein Meister auf dem höfischen Parkett und somit dem politischen, dem taktierenden... dem Parkett was für Sieg und Niederlage entschied.

Wäre es anders... würde sie tiefen Respekt für dieses geschickte Vorgehen empfinden... Wäre es anders hätte sie wahrscheinlich zu Hof die Nähe zu ihm gesucht. Aus ihrer Haut als Schwarzwasserin kam sie einfach nicht heraus.
Aber die Sachlage war anders.
Sie war eine andere... hier nun in Lichtenthal... als Baronin von Silbersteyn.
Sie war nicht mehr die kleine Freiherrin die versuchte mit den Großen zu spielen, wo es um nichts ging außer ihrem eigenen Leben.

Sie hatte eine Baronie, sie hatte Bürger und Hausstand die auf sie bauten.
Und so würde sie ihre Aufgabe ernst nehmen.
Es war keine Zeit zum Spiel.
Es war Zeit den Panther der dort irgendwo schlummerte hervor zu bringen, denn dies war der Wunsch des Königs.

Mit diesem Gedanken ging sie hinüber in ihre alchemistische Stube.
Sie würde den Plan zuvor mit dem Grafenpaar besprechen.

Doch es hieß nicht umsonst... die Alchemie... kann die Sinne verzaubern, den Geist benebeln und selbst den Tod verkorken.

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Keylon von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 14 Nov 2024 19:35    Titel:
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Er hatte einen Schlüssel erhalten.
Jetzt konnte er seine Wacht im Trockenen halten, direkt bei Ismael oder vor dessen Tür.
Aber er war damit auch nicht alleine. Letzte Nacht hatte Berenguer seine Wacht begleitet, und laut seiner Majestät sollte jetzt eh je ein Magier ein Geweihter und ein Ritter stets vor Ort sein.

Die Nacht davor hatte Heinrik übernommen und Keylon war nach Hause gegangen.
Er vernachlässigte Adelena die ganze Zeit schon, aber die Unruhe, die ob des Gastes in seinem Inneren brodelte konnte ihm einfach niemand nehmen.
Ismael wurde mit Samthandschuhen angefasst, was sich sicher ändern würde, wenn der Mann sich erinnern würde.
Keylon wollte ihn einfach nicht aus den Augen lassen.
Der Moment wo dessen Erinnerung zurück kehren würde, er vielleicht gar ein Teil seiner Macht zurück bekam ...
Nein Keylon konnte ... durfte dieses einfach nicht verpassen.
Er war zum äußersten bereit wenn es so kommen würde.
Auch wenn ihre Eminenz Lathaia und Sir Heinrik seine Ambitionen dahin gehend nicht verstanden, hielt er daran fest.

Er war sich sicher das der Herr Ismael irgendwann an den Punkt kommen würde.
Aber komme was da wollte....
Er war NUR ein Ritter und solange seine Majestät oder die Grafen da waren würde er tun was man von ihm erwartete.

Nur Temora wusste wie es weiterging und Keylon war ehrlich...
Zu gerne wüsste er es auch.

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Raia Lathaia





 Beitrag Verfasst am: 18 Nov 2024 17:56    Titel:
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Wenn der Nebel weicht...

Raia war sich sicher. Sicherer als die meisten, wie ihr dünkte.
Hinter dem Nebel lag tiefe Dunkelheit.
Denn jener sollte verschleiern, verheimlichen. Andernfalls wäre er nicht notwendig.

In vielen unzähligen Stunden der Mediation und inneren Einkehr hatte sich Raia bis ins tiefste ihrer eigenen Seele hinterfragt.

Dass sie sich innerlich gegen Isidor stellte, war gewiss. Nur in welchem Grad?
Konnte sie, Raia, all die eigenen Erinnerungen und Gefühle so fein gliedern und abketten, dass sie, die Hohepriesterin, mit reiner Seele dem Nebel gegenüberstand?

Und so hatte sie jeden freien Moment genutzt, um Isidor zu entfremden. Ein Mensch - womöglich. Ein Mann - wahrscheinlich. Ein Alka - noch immer?

Am Morgen, als der Herbst sein nebeliges Kleid wie sumpfigen Morast über die Ebene vor dem Kloster legte, alles klamm walkte, die Geräusche dämpfte, als gäbe es nirgends Leben, erhob sich Raia aus dem Gebet und lächelte. Es war ein befremdlich abgeklärtes Lächeln, eine merkwürdige Ruhe, die in der Mimik keine Unsicherheit mehr abbildete.
Die Hohepriesterin trug keinen Zweifel mehr in sich. Weder in die eine, noch in die andere Richtung. Sie hatte eine Aufgabe. Diese galt es zu erfüllen. Und das war nur ohne jedwede Ablenkung zwischenmenschlicher Gefühle möglich.

Der Alka, Isidor, ein Schatten - nicht zu unterschätzen. Niemals.

Doch hätte es fast jeden treffen können, der über ähnliche Fähigkeiten und Einflussnahmen verfügte. Isidor, der Einstige, war gestorben. Sie sah den Bruder nicht, den Sohn nicht. Raia betrachtete eine sehr wohl menschliche Hülle, die, sollte sie nochmal erwachen, nur eines bringen würde: Dunkelheit und Tod.

Es war nicht nur der Nebel, der sich lichtete, um Temoras Licht auf jene Bilder zu lenken, die deutlich machten, wer er war. Der Alka. Es waren auch die Menschen, die sie umgaben, während des Rituals. Ein jeder mit eigenen Gefühlen, eigenen Erinnerungen, eigenen Zugeständnissen.

Und dann riss der Sturm an ihnen allen!

Temora war da und konnte Ihre schützenden Schwingen um sie legen. Das alleine führte Raia in eine innigste Demut und Dankbarkeit; zeigte gleichermaßen die Stärke der Seherin und machte Raia Mut in einem der wohl düstersten Momenten, seit jener Nacht in der Nimmeruh....

Der unbändige Schauer beider Momente ließ den schmalen Körper erschüttern.

"Keine neuen Erkenntnisse." Heinriks Worte drangen in ihren seicht betäubten Geist und holten sie ins Hier und Jetzt. `Nicht ganz.`War Raias Antwort, wenngleich sie sie nicht aussprach.
Sie verstand, dass jene ohne Weihe nicht alles sehen konnten und so war sie auch hier voller Dankbarkeit, dass sie da waren, die schützenden Schilde, die Bereitschaft das Schwert in einem Wimpernschlag zu ziehen. Jeden Moment bereit zu schützen, wenn die Geweihten bedroht erschienen.
Und die Bedrohung war nah. Nicht greifbar - noch nicht, aber dort.

Jene Nacht verbrachte Raia in Meditation. Dieser Sturm, der auf sie eingeschlagen hatte, musste sich erstmal beruhigen.

Er war erwacht und es war nur eine Frage der Zeit, bis das giftige Fauchen des Panthers zu hören sein würde, die lautlosen Tatzen sich anschlichen, die Schatten sich ausbreiteten.

Erlösung durch Tod.


Zuletzt bearbeitet von Raia Lathaia am 18 Nov 2024 18:00, insgesamt einmal bearbeitet
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 18 Nov 2024 22:32    Titel:
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Die Rückkehr

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Die Luft in der Zelle war schwer, fast erstickend. Der sanfte Duft des Weihrauchs legte sich wie ein Schleier um meine Sinne, während die Priester sich um mich sammelten. Der Kronritter platzierte sich in der Ecke, ich spürte den geschulten, starren Blick auf meiner Haut, aber auch die Blicke aller anderen die sich im selbigen Raum befanden. Die Ritter Alumenas und der Adel meines Bruders Ador von Alumenas. Ein Teil von mir wollte lachen - diese lächerliche Vorsicht, als ob sie mich in meinem Zustand fürchteten. Ich, der kaum wusste wer ich wirklich war und dessen Gedanken ein schallendes Karussell aus zersplitterten, immer wiederkehrenden Erinnerungen bildete. Ich war mir sehr wohl bewusst was sie sich erhofften zu finden, was sie alle schon dachten zu wissen. Sie wollten sehen ob das, was ich einst war, der Verräter, der Alka, noch existierte oder ob ich nur ein gebrochener Mann war, dessen Seele vielleicht noch zu retten war.


Als die Stimmen der Priester langsam einsetzten und sie ihre Gebete an die Schwertmaid richteten, schloss ich die Augen. Ich versuchte mich der Trance hinzugeben, was sollte schon geschehen, schlimmer als es war, konnte es kaum werden. Die Worte, fremd und doch vertraut, berührten etwas in mir, tief in meinem Innersten. Sie drängten sich nicht an meine Ohren, sondern gruben sich direkt in meinen Verstand, wie ein Schwert, das durch die Nebel meiner Gedanken schnitt. Ich spürte wie sie etwas in mir rührten, etwas das ich lange begraben geglaubt hatte. Wärme verdrängte die Dunkelheit, zerrte an den Schatten und mein Körper reagierte, bevor ich es verhindern konnte. Mein Herz begann schneller zu schlagen, meine Finger krallten sich ineinander bis die Knöchel weiß hervortraten.


Dann brach die Vision über mich herein.


Ich sah mich klar und unmissverständlich. Ein schwarzes Ross, die Zügel in meinen Händen und ein Heer vor mir, das bereit war auf mein Kommando hin in den Kampf zu ziehen. Überall flattern die Banner des alatarischen Reiches im Wind, durchzogen von den Symbolen unseres Herrn, Alatar, dessen Name mich wie aus dem Nichts mit einer unendlichen Vertrautheit erfüllte. Ich war der Alka. Ich war ein Werkzeug, ein Prophet, ein Diener des All-Einen, der durch mich sprach. Stolz und Macht durchfluteten mich, aber auch die Last dessen, was ich getan hatte. Meine Vergangenheit. Das Blut das an meinen Händen klebte brannte heiß auf in der Vision.


Die Vision verschwand so plötzlich wie sie gekommen war und ließ mich zurück, keuchend, bebend, die Hände noch immer verkrampft. Doch bevor ich diesen Moment fassen konnte brach eine Flutwelle von Erinnerungen über mich herein, unaufhaltsam und überwältigend. Es war, als würde ein Damm brechen, alles was jemals war, alles was ich jemals gewesen bin, brach über mich ein. Ich sah Ador, meinen Bruder. Ich hörte unser Lachen, spürte die sanften Hände unserer Mutter, die uns einst hielt. Doch dann kamen die Schreie, das Blut – mein Verrat. Mein Herz zog sich zusammen, als die Bilder sich veränderten, dunkler wurden, klarer. Ich sah die Konsequenzen meiner Taten, das Leid, das ich gebracht hatte, und dennoch – inmitten all dessen – war da auch Macht. Stolz.


Als wäre es noch nicht genug gewesen spürte ich, wie der Sog in mir abermals auch den letzten Nebel zu entfernen versuchte. Die letzte Enthüllung brach hervor. Ich spürte wie ein Schrei meine Lippen verließ. Ein Schrei, der voller Schmerz war und gleichsam eine Erleichterung in mir hinterließ. Eine weitere Version zerrte sich vor mein inneres Auge.


Meine Hände liegen auf den Armlehnen, deren Krallen in den Stein gemeißelt waren. Symbole des Panthergottes. Vor mir kniet mein innerer, vertrauter Kreis. Mein Glaube kehrte mit einer Wucht zurück, die fast körperlich spürbar war. Dunkel, unverrückbar füllte er mich aus und verdrängte jeden Rest von Unsicherheit.


Ich war nicht für diese Zelle bestimmt Mein Platz war bei Ihm. Ich öffnete die Augen. Mein Atem war ruhig, mein Blick gefestigt. Ich weiß wer ich bin, ich weiß wohin ich gehöre. Ich ließ die Augen über die Anwesenden gleiten, dies war nicht der richtige Ort um sich nun in einem törichten Kampf zu verlieren. Mein Bruder würde sein Urteil fällen müssen. Nicht über meinen Tod an sich, nein dessen war ich mir gänzlich bewusst. Mein Bruder würde ein Urteil fällen müssen. Doch ich wusste bereits, dass es nicht um Leben oder Tod ging. Es ging darum, ob ich es wert war zu überleben. Ob Alatar mich noch für seinen Zweck wollte oder ob dies meine Strafe war: zu existieren, mit klarem Verstand und der Last meiner Taten. Ich hob das Kinn, ließ meinen Blick durch den Raum schweifen.


Die Freundlichkeit, die Ismael einst gezeigt hatte war verschwunden. Zurück blieb Isidor - der Alka, der wusste, wer er war.

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Moira von Bergfall





 Beitrag Verfasst am: 20 Nov 2024 00:50    Titel:
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Nicht lange hatte sie Zeit gehabt, diesen Mann zu betrachten, doch das, was sie zum ersten Mal im Kloster sah, brachte sie zum Nachdenken. Woher kannte sie dieses Gesicht nur? Es sah dem König so ähnlich.

Als man ihr schließlich sagte, wer er war, fügten sich die Erinnerungen wie ein Puzzle zusammen.

Plötzlich sah sie alles wieder vor ihrem inneren Auge. Damals, als er durch das große Tor gekommen war und nach seinem Bruder gerufen hatte. Dieser Moment war ihr unvergesslich geblieben. An genau diesem Tag hatte sie ihre letzte Unterrichtsstunde als Scharfschützenschülerin gehabt. Kurz danach war der Kampf ausgebrochen, in dem der König schwer verletzt worden war. Dieses Ereignis hatte einen tiefen Eindruck bei ihr hinterlassen und ihre Wut nur noch verstärkt.

Wie gerne hätte sie an dem Tag die Rasierklinge über seinen Hals geführt, als man ihr die Ehre gab, seinen Bart abrasieren zu dürfen. Der Gedanke daran ließ ihr Herz schneller schlagen. Doch irgendwie wäre es auch Schade gewesen, dieses makellose, hübsche Gesicht von seinem Körper zu trennen.

Aber lassen wir den König entscheiden, dachte sie sich, ob der Kopf bleibt oder nicht. Dennoch musste sie sich eingestehen, dass er gut aussah.

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Ich bin kein Engel, mache Fehler, ich bin nicht Perfekt, nicht normal, manchmal verrückt.
Aber wenigstens bin ich. Ich Selbst!


Zuletzt bearbeitet von Moira von Bergfall am 20 Nov 2024 00:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Keylon von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 25 Nov 2024 22:43    Titel:
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Er wusste schon gar nicht mehr wie lange er Isidor schon bewachte.
Aus Tagen waren längst Wochen geworden und er nahm seine Arbeit mehr als Ernst.
Oft innerhalb des Zellentraktes, aber auch einfach einmal nur vor der Türe um nicht dauernd seiner Angesichtigt zu sein oder gar mit ihm reden zu müssen.

Er schlief im Regiment, er aß im Regiment, und langsam zerrte die Zeit die er hier verbrachte an ihm.
Dunkle Augenringe bildeten sich schon, obwohl er sich inzwischen auf Raten ihrer Eminenz Lataia und Sir von Alsted auch Schlaf gönnte.
Aber er schlief hier nie wirklich fest.
Zu sehr war er in dem Gefühl gefangen das etwas passieren könnte, während er schlief und er es schlichtweg verpassen würde.
Er wollte einfach nicht das der Gast auf irgendeiner Weise entkommen würde.
Dennoch hallten die mahnende Worte Raias in ihm, so das er mindestens einmal die Woche heim ging um wirklich eine Nacht tief und fest zu schlafen, darauf vertrauend das schon nichts passieren würde. Er musste damit rechnen das es noch zum Kampf kommen würde, und da wollte er keinesfalls auf dem Schlachtfeld vor Müdigkeit umfallen.

Der Moment der Hinrichtung würde noch früh genug kommen, und Key rechnete fest damit das der Westen kommen würde.
Die Flammen denen Isidor übergeben werden sollte, züngelten zu langsam und zu Auffällig das er sicher war das die Tat nicht unbemerkt bleiben würde, und die quälende Langsamkeit genug Zeit gab das man versuchen würde Isidor zu befreien.
Ein schneller kurzer Hieb durch ein Henkersbeil wäre da Schneller und barg weniger Gefahren.
Er wollte da sein.
Nicht unbedingt um Isidor brennen zu sehen, nein .
Er wollte im Notfall da sein um zu beenden was das Feuer vielleicht nicht schaffen konnte, und die Anhänger einer Befreiung zu Nahe kämen.

Ein Leichtes würde es jedenfalls nicht werden.
Im Moment tat ihm nur seine Gattin leid. Er hatte sie zu ihrer eigenen Sicherheit raus aus Kronwalden zum Konvent gebracht, und obwohl sie im Moment guter Hoffnung war und sie ihn wohl brauchen würde, stellte er diese Wacht über seiner Verantwortung für seine Familie.
Zum Glück verstand ihn Adelena und war ihm nicht Gram darüber, und deswegen liebte er sie um so mehr.

Am heutigen Abend versuchten sie sich an einer Posse.

Vor Tagen noch hatten sie einen Rahaler festgenommen, der nach Adoran gekommen war um sich festnehmen zu lassen.
Esteban Cainthe sein Name.
Schnell war Keylon klar geworden das der Mann in Erwartung gekommen war etwas näheres über Isidor heraus zu bekommen, so das Keylon dem Gardisten den Befehl gab den Mann in Berchgard ein zu Kerkern.
Die Gräfin von Meerswacht jedoch befahl das der Mann in Adoran bleiben sollte wo diesem schnell durch gerufene Worte klar wurde, das Isidor von Hohenfels, der Bruder seiner Majestät wahrhaft in den Kerkern Adorans fest saß.
Dieses Wissen nutzte ihm nur nicht wirklich viel das er ja nun selber einsaß und sicherlich nicht so schnell in Freiheit kam.
Nein ...
Stattdessen wurde er Teil eines perfiden Planes der Gräfin.

Esteban wurde gekleidet wie der Alka, seine Haare blond gefärbt seine Hände ob seiner Hautfarbe mit Handschuhen verdeckt und eine Kapuze aufgezogen aus der man einige blonde Haarsträhnen heraus hängen ließ.
Isidor der Zweite wurde erschaffen und dann mit viel TamTam und Gefolge offen nach Berchgard verlegt.

Keylon hoffte innerlich das der Feind diese Verlegung verfolgen würde, und damit annahm ihr bevorzugte Ziel, der Alka säße nun in Berchgard im Kerker.

Keylon jedoch begab sich nun wieder still und heimlich zurück nach Adoran.
Sein Hauptaugenmerk würde bei Isidor bleiben.
Zu seinem Glück befand das auch die Gräfin und stimmte seinem Ansinnen zu.

Die nächsten Tage würden kommen und für diese Nacht befahl sich Keylon wieder einmal sich dem Schlaf zu widmen.
Die nächsten anstrengenden Tage würden kommen.


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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 25 Nov 2024 23:43    Titel:
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Es vergingen einige Tage und Kava saß wie immer nach dem letzten Abendgebet vor dem knisternden Kamin und starrte wie versteinert in die lodernden Flammen.

Seit Tagen hoffte er auf ein weiteres Zeichen des All-Einen. Ein Zeichen was ihm helfen könnte seine Heiligkeit wieder in die Arme des All-Einen zu führen. Vergebens…

Sicher war der All-Eine damit beschäftigt das Suppenhuhn namens Getares zu jagen und zur Strecke zu bringen, nachdem dieser feige Gott Ahamani vernichtet hatte.

Kava musste sich also beweisen, er musste beweisen, dass er der Aufgabe des All-Einen gewachsen ist und Alatar nicht enttäuschen würden. Seine Fühler hatte er bereits ausgestreckt und das ganze Reich arbeitete langsam Hand in Hand. In jeder Ecke Gerimors versucht man an Informationen bezüglich seiner Heiligkeit zu kommen.

Doch die sonst so redefreudigen Ketzer aus dem Osten machten es ihm diesmal nicht so leicht. Quasselten Sie sonst ununterbrochen hörte man zu Isidor kein Sterbenswörtchen.

Er musste also weiter vertrauen haben in seine kleinen Spitzel, welche im Osten umher wanderten, ihn die Informationen bringen auf welche er so dringend angewiesen ist.

Währenddessen folgte Kava seinen eigenen Plänen. Der Panther wird sich auf die Pirsch begeben und die Krallen wetzen, Richtung Osten soll es gehen, Vorbereitungen müssen getroffen werden..

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