Ein Brief wird im Palast Adoran für den Herzog überbracht

[Helisande von Alsted]

Mit dem Siegel der Grafschaft Tiefenberg und der Banderole in den Farben der Helisande von Alsted wird im Palast für Seine herzögliche Hoheit überbracht werden. Anbei befindet sich eine gute Flasche Rotwein aus Tiefenberger Bestand.

Grafschaft Tiefenberg
17. Lenzing 266

An Seine Herzögliche Hoheit, Anselm von Lichtenthal.

Unter dem Segen der Schwertmaid und der Ehre der Krone,
entbiete ich Euch als treu ergebene Vasallin meine Grüße und meine stetigen Hoffnungen um Euer Wohlergehen.

Erlaubt mir Euch in diesem Anschreiben über die Ergebnisse einer Reihe von Verhandlungen mit dem direkt benachbarten und eng verbündeten Volk der Thyren zu berichten. Denn diese Gespräche bewegen bereits seit Monaten, wenn nicht gar alsbald Jahren, die diplomatischen Verflechtungen und freundschaftlich gewachsenen Verbindungen.
Das der Ehre verpflichtete Volk der Tiefländer hat sich in vielen Schlachten und Kämpfen zur Verteidigung der Ländereien Lichtenthals worthaltend und mannstark an die Seite unseres Heeres gestellt und eilte jedem Hilferuf entgegen, gleich ob es galt dem Ruf des Junkersteyner Wachhorns zu folgen oder in Adoran die Trümmerberge fortzuschaffen. Nicht nur allein deshalb sind insbesondere auch mein Haus und das Haus Ihrer Hochgeboren von Junkersteyn in tiefen Freundschaftsbanden mit eben jenem Volk.
Solche Verbündeten erachten wir als kostbar und wertvoll, vor allem, weil von uns weniger verlangt als von ihnen gegeben wurde. Um diese militärische und auch persönliche Unterstützung zu honorieren folgte Sir von Alsted als lichtenthaler Gesandter der Bitte der thyrischen Diplomatin und tauschte sich über eine Vereinbarung aus, welche dem beidseitigen Interesse dienen sollte.
Die Thyren wünschen sich ein Wegerecht durch Berchgard, ähnlich, wie es bereits mit den ebenfalls diplomatisch und nachbarschaftlich angebundenen Kaluren gewährt wurde. In ihrer Rüstung und mit den ungezogenen Waffen am Leib soll ihnen die Durchquerung der Stadt von einem Tor zum anderen erlaubt sein. Ein Verbergen oder Verhüllen ihrer Gesichter sei ihnen dabei genauso wenig erlaubt wie der gerüstete Aufenthalt innerhalb der Stadtmauern. Damit verbunden wird jedoch auch die Pflicht sein, dass ein gerüsteter Thyre für die Verteidigung Berchgards einzustehen habe, wenn es während seiner Stadtdurchquerung zu einem Angriff käme.

Abseits unserer Regelungen würden die Bewohnern Wulfgards das Wegerecht intern an die strengen Ehren innerhalb ihrer Gemeinschaft knüpfen, sodass nur jene, die als verlässlich und verdient gelten, dieses Recht in Anspruch nehmen können.
Die unmittelbar von diesem Wegerecht betroffenen Vasallen Tiefenbergs - Seine Hochwohlgeboren Arenvir von Tilianas und Vogtin Gwenna Nordlicht - stimmen nach wohlüberlegten Erwägungen unmittelbar für diese Regelung.
Doch steht die Grafschaft Tiefenberg nicht allein und separiert, sondern in enger Verbindung mit dem hiesigen Adel. Deshalb wurde das Anliegen im Adelsrat vorgetragen. Wir erfuhren reichlich Zustimmung, aber auch die Gegenstimmen dürfen und wollen von mir natürlich nicht verschwiegen werden.
Einzelne Vertreter des Adelsrates äußerten Bedenken darüber, dass das Lichtenthaler Bürgertum sich zu Protesten animieren ließe, würden Verbündeten Rüst- und Waffenrechte für einen Durchgang gewährt werden, den die Lichtenthaler Gesetzen Bürgerlichen nicht zugestehen. Dies hat einen wahren Kern, doch haben Bürger dieses geschichtlich hervorstechenden Herzogtums dafür viele weitere Rechte, die an Zahl und Bedeutung höher stehen als ein Wegerecht. So zum Beispiel, um eines zu nennen, den Schutz des Regiments innerhalb und sogar außerhalb der Städte. Ähnliche Proteste wurden, so darf ich als Gräfin Tiefenbergs kundtun, über das Wegerecht der Kaluren niemals laut oder auch nur hörbar.
Mit der Tugend der Gerechtigkeit im Herzen und mit dem rechten Maß in meinen Abwägungen möchte ich trotz der unvollkommenen Einigkeit im Adelsrat mit dem Volk der Thyren einen Vertrag aufsetzen, der ausschließlich der Grafschaft Tiefenberg verantwortet wird. Mein Vertrauen liegt in der unverbrüchlichen Treue, Ehre und dem Stolz des Thyrenvolkes, sowie auf dem Vertrauen und der Weisheit der Bürger Tiefenbergs in diese Entscheidung.
Dieser Vertrag wird jedoch dynamisch bleiben, sodass bei Beschwerden oder Verstößen Neubewertungen stattfinden können.

Überdies seid Ihr darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich guter Hoffnung bin und die Geburt des Kindes im Sommer zu erwarten ist. Es ist somit gegeben, dass ich als Ritter der Krone an großen offensiven Vorhaben nur planend und organisierend teilhaben werde. Meinen aktiven Kampfeinsatz werde ich ab spätestens Schwalbenkunft einstellen müssen.

Somit verbleibe ich mit den besten Grüßen für Euch und Eure weitere Gesundheit und entbiete Euch unter Temoras stetem Blick meine Ergebenheit.


Gräfin von Tiefenberg