Rüstkunde oder Wo der Hammer hängt!

[Alev Wikrah]

Der Schild mit dem Wolfskopf

Nur wer nach der ersten erfolgreichen Hatz eine Bärenfellmütze sein Eigen nennt und dabei ein Kaltblutfohlen gerettet und ihm das Sprechen beigebracht hat, kann erahnen, wie stolz Alev war, dass sie und Hlif zu einer Lektion in Rüstkunde eingeladen waren.

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Die leinengewebten Beutel, die Brytta und Aegir mitgebracht hatten, hielten, was ihre Ausbeulungen und das munter klopfende Holz versprochen hatten: Die beiden Welpen wurden mit neuen Rüstungen, Helmen und Schilden ausgerüstet.

Die weiß getünchten Malereien auf dem Schild, den die Wikrahwelpe aus den Händen des knieenden Aegirs entgegengenommen hatte, zeigten einen zähnebleckenden Wolf auf der Jagd. Ging es nach Alev, war darin ihr wölfisches Selbst aus der Hand des Mandreschwertes zur Darstellung geronnen. Für eine Lektion in Bescheidenheit war irgendwann Zeit.

Sie hatte ihrem Publikum und unter ihnen Lykka voller Stolz den Schild präsentiert. Der Vorschlag der Eisenhand, ihn mit Metall zu beschlagen, ließ vor ihrem geistigen Auge einen verschnupften Höhlentroll durch die Wucht ihres schildbewehrten Armes zu Boden gehen und stieß daher auf offene Ohren. Gleich morgen!

Gleich morgen stellte sich das Handwerk der Eisenhand als anstrengend heraus. Das Feuer unter der Esse war gerade erst entzündet und das Metall begann in der vom Balg angefachten Glut zu schmelzen, da spürte sie die kräftezerrende Arbeit bereits in den Gliedern. Nach Art der Thyren hieß das für Alev 1. sich nichts anmerken lassen und 2. weitermachen. Dass ihr Hammer trotz beherzter Hiebe auf dem Eisenbarren kaum Spuren hinterließ, wurde von Lykkas Hilfe kaschiert. Abwechselnd schlugen sie kleinere und größere Funken aus dem Metall.

Bis das Eisen flach und schmal genug war, um auf den Rändern des Schildes vernietet zu werden, waren viele Arbeitsschritte nötig und Alev dämmerte allmählich welcher Aufwand sich hinter den Dingen verbarg, mit denen sie wie selbstverständlich hantierte.

Am Ende ihrer Kräfte entschädigte sie das herzliche Lächeln von Lykka für die anstrengende Arbeit. Das Lächeln, das im Kontrast zu ihrem groben und schweißtreibenden Handwerk, immer wieder zärtlich aufblitzte und einen neuen Gedanken in ihrem Inneren befeuerte, den zu denken sie sich aus Gründen, die für sie verborgen blieben, verbot zu denken ...