Xintra Tannich- Die Ankunft

[Xintra Tannich]

Die Schiffe wiegten sich im Takt der Wellen, die an die Hafenmauern schlugen.
Die See war relativ ruhig an diesem Abend und das rhythmische hin und her wirkte beinahe friedlich, aber es herrschte Krieg.
Xintra Tannich hatte es geschafft sich im Schutz des Gewirr der Stadt auf eines der Schiffe zu schleichen. Wohin es fahren würde wusste sie nicht und es war ihr auch egal, Hauptsache weg von hier. Nichts hielt sie mehr in dieser Welt. Sowohl ihre Mutter Gewindi, die Druidin, als auch Patin Xytra, die sich als Tierzähmerin und Bogenschützin einen Namen gemacht hatte, waren dem Krieg zum Opfer gefallen. Sie war eine Tannich, ein Kind des Waldes, ein vaterloser Basstat, aber Xintra trug Ihren Namen mit Stolz. In den Wälder fühlte sie sich zuhause und beschützt, hatte sie doch ihre Kindheit beinahe ausschließen in jenen verbracht, ob nun auf der Pirsch mit Ihrer Patin oder beim Kräuter sammeln mit ihrer Mutter. In den Wäldern zu Übernachten war kein notwendiges Übel, das Geräusch der knackenden Scheite und der Schein des Lagerfeuers gaben ihr ein Gefühl der Geborgenheit, und wenn sie sich schließlich zur Ruhe legte empfand sie den Wind wie ein sanftes Streicheln ihres Vaters, des Waldes. Xintra war sich sicher, dass keines der Kinder, die verhöhnend hinter ihr her rannten und lachend:“ Tannich, Tannich, vom Baum gefallen,vom Baum gefallen..“ riefen, wenn sie sich dann doch mal in einem der Dörfer aufhielt, hatten eine so intensive und liebevolle Beziehung zu ihren Vätern hatten wie sie.
Der Krieg hatte aber auch ihrem „Vater“ stark zugesetzt. Die Bäume, den von den Rodungen verschont worden waren, waren größtenteils den Bränden zum Opfer gefallen und ragten nun wie verkohlte Zeigefinger zum Himmel. Der liebliche Geruch von Kräutern, Gras,und feuchtem Moos war dem Geruch nach Asche,Fäulnis und Tod gewichen.
Xintra wollt nur noch weg von hier, weg von Tod und Trauer.

Wie viele Wochen sie auf dem schwankenden Kahn, stets im Verborgenen, zugebracht hatte, konnte Xintra nicht einmal schätzen, aber schließlich erreichte das Schiff einen Hafen und Xintra gelang es sich von Bord zu schleichen. Ihr Weg führte sie schnurstracks heraus aus dem Ort hinein in die Wälder. Tief atmete sie den Duft des Waldes ein. Unweit des Ortes fand sie ein altes Baumhaus, das sie so gut sie konnte wieder instand setzte. Etwas Moos für die Bequemlichkeit, ein Paar Felle gegen die Kälte, ein gutes Zuhause für einen neuen Anfang. Morgen würde sie Pilze und Beeren suchen, und versuchen sich einen Bogen zu bauen. Er wäre mit Sicherheit mehr schlecht als recht, hätte sie doch damals nur besser aufgepasst als Xytra ihr versucht hatte das Bogenbauen und Jagen beizubringen. Was würde sie jetzt dafür geben sich an die Rezepte Ihrer Mutter für Tränke und Tinkturen zu erinnern, aber damals erschienen ihr all die Lektionen so unwichtig und sie fand es viel lustiger mit den Fröschen um die Wette zu hüpfen. „Es wird dir eine Tages noch leid tun wenn du jetzt nicht aufpasst“ hatte Gewindi damals gesagt und sie sollte recht behalten. „Ich werde es lernen, ich verspreche es dir Mama, ich verspreche es“ Schluchzend fiel Xintra in einen unruhigen Schlaf. Der sanfte Wind des Waldes strich ihr tröstend über die Wange.