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Unter dem Glanz des Falken
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 03 Aug 2023 08:06    Titel: Unter dem Glanz des Falken
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Der Raum wurde von der Morgensonne hell erleuchtet, dennoch lag sie in absoluter Dunkelheit. Sie spürte, wie die Strahlen der Sonne ihre Haut berührten, doch konnte sie dieses Gefühl nicht genießen. Der Rest ihres Körpers schmerzte. Es waren fürchterliche Schmerzen, die ihren ganzen Körper überzogen. Die Liste der Verletzungen umfasste fast eine halbe Seite.
Hämatome, Schürfwunden, Quetschungen, ein ausgerenkter Finger, Prellungen, Platzwunden und schließlich eine schwere Verletzung am linken Auge. Ein Kristallsplitter hatte sich durch ihr Visier in die Augenhöhle gebohrt. Die Chance das Augenlicht auf dem Auge zu verlieren waren nicht unerheblich. Gardist Graustein hatte ihr daher beide Augen verbunden. Das Auge müsse ruhig gehalten werden um zu heilen. Eine Entzündung oder Probleme beim Abheilen und sie würde das Auge verlieren, ganz sicher.
Sie hatte Glück im Unglück gehabt, dass weder Augapfel noch Seenerv größeren Schaden genommen hatten. Wenn die Schwellung abnehmen würde, könnte sie vielleicht sogar wieder etwas auf dem Auge sehen - scharf sehen, richtig sehen, wie vorher.
Dafür lag sie nun aber in Finsternis. Und das wohl für die nächste Zeit.
In diesen schweren Tagen nicht einmal das Licht der Sonne zu sehen, drückte ihr schwer auf das Gemüt. Graustein hatte ihr gesagt, er würde sie für nicht Diensttauglich erklären, weil ihre Verletzungen sich so häuften. Vielleicht hätte sie wirklich ihre Wunde, die sie sich in Schwingenstein zugezogen hatte, richtig ausheilen lassen sollen? Sicher, sie war noch nicht wieder ganz auf den Beinen gewesen, vielleicht hätte sie dem Hieb ausweichen können, wenn sie es gewesen wäre?
Doch sie erinnerte sich an den Toten Lennard, den Mann der Wachmannschaft aus Junkersteyn, der zertrümmert am Boden lag. Er war bei bester Gesundheit gewesen und nun dennoch tot. Kurz zuvor hatten sie noch gemeinsam gegessen und ein Gebet gesprochen.
Es war entweder die gigantische Kristallspinne oder einer der Golems gewesen, der sie am Kopf erwischt hatte und diesen ins Erdreich drückte. Dabei muss ein Kristallsplitter von dem Wesen abgebrochen und ihr durch das Visier gedrückt worden sein. Hätte das nicht jedem passieren können?
Oder war sie einfach eine schlechte Soldatin? Vielleicht hatte ihre Großmutter stets Recht gehabt und sie würde dem Namen Falkenglanz nie gerecht werden.
Ihr Vater war Sigmar Falkenglanz gewesen. Ein Mann, der die Orden wie einen Schuppenpanzer über seiner Rüstung trug, der mit schlimmeren Verletzungen als den ihren noch einen Reiterangriff führte. Männer wie er waren der Stolz Greifensteins, Patrioten durch und durch.
Doch wer war Elisabeth Falkenglanz? Eine schwächliche und nun auch noch blinde Rekrutin die von Selbstzweifeln geplagt auf dem Krankenbett lag. Eine Schande für den Namen Falkenglanz.
Vielleicht sollte sie den Dienst quittieren, sich einen Mann suchen, der stärker und besser war als sie und sich damit begnügen dem Reich Kinder zu schenken, in der Hoffnung, dass diese von besserer Natur waren.

Nein, sie wollte so weit noch nicht denken. Sie musste durchhalten, Aufgeben war nie eine Option gewesen. Der Schmerz war dennoch fürchterlich, er hatte sie in der Nacht kaum schlafen lassen. Schließlich war sie irgendwann doch eingeschlafen, als die Erschöpfung den Schmerz übermannte. Sie versuchte sich auf einen Teil ihres Körpers zu fokussieren, der nicht schmerzte. Ihre rechte Hand schmerzte wenig, sie zitterte zwar und fühlte sich an, als hätte man sie in einen Bleihandschuh gepackt, aber sie schmerzte nicht. Sie griff in ihre Tasche und fand dort eine kleine Eichel, die sie vor einiger Zeit als Glücksbringer erhalten hatte. Diesmal war das Glück sogar körperlich, denn es lenkte sie von dem Schmerz etwas ab, mit den Fingerkuppen das eingeritzte Gesicht zu erfühlen und es half ihr, sich vorzustellen wie es aussehen würde, wenn sie sehen könnte.
Es war ein Trick, den sie schon aus Jugendtagen kannte, sich von einer schmerzenden Stelle abzulenken. Wann immer ihre Großmutter sie verprügelt hatte, versuchte sie die schmerzende Stelle auszublenden und sich auf eine andere zu fokussieren. Es klappte immerhin ein bisschen.
Aber sie musste einsehen, dass ihre Großmutter sie nie so brutal verprügelt hatte wie diese Kristallwesen. Nichtmal das eine Mal, als sie Wein getrunken hatte und mit einem Stalljungen beim Küssen erwischt wurde. Die Prügel waren so wüst gewesen, dass sie danach keinen Jungen auch nur angelächelt hatte. Mit einem fehlenden Auge und einer Narbe mittem im Gesicht würde das aber kein Problem mehr sein, kein Junge würde sie mehr anlächeln wollen.
Manchmal konnte sie immernoch die Stimme ihrer Großmutter aus dem hintersten Winkel ihres Schädels hören: Disziplin und Stärke. Opferbereitschaft und Treue. Demut und Gehorsam. Falkenglanz dient.

... Stunden vergingen, Stille, Dunkelheit und Schmerz wurden mehr und mehr zu einem steten Begleiter. Wie lange wird es wohl dauern, bis sie wieder ihre Dienstfähigkeit bescheinigt bekommen würde? Tage. Vielleicht Wochen? Doch jede Stunde quälte sie. Und es würden viele noch kommen.
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 02 Okt 2023 13:50    Titel:
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Tage in der Dunkelheit.
Doch als sie das Licht wieder erblickte, da schmerzte es.

Es wirkte nach. Selbst Wochen, gar Monate nach der Verwundung, konnte ihr Auge das Licht noch immer nicht richtig ertragen. Das vernarbte Lid konnte das Auge nicht mehr völlig bedecken. Das Auge selbst trocknete immer wieder schnell aus. Daher trug sie seitdem eine Augenklappe. Nur für den Kampf legte sie diese ab und an ab, damit die eingeschränkte Sicht sie nicht zu sehr einschränkte. Das verletzte Auge war weniger schlimm, wie der verletzte Stolz.

Mehrfach hatten ihre Vorgesetzten ihre Verwundung als Folge ihrer bescheidenen Kampferfahrung gedeutet. Häufig meinten sie es sicher nicht böse, doch es war wie ein Schlag ins Gesicht. Sie mühte sich seitdem täglich mehr, eine noch bessere Soldatin zu werden.

In der Folge der Verwundung des Auges, hatte sich ihre Kampfkraft weiter verringert. Es dauerte noch weitere Wochen und hartes Training, um diesen Nachteil auch nur anteilig aufzuheben. Ihr Körper wurde immer wieder bis an die Belastungsgrenze gebracht, vielleicht sogar darüber hinaus.

Doch hatte es etwas gebracht? Nein, bei dem Scharmützel nahe Varuna ging sie nach einer heftigen Salve von Pfeilen und Bolzen zu Boden. Sie konnte keinen einzigen Hieb setzen. Sie hatte es versäumt, sich früh genug zurück zu ziehen, hatte nicht mitbekommen, dass der Sir sich bereits neu aufgestellt hatte und blieb allein zurück. Die Westler machten kurzen Prozess. Ihr erster größerer Kampfeinsatz gegen die Ketzer ging gehörig in die Hosen. Am Ende hatte sie Glück, dass ihr Pferd sie vom Schlachtfeld trug. Ein herber Rückschlag. Erneut gekränkter Stolz.

Der Glanz des Falken schien bei ihr zu verblassen. Eine Enttäuschung für das Reich und ihre Familie. Was blieb nun zu tun? Übung. Übung... noch mehr Übung. Blut, Schweiß und Tränen ...
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 17 Okt 2023 18:39    Titel:
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Erst als sie im Spiegel die sternförmige Rötung der Haut auf ihrer Brust erblickte, erkannte sie, wie nah sie dem Status "in Pflichterfüllung gefallen" eigentlich gekommen war. Die Letharen hätten sie vermutlich ohne großes Federlesen töten können. Doch hätte sie einfach vorbei reiten können? Nein, das hätte sie nicht. Die Schande hätte sie wohl mehr geschmerzt als die Spuren des Blitzschlags. Sie musste doch etwas sagen? Dem Feind die Stirn bieten, denn sie war eine Falkenglanz - die einzige Tochter von Sigmar Falkenglanz, dem wohl höchstdekoriertesten Greifensteiner Reiter seiner Zeit. Als sie Sigmar Falkenglanz zu Grabe trugen, wogen seine Orden fast so viel wie das, was noch von ihm übrig war.
Dennoch überkam sie eine Übelkeit. Sie hätte tot sein können, wenn die Letharen nicht lieber weiter gegraben hätten, als sich ihr anzunehmen. Dann noch die Ritterin von Stahl, die sie rügte, weil sie zu wagemutig, gar dumm gewesen sei. Vermutlich hatte sie recht.
Doch es war etwas anderes, das ihr den Magen umdrehte.
Die Menschen, die sie auf ihren Wachgängen traf, bedankten sich dafür, dass sie auf sie aufpasse, für die Sicherheit die sie bringe.
Doch war es wirklich Sicherheit? Die Letharen hätten sie töten können, ohne dass sie selbst ihnen nur ein Haar hätte krümmen können. Sie war vielleicht gar keine richtige Soldatin, sondern nur eine Soldaten-Attrappe. Aus weichem billigen Holz zusammengeschustert vermittelte sie doch nur eine falsche Sicherheit.
Als sie in die kalte Badewanne stieg überlegte sie, ob es für die Sicherheit der Bürger eigentlich einen unterschied machen würde, wenn sie nun einfach untergehen würde... Vermutlich nicht. Überhaupt nicht.

Aber Falkenglanz dient- in Demut und in Blut. Und wenn es ihr Schicksal war von einem elenden Letharenbolzen gefällt zu werden, bei der Verteidigung eines kargen Stücks Niemandslandes, dann wäre es eben so. Die Haarspitzen des Königs waren ja auch genauso königlich, wie eine Hand. So macht es doch keinen Unterschied, ob das Land karg oder fruchtbar war. Aber sie sollte mehr üben, um ihren Pelz wenigstens teuer verkaufen zu können, wenn es erstmal so weit sein würde.
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 12 Nov 2023 06:00    Titel:
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Als sie in der Nacht erwachte, war das Innere der Hütte weitestgehend in Dunkelheit gehüllt. Lediglich die Kerzen strahlten den kleinen Hausaltar an der Nordseite ihrer Hütte an. Der Schein der abbrennenden Kerzen hüllte die auf dem Altar befindliche Statue der Temora in ein mystisches Licht. Sie richtete sich in ihrem Bett auf, sprach ein kurzes Gebet und rieb sich den Schlaf aus den Augen, ehe sie sich erhob um die bereitstehende Laterne zu entzünden.
Sie nahm einen Brotlaib aus dem Beutel auf dem Tisch und schnitt sich zwei Scheiben herunter, belegte diese mit etwas Wurst und goss sich Wasser in das Glas. Ein karges Mahl, das fiel sogar ihr selbst auf. Doch hatte sie eigentlich nicht viel für aufwendiges Essen übrig. Natürlich konnte sie es wertschätzen, doch fürchtete sie zeitgleich, dass mit dem Luxus ein Bedürfnis nach dieser Dekadenz einhergehen würde. Auch die Verpflegung des Regiments schien ihr übermäßig gut zu sein - zu gut, wenn sie ehrlich war. Es war ihr unangenehm, dass einfache Soldaten Zugang zu feinen Speisen und einer gigantischen Auswahl erlesener Alkoholika hatten. Doch behielt sie ihre Ansichten diesbezüglich stets für sich und zwang sich, die gute Verpflegung als Zeichen der Wertschätzung für die Beschützer des Reiches zu sehen.
Als sie gespeist hatte, zog sie die Rüstungsteile aus der Kiste und fettete die Riemen ein, anschließend reinigte sie die Plattenteile der Regimentsrüste einzeln und penibel.
Nachdenklich blickte sie von der Arbeit auf, die Statue im Licht betrachtend. Sie merkte in diesen Momenten, dass sie eigentlich überaus einsam war. Ihre Großmutter, die sie zwar stets als herrisch und abweisend erlebte, war immerhin ihre Familie gewesen, die einzige die sie hatte. Hier hatte sie nicht einmal das.
Sie hatte ihre Kameraden, die sie überaus wertschätzte, doch war es umgekehrt genauso? Sicher, man schätzte sie für ihre Opferbereitschaft und Disziplin. Selbst ohne übermäßiges Selbstvertrauen konnte sie sagen, dass sie eigentlich eine gute Soldatin war. Aber hatte sie eigentlich Freunde?
Vermutlich nicht. Wieso auch? Sie hatte so wenig für Zerstreuung und Freude übrig, dass man sie ja als langweilig beschreiben musste. Sie trank so gut wie nie Alkohol und lediglich vor zwei Jahren, hatte sie mal mit einem Stallburschen geknutscht, nachdem sie gemeinsam Wein getrunken hatten. Schulmeisterlich und langweilig - nichts womit man sich Freunde machte. Und wollte sie selbst denn welche haben?
Eigentlich genügte ihr die Kameradschaft doch. Sie war glücklich, so weitestgehend. Ihr Dienst erfüllte sie. Mit Stolz, Freude und Zufriedenheit.

Doch irgendwo... irgendwo tief drinnen... da brannte ein kleines Löchlein in ihrem Herzen, die Einsamkeit, die sich nach einem Freund sehnte.

Sie ging los ihr Pferd zu füttern und zu striegeln. Bereitete das Zaumzeug und den Sattel vor, mistete die Stallung aus und ging schließlich wieder zurück in ihre Hütte, um das Wasser zu erhitzen und ein Bad zu nehmen. Dann zog sie ihre Uniform an, um wieder in den Dienst zu treten.
Vielleicht sollte sie nochmal an die Türe des Ordens der Lichtbringerin klopfen? Vielleicht hatte sie ja diesmal Glück? Vielleicht würde sie in der Gemeinschaft etwas finden...
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 16 Nov 2023 23:10    Titel:
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Der Hieb des Golems schmetterte sie mit brutaler Härte gegen den morschen Sarg. Ihr bimmelten die Ohren und sie schmeckte den Eisengeschmack des Blutes. Der Hieb hatte ihr fast das Visier vom Helm geprügelt. Schwere Schritte eines gewaltigen Wesens stapften auf sie zu, ein Stöhnen und dann ein brutales Krachen. Gerade noch rechtzeitig hatte sie sich zur Seite weg gerollt. Sie griff ihr Katana und wich zurück. Sie klappte das Visier hoch und zig ihre Augenklappe herunter. Das fahle Licht brannte nicht im Auge, so konnte sie das ganze Sichtfeld nutzen, blieb auf Abstand, nutzte ihre Beweglichkeit. Während der Citingolem wütete, versetzte sie ihm etliche Schläge. Der Schweiß brannte ihr im Auge, dessen Lid sie nicht schließen konnte, denn er lief ihr in Strömen über das Gesicht. Der zigste Hieb brach schließlich den Panzer des Golems und das Wesen kollabierte. Ein Sieg, letztlich wertlos, doch fühlte es sich gut an. Irgendwann würde sie gut genug sein.. Gut genug um sich den Feinden des Reiches zu stellen.
Mühsam kämpfte sie sich durch die dunklen Gänge zurück.
Brennende Muskeln, ein dröhnender Schädel, lähmende Müdigkeit und letztlich doch nur ein Schritt von tausenden die noch folgen müssen. Vermutlich würde sie nie gut genug sein, stark genug um einen Unterschied zu machen. Aber es war nie die Art der Familie Falkenglanz, aufzugeben oder soch zu schonen. Irgendwann ..vielleicht, würde sie dem Namen ihres Vaters gerecht werden. Irgendwann.. irgendwann..
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 27 Nov 2023 13:49    Titel:
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"Der Eremit" ....
.... "Der Eremit" .... den gibt es zwei Mal?
... .... "Die Mäßigung" .....
.."Das Rad des Schicksals" ....


Und das soll heißen...? Es soll heißen, dass sie allein war. In ihrer Vergangenheit, dass sie allein ist in der Gegenwart und das es Zeit dauern wird, bis .... Sie sich mit dieser Situation abgefunden haben wird. Tarot-Karten sind verdammt unlustig. Vielleicht hätte sie sich nicht die Karten von Mona legen lassen sollen. Aber sie waren erstaunlich zutreffend gewesen. Einsamkeit war der zentrale Punkt ihres Lebens. Einsamkeit, ein überaus anhänglicher Bekannter, der stets um sie herum zu schleichen schien.

Sie war dem Orden beigetreten, nicht allein aus religiösem Eifer, sondern auch um diesen alten Bekannten loszuwerden. Doch Einsamkeit blieb.
Außerhalb des Dienstes, wenn sie in der Hütte saß, Papier schöpfte, Wolle sammelte, Skelette oder Käfer zermalmte oder sonst etwas tat, da kroch Einsamkeit wieder an sie heran und schmiegte sich um sie, wie ein betrunkener Seemann um eine Schankmaid aus Siebenwacht. Vielleicht war sie deshalb so viel im Dienst, er machte das Gefühl der Einsamkeit erträglicher.

Sie starrte eine Weile aus dem Fenster ihrer Hütte. Hinter der kleinen, kaum drei Schritt breiten Grünfläche, ragte die Mauer der Stadt empor. Es war mitlerweile zu kalt geworden, die Eidechsen hatten sich bereits verzogen und so gab es dort nichts mehr zu beobachten, nichts als Moos auf kaltem Stein.

Sie hatte erst kürzlich einen Arkorither übertölpelt, ein Reittunier gewonnen - obwohl sie der klare Außenseiter war-, ihre Dienstakte war nahezu Markellos, sie hatte zwei schriftliche und mehrere verbale Belobigungen des Adels erhalten, in der Kirche kannte man ihren Namen und sprach ebenso mit Wertschätzung über sie. Sie machte Sigmar Falkenglanz, ihrem Vater, eigentlich jede Ehre... Aber dennoch, was war es denn wert? Ein Freund. Ein unbeschwertes Lachen.

Vielleicht sollte sie mal Finn fragen... Vielleicht könnte er ihr helfen Freunde zu finden.
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 16 Dez 2023 19:45    Titel:
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Sie hatte gerade den Schnee vom Stein gewischt und sich auf die Umrandung des Grenzsteines gesetzt. Sie machte ihre Pausen gern außerhalb, so konnte Bianca etwas frei herumspringen und den Ausgang genießen. Das war ihrem Pferd lieber als die Enge der Stallboxen.
Ihre Hand griff das belegte Brötchen aus ihrer Tasche und frimelte es aus dem Tuch, in welches es gewickelt war. Da hörte sie einen erbärmlichen Husten. Zuerst dachte sie, dass der Köhler, der etwas weiter abseits seinen Flötz hatte so fürchterlich hustete. Doch er war es nicht. Dann blickte sie sich um und sah im Schnee einen Mann stehen. Großgewachsen, etwa Ende 50 und mit dünnem weißgrauen Haaren. Seine Kleidung war einfach und zeigte schon einige Löcher - die ärmliche und abgerissene Gestalt eines Bettlers, gestützt auf einen Stock. Es war keine Frage, dass er Hilfe brauchte. Sie erblickte seine in einfache und abgetragene Sandalen gepackte Füße und erhob sich. Sie waren unweit der Akademie, dort könnte er sich etwas kaufen, sagte sie ihm. Doch der Mann sagte, dass er kein Gold habe. Natürlich nicht, sonst würde er nicht so aussehen.
Sie bot ihm an, ihm etwas Gold zu geben und etwas zu Essen.... Sogar etwas mehr Gold, damit er sich Medizin kaufen könne, dachte sie. Denn der Husten klang nicht gut. Hätte sie denn etwas anderes tun sollen? Natürlich nicht, ein so armer Mann, in dieser Lage, bei diesem Wetter?
Die Lehren Temoras umfassten doch auch und vielleicht sogar zuoberst das Mitgefühl. Wie könnte sie die Hilfe verwehren, es stand gar außer Frage. Sie nahm ihr Brot und einen Beutel Münzen und trat näher. Es ging ihr nicht darum, als guter Mensch wahrgenommen zu werden, sondern es war ein Akt religiöser und menschlicher Selbstverständlichkeit.
Der Mann hustete, griff ein Taschentuch - befleckt- vermutlich war er Lungenkrank. Sie hatte Mitleid.
Doch dann, ehe sie es sich versah, rammte der Bettler seine Hand vor. Er stieß unter ihrem ausgestreckten Arm hindurch und rammte ihr etwas in die Achsel. Genau dort war die Schwachstelle der Plattenrüste - ein professioneller Angriff.
Der Dolch durchdrang den Gambeson und die Uniform, bohrte sich durch Haut und Fleisch, das Blut schoss ihr aus der Wunde.
"Wie undankbar" , schoß ihr durch den Kopf.
Der Mann klaute ihr sogar Blut, sie versuchte ihn zu packen, doch er riss sich los, schlug ihr den angeblichen Gehstock auch noch auf den Kopf, fügte ihr dabei eine Platzwunde zu.
Der Mann rief noch den Namen Alatars, des "einzig wahren Gottes" ... tzz..
Was ist das für ein Gott? Was wäre seine Welt, wenn Mitgefühl mit Niedertracht belohnt wird.
Mühsam schaffte sie es zum Weg... wo Verdania sie schließlich fand..


... Aber einen Sieg würden diese Westler nie erringen, sie glaubte noch immer an etwas ... an das Gute. Nie würde sie zulassen, dass so ein Feigling diesen Glauben erschüttern könnte.
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 16 Dez 2023 21:05    Titel:
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Es war kein Hass in ihrem Herzen. Kein Bedürfnis der Rache. Sie Blickte von der Liege aus zur Decke und erforschte ihre eigenen Gedanken.
Wollte sie dem Mann, diesem feigen Hund, die Kehle durchschneiden? Nein. Wollte sie nun losziehen und der Garde ein Leben nehmen? Auch das nicht.
Wollte sie die Mauern des Tempels einreißen, mit all diesen Ketzern darin? Naja, schon aber... Ja, aber. Nur weil sie so keine Errettung finden würden, nicht aus blinder Rache.
Aber wäre es nicht die normalste Reaktion? Blut für Blut zu fordern? Schädel spalten zu wollen?
Nein, sie wollte es nicht. Sie wollte, dass der Attentäter erkannte, dass er nichts erreicht hatte. Alle Niedertracht, alle Dunkelheit, würde das Licht nicht zum erlöschen bringen. Stets grüßten die Westler mit den Worten "Vaters Hass" oder ähnlichem Unsinn. Der Hass macht nicht stark, er macht blind. Und wo blinde Kräfte walten, da wird nie etwas von Bestand entstehen.
Das Licht würde obsiegen, doch würde es nur gewinnen, wenn man es rein hielt. Vergebung war keine Schwäche, sondern das genaue Gegenteil. Wer sich dem Hass hingab, der unterwarf sich den primitiven Gefühlen, der zwang sich selbst in ein Joch, aus dem es kein Entrinnen gab. Hass erzeugt Hass und der erzeugt neuen Hass. Vergebung befreit.

Sie schloss die Augen, der Schmerz hielt sie wach.. Elender Schmerz.. Irgendwann würde er aber auch verschwinden.
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der Turm





 Beitrag Verfasst am: 19 Dez 2023 18:09    Titel:
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Mitgefühl ... So betiteln sie ihre Schwäche und verkaufen sie als eine Tugend. Es ist doch wahrlich bemerkenswert, wie es den Ketzern gelingt, aus einer Beeinträchtigung einen Sitte zu machen. Ihre sogenannten Tugenden vertragen sich nicht mit den Leitgedanken des Herren. Jede ihrer schwachen Überzeugungen schließt Argwohn und gesundes Misstrauen aus. Dennoch halten sie voller Inbrunst daran fest.

Ganz so hat er es bei der jungen Gardistin beobachtet. Zwar besitzt sie einen starken Willen und ist offensichtlich zäh gebaut, aber sie ist einfältig und naiv. Sie scheint ganz gut aufgehoben zu sein in den Reihen der Ketzer, denn eine wirkliche Stärke hat sie nicht aufzuweisen. Sie wird schnell ihren Lebensatem aushauchen, wenn sie so blauäugig durchs Leben wandert. Zumindest ist ihre Seele am Ende Kra'thor noch ein willkommenes Fressen.

Ihr Mitgefühl war seiner Hinterlist ein willkommenes Fressen. Bis die Klinge tief in ihrem Leib steckte, sah er keinen Funken von Zweifel in ihrem Gesicht. Ihr großes Herz wurde ihr schließlich fast zum Verhängnis, denn es pumpte fröhlich ihren Lebenssaft aus ihrem Körper. Tiefrot sprenkelte das Blut den reinen Schnee und die Wärme sorgte dafür, dass sich das Muster tief in den Schnee einprägte. Er fühlte mit ihr – was jedoch nichts mit Mitgefühl zu tun hatte, sondern rein der Dominanz und Macht des Moments geschuldet war – und sein Herzschlag beschleunigte sich beim Anblick. Das Gefühl war erhebend und berauschend, besonders, als sich ihr Blick von Überraschung zu Entsetzen wandelte. So gefiel sie ihm gleich besser.

Es kam ihm gelegen, dass er sich nun aufrichten konnte, zu voller Größe, sobald ihr Körper zu Boden sackte, kraftlos, hilflos. Wer wirkt nun hilfsbedürftig? Der vorgespielte Buckel war nicht gerade angenehm in der Kälte, ganz zu schweigen von den löchrigen Sandalen. Doch er fror nicht, viel eher durchströmte ihn ein inneres Feuer, während sein Atem hitzige Wölkchen in der Luft bildete.

Obwohl er sich in dem Moment überlegen und triumphierend fühlte, spürte er dennoch den Zorn. Wie Pyrianerz in einem mageren Feuer entfachte sein Zorn alles brennbare und ließ ihn voller Überzeugung lodern. Er begrüßte den Zorn, aber schob ihn bewusst auf. Sein Zorn verlangte nach mehr Blut oder gar ihrem Leben, aber er wusste, dass es nicht klug war. Ein Tod wiegt schwerer als eine Verletzung. Außerdem hatte er vielleicht lichtenthals beliebtete Grenzreiterin vor sich, aber sie war keine allzu ernstzunehmende Gefahr. Übermütig und unbedacht ist sie ihm lebendig lieber, als wenn sie mit einem fähigen Soldat ersetzt wird. Er rechtfertigt damit den Aufschub.

Zumal es ihm eine gewisse Genugtuung verschafft. Die Gardistin würde nie erfahren, wen sie an jenem Tag vor sich hatten. Aber er weiß sehr wohl, wem sie ihre Dienstunfähigkeit zu verdanken hat. Er wird es sich nicht nehmen lassen, sie an ihrem Krankenbett zu besuchen. Mit einer gewissen Vorfreude fiebert er ihrem vertrauensvollen Blick entgegen. Ein giftiger Dolch mag eine kurzzeitige Befriedigung versprechen, aber nichts ist so machtvoll, als ihre Herzen zu vergiften und ihr Vertrauen zu erschleichen. Dort liegt die wahre Grausamkeit verborgen.


Zuletzt bearbeitet von der Turm am 19 Dez 2023 19:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 09 März 2024 04:56    Titel:
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Sie saß in der Badewanne und starrte die gegenüberliegende Wand an. "Sich erholen", dachte sie und es kam ihr vor wie eine Strafe. Wachtmeister Falkenglanz war vier Tage freigestellt worden, da dem Oberstleutnant ihr allgemeiner Erschöpfungszustand aufgefallen war. Er hätte sie auch gleich vor versammelter Mannschaft auspeitschen können, es hätte sie nicht weniger hart getroffen.
Vermutlich hatte er Recht und sie konnte es auch schlichtweg nicht mehr verbergen. Sie hatte versucht den Ausfall von Graustein zu kompensieren und Berchgard mit abzudecken, bei der eh schon hohen Arbeitsbelastung durch die Grenzritte, die sie wegen der dünnen Personaldecke auch verstärkt ritt. Als sie dann auch noch schmerzlich daran erinnert wurde, dass sie nicht nur ein Soldat, sondern eben auch eine Frau war, wurde es ihrem Körper einfach zu viel. Sie war blass, geschwächt und konnte durch die anhaltenden starken Krämpfe nur mit Mühe die langen Grenzritte durchstehen. Vermutlich hätte sie sich bei dem nasskalten Wetter noch eine schwerere Krankheit eingefangen oder wäre aus dem Sattel gekippt, wenn der Oberstleutnant nicht eingegriffen hätte, ein Ausfall den man sich derzeit nicht leisten konnte - zumindest redete sie sich das ein.
Sie kam sich überaus schwach vor, eine Schwäche, die sie mit keinem Schwamm abwaschen konnte.
Oder war sie einfach zu hart zu sich selbst? Gewiss nicht. Ein Soldat des Königs konnte sich doch keine persönliche Schwäche leisten, keine weinerlichen Wehwehchen - und alles unter einer ernsten Wunde zählte doch dazu. Gerade als Wachtmeister musste sie doch noch mehr Verlässlichkeit und Unbeugsamkeit ausstrahlen. Der Rang des Wachtmeisters steht einen Rang unter dem des Korporals, den ihr Vater einst begleitete. Als sie daran dachte, kam sie sich erneut unwürdig vor. Fast der häufigste Gedanke, den sie hatte wenn sie an ihren Vater als Soldaten dachte.
Vielleicht hatte ihre Großmutter einst Recht gehabt, als sie meinte, dass sie wohl nur dafür tauge, dem Vaterland Soldaten zu gebären, aber nicht selbst einer zu sein.
Sie wusste gar nicht mehr, wann ihre Großmutter es ihr damals sagte, aber es war ein Moment, in dem sie Schwäche gezeigt hatte.
Sie richtete sich in der Wanne auf und blickte in den Spiegel. Ein dunkler grauer Schleier legte sich über ihre Gedanken, als sie die vielen Narben auf ihrem Körper betrachtete. Das Auge, dass sie nicht mehr richtig schließen konnte. Der soldatische Körper, die gestählten Muskeln, welche weibliche Rundungen kaum zuließen. Nein, ihre Großmutter hatte Unrecht, sie taugte nichtmal dazu.
Sie ließ sich zurück in die Wanne gleiten und starrte aus dem Wasser heraus zur Decke. In ihren Träumen trieb sie häufig auf dem Wasser. Wobei es eigentlich kein Wasser war, es war ein Meer des Nichts. Ein Meer des Nichts unter einem sternenlosen Himmel des Nichts. Sie schloss die Augen, Dunkelheit umfing sie.
Sie atmete ein... sie atmete aus...
"Er wäre stolz.. mach weiter", hörte sie eine Stimme, von der sie nicht sagen konnte, ob es nicht ihre eigene war. Hatte sie vielleicht Recht? Und selbst wenn nicht, war Aufgeben doch nie eine Option gewesen. Jetzt war sie auch keine. Sie musste weiter machen. Härter arbeiten, härter werden, stärker werden.
Sie erhob sich aus der Wanne und trocknete sich ab. Ihre Finger waren schon ganz schrumpelig.

- Sich ausruhen- ... eine Herausforderung.
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 28 März 2024 09:55    Titel:
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"Schwanger" - der Gedanke war ziemlich entnervend. Sie war sich sicher, dass es nur eine Magenverstimmung war. Dennoch musste sie eine ziemlich erniedrigende Untersuchung über sich ergehen lassen um den Umstand einer Schwangerschaft ausschließen zu können. Letztlich gelang dies nicht. Ein Rest an Ungewissheit blieb, so müsste sie erneut zu einer Untersuchung kommen, in einigen Wochen.
Wieder einer dieser Tage, an denen sie es verfluchte, dass sie eine Soldatin war, denn ihre männlichen Kameraden hatten diese Probleme nicht. Im Gegenteil, die konnten sich nun mit Klatsch und Tratsch das Maul zerreissen.
Sie war aber weiterhin als Dienstfähig gelistet und nicht beurlaubt worden, das sollte hoffentlich ausreichen um Zweifel an ihrem Zustand zu zerstreuen.
Sie hatte seit der Verletzung Grausteins die Wachritte um ein Drittel erhöht, den Umfang dabei ebenfalls um Berchgard erweitert und zusätzlich ihre eigenen Trainingsplan gestrafft. Um die Übungsintervalle zu leisten und den Muskelaufbau zu intensivieren, musste sie ihrem eher kargen Ernährungsplan nunmal eben eine deutlich größere Menge Fleisch und Fisch zuführen, als sie es eigentlich gewöhnt war.
Dass es ihr da nun ein paar Tage lang übel war, wer könnte es ihr denn verübeln?
Es erfüllte sie mit einem ungeahnten Zorn, dass sie sich deswegen gleich einem solchen Unsinn hatte unterwerfen müssen. Sie war Soldatin des Königs und ganz sicher nicht schwanger.
Sie blickte eine Weile in den Spiegel, ihren eigenen Körper betrachtend. Sehnige harte Muskeln, ein Körper gestählt zu einem einzigen Zweck: dem Vaterland in der Schlacht zu dienen. Jeder Teil ihres Leibes war dafür zweckdienlich, in nahezu zärtlicher Feinarbeit dafür trainiert.
Schwangerschaft.. dafür war sie gar nicht ausgelegt.
Vielleicht war es doch auch der Umstand, dass sie auf diese Weise ihre eigene Mutter verloren hatte, der sie so umtrieb.. Wut und Unsicherheit kämpften in ihrem Kopf noch eine ganze Weile, bis sie Ruhe im Gebet zu Temora fand.

- Als die Schonkost und Tee gegen Übelkeit.. .. Es half.
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 11 Apr 2024 04:27    Titel:
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Als Unbeteiligter mitanzuhören wie Jemand versucht die Lyra zu erlernen muss der Folter nahe kommen. Zum Glück wohnte in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft einfach niemand. Die Aura von Regiment und überbordendem religiösem Eifer, hatte es offenbar geschafft, dass die Hütten um ihre Hütte herum stets frei geblieben waren. Sollte sie sich vielleicht beleidigt fühlen, weil wirklich absolut niemand ihr Nachbar sein wollte?
Die meiste Zeit, wenn sie nicht gerade auf Wachgang war, drang aus ihrer Hütte Musik. Kein wirklicher Hochgenuß künstlerischer Freude. Mühsam wurden Melodie abgeackert. Wirklich schwerfällig bearbeitet, heruntergebrochen und wieder zusammengesetzt. Es war nicht das unbeschwerte Werk eines Musikers. Es war die mühsame und undankbare Arbeit eines musikalischen Bergmanns, der offenbar versuchte, Musikstücke aus hartem Fels zu hauen.
Ein Unterfangen, als würde sich ein Mathematiker, nach den Regeln der Mathematik, an der Kunst der Malerei versuchen. Irgendwie schon von Beginn an ein absolut absurder Versuch, der dennoch nicht ganz scheiterte, aber auch nicht gelang.
Am Ende kamen einfache Melodien dabei heraus. Einfache Kirchenmusik, nichts was jemanden auf dem Marktplatz mitgerissen hätte. Vielleicht hier und da etwas Eingängiges, das eine Spur Potenzial hatte, dem etwas innewohnte das zu Größerem taugte, wenn sich eine geübte Hand mit wacherem Geist damit beschäftigen würde.
Doch waren nicht gerade die Dinge, die Mühsam und im Schweiße des Angesichts erzeugt wurden, jene Dinge, die eine gewisse Aufopferung, ein Heraustreten aus der Wohlfühlzone bedarfen, jene die besonders wertig waren, wenn man sie der Herrin opferte?
Dies war wohl zu hoffen. Nicht, dass sie stets den falschen Ton traf, oder es fürchterlich verstimmt oder schief gewesen wäre. Doch fehlte dem ganzen eine gewisse Inspiration und wovon es zu viel hatte, war Mühsal. Häufig wirkte die Melodie nicht nur mühselig, sondern glitt gar ins Melancholische ab.
Vielleicht braucht es eine Künstlerseele, dachte sie. Sie hatte eben eine Soldatenseele.
Trotz des wenn überhaupt eher mäßigen Erfolges, würde sie noch weiterspielen.. Verbissen. So waren die Falkenglanz. Sie gaben nicht auf - Nie.
Selbst wenn sie keine Aussicht auf Erfolg hatten, würden sie eine Mission, welche ihnen gegeben worden war, niemals abbrechen. Diese Mission war nunmal eine, die nicht mit dem Schwert zuende gebracht werden konnte.
- Neue Lieder für das Volk, neue Lieder für Temora.

"Glaube ist Schild, Glaube ist Hoffnung.
Tugend ist Schwert, Tugend ist Rüstung.
Für Temora und für das Licht.
Möges't du uns leiten, bis der letzte Tag anbricht.

Dir zu dienen, oh Temora, welch große Ehr,
wir wollen stets tapfer streiten, Panther und Rabe zur Wehr.
Dunkelheit soll weichen, vor deinem Schein.
Die Schildmaid, so göttlich, im Herzen so rein.

Und geb ich mein Leben, so geb ich es gern,
denn im Scheine deines Glanzes, die Heimat nie fern.
Für Freiheit und Frieden und für das Licht.
Glaube ist Hoffnung, drum verzage ich nicht."


Sie schrieb eine einfache Melodie dazu auf, welche sie schon vor Tagem für einen anderen Text komponiert hatte, und legte sie mit der Lyra beiseite.... Vielleicht diesmal..?


Zuletzt bearbeitet von Elisabeth Falkenglanz am 11 Apr 2024 04:34, insgesamt einmal bearbeitet
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 22 Apr 2024 20:12    Titel:
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Als sie für einen kurzen Zeitraum wieder zu Bewusstsein kam, sah sie das Behandlungszimmer durch einen kaum durchdringlichen Schleier. Sie konnte das Lid ihres Auges kaum öffnen, sah nur Umrisse der Dinge, die sie umgaben. Sie erkannte den Geruch - Spitalgeruch. Scharfe Salben, Reinigungsmittel und Blut.
Doch es war der Schmerz, der alles überlagerte. Zuerst war er überall, sie konnte ihn kaum zuordnen. Es war, als hätte man sie einfach in Fetzen gerissen. Erst nach und nach konnte sie den Schmerz zuordnen. Ihr Arm, der Rücken.. doch vorallem der Hals. Sie hatte solche Schmerzen, dass sie kaum Atmen konnte.
Sie konnte nicht Sprechen, den Speichel im Mund kaum schlucken. Es war, als ob ein Messer in ihren Hals gerammt wurde und bei jedem Atemzug hin und her reiben würde.
Sie wollte ihre Hand heben und nach ihrem Hals greifen, doch ihr fehlte die Kraft. Sie fürchtete zu ersticken. Einige Momente der Panik, bis sie sich wieder im Griff hatte. Würde sie diesmal überleben? Wieder auf die Beine kommen? Bartholomeo wiedersehen..? Hatte ihn überhaupt jemand informiert..?
Kurz darauf verlor sie wieder das Bewusstsein.
In der Folge waren immer wieder Menschen bei ihr. Ihre Verbände wurden gewechselt, dass hatte Wachtmeister Graustein angeordnet. Ab und an kamen auch Kameraden um nach ihr zu sehen, beispielsweise Graustein selbst. Einmal rettete es ihr sogar das Leben, als ihr ein zufällig anwesender Kamerad der Wallwache das erbrochene Blut aus dem Mund fischte und so verhinderte, dass sie elendig erstickte.
Ihr Zustand war enorm kritisch - aber die Kameraden gaben sich wohl große Mühe den durchaus realistischen Fall ihres möglichen Ablebens zu verdrängen.
Von den Besuchern blieben meist nur Bruchstücke im Schleier eines schwer durchdringlichen Nebels aus Schmerz. Bestialischer Schmerz..
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 25 Apr 2024 14:35    Titel:
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Sie nahm die Zeit im Hospital von Berchgard nur durch einen dichten Nebel wahr. Wenn sie überhaupt bei Bewusstsein war, fehlte ihr meist die Kraft das Auge längere Zeit zu öffnen. Der Schmerz, der ihren Körper durchzog war so überwältigend, dass es ihr fast unmöglich war den Fokus auf irgendetwas zu legen. So war alles, was sie wahrnehmen konnte, verschwommen und dumpf. Besuche am Krankenbett, Stimmen hinter oder vor dem Vorhang, Lichter - alles verschwamm zu einer einheitlichen Masse aus kaum trennbaren oder zeitlich zuordbaren Erinnerungen mit gelegentlichen Lichtblitzen, die mehr als das übrige im Gedächtnis blieben.
Doch immer wieder verlor sich ihr Bewusstsein. Immer wieder war ihr Körper nahe am Rande dessen, was er hatte ertragen können. Ihre Atmung setzte aus, mal nur sehr selten, aber auch ein paar Male hintereinander. Ihr Zustand war, auch noch zwei Tage nach der Schlacht, sehr kritisch.

So war auch ihr Zustand, als Eminenz von Salberg sie besuchte. Sie wusste nicht, dass es der Feldgeweihte war. Sie hörte nur eine männliche Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam und die sich mit einer ihr ebenfalls irgendwie bekannten weiblichen Stimme unterhielt. Diese gehörte der Freiherrin von Junkersteyn. Doch da sie alles nur im Nebel wahrnahm, konnte sie nur wenig davon erhaschen. Lediglich... " .. Kritisch" ".. kann sein, dass sie es nicht schafft .." "... für ihr Seelenheil."

Doch irgendetwas musste im Anschluss passiert sein. Etwas, dass sie selbst nur am Rande ihres Bewusstseins mitbekam. Es fühlte sich an, als würde etwas ihren Brustkorb heben, da fiel es ihr einfacher zu Atmen. Eine Wärme durchströhmte ihren Körper und endlich, schien sich eine gewisse Erhohlung einzustellen. Vielleicht fühlte sich so das Sterben an? Doch vielleicht auch nicht? Sie spürte die Nähe von etwas Vertrautem. Etwas, das zwar vertraut doch besonders war, über alle Maßen besonders. Wie eine Berührung einer Mutter. Etwas, dass sie selbst nie gespührt hatte, da ihre Mutter bei ihrer Geburt starb.
Sie wusste nicht mehr, was danach geschah, doch als sie erwachte, war der Schmerz gelindert und sie konnte atmen und schlucken. Sie hatte genug Kraft um sich aufzusetzen. Ihre Hand griff nach dem Hals - die Wunde war deutlich kleiner, absolut nicht mehr lebensgefährlich. Ein Wunder Temoras.

Die Brandwunde am Arm, die ihr der Blitzschlag zugefügt hatte und die Pfeilwunde im Rücken waren im Vergleich dazu nicht schlimm und durch die gute Versorgung würden sie bald abgeheilt sein...


Ein Wunder Temoras.. .. Hatte sie das überhaupt verdient?


Zuletzt bearbeitet von Elisabeth Falkenglanz am 25 Apr 2024 14:50, insgesamt einmal bearbeitet
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Elisabeth Falkenglanz





 Beitrag Verfasst am: 02 Jun 2024 12:39    Titel:
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Die gepanzerten Knie ruhten auf dem kalten Boden der Höhle, während sie die Räucherschale über die vor ihr ausgebreiteten Waffen hob und kreisen lies. Sie sang mit leiser Stimme ein Gebet, legte dann die Schale beiseite und drückte ihre Stirn auf den staubigen Boden vor sich. Sie zündete eine der Gebetskerzen an und stellte sie in eine Niesche im Fels neben sich. Sie atmete nochmals tief durch, ehe sie sich in der schweren Rüste erhob und nach und nach ihre Waffen in die Halterungen schob.
Der Kampf gegen die Bestien war für sie kein reiner Zeitvertreib, kein streben nach dem stumpfen Mammon, es war ein Ritual der Reinigung. Jene Wesen, die das Licht der Herrin mieden, weil sie so verdorben und böse, so stumpf und hinterlistig, sie sollten Läuterung erfahren.
Bald schon schlug der Kolben die ersten Schädel ein, die Klinge bohrte sich in ledrige Haut und ihr Schild ehrwehrte sich feister Klauen und primitiver Waffen. Und während sie voranschritt, schnitt sie durch die Reihen der primitiven Wesen der dunklen Höhlen wie ein Messer. Doch in jedem Raum hielt sie kurz Inne, gedachte des vergossenen Blutes und entzündete eine Kerze. So zog sich, als die Zyklen davonschritten, eine sonderbare Prozession von Kerzen durch die Tunnel und Gänge der Berghöhle.
Als sie schließlich wieder an das Tageslicht trat, kniete sie sich nahe eines Baches nieder und sprach ein erneutes Gebet, reinigte ihre Waffen und Rüste und schließlich ihre Hände und Gesicht.
Bereits zuvor war sie sicherlich als sehr religiös bekannt, vielleicht gar als Eiferer. Wer würde sonst der Herrin Loblieder schreiben? Doch scheint ihr Eifer nun langsam aber sicher in einen mehr oder minder ausgewachsenen Fanatismus umzuschlagen.
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