FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
[Q] Was in den Schatten lauert ...
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Was in den Schatten lauert ...
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Cailen Vindheim





 Beitrag Verfasst am: 13 Feb 2023 13:01    Titel: [Q] Was in den Schatten lauert ...
Antworten mit Zitat

Auch an diesem Abend konnte man den Templer bis in die späten Stunden der Nacht, oder die frühen eines neu erwachenden Tages, über eines seiner Bücher gebeugt erblicken. Im flackernden Schein eines prasselnden Kaminfeuers, umgeben von Kerzen, deren bemitleidenswerter Zustand davon zeugte, dass hier mehr als nur das Öl der Mitternacht verbrannt worden war, fiel es wohl nicht gänzlich leicht, die verblasste Tinte auf vergilbtem Pergament zur Gänze wahrzunehmen. Entsprechend verkniffen die Augen, angestrengt das blass erscheinde Gesicht, zugleich von einem tiefen Drang erfüllt der Blick, welcher da über die Seiten zog.

Bislang hatten die Studien in den zumeist vom Staub der Zeitalter bevölkerten Bibliotheken des Eilandes wenig neue Erkenntnisse gebracht. Die Schöpfungsgeschichte, sei es aus der Hand eines Lakaien der Lichteinigkeit, oder aus der Hand eines Dieners des dunklen Pantheons, waren sich zumindest in einer Tatsache einig.

Am Anfang, als die Welt noch jung und unerforscht war, und die Menschheit in vager Ungewissnheit über die Umstände der eigenen Existenz verbracht hatte, wandelten Götter noch regelmässiger auf Erden.
Und während der Verblender Getares damit beschäftigt war, seine Nachläufer in Unwissen zu halten und vor der eigenen Schaffenskraft zu behüten, wandelte der Panther bereits unter Getier und Pflanzen, um Sein göttliches Werk zu tun.

Gleich, wie man es bewerten mochte, Pflanze und Tier waren erfolgreicher darin, zu wachsen, sich zu wandeln und anzupassen. Und hätten wohl beinahe der Existen höher entwickelter Völker ein jähes Ende gesetzt, hätte der Herr Alatar kein Einsehen gehabt, auch die Menschen unter Seine Fittiche zu nehmen.

Die Folgen waren bekannt. Bruderkrieg, der Tod einer Geliebten, die Verstossung eines Kindes. Und der Herr, der nicht mehr in alle Farben der Existenz gekleidet durch die Welten zog, wie Sein pfauenhafter Bruder, sondern schwarz wie die Nacht, in Schatten getan. Und Dunkelheit.

Und eben da setzten auch die Überlegungen des Templers an, die ihn letzthin nicht mehr gänzlich verlassen wollten. Die Geschichten sprachen vom Herren in hellen Farben, den nur Unmut und Niedertracht in die Farben der Nacht zu kleiden vermochten. Und dennoch war der Herr, so man Ihm gegenüber zu stehen vermochte, ohne den Verstand einzubüßen, weit davon entfernt, nicht Herr Seines Zornes oder Opfer der Missgunst Seiner Geschwister zu sein.

Kurzum, der Herr war eine Existenz personifizierter Macht, Weisheit und Strahlkraft. Kein Geschöpf der Dunkelheit, welches darin herum kreuchen und sich verbergen musste.

Woher also kam die Eigenart des All-Einen, mit den Schatten zu verkehren, und sich in dunkelste Nacht zu kleiden. Gewiss war er ein Jäger, nicht zu sagen, der ultimative Jäger und Ausdruck wilder Dominanz. Und dennoch war in den Geschichten der Vergangenheit, oder vielmehr den Lücken darin, wohlmöglich mehr über das Wesen des Herren verborgen, das es weiter zu ergründen galt.

Verständnis hatte einen Anfang, letztlich aber niemals ein Ende. Die Lehren Alatars mehr als nur eine Bedeutung und mehr als nur einen tieferen Sinne. Und alle waren sie in Dunkelheit geschlagen, wo sie sich im Lichte nicht zu verbergen brauchten.

So musste Band um Band die Hände dieses Suchenden durchgleiten, Geschichte und Erklärung, auf der Suche nach der einen, scheints unbedeutenden, aber viel zu brennenden Frage.

Was lag tatsächlich in den Schatten, die der Herr um sich warf...

Welches Geheimnis mochte sich darin verbergen ... welches von vielen?


*so würde man den Templer wohl Mal um Mal die Bibliotheken des Tempels und des Hortes durchstöbern sehen, auf der Suche nach alten Schriften. Büchern. Aufzeichnungen. Scheints stetig auf der Suche nach etwas, ohne wahrlich benennen zu können, nach was.*

 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Cailen Vindheim





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2023 21:30    Titel:
Antworten mit Zitat

Jahrtausende in geschriebener Form zu sichten, war gewiss keine leichte Aufgabe. Selbst dann nicht, wenn ein Großteil davon die Zeit nicht überdauert hatte. Und vom Rest im Mindesten die Hälfte frei erfunden oder glatt gelogen war.

Dennoch musste die Aufgabe abgeschlossen werden und Spuren gefolgt, sortiert und überprüft werden.

So mochte man auch an diesem Abend den Clericus die diversen Bücherbestände des Reiches durchwühlen sehen. Jene, die ein Händchen für dergleichen hatten, und einen gerechten Hang zur Ordnung, würden wohl von der Unordnung zurück schrecken, die eine solche Suche mit sich brachte.

Besonders in der Pilgerstätte wird man den Hauptisch mit Pergamenten bedeckt finden können. Daneben ein Notizbüchleich mit Kritzeleien, manche durchstrichen, andere verdeutlicht.

Die Aufgabe war groß. Die Wissbegier ebenso. Das Ziel diffus und noch nicht in greifbarer Nähe.




 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jadia Conandil





 Beitrag Verfasst am: 15 Feb 2023 18:31    Titel:
Antworten mit Zitat

Die Tür der Pilgerstätte kaum geschlossen, da war er. Der Geruch. Ein vorsichtiges Wittern des kleinen Raubtiers, dann ein Zähneblecken, schnell hinter einem trägen Lächeln verborgen. Der Clericus war irgendwo im Gebäude oder darin gewesen, genau war es nicht auszumachen durch den frischen Luftzug, den sie schnell mit dem Schließen der Tür hinter sich abschnitt.
Ihre Harfe stand noch am Kamin.
Die lautlosen Schritte der Tänzerin flogen leichtfüßig in die Küche, den Flur, die Treppe hinauf. Auf der Suche, leise witternd an jedem Absatz. Die Suche führte nach unten. Der Geruch war noch da, die Unordnung war noch da, der Mann war fort. Lange ruhte der Blick auf dem systematischem Chaos, dass er in der abgeschlossenen Bibliothek hinterlassen hatte. Die schmalen Hände legten sich um die Gitter der Tür und ein unwilliger Laut erklang. Unwillig sein, sie war allein hier.
Langsam tastete sich das Auge an den herausgezupften Pergamenten, den verkehrt herum gestellten Folianten und dem See aus Büchern am Boden entlang. Erwürgen wäre noch zu milde. Die Tür war abgeschlossen, daran hatte er gedacht. Möge er ein Fiepen in den Ohren vernehmen. Langsam lösten sich die Hände und griffen in den Ausschnitt, dann ging sie in die Hocke. Es dauerte nicht lange und man hörte ein leises 'Klick'. Die Tür war offen und sie mit einem Fuß in des Rakuns heißestem Vulkan. Doch als Hausdame konnte sie das hier nicht so lassen.

Etwa zwei Zeitstunden später war alles wieder hergerichtet. Alles wieder am Platz, wo es laut Beschriftung hingehörte. Die Einzelblätter wieder eingelegt, die verknickten Seiten geglättet. Er hatte es erwähnt, er war auf der Suche nach dem Schatten. Nein. Die Frage warum der All-Eine sich mit Schatten umgab und durch jene seine Macht zeigte, das war es. Sie hatte noch einen Gedichtband dazu gefunden und steckte ihn ein. Staub gewischt, alles nochmal gerade gerückt und sie verschloss die Tür wieder. Süß wie sie noch glaubten, Schlösser würden sie...

Nun ja.

Ein Platz wurde am Haupttisch hergerichtet. Ein kalter Tee aus Melisse und Fenchel mit etwas Zitrone. Dazu ein Imbiss aus belegten Broten und der Gedichtband. Darauf wurde ein abgerissenes Stück Pergament drapiert mit einer kleinen Notiz.


    Für Clericus Vindheim - alle anderen Finger weg oder Noir!

    Clericus Vindheim,

    Schatten sind, was sie sind.
    Ich werde mich um Lieder dazu bemühen und um Volksweisen.
    Nehme Kontakt mit den Letharen auf, die die Klänge ihres Volkes bewahren.
    Wenn sie mich fressen, seid Ihr schuld und müsst damit leben.

    Noir.



Kurz darauf legten sich wieder Klänge der Harfe über die Pilgerstätte, an diesem Abend jedoch ohne Verspieltheit und Launigkeit. Es lag eine getragene Prosa darin, als wolle die Harfistin den Schatten selbst um Antworten fragen. Möglicherweise betete sie sogar während des Spiels. Das würde jedoch nur Alatar wissen. Und sie.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 15 Feb 2023 19:40    Titel:
Antworten mit Zitat


    Ordnung ist humorlos.
    (Manfred Hinrich)


Schweigend. Bestimmt eine halbe Stunde stand er so vor dem Regal in der Pilgerstätte, bei dem
Entschieden etwas anders war. In Anbetracht des Chaos, was in den anderen Bücherregalen des
Tempels geherrscht hatte, war es hier zu ordentlich, darüber hinaus aber nicht so, wie er es selbst
Hinterlassen hatte.
Stellten sich ihm zwei Fragen: Warum sollte hier nun Ordnung gemacht worden sein, drüben aber
nicht? Sein Blick fiel auf die Eisentür, dann zurück auf das Regal. Bei Alatar, wie er es hasste, wenn
jemand diese Unordnung in die Archive brachte und dann jemand versuchte die Ordnung so wieder
herzustellen, wie sie war und trotzdem daran scheiterte.
In aller Pedanterie machte er sich die kleinen, aber vorhandenen Fehler zu richten, blätterte dabei
die Seiten durch, suchte nach fehlendem Material, etwaige Seiten, die weg waren, Markierungen,
die es vorher nicht gab, oder ähnliches. Herauszufinden wer hier was suchte, würde ihm nicht
schwerfallen. Es gab nur zwei Personen, die Zutritt hatten. Berechtigten Zutritt hatten. Und beide
hätten hier nicht aufgeräumt. Der eine nicht, weil er gerade suche, der andere nicht, weil er sich
nicht verantwortlich für das gemachte Chaos fühlte – und der Catulus hatte allein keinen Zugang.
So ein kleiner Tatort verriet so unglaublich viel.
Müßig sich darüber zu ärgern. Sinnvoll dem ein Riegel vorzuschieben, der sich nicht so einfach
Bewegen ließ, oder knacken. Aber dazu erst, nachdem er wieder alles ordentlich hergerichtet hatte,
und wusste, was aus seinen heiligen Archiven fehlte. Diese… er hatte keine Worte dafür!
Wie konnte man nur so unachtsam damit umgehen!?

Er brauchte eine weitere Stunde, bis er hier alles soweit hergerichtet hatte, den Raum verließ,
auf herkömmlichen Wege abschloss, den Schlüsselbund verstaute und dann die Hände an das
Schloss legte. Es folgte ein leises Gebet an den Herrn, ein Ausgreifen ins klerikale Gefüge und
das einfache Schloss war nun mehr ein Hindernis für launische Gemüter in grellem Violett,
aber auch für jeden anderen, der nicht klerikal heranzugehen vermochte.
Ein Siegel für ein Schloss, mochte Alatar den nächsten bluten lassen, der es wagte, hier noch einmal
Einzubrechen. Im Stillen brachte es ihn zum Lächeln, so eine kleine Spur von Gehässigkeit darin,
bevor er sich abwandte, die Miene wieder ernst und ruhig.

Wenig später befand er sich im Tempel, um auch dort der Pedanterie zu frönen und die Bibliotheken
In Ordnung zu bringen. Hier im Tempel, in den Katakomben, im Glaubenshaus, es gab genug zu tun.
Dieser Wahnsinnige! Löblich, wenn er selbst suchte, löblich, wenn er sich darin vertiefte und dem
Wissensdurst leidenschaftlich folgte, aber hätte er nicht fragen können? Wer von den ‚Er’s‘ es auch
Immer war, hieß das!
Beim Herrn, es war gut, dass es noch heute auf diese Expedition ging. Er würde genug Gelegenheit
Haben dort seinen Ärger loszuwerden an Dingen, die es wert waren. Wobei er sich nicht ganz sicher
war, ob es Fräulein Violett nicht auch wert wäre. Unfassbar!

 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 17 Feb 2023 22:40    Titel:
Antworten mit Zitat

Zeile um Zeile flogen vor den Augen des Templers entlang, Nacht wurde Tag, Tag zur Nacht, das Licht kam, das Licht ging.

Einige Dinge hatten eine Tendenz früher oder später wieder gefunden zu werden, manchmal musste man nur lange genug warten.
Wer suchet der findet letztendlich auch, die Werke auf der Arbeitsfläche des Clericus stapelten sich mittlerweile ellenhoch. Alte Aufzeichnungen zu Initiierungen, Einkaufslisten, Protokolle, Berichte, Anekdoten, Geschichten und schließlich auch Legenden.
Jeder Tag schien in einem schier endlosem Strudel aus Buchstaben aufgesogen zu werden. Der Schreibtisch schien den Templer fast wie ein Bannkreis zu binden.

Doch eines Tages, die Augen schmerzten zu jener schon jungen Stunde schon, ward es letzlich gefunden eine Abkürzung, ein Akronym, ein Wort, ein Begriff, ein Name? M r i n h

Was auch immer es war, irgendwie schien es die Augen des Clericus auf sich zu ziehen. Doch das Buch war beschädigt, Seiten herausgerissen, Sprünge in den Seitenzahlen waren noch die geringsten Schäden, das Buch schien nicht nur unter der Schlampigkeit zum Bücherdienst verdammter Catuli gelitten zu haben, auch Bücherwürmer haben ihr Übriges getan, dieses uralte Buch der Vergessenheit zu übergeben. Unzählige Kerzenleben dauerte es bis er schließlich auch die Bücher, die hinter die hintersten Regalen gefallen waren gefunden hatte. Die langwierige Arbeit trug Früchte und schließlich gaben die Bücher das Geheimnis des Wortes preis. Dort standen die Lettern letzten Endes komplett Mrissanth.

Doch wer ist Mrissanth oder was ist Mrissanth. Die lange verwesenden Leichen der Bücher vermochten dieses Geheimnis nicht mehr zu offenbaren.

Diese Nacht sollte Cailen eine Vision ereilen, eine weite Halle erstreckte sich vor ihm, einst voll von Leben und Stärke, doch flackerte das Bild vor seinem Auge wie eine Kerze in einer zügigen Hütte, mal war sie rege belebt doch im Augenblick des Flickerns schien sie leer und dann zunächst wie mit einem schleimigem Film überzogen, dann wieder Wachstum. Dichte Gaswolken und dichte Insektenschwärme füllten die Luft und stachen Haut und Lungen. Der Blick begann durch die Hallen zu schwenken, Pilze und Flechten wuchsen über die Wände und Böden, letztlich legte sich die Sicht auf eine Gestalt und schien sich dieser zu Nähern. Eine Frau in einer Robe saß dort, die kreidebleiche gedunsene Hand legte sich um einen knorrigen Stab, dann versagte die Sicht und wie aus einem Gewirr der Stimmen erklang es dann

"Mrissanth, sie die das Leben liebt"


 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Cailen Vindheim





 Beitrag Verfasst am: 20 Feb 2023 19:45    Titel:
Antworten mit Zitat

Der Tag neigte sich dem Ende entgegen, und mit ihm eine erfolgreiche Unternehmung. Das Artefakt war wohlbehalten in die Arme des Tempels eingezogen, wo es, sicher verstaut und umsorgt, auf den Tag harrte, an dem es die Schöpfung retten würde. Wieder einmal.
Wäre er in der Stimmung dafür gewesen, hätte ihn der Gedanke sicherlich amüsiert, welches Gesicht die Diener der Adlerin wohl ziehen wollten, wenn der Herr Alatar wieder einmal als verantwortungsvolles Mitglied des Pantheons auftrat.

In der Stimmung aber war er nicht. Der Tag neigte sich also wahrlich dem Ende entgegen, und mit ihm Anspannung und Konzentration, die von müden Gliedern, schmerzenden Muskeln und schlaflosen Nächten sprachen.
Dennoch, ein voller Erfolg. Und an Aufregungen hatte es nicht gemangelt. Das Ende eines Kerkermeisters, der Beginn eines neuen Lebens, die Rückkehr einer Insel, eine Reise in die Tiefen des Meeres, und manches mehr.

Zeit, Ruhe und innere Einkehr zu finden, an dem einzigen Ort, der dafür wirklich geeignet war. In den Tiefen Seines, und seines, Tempels, umgeben von den Ausdrücken wilder Natur und den Schatten lichtloser Kavernen, die sich abseits der so zivilisierten Pfade zeigten.

Die Macht des Herren war hier nahe. Und fühlbar. Nicht als Sinnbild unsterblicher Erhabenheit, die einen jeden erfüllen musste, der Seine Tempel von Oben betrat. Aber als Essenz ungezügelten Lebens und Strebens nach Dominanz, nach Überleben, nach dem Quäntchen Sonnenlicht, dem Platz am Tümpel, dem Fleckchen grüner Erde.
Umgeben vom Geruch schwerer, feuchter Erde, dem Knistern und Knacken sich heimlich, und zugleich doch viel zu schnell, regender Ranken und den Überbleibseln seiner letzten Gäste, fiel die Schwere der letzten Tage langsam, aber sicher von ihm ab.

Der Herr war gut zu ihm gewesen, hatte seine Anstrengungen belohnt, und ihn letztlich zu einem Fetzen Wissen geführt, das ihm bis dahin verborgen geblieben und unbekannt gewesen war. In den letzten Winken, den staubigsten Ecken einer Bibliothek, die lange schon keine wirkliche Pflege mehr erfahren hatte. Ein Name. Nur ein Name und die Andeutung einer Geschichte dahinter. Mehr war es nicht gewesen, womit er sich begnügen müsste, ehe die Pflichten der Oberfläche ihn zu anderen Taten riefen.


„Mrissanth“. Sie, die das Leben liebt“.

So stand es geschrieben. Nein, so hatte er es vernommen. Was auch immer das bedeuten mochte. Die Bücher wollten oder konnten dazu keinerlei weitere Auskunft liefern.
Was ihm blieb, war der Traum. Gesandt vom Herren wohl möglich, vielleicht auch Vorbote weiterer Entwicklungen. Die Eindrücke aber klar und zugleich lockend, fordernd, wie auch erschreckend.
Bislang war ihm noch kein Ort unter gekommen, der ihn an das Geträumte erinnert hätte. Klar war aber, dass darin etwas verborgen lag, das aufzuspüren ihm nun übertragen war. Im Guten wie im Schlechten.

Der Schädel seines letzten Gastes, sinnierend in der rechten Hand erhoben, trug sein eigenes, neues Leben in sich. Pilz und Moos im verwelkten Haar, Gewimmel in den leeren Augenhöhlen. Leben, standhaft und begierig, das ihn zugleich mit Zuversicht erfüllte, wie auch abzustoßen vermochte. Und zugleich an die Tiefen in seinem Traum erinnerten. Nur dass das Leben darin .. anders gewesen war. Unnatürlich. Unrein.

Allein die Gestalt darin schien es wert zu sein, gefunden und geborgen zu werden. Wie aber sollte man solch einen Ort wohl finden, der in den Tiefen verborgen und vom Unleben beherrscht war. Eine Frage, auf die Antwort zu finden der nächste Schritt dieses weiteren, in seiner Tragweite noch nicht abschätzbaren Abenteuers sein musste.

Er würde mit seinen Glaubensbrüdern und Schwestern reden müssen. Und einen Weg ersinnen, den Pfad im Dunkeln aufzuspüren.
Bald jedenfalls, nicht mehr heute.
Der Schädel wurde behutsam wieder abgesetzt, wo Pflanzen und Tier sich weiter seiner bemächtigen wollten, die Handschuhe achtsam im feuchten Moos gereinigt. Manche Dinge waren nichts für die Oberfläche. Manche blieben zurecht im Schatten verborgen.

Was blieb, war die Andacht an den Herren, dann der verdiente Schlaf ...




Zuletzt bearbeitet von Cailen Vindheim am 20 Feb 2023 19:46, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Cailen Vindheim





 Beitrag Verfasst am: 26 Feb 2023 14:11    Titel:
Antworten mit Zitat

Tage waren vergangen, seit er von der Insel zurück gekehrt war. Tage, seit er in Traum und Vision einen Blick auf jene unsägliche Halle geworfen hatte, die sein neues Ziel geworden war. Tage, seit er einen Namen gehört und damit nur mehr Fragen aufgetan hatte.
Und keine Antworten. Der Herr war nicht weiter freigiebig gewesen und hatte ihm keine weiteren Träume gesandt. Die Gespräche und Pläne zusammen mit den Glaubensbrüdern und Schwestern zwar produktiv, aber noch ohne Früchte getragen zu haben.

Immerhin, im Gespräch mit der Erzlethoryxae waren manche Ideen gesponnen und ein Gedanke genährt und gepflegt worden. Wenn Wissen gefunden werden musste, dann war es sicherlich alt. Verborgen. Und das wohl möglich mit purer Absicht. Wo aber würde man Wissen verbergen, das nicht gefunden werden sollte, so man es nicht von Anfang an zerstört hatte.

An Orten, die nicht weniger alt waren, als das Wissen selbst. Und welche Orte mochte es geben, gerade auf Gerimor, die alt genug waren, um das Gesuchte zu verbergen.
Eine weitere Studie der Texte brachte nur einen Namen hervor, dessen Örtlichkeit mit Sicherheit zu bestimmen war.


„In seinem Zorn raubte Alatar Jungfrauen aus Varuna, einer der größten Siedlungen der Menschen. Er stahl ihnen den Verstand, entstellte ihre Gesichter und misshandelte ihre Körper so, dass sie wie Vögel aussahen. Alatars anfänglicher Neid war zu Hass herangewachsen; so hatte er den Frauen unbewusst die Gestalt seines Bruders Getares gegeben. Als Alatar dies bewusst wurde, tötete er ein Drittel der Kreaturen. Die anderen ließ er entfliehen, damit sie bei den Menschen Angst und Schrecken verbreiten konnten. Die Wesen sind seither als die Schicksalstränen Varunas bekannt. „

Ja, es war ein Ketzertext gewesen, der dieses mögliche Mosaiksteinchen in sich trug. Und doch mochte selbst in den Lügen der Verblendeten und der Unfähigen ein Quäntchen Wahrheit verborgen liegen.

Varuna. Die älteste Stadt auf Gerimor? Zumindest alt genug, um die jungen Jahre des Herren selbst mit erlebt zu haben. Ein Ort an dem es zu suchen galt nach Spuren, die zur Lösung beizutragen vermochten.
Der erste Schritt also. Mehr über diese alte Stadt zu erfahren, zu ergründen, wo am besten nach alten Wissen und Texten gesucht werden mochte.

Und dann waren da noch die Ruinen des Alten Tempels vor der Heiligen Stadt selbst. Alt. Alt schon und verfallen, als die Erzlethoryxae selbst damit begann, auf Gerimor zu wandern. Alt und verfallen und immer da, ohne dass seine Existenz oder seine Herkunft wohl noch viele Gläubige beschäftigt hätten.
Auch dort konnte sich Wissen verbergen, das sprichwörtlich direkt vor der Nase des Tempels verborgen worden sein mochte. Wo, wenn nicht dort, sollte man also mit der Suche weiter verfahren.

In jedwedem Fall, war noch vieles vorzubereiten, manches Wissen einzuholen, Pläne zu schmieden und Gedanken zu ordnen.
Pläne vor allem, von alten Städten und verfallenen Ruinen. In sich ein Rätsel, dessen Lösung sicherlich das Wissen des Tempels mehren und bereichern würde.

Die Gedanken zu ordnen indes, war der dritte und letzte Punkt gewesen, und jener, welcher ihn die letzten Tage dazu gebracht hatte, erneut zu fasten und sich zu zügeln. In Erinnerung an die Tage als Vicarius, in welchen das Tagebuch seiner Schmerzen und das Eintauchen in jene so manche Offenbarung bereit gehalten hatte.
Und so waren auch die rituellen Narben jener Zeit wieder aufgebrochen und unbehandelt, Schmerz und Hunger nah beisammen, wie zwei Geschwister, die sich nicht von einander trennen wollten.
Tief verborgen in den Kavernen Seines Tempels, der berauschende Duft schwelender Weihrauchschalen, da sollte im Gebet und der Andacht an den Herren die Suche nach weiteren Visionen beginnen.

So war die Nacht im Gebet verbracht worden, die Glieder indes starr und schmerzhaft davon, so lange auf kaltem Grund zu knien. Das Wiederholen der gewohnten Gebete, passend zum Anlass, in sich selbst längst dazu geeignet, den Geist in Einklang mit dem Göttlichen zu versetzen und die Einflüsse der Welt da draußen möglichst zu verbergen. Allein das Pochen seines Herzens im Einklang mit dem Pochen seiner Wunden, das warme Rinnsal aus lebendem Blut, das sich irgendwann zu heißer Glut auf kalter Haut zu wandeln drohte, waren gestattet und erwünscht, trieben den Geist weiter dazu an, sich vom Unwesentlichen zu trennen. Das Wispern der Schatten und das Wispern gesprungener Lippen, ein stetes Flüstern in dunklen Kammern, bis Tag zu Nacht und nochmals Tag geworden waren.

Ob der Herr ihm weitere Visionen sandte, die Tür zu klaren Pfaden auf zu stoßen, oder auch nicht.
Dieses Rätsel würde gelüftet werden. Der Schatz des Tempels, um Wissen, Weisheit und Wahrheit, um diese eine Nuance erweiter werden.
Schmerz, Mühsal, Hunger, Zeit. All dies spielte keine Rolle im Austausch mit dem Ewigen.

Nur die Lösung spielten eine....


"Mrissanth"

 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 26 Feb 2023 16:06    Titel:
Antworten mit Zitat


    Nur Glaube, der spirituelle Wahrheit einschließt,
    bewahrt vor einem Archiv unbeantworteter Gebete.

    (Peter Horton)


Sie waren seit einigen Tagen wieder zurück. Die meiste Zeit pendelte er seither zwischen Heim und Tempel, insbesondere den Katakomben. Jeden Tag prüfte er morgens, mittags und abends die Siegel, die das geborgene Artefakt schützen sollten vor allzu neugierigen Nasen und Griffel. Zwar fürchtete er kein Eindringen durch Fremde, aber Catuli hatten bisweilen ja auch so ihre Anwandlungen. Er konnte sich da viel zu gut an seine eigenen in der Zeit erinnern, als dass er das außen vor lassen mochte.

Es gab gleichwohl Momente, in denen er länger bei dem Artefakt verweilte, der Geist zurückkehrte zu dem Heiligtum tief unter dem Meer und den beeindruckenden Erlebnissen, die sie dahin geführt hatten. Der Ort, wo sie den Schatz geborgen hatten, war nicht weniger ehrfurchtgebietend gewesen für ihn, wie der eigene Tempel, obwohl er genau wusste, dass dieser der Schöpfermutter geweiht war. Rätsel über Rätsel galt es zu überwinden, um an die Essenz zu kommen. Nun mochte man glauben, ein Archivar wüsste gute Rätsel zu schätzen, im Stillen aber mochte er diese nicht wirklich. Er empfand sie eher als hinderlich. Allerdings auch nicht so hinderlich, dass er sie als adäquates Mittel betrachtete, um etwas so wertvolles zu schützen. Irgendwer schaffte es immer das Rätsel zu lösen. Der bessere Schutz war wohl die Lage des Ganzen gewesen – tief unter dem Meeresspiegel, am Grunde des Malstroms vor der Südseeinsel. Ohne die Macht Mahus, die sie dort das erste Mal für ihn offenbar werden ließ, wäre das Unterfangen vermutlich gescheitert. Er traute den Magiern sicher viel zu, aber das überstieg vermutlich dann doch deren Fähigkeiten. Und diese Frau vollbrachte es allein eine große Anzahl an Menschen dort vor dem sicheren Ertrinken zu schützen. Beeindruckend.

Aber noch etwas führte ihn hier runter. Hier hatte er Ruhe und Zeit, um ein Schriftstück aufzusetzen. Es sollte in die Heimat gehen, zu seinem Bruder Fjore. Er wollte ihn beauftragen sich dort umzusehen und umzuhören, nach alten Schriftstücken, nach dem Namen, den sein Glaubensbruder ihm nannte. Er sollte sich umsehen und umhören, ob er etwas fand, dass zur Schöpfergeschichte gehörte, und es schicken, so rasch als möglich.


    26. Eisbruch 266
    Tempel zu Rahal

      Des All-Einen Segen mit dir, Honigzunge,

      es ist höchste Zeit mal wieder zu schreiben. Ich weiß gar nicht, ob ich dir schon von unserem
      Nachwuchs geschrieben hatte, so viel ist in letzter Zeit geschehen. Zur Sicherheit: Er ist ein
      gesunder, properer Bursche mit dem Namen Lysander und stellt unser Leben gehörig auf den
      Kopf. Richte doch der Familie unsere besten Wünsche und Grüße aus, wenn du sie wieder
      triffst und lass alle wissen, dass es uns gut geht.

      Mein Anliegen, weshalb ich schreibe, ist allerdings ein anderes. Ich benötige dringend deine
      Hilfe. Bitte schau dich doch mal nach folgendem um für mich in Shevon: Ich brauche dringlich
      Werke über die Schöpfergeschichte und über eine Dame deren Name mit einem M beginnt
      und mit einem th endet. Den genauen Namen kann und möchte ich nicht nennen, um dich
      nicht in mögliche Bedrängnis zu bringen. Was es genau damit auf sich hat, kann ich dir nicht
      sagen, dazu fehlt es uns hier noch an Informationen.
      Du würdest aber dem Tempel des Herrn damit einen großen Dienst erweisen, wenn du dich
      umsiehst, umhörst, die Werke erwirbst und uns zusendest. Die Kosten werde ich dir natürlich
      erstatten. Leg diese einfach dem Paket dann bei.
      Wenn irgendwie möglich, setz meine Bitte zügig in die Tat um, auch wenn ich weiß, dass das
      Hinterherjagen nach Werken oftmals Tage, Wochen und Jahre dauern kann. Im Zweifel werden
      es halt mehrere Pakete.

      Beim nächsten Mal bekommst du einen längeren Brief von mir. Sieh es mir nach, dass ich mich
      dieser Tage kurz halte. Hier gibt es einiges zu tun und viel vorzubereiten. Achte auf alle und bleibt
      ohne Zweifel im Herzen. Der Herr schützt uns alle.

      Apostel


Der Bote wurde wenig später auf den Weg geschickt mit klaren Anweisungen und einer guten Bezahlung obendrein, um zu gewährleisten, dass der Schrieb sein Ziel so zügig und sicher erreichte, wie möglich.
Danach zog er sich einige Bände aus dem Regal heraus und begab sich damit in die erste Bibliothek und begann die Archivliste durchzugehen und notfalls zu ergänzen. Auch nahm er nochmal alle Werke dafür aus den Regalen hinaus, schaute dahinter, reinigte gleichsam die Regale und Bücher vom Staub und stellte sie zurück. Bei dem ein oder anderen Werk warf er einen Blick oder auch zwei hinein und suchte natürlich selbst auch nach Hinweisen zu Mrissanth und Querverweisen zur Schöpfergeschichte, sowie ihrem Anteil dabei.
Bei dem ein oder anderen Wälzer hielt er sich sogar noch länger auf, auch länger als nötig, weil hier und da etwas stand, was sein persönliches Interesse zusätzlich weckte. Dass so wieder einmal Stunde um Stunde ins Land ging, merkte er – wie üblich – viel zu spät. So kam es dieser Tage nicht selten vor, dass er erst tief in der Nacht heimkehrte, wenn Frau und Kind schon fest schliefen.
Bücher hatten schon immer eine einnehmende Wirkung auf ihn gehabt. Er konnte sich wunderbar in ihnen verlieren und die Zeit und alles um sich herum vergessen. Nach wie vor hatten sie nichts von ihrem Einfluss auf ihn verloren, was teils gut, teils aber auch schlecht war. Viel zu leicht gab er für sie die Kontrolle über seinen Geist ab, versank in ihnen und manchmal hatte er sogar das Gefühl es mitzuerleben, was dort geschrieben stand.
Nur der Fokus hatte sich inzwischen etwas mehr verschoben, der Fokus auf die Inhalte der Werke. Wo er früher den Schundromanen hinterher gelaufen war, war es nun mehr Geschichte, Sagen, Legenden, Fachliches und ähnliches, was sein Interesse auf sich zog. Anders gesagt, die Bandbreite dessen, was er in Buchstaben und Worten förmlich inhalierte, war deutlich gewachsen, seit er den Zugang dazu bekommen hatte.

Einmal mehr wuchs in ihm auch der Drang wieder ein eigenes Werk zu schaffen, oder eigene Werke. Es war wirklich an der Zeit sich an das Projekt zu setzen, was er sich als Catulus schon ersonnen hatte zu vollenden. Aber damit wollte er dann doch erst beginnen, wenn er seinem Glaubensbruder erfolgreiche Unterstützung gewährleisten konnte. Eines nach dem anderen.


 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 14 März 2023 20:28    Titel:
Antworten mit Zitat

Ein Lichtstrahl, doch woher?..
Ein dünner Lichtstrahl fiel auf die bleiche, aufgedunsene Haut des Mannes und brachte eiternde Beulen und Geschwüre aus der Dunkelheit hervor. EInige Augenblicke stierte er auf seine blasse Haut die unter dem Sonnenlicht Blasen warf, ehe sich die eingefallenen Augen an die Decke wandten aus der dieser Strahl der Außenwelt in das Miasma fiel.
"Doch so nah..." blubberte die Stimmen ehe diese Worte doch ein Aufhusten dicken Schleimes unterbrochen wurde.
Dichte schwirrende Schwärme scheußlicher Stechfliegen stoben empor gen der Öffnung und drängten hinaus an die frische Luft, dicht gefolgt von den Austrieben eines schleimigen Schimmels. Ein widerwärtiges Lachen folgte der Ausbreitung des Verfalls, ehe die Gestalt sich einer dunkleren Ecke in der Höhle zuwandt.
"Ist es nicht ironisch, dass so kurz vor deinem Verfall, die Welt wieder zu dir zu dringen versucht?" Irgendetwas Großes bewegte sich in den Schatten der Höhle, ein großer Körper der dennoch auf eigene Weise grazil wirkte schien sich dort zu befinden. Schwach leuchtete das Licht durch die schweren Sporenwolken in der schwülen Höhle und brachte längst vergessene Dinge zurück ins Licht, zwischen dickem Schleim und lebendigem Gewirr aus Würmern und Käfern lagen einige große Eier in dunkel schimmernden Farben.
"So nahe der Erlösung, doch ist sie dennoch so fern..." folgte wieder die Stimme mit einem krächzendem Lachen. "Es ist beinahe köstlich ironisch, dass du vor deinem Tode noch einmal das Licht sieht." fügte die Gestalt noch hinzu, ehe sie mit ihrem knorrigem Stab einen Schlag in Richtung eines der Glieder führte, welches mit einem hartem Tocken erklang, als diese aufeinander trafen. Der berobte Schemen wandt sich wieder vom im Schatten verborgenem Geschöpf ab und sah auf zu dem Loch in der Höhlendecke welches langsam etwas weiter aufbröselte und sein Gesicht enthüllte.

 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Cailen Vindheim





 Beitrag Verfasst am: 16 März 2023 20:12    Titel:
Antworten mit Zitat

Die alten Ruinen waren stets ein Ort gewesen, an welchem die Nähe und die Allmacht des All-Einen besonders deutlich zu spüren waren. Ein Ort, der in drückender, belastender Weise die Anwesenheit einer höheren macht offenbarte und dabei wie ein Vorhang das Wirken und Treiben der Sterblichen zu unterdrücken vermochte. Jeder Laut gedämpft, gemindert, beinahe verschlungen. Allein das viel zu regelmässige, helle Klingen einzelner Blutstropfen, die von wer wusste schon woher stammen mochten, um das ewige Becken zu füllen, waren merkbar.

War einmal.

Die Notwendigkeit, zur Erretung der Mutter des Panthers zusammen zu treten, hatte diesem geweihten Ort schwer zugesetzt und aus einem Hort der Geheimnisse und der Abgeschiedenheit etwas Öffentliches gemacht. Und Spuren hinterlassen.

Zum Tropfen des Blutes gesellte sich nunmehr das Säuseln und Singen des Windes auf blanken Knochen. Das Ächzen in alterndem und bedrohlich mürbe erscheinendem Gebälk. Das Rieseln fallender Steine und Steinchen. Insgesamt war aus dem Alten Tempel also ein Altes Wesen geworden. Über seine Zeit hinaus, mürbe und dabei zu vergehen, um neuen Dingen Platz zu machen.

Dieser Kreislauf der Ewigkeit war nicht unbekannt und auch nicht neu. Alle Dinge mussten vergehen, dem Neuen weichen. Auch die Diener des Herren waren nicht davon ausgenommen, sahen es sogar als ihre Pflicht, jeder Generation mehr mit auf die Reise zu geben, als sie selbst erhalten hatten. Schritt um Schritt, Leben um Leben, näher an die Perfektion, näher ans Ziel.

Dies also war es nicht, das zu beunruhigen vermochte. Die Hinterlassenschaften der Verkommenheit, die ihre Klauen nach den Ruinen reckten, wie ein schmieriger Tumor, allerdings schon.
Die Pilze waren einfach aufgetaucht, mutmaßlich, im Anschluss an die Rettung der Eluive. Ob sie zuvor schon da gewesen waren und aus anderen Gründen nunmehr umso mehr gediehen, nicht zu sagen. Dennoch waren sie hier. Eine zitternde, blubbernde, platzende, stinkende Masse aus Unleben, in allen Farben der Verdorbenheit. Eine offene Wunde, eitrig und entzündet. Eine Pustel im Angesicht Seiner Herrlichkeit.

Die bloße Anwesenheit eines Beobachters schien vollends zu reichen, überladene, geschwollene Pilze zur Entladung zu verleiten und Wolken ekelhft schimmernder Sporen durch die Luft treiben zu sehen. Zu riechen, zu schmecken, schmierig auf Kleidern und Harnisch zu wissen.
Schlimmer noch, nun da er ihrer angesichtig wurde, war die Ähnlichkeit mit jenen Spuren, die er zuvor schon entdeckt hatte, nicht mehr zu verleugnen. Die Schrift in der hintersten Ecke der Tempel-Bibliothek. Die Reste einer Aufzeichnung in den Wirren und Tiefen des Hortes. Beide waren nicht minder verkommene Ausgeburten des Verfalls, inmitten von Schriften die von sorgsamer Hand gehegt und gepflegt wurden.

Die Vergänglichkeit war also immer schon da gewesen und vielleicht nur, von den Erschütterungen der letzten Schlacht getrieben, zu neuem, Übelkeit induzierendem Unwesen angeregt.
So oder so, das Geheimnis musste gelüftet, dem Traum gefolgt und der Kern, die Zyste im Herzen dieser Grässlichkeit gefunden werden.

Mit Ekel auf den Zügen, ein durchaus ungewohnter Anblick, besann sich die hagere Gestalt des Tempeldieners auf die Arbeit, die vor ihm lag. Getreue mussten versammelt werden, Hilfe erbeten. Herz, Arm und Verstand für die kommende Aufgabe gestählt. Und Wege gefunden, die Verderbtheit aus dem Herzen des Glaubens zu entfernen. Koste es, was es wolle...


 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jadia Conandil





 Beitrag Verfasst am: 27 März 2023 16:33    Titel:
Antworten mit Zitat

Augen aufschlagen.
Dämmerlicht.
Das gleiche Brennen im Hals wie damals, damals als sich die Schlinge zuzog. Doch die Schmerzen waren anders, sie liefen wie Feuerameisen die Kehle hinauf und hinab und lagen nicht wie ein festes Band nur an einer Stelle. Die Aufwallende Übelkeit traf auf einen leeren Magen, nichts als ein trockenkehliges Husten erfolgte. Zitternd ein paar Schlucke Wasser, das Brennen lies nach. Nur noch wund alles.

Es war ihr Fluch, dass sie nicht widerstehen konnte. Gehorsam war ein doch schon längst abgeschworenes Laster. Ach wäre es nur Gehorsam gewesen und nicht die Laune einem Bernstein zu folgen. Der alte Tempel hätte so schön sein können in seiner morbiden, verfallenen Art. Er hätte so anziehend sein können, der der Klang ihrer Schellen hallte in einem ganz eigenen Echo und Volumen von den Wänden wieder. Doch der Geruch von Verwesung, Fäulnis und vergehen durchzog alles.

Schleim, Unrat, Eiter.
Die Schellen schlagen wie ein Herz gegen das Vergehen,
die Schellen singen den Takt des Lebens und des Geschehens,
die Schellen sirren im Geist der Zeit,
die Schellen leiten das, was übrig bleibt.

Unrat, Ungetier, Tod.
Aus Knochen geformt der Riese hinter dem ich steh,
aus Knochen geboren, die Kraft auf die ich seh,
aus Knochen geworden, der Wille, der dem Tod befiehlt,
zu Knochen erstarrt, der Ton gezielt.

Sporen, Pilze, Gebete.

Blutrote Roben stehen vorn im Verderben,
Blutrote Roben wehen im Klang des Wortes,
Blutrote Roben werden hier nicht sterben,
Blutrote Roben, Reinigung des Ortes.

Sturz, Schwärze, Luft.
Not.

Die noch immer zitternden, schmalen Hände hatten ausgehalten, Takt und Klänge geformt. Der weiche Körper hatte Stand gehalten und für jeden sichtbar das Ende des Trupps markiert.
Bis das Violett fiel.
Ein Schlag zu viel, ein Angriff zu viel.

Die Augen weit aufgerissen. Tiefe Atemzüge. Es war noch Luft da. Luft! Es war keine Kiste, war kein Seil. Atmen. Brennend.
Jemand aus der Gruppe hatte sie wohl mitgeschleppt, ihre verdorbene Kleidung verbrannt und sie gewaschen. Sogar die Haare waren noch nass zu einem Zopf geflochten worden. Die Prellungen waren mit einer Salbe versorgt. Es roch nach Arnika und Ringelblume.

Krächtzen.
Brennen.

Meine Stimme. Nun ganz verschwunden.

Doch die Harfe klingt noch.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Was in den Schatten lauert ...
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de