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Der Erzähler
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Verfasst am: 09 März 2024 02:37 Titel: [Q] Nan i'megil ar in elin! |
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Wie ein endloses Band winziger, funkelnder Diamanten auf mitternachtsfarbenem Samt glimmten die Sterne und zündeten mit ihrer fernen Schönheit vor allem eine Sehnsucht in den Herzen der Kinder des goldenen Fuchses. In Nächten wie diesen, wo die laue Brise des Immerfrühlings durch die majestätischen, verwobenen Wunder des Nuya'tans über die bläulich schimmernden Dächer Ered Luins bis hin zur Küste wanderte, nur um sich dort mit dem stürmischen Bruder zu verbinden, suchten viele der Eledhrim höhergelegene Orte, um dort dem Himmelszelt so nahe wie nur möglich zu sein. Hier lagen sie im zärtlich weichen Gras, umgeben vom schönsten Zauber der Nacht, wenn Ewigkeit in Ewigkeit zu blicken schien und träumten...
Nicht wie die Edain, nicht im tiefen Schlummer, von Träumen gefangen, statt sie wie einen bekannten Pfad im Walde zu beschreiten. Nein, so träumten die Eledhrim nicht... eigentlich!
Aeneth, welcher der Beiname Eleneril geschenkt wurde, ruhte alles andere als sanft auf einem Bett aus Moos und Blüten, die sie umfangen hielten. Ein leises Ächzen entwich ihrer Kehle und die Edhil drehte sich im Schlaf, schauderte leicht, konnte sich jedoch nicht aus den bizarren Wirrungen und Windungen eines Traumes befreien, der ihren Geist mit sich in einen tosenden Strudel riss:
Der Sternenhimmel, so nah jedes einzelne Licht und wie sie schimmerten! Als habe man sie in den Farben des Regenbogens geschmückt, deren Zauber und Magie sie nun verbreiteten. So viel schöner als auch das wundervollste Juwel, das je auf Alathair kunstvoll von einer Hand geschliffen werden konnte. Noch während das Herz angesichts dieses Anblicks vor Freude schneller schlug und sich in Seligkeit badete, da verschwanden die ersten Sterne plötzlich, als habe man die Lichter gelöscht. Nein, als habe man sie vom Firmament gezupft!
Kaum war der Schrecken halbwegs realisiert, da schwanden auch die Nächsten und zurück blieb kalte Schwärze.
Der Traum zog sie näher heran an das schreckliche Himmelsbild, zeigte ihr, wie vertraute Sternbilder plötzlich erloschen. Wo war die Himmelsharfe, wo das Buch? Wieso wurden der Hammer und der Baum zugleich schwarz? Warum begann auch die Himmelssonne zu flackern und weshalb musste, Stern um Stern, der Wasserfall vergehen?
Sie versuchte nach ihnen zu greifen, sie festzuhalten und bekam tatsächlich etwas zu fassen. Eine Gestalt, ein Schatten nur, voller Kälte, dass sie die Finger löste und gleich darauf erschrak. Für den Bruchteil eines Moments hatte sie ein Gesicht hinter der Schwärze gesehen. Schön, edel und anmutig wie eine Figur aus einer der alten Sagen und Geschichten und doch brannte die frostige Grausamkeit in den blauen Lichtern der Augen und sein Lächeln war eisige Unbarmherzigkeit.
"Ich... kenne dich...", hörte sie sich selber stammeln und wusste doch nicht genau, was sie meinte. Ja, er kam ihr bekannt vor, doch fehlte irgendetwas, um den Gedanken zuende zu spinnen.
Noch bevor sie länger besinnen konnte, verschwand die Gestalt mit einem höhnenden Lachen aus ihrer Umgebung, verschmolz erneut mit der Schwärze.
Phanodain, diese Dunkelheit am Nachthimmel!
Sie drohte alles zu ersticken, drohte nicht nur sie, sondern Ered Luin, den Nuya'tan und all die Gwethyl und Gwedeir darin zu verschlucken. Leise Worte kamen über ihre Lippen, sie hatte angefangen zu beten, um Beistand und Hilfe zu bitten. Wie sollte ihr Schwert, ihr Megil, hier helfen?
"Dann, Gwathel, nimm ein anderes, ein passendes Schwert zu Hilfe!", raunte eine ruhige und ernste Stimme direkt neben ihr. Sie musste den Kopf nicht drehen, um zu wissen, dass Nimuir, die junge Faernestor neben ihr stand, doch als diese die Hände gen vollkommen schwarzes Himmelsband ausstreckte, da folgten ihre Blicke der Geste und ergriffen zog sie scharf die Luft ein, als dort oben im lichtblauen Flammenmeer das Himmelsschwert wie ein Leuchtfeuer loderte.
Der Anblick glomm noch vor dem inneren Auge, als die sanften Finger Miriels die Freundin aus dem ungewöhnlichen Schlummer weckten.
Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 08 Okt 2024 19:19, insgesamt einmal bearbeitet |
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Aeneth Eleneril
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Verfasst am: 09 März 2024 16:22 Titel: |
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In den Mitternachtsstunden, als die sanfte Brise des Immerfrühlings die bläulich schimmernden Dächer von Ered Luin berührte und sich mit dem stürmischen Bruder, dem tosenden Meer, an der Küste vereinigte, spürte Aeneth den unwiderstehlichen Drang, erhabene Höhen aufzusuchen. Die schimmernden Dächer der elfischen Stadt tanzten im silbrigen Glanz des Mondes, und das Murmeln des Meeres verschmolz mit der leichten Brise des Frühlings.
Auf der Suche nach dem Einklang und einer Verbindung zu den Sternen, begab sie sich in die stillen und abgeschiedenen Winkel, wo der Himmel seine Reichtümer am großzügigsten offenbarte. Doch die erhabene Landschaft bot keine Erlösung vor den turbulenten Strömungen ihrer Träume. Statt Ruhe brachte der Schlaf einen tosenden Strudel aus Bildern und Empfindungen, die wie Wellen über ihr Bewusstsein rollten. Die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwammen, und Aeneth fand sich in einem Reich wieder, in dem die Sterne selbst zu sprechen schienen, aber ihre Botschaft war in den Schatten der kommenden Dunkelheit gehüllt.
Die Sterne glänzten am Himmelszelt, ihre Pracht unbeschreiblich, als wären sie in den Farben des Regenbogens getaucht. Die funkelnden Diamanten des nächtlichen Firmaments versprühten ihre fernste Schönheit, verströmten ein Licht, das die Sehnsucht in den Herzen der Kinder des goldenen Fuchses entfachte. Doch dann, in einem Augenblick jähen Verlusts, als würden die Lichter von göttlichen Händen vom Himmelszelt gezupft, begann der Abstieg in die Kälte der Dunkelheit.
Stern für Stern verblasste, und die Welt, einst von himmlischer Helligkeit erleuchtet, versank in kalter Schwärze. Die vertrauten Sternbilder, Gefährten der Nächte, verloschen nacheinander, und selbst die Himmelsharfe, das Buch der Sternenlieder, der Hammer der Schöpfung und der Baum der Weisheit wurden eins mit der Dunkelheit. Die Himmelssonne, strahlend und majestätisch, flackerte bedrohlich, und der einstige Wasserfall der Sterne verging, als wäre er niemals gewesen. Der Himmel selbst schien in einem düsteren Mahlstrom aus Dunkelheit zu versinken.
In ihrer Verzweiflung streckte Aeneth die Hände aus, um die Sterne zu fassen, doch ihre Finger umklammerten nur den kalten Schatten der Dunkelheit. Ein Gesicht enthüllte sich hinter der Schwärze, schön und anmutig, aber die blauen Augen trugen eine eisige Unbarmherzigkeit. "Ich kenne dich", flüsterte sie, ohne die tiefere Bedeutung ihrer Worte zu verstehen.
Als Aeneth aus ihrem traumverhangenen Schlaf erwachte, lastete die Unruhe ihres Traums wie ein düsterer Schatten auf ihrem Geist. Die Sterne, die Ahnen ihres Volkes, schienen in Gefahr zu schweben. Die Bilder des geheimnisvollen Wesens und des himmelsschimmernden Schwerts durchdrangen ihre Gedanken. Sie fühlte die Dringlichkeit, Nimuir aufzusuchen, um den Traum zu deuten und die Bedeutung dieser unheilvollen Vision zu entschlüsseln. Besorgnis und Nachdenklichkeit wogen schwer auf ihrer Seele, und die Verantwortung, das Gleichgewicht ihrer Heimat und des Volkes zu bewahren, lastete schwer auf ihren elfischen Schultern.
Zuletzt bearbeitet von Aeneth Eleneril am 22 März 2024 13:31, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Aeneth Eleneril
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Verfasst am: 22 März 2024 09:45 Titel: |
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Im Tempel des goldenen Fuchses, wo die Morgenröte das Antlitz Phanodains erstrahlen lässt und die Säulen aus Elfenholz den Himmel zu tragen scheinen, versammelten wir uns in Ehrfurcht vor dem Einen, der über seine Kinder wacht und den goldenen Faden des Wissens lenkt. Mit gebeugtem Knie und dem Klang unserer Gebete in den Hallen, die von alten Liedern erfüllt sind, legten wir unser Versprechen an ihn ab, das Versprechen, die Hüter des Wissens, unseres Volkes und unserer Heimat zu sein und die Flammen der Hoffnung hochzuhalten, selbst in der tiefsten Dunkelheit.
Geführt von den Lichtern des Fuchses wurden wir an einen geheimnisvollen Ort entsandt, wo der Nachthimmel über uns wölbte und die Sterne wie leuchtende Juwelen am Samt des Firmaments glänzten. Dort, an diesem heiligen Ort, wo die Schatten der Nacht den Tanz der Sterne begleiteten, wurden wir von den Stimmen der Stille begrüßt, deren Worte in reimenden Versen zu uns drangen und unsere Seelen mit ihrem sanften Flüstern berührten. Unter dem Schutz des Himmels und der Erde, wo die Elemente in Einklang miteinander tanzen, wagten wir es, unsere Fragen zu stellen, um das Mysterium der Dunkelheit zu ergründen, das sich über unsere Träume legte und die Sterne zu verschlingen drohte.
Mit gebanntem Blick und einem Hauch von Ehrfurcht sprachen wir unsere Fragen in Reimen aus. Unterstützt von den sanften Klängen der Telegain, die ihre Elannel zupften und die Luft mit melodischen Tönen erfüllten, verstärkten wir unsere Worte mit der Magie der Musik. Wir fragten nach dem Schicksal der Sterne, nach dem drohenden Schleier der Dunkelheit, der sich über unsere Welt zu legen drohte, und nach dem, was das Schicksal für uns und unsere Heimat bereithielt.
Die Stimmen der Stille, antworteten auf unsere Fragen, indem sie die Pforten ihres Herzens öffnete und uns Einblicke gewährte in die geheimnisvollen Wege des Schicksals. In den Schatten ihrer Zweige sahen wir die Möglichkeiten, die uns bevorstehen, womöglich auch die Wege, die wir wählen können, um das Gleichgewicht zu bewahren.
Jedes Auge erhaschte einen anderen Ausschnitt dieses mystischen Gemäldes, und doch schien jedes Bild wie ein funkelnder Edelstein im endlosen Muster eines kostbaren Bandes der Bestimmung.
Ein Diadem von unermesslicher Schönheit und kunstvoller Handwerkskunst, dessen Kugelsphären das sanfte Leuchten göttlicher Macht zu bergen schienen, faszinierte die Sinne und ließ die Herzen erbeben.
Ein dunkler Wald, von Schatten umfangen, offenbarte das schaurige Schauspiel gefallener Geschwister, die in ihrem letzten Gefecht auf dem Boden liegend um ihr Leben rangen, ein letzter Hauch von Ehre umhüllte ihre verzweifelten Gesten.
Die zerbrochene Fuchsmaske der tapferen Faernestor, von tiefen Rissen durchzogen und von dunklen Schatten umgeben, erzählte die tragische Geschichte eines letzten verzweifelten Widerstands.
Ein Kampf der Klingen, so schwarz wie die tiefste Nacht, entfaltete sich vor den Auge, ein tödlicher Tanz, der in seinen Bann zog und am Ende im stummen Tod eines tapferen Kämpfers erstarb.
Die verführerischen Stimmen der Dunkelheit klangen wie ein sirenengleiches Flüstern, dass die Unwissenden in die Tiefe des Verderbens zu locken schien.
Die Echo der Vergangenheit mit den vertrauten Gesichtern von Morthalion und Aearlinn eine düstere Vorahnung von Wiedergeburt und Wiederholung hinterließen.
Eine Geschichte, die nicht vergessen werden darf, eine Erzählung von Verlust und Tragödie, die niemals wiederholt werden sollte. Es berichtet von Elfen, die durch die Hand ihrer eigenen Brüder und Schwestern fielen.
Zuletzt bearbeitet von Aeneth Eleneril am 22 März 2024 13:27, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Finduath Morgalad
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Verfasst am: 10 Apr 2024 01:20 Titel: |
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Ein Blitz, vollkommen ohne jedwede Vorwarnung, aus heiterem Himmel auf die Erde niedergefahren. Dann eine Gestalt, hochgewachsen und schlank, die Züge fein geschnitten und edel, das Haar offen und von tiefster Nacht. Darin verborgen das Diadem, nicht minder aus Schatten geboren, welche die drei glimmenden Sternenlichter auf alle Zeit gefangen hielt.
Die Gestalt, ein Elf, die Statur verrät es, ebenso wie der fein heraus gearbeitete Schuppenpanzer, dessen Blätter geradewegs von einem der ewigen Bäume des Ereds Luin hätten stammen können, wären sie nicht von kunstfertiger Hand aus Metall geschlagen worden.
Damit aber endet die Ähnlichkeit zu jedem Elfen, den ein Sterblicher schon einmal erblickt hat. Zu unbeherrscht. Zu offen stehen Erheiterung, Gier und Zorn zugleich auf den edlen Zügen. Zu geladen ist die Gestalt, die nach Momenten forschen Schrittes an die Küste tritt, um ihre Hand nach dem silbernen Gestirn zu recken.
Zurückgekehrt, auf das Eiland der Ersten. Wieder führten sie ihre Schritte auf den Pfaden der Vergangenheit und wieder mussten sie Zeuge von Sünden werden, die nicht die ihren waren, und dafür geradestehen. Wieder ein Stich im kollektiven Gedächtnis der Gemeinschaft, sowie ein ganz persönlicher im Herzen des dunkelhaarigen Elfen.
Sein Haus war es gewesen, das die Gemeinschaft verraten hatte und sich dem Einen hingegeben hatte, vor ach so vielen Jahren. Und doch waren es nicht ansatzweise genug, um die Dunkelheit aus dem Herzen zu vertreiben, diesen Makel, der ihn begleitete und verfolgte, seit er geboren worden war.
Findúath hasste es, hier zu sein, und dennoch blieb ihnen wohl kaum eine andere Wahl. Die Visionen waren mehr als nur bedenklich gewesen und der Griff nach dem ewigen Licht der Sterne eine Warnung, die sie nicht ignorieren konnten. Und wieder hatten die Ereignisse eine ganz persönliche Komponente gewonnen, waren doch auch die Geschwister selbst in Gefahr. Oder vielmehr, eine darunter, der er in den Monden, die er wieder auf Gerimor weilte, zu vertrauen gelernt hatte. Eine, die ihm faktisch nicht wirklich nahestand und doch, auf eine Weise die schwer in Worte zu fassen war, irgendwie doch stets eine gewohnte Nähe und Vertrautheit ausstrahlte, die ihn angezogen hatte. Vielleicht eine Frage, die die Zukunft zu stellen bereit war. Für den Moment wusste er nur, dass die Schwester in Gefahr war. Grund genug, hätte es keinen anderen gegeben, auf des Rätsels Spuren zu wandeln.
Das Eiland selbst war ein Schlachthaus geworden, nicht mehr nur ein Gefängnis und Denkmal für die Ereignisse der Vergangenheit. Aber deswegen waren sie nicht hier. Sie kamen, um den Wächter zu finden, der wohlmöglich Antworten hatte. Hinweise, die notwendig waren und anderswo nicht mehr aufzufinden waren. Morthalion, der Ewige, der seit den Tagen der Ersten hier Wache hielt, wieder das Vergessen, wieder die Verbrechen des Hauses der Nacht.
Morthalion, der auch die Antworten kannte. Morthalion, der die Warnungen nannte. Morthalion, der sie auf die Probe stellte und dessen erste Prüfung bereits ein weiterer Schlag ins Gesicht der Eledhrim war, und in das des Sohns des Hauses der Nacht noch mehr. Aber sie waren zu weit gekommen, die Bereitschaft, alles aufzugeben um die Gemeinschaft zu wahren, zu groß, um jetzt noch inne zu halten. Und so hätte Aeneth sich beinahe selbst geopfert. Und so hatte Findúath beschlossen, sein eigenes Opfer zu bringen und sich der Versuchung der Vergangenheit zu stellen. Eine, vor der sie alle ausdrücklich gewarnt worden waren, aber was blieb ihnen übrig. Was blieb ihm übrig.
Nur wenige Stunden später fand er sich inmitten dieser unsäglichen Kammer wieder. Das Diadem des Hauses der Nacht vor ihm. Die Versuchung, die in allen Dingen lauerte. In den Gesichtern der Geschwister. Dem Anblick des Diadems. Dem Summen in der Luft, ja selbst in jedem Atemzug, den er tun musste. Versuchung, Prüfung, Pein. Vermächtnis der Vorfahren, für das er nichts konnte. Wohl aber nun dafür ein Opfern bringen musste.
Und griff danach ...
Eine flackernde Kerze aus golden schimmernden Wachs. Kräftig ist ihr Flämmchen und tapfer stellt es sich gegen die Dunkelheit, die es umgibt. Dann ein Atemzug, der Hauch des göttlichen, dem selbst die beinahe unsterblichen Kinder Phanodains nichts entgegen zu setzen haben. Ein Hauch und das Flämmchen erlischt. Wehrt sich noch, dann ist es fort.
Inmitten eines Ozeans aus geronnener Finsternis ein einsamer Fels. Eine golden schimmernde Gestalt hockt darauf und klammert sich daran, um nicht von der empathielosen Flut hinweg getragen zu werden, die dagegen bricht. Auch der Himmel ist keine Hilfe, das Licht der Sterne längst erloschen, fortgetragen. Die goldene Gestalt erhebt die Stimme, ruft gegen Wind und Wellen an, wehrt sich.
"Aeneth! Gwathel-vi-hathel, Klingenschwester! Wo bist du, ich kann euch nicht sehen!"
Vergebens. Niemand wird ihn hören.
Inmitten der Geschwister greift der Elf nach dem Diadem. Und setzt es auf. Gelächter, fern und nah, ewig und voller Niedertracht. Funkelnd glimmen die Sterne im nachtschwarzen Haar, das zusehends seinen bläulichen Schimmer verliert. Dafür gewinnt die so beherrschte Gestalt an Ausdruck. Lacht. Schnaubt. Zieht Grimassen um sich an der Situation zu erfreuen, der neu gefundenen Freiheit. Dem Sieg, der schon zum Greifen nahe ist. Der Ironie des Schicksals, welche die Hüter der Schöpfung zu Mittätern macht. Und den Spross des Hauses der Nacht zu einem Werkzeug, wie es schon die Ersten gewesen waren.
Und das Gesicht des Fuchses, das nicht mehr keckernd in seine Richtung starrt. Er nimmt es sich. Bricht die Maske, einfach so. Das zarte, ach so hübsche Gesicht darunter, von Schrecken verstellt. Erkenntnis. Wie gern würde er herausfinden, ob es auch noch andere Emotionen zeigen kann ...
Aber es ist Zeit zu gehen. Zeit, dieses unsägliche, Übelkeit erregende, grässliche Licht der Sterne zu nehmen und ein... für... alle... Mal... auszulöschen!
Der Elf ist fort ...
... und am Himmel erlischt ein Stern.
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Der Erzähler
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Verfasst am: 10 Apr 2024 12:02 Titel: |
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… und es sollte nicht bei einem bleiben.
Jene, die Sterne lieben, die sich der Beobachtung selbiger verschrieben haben oder auch nur ganz zufällig länger in den letzten Nachthimmel blickten, könnten gemerkt haben, wie das ein oder andere Licht zart flackerte, nur um dann doch zu vergehen. Nicht so, als habe man den Sternenglanz ausgelöscht und auch nicht so, als hätte man ihn nur unter einer Decke aus Schatten verborgen, sondern einfach „weg“.
Kleinere, leere Ebenen waren zuletzt dort oben zu vermerken und jene brachten auch ein wenig mehr Dunkelheit in die Welt.
Ganz woanders, tief im Axorn drang, wie schleichendes, heimliches Gift ein Hauch der Macht tiefer in die Höhlen und unterirdischen Hallen. Doch nicht um zu vernichten, nicht um zu ersticken oder sich zu bemächtigen, sondern um begünstigend, belebend, stärkend dort die Bewohner zu berühren. Eine Präsenz, mit welcher der Segen des All-Einen, des einzig wahren Vaters war - oder war sie selbst ein Teil davon?
Etwas geschah dort oben und es sollte nicht zum Schaden der Kinder Alatars sein… im Gegenteil, es versprach einen ungeahnten Aufwind. Ein so vertrautes Gefühl, wie eine wunderbare Erinnerung aus den unendlichen Weiten der Vergangenheit. Eine Art „Heimkehr“.
So gegensätzlich wiederum die Gefühle der Eledhrim, welche in dieser Nacht alle keine Ruhe, keine frische Kraft aus der Meditation und auch keinen klaren Gedanken fanden. Bedrückend fern, die so geliebten Sterne, erschlagend schwarz die Löcher am Himmel und das Wissen, das nicht mehr viel Zeit blieb. Vielleicht noch eine oder zwei Wochen, dann wäre es zu spät, dann war so viel verloren:
Das Licht der Sterne, der Sieg über den Verrat in der Vergangenheit, der Maemagor, der den Namen Findúath trug.
Und dann drückte die grässliche Frage:
Würde er sie danach alle auslöschen oder anfangen die ersten der Eledhrim zu korrumpieren?
Eine aber, welche gedanklich immer wieder den Moment des Fehlers durchdachte, nach einem Hinweis und einer Lösung suchte, bis der Schmerz im Kopf spürbar pulsierte… diese eine, Aeneth Eleneril, hörte in jener Nacht einen verzweifelten Ruf, der weit über die klerikale oder liederfüllte Ebene zu gehen schien und nur an sie gerichtet war:
"Aeneth! Gwathel-vi-hathel, Klingenschwester! Wo bist du, ich kann euch nicht sehen!"
Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 16 Apr 2024 14:17, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Nimuir Mithalagos
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Verfasst am: 16 Apr 2024 14:45 Titel: |
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„Es ist der Schutz Phanodain Adars und sein Beistand… ich könnte es berühren.“
Doch hatte sie nicht ausgesprochen, dass sie im gleichen Moment klar und deutlich wusste, dass sie absolut nichts damit anfangen könnte. Es wäre ein simples Diadem in ihren Händen, kein Hauch der Macht, keine Funken des stärkenden Zaubers. Sie war vollkommen ausgeschlossen aus diesen Wundern und würde es so im Zweifel auch nicht einsetzen können. Doch im Moment sahen sie alle von einer Diskussion über die mögliche Verwendung des unheilvollen Werkzeugs ab und wenn sie die Möglichkeit bekommen sollte, es ihm zu entwenden und Aeneth zur Zerstörung zu übergeben, den Bann zu brechen… dann war es absolut keine Frage mehr, ob man diesen riskanten Plan versuchen wollte. Man wollte! Zumal viele der Eledhrim nun im Nachhinein Bedenken äußerten oder gar sich selbst die Schuld zuschreiben wollten, da man ja hätte erahnen können, dass die Visionen nur eine mögliche Zukunft zeigen würden und man nun selber an der Realisation dieser düsteren Aussicht gefeilt und gearbeitet hatte. Law, ganz so einfach war das eben nicht.
Natürlich hatte Phanodain Adar ihnen diese Bilder nicht ohne Hintergrund, nicht ohne Hoffnung oder Wunsch geschickt. Drei Sterne waren bereits in den magischen Sphären des Diadems eingeschlossen, was wiederum bedeutete, dass sie schon seit geraumer Zeit dem Himmel fehlten und wären nun nicht sie gekommen, um das verheerende Schmuckstück mitzunehmen, hätte es sich dann vielleicht irgendwann eine andere Macht geholt? Eine, die von Anfang an Schlimmes damit vorgehabt hätte? Naw, sie war vollends überzeugt davon, dass Phanodain Adar sie auf diese Reise geschickt hatte, um das Diadem zu finden, dessen korrumpierte Kraft zu brechen und die Sterne im Inneren wieder zu befreien… und Findúath zurück zu erlangen. Vollkommen, mit all seinen Wesenszügen und Gedanken, nicht reduziert auf die Schattenseite eines alten Erbfluchs, sondern der Maemagor, der sie vom ersten Augenblick an, berührte.
„Ich glaube, ich käme nah genug an ihn heran…“
Eine gewagte Aussage und nun reine Intuition, die mehr oder minder auf die hässlichen Blicke fußte, die er ihr zugeworfen hatte, als das Diadem seine inneren Dämonen entfesselte. Nicht die Art von Blicken, welche der Liebste seiner holden Adaneth in den Büchern der Edain zuwarf und noch viel weniger die Art von Blicken, mit welchen ein Hên der Eledhrim konfrontiert werden wollte, geschweige denn umgehen konnte aber Blicke die ihr galten, was sie zutiefst verwirrte. Wann war das geschehen? Hatte sie sich so getäuscht, war sie im Laufe der Zeit, mit der Schande des Versagens in der Laufbahn des Maethors, dem verbissenen Kampf um die Perfektionierung ihrer Pfade als Nestor und der segensreichen Erfüllung in die Berufung des Faernestor so blind geworden, dass sie das feine Band der Gefühle nicht mehr sah? Sie selber war nie ein Edhil großer Emotionen gewesen, hielt diese unter einer Maske aus Beherrschung und einer feinen, eisigen Schutzschicht verborgen. Nun hatte er beide Masken, die eigens geschaffene und die Fuchsmaske der Faernestyr innerhalb weniger Momente zerbrochen. Schutz- und hilflos aber auch töricht und unsicher fühlte sie sich nun.
Sie glaubte fest daran, Amaethariel die Wahrheit gesagt zu haben, dass sie in seinen Blicken zuvor nie mehr als Freundschaft und tiefen Respekt gefunden hatte. Auch stolperte sie ganz unweigerlich über einen weiteren Grund, der sie davon abhielt, sich jemals mehr zu erhoffen als genau diese beiden vorherrschenden Sichtweisen: Eine Andere hatte sein Herz berührt, es erhascht und hielt es auch noch, nachdem sich die Wege der beiden getrennt hatten, gefangen. Sie war dabei nicht zu spät, nicht fehl am Platz, doch schlichtweg nicht „diese Eine“, Amaethariels Muinthel Nínim. Eine der Telegain mit silbrigen Stimmen und dem Haar wie die Gischt des Meeres oder frischgefallener Schnee. Wie Miriel…
Sie schämte sich kurz für die aufrauschenden Gedanken, die unmittelbar danach rasch durch ihren Geist flüsterten. Jene waren einer Edhil unwürdig und doch konnte sie sie nicht aufhalten und auch nicht leugnen.
Im Vergleich zu einem Geschöpf wie Miriel, dem „Sternenjuwel“ der Eledhrim, verlor sie nicht nur gewaltig, sie verblasste zur Nichtigkeit, was den Anmut und die Schönheit betraf. Miriels Gestalt war grazil und dennoch hochgewachsen, mit stolzer Eleganz jede Bewegung, das Haar wie ein Meer aus weich fallenden silbrig schimmernden Spinnenseidensträhnen und die Augen strahlten in der Farbe leuchtblauer Sternsaphire. Dann war da noch Miriels Stimme, die selbst zart gesprochen sofort die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich zog, ähnlich wie Nauriells. Beide hatten diese Gabe, dass sie mit dem Spiel ihrer Stimmen andere Seelen sofort in ihren Bann schlugen. Und nun der Vergleich…
Ihre Stimme war jung, beherrscht und meist etwas kühl. Für eine Edhil war sie klein, lächerlich klein, zu klein, um die körperlichen Voraussetzungen für einen guten Maethor und die dazugehörige Ausbildung. Sie hatte beinahe noch die Gestalt eines Hên und auch wenn sie jung war, ließ vieles darauf schließen, dass sie zwar, wie alle der Eledhrim einen überirdischen Liebreiz vorweisen konnte, doch hatte er eine ganz andere Qualität und versank neben der strahlenden Schönheit der meisten Gwethyl im Schatten.
„Du hast ihre Augenfarbe…“
War es das? War es dieses frostige Grünblau des Aquamarins? Sie hätte es ihn gerne gefragt, mit ihm darüber gesprochen und zu wissen verlangt, weshalb er in den letzten Tagen vor ihrer Reise und auch auf der Insel immer wieder plötzlich an ihrer Seite stand, eine stille, schützende Hand, ein dunkler Wall, Nähe. Doch jetzt brauchte sie ihm diese Frage nicht stellen, wusste sie doch nicht einmal, ob der, den sie all die Jahre nur aus der Ferne still innerlich lächelnd betrachtet hatte, sie überhaupt hören konnte.
„Ich weiß nicht einmal, ob er hinter diesen Blicken da war… ob sie ein Teil von ihm waren, ob er uns noch sehen kann.“
Naw, doch war sie bereit genau das mit Aeneth‘ Hilfe herauszufinden.
Sie war bereit. Für die Zukunft Ered Luins. Für die Eledhrim. Für Aeneth.
Für ihn.
_________________ "Uich gwennen na 'wanath ah na dhín
An uich gwennen na ringyrn ambar hen..." |
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Aeneth Eleneril
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Verfasst am: 18 Apr 2024 11:00 Titel: |
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In den stillen Hallen ihres Geistes, wo das Licht der Erkenntnis wie ein fernes Leuchten in der Dunkelheit lag, reflektierte Aeneth über die vergangenen Ereignisse und Tage. Das Wissen um Usahtie, die afuinor und letztlich auch die Zusammenhänge mit den Visionen, die sie und ihre Geschwister empfangen hatten, durchzogen ihre Gedanken wie die Silberfäden eines alten Gewebes. Sie spürte die Schwere der Verantwortung auf ihren Schultern lasten, denn sie wusste, dass sie an einem Scheideweg stand, an dem nicht nur ihr eigenes Schicksal, sondern auch das ihrer Geschwister und womöglich der Heimat Ered Luin bestimmt werden würde.
Inmitten des Zwiespalts ihrer Entscheidungen und der unsicheren Pfade, die sich vor ihr auftaten, spürte Aeneth die beklemmende Enge der Zweifel in ihrem Herzen. Die Wogen der Ungewissheit schlugen hoch, und ihre Gedanken irrten zwischen den Möglichkeiten hin und her wie ein einsames Schiff auf stürmischer See. Doch trotz dieser inneren Unruhe, die wie ein Nebel um sie herum lag, erkannte sie die Notwendigkeit, als Gil-Estel der Elenothrim, Sicherheit und Zuversicht auszustrahlen. Denn sie wusste, dass ihre Geschwister in diesen dunklen Zeiten mehr denn je auf einen Stern der Hoffnung angewiesen waren, der ihnen den Weg durch die Finsternis weisen würde.
In den stillen Hallen ihres Geistes kreisten Aeneths Gedanken unablässig um das Himmelsschwert, jene mysteriöse Waffe, von der Morthalion und Nimuir gesprochen hatten. Ein Artefakt von unaussprechlicher Macht, das in den Tiefen der Legenden verborgen lag. Die Enthüllung seiner Geheimnisse schien unausweichlich, und dennoch wusste sie, dass die Zeit noch nicht reif war für ihre Offenbarung. In den kommenden Tagen würde sie sich in Geduld üben müssen, während sie sich gleichzeitig auf das Unbekannte wappnete, das vor ihr lag. Aeneth schloss ihre Augen und versank in der Meditation, um sich auf die kommende Prüfung vorzubereiten, ihre Seele gestärkt von der Weisheit der Ahnen und ihrem unerschütterlichen Glauben an die Lichter der Zukunft.
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Der Erzähler
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Verfasst am: 18 Apr 2024 14:08 Titel: |
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Aeneth:
Zwei Nächte war es her, dass das schattenhafte Echo aus vergangenen Tagen, welches mehr und mehr eins mit dem letzten Kind aus dem Hause der Nacht zu werden schien, etwas aus dem Kreise der Eledhrim gestohlen hatte und das leise Klagen des Fuchses war deutlich im Lied zu vernehmen, schwang dort in einer Melancholie und offenen Trauer mit. Eine Not, welche auch die noch jungen Eleven der Zauberei vernehmen, sich jedoch keinen Reim darauf machen konnten. Den Edhil und Lindil aber spielte dieser Beiklang übel mit. Sie spürten den Schmerz des Fuchses und vor allem jene aus Ered Luin und dem Nebelwald wussten, dass ihm wieder das genommen wurde, was er in seiner goldenen Güte vor nicht ganz zwei Jahresläufen wieder geweckt und ins Leben gerufen hatte. Finsternis hatte seinen Schrein befallen und mehr als das Fehlen der Faernestor noch, war es das sich andeutende Schicksal, das sie bedrückte wie ein zu schwerer Stein auf der Brust. Sollten sie jetzt versagen…
Der schwerste und größte dieser Steine aber ruhte auf der Brust der jungen Maemagor Aeneth Eleneril, deren Beiname doch bereits eins mit dem Schicksal der Sterne war. Zufall? Vielleicht, doch meist sind Phanodains Fügungen von Bedeutung, haben Sinn und Zweck. Ob der, den sie alle „Adar“, Vater, nannten, wusste, welch schweres Los sein tapferes Kind zu tragen hatte? Ahnte er, wie sehr sie die Worte Morthalions mit denen der Gwethyl und Gwedeir verglich, abglich, auf eine innere Waage legte? Shalaryl und Nimuir, die beide nicht ganz überzeugt davon waren, dass Morthalions Anweisungen heute noch zutreffen würden und dann wiederum die ernsten, düsteren Prognosen, die der ehemalige Wächter des Wissens ihnen allen in Aussicht stellte, sollten sie die Chance nicht nutzen den verdorbenen Geist des fleischgewordenen Echos der ersten Sieben zu vernichten, ihn ein für allemal zu schlagen, zu töten – und mit ihm Findúath, der dort irgendwo noch steckte, oder?
War er überhaupt noch da? In Aeneth‘ Anwesenheit drang er noch an die Oberfläche und kämpfte noch gegen das ungleich mächtigere Echo an, doch wie lange noch? Wann würde er anfangen sie alle umzubringen? Wann würde der Geschwistermord aufs Neue beginnen? War es nicht besser, ihn rasch und möglichst schmerzlos zu erlösen? Ein gut gezielter Stich mit dem Megil…
Als die Sorgen und dieses elende Spiel der Waagschale sie zu zerbrechen drohten, da umfing sie plötzlich Wärme und eine glimmende, angenehme Woge der neuen Kraft, Zuversicht. Blinzelnd schloss sie die Augen, ließ zu, dass ihr eine weitete Vision geschenkt wurde. Bilder zogen vor ihrem Geiste vorbei und eine Stimme, bekannt, leise, fern, die ihr sanft zuraunte.
Nimuirs Stimme.
„Drei Maethyr am Firmament, drei Klingen, drei Streiche.
Der Erste stürzt das Diadem, auf dass die Freiheit wieder erwacht.
Der Zweite zerbricht den Sternenkäfig, damit ihr Licht entweiche.
Der Dritte nimmt sie mit sich, führt sie zurück an den Himmel der Nacht.
Drei Maethyr am Firmament, drei Klingen, drei Sterne.
Lausche dir selbst und zaudere nicht!
Dann, wenn die Kontrolle zerbricht
Bist du nicht allein in der Ferne.“
Dazu die Szenen, mit denen alles begann. Die Gestalt voller Kälte und grausamer Schönheit, das vertraute Gesicht des ehemaligen Lehrmeisters entstellt vom Frost, der in den Augen leuchtet. Die Ruhe vor dem Sturm, der letzte Kampf, doch nun erkannte sie ihn und sah auch, ganz tief im eisigen Blick einen letzten Funken im Lapislazuli der Seelenspiegel: Hoffnung.
Mit dieser Erkenntnis bewaffnet schlug sie die Lider wieder auf.
Sie würde bereit sein!
--*--
Findúath:
Und dort draußen, im schwindenden Licht der Nacht, geborgen hinter den Trauerwolken, versunken in der Klage des Fuchses, die selbst hier noch die Sinne erreichte, saß das letzte Kind aus dem Hause der Nacht und spürte nur am Rande noch, was wirklich um ihn herum geschah.
Das Meiste nahm er wie durch eine wattige Decke wahr, es vermischten sich ansonsten Gedanken, die nur noch teilweise die eigenen waren und von einer anderen Gewalt, anderen Wünschen verstärkt oder verdreht wurden. Sein Kampfeswille drohte zum blutigen Rausch anzuschwellen, zur einer Sehnsucht Körper zu zerreißen, Schmerzen zu vergeben, Schreie zu wecken und Tod zu hinterlassen. Er ballte den geschuppten Handschuh der Rechten langsam zur Faust und verzog das Gesicht ächzend, als er spürte, wie die seltsame Kälte vom Diadem über seine Züge glitt, sie mit Eis bedeckte und Wärme stahl. Zuerst hatte die Finsternis den lebendigen Schimmer aus dem Haar gestohlen und nun machte sie sich an seiner Haut zu schaffen, veränderte ihn mit jedem Atemzug.
Wie lange konnte er die letzten Grenzen noch wahren? Wann würden ihn die Wellen der Gewalt doch von den Beinen reißen und hinwegspülen? Beim letzten Treffen wäre es beinahe geschehen. Das giftige Flüstern im Kopf war lauter, eindringlicher geworden und es lockte, wollte ihn zwingen.
Arvinul, durchbohrt von der Klinge! Blut an Lailath‘ schönen Lippen! Leere in Nirors Augen, als jedes Licht erloschen war! Ein leises, sterbendes Wimmern aus Nauriells Kehle! Alauns Kopf, der neben dem Körper lag! Shalaryl nur noch ein in sich zusammengesunkenes Bündel!
TOD UND VERDERBEN!
Doch da in der Mitte stand Aeneth, deren ausdauerndes Beharren, aufopfernder Schutz und tapferes Herz ihm immer imponiert hatten. Als Schülerin hatte sie ihn mit Stolz erfüllt und als Gil-estel, als oberster Stern der Elenothrim, folgte er ihren Anweisungen ohne Bedenken oder langes Zögern…
FOLGTE! VERGANGENHEIT, VERGESSENHEIT! ANDERE ZEIT, DAS JETZT IST NEU, BESSER!
Law, war es nicht! Es hatte einen Grund, warum ihre Stimme zu ihm drang, ihn abhielt vollkommen mit dem giftigen Eis zu verschmelzen.
UND DOCH HAST DU DIR SCHON ETWAS GENOMMEN…
Er drehte den Kopf und starrte in die Schwärze, dort wo sie ruhte.
Sie hatte das Bewusstsein verloren aber er sah ihre Züge nicht, waren sie doch dieser neuen Maske, dem Geschenk des Fuchses, welchen er einst „Adar“, Vater, nannte, verborgen. Vielleicht war es eine Gnade, die er ihren beiden gewährte. Er wusste nicht, ob er das, was er dort in ihren Zügen finden würde, ertragen hätte.
OH ABER DAS HAST DU BEREITS. SOLL ICH DICH DARAN ERINNERN?
KRISTALLKLARE ANGST, BLANKES ENTSETZEN, GEBROCHENES VERTRAUEN.
WIE SÜSS HAT ALL DAS GEMUNDET.
ERINNERE DICH.
DU WILLST MEHR DAVON, NICHT WAHR?
MEHR!
Er löste sich von seiner Position, doch nicht, um den Drängen des Giftes nachzugeben, sondern um sich ein weiteres Mal den Sternen zu widmen. Sie mussten von dort oben verschwinden und Teil der gesammelten Macht werden. Denn dann, so hoffte der Teil der Gestalt im dunkel schimmernden Gewand, der noch der Maemagor Findúath war, würde sich seine Schülerin einer letzten Schlacht stellen und das Ganze beenden.
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Finduath Morgalad
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Verfasst am: 18 Apr 2024 18:00 Titel: |
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Du bist Finduath, Kind der Eledhrim, Sohn des Hauses der Nacht, Maemagor deines Volkes. Geboren im Licht der Sterne, mit dem Segen des Fuchses, der Liebe deiner Eltern, dem Vertrauen deines Volkes. Du bist das Schild gegen die Dunkelheit, das Schwert gegen die Schrecken, die Stimme der Vernunft inmitten der Zügellosigkeit.
Aber bist du das?
Nein, du bist nichts mehr davon. Jemand anderes hat dich genommen, dein innerstes Wesen genommen, umgestülpt und über gezogen, wie einen Handschuh. Dein Antlitz eine Maske, dein Leib eine Marionette, dein Wille das Glimmen einer Kerze in einem Hort der Finsternis.
Finsternis, die immer schon in deinem Inneren gewesen ist, die niemand eingelassen hat, nur entfesselt. Aus noblem Ansinnen zwar, aus Hoffnung und guten Wünschen, aber ultimativ zwecklos. Sie hat dich verschlungen und dein Sein in sich ertränkt, bis kaum noch etwas davon zu bemerken ist. Nur noch Fetzen aus Identität, die dann und wann an die Oberfläche branden, wenn du aus einem gnadenlosen Fiebertraum erwachst und dich fragst, wo du bist.
Wer du bist. Was du bist. Was hast du getan?
Das Licht der Sterne glimmt in deinen Händen, die nicht mehr deine Hände sind. Du hast sie genommen, vom Himmelszelt gepflückt, ganz wie die Visionen es vorher gesagt haben. Du hast sie dir angeeignet, sie gestohlen.
WEIL SIE DIR ZUSTEHEN. DIESES ELENDE LICHT!
Sie gehören dir nicht, dennoch sind sie nun dein. Sein. Wer seid ihr eigentlich? Seid ihr noch? Oder nur noch er? Es? Diese Knoten aus Niedertracht und Bösartigkeit, der alle deine Sinne überwältigt, dich verschlungen hat. Und der doch noch immer ein Gefangener ist. Gefangener der eigenen Gelüste. Und ein wenig auch der deinen.
Ihr könnt beide nicht aus eurer Haut. Er kann nicht aus der deinen. Und so kommt er nicht umhin, auch deine dunkelsten Gelüste, innigsten Wünsche zu kennen. Zu lesen. Zu sein.
Verdorben und verzerrt. Aber ein wenig noch von dir. Eine Schwäche? Vielleicht. Auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt.
War also auch dies deine Schuld? Dein Fehler, dass es diesen Unhold, dieses .. du .. danach sehnt, noch mehr zu stehlen, als das Licht der Sterne? Hast du ihn zurück in die Reihen deines, eures, Volkes geführt, um neben dem Licht der Sterne auch noch das Licht in den Augen deiner Schwester zu stehlen? Sie, die nie mehr gewesen war, als eine Schwester, vertraut, geschätzt, geachtet. Und insgeheim auch mehr? Dein Fehler, dass aus einem sanften Wunsch, ungeklärten Anliegen, ungesprochenen Worten mehr geworden war, niederträchtiges Verlangen? Widerwärtiges Begehren?
Du weißt es nicht, vielleicht waren ja auch diese Abgründe schon immer da. Zugleich widerlich, wie inniglich. Nun aber unverkennbar.
Das Licht der Sterne, welches du auf deinem Haupt trägst, spiegelt sich im Lichte ihrer Augen. Du hast sie zu dir genommen, sie einfach mit dir getragen, aus der Gemeinschaft der Geschwister gestohlen, auch wenn sie dies nie gewünscht hat.
WEIL SIE DIR ZUSTEHT! NIMM SIE MIT DIR! SIE SOLL DIR GEHÖREN .. MIR .. UNS!
Du, er, ihr, sagt es ihr. Öffnet ihr dein Ansinnen, dein Verlangen, euer Begehren. Sie soll, sie muss jetzt dein werden. Gemeinsam werdet ihr herrschen und das elende, widerwärtige, verabscheuungswürdige Licht der Sterne in euren Händen tragen. Die Schatten werden euch begleiten und ihr werdet herrschen, König und Königin, in Seinem Namen. Und niemand wird euch entgegenstehen, sich euch widersetzen. Schrecklich und anbetungswürdig zugleich. Wenn sie nur deine Hand nehmen würde, sich ergeben, dir, euch, ergeben und das Licht ihrer Augen das deine würde.
Aber sie ergibt sich nicht. Natürlich nicht. Sie ist ein Kind der Eledhrim, eine Tochter Phanodains. Ihr Wille ungebrochen, deine Worte können sie nicht verlocken. Was hast du, ihr, auch anzubieten, außer Niedertracht. Außer Gier. Außer Hass und Vergeltung.
Klein ist sie, für eine Elfe, unscheinbar im Vergleich zu ihren Schwestern, doch sind es die Augen, die Stärke verraten. Ungebrochene Wärme. Dinge, für die du sie immer geschätzt hast. Respektiet. Vielleicht verehrt.
Vielleicht gel ...
Er aber hasst sie. Und nun hasst ein Teil von dir sie ebenso. Sie hat euch, dich, zurückgewiesen, abgelehnt. Der Griff an ihre Wange, so voller Hingabe und Zärtlichkeit, konnte sie nicht erweichen. Das Locken nicht umstimmen. Der Kuss bleibt unerwidert ....
Ihr werdet sie nie haben, du wirst sie nie haben. Ein Teil bedauert das, der andere ist erleichtert. So sollte es nicht sein. Du würdest ihr nie ... niemals. Er auch nicht. Er wird nicht. Er darf nicht.
Was von dir noch übrig ist, greift nach ihrem Bewusstsein, löscht es aus. Für den Moment nur. Für den Moment kannst du ihre Augen nicht ertragen, graben sie sich doch zu tief in die Abgründe deines Selbst, bringen Licht ins Dunkel, wo jenes besser verborgen bliebe.
Ihr könnt es nicht ertragen und du wirst es nicht erlauben. Niemals...
Zuletzt bearbeitet von Finduath Morgalad am 18 Apr 2024 18:07, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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