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Die Vögel fliegen bei Nacht
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Die Vögel fliegen bei Nacht
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Alev Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 03 Jul 2022 22:46    Titel: Die Vögel fliegen bei Nacht
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Eine runde Scheibe stand hell leuchtend über der schmalen Linie, die den gepunkteten Nachthimmel von der glatten Oberfläche des Meeres schied.

In nichts weiter als einem grob gewebten Schlafhemd aus Leinen trotzte sie der eisigen Luft des Nordens. Die Klippen hinunter zum Meer hatte sie barfuß betreten. Nun stolperte sie mit eingezogenen Zehen über die messerscharfen Felsen ihrem Ziel entgegen. Unten am Ufer hüllte sich eine unbewegliche Gestalt in die klare Nordnacht. Sie hatte ihn schon von fern erkannt und gerufen.

Alev sprang auf dem Weg zu ihm von den Felsen in den Kies. Als knöcherne Hand packte sie das Grauen im Nacken, als sie feststellte, dass das, was sie für weiße Steine gehalten hatte, Knochen waren, die unter ihren Schritten leise knackten. Blieb sie stehen, drohte sie im Knochenmeer zu versinken, also begann sie zu rennen.

Endlich erreichte sie den weiß gewandeten Thyren, der zunächst ihr Rufen und nun auch ihre fragenden Blicke und die Geste, mit der sie seine Finger greifen wollte, unbeantwortet ließ. Stattdessen wandte er ihr ein ausdrucksloses Gesicht mit einem leeren Blick zu. Er erkannte sie nicht. Selbst das Blond hatte sich aus den Haaren gestohlen und war von Asche bedeckt eingetrocknet.

Als sie schließlich ins Meer sah, verschwamm nur ihr eigenes Spiegelbild auf der mondbeschienenen Wasseroberfläche. Der Platz an ihrer Seite blieb leer. Kurz bevor sie erwachte, sah sie einen Raben ins Meer stürzen.

*

Alev wurde von einer Thyrin in der Weyberhütte geweckt. "Wo immer dey gewesen seyn, guad war's dort nuad für dey!"

*

Alev weiß, dass ein toter Rabe ein dunkles Omen ist und da sie gerade erst von einer Reise zurückgekehrt war, würde das Rudel vielleicht misstrauisch werden. Sie beschloss, niemandem davon zu erzählen. Wäre da nicht der Geständniszwang des Frühadoleszenten ...





Zuletzt bearbeitet von Alev Wikrah am 04 Jul 2022 18:24, insgesamt einmal bearbeitet
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Alev Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2023 18:52    Titel:
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Nachtschreck


Ein riesiger Wels am Haken zog sie an der Angelschnur in die Tiefe des Teiches. Als sie endlich losließ, reichte ihre Kraft und die Luft in ihren Lungen nicht mehr, um die Oberfläche zu erreichen. Schwerelos treibend war der Anblick der Sonnenscheibe, deren Strahlen spärlich durch das dunkle Wasser brachen, das Letzte, woran sie sich erinnerte, bevor sie versank und nach Luft schnappend aus dem Traum erwachte.

*

Mit dem Alptraum und der damit einhergehenden Unruhe im Gemeinschaftshaus der Thyrinnen hatte sie den Unmut der alten Wikrah im Fellbett nebenan auf sich gezogen. Das wiederkehrende Traumbild, in dem die Freude über den großen Fang rasch der Einsicht wich, dass sie mit ihm in die Tiefe gezogen wurde, ängstigte Alev. Sie wusste es nicht zu deuten und der Rat der alten Wikrah - „Dey musst früher loslassen!“ - war leichter gesagt als getan. Loslassen gehörte nicht zu ihren Stärken und schon gar nicht, wenn es sich um einen großen Fisch handelte.

Angst vor dem Einschlafen war auch kein Thema, dem die Thyren aufgeschlossen gegenüberstanden und vom dünner werdenden Geduldsfaden der Alten eingeschüchtert, versuchte sie so lange wie möglich wach zu bleiben. Das Fellbett in der Weyberhütte war zu einem Ort des Schreckens geworden.

*

Das hatte zur Folge, dass die Abstände, zwischen denen sie sich in der Kiste unter dem Fenstersims einer Hütte verkroch, kürzer wurden. Zunächst kam der räumliche und soziale Übergriff noch mit einem schlechten Gewissen daher, das sich allerdings rasch beruhigte, als sie feststellte, dass in der Kiste der Nachtschreck ausblieb.

Nun stieg sie häufig durch das Fenster und verkeilte den Griff ihres Messerchens unter dem Deckel der Kiste, sodass er nicht zufiel. Und weil ihre Besuche nun schon eine Weile unbemerkt geblieben waren, fand sie auch nichts dabei, wenn sie die Felle und ein paar Vorräte in der Kiste ließ. Mit dem Ausbleiben des Nachtschrecks war nämlich der nächtliche Hunger zurückgekehrt.


Zuletzt bearbeitet von Alev Wikrah am 24 Jan 2023 19:05, insgesamt einmal bearbeitet
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