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Rückkehr in das Wahre - das EINE Leben
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Alva Andrey Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 15 Jan 2024 03:56    Titel: Rückkehr in das Wahre - das EINE Leben
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Knirschend traf der Kiel des kleinen Beibootes auf den feinen Kies an der Küste Gerimors und grub sich hinein in den Grund, auf welchem alles anfing. Damals.


"Bajard... ein Fischerdorf, stinkend und unsauber. Ein Hort der Ungläubigen, der Abgestoßenen und Kriminellen, eine Zuflucht für die Geachteten und magnetischer Anziehungspunkt für alle Wegeslosen."

Private Aufzeichungen Alva`s, 11. Goldblatt 250


Er schwang sich über die Reling, mit nichts weiter als einem kleinen Beutel bei sich und der alten Robe der Templer, die ganz augenscheinlich unter dem Zahn der Zeit gelitten hatte, ausgestattet. Das lange, schwarz-silbrige Haar schwang mit und er führte den Zopf mit einer ganz offensichtlich in Fleisch und Blut übergegangenen Bewegung über die Schulter zurück.
Da war er nun, nach Jahren der Abwesenheit. Es war weit mehr als eine Dekade, als er Gerimor verließ, hadernd, auf der Suche nach seiner Schwester, die so plötzlich das Gut der van Gwinheers vor den Toren Rahals verlassen hatte mit nichts als einer kurzen Nachricht als Hinterlassenschaft.

Habe ich sie im Stich gelassen? So spricht man über Knappen, die ihrem Ritter nach dem Stich mit der Lanze im Turnier nicht aufhelfen, wenn er vom Gegner getroffen wurde.
Wurde sie getroffen, vom "Ritter" der Einsamkeit? Oder der Frage nach dem Sinn ihres Tuns?
Heute weiss ich, dass das nicht der Fall war. Es war schwach von ihr, Gerimor zu verlassen, ohne das Bestreben, die Situation zu ändern, bevor es zu spät ist.


Zielstrebig ging er durch die Gassen Bajards. Beobachtete das Treiben. Versprürte er eine geringfügige Empfindung der Verachtung, sah man ihm dies nicht an. Eine Eigenschaft, die er in all den Jahren nicht verloren hatte, obschon - oder trotz dessen - all jener Dinge, die hinter ihm lagen. Er musste feststellen, dass sich zumindest das Erscheinungsbild geändert hatte. Es war etwas sauberer in diesem Fischerdorf geworden, obschon es offensichtlich gewachsen war.
Was sich nicht geändert hatte, war die Mentalität der Leute. Jeder ging seinem alltäglichen Treiben nach, nur von Tag zu Tag denkend, nicht an das Morgen, nicht an das Übermorgen und erst Recht nicht an das Ende.


Jetzt weiss ich, dass es auch schwach von mir war, Gerimor zu verlassen um meiner Schwester nachzueilen.
In Rothenfels angekommen, musste ich feststellen, dass alles anders war wie zu unserer Abreise. Vater und Mutter waren nicht mehr. Von Lyam war keine Spur. Und mit einem Hauch von Erschrecken, einem kurzen Moment der unangenehmen Überraschung, musste ich feststellen, dass auch auch die Ära der van Gwinheers beendet war - allen Familien des Blutadels wurden ihre Titel entzogen, und so auch meiner.
Heute verachte ich mich dafür.


Alva stapfte weiter durch die Gassen Bajards und suchte in seinen Erinnerungen an damals nach einem passablen Weg durch das Dorf - und dem schnellsten Weg aus diesem heraus. Der Kutscher war das Ziel.


Ich habe Jahre daran verschwendet, meiner Familie hinterherzueilen, oder zumindest dem, was davon übrig war. Wie der Adel wurden uns auch unsere Ländereien genommen. Aber das hat mich nach meiner anfänglichen Überraschung nur wenig beeindruckt. Ich dachte, dies sei eine Prüfung des Einen, und er wolle meine Stärke als Clericus des Tempels auf eine neuerliche Probe stellen.


Nach einer holprigen Fahrt über Stock und Stein hielt die Kutsche schließlich knarzend und quietschend. Der Ruf des Kutschers kam ruppig und mürrisch - sie waren angekommen.
Als er ausstieg, sah er sein Ziel vor sich.


Wie habe ich mich geirrt. Mit fortschreitender Zeit habe ich es gespürt, die schwindende Macht, der fehlende Zuspruch für mein Tun, die Zeichen, die ER mir sandte, um meinen Weg wieder in die rechte Bahn zu lenken. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich habe es nicht verstanden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass seine Zeichen deutlicher wurden und zugleich meine Gebete immer schwächer. ER missachtete sie. Ignorierte sie.

Und dann wusste ich - ich musste loslassen. Für Ihn.


Der schwarze Basalt der natürlichen Mauer des Berges glänzte in der winterlichen Mittagssonne und erzeugte bei Alva sofort und ohne Zaudern ein Gefühl des Stolzes. Die Stadt war nicht so wie damals, als er ging - sie war stärker, das erkannte er sofort. Zweifel gab es nicht, aber hätte es sie gegeben, wären sie bei desem Anblick verflogen.
Sein Schritt war zielstrebig, die Haltung gerade und der Schritt einnehmend. Gerade so, wie es früher gewesen war, als Clericus des Tempels. Wie diese Stadt, in ihren natürlichen Mauern, würde er wieder erstarken und dem Panther dienen, unabdingbar, bedingungslos.


Und vor allem - ohne die Last des Weltlichen.





Für Interessierte: Hier die Vorgeschichte


Zuletzt bearbeitet von Alva Andrey Gwinheer am 20 Jan 2024 21:07, insgesamt 6-mal bearbeitet
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Alva Andrey Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 05 Feb 2024 14:28    Titel:
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Alva zupfte einmal kurz an einer der nicht gerade aufliegenden Falten seiner neuen Robe. Dann blickte er auf seine alte Robe, welche neben ihm auf dem spärlichen Bett lag. Die alte Stickerie eines Clericus Alataris, auf der ehemaligen Farbe des Tempels, wurde mit dem für ihn typischen nichtssagenden, bewegungslos-steinernen Blick betrachtet. Keine Wehmut, kein Bedauern war zu erkennen.

Er setzte sich an das Schreibpult in seinem kleinen Zimmer unterhalb des Tempels und griff zur Feder.

05. Eisbruch des Jahres 267,

nach fast 17 Jahresläufen bin ich nun endlich wieder an dem einzigen Ort, wo ich hingehöre.
Alles hat sich verändert, sogar die Farben des Tempels. Von damals sind scheinbar nur noch Aliyahna, nunmehr eine Tetrarchin des Tempels, Velvyr`tae und Ceylin`Tyrs übrig. Das Wiedersehen war distanziert, was aber möglicherweise auch den Umständen meines Erscheinens zum Einen sowie den hier herrschenden aktuellen Gegebenheiten zum Anderen geschuldet sein mag.
Letztlich gibt es keinen Grund zur Verwunderung. Warum sollte es im Kern des Reiches anders sein als in den Provinzen? Buidheann hat mir über die Jahre gezeigt, wie schnell auch die vermeindliche Heimat sich ändern kann.

Zeit für erste persönliche Gespräche war bisher nicht. Der Tempel übt sich, im Hintergrund des Wandels auch nicht überraschend, nun scheinbar gar in den Künsten der Nekromantie, und ich war bereits teil einer solchen Zeremonie. Es muss dem Vater gefällig sein, denn, so ich das beurteilen kann, die gewünschten Ziele wurden damit erreicht.

Ich sah jedoch auch noch einmal bestätigt, dass des Vaters Stimme in mir vergleichsweise schwach ist. Im Zuge der Zeremonie waren insbesondere die Tetrarchen stark im klerikalen Gefüge, die mir gewährte Macht dazu vergleichsweise schwach. Damals hätte ich dies lediglich als Wille betrachtet, meinen Glauben an der Anforderung zu messen lassen, eine Prüfung von vielen, nur ein kleines Zahnrad im Getriebe.

Heute weiss ich, dass ich mich auf die Anfänge besinnen muss. Es schadet nicht, noch einmal im Großen zu Beginnen und erneut auf das Feine im Willen des Vaters hinzuarbeiten. Und so werde ich, wie damals als Catulus, auch heute wieder erneut die Unterrichte aufsuchen, mich in das Gefüge einbinden so weit wie Er es zulässt, und dem Maß seiner Aufmerksamkeit harren.

Es ist Sein Wille. Denn sonst wäre ich nicht hier. Und hören kann ich immernoch.




Alva führte die Feder zurück in das Tintenfass. Dann ging er zu seiner Schlafstätte, wo die alte, violette Robe eines Clericus Alataris sorgfältig und pedantisch zusammengefaltet wurde, bevor er sie ebenso sorgfältig verstaute.

Ihre Zeit würde wiederkehren.


Zuletzt bearbeitet von Alva Andrey Gwinheer am 05 Feb 2024 16:46, insgesamt einmal bearbeitet
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Alva Andrey Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 28 Feb 2024 15:13    Titel:
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Nahezu lautlos glitt die Klinge durch den von ihr selbst erzeugten Schnitttunnel im Oberschenkel Alvas. "Ewiges Streben" war in die Klinge eingraviert. Als er den Dolch schließlich vollends aus seinem Oberschenkel gezogen hatte, gestattete er sich ein Ziehen im Mundwinkel.

Die Wunde war sauber plaziert worden, Verlvy`tae hatte ganze Arbeit geleistet und die rituelle Waffe zielsicher in seinem Bein plaziert. Und dennoch war der Schmerz, den er in diesem Moment fühlte, noch stärker als er ohnehin sein durfte. Das Kribbeln zog sich nun nicht nur durch die Hand, die den Dolch hielt, sondern verblieb trotz Abwesenheit der Klinge auch in seinem Bein.

Sorgfältig reinigte Alva seine Wunde und der Dolch wurde, nachdem er ihn ebenso penibel gereinigt hatte, griffbereit neben das Schreibpult gelegt, auf einen eigens dafür vorgesehenen Platz. Dann griff er zur Feder.

28. Eisbruch des Jahres 267,

Schmerz.
Nie hätte ich gedacht, dass ich an den Punkt gelange, wo dieser Aspekt mir noch einmal so rudimentär zu Eigen gemacht werden muss.
Ich habe damals viel Zeit und Energie darauf verwendet, mich dieser vermeindlichen Last zu stellen und sie zu erkunden. Mir sind alle Charakteristika bekannt - die Positiven, die Negativen. Die Formen des Schmerzes. Körperlich. Geistig.
Und doch sitze ich nun hier und das Schreiben fällt mir schwer, liegt doch der Schleier der Wunde über mir wie ein feuchter Nebel, der die Sinne trübt und die Orientierung täuscht.

Umso mehr ich mich versuche, dem Schmerz in meinem Bein zu öffnen, ihn zu empfangen, wie ich es gelernt habe, desto mehr zweifle ich daran, dass es der fleischliche Aspekt ist, der mir zu schaffen macht. Die Wunde brennt stark und das verletzte Fleisch schwächt meine Haltung, aber der wahre Schmerz ist ein anderer: Der Schmerz darob, überhaupt heute an diesem Punkt zu sein und mir selbst den Spiegel vorhalten zu müssen. Von Ihm gezeigt zu bekommen, wie ich mich in den Jahren ungesehen von ihm entfernt habe.

Es ist als der Schmerz hinter dem Schmerz, dem ich mich stellen muss. Dieser Schmerz ist es, der meine schändliche Schwäche der Vergangenheit verdrängen muss.

Ich werde mich dem stellen.

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