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Was ist Heimat?
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Was ist Heimat?
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Becca





 Beitrag Verfasst am: 08 Feb 2023 16:08    Titel: Was ist Heimat?
Antworten mit Zitat

"Heimat ist da, wo das Herz Zuhause ist."

Die anderen Passagiere standen bereits an Deck und blickten dem Hafen sehnsüchtig entgegen. Zwei davon, ein junges Paar, würden gleich weiterreisen und Freunde besuchen, ein junger Mann seiner großen Liebe endlich den Antrag machen und dann waren da noch ein paar Seefahrer, die in Bajard ihr Heim hatten und sich so auf die Vereinigung mit der Familie freuten.
Eigentlich bohrte und nagte es auch in ihr, sich zu ihnen zu gesellen, um den ersten Blick auf Bajard früh zu erhaschen. Schließlich hatte es sie nicht grundlos wieder nach Gerimor getrieben. Sie erinnerte sich mit einer angenehmen Wärme in der Brust an die Zeit in Bajard, als man sie herzlich aufgenommen und ihr im Schlafsaal ein Bett zugewiesen hatte. Aber auch die Gesichter der Menschen, die sie eine Weile in Freundschaft begleitet hatten, als sie noch ein Kind gewesen war, konnte sie nie vergessen.
Irgendjemand hatte ihr einst gesagt, dass die Heimat da sei, wo das Herz ist und diesen Spruch konnte sie vom Inhalt her natürlich schon verstehen aber richtig nachempfinden...? Vielleicht?
Eigentlich hätte ihr Herz an dem Haus der Großtante hängen sollen, denn die hatte sie ja nach dem frühen Tod ihrer Mutter aufgenommen und immerhin so lange durchgefüttert, bis es für so viele Mäuler nicht mehr langte. Oder aber an dem Kinderhaus, in dem sie danach unterkam, denn eine Weile kannte sie keine Not, was Essen und Schlafplatz betraf. Seltsamerweise hing das Herz aber an den Orten, die danach kamen. An den Straßen, auf denen sie irgendwann später Gumpert im Regen gefunden hatte oder an dem alten Haus, in dem sie fast drei Jahre gemeinsam gelebt hatten. Oder eben an dieser Zeit in und um Bajard herum. An dem verwunschenen Häuschen mit den Kletterrosen, in dem die kleine Schneiderei war und an die Abende mit Lagerfeuergeschichten und Zaubertänzen und Magie!
Das Herz begann zu schlagen und wieder wollte sie aus der Kombüse laufen, wo sie noch die letzten Kartoffen schälte, um hinauf zu rennen und Bajard entgegen zu winken, doch die Angst hielt sie auch diesmal auf.
Angst vor Veränderungen.
Damals war sie ein Kind gewesen und die Zeit hatte nicht nur an ihr selbst so manches geändert, sondern auch in der Umgebung. Das Bild in der Erinnerung würde so nicht mehr bestehen, dessen war sie sich sicher und das nahm sie in Kauf aber was, wenn die, die sie besuchen wollte, nicht mehr lebten oder weggezogen waren? Was, wenn sie Bajard gar nicht mehr erkannte und sich nicht zurechtfinden konnte? Was, wenn die Entscheidung zurück zu kommen, ein großer, schlimmer Fehler war?
Was, wenn Jost mit seinen bitteren Worten Recht behalten würde?

Sie fröstelte kurz trotz der Wärme vom köchelnden Kessel und starrte auf die Kartoffeln herab. Umdrehen ging nun nicht mehr und sie wusste, dass sie es sich nie verzeihen würde, wenn sie nicht wenigstens versucht hatte, den Ort zu finden, an dem das Herz eine ganze Weile wirklich Zuhause war.
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Becca





 Beitrag Verfasst am: 10 Feb 2023 15:45    Titel:
Antworten mit Zitat

Vorangestellt:
https://forum.alathair.de/viewtopic.php?p=828573#828573

Mit schreckensgeweiteten Augen stand sie vor dem Aushang und spürte, wie die Knie viel zu schnell weich wurden. Verbannung aus Bajard? Delinquentin? Die Gedanken überschlugen sich eine ganze Weile im wilden Purzelbaum und sie fragte sich, was sie wohl angestellt hatte. In welches Fettnäpfchen war sie nun in so schneller Zeit getreten sein konnte. Kaum ein Tag von Bord gegangen, mit gerade einmal gut fünf, sechs Leuten gesprochen und nur mit zwei davon lange genug, dass auch der eigene Name fiel und schon verbannt?
Waren es vielleicht diese Namen?
Hatten ihre alten Freunde etwas ausgefressen?
Oder war ihnen etwas zugestoßen?

Diesmal überflog sie den Aushang noch panischer und die Hände begannen zu zittern. Da stand etwas von Angriffen! Jetzt drehte sich auch die Welt und sie spürte, wie ihr schlecht wurde. Zu lange nichts gegessen, zu wenig getrunken, schlecht und frierend geschlafen. Dazu der Schrecken und alles forderte auf einmal seinen Tribut.
Doch bevor sie vor der Tafel regelrecht zusammenklappen konnte, fiel ihr Blick auf den Text mit dem Räumungsbefehl.
Sie bewohnte keine Wohnung und wusste noch nicht einmal, wo sich die ratzende Ratte befand!

Ein schleichender Verdacht machte sich in ihrem Kopf breit:
Es musste sich um eine Verwechslung handeln oder um jemanden, der wahlweise ihren Namen für Schlimmes benutzte oder aber einfach ebenfalls "Becca" hieß.

Keuchend rappelte sie sich auf, riss sich zusammen und suchte nach einem Gemischtwarenhändler. Die letzten Groschen würden für ein Blatt Papier und etwas Schreibkohle draufgehen, denn das musste sie schleunigst aufklären.

Nicht einmal eine halbe Stunde später lag der Brief sauber gefaltet im Postkasten der Hafenmeisterei:


Bajard am 10. Eisbruch 266

Sehr geehrter Herr Hafenmeister Fiete,
sehr geehrter Herr Hauptmann Andarc Sardonn
sehr geehrte Frau Vertreterin der Bürger und Handwerker Valderia Eichbaum

Mein Schreiben erreicht euch in großer Not, die mir erst jetzt bewusst geworden ist und ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, ganz gleich in welcher Art und Weise.
Kommen wir gleich zum Punkt und der wäre:
Mein Name ist Becca.
Ich lebte vor einigen Jahren als Kind hier in Bajard, das sind seit meinem letzten Besuch sehr geändert hat. Ich meine damit, dass mir viele bekannte Gesichter fehlen und auch der hübsche Umbau dafür gesorgt hat, dass ich Anhaltspunkte zur Orientierung nicht mehr wirklich habe.
Deshalb habe ich vorgestern, am 08.Eisbruch, als ich vom Schiff stieg, sicher ein bisschen viel gefragt und bin vielleicht auffällig gewesen aber ich habe niemanden bedroht oder Leute verleumdet. Auch habe ich noch gar keine Unterkunft und wüsste nicht, wo sich eine ratzende Ratte befindet.
(Ich nehme an, es geht dabei um einen Gasthof oder einen Spitznamen für einen Hausgrundbesitzer?)

Daher kann es sich nur um eine Verwechslung oder ein Missverständnis handeln und gerne würde ich das aufklären, ehe ich nun aus Bajard geworfen werde oder Schlimmeres geschieht.
Ich bin über Frau Marinnia, die mich noch von damals kennt, zu erreichen.

Ich bin innig um ein Gespräch.

Mit Acht und Andacht,


Becca

Jetzt hieß es die Nerven zu bewahren und abzuwarten.
Vom Hafen selbst wollte sie erst einmal fernbleiben und auch die Fragen nach den vermissten Freunden mussten, so weh das auch tat, warten. Allerdings meldete sich der Magen und meldete mit einer neuen Woge Übelkeit an, dass sie noch nichts gegessen hatte. Vielleicht wäre das erst einmal Ablenkung genug? Sie könnte versuchen einen Fisch zu fangen und diesen zu braten. Der Umhang wurde fester um die Schultern gezogen und sie begann zuerst noch langsam, zuletzt aber mit sehr schnellen Schritten sich weiter vom Hafen zu entfernen.
Erst später, wenn die Fischer Nachhause gehen würden, wollte sie bei Marinnia nachfragen, ob es schon eine Antwort gäbe.
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