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Der Panther und das Schwert
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Panther und das Schwert
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Analeya Vangaad





 Beitrag Verfasst am: 30 Okt 2024 15:49    Titel: Der Panther und das Schwert
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I Silhouetten

Die kleine Flamme ließ ihren eigenen Schatten an der kargen Wand riesig erscheinen. Das fahle Licht der Kerze war seit Stunden die einzige Lichtquelle im Haus. Nur selten huschte ein dunkler Schemen vor den Fenstern durch die Straßen der Stadt vorbei. Es hatte wieder zu regnen begonnen und während die meisten Bürger und Besucher Rahals den Abend in ihren Häusern oder Tavernen verbrachten, zog es den ein, oder anderen doch hinaus an die frische Luft. Sie waren meist gehüllt in Mäntel oder Roben und trugen weite Umhänge, so dass ihre Körper nicht mehr als unförmige Schatten waren.

Nach einer Weile stieß sie sich mit der Schulter vom Fensterrahmen ab, um sich auf dem Stuhl in der Ecke des Raumes zu setzen. Mit zwei Fingern griff sie nach dem Anhänger ihrer Kette, um die kleine von einer Pantherpfote gehaltene Klinge, gedankenverloren zwischen ihnen zu drehen. Die Ereignisse hatten sich in kurzer Zeit regelrecht überschlagen. Wie schnell aus einem simplen Besuch einiger Soldaten der Weidenheimer Legion in Rahal ein langfristiger Aufenthalt wurde. Wie schnell offizielle Dokumente ihren Weg in ihre Unterlagen fanden. Wie schnell Bekanntschaften geschlossen wurden und ein Haus bezogen war. Wie schnell der Hauptmann ihre Freistellung und den Erfahrungsaustausch mit der Legion Rahals bewilligte. Noch vor wenigen Jahren wäre all das unvorstellbar gewesen. Ihr Leben schien von Anfang an vorbestimmt und war keines, das sie unzufrieden sein ließ. Eine Soldatenfamilie führte unweigerlich zu einem Werdegang in der hoch angesehenen Weidenheimer Legion. Eine streng gläubige Familie im alatarischen Reich führte weiterhin natürlich zu einem geregelten Leben und Streben im Sinne Alatars. Ein seit Jahren enger Freund und ebenso Mitglied der Legion, führte zu einer vertrauensvollen Partnerschaft im gemeinsamen Streben zur Perfektion.

"Versprich' mir, dass es das nächste Mal nicht mehr so ein nach Schweiß und Metall riechender Kerl wird, hm?", er drückte mit seiner großen Hand ihre Linke verhältnismäßig sanft. Seine Stirn glänzte schweißnass im Schein der Kerze. "Lieber so einen stolzer Krieger. Von mir aus in einer meiner Rüstungen. Der kann mit Dir dann immerhin Seite an Seite auf dem Schlachtfeld stehen.", seine dunkle Stimme wurde leiser je mehr er sprach. Und auch wenn seine Kraftreserven für den Moment aufgebraucht waren, ließ er sich sein charmant-spitzbübisches Grinsen begleitend zu diesen Worten nicht nehmen. Selbst jetzt, von Krankheit und Leid gezeichnet, verliehen ihm die Grübchen in seinen Mund- und Augenwinkel einen Ausdruck von Unbesorgtheit. Ein letzter Blick aus tiefgrünen Augen, dann fiel er ein weiteres Mal in einen fiebrigen, unruhigen Schlaf.

Das Knacken der Holzdielen riss sie aus ihren Gedanken. Unruhig züngelte die Flamme der Kerze in die Höhe, als sich ihr Blick wieder im Hier und Jetzt fokussierte. Die schmalen Finger ließen von der Kette ab und griffen stattdessen nach einem der zuvor bereits bereit gelegten Briefbögen und dem Kohlestift. Sie hatte versprochen regelmäßig zu schreiben. Und auch wenn weder ihr Vater, noch ihr Bruder es zugeben würden, würde es ihnen doch Freude bereiten über die aktuellen Entwicklungen lesen zu können. Sie konnte sich regelrecht bildlich vorstellen wie die beiden Männer von ihrer Mutter abends an den Tisch gerufen wurden, um noch vor dem gemeinsamen Abendessen das Siegel des Briefes zu brechen. Die ruhige Stimme, mit der sie ihnen das Schreiben dann vorlas. Immer wieder eine Pause, nicht um Wörter zu betonen, sondern um die aufkommenden Tränen vor den männlichen Familienmitgliedern zu unterdrücken. Der Abschied war ihrer Mutter schwerer gefallen, als ihrem Bruder oder Vater, die es durch ihre Zeit in der Legion sowieso gewöhnt waren für längere Phasen von der Familie getrennt zu sein. Und nach dem Lesen des Briefes, der Blick in Richtung der in der Ecke auf dem Ständer stehenden Rüstung ihrer Tochter und Schwester. Ja, sie konnte die Gesichter ihrer Familie und das Szenario regelrecht vor ihrem inneren Auge sehen.

Mit Nachdruck drückte sie das Siegel auf den zusammengerollten Brief. Morgen würde sie ihn zum Hafen bringen, damit das nächste Schiff ihn mit nach Weidenheim nehmen konnte. Ein kurzes Rollen der Schultern, ehe sie sich in den Stand drückte und erneut ihre Position neben dem Fenster einnahm. Durch die vorherrschende Dunkelheit konnte sie ihre eigene Silhouette in der Scheibe erkennen. Die Gesichtszüge nach außen hin kontrolliert, der Blick der Augen hier im verschlossenen Raum nachdenklich. Sie konnte beobachten, wie sich ihre eigene Aufmerksamkeit die Straßen entlang richtete um schräg über den Platz in Richtung der anderen Wohnhäuser zu sehen.

Wer konnte schon ahnen, dass die Dinge sich entwickelten, wie sie sich zuletzt entwickelten.
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Analeya Vangaad





 Beitrag Verfasst am: 31 Okt 2024 19:34    Titel:
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II Ascheregen

Die Hitze der beiden Essen schlug ihr entgegen, als sie die Schmiede betrat. Bis auf das Knistern des Feuers und Knackens der Kohlen in den Öfen konnte man heute keine Geräusche vernehmen. Weder den Klang schwerer Hammerschläge auf Metall, noch das behäbige Pusten des Blasebalgs. Und auch Pferde warteten heute nicht im Innenhof auf der anderen Seite des Gebäudes, um neue Eisen an ihre Hufe zu bekommen. Vor allem aber fehlten seine Geräusche: sein raues Lachen, das selbst die Schmiedegeräusche zu übertonen wusste, genauso wie sein sonores Brummen nachdem er wieder einen ungeduldigen Soldaten in seiner so direkten Art in die Schranken gewiesen hatte. "Kannst Deine Klinge und Deinen Gaul auch gleich wieder einpacken und Dir bei 'nem anderen Schmied Dein Zeug reparieren lassen. Komm' aber nicht an und jammer' mir die Ohren voll, weil Du bessere Qualität von mir gewöhnt bist und die neuen Hufeisen nach wenigen Ausritten durchrosten.", selten nahm man ihm diesen oder ähnliche Sätze tatsächlich übel. Sie alle wussten, was sie an ihm als Mensch, aber auch an seiner Arbeit als Rüst- und Hufschmied der Legion hatten. In einer Nische, links neben der kleineren Essen, konnte man bei genauem Hinsehen noch immer mehrere, kleine Striche erkennen, die als feine Linien in das Mauerwerk geritzt wurden. Versonnen fuhr sie mit zwei Fingern jede einzelne Linie nach, während sich einer ihrer Mundwinkel langsam etwas in die Höhe hob. Kaum jemand wusste welche Bedeutung die Zeichen an der Wand hatten. Sie aber würde nie vergessen, mit welchem vermeintlich so griesgrämigen Blick er sie jedes Mal empfing, wenn sie bereits im Eingangsbereich an die Schwertscheide an ihrer Seite griff: "Wirklich? Du weißt meine Arbeit einfach nicht zu schätzen! Wehe die Gravuren sind beschädigt, wird mich wieder 'ne ganze Nacht wach halten. Kannst Du Dich nicht mal für 'nen ruhigen, unspektakulären Tordienst einteilen lassen?", doch noch während er in übertriebener Theatralik schimpfte, ging er schon seiner Arbeit nach und begann damit ihre Klinge wieder in einwandfreie Form zu bringen. Für jede Reperatur ihrer Rüstung oder Waffe ritzte er im Anschluss eine Linie in das Mauerwerk. Jetzt fand sich dort schon seit einer Weile keine neue Linie mehr.

"... und irgendwann werden wir ihn wieder sehen an der dunklen Tafel Nileth Azurs. Sein Lachen wird durch die dunkle Halle schallen, während er stolz von seinen Taten unter der Pranke des Herrn zu berichten weiß. Wir werden dort sitzen, in seinen meisterlichen Rüstungen und aus schweren Kelchen auf Alatars Reich trinken.", die dröhnende Stimme des Tetrarchen legte sich schwer über die anwesenden Soldaten. Ihre Mienen waren größtenteils unbewegt, nur sehr wenige erlaubten sich ihre Emotionen über den Verlust des Kameraden so öffentlich zur Schau zu stellen. Jahrelang trichterte man ihnen ein, als Soldat keine Emotionen zu zeigen, sich stets hinter Disziplin und Gehorsam zu verstecken, so dass selbst in einer Situation wie dieser, die Maske aufrecht erhalten wurde. Für viele war es auch nicht einmal mehr eine Maske. Das Theater wurde zu ihrem Leben, die Gefühlskälte hatte die Überhand gewonnen, so dass ihr Herz auch von derartigen Momenten oft unberührt blieb. "Auf Yanis!", erst das Scheppern der Rüstungen, als die Kameraden die Fäuste in Richtung Himmel streckten und dann das Dröhnen, als sie sich damit gegen die gepanzerte Brust schlugen, riss sie selbst aus ihren Gedanken. Ohne Zeitgefühl, oder gar Interesse an den unterschiedlichen Beileidsbekundungen, verließ sie am Ende der Zeremonie den Tempel. Kein Blick zurück, kaum ein Blinzeln, einfach nur stur voran in Richtung der Gassen, die zum Haus ihrer Familie führten.

In schwere Stoffe gehüllt wurden die einzelnen Teile ihrer Rüstung auf das Schiff geladen. Die Klinge trug sie bereits an ihrer Seite, eine Hand locker auf den Knauf gelegt. "Wann wirst Du wieder zu Besuch kommen?", erkundigte sich ihr älterer Bruder, während er statuenartig neben ihr stand und ebenso wie sie das Treiben rund um das Schiff beobachtete. Sie hatten sich bis spät in die Nacht hinein über ihr neues Leben in Rahal ausgetauscht. Das Bier in der einen Hand, den Glimmstängel in der anderen, saßen sie vor dem Kamin im Elternhaus und genossen den vertrauensvollen Austausch unter Geschwistern. "Aber wir wissen ja beide, was Dich dort hält.", ein Stoß seines Ellbogens in ihre Seite entlockte ihr ein fahles Schmunzeln. Er wusste um ihr Streben und vor allem kannte er ihre Sturheit.

Weidenheim war nur noch ein kleiner Punkt dort am Horizont, als sie sich herumwendete um unter Deck zu gehen. Eine Reise in die Heimat, war auch immer eine Reise in die Vergangenheit. So belebend, wie ernüchternd. Aber jeder einzelne Besuch führte ihr nur wieder aufs Neue vor Augen, warum sie noch immer den Pfad beschreitet, den sie bereits seit Jahren eingeschlagen hatte. Es gab keine Zweifel. Auch nach dieser Reise nicht.
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