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Eine perfekte Jagd?
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 23 März 2022 00:55    Titel: Eine perfekte Jagd?
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Ein tiefer Atemzug lässt die kalte Abendluft die Lungen füllen. Diese Kakophonie von Gerüchen wirkt erst überwältigend und es ist jedes Mal eine Herausforderung zu selektieren. Waldboden, Mist, ein zerbrochenes Vogelei, Wild und Pilze. Eigentlich lockten die Pilze ihn hier her, ins Grenzgebiet. Viele gab es an dieser Stelle von Ihnen, als wäre der Boden nach Zerstörung der Siedlung besonders reich an Nährstoffen.
Doch ein anderer Geruch war viel verlockender, als jener der Morcheln. Herb, natürlich, erdig, irgendetwas Fremdes und doch Vertrautes.

Vertraut war der Geruch. Es war eindeutig der eines Hasen. Nicht zu alt, vermutlich alleine. Bei seinen Streifzügen nicht selten.
Fremd war der Hunger. Als Eule erlebte er diesen Hunger bereits in der Vergangenheit und leicht konnte er diesen Stillen, dem Drang noch widerstehen. Doch umso länger er in der Verwandlung weilt, umso leiser wird die Stimme der Vernunft. Was hatte er schon in dieser Gestalt?
Langsam setzte sich eine Pfote vor die Andere - die langen Beine ermöglichen einen guten Überblick über den kniehohen Farn des Waldstücks. Wurmfarn. Auch der Geruch war bekannt, doch lange nicht intensiv genug um ihn abzulenken. Das Haupt neigt sich leicht hinab als er die Fährte aufnimmt. Hin und wieder lassen sich Spuren am Boden sehen, doch führt der Geruchssinn den Körper. Die Nase gibt den Weg an, der Körper folgt angespannt durch den Farn, welcher über das kastanienrote Fell streicht. Zu lange war er in der Verwandlung, um jetzt zu widerstehen, zu wenige Schritte trennten ihn noch von seiner Beute. Mit jedem Atemzug witterte er das Kaninchen vor sich immer besser, doch verblich der Gedanke an die Umkehr zunehmend. Den Grenzsstein hatte er längst passiert, wann konnte er jedoch nicht mehr genau sagen.

Mittlerweile erhellte nur noch das Restlicht der Abenddämmerung den Wald. Es hätte auch das Morgengrauen sein können, von Bedeutung war es ohnehin nicht. Das einzige was noch wichtig sein konnte, war die Beute. Unter einer etwas mitgenommenen Holdunder zeigte sich inmitten des moosigen Bodens ein Loch - die Fährte endet genau dort. Nur kurz ein Moment des Zögerns, ein Blick in die Umgebung, doch scheint es keine Zeugen zu geben, außer das aufkriechende Mondlicht selbst.
Hastig beginnt der Wolf zu graben. Die Vorderpfoten reißen die Erde immer weiter auf und ziehen eine zunehmende Furche in die Erde. Knackend reißt das feine Wurzelwerk unterhalb des Mooses, Steinchen klacken, während der Geruch von Waldboden fast alles andere überdeckt. Viel länger könnte der Tunnel nicht mehr sein, dürfte er nicht mehr sein. Jede Sekunde, welche ihn von seiner Beute trennte drohte unaushaltbar zu werden, unvermeidbar das Ende der Jagd. Der Wolf zieht den Kopf zurück, nur schwach und unscheinbar legt sich das Mondlicht über den Kaninchenbau und präsentiert zwei kleine verschreckte Augen einer zitternden Kreatur, welche sich in der letzten Ecke des Baus versteckt. Die Wangen des Wolfs ziehen sich empor und präsentieren die Zähne als er sich bereit macht.
Der gesamte Körper spannt sich an, die Erregung in jeder Fellsträhne zu sehen.

Die Vorstellung das Kaninchen zu packen und aus dem Bau zu zerren schießt ihm durch den Kopf. Wie herrlich wäre es, das Tier zu packen und auszuschütteln, es hin und her zu schleudern, bis sich Fleisch von Fell trennt und selbst das Blut den Boden tränkt, nur das reine Fleisch zurücklassend. Jeder Moment durchdacht, in der Vorstellung vorgeführt, eine präzise Abfolge von Bissen und das tödliche Schleudern der Beute.
Und es war nicht genug. Keine gute Beute, keine Herausforderung. Keine Katharsis. Nur noch sein Wille stand zwischen Leben und Tod des Kaninchens.
Die Beute wurde mit dem Triumph des Jägers bedeutungslos und der Appetit verblasste, um einer Abscheu Platz zu machen. Der Wolf schnauft durch und einzelne Tröpfen verlassen die feuchte Nase, an der noch etwas Erde klebt.
Es machte nun keinen Unterschied mehr. Er hatte seine Beute und ihr Tod würde nun nichts mehr ändern. Kein Blut wird an diesem Abend sein Fell verfärben. Ruhig scheinen die Schritte, welche den Wolf auf leisen Pfoten wieder in das Dickicht des Waldes führen sollten, unsichtbar und still jedoch die innere Unruhe, welche ihn begleiten wird. Ein Begleiter, welcher erst gehen wird, wenn Stoff statt Fellkleid seinen Leib bedeckt und nachdem er sich lange und ausgiebig gewaschen hat. Lester stellte sich immer vor, dass mit dem Wasser auch der Trieb ausgewaschen wird und ihn von den Affekten gereinigt zurück lässt. Zur Ruhe gekommen legt er sich auf das Fell vor dem Kamin und fällt langsam in die behutsamen Arme des dämmernden Schlafes.
Der nächste Tag würde unbeschwert sein.

Es blieb jedoch die Neugier - was, wenn es eine bessere Beute gibt?
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 29 März 2022 17:54    Titel:
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Die Nacht fließt in den Tag hinein. Heimlich hat sie sich immer wieder hineingeschlichen, wie ein guter Nachbar, der sich am fremden Garten bedient. Das Gewöhnliche wurde irritiert, als das Korsett der Etikette zunehmend vom Unbewussten gelöst wurde, wenn er die Last des Alltags ablegen konnte. Er musste dafür nicht einmal etwas spezielles tun, außer seine Robe gegen das rotbraune Fellkleid des Wolfes tauschen. Nach der Verwandlung war es immer am Intensivsten: Die Gerüche, die Geräusche, jedes Gefühl. Eine Kaskade an Sinneseindrücken strich über sein Bewusstsein. In diesen Momenten überkam ihn eine tiefe Dankbarkeit für dieses Geschenk Eluives. Mancher Tage hatte er eine klare Vorstellung, was er mit dieser Gabe machen möchte, doch heute lag weder das Spähen noch die Kräutersuche in seinem Ansinnen. Manche Menschen machten sich während ihrer Reisen als Tiergestalt zu oft unnötige Gedanken, verpassen es sich darauf einzulassen und ihre Kräfte dabei zu entfalten. Lester bemerkte dies stets am Geruchssinn, welcher deutlich ausgeprägter war, wenn er sich auf den Moment einlassen konnte.

Anfangs war es jedoch immer schwierig. Die Wandlung selbst war mittlerweile nicht mehr so gruselig und schmerzhaft, wie sie einst gewesen ist. Nur die Vielfalt an Sinneseindrücken bleibt in den ersten Momenten immer eine Herausforderung, bis Körper und Geist eine harmonische Einheit auch in der pelzigen Gestalt bilden können und eine Selektion der Reize ermöglichen. Dieser Morgen war frisch - der Wind trug den Duft der ersten Blumen über den Waldrand, Windröschen und Scharbockskraut blühte und zog weiße und gelbe Flecken durch den Wald. Ruhigen Schrittes tappste der Wolf in den Wald, während einzelne Blätter verschiedener Sträucher und Büsche über sein Fell streichten und ihn willkommen hießen wollten. Es war immer angenehm in dieser Gestalt die Wälder zu erkunden und umso öfter er sie besuchte, umso besser konnte er sich in ihnen orientieren. Besondere Bäume, Lichtungen, die Wandränder - alles wichtige Wegpunkte, die der Wolf immer wieder auf seiner Route aufsuchte. Nur der westliche Waldrand selbst war eine unüberwindbare Grenze, denn dahinter wartete nur das Moor.

Der Wolf zog angewidert eine Wange hoch, als er aus dem Geäst des Waldrandes hervorlugte und über das Moor blickte. Die Gerüche waren ihm ein Graus, miefig und siechend. Irgendwo faulte auch ein Kadaver vor sich hin, selbst das konnte er wittern. Mit einer Pfote fuhr er sich mehrmals über die Nase um den Geruch abzuschütteln, freilich brachte das nichts, doch half es sich einzureden, er könne es verdrängen. Rasch trugen die Pfoten den Wolf in den Wald hinein, die Ruhe nur noch gebrochen durch den Gesang der Vögel und das Rascheln vom Laub am Boden. Es würde nicht mehr lange dauern, da würde der Wald wieder dunkler werden und die Baumkronen eine dichte Decke über den Wald ziehen. Heimlich freute sich der Wolf darauf in der Waldesdämmerung das Schleichen zu üben und Beute nachzustellen. Die Vernunft mochte dieses Spiel nur allzugerne, selbst wenn er die Jagd nicht aufnehmen sollte. Der Instinkt musste sich damit zufrieden geben der Vernunft zu unterliegen, doch verdrängt ist nicht vergessen. Und auch das wusste Lester, denn während er aufmerksam im Wald mit der Nase am Boden nach einer Fährte suchte, musste er zugleich widerstehen jeder Fährte zu folgen. Das rotbraune Fellkleid tarnte ihn zu dieser Jahreszeit sogar auf dieser Suche noch etwas. Doch wonach suchte er überhaupt?
Die Liste der Ausreden um als Wolf durch die Wälder zu ziehen war lang und nur wenig davon wäre auch wirklich war. Aber das war im Endeffekt egal, denn immerhin müssen Tiere sich nicht vor irgendjemanden rechtfertigen. Ein angenehmer Gedanke.
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 11 Apr 2022 22:38    Titel:
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Leicht schwappte der Wein im Glas. So ganz konnte er sich nie an den Geschmack gewöhnen, doch war so mancher Tropfen das richtige Bindemittel, um zwei Menschen zusammen zu bringen. Und vollkommen nicht zu bestreiten war auch der Umstand, dass es ein Teil der bürgerlichen Kultur im Osten war, so mancherlei Anlass einen Wein zu trinken. Umso passender, dass sich Lester zu verschiedenen Anlässen immer heimlich eine Flasche als kleines Souvenir für das heimische Weinregal mitnahm. Bisher hat sie nie jemand daran gestört - aber bislang hat auch nie jemand darauf geachtet. Ob es mit allen Dingen des Lebens so war?

Ein schwerer Tropfen. Der Geschmack lies sich nicht ganz aus dem Gaumen vertreiben und auch wenn der Note durchaus etwas abgewonnen werden konnte, wurde der Genuss nach einiger Zeit zur Qual. Der junge Magier erhob sich und trat die Stufen aus dem Labor empor, strebte den weißen Marmortisch an und fischte sich einige der übriggebliebenen Pflänzchen der Brunnenkresse, die er vorher dort gewaschen hatte, aus dem Wasserbecken. Tänzelnd verblieben einige im Wasser, als der Blondschopf nach und nach einige Blätter der Pflanze entriss und zerkaute. Die leichte Schärfe und das erfrischende säuerliche Gefühl verdrängten zunehmend den Nachgeschmack des Weines. Einige Momente dauerte es, da zog sich doch ein Schmunzeln auf die Lippen ob der Analogie zum bürgerlichen Leben.
Der geschmackliche Kontrast zwischen den kultivierten und sorgsam ausgewählten Trauben des Weins und der wilden Brunnenkresse, welche auf einer kleinen Insel im Moor vor sich hin wuchs, war schon besonders. Durch den Wein, erschien der Geschmack der Kresse viel intensiver und machte den Nachklang des Weins gleich deutlich erträglicher. Und dennoch war der Wunsch nach einem weiteren nicht besonders groß. Die angebrochene Flasche wurde halbherzig mit einem Korken verschlossen und der Wein in den Keller gebracht, zumindest würde er sich so etwas halten. Schlimmstenfalls würde er den Wein gemeinsam mit einer Kraftbrühe zu einer brauchbaren Soße machen und damit die Frage nach der Mahlzeit des Tages beantworten. Der Blick gleitet aus dem Fenster an den Waldrand. Um diese Zeit war es noch recht still und wenn jemand wach war, dann ohnehin nur auf dem Hof. Eine gute Zeit zum Jagen.

Ruhig nahm er sich einen schweren Mantel aus Nesselstoff und legte sich diesen um. Ein Jagdmesser hing am Gürtel. Ruhigen Schrittes trat er aus dem Haus - ein erleichterndes Gefühl nicht alle Waffengurte oder Tränke mitnehmen zu müssen. Das noch feuchte Gras streift den Morgentau an Stiefeln und Hose ab, dunkle Flecken breiten sich zunehmend auf dem Stoff aus, umso weiter Lester zum Wald tritt. In einer Senke legte er sich nieder und verweilte ruhig einige Momente. Der durch die noch kalte Morgenluft aufsteigende warme Atem wurde stets ruhiger und je vom Wind hinweggetragen. Schatten des Farns tänzelten über die Augen des Magiers, als dieser zum Sonnenaufgang blickte. Viel Zeit hatte er nicht, doch der Moment war zu wertvoll um ihn zu verlieren. Widerwillig rollte er sich zur Seite und griff ins Lied ein - erst zaghaft, den eigenen Geist überlistend und den Schmerz betäubend, doch alsbald dies geschehen war vollzog der Eingriff sich bestimmter und zielgerichteter. In stetigen Impulsen wurde der Körper verformt, während er die Klänge des Leibes neu webte.
Die Kleidung blieb zurück und aus dem Farn ragte eine Wolfsnase - ihr folgte dann der ganze Wolf, welche aufmerksam durch die Baumreihen in den Wald hinein streifen würde. Aus der Ferne trug der Wind den Duft von frisch gebackenen Broten aus Junkersteyn noch bis in den Wald hinein. Viel Zeit würde nicht bleiben. Er nahm die Witterung auf. Irgendwo trieb sich wohl ein Keiler umher. Lange würde das nicht mehr so sein...
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 20 Apr 2022 19:40    Titel:
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Triggerwarnung: Gewalt.

Sanft regt sich das feuchte Moos empor, sobald die Pfoten des Wolfes es freigeben, doch kaum hat sich altes erholt, wird neues wieder erdrückt. Mit der Schnauze voran hechtet das Tier durch die Büsche, das braune Fell nimmt einige Blätter mit, welche tänzelnd zu Boden fallen. Sonnenstrahlen brechen durch die Baumkronen des sonst dichten Waldes, lange wird es nicht mehr dauern, da wird es helllichter Tag sein. Feuchte Luft strömt durch die Nase des gehetzten Tieres und füllt die Lungen, doch gibt es keine Zeit zum Verschnaufen. Nicht hier, nicht jetzt. Der Geschmack von Eisen legt sich auf die Zunge des Wolfes, der Duft frisch gehäuteter Tiere.
Gut kannte er den Wald, noch besser die Fluchtwege, durch die er entwischen konnte, so hetzt der Wolf durch den Farn, eine Böschung hinab. Der Kopf wird eingezogen und nur der Schweif streicht die Äste der Umgefallenen Buche entlang, durch die er sich gekonnt seinen Weg bahnt. Ein knallen und schnaufen verrät, dass sein erster Verfolger auf der feuchten Böschung nicht halten konnte und unsanft von der Buche gebremst wurde. Für einen Moment überkam den Wolf ein Anflug von Stolz, doch schlug sein Herz so schnell, dass er diesen nicht auskosten konnte. Er musste weiter. So weit wie er nur kommen konnte. Der zweite Verfolger im Gegenlicht nur eine Figur im Schatten ist anders, er ist nicht fern, Lester wittert den eigentümlichen Geruch, doch kann ihn nicht zuordnen. Ein Pfeil zieht knapp an seiner Flanke vorbei und dringt krachend in das morsche Holz einer Birke ein - die Erinnerung daran, nicht rasten zu dürfen. Auch wenn der Instinkt jede Faser seines Körpers steuert, so ist die Vernunft nie gänzlich verblüht. Im Schatten und der Morgendämmerung sind schwere Schritte zu hören, sie treiben den Wolf wohl zu dritt Richtung Sumpf. Der sichere Tod.

Grünlich schimmern die Augen des rotbraunen Tieres auf und zackig wird dieser auf der Stelle nun kehrt machen und wieder zurück rennen. Die Verfolger tun es ihm wohl gleich - kurz verhallt das Rascheln ihrer Schritte im Wald. Sie scheinen sich nicht mehr so sehr zu beeilen, wohl wissend dass sie den Wolf zum Dritten treiben würden. Der Dritte, der sein Unglück an der Böschung gefunden hat, dessen Schritte nicht mehr das fehlgestimmte Echo der Sprünge des Wolfes waren. Der Wolf wusste genau, wie er diese elenden Wilderer abschütteln konnte. Lockte ihn doch das achtlos weggeworfene Fleisch ihrer Beute, so würde Fleisch wohl nun auch seine Rettung sein - er musste nur schnell sein, schneller als seine Verfolger. Die Beine und die Lungen durchzieht mittlerweile ein leichtes brennen, die ersten Anzeichen der Erschöpfung sind unheilvolle Boten des Todes, doch treiben sie ihn weiter an. Und weit war es nicht mehr, als der Wolf den Hang der Böschung seitlich entlanghetzt, den Baumstamm besteigt und den waffenlosen Jäger einen Steinwurf von sich mit dem Rücken zu ihm gewandt weghumpeln sieht. War er verletzt? Seinen Bogen hat er nicht mehr. Nur das Kürschnermesser baumelt noch gefährlich am Schaft des Stiefels. In einem Augenblick schießt eine Abfolge von Bildern durch den Kopf des Wolfes, Vernunft und Instinkt greifen ineinander. Der Wilderer darf nicht sterben.
Die Vorderpfoten des Wolfes pressen knisternd sich in das Laub des Waldbodens, als dieser vom Baumstamm springt, das Knacken dünner Buchenzweige kaum zu überhören, schießt mit emporgerissenen Wangen auf den Jäger zu. Dieser wendet sich um und reißt die Augen auf, als das Tier sich seinen Weg zu ihm bahnt, unfähig zu reagieren erstarrt er gar, bis der Wolf seine Zähne in seinen Oberschenkel bohrt. Der Kiefer verspannt sich, krampft gar zusammen, als die Zähne sich durch die Leinenhose bohren und in das Bein. Der Jäger versucht ihn abzuschütteln und sich loszureißen und es gelingt: Die Kraft die er aufwendet reißt die Zähne aus seinem Fleisch und eine tiefe Wunde in den Oberschenkel. Aufschreiend vor Schmerz stürzt er zu Boden und seiner Vorahnung folgend, schweifen die Augen hastig zum Messer im Stiefelschaft, auf dessen Griff sich eine Hand zubewegt. In Erwartung dessen schnappt der Wolf direkt danach und presst das Gebiss zusammen, dass die Kiefermuskeln beginnen sich zusammenzuziehen und vor Kälte sein gesamtes Maul betäuben. Was mit der Hand geschieht, bekommt der Wolf gar nicht mehr mit, als er ein zweites Mal nach ihr schnappen will, der Biss jedoch ins Leere geht. Die Vernunft übernimmt: die Sinne widmen sich wieder seiner Umgebung und nun ist aus den Schritten der Verfolger ein Laufen geworden. Es reicht. Der Wilderer ist keine Bedrohung für das gehetzte Tier gewesen, doch nützte er ihm umso mehr als Ballast. Der Wilderer würde sicher überleben, doch mussten die anderen Beiden ihn nicht nur versorgen, sondern auch tragen, was eine weitere Verfolgung unmöglich macht.

Erneut hastet der vor Erschöpfung hechelnde Wolf los, an dem verwundeten Wilderer vorbei und davon, den Sumpf, Wald und die Wilderer hinter sich zurücklassend. Die Beine und die Lungen brennen und die Sicht verschwimmt zunehmend, als Luft zunehmend wegbleibt. Doch er hat es geschafft. Knapp, aber geschafft. In der Ferne ist schon der Wachturm Junkersteyns zu sehen. Noch ist es ruhig im Dorf und der Wolf wird irgendwo zwischen Büschen und Häusern entschwinden können. Momente später kann ein ungewaschener, verschwitzter und erschöpfter Magier am Boden des kühlen Kellers auf einer Tagesdecke seinen Schlaf finden.


Zuletzt bearbeitet von Lester van Schrevenau am 20 Apr 2022 19:40, insgesamt einmal bearbeitet
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 08 Mai 2022 22:35    Titel:
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Sie kamen. Und es waren viele.
Als ihre Schatten größer wurden rannte Lester, direkt auf sie zu. Die Stiefel wirbelten Staub auf als der Magier auf den Drachen zu rannte. Die Lungen füllten sich mit der von Rauch geschwängerten Abendluft. Seine Kutte drohte ihm die Sicht zu nehmen, so warf er sie ab. Die Maske raubte ihm die Luft, so zog er sie hinunter. Die Kluft aus Wyrmhaut engte seine Bewegungsfreiheit ein, so fiel diese auch zu Boden - und der Magier gleich mit ihr. Hell gleißender Nebel umhüllte ihn und gab nach einigen Momenten die Gewissheit, dass er nicht gestürzt ist - mit schimmernden Fell und angelegten Ohren stürmte ein großer Fuchs zähnefletschend aus dem Licht hinaus, hetzte hastig zwischen den anderen Kämpfern hindurch, die nun nicht mehr als ein Hindernis waren.
So eng mit dem Lied verbunden, konnte jeder Eingriff in jenes eine reine Euphonie sein - die Elemente um ihn herum schienen ihm gar zu folgen, fließend, ohne jede Gewalt formte und führte der Lichtfuchs sie, als er zwischen den Streitern umherhetzte. Nach und nach bohrten sich die aus Energien geformten Blitze durch die Schuppen des Drachen, während stetig der Sand mit scharfkantigen Windstößen über die Augen glitt. Keine Ruhe konnte der Fuchs finden und hetzte umher, als würde er selbst eines der Elemente sein. Nach und nach fand der Drache sein Ende, als Pfeilsurren und klirrende Klingen die sonst ruhigen Nächte in der Wüste störten.

Der Kampf gegen die Bestien war ein langer, selbst der große Verlagor erdreistete sich zu erscheinen - und die Flucht zu ergreifen, gejagt vom Eisdrachen Slain selbst. Hell funkelnd sahen die Augen des Fuchses ihm noch nach, als er sich auf die Hinterbeine stellte und den Körper, ja die Pfoten zu ihm entgegenstreckte, die Kraft und Verbundenheit seinen Körper durchströmend lassend. Ein langgezogenes Heulen entfloh seiner Kehle und das Fell schimmerte pulsierend immer wieder hell auf - bis der Drache gänzlich verschwand. Im Lichtnebel in seiner menschlichen Gestalt zurück gekehrt sah sich Lester um. Scheppernde Rüstungen, das Brennen der Stadt Menek'Ur, dutzende Stimmen am Tempelvorplatz.... Er musste hier weg, all das war gerade zu viel. Geistig gar etwas Abwesend schritt er in die Stadt hinab, die Nase etwas emporgehoben, als würde er immer noch versuchen etwas zu wittern, etwas besonderes. Einer der Vielen sollte seine Beute sein, einer der Vielen, würde nicht verkommen, einer der Vielen gehört nur ihm.

Am Osttor der Stadt hielt er ein und atmete tief durch. Dort lag er, der mit den Schnittwunden am Kopf. Seine Beute. Die Kiefermuskeln spannten sich an, als Lester gar lauernd um den toten Drachen umherschritt. Der Magier schluckte. Eine gewaltige Bestie - und sie lag zu seinen Füßen. Seine Hand stricht über die Schuppen des Drachen, die Flügel entlang. Erneut schluckt er, gefolgt von einem Räuspern. Was war das für ein nerviger Speichelfluss?!
Der Magier zögerte nicht lange um zunehmend entschlossener ins Lied eingreifen - flirrend wirbelte sich der Sand um ihn herum auf und aus jenen Wirbeln selbst zogen sich zwei Gestalten empor. Stetig würden die beiden Elementare fester, bis surrende Luft mit der Feuchtigkeit der Abendluft den Sand vom Boden aufnehmen und tragen könnte. Langsam zogen diese sich über den Körper des Drachen - und Blut begann zu spritzen, einiges davon speiste die Elementare selbst, doch viel verteilte sich in der Umgebung. Die Sandkörner fraßen sich nach und nach in den Körper des Drachen und was brutal und chaotisch aussah, trennte fein säuberlich einzelne Körperteile der Bestie ab. Nach und Nach haben die Elementare so den Drachen in seine Einzelteile zerlegt, bis auch sie selbst in feuchten Sand zerfallen sind und am Boden niedergingen.

Der Magier besah sich die Reste der Bestie und musste unweigerlich etwas aufschmunzeln. Ein weiter Eingriff ins Lied folgte und die Luft vor ihm sollte zu wabern beginnen, gar flüssig zu werden, bis sich in ihrer Mitte knisternd energetisch pulsierend ein Riss auftat, durch welchen man schemenhaft Junkersteyn erkennen sollte. Hastig, gar ganz ungeduldig, würde er nun nach und nach einige Teile des Drachen durch diesen Riss werfen. Zuerst den Kopf, dann Teile eines des Flügels, mehrere ausgerissene Schuppen, Klauen und einige Knochen der Bestie, sowie mehrere Organe miteinander verbunden waren und wie ein feuchter, blutiger Sack in seinen Armen hingen. Zu guter Letzt nahm er auch ein Bein mit, welches er durch das Portal schleifte. Mit einem lauten Knistern und Zischen schloss sich dieses.
Abends konnte man in Junkersteyn beobachten, wie der Magier nach und nach die Körperteile des Drachen in sein Haus schleifte und vermutlich in den Keller brachte. Dort würde er sie untersuchen, zerlegen, zerschneiden...
Auch die Augen würden besonders betrachtet werden. Den Rest des Kopfes würde er dann noch im Laufe der Nacht beiläufig in seine Einzelteile zerlegen. Nur die Knochen wurden im Kräuterlabor abgelegt und vom restlichen Fleisch freigeschabt, wo sie von außen durch das Fenster sichtbar liegen blieben. Die ganze Nacht lang blieb das Licht im Hause an und flackerte ruhelos, als der Magier durch das Haus stiefelte. Keller, Labor, Vorratskammer, Küche. Jede Stunde wiederholte sich das ganze.

Das von den Knochen geschabte Fleisch der Bestie verweilte dabei in einem großen Eisentopf, eingehüllt in Honig und einer Hand voll zerstoßener Körner der Knoblauchsrauke. Salz, Pfeffer, Wiesenkerbel und etwas Sauerampfer würden ihr übriges schon tun. Ruhig tänzeln einige Blätter des Kerbels auf der Wasseroberfläche, nachdem er sie gewaschen hat. Lester betrachtet sein Spiegelbild. Der Wolf hätte nicht warten können, wohl hätte er direkt versucht das Fleisch des Drachen vor Ort zu verzehren, anstelle es erst zu marinieren, zu warten bis Honig und Kräuter es zart machten und das langsame und lange Garen das sonst zähe Fleisch bekömmlich werden ließen.
Der Fuchs konnte warten, der Fuchs war viel besonnener, achtsamer. In diesen Tagen sollte sich ihr Band noch stärken.
Die nächsten Tage gestattete Lester dem Wolf zu ruhen, er durfte seine Forschungen nicht stören. Es würde der Tag kommen, da dürfte der Wolf sein Revier verteidigen. Junkersteyn sollte sicher bleiben und Menek'Ur vergolten werden...


Zuletzt bearbeitet von Lester van Schrevenau am 09 Mai 2022 08:47, insgesamt einmal bearbeitet
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 30 Sep 2022 23:59    Titel:
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Nur das Rascheln des Laubs ist an diesem Abend des Wolfs treuer Begleiter. Gleichsam streicht der Wind über das Fell des Wolfes, wie auch über die Baumkronen der umherstehenden Bewaldung. Ungeduldig rüttelt es an den Blättern, als könnten die Bäume es kaum erwarten in die Winterruhe zu gehen. Die vertrauten Wälder wurden in dieser Jahreszeit ungewohnt fremd, als sich immer mehr Sonnenstrahlen durch die Baumkronen in den Forst schlichen. Ein unangenehmes Gefühl, als würden die Wälder ihn offenbaren, all die stummen Zeugen der vergangenen Wochen. Die Sümpfe wurden umso mehr gefährlicher, als das Laub rücksichtslos die Unterscheidung zwischen dem sicheren Pfad und dem sicheren Tod im Morast erschwerte. Der Wolf folgte dennoch treu den altbekannten Wegen, die ihn in den Forst vor Berchgard führen sollten. Selten hielt er sich hier auf, doch boten die Schatten der Mauern Varunas zeitweilig genug Schatten, um Abend unbemerkt am Graben entlangschleichen zu können.

Die vier Pfoten trugen ihn zwischen Farn, Gesteinsbrocken und Holzschutt in angemessener Trittfestigkeit hindurch. Nicht viel hat es gebraucht, um diesen Weg zu gehen, doch Monde an Vorbereitung, um sich überhaupt einzugestehen, dass es notwendig war, vom altbekannten Pfad abzuweichen, wenn mit jedem Blatt der sichere Schleier unweigerlich zu Boden sinken droht. Die Mauern sind beständig, beständiger als mancher es angenommen hat und von innen nicht minder bedrohlich als von außen, doch boten sie Schutz um in die Wälder vor Markweih zu gelangen. Fast unbeschwert glitt der Wolf so die Böschung entlang an Varuna vorbei. Die Pfoten würden ihn schon tragen, dessen war er sich bewusst. Selbst die Pfade waren nicht mehr so unklar und verworren, wie sie es vor einigen Monden waren, als noch Lichtstrahlen und Schattenspiel um die Vorherrschaft in den Wäldern ringen mussten. So hatte auch der drohende Herbst sein Gutes und gaben dem Wolf einen Überblick über das, was vor ihm lag. In der Abenddämmerung, so wirkt es jedenfalls, löste sich das Tier aus der sicheren Böschung und trat neugierig auf den Fels im Wasser zu. Unruhig drehte es seine Runden, wagte mal einen Schritt näher, mal einen Schritt weniger, an den zerrissenen Felsen, der vermutlich von Menschenhand geformt und geschunden wurde und eine Geschichte verbirgt, die länger währt, als seine Zeit an jenem Ort. Ein Quell der Fragen und keine Wiege der Antworten entfaltet sich vor dem Wolf. Zögerlich lässt sich das Tier nieder und verweilt einen Moment in Stille, die fremde Kluft betrachtend. Alleine der Abendwind verhindert, dass der Wolf selbst wie eine Statue wirkt, als er über sein Fell streicht. Die Augen des Tieres betrachten den zerworfenen Stein neugierig, fragend, aber auch mit einer Furcht, die er nur allzugerne verdrängen würde. Doch verweilt sie wie eine bittere Mahnung im Augenblick des Staunens, welchen Lester mit sich selbst ringend hinauszögert.

Hufgetrampel in der Ferne vertrieb das Tier dann doch...

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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 14 Nov 2022 11:45    Titel:
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Alles fügt sich. Nichts ist, aber alles wird. Nach und nach fallen die Dinge so, wie Lester es geplant hatte und bilden ein perfektes Mosaik aus bunten Laub auf einem Waldboden. Keine großen Muster, keine Struktur für denjenigen, der es betrachtet, doch eine innewohnende Ordnung innerhalb der glücklichen Zufälle. Dem Zufall, das wusste er, musste man stets eine Chance geben, wie auch jedes Blatt eine Chance hat, nicht unter den anderen begraben zu werden. Jeden kleinen Ast und jeden noch so brüchigen Zweig hatte er bisher stets ergriffen, um nach und nach die Zufälle zusammenzubauen. Es war nunmehr nicht eine Frage, ob es eines Tages geschehen würde, sondern mehr eine Frage nach dem wann.

Leise knistert das Laub, als der Fuchs mit dem ungewöhnlich hellen Fell sich seinen Weg durch das Farbenspiel des Waldes bahnt. Schillernd in allen rot, braun und Gelbtönen umkreist der schützende Wald ihn. Während der Wolf nun ruhen dufte, konnte der Fuchs sich seine Zeit nehmen. Wichtig war diese Zeit, denn während der Wolf sich stets als stark und nützlich erweisen durfte, war es doch der Fuchs, der die Ratio war und dem Wolf beistand - ein ein inneres Rudel, das stets konsultiert werden konnte. Der Fuchs legte sich neben einen Baumstumpf nieder, welcher mit weißen Pilzen überzogen war. Sie rochen verlockend gut, gar etwas nach Kräutern, ergänzten damit das Farbspiel mit einem passenden Duft. Der Fuchs legte das Haupt in das Laub und ließ die Sonne über sein Fell streicheln. Gar warm wurde es trotz der Kühle. Der Winter stand bereits drohend nahe und nicht lange, da würden alle Bäume ihr Kleid abwerfen und entblößt dem Schnee trotzen müssen. Doch nicht heute, nicht jetzt. Dieser Moment musste weilen!

Der Himmel zog ein blaues Band zwischen den Wolken und der Fuchs dachte, an all die schönen Erinnerungen mit seinen Brüdern und Schwestern des Paktes, aber auch an die unschönen Begegnungen mit Personen, die kein gutes Haar an jenen lassen wollten. Ihn überkam ein warmes Schaudern, als er erinnerte, dass sie trotzdem alles überstanden haben. Damals hatte er kein klares Ziel, doch hunderte Möglichkeiten. Und alle Wege, haben ihn hier hin geführt. Ob dies das bestmögliche war, was er hätte tun können? Er wusste es nicht. Aber in jenem Moment war es auch gleich, denn alles was geschah, hat ihn zu dem gemacht der er heute ist. Und ein anderer wollte er nicht sein. Die Heimat nunmehr eine blasse Erinnerung, noch kaum von Bedeutung. Der Gram gegen den eigenen Vater schon längst wie Staub vom Winde davongetragen.
Nichts ist, alles wird. Einzelne Blätter sind mittlerweile auf seinem Fell gelandet, doch er wird einfach aufstehen und sie abschütteln können.
Was kann etwas Laub einem Fuchs schon anhaben?



Zuletzt bearbeitet von Lester van Schrevenau am 14 Nov 2022 11:57, insgesamt einmal bearbeitet
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 06 März 2023 21:36    Titel:
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"Möge sich erfüllen was begonnen wurde. Mögen sie daran glauben und ihre Leidenschaften verlachen. Denn das was sie Leidenschaft nennen ist in Wahrheit nicht seelische Kraft sondern die Reibung zwischen der Seele und der äußeren Welt. Und vor allem, mögen sie an sich selbst glauben und hilflos werden wie Kinder. Denn Schwäche ist etwas Großes und Stärke gering. Wenn ein Mensch geboren wird ist er schwach und biegsam. Wenn er stirbt ist er fest und hart. Wenn ein Baum jung ist ist er zart und biegsam aber wenn er trocken und starr wird stirbt er. Härte und Stärke sind Gefährten des Todes. Biegsamkeit und Schwäche bekunden die Frische des Seins. Deshalb kann nichts siegen was verhärtet ist."
- Arkadi und Boris Strugazki

Der Vergänglichkeit zu Dienen - eine ungewohnte Tat. Keine die der Fuchs hätte vorhersehen können und doch eine, die so notwendig war, wie der erste Schluck Wasser am Tag. Ein Ausbleiben, ein Verzicht - das wäre mit tragischen Folgen verbunden. Genau zu sein, mit dem Tode.
Der Tod ist ein steter Belgeiter des Lebens. Keiner, den der Fuchs besonders mochte, doch einer nach dem sich der Wolf sehnte. War es doch der Tod anderer, was den Wolf schützte und oft am Leben halten lassen sollte. Die Ratio vermochte zu vermitteln, meistens. Der Wolf bekam so viel Auslauf wie er brauchte und duldete dafür den Fuchs als innere Führung. Ein Kompromiss, der so notwendig wie auch fruchtbar war.
Viel ist geschenen, viele Vorbereitungen wurden getroffen. Die Saat, welche Lester ausgeworfen hat, musste nun nur noch keimen. Die wichtigste Zutat dafür war die Zeit. Zeit, die er sich nehmen wollte.

So kehrte er an dem Abend nach dem Ritual nicht zurück nach Junkersteyn, sondern verblieb auf der Insel. Der Rat hat zugestimmt, dass der Magier eine Zeit lang auf der Insel verweilen darf. Aeneth als Bürge sogar mehr als gebilligt. Und Joanna war gütig genug, einen Teil ihres Hauses für ihn aufzugeben, damit er dort unterkommen konnte und sich seinen Studien widmen durfte:

Der Magier verweilt am Strand in regungsloser Ruhe. Nur der Wind trägt verspielt den blonden Schopf zur Seite, als er gedankenverloren mit den Händen durch den Sand unter sich fährt. Der Wolf war vorerst gut gesättigt, als die Höfe vor Düstersee von Flammen ergriffen wurden, doch nun sehnte sich der Fuchs nach Nahrung: Und Ered Luin sollte ein Ort voller köstlicher Erfahrungen und Wissen sein. Ein Gefühl wohliger Freude durchfuhr den Magier, als er an die nächsten Monate dachte, in denen er sich hier zurückziehen durfte.



Zuletzt bearbeitet von Lester van Schrevenau am 06 März 2023 21:37, insgesamt einmal bearbeitet
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 17 Apr 2023 17:34    Titel:
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Momente der Ruhe. Sie waren im Sommer kostbar und selten und als nun der Winter sein weißes Kleid über das Land zog, waren sie Alltag. Viel gab es nicht zu tun, seitdem der Frost seine Herrschaft über den Boden beansprucht hat. Die Vorratskammer war noch prall gefüllt und die Festung trotzte der Witterung wacker, so dass Lester sich immer öfter auf Ered Luin zurückziehen konnte. Nicht nur um die Ruhe zu genießen, doch auch zum Lernen der elfischen Sprache konnte er die Zeit gut nutzen - und verstreichen lassen wollte er sie nicht. Während er angestrengt versuchte den Gesprächen in der Stadt zu lauschen, hat er dennoch jede Gelegenheit genutzt, um sich einige Worte beibringen zu lassen. Oftmals bot er dafür einen Dienst im Gegenzug an - sei es nun das Binden eines Artefaktes oder eine Kampfübung.
Jede Chance bot einen fruchtbaren Boden um Neues zu lernen und bisher gelerntes zu verankern.
Seinen sicheren Hafen hatte er gefunden: Joanna ermöglichte ihm vor über einem Monat auf Ered Luin zu wohnen. Nur selten ging Lester noch zurück nach Junkersteyn, um nach seinem Haus zu sehen. Dieses aufzugeben - daran hatte er nie gedacht und hätte es auch unter keinen Umständen in Erwägung gezogen. Es gab wahrlich keinen Ort innerhalb der Grenzen des Königreiches auf Gerimor, der weiter weg von Adoran liegen konnte. Und diesen galt es zu bewahren, denn Adoran selbst war sicher genug und kaum etwas, könnte diese Stadt erschüttern. Die Grenzregionen hingegen waren offen und ungeschützt und bedürfen stets eines wachsamen Auges.
Sowohl der Fuchs als auch der Wolf wussten dies zu gut und waren in dieser einen Sache in völligem Einklang.

Der Wolf jedoch ruhte. Lester wusste nicht, ob es die ganz eigene Präsenz von Ered Luin war, die ihm die nötige Ausgeglichenheit schenken sollte, die Beschäftigung mit Sprache und Kultur der Elfen, oder doch einfach das Fehlen einer brauchbaren Beute. Im Endeffekt war das auch nur interessant, aber nicht wichtig. Der Magister würde die Zeit in der Stadt aus Marmor nutzen so gut es geht, um in den kommenden Monden mehr zu lernen. Wer ein tieferes Verständnis der Magie haben will, der wird auch sicher von der Sprachkenntnis der Kinder Pahnodains profitieren, dessen war er sich sicher. Und doch, so bemerkt er es, so sehr er auch übte, es würde ihm immer schwer fallen, die Sprache der Elfen zu sprechen. Ihm fehlte das zweite paar Stimmbänder.
Indes wäre er kein Magister, wenn er dies nicht als Anreiz nutzen würde, um sich eine zusätzliche Aufgabe zu setzen, einen Meilenstein, der erreicht werden wollte. Damit wurde dann ein Besuch in Ered Luin etwas spannender als erwartet. Und auch wenn das alleine schon ein Rätsel sein sollte, so war die viel größere Frage eigentlich, wie er an das nötige Wissen kommen sollte, um seinen Plan umsetzen zu können...
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 28 Jun 2023 16:55    Titel:
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Es war ein gewöhnlicher Tag in Ered Luin - Die goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne tauchten die Stadt in ein warmes Licht und ließen die bunten Blumen in den Gärten erstrahlen. Die Elfen waren bereits früh auf den Beinen, ihre täglichen Aufgaben zu erledigen, früher als der verschlafene Lester, dessen Lebenszeit hier doch so kurz wirken müsste. Zu Kurz, um so lange im Bett zu verweilen...
In einer kleinen aber schönen Unterkunft am Rande Stadt erwachte der Magier. Er streckte sich ausgiebig und gähnte, bevor er sich aus dem Bett schwang. Lester war eine durchaus neugieriger Magier und hatte heute eine wichtige Bestellung zu erwarten. er zog sich sein bestes Gewand an, also das, welches am wenigsten zerknittert war an, und machte sich auf den Weg zum Hafen.

Auf dem Weg dorthin grüßte Lester die schon emsigen Nachbarn und Freunde, die bereits dabei waren, ihre eigenen Tätigkeiten auszuüben. Die Straßen von Erled Luin waren mit dem Duft von frischen Backwaren, edler Weine und aromatischer Speisen gefüllt. Überall konnte man irgendwoher das Summen von Spinnrädern und das leise Flüstern von Elfen hören, die sich angeregt unterhielten. Es war doch recht früh und dennoch wirkte die Stadt lebendig. Der Magier verweilte länger als gewohnt in den sauber gepflegten Straßen der Stadt, bis er sich doch losreißen konnte und zum Hafen gelangte. Genervt wartete dort schon ein Mann in einer tiefbraunen Hose, welche Teilweise von einer grünen Tunika mit Lederflicken bedeckt wurde. Unter seinem Arm ein Korb, der wohl in Anbetracht der noch unbekümmerten Körperhaltung trotz der langen Wartezeit vermutlich nicht schwer sein konnte. Es kümmerte Lester nicht, noch weniger kümmerte es ihn, dass er selbst zu spät war. Auch wenn er eigentlich wusste, dass er nicht in der Position war, so ist das Zeitgefühl der Edhil nicht an ihm vorbeigezogen und er hat es teils doch übernommen. Sicherlich eine Haltung, die ihm in Alumenas durchaus mal auf die Füße fallen würde, doch haben die letzten Monate unter den Elfen ihm ein ungewohntes Gefühl der Gelassenheit geschenkt. Dieser Schleier der Ruhe fiel zwar, sobald er die Stadt verließ, doch konnte er die wohlige Unbekümmertheit genau so gut genießen, wie das Verdrängen der eigenen Mortalität.

Das Körbchen tauschte seinen meckernden Besitzer schnell aus und landete in den Händen des Magiers, welcher dafür etwas Gold hergeben musste. Gemütlich schlenderte dieser wieder zurück zur Unterkunft im Hafenviertel, wo er das Bündel im Korb öffnete und die Inhalte auf dem großen Tisch ausbreitete. Joanna wäre sicher nicht erfreut über das Meer an Grünzeug, welches sich nach und nach ausbreitete. Doch der Magier selbst hatte besseres vor, als sich um die Ordnung im Hause zu kümmern, vorerst!
Das vernachlässigte Kind des Konvents, die Alchemie, war zwar eine Klasse für sich und sehr viel konnte der Magister ihr nicht abgewinnen. Sehr wohl aber den Pflanzen, derer man sich dafür bedienen konnte. Und nun galt es das gelernte der letzten Monate umzusetzen, denn er wollte nicht nur ein eigenes Herbarium anlegen, sondern gleichzeitig auch die Namen der Pflanzen in die Elfensprache übersetzen. Und so fanden nach und nach einzelne Kräuter ihren Weg zwischen die Seiten: Baldrian, Brennnessel, Beinwell, Beifuß, Frauenmantel, Schafgabe, Goldrute, Hirtentätschel, Johanniskraut (hier schreibt er doch hastig noch die Anmerkung, man solle es keinesfalls mit Kreuzkraut verwechseln), Königskerze, Ringelblume, Wermut...

Wehmut hingegen überkam ihn, als er bedachte, dass sich doch sicher irgendwo Fehler eingeschlichen haben. Kurz ist er davor, das Buch zu greifen und emporzuheben, bis er dann doch innehält und leise auflacht.
Ja - dass alles jetzt herausrieselt und der die ganze Arbeit nochmal machen darf, das hätte dem schadenfrohen Beobachter sicher gefallen! Das Buch findet sogleich seinen Weg gut ausbalanciert in Lesters Gemach, wo es unter einem ganzen Stapel Büchern begraben wird, um die Pflanzen gut zu pressen. Dort würde es wohl einige Zeit verweilen, bis er sich um die Korrektur der elfischen Namen kümmern würde.
Auch würde das Chaos auf dem Tisch etwas verweilen, denn erst am Abend würde der Magier dann doch so hastig wie auch halbherzig die Spuren seiner Arbeit beseitigen, bevor seine Gastgeberin es bemerken würde...
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 10 Aug 2023 20:32    Titel:
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Der Magister saß auf den Zinnen der Festung und blickte über das neue Land. Die grünen Wiesen sahen frisch und unberührt aus und in der Ferne sah man die Wälder, deren Ränder noch ungeschlagen von Holzfällern waren. Man sah, dass das Leben blühte und für einen Moment könnte man glatt vergessen, dass man im Mittelland der Insel ist - so prächtig war das neu gewachsene Leben. Glaubte man nur genug an die Illusion, so hätte man es manchmal mit Ered Luin verwechseln können. Zumindest Lester konnte der Charme der Elfenstadt nicht ganz loslassen. Viel Zeit hatte er dort mit seinen Studien verbracht und dabei die Gesellschaft der Edhil gesucht, wenn sie ihn ohnehin nicht bereits umgaben, wie es jene taten, die in den Mauern der Festung Nebelwacht lebten. Sie lebten nicht nur darin, sondern füllten die Mauern dieser Festung mit Leben, gaben dem toten Stein eine Seele und eine Bedeutung. Wichtig genug, als dass der Magister beim Angriff der Kristalle bereit gewesen wäre, mit dieser Festung in den tiefen Abgrund hineinzustürzen und sie auch noch im Riss zu verteidigen.

Seine Festung, nannte er sie manchmal. Keineswegs war es seine Festung. Auch nicht sein alleiniger Verdienst. Und doch war ein enges Band zwischen diesem Ort und ihm geflochten. Der jahrelange Kampf um ein Heim, welcher die Gemeinschaft zusammentrieb. Die unruhigen Abende in denen sie die Köpfe zusammensteckten und Pläne schmiedeten, würde er nie vergessen. Auch nicht den Keller in Junkersteyn, wo all dies vor einigen Wintern beginnen sollte und aus der Idee einer Festung konkrete Pläne wurden...
Der Ort wegen dem mancher Kalurenhumpen auf den Tisch knallte, bevor die Pläne dann doch über den Haufen geworfen wurden;
Wo Schriftstücke und Skizzen nicht nur den Tisch sondern auch den Boden drum herum füllten, während eine Elfe sich über die Unordnung sichtlich Sorgen machte und verständnislos den Kopf schüttelte.
Der Ort, wo eine Alchemistin fluchte, wenn sie das Chaos in den Kisten sah und ein Zwerg dies ignorierte, weil er hungrig auf die selbstgemachte Platte mit gegrillten Fischen stierte, während eine Klosterwächterin ihm amüsiert hinerher sah und sich fragte, wie quasi ein Zuber voller Essen nur in einen so kurzen Kaluren hineinpassen konnte.

Dieser Ort war Heimat. Und daran gab es kein Zweifeln. Der Magister wusste dass nur zu gut. Selbst wenn es gut tat, seine Ruhe in Junkersteyn zu suchen, auf dem provisorischen Landsitz des Magisters, so wollte er immer zur Festung Nebelwacht vor Schwingenstein zurückkehren.
Und leider war auch das herrlich süße Ered Luin nicht immer in der Lage mit Wissen und Genuss die Leidenschaft nach der Heimat einzudämmen.
Lester ging in die Stadt um von den Edhil zu lernen und über sie zu lernen - viele Monde verbrachte er bereits dort. Doch langsam war der Fuchs gesättigt und hatte genug Wissen angesammelt, um dem Magister die notwendigen Augenblicke der Klarheit zu schenken, die er brauchte um zu bemerken, dass seine Zeit in der Elfenstadt nicht ewig anhalten könnte.



Der Magister atmete durch und lies die Beine von den Zinnen der Festung baumeln. In der Ferne stiegen einige Gänse aus den Büschen empor und flatterten mit hellem Schrei über die Baumkronen. Der Wind trug den blonden Schopf des Magisters immer wieder in sein Gesicht, oft genug, dass er aufgab ihn wegzustreichen. Gerade beobachtete ihn ohnehin keiner. Einen letzten Mondlauf würde er noch in der Elfenstadt verweilen und seine Studien fortsetzen. Dann, im kommenden Monat, wohl alles für seine Abreise vorbereiten und wieder dauerhaft in der Festung sein Quartier beziehen. Am Ende konnte er dann doch nur hier Mensch werden - denn auch nach mehreren Monaten, sind seine Ohren nicht länger geworden und Ered Luin keine Heimat - aber ein Ort, den er immer bewundern würde.

"Wie die Zeit vergeht", dachte er sich, als er von den Zinnen stieg.
Haselsträucher am Straßenrand sahen bereits gut behangen aus und drohten mit dem baldigen Herbst.
Der Magister würde die Zeit in Ered Luin noch umsichtig nutzen, bis die Bäume ihr Laubkleid in Farbe hüllen würden...
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