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Die schuppige Verwandtschaft
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Die schuppige Verwandtschaft
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Merrik von Aerenaue





 Beitrag Verfasst am: 01 Feb 2022 12:50    Titel: Die schuppige Verwandtschaft
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Verwandtschaft. Man kennt sie, man liebt sie, man hasst sie. Man spricht oft von der 'buckligen Verwandtschaft', die, wie ein Geschwür am Körper, in seinem Leben existiert. Nun, manche Menschen bleiben daon verschont eine sonderlich große, lästige oder sonst wie anstrengende Verwanschaft zu haben. Doch kommen manche auch nie in den Genuss einer liebevollen, zusammen haltenden Verwandtschaft.

Merrik hat keine sonderlich große Verwandtschaft, aber er kannte und mochte eigentlich jeden von ihnen. Seine großeltern waren über die Jahre fast alle gestorben, abgesehen von Isdia, eine geborene Inke, schon immer eine liebenswürdige, Frau, die mittlerweile in die Jahre gekommen war. Ihr Mann Cordovan starb bereits früh, schenkt ihr aber zwei wunderbare Töchter. Aus mehr bestand die Familie Triffon in den Genereationen auch nicht. Elida, ihre jüngere, kümmert sich um sie, hilft ihr, wo sie nur kann. Ihre ältere Tochter verlor leider viel zu früh ihr Leben.
Auf der anderen Seite war da die Familie Daske. Bardo hatte früh seine Frau Dorida, eine geborene Daribon, geheiratet und zwei prägtige Söhne zur Welt gebracht. Edo, der ältere, und Connar, Merriks Vater. Doch beide Eltern wurden bereits zu Grabe getragen. Nicht weiter verwunderlich, bei dem hohen Alter, das sie erreichten.
Merriks Generation selbst war doch ein wenig kleiner. Sein Onkel und seine Tante hatten keine Kinder und so waren seine, leider schon verstorbene, jüngere Schwester und er die einzigen.
Doch die Zeit verging und Merrik wurde selbst Vater eines kleinen Jungen, Sander Bardo Daske. Es schmerzte ihn, nicht bei ihm sein zu koennen, doch hatte er auf Gerimor wichtige Dinge zu erledigen. Und sein Connar und Merriks Frau würden schon gut auf ihn aufpassen.

Doch kam noch ein Familienmitglied, mehr oder weniger zufällig und unerwartet, zu dem Stammbaum dazu, zumindest inoffiziell.
Man mag es Schicksal, Fügug, Zufall oder sonst wie nennen, doch war seit einigen Monaten Saria, Merriks Adoptivtochter, Teil der Familie geworden.
Nun fragt man sich sicherlich, was denn so außergewöhnlich an einer Adoptivtochter sei. Das wäre ja nun nichts, was so gewöhnlich wie unterschiedliche Haarfarben sei. Na, wenn ihr euch da mal nicht irrt.

Saria war ein aufgewecktes Mädchen mit einem gefühlt unstillbaren Hunger. Ihre Zaehne waren sehr schnell ausgeprägt genug, um Fleisch zu verzehren, oder aber auch dem Vater in die Hand zu beißen. Sie hatte jetzt schon eine nicht zu unterschaetzende Kraft und, sagen wir, außergewöhnliche, wenn auch nicht zwingend kontrollierte Fähigkeiten. Merrik musste schon öfter die Vorhänge austauschen, hatte Saria sie halb verkohlt oder mit ihren Krallen zerfetzt.
Bitte? Verkohlt? Krallen? Jaha, Saria ist keine gewöhnliche Tochter. Sie ist ein Drache. Ein Jungdrache, was sie ein wenig.. unberechenbarer macht, als andere Drachen, doch zumindest nicht weit so gefährlich. Immerhin.
Merrik stellte sich den Prüfungen Selines, doch bedarf es weit mehr als das, was ihm dort abverlangt wurde, um einem Jungdrachen ein Vater zu sein.
Nicht viele wussten von ihr und so sollte es auch bleiben, was, zugegeben, das ein oder andere mal alles andere als einfach ist. Sie ist ein Drache, natürlich will sie eine gewisse Freiheit, sie will lernen zu fliegen, frei durch die Luefte gleiten, in den Wäldern jagen und das Leben eines Drachen leben. Doch die Gefahr, die in erster Linie für Saria selbst besteht, ist viel zu groß. Gerade weil kaum jemand von ihr weiß, würde sie im Zweifel angegriffen und im schlimmsten Fall getötet werden. Das konnte und wollte Merrik nicht riskieren. Doch sie der öffentlichkeit preisgeben.. nein, kaum auszudenken, was das auslösen könnte, würde.

Es war spät nachts und Adoran lag in tiefen Schlummer. Die Wachen gingen, wie gewohnt, in kleinen Gruppen durch die Gassen und Straßen - zumindest sie wussten, dass Saria existiert und wer sie ist - und taten ihren Dienst.
Merriks Umzug stand bevor und Saria musste nun einmal mit umziehen. Ein schwierigeres Unterfangen, als man auf Anhieb denken koennte.
Er packte seine ganzen Moebel zusammen und schaffte sie ins neue Haus, im Adelsviertel, bis Saria selbst zuletzt noch uebrig war. Sie quiekte und sprang, als Merrik wieder kam, wie sie ihn fast immer begrüßte. Liebevoll lag Merriks Blick auf seiner Tochter. "Vergiss nicht, leise sein, damit dich niemand bemerkt, klar?" Sie verstand ihn mittlerweile anschenend ziemlich gut, wenn auch sie selbst, noch, nicht sprechen konnte und nickte ein paar mal. Das Gartentor fiel leise zu und die ersten Ecken waren zuegig überwunden. Ein Wachtrupp ging auf der Parallelstraße und nickte der klerinen Familie auf dem Weg zum neuen Haus grueßend entgegen, gleichsam versichernd, dass nichts weiter groß los sei zu der Nachtstunde. Saria tappste Merrik brav und im Gleichschritt hinterher, wobei sie fast spielend versuche genau dahinzutreten, wo es ihr Vater tat. Doch im naechsten Moment drang, vom Wind getragen, ein unwiderstehlicher Duft an die feine Nase der jungen Drachendame heran. Merrik bemerkte es nicht direkt, als Saria sich still nach einer Ecke in eine andere Richtung verzog und dem Duft folge.
Huepfend und teils gleitend, nicht fliegend, und von dem Duft angelockt folgte sie der Spur, bis zu einer gläsernen Tür. Ein nicht unhörbares, aber nicht allzu lautes, Docken erklang und die Glastuer vibrierte einen kurzen Moment, als der kleine Drachenkopf dagegen stieß. Enttäuscht und als könne sie durch bloße Willenskraft die Tür öffnen, himmelte sie selbige an. Doch es dauerte nicht lange, bis Merrik sie von der Tür wegzog, das dem kleinen Drachenmädchen ein unzufriedenes, wie bittendes Geräusch entlockte. "Ich gebe dir zuhause was, nicht hier". Sie lies sich, ihrem Schicksal ergebend, mitziehen, doch es war nicht auszuschließen, dass das niemand zumindest gehört hatte.
Zumindest der weitere Weg verlief ohne große Probleme oder Umwege. Es dauerte also nicht lange, bis der Magier und das schuppige kleine Wesen ihr Ziel erreicht hatten und nicht mehr gefunden werden konnten. Es blieb nur zu hoffen, dass es niemand, der nicht sowieso von ihr wusste, etwas gesehen hat.


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Merrik von Aerenaue





 Beitrag Verfasst am: 21 Sep 2022 07:53    Titel:
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Einiges an Zeit war in die Lande gegangen und Saria wuchs, unter Merriks steter Obhut und Fürsorge, zumindest relativ normal auf. Nunja, so normal ein Drache eben unter der Obhut eines Magiers aufwachsen konnte. Sicher gab es weniger Platz als gewünscht, wenn auch das bisher nicht überschwenglich problematisch war. Sicher wachsen wilde Drachen anders auf und mit mehr Spielkameraden. Dennoch bemühte sich Merrik ihr ein möglichst angenehmes und schönes Leben zu ermöglichen. Und immerhin würde es bald, so alles nach Plan lief, etwas mehr Möglichkeiten für die kleine geben.
Natürlich gab es auch Widrigkeiten mit denen sie beide kämpfen mussten. Vorhänge hatte Merrik irgendwann gar nicht erst ersetzt. Und kleinere Bisswunden waren auch nicht unbedingt selten. Aber er wurde ja auch nicht umsonst von Seline für die Aufgabe vorbereitet.
Worauf ihn das allerdings nicht vorbereitet hatte, waren die Stimmen von Außerhalb. Es war immer noch ein Geheimnis, wohl behütet im Konvent, gedulded oder einfach ignoriert von der Ritterschaft, wohlgesonnen betrachtet vom Volk der Eledhrim – zumindest soweit Merrik das abschätzen konnte. Da war es ja fast nur logisch, dass manche Stimmen das Vater-Tochter verhältnis zumindest in Frage stellen würden. Doch Merrik hat eine Verantwortung übernommen, die genau das wiederspiegelte. Das und nicht weniger. Ebenso hatte er Seline ein Versprechen gegeben, das er nicht brechen würde. Er stand zu seiner Tochter - Ziehtochter genauer, aber so nannte er sie meistens nicht – ungeachtet aller Stimmen, die dagegen sprachen.

So kam es auch, dass der Pakt mit dem Emissar des Wissens und den damit einhergehenden gewährten Fragen eben in diese Richtung gelenkt wurde.
Eine Frage hatte er Arenvir gegeben. Nicht unbedingt, weil ihm selbst nichts einfiel. Vielmehr, weil Arenvir selbst keinen Pakt eingehen wollte, weil Merrik es tat. "Einen Arcomagus haben sie schon. Einen zweiten sollten wir ihnen nicht geben." waren zumindest in etwa seine Worte. Wäre Merrik nicht so voreilig wie immer gewesen, hätte er es sich vermutlich überlegt. So hatte er aber immerhin eine Frage, durch Merrik, auf die es an dieser Stelle aber auch nicht weiter ankommt. Und auch darüber hinaus wird stillschweigen darüber bewahrt, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Seine beiden verbliebenen Fragen nutzte er für sich selbst.
Die erste Frage war fast obsolet, doch brachte sie Gewissheit über etwas, das er sich selbst eigentlich schon gedacht hat. Manchmal ist es aber auch nicht die Antwort, die man sucht, sondern eben darüber das zu hören, was man selbst schon vermutet. Die leiblichen Eltern von Saria waren tot. Erschlagen von Jägern. Ermordet von Menschen. Zugegeben, wie viele Drachen hatte Merrik selbst nicht schon erschlagen. Und wie viele von ihnen waren vielleicht selbst Eltern eines jungen Drachen oder haben selbst ein Ei dadurch zurückgelassen. Doch darum ging es im Moment nicht. Mit der Adoption Sarias hatte Merrik eine Verantwortung übernommen. Und dadurch wurde zumindest dieser Mord an Drachen zu etwas persönlichem für ihn.
Die zweite Frage hätte nach der Antwort auf die erste keine andere sein können. Und so erfuhr Merrik von dem Archivar, wo sich die befanden, die die leiblichen Eltern seiner Tochter erschlugen. Aalenfels, eine Insel vor der Küste Eirensees. Er hatte noch nie von dem Namen gehört, vielleicht einmal auf einer Karte gelesen und direkt wieder vergessen. Und das war auch die völlig falsche Richtung, wenn es darum ging, dass er sich auskennt. Er hätte jede Insel um Nharam in alphabetischer Reihenfolge auflisten können, aber Eirensee? Das war nunmal genau auf der anderen Seite, von Gerimor aus gesehen. Aber immerhin hatte er ein Ziel.

"Junge, dir ist hoffentlich klar, was du da von mir verlangst?"
"Ja Onkel. Aber mir ist das wirklich wichtig. Und ich wusste nicht, an wen ich mich sonst damit wenden sollte.
Und wer wäre schon besser geeignet als Du und deine Falken, hm?"
"Die Falken sind in Nharam aktiv, nicht in Eirensee. Außerdem haben wir alle Hände voll zu tun."
"Ich würde dich auch nicht bitten, wenn ich einen anderen Weg wüsste."
Merriks Onkel seufzte auf und schüttelte leicht seinen Kopf.
"Naja, offenbar gehört das schuppige kleine Ding jetzt auch zu meiner Familie, hm?
Und wir haben und schon immer umeinander gekümmert. Aber übertreib es nicht wieder so, wie beim letzten mal, verstanden?
Deine Mutter und Schwester zu rächen, war eine andere Sache, ich weiß. Aber das hier solltest du etwas dezenter angehen."
Durchaus schuldbewusst, aber nicht wirklich bedauernd sah Merrik seinen Onkel entgegen und nickte ein paar mal ergebens.
Er sagte aber nichts direkt dazu und lies das erst einmal so stehen.
"Danke dir Onkel. Hast was bei mir gut, wenn du rausfindest, wo sie sind."
Er erhielt ein durchaus amüsiertes Lachen zur Antwort und schüttelte leicht seinen Kopf.
"Wenn ich bei dir für jedes mal, dass ich dir geholfen habe einen gut hätte, wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen woll, um meine Gefallen wieder loszuwerden. Aber wir sind Familie Merrik. Bedingungslose Hilfe untereinander. Achja und Glückwunsch nochmal zu deiner Erhebung. Dein Vater hat Freudenprünge gemacht, als er deinen Brief las."
"Danke Onkel. Ja, ich kann mir das bildlich vorstellen. Ich hoffe, dass er stolz auf mich ist. Aber.. erzähl ihm nichts hiervon, ja?"
"Stolz ist er, davon kannst du ausgehen. Und ich werde ihm schon nichts sagen. Das solltest du aber früher oder später."

Die beiden ging nach noch ein wenig geklöne auseinander und verabschiedeten sich. Merrik hatte seinem Onkel Edo einen Auftrag gegeben, für den er sonst vermutlich eine ordentliche Summe Gold bei den Falken hätte berappen müssen. Sie waren gut, nein, besser als gut. Und er wusste, dass er bald genau wüsste, wo die waren, die er suchte.
Was er dann machen würde.. stand noch nicht fest. Arenvir hatte ihm geraten, dass Rache kein guter Antrieb sei und das wusste Merrik auch. Allerdings war dies etwas persönliches geworden.
Und Merrik kümmerte sich um die seinen.


Zuletzt bearbeitet von Merrik von Aerenaue am 24 Sep 2022 13:15, insgesamt einmal bearbeitet
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Merrik von Aerenaue





 Beitrag Verfasst am: 24 Sep 2022 14:52    Titel:
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- Intermezzo in Eirensee -


Natürlich fuhr kein Schiff direkt nach Aalenfels. Es hätte ihn auch stark gewundert. Er hatte es aber auch nicht sonderlich eilig, wenn er ehrlich war. Sein Neffe hatte ihn zwar mit einer wichtigen Aufgabe betreut, aber es bestand keine Dringlichkeit, dass es auf jeden Tag ankomme. Er hatte nicht schlecht gestaunt, als Merrik vor seiner Tür stand. Aber sein neffe kam und ging, wie es ihm gefiel. Diese Magier.. er war nicht unbedingt begeistert, was aus seinem Neffen wurde, zumindest zu Anfang nicht. Doch mit der Zeit gewöhnte sich auch Edo daran und lernte Merriks Fähigkeiten zu schätzen. Die Falken waren auch nicht unbedingt begeistert von dem Ganzen, hatte Edo ihnen auch nicht alles erzählt, wo sie doch sonst immer offen über alles redeten. Aber gewisse Dinge mussten eben geheim bleiben.
Die Überfahrt nach Eirensee dauerte für seinen geschmack viel zu lange. Er war zwar mit seinem Bruder in einer Hafenstadt aufgewachsen, ans Schiff fahren konnte er sich dennoch nie wirklich gewöhnen. Nicht nur, dass das Schiff ständig zu wanken und zu wackeln schien, das stetige Plätschern und Knallen der Wellen an das Holz ihn nicht ruhig schlafen liesen, er immer daran denken musste, dass nur diese morschen Planken zwischen ihm und den unbekannten Tiefen der Meere waren, war es auch die trostlose Aussicht, weit und breit nur ungenießbares Wasser, flaches Blau bis zum Horrizont, das ihn diese elenden Schifffahrten unerträglich machten. Aber er hatte ein Versprechen gegeben. Und für die Familie springt man nicht nur einmal über seinen Schatten. Außerdem hätte er unmöglich jemand anderen damit beauftragen können.

"Alle Mann von Bord!" Hallte es neben dem Klingeln der Glocke über das Deck, bis in die Kajüten runter. Mit schweren Schritten stapften die Besatzung und die Passagiere die mehr als wackelige Planke auf den Pier runter und schleppten eine Kiste nach der anderen, rollten ein Fass nach dem nächsten zum Karren, der schon bereit stand. Daneben ein Kerl mit Federhut, einer Liste in der einen und einer Schreibfeder in der anderen Hand, der abwechselnd zählte und notierte. In diesem Teil des Königreiches würde man ihn wohl als fein gekleidet ansehen, wenn auch Edo aus Nharam ein ganz anderes Niveau gewöhnt war. Es stimmte wohl, dass Nharam mit das feinste und reichste Herzogtum war. Dafür waren seine Ritter aber auch mehr Zierde, als wirklich gute Kämpfer. Aber so hatte jedes Herzogtum seine Eigenheiten, Vorzüge und genauso seine Schattenseiten. Doch Edo interessierte sich zugegeben nur wenig für das alles. Er war im Moment froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Ein anderer Kerl mit Hut ohne Feder und einer anderen Liste trat an ihn heran, als er das Schiff verlies.
"Name und Stand?" erklang die Stimme des Mannes, weder sonderlich unfreundlich, noch herausragend höflich. Man könnte die Tonlage als professionell und zielstrebig bezeichnen.
"Edo Daske. Bürger Nharams."
Der Kerl nickte kurz. "Grund für die Anreise?"
"Ich bin auf der Durchreise. Morgen fahr ich weiter nach Aalenfels."
Der Kerl nickte wieder, hob aber leicht eine Braue an. "Verstehe. Dann willkommen in Toichtingen. Wenn ihr eine Unterkunft für die Nacht sucht, direkt hier am Hafen haben wir den Anker. Etwas schäbig, aber tauglich. Weiter in der Stadt gibt es noch das Zipfelchen. Oder wenn ihr es euch leisten könnt ist in der Oberstadt die Goldene Gans."
Edo nickte dann selbst. "Danke." erwiderte er knapp und tonlos. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Kerl so gesprächig werden würde. Aber immerhin wusste er, wo er die Nacht verbringen konnte.
Geld spielte kaum eine Rolle, hatte Merrik ihm noch einiges da gelassen, um Edos Unkosten zu decken. Er wollte es erst nicht annehmen, aber im Moment war er seinem Neffen dann doch dankbar dafür. Nicht nur, dass er sich einen platz auf einem der schnelleren Schiffe sichern konnte, musste er jetzt auch weder in diesem Anker oder im Zipfelchen übernachten. Und die Goldene Gans machte schon am Eingang einen guten Eindruck. Sein Zimmer war nicht das größte, aber er hatte es für dich. Und in diesem Teil Toichtingens war es zumindest ruhig. Und Ruhe konnte er gerade sehr gut gebrauchen.
Sein Schiff ging früh und er war entsprechend früh auf den Beinen. Die Wirtin war so freundlich ihn am Morgen direkt zu wecken und ihm ein solides Frühstück und Wegzehrung hinzustellen. Er packte seine Sachen und legte beim Hinausgehen noch ein paar größere Münzen auf den Thresen. Er erntete dafür zumindest von der Wirtin noch ein Lächeln und eine angedeutete Verbeugung. Das Schiff nach Aalenfels war deutlich kleiner als das, mit dem er aus Nharam hier her kam. Es lag noch vor Anker und wurde gerade wieder beladen. Das kleinere Schiff nach Aalenfels lud fast ausschließlich Waren und Edo war einer von zwei Passagieren, die mit wollten.
"Ah, da ist ja unser Gast." Der erste Maat des Schiffes begrüßte ihn, als er die Planke erklommen war und das Deck betrat. "Ist nicht häufig, dass wir wen hier mit übersetzen. Da will fast niemand hin. Ich frag dich auch lieber nicht, was dich da hin treibt, he?" Der Maat grinst ihm entgegen und Edo nickte nur knapp. "Muss ich irgendwas wissen über Aalenfels?" "Najoa, da gibt es schon das ein oder andere, so is nich. Keine ruhige Insel sach ich dir. Rauhe Gegend. Aber so wie du aussiehst, kommst du da schon klar. Und in Steinert ist es eigentlich auch ganz gemütlich. Solltest nur aufpassen, wenn du zu weit wech von dem Dorf gehst, ay?" Edo nickte erneut. "Wie lang dauert die Überfahrt? Wo soll ich hin?" "Ay, die Überfahrt dauert einige Stunden. Is schon n Stückchen. Aber wenn wir n günstigen Wind haben sind wa ruck zuck da. Kannst solange unter Deck, da ham wa ne Kajüte. Oder du genießt die Aussicht hier oebn aufm Deck, wenn du nich im Weg stehst." "Dann bleib ich lieber unter Deck, danke." Der Maat nickte nur kapp und grinst kurz, bevor er sich wieder der Mannschaft zuwendete und Befehle über das Deck brüllte. "Auf eure Posten ihr faulen Hunde! Wir sind vollzählig, also alles bereit machen zum Ablegen!" Von dem aufkommenden Trubel bekam Edo nur Gestampfe und dumpfe Worte mit. Noch bevor sich das Schiff in Bewegung setzt, hatte er es sich in der Kajüte bequem gemacht. "Hätte Merrik mich nicht einfach da hin.. zaubern können oder so?" er seufzte schwer und schwang sich in die Hängematte, mit einem Notizbuch in der Hand, in dem er wärend der ganzen Überfahrt blätterte, las und schrieb.

Aalsfels war keine schöne Insel. Nicht mal bei Licht betrachtet. Ein einzelner nicht sonderlich großer Berg ragt in der Mitte der Insel nach oben, der über und über mit Wald bedeckt ist. Das Dorf auf das sie zuhielten ist alles andere als groß aber von einer soliden Palisade umrundet. Fast wäre es auch ein nahezu perfekter Halbkreis geworden, wenn nicht irgendwer scheinbar ordentlich gepfuscht hätte. Es war diesig und düster, als sie an der Küste am Dorf anlegten. Nur wenige Leute waren auf den matschigen Wegen des Dorftes unterwegs. Ganz offensichtlich die, die es mussten. Edo selbst wäre auch lieber irgendwo drinnen geblieben, wenn er gekonnt hätte, aber nachdem er das Schiff verlassen, sich beim Hafenarbeiter gemeldet und sich schon einmal eine Unterkunft gesucht hatte - die weit weniger angenehm war als die in Toichtingen - machte er sich doch lieber schon auf den Weg. Dass Steinert 'gemütlich' sein soll, war eindeutig eine Übertreibung. Je früher er wieder hier weg war, desto besser.
Der Wirt sah ihm etwas schief und verdutzt entgegen. "Drachenjäger? Ne, sowas gibts hier in Steinert nicht. Ist n friedliches Dorf, ohne viel Probleme."
"Und jenseits der Palisaden? Was ist da?"
"Na der Wald. Ziemlich wild belassen und widersprinstig. Kommt man nicht gut durch, darum bleiben wir hier. Gibt vermutlich vereinzelt Banditen, die da draußen rum schleichen. Ungefährlich ist das aber nicht. Hier sollen angeblich auch Orks und Oger und sowas rum laufen."
Edo nickte ein paar mal. "Kann ich hier irgendwo eine Karte von der Insel bekommen?"
"Ne Karte? Hm.. vielleicht hat der alte Gustav eine. Ansonsten musst dir selbst eine zeichnen." grinste der Wirt kurz und schrubte weiter auf dem Thresen rum.
"Gut, danke. Dann bis später." Edo nickte wieder und machte sich auf den Weg. Er hörte noch ein Gemurmel vom Wirt, das sein Zurückkommen in Frage stellte, wenn er wirklich aus dem Dorf raus gehen würde, aber auch wenn Edo nicht mehr der jüngste war, war er doch klug und erfahren genug, wie auch immer noch geschickt genug im Kampf, um der Wildnis dieser Insel trotzen zu können.
"Bist du Gustav?"
Der ältere Mann sah zu Edo hoch und blinzelte ihm ein paar mal langsam entgegen. Er schmatzte zwei mal und schnief, bevor er nickte und seinen Blick wieder auf sein Buch senkte. "Der bin ich. Was willst du? Ich lese gerade."
"Ich brauche eine Karte dieser Insel."
Ohne groß zu antworten zog der alte Mann eine Schublade an seinem Schreibtisch auf und griffelte darin rum. Er zog ein zusammen gerolltes Pergament heraus und reichte es Edo entgegen. Er griff nach der Rolle und die entgegen gestreckte Hand des Mannes wurde zu einer aufhaltenden, die er abwartend und geduldig in Edos Richtung streckte. Ohne ein Seufzen oder etwas anderes macht er auch keine Anstalten in eben diese Hand einen gut gefüllten Goldbeutel zu legen. Die Hand wog das Gold kurz und lies es, nicht ohne ein weiteres Schnauben des Alten, in der Schublade verschinden, aus der die Karte gekommen ist. Der Alte schien aber auch kein wirkliches Interesse daran zu haben sich weiter oder groß mit Edo zu unterhalten, hob er das Buch etwas weiter an und verdeckte damit sein Gesicht. Edo krauste kurz seine Nase, verstand aber und verschwand wieder aus dem Haus des Alten.
Die Karte war nicht sonderlich detailliert, noch wirklich fein gezeichnet. Hätte er das früher gewusst, hätte er vermutlich weniger dafür bezahlt. Aber immerhin hatte er eine Karte, die doch ziemlich akkurat war. Und mehr brauchte er erstmal auch nicht. Immerhin hatte er selbst schon einige Karten gezeichnet und könnte sicher ohne große Probleme die Karte bei Bedarf ergänzen.
"Drachen.. wo bitte finde ich hier denn Drachen?" er murmelte die Worte zwar nur, dennoch trat die Wache am Palisadentor an ihn heran, als er darauf zusteuerte.
"Ihr sucht Drachen? Die gibt es hier lange nicht mehr. Es soll hier mal welche gegeben haben. Der alte Gustav sagt er habe mal welche gesehen, in den Bergen. Aber die würde man ja hören vermutlich. Und an den Hängen und in den Höhlen leben nur noch Orks."
"Orks sagt ihr?" Die wache nickte. "Na mal sehen, was sich da finden lässt."
"Seid vorsichtig da draußen. Und kommt vor Sonnenuntergang zurück, sonst kommt ihr nicht mehr rein."
Der Wald war finsterer, als es von Weitem aussah. Vom Schiff aus sah man nur eine große Fläche Grün, die hier und da löchrig zu sein schien. Im Wald selbst war es alles andere als das. Die Baumkronen hinderten mit Wehemenz jeden Lichtstrahl daran zum Waldboden vorzudringen, auch wenn es das Licht hier und da schaffte durch die Blätter schwächere Vertreter zu dringen. Dadurch war man zumindest nicht völlig blind. Dennoch wirkte es etwas.. unheimlich. Das Dorf war schon nach wenigen Wegzweigungen nicht mehr zu sehen. Edo hatte Schwierigkeiten wirklich zügig in diesem völlig wilden Wald voranzukommen. Der Weg war nicht mehr als ein schmaler Trampelpfad, der scheinbar oft wieder zugewachsen ist und wieder geräumt wurde. Bedauerlicherweise war er gerade wieder dabei ordentlich zuzuwachsen.
Der Weg führte ihn weiter, tiefer und auch höher. Vereinzelt hatte er bereits Orks und auch Oger gesehen, die scheinbar auf der Suche nach Nahrung waren. Doch zum Glück wusste er sich versteckt zu halten. Ungerne hätte er sich direkt mit ihnen angelegt.
Der Wald lichtete sich etwas mehr und der Boden wurde steiniger. Eine dreckig, teils mit Blut besudelte Palisade ragte auf der Lichtung emporr, mit keinem ersichtlichen Tor. Deutlich hörte Edo, was darin vor sich ging. Solche Orkforts gab es nicht unbedingt häufig, auf Nharam erst recht nicht. Dennoch kannte er solche Forts und wusste, dass es keine gute Idee war sich hier erwischen zu lassen. Langsam und leise näherte er sich der Palisade. Er sah keine einzige Wache am oberen Ende, weder postiert noch auf Patrouille. Vermutlich hatten sie das nicht wirklich nötig. Oder sie waren einfach nur leichtsinnig. Immerhin würde es ihm seine Arbeit erleichtern. Er griff in seine Tasche und kramte metallerne Krallen heraus, die er sich auf die Finger setzte. Vorsichtig aber sicher rammte er die Krallen in das Holz der Palisade und kraxelte diese empor. Der Blick über die Palisade offenbarte, was er bereits vermutete. Viele einfach gehaltene Zelte aus Fellen umringten eine schleht zusammen gebaute Hütte aus Holz. Überall saßen, lagen oder gingen Orks, Oger und Zweiköpfe umher. Doch das, was er gehofft hatte zu finden, gab es nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er direkt das richtige gefunden hätte. Er ließ sich wieder herab rutschen und schlich sich direkt wieder in den Wald. Zu lange wollte er sich hier definitiv nicht aufhalten.
Sein Weg führte ihn weiter in Richtung des Berges, wobei, zu seinem Leidwesen, die Population an Orks immer weiter zuzunehmen schien. Teilweise sah er sogar Orks mit verschiedenen Bemalungen gegeneinander kämpfen, was er natürlich für sich zu nutzen wusste, konnte er sich hier schneller und etwas weniger aufs leise sein bedacht bewegen.
Das nächste Fort lag direkt am Berg in einer Landzunge, die von allen Seiten außer einer von Stein umgeben war und der sich dahinter weiter nach oben erstreckte. Hier sah Edo auch direkt Wachposten auf der Palisade, die weit weniger schäbig gebaut war und sogar 2 Türme neben dem Tor hatte. Edo verblieb eine Weile beobachtend im Wald und spähte das Fort und die nähere Umgebung aus. Er musste zumindest einen Blick in das Fort werfen können, bevor er weiter zog.
Er saß eine ganze Weile da, als ein Horn ertönte und das Tor sich langsam öffnete. Eine kleine Truppe Orks näherte sich dem Fort, die auf Wildschweinen reitend direkt auf das Tor zuhielten. Das war der Moment,a uf den er gewartet hatte. Jetzt konnte er zumindest kurz einen Blick in das Fort werfen. Ein langer Weg erstreckte sich geradlinig durch das Fort. Links und Rechts des Weges erst einiges an freierer Fläche, eingezäunt, auf der scheinbar noch mehr Wildschweine gehalten wurden. Wieter hinten viele Zelte, auch aus Leder, wie beim anderen Lager, doch das allgemeine Farbschema war ein anderes. Noch weiter hinten konnte Edo einen Platz erahnen, auf dessen Mitte etwas lag. Was genau konnte er allerdings nicht erkennen, zu schnell wurde das Tor wieder geschlossen. Doch offenbar würde es sich lohnen näher heran und direkter in das Lager zu blicken.
Er sah sich um auf dem wenig verbliebenen Platz zwischen Wald und Fort. Er konnte unmöglich direkt auf das Fort zu halten, zu groß war die Gefahr, dass er dabei gesehen wurde. Er schlich am Rand des Waldes näher an den Berg heran und sah aufmerksam den Berg ab. Es musste eine Möglichkeit geben. Und tatsächlich fand er nicht unweit rechts vom Fort einen schmalen Pfad, der sich den Berg hinauf züngelte. Er wurde auch weder bewacht, noch könnte man ihn da gut erkennen. Zügig sprintete er zu dem Pfad über den kürzest möglichen Weg vom Waldrand aus und verschwand direkt hinter dem Stein, um dem Blickfeld der beiden Wachtürme zu entgehen. Der Pfad fürte weiter oben zum Berg, war aber zu schmal um ihm wirklich problemlos folgen zu können. Zumindest für einen Ork. Edo konnte sich tatsächlich recht gut durch die eng beieinander liegenden Steinwände drücken und folgte dem Pfad ein gutes Stück nach oben.
Ein kleines Plateau zeigte sich nach einigen Abbiegungen, Ecken und Winkeln, in dem Edo kurz durchatmen konnte. Er sah sich kurz um, um sich zu orientieren, und erblickte direkt unter sich das Orkfort, dessen Front er eben noch beobachtet hatte. Es war größer, als er erwartet hatte und ragte tiefer in den Berg hinein. Doch von hier aus, sah er alles, was wirklich wichtig war.
Auf dem Platz, den er vorhin erahnen konnte, lag ein großes Skelett, das sich, bei genauerem Hinsehen, als das Skelett eines Drachen herausstellte. Nicht unweit davon entfernt konnte er eine Art steinernen Thron erkennen, der auf das Skelett ausgerichtet war. Der Thron war in einen riesigen, monolithen artigen Stein geschlagen. Um diesen Stein herum waren Knochen drapiert, dass das Skelett aufrecht steht. Ein zweites Drachenskelett, zur Schau gestellt und verhöhnt. Links und rechts vom Thron waren zwei Fahnen aufgestellt, die im Wind wehten, in einem leuchtenden Grün. Edo kannte dieses Grün, es war unverwechselbar und es konnte kein Zufall sein. Hinter dem Thron erstreckte sich ein längliches Gebäude, das mit der Haut der Drachen überzogen wurde. Das selbe Grün, was auch die Fahnen tragen, das selbe Grün, das er schon auf Nharam sah, das selbe Grün, das seine Großnichte am Leib trug.
Er hatte es gefunden. Auf der Karte zeichnete er einen roten Kreis ein und versuchte das Fort und den Pfad daneben genauer zu skizzieren. Er zog sich zurück, als er fertig war und machte sich auf die Reise nach Gerimor. Seine Arbeit hier war erledigt. Zeit seinen Neffen zu informieren.
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Merrik von Aerenaue





 Beitrag Verfasst am: 30 Sep 2022 09:59    Titel:
Antworten mit Zitat

Wie erwartet kam sein Brief schneller an, als er selbst, nicht zuletzt, weil er ihn am Vorabend schon los geschickt hatte. Er war nicht wirklich lang, aber enthielt das Wichtigste und kündigte seinen Besuch an. Merrik sollte sich vorbereiten, gut vorbereiten.
Die Reise in Richtung Heimat war ruhig und zum Glück ereignislos. Doch ging es noch nicht ganz in Richtung Heimat. Immerhin musste er zu seinem nefen und mit ihm darüber reden, was ihn erwartete. Und er hoffte inständig, dass er dem gewachsen war.

~~~


Spät am Abend legte, als eines der letzten Schiffe an diesem Tag, ein 2-Master an, der nicht wirklich viel gelaen hatte. Ein paar Waren aus Eirensee für die hiesigen Handwerker und Kaufwilligen. Viel mehr transportierte das Schiff Passagiere, die teils hier von Bord gingen, teils von Bord gingen. Und zumindest einer von ihnen wurde bereits erwartet. Merrik stand in der Nähe des großen Hafengebäudes, etwas abseits und beobachtete das Abladen der Waren und das Aussteigen der Passagiere. Ein älterer Mann, der offenbar zur Schiffsbesatzung gehörte, kündigte an, dass das Schiff in etwa einer Stunde weiter fahren würde. Wer dann noch mitwolle, sollte wieder zurück sein. Doch das nahm Merrik nur am Rande mit, war es für ihn selbst vollkommen unwichtig.
Ein kräftiger, älterer Mann kam direkt auf Merrik zu und fast hätte sich eine der Wachen am Hafen zwischen diesen und Merrik gestellt, doch er hob hob nur eine Hand in Richtung der Wache, die daraufhin auf ihrem Posten stehen blieb.
"Man hat hier ein Auge auf dich, wie ich sehe." ertönte die Stimme des Mannes rauh aber amüsiert.
"Hat man, Onkel, ja. Schön dich wiederzusehen." Merrik lächelte auf und breitete seine Arme aus, nur um seinen Onkel mit einer kurzen aber nicht minder herzlichen Umarmung zu begrüßen.
"Auch schön dich wiederzusehen, Neffe. Dieses mal in deinen Gefilden."
"Komm, gehen wir an einen ruhigeren Ort. Du hast sicher einiges zu erzählen."
Die beiden Männer verließen den Hafen und begaben sich auf direktem Weg ins Adelsviertel.
"Hier wohnst du also?"
"Im Moment, ja. Aber ich habe schon Pläne für den Bau eines Anwesens in Ärenaue."
"Verstehe. Schick ist es aber allemal."
"Danke. Aber wir sind nicht wirklich hier, um nett zu plauschen, hm?" Merrik schmunzelte kurz und sein Onkel erwiederte es mit einem selbigen und einem kurzen Kopfschuetteln. Er seufzte etwas tiefer und setzt dann wieder an.
"Nein, leider nicht. Ich wünsche fast es wäre so. Ich habe rausgefunden, was du wissen wolltest. Aber das wird dir nicht gefallen, das sage ich dir direkt."
Sein Onkel erzählte ihm alles, was er auf Aalenfels gesehen und gefunden hat. Er erzählte ihm von den Zuständen auf der Insel, von dem kleinen, schäbigen Dorf innerhalb der Palisade, von den Orks und Monstern, die über die Insel streifen, von den Forts imd Wald und am berg, die sie errichtet haben und letztlich auch von den beiden Skeletten und der grünen Haut auf dem Hauptzelt des Lagers. Er zeigte ihm die Karte von der Insel und die von ihm selbst gezeichnete Skizze des Orkforts am Berghang.
"Das wird nicht leicht, Junge."
Merrik legte seine Stirn in Falten und nickte als stumme Zustimmung auf die Worte seines Onkels.
"Das mag stimmen. Aber Gerimor ist auch nicht leicht. Ich muss das einfach durchziehen."
Merriks Onkel seufzte schwer. "Ich weiß. Ich kenne dich ja nicht erst seit gestern. Aber sei vorsichtig, ja? Immerhin hast du hier und uin Nharam genug Menschen, denen du wichtig bist. Und du hast eine Tochter. Wer.. passt eigentlich auf sie auf, wenn du weg bist?"
"Keine angst, ich pass schon auf. Und um Saria wird sich gekümmert. Ich muss nur im Konvent Bescheid geben oder.. hm.. vielleicht auch Esther, wenn sie es sich zutraut."

Die kleine sprang, wie fast immer, fröhlich hin und her, als Merrik nach unten kam und sie herzlich begrüßte. Edo blieb etwas auf Abstand, nicht weil er Angst hatte, aber einen gesunden Respekt. Immerhin war sie ein Drache, so klein sie auch sein mag.
"Saria, du musst jetzt gut aufpassen, ja? Ich muss ein paar Tage weg, aber ich schicke jemanden, der sich um dich kümmert. Ich zeige dir die Personen, denen du vertrauen kannst, ja?."
Er legte eine Hand auf Sarias Kopf und atmete ruig ein und aus. Sein Geist überwand die Grenzen seiner körperlichen Hülle und drangen zu dem von Saria vor, ein Band zwischen ihren Geistern bildend. Vereinzelt, mit positiven Gefühlen gemischt und in Impulse Verpackt sendete er Saria die Bilder nicht nur einer Person, sondern gleich mehrerer. So waren es nicht nur Bilder von den magistern des Konvents, sondern auch von Esther, Kraven und Helisande, die das kleine Drachenmädchen zu sehen bekam. Mit einem ernsten Blick sah Saria ihm entgegen und nickte ein paar mal. "Vertraue ihnen, wie ich ihnen vertraue. Sie sind der beste Schutz, solange ich weg bin."

Später und tiefer in der Nacht, weit nach Mitternacht, sah man zwei Gestalten aus dem Adelsviertel zum Konvent huschen und darin verschwinden.
Alfaran wurde, soweit nötig, unterrichtet und informiert. Auch, dass jemand auf Saria aufpassen musste. Wenig später erhob sich ein dunkler, großer Schatten von der Insel des Konvents in hohe Lüfte, was nicht zwingend unentdeckt blieb. Doch was genau sich da in die Luft begab, war zu so später Stunde kaum mit Sicherheit auszumachen.
Nur wenig später verlies eine einzelne Gestalt das Konvetsgebäude und verteilte einzelne, kurze Briefe an die Mitglieder des Magistrats, Esther, Kraven und Helisande.

Ich muss ein paar Tage weg.
Jemand muss sich solange um Saria kümmern.

Gruß
Merrik


Das und eine Liste aller Empfänger war alles, was sich auf den Zetteln befand, die Merriks Onkel in dieser Nacht verteilte.
Am nächsten Morgen würde auch er sich wieder aufmachen, zurück nach Nharam.
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Esther Sternlied





 Beitrag Verfasst am: 02 Okt 2022 14:22    Titel:
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Es war erst der nächste Morgen geworden, wo sie zurück nach Hause und damit auch nach Adoran kehrte. Spät war's geworden auf der Burg, bei Plausch und Ernst, sodass sie auf der Burg übernachten durfte. Schlecht war es nicht gewesen, im Gegenteil: Das Bett war so schön weich gewesen! Für sie wenigstens. So fand sie den Brief erst am nächsten Morgen und verdrehte ihre Augen, als sie die Buchstaben auf dem Zettel sah. Doch kaum erkannte sie die Form des Namens vom Absender, war jeder Unwillen verflogen. Ein Brief von Merrik! Das musste was Wichtiges sein! So schnappte sich die junge Heilersdame die Fibel mit all den Buchstaben und machte sich mühsam daran, die Nachricht zu entziffern, die ihr der Magier überbracht hatte. Doch die Nachricht machte sie auch nicht unbedingt glücklicher. "So ein Schuft! Jetzt ist er früher abgehauen als er gesagt hat!" schimpfte sie entsprechend leise bevor sie sich den wichtigeren Dingen widmete. Nun hatte sie wenigstens zudem ein paar genaue Namen, die auch von Saria wussten. Helisandes Namen hatte sie gar halbwegs ohne Hilfe wiedererkannt

Nur wie bei Temoras Brüsten fütterte man einen Drachen? Und vor allem, wie hielt man ihn davon ab, einen zu fressen? Andererseits... Merrik hätte es ihr bestimmt nicht geschrieben, wenn er nicht irgendwas Magisches oder so getan hätte, um Saria daran zu hindern, sie sofort in ein Häufchen Asche zu verwandeln, kaum dass sie sie sehen würde. Schwer seufzte sie und focht einen unnachgiebigen inneren Kampf zwischen Vertrauen und eigener Angst. Merrik würde und hatte sie noch nie zu etwas gezwungen, wovor sie Angst hatte und jetzt überließ er es ihr wieder selber zu entscheiden. Er hatte nicht gesagt, wie sie vorgehen sollte...

Und so machte sich klammheimlich ohne dass sie es selber merkte ein kleiner Plan in ihren Gedanken breit. Ihre Rüstung wurde eingepackt, gemeinsam mit den Vorhängen, die sie für Saria besorgt hatte, um sich mit der kleinen Drachendame gütlich zu tun. Und erst als es spät war, schlich sie sich hoch ins Adelsviertel, vorbei an gewissen Häusern in großem Bogen, um ungebetene Blicke zu vermeiden. Weniger unauffällig dafür an den Wachen, die am Eingang zum Adelsviertel standen. Schnell huschte sie hinein ins Haus, quälte sich in die gehasste Kettenrüstung hinein und bediente sich ungeniert an Merriks Kleiderschrank. Wer wusste schon, worauf ein Drache nicht alles reagierte. Und nach Merrik zu riechen konnte nur ein Vorteil sein. Bewaffnet mit ein paar Hasen, die sie eigentlich für sich selber hatte gefangen im Wald vor Adoran, stieg sie hinab in den Keller und wurde wachsamer und wachsamer. Und da war schließlich Saria. Zögerlich und zurückhaltend wohl, das war klar, aber sie machte auch keine Anstalten, Esther sofort aufzufressen oder in Brand zu stecken. Glück gehabt. Der Plan war aufgegangen (sie wusste ja immerhin nicht, dass es nicht ihrer "Gossenklugheit" zu verdanken war, dass das Drachenmädchen sie nicht als Zwischenmahlzeit verspeisen wollte).
Sie versuchte sich unbeholfen, das Drachenmädchen anzulächeln und hob die Vorhänge an, die sie mitgebracht hatte, gemeinsam mit den Hasen.

"Grüß dich, Saria. I....ich bin Esther u...und hab dir was m...m... mitgebracht."

Hier und da begann sie die Vorhänge aufzuhängen und legte als erste Friedensgeste einen Hasen auf den Boden. Dann folgten noch ein paar mehr Vorhänge und schließlich mit einer sehr vorsichtigen Geste die anderen beiden Hasen. Mit respektvollen Abstand wurde Saria beobachtet, die beiden schauten sich in die Augen und etwa angstvoll nichtsdestotrotz versuchte sie ein bisschen zu plappern, gleich ob die junge Dame die verstand oder nicht.

"Merrik musste ein bisschen weg. D...d..der sucht was. U...und ich soll dir was zu futtern b...bringen und so. F...f..friss mich bitte n...n...nicht. U...und die Helisande k...kommt vielleicht auch noch. D...d..dann bekommst du noch was. S...s...sag ihr aber n... nicht, dass ich schon da war. Dann bekommst du bestimmt noch was Leckeres.*

Irgendwann, als die Vorhänge alle hingen, um vom Drachenmädchen fachgerecht abgefackelt zu werden und die Hasen ihrem "Zweck" zugeführt waren, huschte die junge Frau hastig wieder nach oben, um sich erleichtert aus ihrer Rüstung zu schälen. Die Klamotten Merriks stopfte sie irgendwie wieder in seinen Kleiderschrank zurück, dass er nicht mehr Offenstand, aber er ganz bestimmt auch erkennen würde können, dass sich da jemand zu schaffen dran gemacht hatte. Und so würde sie mehr Zeit in Merriks Haus verbringen, um auf das Drachenmädchen Acht zu geben und es nur dann zu verlassen, um neue Hasen oder anderes Vieh ins Haus zu bringen. Bewaffnet mit einigen Fällen hatte sie es sich des Nachts vor Merriks Kamin gemütlich gemacht, um bloß mitzubekommen, wenn es unten laut werden sollte. Die Angst vor dem Drachenmädchen blieb, doch mit jedem Besuch wurde sie weniger. Immerhin tat sie es für Merrik. Und Saria war seine Tochter, also würde sie sich auch um diese kümmern, Merriks gab ja auch Acht auf sie. Ganz einfach.


Zuletzt bearbeitet von Esther Sternlied am 02 Okt 2022 15:00, insgesamt 5-mal bearbeitet
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