FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Tagebuch eines Ritters
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Tagebuch eines Ritters
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 22 Mai 2020 17:58    Titel: Tagebuch eines Ritters
Antworten mit Zitat

1. Eintrag

22. Eluviar 263

Das Tagebuch meine Ehe wird sich im Goldblatt schließen, doch dieses hier will ich neu eröffnen. Es fehlt mir meine Gedanken zu ordnen und ein wenig auf Papier zu heulen, teilweise. Doch zunächst hinterlege ich hier einen Brief meiner Eltern. Im Grunde hat ihn meine Mutter geschrieben, aber ich nehme stark an, dass mein Vater seine Weisheit hineingerufen hat. Mein Knappe, Tristoban Schnellwasser wurde von mir vor einigen Wochen zu ihnen geschickt. Pferdepflege lernt er besser aus erster Hand vom alten Senheit und das Reiten gleich dazu. Ich werde bald sehen was es da gefruchtet hat oder ob er immer noch reitet wie ein Bauer auf einem Ackergaul.

Zitat:
Gut Altholz
Marsbergen am 04. Eluviar 262


Meine liebe Tochter Helisande,

du schickst deinen Knappen zu uns, erscheinst aber nicht selbst. In deinen Briefen berichtest du monatlich von Conrad und welche Fortschritte er macht, aber über dich berichtest du nichts.
Tristoban hat erzählt, dass dein Gatte vermisst wird und alle Umstände darum herum. Liebes Kind, was fällt dir eigentlich ein uns diese furchtbaren Tatsachen nicht mitzuteilen?! Dein Vater und ich, wir waren wie erschlagen von diese Neuigkeiten. Wir sind nun 33 Jahre verheiratet und wünschen allen unseren Kindern das gleiche Glück und die gleiche Geborgenheit. Du musst das nicht mit dir allein ausmachen, du bist immer noch unsere Tochter, trotz aller Titel und Ehren, die dir zu teil werden.
Ein Teil deiner tief romantischen Seele wird sich an den Rest der Hoffnung auf ein Wunder klammern. Dein Verstand weiß es besser. Thelor ist tot und du musst darüber hinweg kommen. Ehre ihn, aber widme einem verschollenen Gatten nicht dein Leben.

Weißt du noch....
Du bist Efeu. Efeu ist unverwüstlich, ein unglaubliches Unkraut. Er übersteht Trockenheit, große Hitze, man kann ihn ausrupfen - aber überlebt nur ein Wurzelfaden, so treibt er wieder aus. Er berankt ganze Burgen aus einem Sproß und hält das Mauerwerk auf Jahrhunderte zusammen. Er bietet vielen kleinen Geschöpfen Heim und Nahrung, Schutz vor Unbillen der Natur. Er ist immer grün.
Du bist Efeu, keine Rose. Du wirst nie verblühen.


Du hast dir einen recht unscheinbaren Knappen gewählt, zumindest auf den ersten Blick. Er ist still, bis er spricht. Aber seinen wachen Augen entgeht nichts. Auch nicht an dir und trotz allem, was er von dir sieht, verehrt er dich sehr. Er fühlte sich recht wohl bei uns, denn im Grunde sind wir wohl das, was er kennt. Wir sind weder Adel noch Edel, wir sind arbeitende Verwalter. Besser gestellte Bauern sozusagen. Unsere Handgriffe und Abläufe, die Rhythmik unserer Tage ist ihm vertrauter als dir vermutlich es noch sein kann.
Er sprach nicht viel über sich, aber ich glaube er hat früh seine Mutter verloren. Dennoch reihte er sich mühelos in die Reihen deiner Brüder ein, als wir den ersten Grasschnitt hurtig ausführen mussten. Die Unwetter hatten uns hier ebenso getroffen, wie euch in Gerimor und wir sind ein wenig hintendran mit allem.
Dein Knappe hat wie du eine tief romantische Seite in sich, aber er ihm fehlt noch etwas, was du im Überfluss immer hattest. Ihm fehlt noch das Feuer, die Gluht ist da. Sie glimmt in ihm und wird durch das gedeckelt, was er an Erziehung genossen hat. Vergib es ihm, freue dich daran, dass er vermutlich sehr bald das Wort offen und scharf erhebt. Ich ahne, dass du nur darauf wartest.
Ich habe ihm einen Rat dazu gegeben, ich hoffe er kann ihn richtig deuten.
    'Nicht die Anzahl der Worte, die man spricht wird gehört. Nicht die schwierigen Worte werden gehört. Nicht die weichen Worte werden gehört. Gehört werden die Worte, die gleichsam fest und besonnen, wahr und nötig, mutig und klar sind.'


Ach von deinem Vater soll ich zu deinem Knappen noch schreiben. Aufgrund der Wortwahl, zitiere ich lieber wörtlich:

"Sag meiner Tochter, dass der Junge ein Guter ist. Kann mit Pferden. In sechs bis sieben Jahren ist er ein brauchbarer Reiter, bis dahin gib ihm eine Lotte und keinen Jasper. Der Kleine brauch noch ein bischen mehr Mumm in den Knochen. Wenn dem was nicht passt, dann merkt man ihm klemmt was im Darm, aber er scheißt es nicht aus. Ist ein Guter."

Nachdem ich das mit hochrotem Kopf nun geschrieben habe, Kind, muss ich mich erstmal erholen und dringend ein Gespräch mit deinem Herrn Vater führen. Am Ende hat der Junge das gehört. Wobei er es ihm wahrscheinlich direkt ins Gesicht gesagt hat. Wie lange bin ich mit ihm noch gleich verheiratet? 206 Jahre?

Nun aber Kopf hoch und küss Conrad von uns. Wir erwarten, dass du uns irgendwann selbst besuchst. Wobei ich ahne, dass du es nicht tun wirst. Du wirst erst kommen, wenn du nicht mehr gehen willst.

Wir lieben dich.

Mama


Godth und Halric Senheit, meine Eltern. Der eine nimmt kein Blatt vor den Mund und macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Die andere errötet bei jedem Schimpfwort und unterschreibt Briefe an ihre erwachsene, 30jährige Tochter mit 'Mama'.
Ich fühle ein unendliches und plötzliches Vertrauen in die Zukunft, einfach weil diese beiden Menschen sie mir geschenkt haben.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 20 Jul 2020 18:08    Titel:
Antworten mit Zitat

2. Eintrag

20. Cirmiasum 263


Rätsel.
Ich weiß gar nicht wo ich mit dem Lösen anfangen soll, derartig viele Rätsel werden mir in der letzten Zeit serviert. Da wäre das Mysterium um die roten Kristalle, die wohl nun Alrynes gerade überwuchern. Zumindest geht das aus dem Schreiben von Sir Siegbolt hervor. Dann natürlich der Riß am Firmament mit dem lauernden Nichts, den Gesichtslosen und dessen, was Krathor und die Schatten wohl suchen, den 'Schlüssel' oder wie man es nennen will. Das Rätsel um den Traumfluch von dem ich gerade entbunden wurde ist nicht sonderlich rätselhaft, es waren nachweislich Rabendiener. Das Wie und Warum sind noch unklar und werden sich vielleicht für ewig im Bereich der Mutmaßungen bewegen.
Rheaonnas Rätsel der Steine von Nevyn Silberhand ist auch noch ungelöst, wobei es vielleicht schon längst gelöst ist. Man hat vermutlich nur vergessen, die Lösung niederzulegen.

Ich könnte somit den ganzen lieben langen Tag mit dem Lösen von Rätseln und dem finden von ungestellten Fragen und verborenen Lösungen verbringen, wenn da nicht eine rote Rosenblüte in meinem Briefkasten gewesen wäre.
Schon wieder.
Nachlässig, wie ich bin habe ich mir nicht aufgeschrieben, wann ich darin dort die erste fand und ob sich die Funde immer am gleichen Wochentag abspielen. Bei der ersten Blüte hielt ich es für einen perfiden Streich von Heinrik, den ich umgehend ins Verhör nahm. Aber da der grobe Klotz nicht mal seiner eigenen Frau Blumen schenkt, was durchaus auch schon debattiert wurde, so wie alles darum herum, konnte er sich recht schnell herauswinden. Oder er hat hervorragend geschwindelt.
Ich glaube nicht.
Rote Rosenblüten also. Ich meine fast wöchentlich mindestens eine. Dabei liegt kein Bekennerbrief und es fragt auch niemand spitzfindig nach. Dennoch sind die Blüten unverkennbar und stetig da. Nun stehe ich vor der Frage was das zu bedeuten hat.
Rosen sind nicht meine Lieblingsblumen, da ich nicht einmal weiß, was meine Lieblingsblumen überhaupt sind. Würde man mich danach fragen, so käme mir sicherlich direkt der Name irgendeines Unkrautes in den Sinn, welches weder von besonderer Schönheit noch Anmut ist. Meine Lieblingsfarbe kennt auch niemand auf Gerimor. Man wird meine Adelsfarbe in dem Dunkelblau changeierenden Schwarz dafür halten. Ich korrigiere das nicht.
Auch wenn man fragt, was ich an einem Mann anziehend finde, so wird man erwarten, dass ich haarklein Thelor beschreibe. Um des lieben Friedens willen würde ich das auch tun, außer ich bin ein wenig auf Irritation aus. Schwer jetzt vorherzusehen.
Wo war ich?
Ach ja, rote Rosenblüten.
Wer mich sehr gut kennt, der würde um mir zu gefallen mir vermutlich ein Efeublatt in den Briefkasten legen. So dezent wie dieses Pflanze auf all meiner Kleidung und meiner Wappenzier zu finden ist, gleich dies schon einem Wink mit einem Scheunentor, wenn nicht gar der ganzen Scheune.
Die Rosenblüte hat fürderhin somit keine Bedeutung für mich direkt. Sie bedeutet in der Blumensprache Liebe und Leidenschaft. Sie werden zum Werben eingesetzt, um eine sich festigende Zuneigung auszudrücken. Oder man überreicht rote Rosen zum Jahrestag von irgendetwas, vermutlich Eheschließeungen, um dieses Band zu ehren.
Thelor würde mir eine Fingerhuthblüte schenken und ich wüsste, sie käme von ihm. Er hat mich zu Beginn damit verglichen. Ich sei hilfreich und heilend für das Herz, bei falscher Anwendung aber sehr giftig. Nehme ich also an, dass mir irgendjemand etwas mit der Rosenblüte in Richtung Liebe oder Leidenschaft mitteien will, so geschieht das aus der Ferne und nicht aus der Nähe.
Ich vermute stark, dass sich einmal wieder einer der Alataris einen Scherz mit mir erlauben möchte und mich glauben lassen will, da wäre jemand, der für mich rote Rosen pflückt. Schöner Streich. Sobald ich den Witzbold erwische landet er im nächsten Rosenstrauch.

Möglich wäre auch, dass es ein Zeichen ist, von jemandem, der mit mit nicht anderweitig in Kontakt treten kann. Ein: 'Ich bin da!' Aber würde der Geist von Sir Auberlin es schaffen gezielt eine Blüte zu ernten und in meinen Briefkasten zu befördern? Als anständiger Ritter-Geist könnte er es auch gefälligst in meine Rüstkiste legen. Obwohl, es würde vermutlich seiner Art von Humor durchaus entsprechen.


    Der hohen Minne zugetan, so lasse Rosen sprechen;
    ein Ritter in Wehr und Wams soll keine Herzen brechen.
    So sei das Wort wohl ausgewählt und in den Kranz gebunden;
    die holdeste Blüte zart, rot und rein habe ich ihr gefunden.



Ach. Am Ar...m die Krathoris.
Welch unausgegorener romantischer Schmarn in meinem Hirn. Vermutlich pflückt nur irgendein Kräutersammler die Blüte versehentlich mit und wirft sie in den nächsten Briefkasten.
Rätsel gelöst.
Hoffentlich.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 02 Aug 2020 17:20    Titel:
Antworten mit Zitat

3. Eintrag


02. Ashatar 263


Langsam komme ich dahinter. Zumindest hinter das Rätsel der Rosen in meinem Briefkasten. Sie landen dort immer am gleichen Wochentag und es lag wieder eine darin. Dass mir Knappen Birnen pflücken und verehren, bin ich inzwischen gewohnt, somit fallen die Knappen als Rosenkavalliere immer noch aus. Ich behalte auch alle anderen Verdächtigen scharf im Auge, leider zuckt bisher niemand elegisch zusammen. Verflixt. Kurzfristig habe ich überlegt ob ich beim nächsten Rosensegen einfach mal seufzend und schmachtend durch die Gegend laufe und schaue wer errötend die Augen niederschlägt, sobald ich von den wunderschönen Rosen in meinem Briefkasten berichte. Schön sind sie wirklich. Nicht irgendein halbwelkes aus einem Bauerngarten geklautes Gemüse, sondern voll entwickelt und von satter Farbe.
Ich könnte natürlich auch schlicht einen der Pagen oder Wächter als Briefkastenwache abstellen. Leider müsste ich dann erklären, dass ich weibisch neugierig bin, wer mich mit roten Rosen verklären will.

Abseits von den Gedankenspielen um Rosen und mögliche Schelme, gibt es dringendere Aufgaben, die meine Aufmerksamkeit fordern. Die Lage im gesamten Reich Alumenas ist sehr bedrohlich, ich warte noch auf Mitteilungen der Hofkanzelei dazu, denn Sir Siegbold deutete an, dass die königlichen Majestäten einen kompletten Bericht erhalten haben. Ich vermute, dass ich höflich aber bestimmt einmal nachfragen muss.
Die Suche nach den Schlüsseln, deren Identität immer noch nicht geklärt ist, gestaltet sich schwierig bis unmöglich. Da ich nicht auf Zufall und Glück vertraue, werde ich meine Energie hauptsächlich in den Widerstand stecken. Waffen, Kampf und Einigkeit herstellen, dies sind die Dinge, die ich bewerkstelligen kann. Die wir alle gemeinsam bewerkstelligen können.

Der Brief mit dem Bericht des Fräuleins Amae aus dem Volk der Elfen war durchaus aufschlussreich, aber mein Denkprozess dazu ist noch nicht beendet. Das Durchdenken dieser Informationen muss warten, für heute benötige ich eine Opfergabe für die Messe in Menek'ur. Eine der Bitte würdige Opfergabe und ich bin mir nicht schlüssig, was ich wählen soll. Vermutlich wird die Lösung wie von selbst in meiner Hand liegen, sobald ich vor dem Opferbecken stehe.

Zwei Dinge muss ich noch gestehen, bevor ich mich den Ereignissen des heutigen Tages wieder zuwende. Ich genieße das Wälzen von Theorien und das ausschärfen von möglichen Wegen und Plänen mit den Inquisitor sehr. Ebenso freue ich mich auf die anstehende Zeit der Knappen im Kloster, dort wird sich für mich noch mehr Zeit finden meinen Verstand an den besten Wetzsteinen Lichtenhals zu schärfen.
Conrad ist meine größte Freude auf dieser Welt. Trotz aller Fährnisse ist es Eveliina möglich beide Jungen so oft wie möglich miteinander spielen und übernachten zu lassen. Sie werden wie Brüder sein und das ist das größte Geschenk für die beiden Einzelkinder.

Reine Harmonie.
Warum springt mir das jetzt in den Sinn?
Ich muss denken. Zu viele Gedanken, zu wenig Zeit.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 14 Nov 2020 20:12    Titel:
Antworten mit Zitat

4. Eintrag

14. Rabenmond 263

[OOC: Da dieser Tagebucheintrag mit den geheimen Gedanken des Chars Helisande in ihrem verborgenen Tagebuch, die niemals IG auftauchen offenbar sehr schwer kränkend auf nicht namentlich benannte Chars und deren Spieler wirken, wurde er von mir gelöscht .]


Zuletzt bearbeitet von Helisande von Alsted am 14 Nov 2020 21:24, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 30 Dez 2020 21:30    Titel:
Antworten mit Zitat

5. Eintrag

30. Alatner 263

Ich greife nun erneut zur Feder und vermutlich für dieses Jahr das letzte Mal. Ein problematisches Jahr, nicht nur für mich, sondern für alle Wesen dieser Welt. Das Nichts, der Weltenverschlinger hat seine Zähne in diese Welt geschlagen, es droht uns zu vernichten. Ich habe keine Lösung für dieses Problem - aber ich bewundere es aufrichtig. Langsam immer mehr von der fatalistischen Warte aus, denn gleich was ich auch beginne, ich erreiche nichts.

Ich erreiche Nichts im Nichts und gegen das Nichts. Im Schwalbenkunft ist es zwei Jahre, dass ich meinen Ehemann zuletzt sah. Im Goldblatt war er ein Jahr verschollen. Ich trage den Ring. Immer noch. Aber ich hoffe nicht mehr. All das, was ich in meinem Herzen trage wird nur dort verweilen, denn ich bin von Stand. Ich bin Adel. Der Adel heiratet oder pflegt die hohe Minne. Immer im rechten Maß und getreu den Erwartungen der Kirche und der Etikette. Mein Körper wäre noch immer fruchtbar, aber er wird keine Frucht mehr bringen.

Und doch...
Da ist die Rosenblüte. Die Blüte, die mir stehts einzeln geschenkt wird. Liebevoll in den Briefkasten gelegt und dann Ersatz findet, wenn sie verwelkt. Ich trage sie jedesmal sorgsam in meine Gemächer und setze sie in eine Schüssel mit Wasser. An manchen Tagen beobachte ich ihr Aufblühen und ihr Schwinden, ich bewundere die zarten Blätter, die wie Schmetterlingsflügel nur den Hauch einer Berührung darstellen.

    Fast so als setze mein Herz einen Sprung aus.


Die Rosenblüte in ihrer satten, roten Farbe ist ein Geheimnis. Eines, das wohlgehütet von der Welt nur für mich im Stillen erstrahlt. Ich habe es drein gegeben zu erforschen, wer sie mir schenkt. Ich füge mich in das Schickal der adligen Dame. Bewunderung aus der Ferne, ein Quell ohne Fassung, dessen Wasser mit der Zeit einfach versiegt. Es liegen immer noch keine Zeilen der Rose bei, wenn auch die letzte Blüte in einem Päckchen zum Geschenketag lag. Ein Zufall? Ich weiß es nicht und ich hinterfrage es nicht. Doch darin fand ich noch mehr. Nur Kleinigkeiten, aber voll Sorgfalt und vermuteter Zärtlichkeit für mich ausgewählt.
Jemand kennt mich gut, oder beobachtet gut.
Oder es ist alles nur ein Zufall und meine tiefe Sehnsucht lässt mich mehr vermuten, als mir Temora zugedacht hat für dieses Leben. Ich habe überdies kein Recht zur Klage, denn ich habe in diesem Leben alles. Ich habe Titel, Ehren, ein gesundes Kind und einen Mann, der mich liebt. ich habe Aufgaben, die ich liebe und auch immer noch die Fähigkeit mein Herz erweichen zu lassen.
Conrad entwickelt sich prächtig. Wir waren gemeinsam mit Helleth und Sir Heinrik Schlittenfahren. Zuerst war er sehr skeptisch und traute dem Braten nicht. Aber als der Fels Sir Heinrik mit ihm den steilsten Berg hinunterrauschte und ihn dabei ganz sicher hielt, da war der Bann gebrochen. Er kann nun ein neues Wort: 'Nochmal!'


Fußnote:
Sollte ich es im neuen Jahr über mich bringen Thelor für tot erklären zu lassen, so weiß ich die Antwort auf die Frage, die kommen wird.
'Ja es gäbe einen Mann, den ich heiraten würde. Ich wähle immer das Unerreichbare.'
Dann lasse ich das Rätselraten beginnen und lehne mich mit einem Wein amüsiert zurück.
Mein Charakter scheint zu leiden, ich erkenne langsam die boshafte Angewohnheit Freude daran zu finden, manchmal durch Bemerkungen schlicht Dinge passieren zu lassen.
So sei es
.


Zuletzt bearbeitet von Helisande von Alsted am 31 Dez 2020 09:52, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 22 Feb 2021 18:45    Titel:
Antworten mit Zitat

6. Eintrag

Wir schreiben den 21. Eisbruch 264, es ist wieder ein Jahr vergangen. Mein Sohn ist nun zwei Jahre alt und seit Vater seit über einem Jahr verschollen.
Auch die Rosen sind verblüht und bleiben aus. Nicht verwunderlich, denn mittem im eisigen Winter blüht diese zarte Pflanze nicht. Mitten in diesem Winter blüht nicht viel, außer Eisblumen an den Innenseiten der Fenster schlecht geheitzter Räume. Manchmal überkommt mich das beklemmende Gefühl, das mein Herz immer mehr zu einem solchen Fenster wird. Die Eisblumen bewachsen es, den Blick nach innen verwehrend, den Blick nach außen erschwerend.
Ein Teil von mir ist noch erstarrt und völlig überfordert von der Ehre, die mir zu Teil wurde.
'Ihr seid nun Schwester meines Ordens.'
Am 23. Hartung 264 befreite das Heer aus fünf Völkern Berchgard von den Kristallwesen. Ein großer Sprung nach vorn in dem Unterfangen die Stadt wieder ganz in unsere Hände zu erlangen und neu aufzubauen. Die Riße sind noch nicht geschlossen und der Zugang zur Mine wird noch von mannshohen roten Kristallen markiert und blockiert. Ein weiteres Problem, dass ich innig bewundere und doch keine Lösung dafür habe. Seine Majestät wurde von einem der Überlebenden Soldaten der Wachtruppe Berchgards verletzt. Die junge Frau war bessessen und barst bei ihrem Vergehen in unzählige Kristallsplitter. Trotz seiner Verwundung schlug unser König seinen Knappen Partian von Nharam zum Ritter. Ich hatte den Aufstieg des jungen Mannes über die Jahre hinweg verfolgt und muss gestehen, ich fühlte innigen Stolz auf ihn. Nun gehört er zu den ersten Schwertern und erhielt die beste Zeremonie, die man sich wünschen kann. Eine Feldbeförderung.

'Ihr seid nun Schwester meines Ordens.'
Der Jubel des Heeres, der Verbündeten - er hallte zwischen den Felsen, die Berchgard seinen Namen verleihen umher. Das Echo verstärkte den Klang und lies es in meinen Ohren rauschen. Das Schwert liegt schwer in meinen Händen, die Rüstung leicht auf meinen Schultern.
'... und fällt das Königshaus, so falle ich mit ihm ...'

Die Eisblumen wachsen immer mehr. Tristoban zeigte sich in den letzten Wochen immer verschlossener. Seit ich ihm eröffnet habe, dass seine Knappenzeit enden wird und es für ihn Zeit wird die Schwungfedern zu entfalten und allein zu fliegen. Ich sollte ihm gram sein, würde ich nicht seine Bedenken und Sorgen nur all zu gut kennen und verstehen. Vielleicht ist es auch mehr die Dunkelheit des Winters und die Unlösbarkeit der Situation, in der wir uns zur Zeit befinden. Auch Sir Heinrik zieht sich mehr und mehr zurück. Es ist als verlöre ich meinen besten Freund, meinen Gefährten im Kampf und meinen Waffenbruder an etwas, das ich nicht bekämpfen oder verstehen kann.

Die Eisblumen, sie erklimmen weiter das Herzfenster. Sie umschließen die Mitte, umschlingens sich gegenseitig und verschleiern langsam das Licht, welches so sehnlichst erwartet wird. Nicht einmal im Gebet finde ich noch die gewohnte Erlösung und Ruhe, ich finde sie noch im Lachen meines Kindes. Der Schild führt sich noch ungewohnt, er hat einen anderen Schwerpunkt, als mein gewohnter. Noch keine Delle, kein Kratzer, keine Geschichte darin eingraviert von den Waffen der Feinde. Er passt noch nicht zu mir. Er wappnet mich noch nicht gegen das Unbill, das am Rande der Dunkelheit lauert.

'.. bis das der Tod mich nimmt. '

Kronritter im Orden Seiner Majestät Ador von Alumenas
Baronin von Gipfelsturm
Ritter von Senheit
Helisande Dravan, geborene Senheit

Helisande

'Ihr seid nun Schwester meines Ordens.'
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 23 Dez 2021 16:08    Titel:
Antworten mit Zitat

7. Eintrag

Es ist der 23. Alatner 264, ein kalter und verschneiter Tag. Die Zeit des Jahres in der es nicht richtig hell zu werden scheint. Die Welt wirkt ruhige, jeder Schritt gedämpft vom frisch gefallenen Schnee. Nun sind die Eisblumen das Fenster hinaufgerankt und glitzern im spärlichen Licht von außen, welches beharrlich versucht sich Einlass zu verschaffen. Dieses Jahr, es scheint mir verflucht zu sein. Als wäre es eines dieser Schicksalsjahre, welches nicht einmal vor den Göttern Halt macht.
Die Endschlacht gegen das Nichts war dafür ein herausragendes Beispiel. Ich erlebte eine Göttin, die jammend wie ein kleines Kind sich an ihr Spielzeug klammerte und dafür bereit war jedes ihrer eigenen Ideale zu verraten. Ideale an dene ich stetig gemessen wurde und die schon mehrfach in meinem Leben mein blutiger Richtblock getüncht in Blau und Worte ohne offenslichtlichen Rückhalt waren.
Die eiskalten Fragen, warum ich integer sein soll, warum ich ohne Schwäche sein soll, warum von mir verlangt wird meine Gefühle in mir zu verschließen und niemals nach außen zu zeigen, warum ich stets die trockene Träne sein muss; wenn, ja wenn nicht mal die Herrin selbst dieses integere Verhalten aufbringt.
Ich soll zu jedem Opfer bereit sein. Immer. Welch impertinente Forderung, wenn man nicht selbst breit ist das zu geben, was man von anderen verlangt.
In meinen dunkelsten Stunden keimt in mir immer mehr der Verdacht, dass Alatar doch der ehrlichere der beiden Geschwister ist. Und doch...

Und doch bin ich Helisande. Ich kann meine Integrität nicht ablegen, nur weil eine für mich allein unbezwingbare Bedrohung ansteht. Trotz allem ist in mir dieser schmerzhaft Funken an Wahrheit, an Erkenntnis. Das unverrückbare Ich. Ich kann nicht wanken, ich richte mich an den Tugenden aus und lebe nach denen, die mir nahe sind und strebe nach denen, die mir fremd und untauglich sind. Die Tugenden sind mehr als nur Temora. Sie sind das fleischgewordene Wissen, dass alles Licht auf Glaube, Mut und Wahrheit beruht. Vielleicht ist das auch eher die Aufgabe der Seherin. Nicht unfehlbar zu sein, sondern uns sehen zu lassen. Den Blick zu öffnen zu den inneren Prinzipien, die dem schlafenden Geist sonst verwehrt sind.

Ich bin Helisande. Mama und Heli-Mama.
Ich habe jetzt zwei Söhne, denn Eveliina wurde umgebracht. Ihren Mörder werde ich eines Tages finden und töten, doch jetzt gilt meine Sorge erstmal Rikard. Der kleine blonde Junge mit den blauen Augen, dem ich schon oft an der Grenze zwischen Leben und Tod begegnet bin. Ein Kreis, der sich schließt und dennoch einen Teil meines Herzens leer lässt.

Helisande, die Traurige.
Der weiche Stoff des Schals um meinen Hals spendet mir auf eine ungewohnte Weise Trost. Feine Symbole sind darauf eingestickt, aber Maphalda hat ihn nicht selbst gemacht. Das einsame, kleine Mädchen mit den ungewöhnlich blauen Augen. Ein fast surreales Gespräch mit einem Kind, welches ... ich weiß immer noch nicht genau wie alt sie eigentlich ist. Ein nur kurzes Gespräch, ich kaufte diesen Schal für irgendwas aus meiner Satteltasche. Traurigkeit, Mutterschaft und auch der Glaube und meine Zweifel waren Teil dieses Handels.
Ich kann mir nicht erklären warum.
Aber ihre Augen waren so blau.
Ich hätte sie in dieser kalten Nacht nicht gehen lassen dürfen. Ob sie wirklich bei ihrer Tante gut angekommen ist?
Blau.

Ich bin Helisande, die Traurige. Aye.
Meinen anderen Namen änderte ich wieder in Senheit. Den Ehering habe ich schon vor Monaten abgelegt. Es ist, was es ist.
Ich bin Helisande. Die Fließende. Unbeugsam.

Seine Majestät war für eine Audienz in Lichtenthal. Er hat Heinrik zum Ritter der Krone erhoben und wir haben nun einen neuen Herzog und Nyome ist Gräfin. Trotz der Trauer um Eveliina habe ich mich über diese Erhebungen gefreut. Zumindest nachdem ich meine eigene Verlegenheit überwunden hatte. Seine Majestät war sehr gütig zu mir und bedachte mich mit warmen Worten, die mir gleichsam Labsal wie auch verflixt unangenehm waren. Er wirkte müde und im Grunde so wie ich. Nach außen Würde, Haltung und Bestimmtheit und über und unter all dem der Hauch einer namenlosen Trauer und Melancholie. Er hat nun eine Narbe im Gesicht wie ich.
Schwester seines Ordens.
Bruder des Schmisses im Konterfei.

Heinrik wird nun als Ritter der Krone seinen Weg als Offizier gehen. Diesen Weg habe ich frei gemacht. Wir sind beide Führer und ich will keine Kokurrenz. Ich habe alles erreicht, was ich je erreichen kann. Seine Zeit ist jetzt.
Meine Zeit war.

Warum waren diese Augen so blau? Dieses Blau...
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 30 März 2022 15:38    Titel:
Antworten mit Zitat

8. Eintrag

30. Lenzing 265

Ich bin Gräfin von Tiefenberg. Ich bin Ritter der Krone, Dame von Senheit. Ich bin Oberst außer Dienst. Ich bin Mutter von Conrad und Ziehmutter von Rikard. Ich bin Stiefmutter von Marie. Ich bin Großmutter von Miracell und seinem Geschwisterkind, das im Sommer geboren wird.
Ich bin die Herrin eines Adelshauses, Freundin, Vertraute.
Feindin.
Ich bin die Anführerin des Heeres der fünf Völker. Ich bin das Schild des Glaubens und das Schwert des Wortes. Ich bin die Siegerin. Ich bin die Besiegte.
Ich bin adlig.
Ich bin von bürgerlicher Geburt.
Ich bin Helisande von Senhet.
Ich bin Helisande Senheit.
Ich bin Helisande.

Ich bin ganz oben angekommen in allem, was ich erreichen kann und sitze dennoch hier in der Stille meines Schlafgemachs und weine wegen eines Kleides.
Eines Kleides.
Oder wegen meines zerronnenen Mutes?

Amelie heiratet in ein paar Tagen. Es wird das größte gesellschaftliche Ereignis seid Jahren werden. An diesem Tag wollte ich meine Trauer endgültig hinter mir lassen, mich befreien vom steifen Kragen und vom bedeckenden Tuch. Sicherlich trage ich meine Adelsfarbe, doch das Kleid, es war gewagt. Von meisterlichen Händen genau auf meine Figur gefertigt und das Mieder so tief ausgelassen, dass ich Haut zeige. Viel davon. Der Stoff verdeckt noch die Narben an Schultern und Armen und doch wollte ich mutig sein. Meine Haut ist milchweiß und bräunt auch im Sommer nicht, ich wollte sie zeigen vom Hals abwärts, bis dorthin wo sich durchaus auch bei mir Hügel im Mieder bilden ohne gestopft zu sein.
Dazu ein feiner elfischer Umhang, der Goldreif auf dem Haar. Ich wollte das. Diesmal.
Denn ich wollte gesehen werden.
Bei aller Züchtigkeit, Keuschheit und sonstigem Ammen-Gewäsch aber ein Mädchen zeigt besser Titten als Grips. Jungs können besser sehen als denken.

Ich bin nicht hübsch, nicht so wie andere Frauen. Ich kann nur helisandisch hübsch sein, denn es fehlt mir an Anmut und Grazie. Würde und Haltung ersetzen diese Charakteristika nur spärlich. Doch in diesem Kleid fühlte ich mich so hübsch und weiblich, wie schon seit Jahren nicht mehr. Mein Sohn kam mit einer kleinen Drachenspielfigur herbei und bewunderte mich, er kletterte auf meinen Schoß als ich vor den Spiegel saß und gab mir einen feuchten Kleinkindkuss auf die Wange. Sein Ziehbruder folgte auf die andere Seite mit dem Zinngardisten, den er wohl seinem Vater gemopst hatte.
Dabei rutschte der Drache zwischen die Berge der Gräfin von Tiefenberg ins Mieder. Damit der Drache nicht vollständig abhanden kommt, stopfte Conrad seine Hand hinterher um das Getier aus meinem Mieder zu fischen. Rikard ist so viel jünger und dachte, das lustige Drachenjage-Spiel würde fortgesetzt. Ohne auch nur mit den blonden Wimpern zu zucken stopfte er den Zinngardisten hinterher.
Es war was los im Mieder.
Ich besitze gute Reflexe und hob beide Jungen sofort an und zog und zerrte und bekam sie von mir. Das Reißen von Stoff. Ein kurzer Schmerz eines feinen Kratzers. Der Zinngardist mit der Zinnhellebarde gewappnet, hatte gemeinsam mit rangelnden Kinderhänden und dem Drachenfigürchen das Kleid zerlegt.
Meine Schönheit hing in Fetzen. Einen Krazer auf der rechten Brust hatte ich nun auch. Die Jungen begannen vor Entsetzen direkt zu heulen, dabei hatte ich kein Wort gesagt. Ich schimpfte nicht, ich konnte sie aber gerade auch nicht trösten. Die Ammen halten sie mir immer noch vom Leibe.

Ich bin Helisande.
Ich bin Gräfin von Tiefenberg.
Ich werde nicht wegen eines kaputten Kleides oder eines geplatzten Traumes weinen.
Die Zeiten sind vorbei.
Der hohe Kragen steht mir weiterhin.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 08 Aug 2022 11:06    Titel:
Antworten mit Zitat

9.Eintrag

01. Ashatar 265

Es war nur ein kurzer Ritt vom Hafen bis zum Haus derer von Wellenberg. Fjori würde mit dem Gepäck auf einem Karren nachkommen, Helleth ritt selbst auf einem der beiden Schimmel. Conrad thronte voller stolz auf Mocca, während ich Arjal ritt, meinen Apfelschimmel, Rikard vor mir. Mocca war zunächst davon nur in Teilen begeistert, aber er fügte sich und trottete einfach neben mir her, hin und wieder ein duldsames Schnauben. Helleth hatte ihren Bogen über der Schulter und den Köcher am Sattel, die so harmlos erscheinende Amme war Aschenfelderin. Sie konnte im vollen Gallopp noch sicher ihr Ziel treffen und war stets vorbereitet auf alle Eventualitäten.
„Sie kommen!“ Hallte es von den Mauern und Miracell rannte mit seinen fünfjährigen Beinen, dicht gefolgt von seinem Vater bereits den Weg hinunter. Ohne groß nachzudenken, beugte ich mich vom Pferd hinab und schnappte mir den Jungen um ihn hinter Conrad auf Mocca zu setzen. „Festhalten.“
Der große Braune schnaubte mit noch mehr geschwundener Begeisterung auf und schüttelte den Kopf. Es waren allerdings nur noch ein paar Meter, dann waren sie am Ziel und Sir Philipp hob die beiden Burschen vom großen Wallach hinunter. „Deiner Mutter erzählen wir, du warst mit Conrad auf einem Pony…“, hob er an seinen Sohn zu instruieren, da langte es dem Schlachtpferd nun wirklich. Ein immens vorwurfsvoller Blick erging zu mir aus den braunen Augen und er trabte mit hocherhobenem Schweif davon auf die nächste Wiese. Ich wusste nicht, ob ich Lachen oder Weinen sollte. Mocca war beleidigt. Pony. Tz!

Marie war hochschwanger mittlerweile und wartete im Hauptraum gemeinsam mit Isadora von Klammshof auf uns. Sir Phillips Mutter war eigens angereist um ihrer Schwiegertochter in den letzten Wochen vor der Geburt und auch danach mütterlich beizustehen. Sie mochte etwa Mitte Fünfzig sein, hatte Maries Größe und die warmen Augen Sir Philipps. Auch saß ihr wie ihrem Sohn der Schalk im Nacken und beide teilten das ruhige und versöhnliche Gemüt. Eine Eigenschaft, die sehr bald vonnöten war.

Am zweiten Abend lies ich die mich umtreibende Neuigkeit fallen und Marie platzte wie eine überreife Kirsche bei einsetzendem Gewitterschauer. „Du… du Verräterin! Erst stiehlst du ihm den Kronritter, dann wirfst du sein Lehen weg und jetzt… jetzt hintergehst du ihn endgültig! Du kannst Papas Andenken nicht in Ehren halten, sondern ziehst alles in den Schmutz..Erbschleicherin, Heuchlerin… du hast ihn NIE geliebt…“ In dieser Tonart ging es noch einige Atemzüge weiter, bis Sir Phillipp sich gefasst hatte und dazwischen fuhr mit „Marie! Es reicht!“ Auch die hochedle Isadora holte tief Luft und setzte zu einer Lesung über Gastfreundschaft, Familie und Dankbarkeit an, als Marie wutschnaubend davonstürmte.
Gut. Es war angesichts ihres Zustandes eher ein Davonwatscheln, aber nicht minder dramatisch!
Zwei Augenpaare ruhten in dieser exquisiten Mischung aus Scham, Mitgefühl und eigener Aufgebrachtheit auf mir. „Und was ist nun Eure Meinung dazu?“ Ich war aus irgendeinem Grund ungeheuer entspannt in dieser Situation, etwas was Marie vermutlich noch wütender gemacht hatte.
„Oh, ich verstehe dich. Philipp stammt aus meiner zweiten Ehe, ich wurde mit Anfang 20 Witwe und habe auch weitergelebt und mir meine eigenen Nischen erobert und verdient.“ Isadora stärkte sich erstmal mit einem guten Schluck Wein und schaut zu ihrem Sohn hin, der ihr sanft zunickte.
„Ich wünsche dir viel Glück und dass du alles halten kannst, was du hältst. Du hast Maries Vater sehr geliebt, daran gibt es keinen Zweifel. Vergib Marie… sie hat dich damals nicht aus dem Wasser gezogen und…“
Ich winkte ab und nickte. „Es ist ihr Zustand. In der Sommerhitze hochschwanger sein, sorgt nicht dafür, dass man ganz man selbst ist.“

***

Es folgte das übliche Ritual vor Maries Kammertür. Ich klopfte, sie fluchte. Ich klopfte wieder, sie keifte. Ich hämmerte und drohte.
„Marie, verdammte Scheiße nochmal. Mach die Dreckstür auf oder ich lasse mir eine Axt bringen und dein weißer, kleiner Adelsarsch beleuchtet hier nachts den Flur.“
„Dame! Die Kinder können Euch hören! Bringt ihnen keine Schimpfworte bei!“ Mütterlicher Tadel von hinten links. Die Jungen stürmen durch den Flur, Conrad ruft laut und vernehmlich „Arscheimer!“ Rikard folgt ihm und lispelt ein fröhliches „Sftinkpilz!“ während sie sich von Miracell gefolgt auf die Jagd nach essbarer Beute in der Küche machen. „Tja… Mutter… ich glaube die Kinder…haben da keinen Fortbildungsbedarf…“ Kommentar des Hausherren von hinten rechts.

Eine heulende Marie im Arm, die sich schluchtzend entschuldigt und mich weiter beschimpft und sich regelmäßig verkrampft. Die Fensterläden werden hastig verschlossen, der erste Blitz geht hernieder und der Donner hallt über ganz Wellenberg. Endlich der lang ersehnte Regen in Form eines Gewittersturms. Ganz so als wäre dieser Landstrich fest an die Gefühle seiner jungen Herrin gebunden. Sie verkrampft sich wieder. Ich halte sie weiter fest und summe unser Lied für sie. Wieder ein Verkrampfen. „Sag mal Marie, wie lange hast du diese Krämpfe schon?“ „Den ganzen Tag, wieso?“ Ich wechsel einen Blick mit Isadora und schiebe die junge Frau von mir, ich versuche meine Handfläche zwischen ihre Rippen und ihren Bauch zu legen. Sie passt hinein. Ein erneuter Blick.

Dann verliert Marie beim nächsten Verkrampfen ihr Wasser und starrt uns mit großen Augen an. "Aber.. Aber.. aber ich habe noch zwei Wochen!"
„Heilige Scheiße und das bei einem Sturm!“
„Frau Mutter! Bring den Kindern keine Schimpfworte bei!“

Kurz vor Mitternacht wurde Anetta Isadora von Wellenberg geboren. Benannt nach ihren leiblichen Großmüttern, ein gesundes und lauthals schreiendes Mädchen. Kurz nach Mitternacht schaffte es auch die Hebamme durch den Sturm ins Haus.
Ich bin nun zum zweiten Mal Großmutter geworden.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 02 Dez 2022 16:42    Titel:
Antworten mit Zitat

10. Eintrag

02. Alatner 265

Es hat immer noch nicht geschneit und dementsprechend unausgelichen sind die beiden Jungen. Kindern tut es gut, wenn sie im Winter einmal im Schnee gewälzt werden, dann sind sie besser zu genießen. Ich verstehe die Aufregung, es stehen so viele große Dinge an, da wissen die kleinen Geister noch nicht mit umzugehen. Für mich standen heute zwei wichtige Wege an. Ich hatte Briefe auszutragen. Wobei 'austragen' es nicht ganz trifft, denn die Empfänger der Briefe sind tot. Daher schrieb ich sie auch nur nieder und lege sie gleich zu diesem Eintrag ein. Trotzdem besuchte ich die Empfänger, wenn auch nicht wirklich, so doch an den Orten an denen ich ihnen Gedenken kann. Die beiden Jungen habe ich mitgenommen und unterwegs mit Geschichte beschäftigt. Heinrik und ich werden heute Nacht im Kloster verweilen und das ohne sie. Eine Andacht in der Stille halten ohne Kinder. Die letzten Wochen haben uns wieder mehr mit Dingen beschäftigt, die dem eigentlichen den Zweck unseres Daseins nicht unbedingt komplimentieren. Albtraumwesen, Eluive ist wohl 'verschwunden' und irgendwas ist mit dem Lied (mal wieder) und dann ist da noch dieser unbereinigte Angriff der Rabendiener auf das Kloster.
Aber erstmal ist Alatner und ich trage Briefe aus.


    Zitat:
    Sir Fjalon,

    es ist lange her. Ihr seid vergangen und ich bin noch hier. Inzwischen bin ich Kronritter und Gräfin und ich trage immer noch Eure Farbe.
    Ich werde sie nicht aufgeben.
    Manchmal, wenn ich zwischen Traum und Aufwachen in der grauen Welt bin, dann vergesse ich, dass Ihr nicht mehr auf dieser Welt seid. Ich vergesse dann auch, dass Sir Vaughain nicht mehr mein Oberst ist. Ich vergesse die Zeit und lebe wieder in meiner unbedarften Jugend für nicht mehr als den Bruchteil eines Momentes allerdings nur.
    Meine Jugend ist vergangen, so wie Ihr auch.

    Immer treu, Fjalon.
    Immer treu.


    Helisande



    Zitat:
    Liebste Eveliina,

    der Schnee ist gefallen über deinen Tod. Der Schnee ist geschmolzen. Bald fällt er wieder. Ein Kreislauf, der sich wiederholt hier. Ohne dich. Du ruhst im ewigen Licht der Herrin und bist ein strahlender Teil davon, wenngleich ein strahlender Teil von dir gerade zu meinen Füßen mit Ritterfiguren spielt. Rikard ist dein Ebenbild in seinen Farben. Sein Blick schneidet mir bisweilen tief ins Herz, denn es ist dein Blick.
    Der Blick der Eisrose, die von adliger Geburt so darum kämpfen musste ihre weiche, zarte Seite zu verbergen und sich lieber hinter einer kalten Fassade versteckt hat. Die Rose, die mich zurückgeholt hat, als ich fast gestorben wäre. Ich liebe dich immer noch, Eveliina. Du fehlst mir immer noch. Deine Anmut beim Tanz, der Klang deiner Stimme wenn du den Kindern vorgesungen hast, deine überkandidelte Art auf dein Äußeres zu achten. Der Schnee wird wieder fallen, er wird wieder schmelzen. Ein neues Jahr wird beginnen.
    Rikard ist nun mein Sohn, wir werden bald einen Namen teilen. Er wird das gleiche Recht auf meinen Titel erhalten wie Conrad. Ich wünsche dir, dass du deinen Frieden hast und gelegentlich als heller Stern nach deinen Kindern siehst. Conrad war ist für immer auch dein Sohn.
    Ich lasse dir ein paar Eisrosen unter deinem Bild im Hort des Wissens.
    Für meine Rose.
    Ruhe sanft.
    Ich werde schützen, was du geliebt hast.


    Helisande



    Zitat:
    Lieber Thelor,
    mein Sir,

    nun steht ein Statue von dir in Berchgard. Ganz so wie es einem wahren Helden gebührt. Einem Vorbild, einem Kronritter, einem Adligen, jemandem zu dem immer alle aufgesehen haben. So auch ich. Doch mehr als das, Sir. Ich habe dich so unendlich geliebt.
    Für alles was du warst, für alles was ich sein wollte. Du warst mein Held. Der Ritter auf dem schneeweißen Roß, der dafür gesorgt hat, dass mir flau im Magen wurde und ich den Blick nicht wenden konnte. Ich bin an dir gewachsen, denn auf Augenhöhe war ich zu Beginn nicht. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hast du dich für mich entschieden. Und weil ich zu zäh war, um dir zu sterben wie Anetta und Eleanor.
    Ich erinnere mich noch an unsere Hochzeit, klar und scharf sind die Bilder. Mein Kleid, dein Blick. Das Schluchtzen aus den Reihen der Gäste in der Messe. Mein Blick darauf ist nun schärfer als er damals war und dort ging ein Mädchen in eine Ehe mit einem Mann, der hochgradig überlegen war. Doch dieses Mädchen war bereit sich den Platz zu erkämpfen, würdig zu sein und Anerkennung zu finden. Allen voran deine.
    Du warst kein guter Ehemann.
    Dennoch war ich glücklich mit dir, du warst meine Wahl und ich habe dich so unendlich geliebt. Ich hatte mich dazu entschieden glücklich zu sein. Trotz aller Witze, die du öffentlich und grundsätzlich auf meine Kosten zum Besten gegeben hast. Trotz deiner Art mich in die unmöglichsten Situationen zu bringen, nur um zu sehen wie ich mich dort schlage. Trotz deiner schleichenden Gewohnheit keine Stellung zu beziehen, keine klare Meinung zu haben und mir die Entscheidungen unter zu schieben. Du warst mein Glück und ich war nie glücklicher als bei Conrads Geburt.
    Da warst du nicht da.
    Du hast deinen Sohn vielleicht viermal insgesamt auf dem Arm gehalten. Ich bin langsam fest davon überzeugt, dass du dein Ende bewusst gewählt hast. Du bist mit dem Ziel in diesen Kampf gegangen daraus nicht lebend hervorzugehen.
    Ich wäre heute noch glücklich mit dir.
    Doch heute bin ich nicht mehr das Mädchen, das den Helden geheiratet hat. Ich bin Kronritter und Graf, aus eigenem Titel und nicht nur 'Frau von Thelor...'. Ich brauche deine Anerkennung nicht mehr.
    Ich habe meine eigene.

    In ewiger Liebe.

    Helisande


Bei all den Briefen, es fehlen noch zwei Briefe. Doch diese Briefe gehen an lebende Männer. Einem davon, dem muss ich Abbitte leisten. Den anderen werde ich heiraten. Ich schreibe beide und lege sie hier ein, ob ich sie je absende, das weiß ich nicht... ich weiß es nicht...


    Zitat:
    Sir Vaughain,

    wie beginne ich nur? Ich erspare uns beiden das ganze höfliche Gewäsch über das gegenseitige Wohlbefinden und der Ehre der Krone. Ich bewege seit Jahren einen Gedanken in mir, den ich ständig vertage. Doch jetzt finde ich den Mut ihn zumindest zu Papier zu bringen. Nur Temora allein weiß, ob das hier jemals in Eure Hände gerät.
    Es tut mir leid.
    Aufrichtig.
    Ich war ein ziemlicher Arsch während meiner Knappenzeit und auch zum Teil als Euer Oberstleutnant. Geblendet und Verrannt in vermeidliche Würden und Ehren, die im Grunde nur Bürden und Fesseln waren. Ihr habt alles versucht, um die junge Frau, das Mädchen, unter Eurer Führung zu schützen. Vor sich selbst und gegen ihren erklärten Willen.
    Danke.
    Ich werde nicht um Vergebung bitten, denn jene zu gewähren steht nur in Eurem Ermessen. Aber Ihr sollt wissen, dass ich meine Handlungen und Worte von damals zu tiefst bedauere. Ich weiß, dass es keine Strafe war mich zu suspendieren. Es war um mich in Sicherheit zu bringen vor Ränken und Fallen, die mein Geist noch nicht begreifen konnte.
    Inzwischen begreife ich.
    Danke. Danke für alle blauen Flecken auf meiner Seele und an meinem Körper. Danke für jede Lektion im Kampf. Danke für Eure Geduld und Euer Vertrauen trotz allem.

    Ich wünsche Euch und Eurer Frau Eluives Segen, Temoras Schutz und das Ende, dass Ihr beide Euch wünscht.

    Helisande

    PS: Ich werde übrigens Heinrik heiraten. Er ist Kronritter und Euch in vielen Dingen ähnlich.



    Zitat:

    Alsted,

    ich werde deine Frau werden. Doch eine Sache, die will ich dir schreiben, bevor der Pakt öffentlich gesegnet ist.
    Du stehst neben mir, wenn ich dich brauche.
    Du stehst hinter mir, wenn ich dich nicht brauche.
    Du stehst vor mir, wenn du mich brauchst.
    Lauter kann man Liebe nicht in die Welt schreien.

    Ich weiß.

    Senheit.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 23 Jul 2023 17:43    Titel:
Antworten mit Zitat

11. Eintrag

23. Cirmiasum 266


Ich habe eine Ewigkeit nicht mehr geschrieben, dieses Buch hat schon Staub angesetzt. Man könnte meinen, dass mein Leben glückliche Bahnen gefunden hat und ich diesen, stillen Zuhörer nicht mehr brauche. Dem ist so und auch gleichzeitig nicht. Durch das Ungleichgewicht in Eluive explodierte das Leben noch im letzten Jahr auf Gerimor und alles pulsierte vor Leben und trug vermehrt Früchte. So auch ich. Ich würde kurz nach der Hochzeit schwanger. Schwanger mit Aleva. Anna Lilian Eve von Alsted.
Eigentlich sollte sie noch nicht auf der Welt sein, doch das Leben hatte andere Pläne. Sir Friedrich wurde von Alataris und lethrarischem Geschmeiß vor Berchgard umgebracht und keinen ganzen Tag später erlitt ich vorzeitige Wehen. Aleva kam fast drei Wochen zu früh. Nicht, dass man es ihr angesehen hätte. Sie ist ein großer und schwerer Säugling mit kräftiger Stimme, rotem Haar und sehr blauen Augen.
Heinrik ist verliebt.
Ich bin es nicht.


Das Papier der Seite wirkt hier aufgeweicht nun und ein wenig verknittert, die ersten Buchstaben der nächsten Worte sind verwaschen.

Es war eine einfache Schwangerschaft, die Übelkeit und die Müdigkeit haben nicht lange gehalten oder mich zu sehr eingeschränkt. Was mich in den Wahnsinn getrieben hat, waren die zich guten Vorschläge völlig an dieser Schwangerschaft unbeteiligter Personen. Meine Leibwächter haben an mir geklebt wie Honigfinger am guten Rock. Alles voller Liebe und dem Bedürfnis zu schützen und zu bewahren. Aber ich war, bin und werde immer sehr unabhängig sein.
Es war eine plötzliche und sehr einfache Geburt, während der offiziellen Eröffnung der Akademie zu Kompass und Schwert. Nach der Nachricht über den Tod Sir Friedrichs musste ich all meine Haltung zusammen nehmen um freundlich an diesem Ereignis teilzunehmen. Niemand hatte mir den Alarm weiter gegeben, ich wurde erst am Morgen informiert. Es blieb mir nur mich von seiner bereits gewaschenen Leiche zu verabschieden. Es gab Zeiten, da wäre ich die erste gewesen, die man gerufen hätte. Doch da war ich nur noch die fette, kampfuntaugliche Gräfin, die ein Kind austrug.
Der impulsive Teil von mir, der schreit ... er schreit: "Du hättest ihn retten können. Du hättest ihn retten müssen." Der rationale Teil von mir hält dagegen: "Wem das Ertrinken bestimmt ist, der ertrinkt in einem Teelöffel voll Wasser."
Heinriks Idee dazu ist 'Opferbereitschaft' und damit kann er mich mal am Arsch lecken.
Sie schreit.
Sie schreit schon wieder so grell.
Immer, wenn ihr Vater nicht da ist, schreit sie mich an.


Tintenflecken. Knicke. Mit der Feder durchgestoßenes Papier.

Er läuft über vor Liebe für dieses kleine Wesen. Trägt sie, himmelt ihr Gesicht an. Er wechselt die Windeln und hilft ihr durch die Blähungen und die vor Gier beim Trinken verschluckte Luft. Ich stille sie, halte sie und gebe sie ohne Zögern in andere Arme. Ich muss alle meine Kinder gleich lieben und doch liebe ich die Jungen mehr als sie. Sie ist mir fremd.
Das fremde Kind, das mich anschreit. Das plötzlich da war. Der Schmerz des Todes noch nicht verhallt gipfelte im Schmerz dieser Geburt. Wäre ich mit ihr nicht schwanger gewesen, ich hätte ihn retten können.
Nein. Ja. Nein.
JA!
Anna ist ihr eigener Mensch, ihre eigene Person. Ich begreife sie nicht, sie begreift mich nicht. Aber sie versucht es. Immer wenn sie nach mir schreit, mich anschreit und ich nicht weiß, was sie von mir will.
Ich kann das nicht.
Heinrik liebt sie, er liebt sie für mich mit. Er ist völlig ohne Schranken und Resentiments. Er liebt sie für uns beide bis ich es auch kann, so wie ich vor Jahren zwei Menschen für ihn geliebt habe, bis er es wieder konnte.

Die zärtlichen Wiederhaken werde sich auch für Anna in mein Herz irgendwann bohren und dort einsinken und nie wieder weichen. Es wird besser werden, es könnte schon besser sein. Wären da nicht diese wilden Träume vom Kampf gegen etwas, davon dass ich nicht sie, sondern Kristallwesen geboren habe. Wären da nicht die Träume von der schwarzen Stimme, die mir das Versagen prophezeit.
Anna ist meine Tochter, sie wird gute und ganz miese Eigenschaften von mir erben. Und ich werde sie lieben.
Irgendwann. Wenn ich sie kenne.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 25 März 2024 19:07    Titel:
Antworten mit Zitat

12. Eintrag

25. Lenzing 267

"Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn."


Ich habe diese Lied im Kopf und das seit Wochen schon. Auch das Gespräch mit Raia konnte es nicht ganz vertreiben. Dennoch war ich mir danach im Klaren, dass ich zur Audienz gehen würde. Ebenso, wie ich zu Audienz gehen würde. Ich bin Ritter der Krone und Gräfin. Ich höre nicht auf eines von beidem zu sein, ob ich nun Rüstung oder Grafenkrone trage. Auch wird Heinrik meine Meinung nicht ändern, ganz gleich wie sehr er sich beleidigt fühlt.
Die Rüstung der Ritter der Krone ist für mich ein Werkzeug, ein Ausrüstungsgegenstand. Ich sehe keinen Grund sie permanent am Balge zu tragen, wenn ich nicht akut in einen Kampf will. Für mich sind Audienzen, Kapitelsitzungen, Gespräche im Kloster mit den Geweihten und Besuche bei anderen Adligen nun mal keine Situationen, in denen ich Kampfhandlungen erwarte und mich rüsten muss.
Ich sehe irgendwo noch das Schwert und das Wappen als Standesymbole ein und auch an, aber damit hat es sich. Nichts und niemand kriegt mich dazu die schwere Rüstung länger und häufiger zu tragen als zwingend und taktisch nötig. Sollte es ein nächstes Leben geben, dann darf er mal teste wie es ist in einer Rüstung pissen zu müssen UND eine Frau zu sein. Könnte die Liebe zu Rüstwerk enorm erkalten lassen.

"Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh."


Dabei muss ich an Tharoan denken und ich bete, dass seine Seele es schafft von den Verwundungen zu heilen, deren schlagende Kinge er selbst geschärft hat. So einiges ist da am Riff zersprungen, ob es wieder in eine Fassung finden wird, das vermag ich nicht zu sagen. Stand meiner Wellen ist nur, dass er mein letzter Knappe sein wird. Er glaubt tief und innig an die Herrin, aber die Führung darin hat gefehlt. Ich habe ihn in einem wichtigen Aspekt im Stich gelassen und nicht dafür gesorgt, dass die Geweihten ihr Auge rechtzeitig auf ihn richten konnten.
Mein Fehler.
Das Kirchentribunal vor dem ich dann stand, hätte durchaus zu meiner Erheiterung dienen können. Im Konjunktiv diesmal. Hätte... können. Aber wer offenbar der Herrin zu nah steht, der steht den Realitäten zu fern und fühlt sich gerechter im Recht als er ist.
Ich habe mein Wort gegeben. Ich werde es halten.
Bis die heilige Kirche ***************** davon die Nase voll haben wird. Ich habe lange keinen Unterricht mehr mit Nachfragen gestört... ich meine bereichert durch unbeantwortetes Interesse.

"Oh boshaft ist der Drache,
trotz aller Höflichkeit.
Schwingt sich auf das Dache,
der mürben Geistlichkeit."


Ein wenig bunt werde ich es noch treiben, auch wenn ich natürlich wieder vergeben habe. Aber man verlässt sich ein wenig zu sehr darauf, ich fühle die Notwendigkeit mal eine Grenze zu setzen.

Beak ist nun Kronritter und Paladin.
Angeblich hat er laut Seiner Majestät Brücken gebaut oder er soll sie bauen? Die Thematik ist relativ unklar. Aber Temora wird es schon wissen, denn sie hat ihn wohl erwählt dazu. Als Göttin ist sie über alle Zweifel erhaben und unfehlbar.

Ich werde ihn 'Pater' nenen. Vor Jahren bin ich einem Paladin begegnet, der wollte so genannt werden. Das werde ich einfach mal auf Beak übertragen und mich innerlich darüber zu Tode amüsieren. Ich wills nicht verhelen, er hat sich das verdient. Noch tiefer kann man in die Kirche nicht eindringen als er. Eine bewusste Entscheidung von dem Manne, die ich respektiere und ehre. Allerdings wird er immer noch die Gefechte gegen mich verlieren, Pater hin oder Pater her.
Ich brauche seine famosen Brücken nicht.
Ich kann schwimmen.
Der Drache kann fliegen.

Zudem habe ich ein Abkommen mit Raia, ein stilles Abkommen. Eines unter Frauen, welches Männer nur schwer durchringen können. Sie ist eine wunderbare Frau und eine starke Geweihte. Freundlichkeit wird ihr sogar im eigenen Haus als Schwäche ausgelegt. Beharrlichkeit und Loyalität dann von Heinrik als mangelndes Vertrauen. Sie hat nun die Erfahrung gemacht, dass man in ihrer Position nicht gewinnen kann. Man verhandelt nur die Konditionen der Verluste, mit denen man zu leben vermag.
Heinrik... ich muss mit ihm immer noch darüber reden und ihn zur Raison bringen.
Kleinigkeit.
Wunder dauern halt drei Tage.

Aleva krabbelt nun und macht Anstalten sich abzustillen. Ihre Brüder treiben Fainche in den Wahnsinn der Buchstabensuppe. Aber sie lesen schon recht gut dafür, dass die gebildeten Sätze gewagt sind.

Mein Haushalt wächst und das geht sehr auf die Arbeit von Gwenna zurück. Sie hat einen Barden angeworben und blüht nun in mehreren Projekten regelrecht auf. Sie und Raia. Meine Schwester, die Kehrseiten meiner Medaille. Lydia ist eher Heinriks Schwester und nach den neusten Entwicklungen könnten wir sie zu einer Alsted ehrenhalber ernennen. Den absoluten Zwangstoizismus und die Vorliebe für Gefechte teilen die beiden schon mal.

Heute werden wir hoffentlich die weisen Worte unseres Königs vernehmen, was wir mit den gefährdeten Amuletten nun tun sollen. Earon hat mir schon ein paar gute Ideen dazu eingegeben, ich vermag nur nicht zu sagen, ob ich deren Endergebnis sonderlich mögen werde.

Ich kann schwimmen.
Drachen können fliegen.


"Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn."
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden ICQ-Nummer
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Tagebuch eines Ritters
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de