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Wendungen des Lebens
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Bluttangare





 Beitrag Verfasst am: 18 Okt 2022 11:08    Titel: Wendungen des Lebens
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Irrungen und Wirrungen des Lebens

Bestimmt schon eine halbe Stunde saß er vor dem Spiegel und starrte seinen Hals an, befingerte die Stelle hin und wieder und wirkte schlicht und ergreifend fassungslos. Wieso hatte er das vorher nicht begriffen? Und was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten? Diese und etliche weitere Fragen zogen in seinem Geiste an ihm vorbei und keine davon bekam er gerade so recht zu packen.


“Verdammt?!“

“Ich bring sie um!“

“Ach, nun sei nicht gleich so radikal, du weißt, dass du das nicht tun wirst. Er wird dich daran hindern. Und so schlimm ist es doch gar nicht, oder? Es geht ihm gut, er ist lediglich verwirrt und auch das legt sich wieder. Es fehlt ihm doch nichts.“

“Kind. Sorge dich nicht. Alles wird gut, du wirst sehen.“

“Sie wird ihn umbringen! Und wir sterben mit ihm! Und wofür? Weil er sich nicht beherrschen kann und der Nervelkitzel wird ihn vorantreiben, ihr werdet alle sehen! Er ist unser Verderben, unser aller Verderben!“

“Ich will das! Ich lass mir da nicht reinreden! Oder warte, vielleicht… vielleicht wäre es doch besser, es zu lassen, möglicherweise aber auch nicht! Wir könnten doch, oder nicht? Sagt mal…“

“Möglicherweise könnten sich daraus ganz interessante Dinge ergeben, aber vorsichtig sollten wir sein. Sehr vorsichtig, interessiert, neugierig vielleicht, aber niemals ohne Vorsicht. Und um jeden Preis sollten wir darüber schweigen, vorerst. Das war es doch, was sie eingangs sagte: Verschwiegenheit. Es war eines der beiden Worte, die sie wählte. Hört darauf, ihr wisst, was passieren kann, wenn man den Mund zu schnell öffnet und an falscher Stelle. Wer weiß schon, wozu das mal gut ist, sowas zu wissen. Und wer weiß schon, wozu es gut ist, darüber zu schweigen. In jedem Fall dazu erstmal zu überleben, oder nicht? Da könnt ihr nicht gegen sprechen.“

“RUHE!“

Stille.

Lang anhaltendende Stille.

Und plötzlich ging das Gewirr von vorn los. Er saß da und fasste sich an den Kopf, blinzelte unentwegt und schnaufte aus. Mit einem Ruck erhob er sich und verließ das Bad, ging durch das Schlafzimmer hindurch, schnurstracks zur Treppe nach oben und verließ das Haus. Frische Luft. Die half meistens. Luft und Laufen. Er lief, ohne darauf zu achten wohin. Hätte er vielleicht besser.
Mitten in der Nacht, spärliches Mondlicht, da der gerade abnahm. Als er aufsah, stand er vor diesem halb zerfallenen Gebäude, mit den Gräbern davor, die wegweisenden, dunklen Lichter, die riesigen Statuen, die selbst im Mondlicht noch tiefe Schatten warfen. Die Gänsehaut folgte auf dem Fuße, der Schauer, der ihm den Rücken runter ging, sorgte dafür, dass er seinen Weg unmittelbar und zügig fortsetzte.
Die Hände stopfte er tief in seine Manteltaschen beim Laufen und zog die Schultern hoch. Erst, als er etwas Abstand zu dem alten Gemäuer gewonnen hatte, entspannte sich die gesamte Haltung des Mannes und er atmete durch.

Worüber machte er sich eigentlich Gedanken? Trotz dieses, nun, nennen wir es so, trotz dieses Vorfalls, war es absolut berauschend gewesen, zum Genießen, schön? Änderte es etwas daran? Mitnichten. Es war nur ein bisschen gruselig vielleicht und er konnte es noch immer nicht recht einordnen, was da vor sich ging. Aber inzwischen wuchs dann doch die Neugier, der Wunsch dem auf den Grund zu gehen und ganz nebenbei natürlich ganz egoistisch mehr davon zu bekommen. Also nicht exakt davon, aber von dem Drumherum eben. Das war Leben. Das war es, was dafür sorgte, dass er sich wieder lebendiger fühlte. Irrwitzig im Grunde, wenn er bedachte, wer sie war, nein, was vielmehr sie war. Er wusste es doch.

Es gab eine Zeit, daran erinnerte er sich gut, da hatte er einen weiten Bogen um diesen Menschenschlag gemacht, aus gutem Grund. Aus vielerlei guten Gründen. Und nun kam „so eine“ daher, die sich mit dem Tod umgibt und gab ihm das Gefühl von Lebendigkeit. Verrückt. Ganz und gar verrückt. So falsch im Grunde, und doch ganz richtig.
Je mehr er darüber nachdachte, um so mehr verwirrte ihn all das. Untypisch für ihn. Was würde sie dazu sagen? Vermutlich würde sie ihn für völlig verrückt erklären.

Stille.

Absolute Stille.


“Verdammt!“

“Ich bring sie um!“

“Ist es nicht faszinierend? Oh, das ist es. Das wirst auch du einsehen müssen.“

“Kind. Hab fein acht. Die Welt dort draußen ist grausam. Aber ich bin immer bei dir, das weißt du.“

“Und da geht es hin, das Leben, da geht es hin.“

“Wohin jetzt? Links? Rechts! Nein, zurück! Zurück! Vielleicht auch vorwärts! Ach ich weiß nicht genau…“

“Schau es dir genau an. Lerne. Nutze. Lebe.“


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Alecia Rundhammer





 Beitrag Verfasst am: 18 Okt 2022 23:01    Titel:
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Es gibt Momente, die nur für das Hier und Jetzt gemacht sind.
Es gibt Entscheidungen, die man für die Ewigkeit trifft.
Es gibt Augenblicke, die einem wie die Unendlichkeit vorkommen.
Es gibt Gefühle, die ergreifen einen, lassen eine nicht los und treffen all diese Entscheidungen, ohne dass man auch nur einen Wimpernschlag lang die Möglichkeit hätte, die schon gelegten Weichen anders zu legen.

‘Oh, riechst du es? Herrlich! Hörst du es? Wunderbar!’

‘Wir sollten gehen. Wirklich.'

‘Garstiges Weib! Du gönnst einem nichts! Garnichts! Ja, schnupper den Duft, zieh ihn ein, sie alle riechen so wunderbar.’

‘Versuch einfach flach zu atmen, trink was! Lass dir was zu trinken geben!’

‘Schnaps. Schnaps, der schmeckt so widerlich, der wird helfen!’


Mir wurde übel, wirklich übel. Eigentlich hat mich der Geruch von Blut und sonstigem Unrat an modrigen Gerüchen nie gestört…aber der Geruch nach Eisen….und der Gedanke an den warmen, schmackhaften Lebenssaft verdreht mir sämtliche Sinne und weckt die innere Glut in mir. Die säuselnde, krächzende Stimme, welche mich seit jeher begleitet und mit den letzten Tagen immer lauter wurde. Lauter und beständiger und oft ohne Vorankündigung, sie war einfach da. Erschöpfend für den Rest, erschöpfend für mich und meinen Körper. Es zehrte an mir, als würde man dem Feuer die Luft zum Atmen nehmen…bis fast gänzlich erlischt.

Ich hatte gehofft, etwas Ablenkung zu finden, die leeren Hallen und die Stille waren kein guter Begleiter in diesen Tagen und in diesem Zustand konnte ich keineswegs zur Burg.
Doch bereit der Gier einfach den Lauf zu lassen, war ich noch nicht, die Kontrolle zu verlieren lag mir fern - schon immer.


Wer hätte gedacht, dass es doch so leicht war, sich diesem Leben einfach hinzugeben?
Der Stimme schlicht zu folgen - zumindest für einen Wimpernschlag des gesamten Lebens.


Wer hätte gedacht, dass es so ein bedrückendes Gefühl hinterlassen würde nachdem es
getan war.


‘Du musst damit aufhören! Geh jetzt!’

‘Trink! Er wird es schon überleben! Sie werden dich eh nie als etwas lebenswertes sehen!’

Wer hätte gedacht, dass es so schwer ist, sich loszureißen. Sich von dem Gefühl und dem Moment zu lösen. Erst als die Kälte der Nacht die Luft in die Lungen treibt, wieder Klarheit in ihre Sinne zurückkehren..

Schützenswert ist das, was man in seinem Nest aufbewahrt und hegt und pflegt.
Schützenswert ist das, was man umsorgt und versorgt.
Schützenswert ist das, was schmerzlichst aufzeigt, dass es angreifbar sein könnte und somit schneller verloren sein könnte, als man es wahrhaben möchte.
Schützenswert ist das, was man aufgibt, um es zu schützen.


Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 18 Okt 2022 23:02, insgesamt einmal bearbeitet
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Alecia Rundhammer





 Beitrag Verfasst am: 23 Okt 2022 16:25    Titel:
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Ein Wispern, leise, vom Blätterrauschen begleitet, dringt an die Ohren. Langsam dringt das Gefühl der kalten, feuchten Erde in ihre Sinne. Die Fingerspitzen bewegen sich und lassen das Rascheln des verwelkten, nassen Blätterwerks ertasten. Mühevoll öffnet sie die Augenlider und lassen das Grüngelb die Welt betrachten. Es ist Nacht, lediglich das Mondlicht belebt die Schatten der Äste, tänzelnd zum Lied der Dunkelheit, als etwas begleitend, lebendiges. Ein angestrengtes Atem und sie drückt sich empor, die Hände streifen die Kleidung, ein Zittern geht durch den Körper. Es ist kalt. Gemächlich wird sich der Körper zurück zur Nimmerruh schleppen - ein Schlaf war es nicht und sie war schrecklich müde.

Oft schon habe ich über die Frage nachgedacht, ob es irgendwann einen Zeitpunkt gibt, an dem ich nicht an mir arbeiten muss, an welchem ich mich den eigenen Dämonen nicht stellen muss. An welchem ich vielleicht einfach mal Perfekt war, an welchem mein Sein in den Rahmen passen würde, der für mich vorgesehen war.
Gibt es so einen Zeitpunkt überhaupt? Gibt es überhaupt einen Rahmen, der fähig war, dieses verdorbene und immer wieder aus sich brechende Bild zu tragen?
Oder war es die Aufspaltung selbst, welche schlicht die Voraussetzung in sich trug, dass es mehrere Rahmen geben müsste? Und wenn es mehrere gäbe, müsste ich mich dann aufspalten oder von einem zum nächsten hüpfen? Mache ich das nicht eh schon eh und je auf eine bestimmte Art und Weise?

So bestimmend, so…selbstsicher und doch so…verschlossen, als würden tausend Mauern niedergerissen werden müssen, um nur einen Hauch dessen zu Gesicht zu bekommen, was sich dahinter verbirgt.

So schnell, so flink, so unnachgiebig.


‘Wie willst du sonst lernen, damit zu leben?’

Niemals. Ich habe niemals gelernt mit dem zu leben, was mich mein Leben lang schon begleitet hat. Geduldet hab ich es. Geduldet und irgendwann akzeptiert. Aber gelernt habe ich es nicht. Ich habe schon immer in Perfektion versucht mich schlicht anzupassen, das kann ich gut.

Ist die Frage doch viel mehr, wie passe ich mich nun dieser Situation an?
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