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Ein Bild was war, was ist und was sein könnte
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Ein Bild was war, was ist und was sein könnte
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Corastin Kiems





 Beitrag Verfasst am: 05 Jun 2020 09:46    Titel: Ein Bild was war, was ist und was sein könnte
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Ich stehe vor dem Spiegel und mustere mich lächelnd. Dieses eingefrorene Lächeln kann ich nicht ablegen, zumindestens selten. Eine weitere Maske die irgendwie zu einem Teil von mir geworden ist, wenngleich ich mich frage ob ich nicht zu einem Teil der Maske geworden bin und damit alles zusammen zu einem "Ich" geworden ist...

Die dunklen Augenringe sind es die mich aber im Grunde genommen mehr stören. Die Erholungsphasen waren in den Tagen des Risses weniger geworden. Der Vater hatte uns mit vielen Aufgaben bedacht und das ausruhen kollidierte mit den beiden Ichs die mich auf Gerimor umtrieben. Eigentlich, genau bedacht, waren es keine zwei Persönlichkeiten sondern das Ergebnis aus einem Leben das ich seit vielen vielen Jahren in einem Doppelleben führe. Aus Gewohnheit habe ich eben jenes bis jetzt weitergeführt, auch wenn meine Prioritäten andere geworden sind. Entwicklungen sind eben auch ein Ausdruck des Vaters, auch wenn das viele Außenstehende sicherlich niemals erblicken können. Wenn ich nur bedenke wie schwach und einfältig ich war und was aus mir geworden ist, allein durch das was mir offenbart wurde.

Ja... ich war versteift auf eine Tat auf ein einziges Bild, kreativ gleichwohl, doch auch gehemmt im vorranschreiten. Ich habe nicht erkannt das man weiterdenken muss das alles Veränderung bedeuten muss um wahre Kunst zu kreieren. Ich würde mein altes Ich nicht als Narr bezeichnen, aber vielleicht als festgefahren... ja. Festgefahren ist das richtige Wort. Vielleicht drehte ich mich auch einfach nur im Kreis.

Mein Blick fällt auf ein Glas im Schrank... und das Glas blickt auf mich zurück, ich erinnere mich gut:



~~~~~Was einmal war~~~~~



Sie ist eine echte Schönheit. Diese langen blonden Haare, die vollen Lippen und die, ja - fast aristokratischen Züge ihres Gesichts. Sie wirkt eleganter als ihre Herkunft es erahnen lassen könnte. Ein einfaches Blumenmädchen von solch einer Schönheit, Freundlichkeit und Lebensfreude. Was ist das für eine schöne Zeit mit ihr, Zeit die ausgerechnet ich mit ihr verbringen durfte. Sie hatte Humor und für meine seltsame Art eine offene Umgehensweise. Ich war verzaubert von ihren Augen, dieses vollkommene Blau umringt von einem schwarzen Ring, es wirkte wie ein perfekter Rahmen für ein Gemälde eines alten Meisters. Ein Gemälde für das ein Kunstkenner Millionen bezahlen würde um es zu ergattern. Sie mag es wenn ich sie so ansehe. Sie denkt ich verliere mich in ihren Seelenspiegeln, will ihr Herz erobern. So ein gutes Mädchen, die kleine Franziska, die der Kindheit gerade entwachsen war und zur Frau gereift ist. Ihre Eltern sind hiesige Bauern, ein grobschlächtiger Kerl dessen Manieren zu wünschen übrig liessen und eine gutmütige ältere Dame, von der dieses weibliche Wunder wahrscheinlich ihre Schönheit und Herzenswärme geerbt hat.

Die Wärme, die war nun von ihr gewichen, der steinerne Keller kühlte jeden schnell aus, selbst mich, der er einen Mantel trägt. Kerzenschein, ein wenig Mondlicht durch ein schmales Kellerfenster, mehr war es nicht was den Raum erhellte. Ich wischte mit dem Taschentuch aus meiner Brusttasche die klebrig werdenden Blutspuren aus ihrem Mundwinkel und lächelte angetan als in dem schummerigen Fackelschein ihr fahles Gesicht, nunmehr bereinigt von dem störendem Blut, beinahe perfekt erschien. Sie hatte Makel, nicht viele aber sie hatte sie. Sie war nicht vollkommen perfekt. Perfekt waren nur ihre Augen, und die würde ich mit mir nehmen, sie würde für immer sehen, mich sehen. Man konnte sie schon beneiden, sie würde Teil der Perfektion werden, die ich mir schon so lange ersinne. Ein wohliger Schauer überkommt mich bei dem Anblick und ich merke wie ich zufrieden tief ein und aus atme. Zu Schade das ich bald wieder weiterziehen muss. Weiterziehen, wie ich es immer musste wenn es zuviele wurden. Dieses Jahr war sie die Dritte. Nach meiner Erfahrung würden die Menschen spätestens bei der Dritten beginnen stutzig zu werden. Ich bin der neuste Zugang des Dorfes, wohl angesehen, aber ein Eigenbrödler, etwas was ich zu meinem Bedauern nicht immer abstellen konnte. Dazu kommt das ich mir sicher war, das der schwatzhafte Nachbar mich mindestens einmal mit den letzten beiden gesehen hatte.

Im Krieg war es viel einfacher. Weniger Frauen, aber diejenigen die ich fand waren leichter zu besitzen. Dort hatte ich gelernt wie man als Feldscher arbeitete. Die einfachste Art und Weise den menschlichen Körper aufzuschneiden und zu erforschen, war es es im Dienste einer Armee unter dem Vorwand der Hilfe zu tun. Ich behielt diese... Feldschermaske bei. Gab mich als Knochendoktor aus oder Zahnheiler, zuweilen auch als Bader, das was in den Dörfern eher fehlte, das konnte ich sein. Sie vertrauten mir stets rasch, ich hatte viel gelernt in verschiedenen Truppenteilen und ich konnte vielen sogar wirklich helfen. Vertrauen ist immer so gut wie weit man jemanden kontrollieren konnte....



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Corastin Kiems





 Beitrag Verfasst am: 06 Jun 2020 11:53    Titel:
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Bei dem Gedanken daran war es schon ein wenig belustigend das ich aus Gewohnheit immer noch in einem Hafenviertel hauste und mich als Bader und Barbier ausgab. Wenn man bedenkt wieviel "mehr" ich nun bin und wie ich mich entwickelt habe keimt in mir der Gedanke das ein kleiner Teil von Gewohnheiten immer noch fest in mir verwurzelt sein muss um einen kleinen Hauch von Normalität zu wahren. Vielleicht auch und auch gerade deshalb wenn man keineswegs im bürgergebräuchlichen Sinne "Normale Dinge" tut. Aber es gibt noch einige andere Eigenheiten die ich immer noch gerne tue... wenn auch mittlerweile vollkommen anders, mit ebensogroßer Leidenschaft aber doch entwickelter.

Ein kleiner Hauch von Besessenheit ist vielleicht immer noch vorhanden, nur mit einem höheren Ziel und mit mehr unmenschlichen Menschlichkeit. Verwirrend wenn man mal so drüber nachdachte. Ich glaube es geht der kleinen im Turm ähnlich. Man muss sie von der unmenschlichkeit zur menschlichen Unmenschlichkeit führen, vielleicht auch umgekehrt. Aber im tiefen Grunde dieser vertrackten Situation ergab das mehr Sinn als alles andere. Vielleicht sind das die Dinge die nur ein Kind des Vaters nachvollziehen kann.

Ich rücke das Glas ein wenig gerade und muss schmunzeln, meine Kopf schweift zurück an diesen Abend:



~~~~~Was einmal war~~~~~



Langsam öffnete ich das Lederetui und strich über die feinen Instrumente die sich mir offen darlegten. Ein kleiner Mundspiegel, nein... den brauchte ich jetzt nicht, vielmehr die Linse daneben, diese klemmte ich routiniert vor mein Auge, befestigt es mit einem dünnen Lederriemen und einem feinen Drahtgestell das ich bei Bedarf wegklappen konnte, wenn ich es nicht brauchte. Die Fingerkuppen meiner linken Hand klimperten nacheinander über die Daumenkuppe, eine einfache Wärmeübung für die Hand, ehe ich nach dem leicht sichelförmigen Skalpell griff. Es war mir etwas zuwider keine Handschuhe zu tragen, aber bei Augen, das hatte ich schnell lernen müssen, brauchte ich besonders viel Fingerspitzengefühl, wenn ich sie perfekt entnehmen wollte. Vorsichtig öffnete ich ihre Lider mit der rechten und arretierte sie mit einem weiteren Drahtgeflecht, das ich mit nicht gerade wenig Stolz selbst ersonnen hatte. Ich begann leise zu singen als ich das Skalpell ansetzte. Es war ein altes alumenisches Kinderlied, welches sich in dem nur spärlich ausgeleuchteten Raum ausbreitete. Musik beruhigt mich, könnte mich bei meiner Kunst doch nur ein Barde begleiten, es wäre eine wunderschöne Untermalung.

Der Keller meines mir zugewiesenen Hauses war alt und muffig und die Kerzen, die ihn ausleuchteten, waren gerade eben das nötigste was ich an Licht benutzen konnte, ohne Angst zu haben, dass einer der uralten morschen Holzbalken begann Feuer zu fangen. Die Luft roch muffig, nach altem Holz und Staub, der seltsame... süsslich-metallische Geruch von Blut mischte sich erst seit ein paar Monaten hinzu, ebenso wie der leicht überlappende Geruch von Verwesung, der zuweilen aufkeimte wenn meine Kunstwerke wieder begannen sich zu verflüchtigen. Hier war es wieder an der Zeit. Ich war so weit gekommen, ich benutzte Alkohol und Tinkturen mit Kräutern, die ich selbst herstellte. Wachs half zumindestens eine Weile, war aber auch kein perfektes Werkzeug, ausserdem wirkte der Glanz, den ich damit erzeugte, nicht echt genug. Es war frustrierend, aber ich war schon so weit gekommen, da würde ich niemals aufgeben.

Lucille hatte leider schon Fäulnis angesetzt, ich hatte wahrlich einen Fehler bei den Kräutern begangen. Ärgerlich. Als ich es feststellte zeterte und weinte ich fast eine Stunde lang. Welch ein Schmerz, welch ein Kummer. Ich schäme mich meiner Tränen nicht, sie sind mein Ausdruck für echte Passion. Mit Franziska würde alles anders werden. Sie werde ich mitnehmen, zumindestens einen Teil von ihr, den wichtigsten. Den Teil, der sie besonders machte. Ihre Augen würden der Anfang meines neuen Schaffens werden, irgendwo anders als hier.

Ich bin sehr vorsichtig, als ich die beiden Augen in das vorbereitete Glas gleiten lasse. Mit einem festsitzendem Pfropfen aus Kork verschliesse ich das Glas, dann noch etwas Wachs zum Versiegeln. Das musste reichen. Mein Blick legt sich auf den fehlerhaften Rest von Franziska. Sie sieht so aus, als würde sie aus ihren leeren schwarzen Augenhöhlen dickflüssiges Blut weinen. Vielleicht ist es ein wenig so wie Freudentränen der Erlösung oder ein zufälliger Kunstgriff. Zumindest gefällt mir dieser Gedanke irgendwie. Meine Schritte führen mich nach getanem Werk zum Waschzuber, ich greife mir die Seife und beginne meine Hände zu säubern. Die Bürste daneben greife ich auch, schrubbe und seife ein, tauche meine Hände und Unterarme ins Wasser und fange von vorne an.



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Corastin Kiems





 Beitrag Verfasst am: 07 Jun 2020 13:46    Titel:
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Die Mauer gab nach dem richtigem Druck auf den richtigen Stein nach und gab den Durchgang zu meinem Schlafzimmer frei, der blonde Schopf der auf den weichen Daunen gebettet war lag starr dort, ordentlich zugedeckt und durch das Erkerfenster vom fahlen Mondlicht in ein wunderschönes weiß gehüllt. In diesem Licht die perfekteste Leiche der Welt. Makellos in Form und Proportion, die Frau in Weiß vielleicht sogar, dank der Perspektive und dem Lichteinfall des silbernen Trabanten. Auch wenn das natürlich nicht stimmte. Manchmal jedoch stimmte eine Illusion durch ein dazutun von außen das Bild perfekt ein. Das Zufallsprinzip würde ich behaupten ist für so etwas ausschlaggebend, wieder lächel ich, diesesmal jedoch wärmer, entspannter.

Sie bewegte sich, offenbarte mir das Grün ihrer Augen und linste mich an, nuschelte:
"Kommst du schlafen?"; ich nickte "Ja gleich..."

Das war gewiss eine der größten Änderungen: Ich war nicht mehr allein. Frauen bedeuteten mir immer etwas, doch der Drang Sie zu besitzen und zu formen ist... nicht unbedingt geschwunden, jedoch aber in den Hintergrund gerückt. Ich muss nicht mehr wie ein gehetzter der nächsten hübschen Haut hinterherrennen, oder diese Augen besitzen. Ich wähle genauer, und denke größer. Das bringt es mit sich einer größeren Sache zu dienen. Ich denke der Vater ist mit mir insgesamt zufrieden, er mahnt mich wenn ich gemahnt werden muss, und er belohnt mich wenn ich es verdient habe.

Stets ist ein Teil von mir gestorben. Doch stets bin ich dabei wieder auferstanden.

Ich lege mich neben Sie und wir umarmen uns. Es ist immer noch eine etwas ungewohnte Erfahrung. Sie inspieriert mich wie eine Muse und bringt mich weiter in meinem bestreben besser zu sein als ich bin. Nicht mehr nur für mich sondern für den Vater, und auch... das gebe ich zu, auch für Sie. Schon ironisch, wie sich die Prioritäten nach und nach schleichend verändern.

Die Frauen die ich damals küsste waren nur selten warm, wie in dieser Nacht die mir nicht aus dem Kopf geht...


~~~~~Was einmal war~~~~~



Welch eine Wohltat das klebrige Blut von der Haut zu waschen. Beiläufig schaue ich dabei in den Spiegel, hinter mir blickt mich Lucille an, die auf ihrem Thron sitzt. Ein Stückchen ihrer Nase hängt herunter und ihre Haut wirkt immer ausgedörrter, von der Farbe ganz zu schweigen. Bei ihr war es genau ihr hübscher heller Teint, der mir gefallen hatte, diesen nun so verwaschen zu sehen, bricht mir beinahe das Herz. Wie anklagend sie mich ansieht. Ich war nicht gut genug. Habe mit meinen Tinkturen nicht gut genug aufgepasst. Ich war nachlässig. Fehlschlag. Erneut. Ich wende mich um und trete auf sie zu. Ich nehme Lucilles starre Hand und schaue in die verwässert wirkenden Augen. „Keine Angst Lucille, ich werde mich verbessern. Ich werde lernen eure Schönheit im Tode zu bündeln und festzuhalten, und niemals werde ich euch je vergessen.“ Ich beuge mich einen Hauch vor, küsse die eingerissene Haut ihrer Wange und entlasse ihre Hand aus meiner. Der leicht süßliche Geruch von Tod mischt sich mit den Kräutern und tinkturen im Raum und bringt ein wenig Melancholie in mein Herz als ich Sie noch einmal anblicke. Sie und die kleinen weiteren Stückchen die noch von den anderen stammen, teilweise Älter, teilweise frischer. Im Grunde genommen hatte ich mit meinen Worten Sie alle gemeint.

Ich wende mich um und nehme den großen Schlüssel an mich der an der Wand hängt. Ruhig schreite ich die Treppe hinauf. Auf meinem Weg nach oben nehme ich das Glas mit Franziskas Augen an mich, das Wachs ist mittlerweile erkaltet und hält meinen kleinen Schatz dicht und sicher....


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Corastin Kiems





 Beitrag Verfasst am: 24 Mai 2022 10:17    Titel:
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... und doch ist die stetige Veränderung ein Teil von mir wie mir scheint. Ich habe lange nicht mehr an diese spezielle Nacht gedacht, doch nun ist es wieder so weit. Ich stehe vor einem Glassargophagus und blicke auf jemanden herunter der ein Teil von mir war und auch auf gewisse Weise immer noch ist. Abseits der Fehler, Missverständnisse und gelebter Versuchungen war SIE auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner immer noch meine Schwester. Ich lege Ihr eine Blume auf den Sargophagus, ich rede mit Ihr, vielleicht ist das der Ankerpunkt den Sie braucht. Vielleicht ist es auch ein Abschied. Niemand kennt die Wege des Herrn und wenn er Sie ergreifen will, wird er das tun und mich nicht danach fragen. Ich akzeptiere das; muss es sogar; zähneknirschend.

Vielleicht habe auch ich mich am Ende zu sehr verändert. Meine Adern sind geschwärzt von den Fingerspitzen bis zum Hals, ein Ausdruck meiner Ergebenheit zum Herrn. Ein Makel den ich anerkenne und ausserhalb der heiligen Mauern der Nimmerruh nicht mit Stolz in der Öffentlichkeit tragen kann ohne das ich mich endgültig offenbare.

Und doch... bröckelt die Fassade von Bruder Ars. Dabei wird mir bewusst das... es nur eine marginale Trennlinie zwischen uns gibt. Wir sind eine Person und dennoch tun wir vielleicht Dinge die der andere nicht tun würde. In der Kunst würde man vielleicht behaupten es ist die strikte Trennung von
Weiß und Schwarz, aber ich merke wie beide Persönlichkeiten die ich auslebe verschwimmen. Sie werden Grau, und doch macht sie das nicht schwächer - etwas was ich lange befürchtet habe.

Ich gehe meinen Weg. Das habe ich immer getan. Es blieb auf der Abzweigung immer ein schmerzliches Stück zurück... und doch war es stets ein Anfang, so war das schon immer. Vielleicht musste es so sein.

Wie damals - diese eine Nacht die mich hierher führte...



~~~~~Was einmal war~~~~~


Oben angekommen greife ich den schweren Feldscherrucksack, den mein alter Lehrmeister mir damals schenkte. Ich verstaue meinen kleinen Schatz tief im unteren Teil des Sackes und umwickele das Glas mit einigen Kleidungsstücken zum wechseln. Obendrauf lege ich das kleine lederne Etui mit meinen Instrumenten. Frisch geputzt und gereinigt. So sollte es sein, so wird es immer sein. Mit gekonnten Griffen schnüre ich meine alten Stiefel und schlüpfe in den alten ausgefransten Armeemantel, dessen Abzeichen sich schon lange von der Naht gelöst haben und in irgendeinem Feuer verbrannt sind. „Feuer.... apropos.“ Ich drehe mich um und nehme das Lampenöl, welches ich in einer Amphore bereitgestellt hatte. Ich übergiesse die Stufen zum Keller mit dem wohlriechendem Öl, ebenso wie einen Teil der Holzdielen im Erdgeschoss, nahe der Wand. Die Tonamphore lasse ich dann zu Boden gleiten und den Rest der Flüssigkeit einfach heraus sickern. Meine Linke greift zu dem Bücherregal und wahllos ziehe ich eines der Bücher heraus. Ich achte nicht auf den Einband als ich mit einem Schwefelhölzchen das Papier des Buches entzünde und es zurück in das Regal werfe. Die anderen Bücher schwelen schon, als ich zur Tür gehe, der unnachahmliche Geruch von brennendem Papier und Holz macht sich breit. Ich spüre einen Hauch von Trauer und unterdrücke ihn auch schon wieder, als ich durch die Tür gehe. Spätestens wenn das Lampenöl vom brennenden Regal erreicht wird, würde das Haus ausbrennen. Vielleicht würden sie die Reste meiner Kunstwerke finden. Doch dann werde ich schon weit genug weg sein.

Mit straffen Schritten marschiere ich in Richtung Nordwesten, wo in wenigen Tagesmärschen das nächste Dorf liegt. Ich brauche mehr Zeit für meine Kunst. Ich brauche eine Umgebung, die gleichwohl geordnet als auch unstet zugleich ist. Ein Grenzland, gewogen in unsicherer Sicherheit. Ein Land, in dem Chaos und Ordnung so dicht aneinanderliegen, das die Eigenheiten des Einzelnen unentdeckt bleiben mögen. Und Dank der mannigfaltigen Aufrufe der Herolde für ihren König zu streiten, kannte ich solch einen Ort. Gerimor. Ich würde nach Gerimor gehen und meine Kunst perfektionieren. Ich drehe mich noch einmal um. In der Ferne brennt mein Haus, ein orangefarbener Schleier flackert über der Stelle. Ich verneige mich in seine Richtung. „Habt Dank meine Schönen, dass ich Teil von euch sein durfte, dass ich euch meiner Kunst hinzufügen durfte.“ murmele ich. Ein Krächzen ertönt von einem dunkel gefiederten Vogel im Baum neben mir. Ich schmunzel, ein Übermittler des „Gern geschehen.“ war das ganz sicher. Ich wende mich wieder um und stapfe los, zur nächsten Hafenstadt.


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Corastin Kiems





 Beitrag Verfasst am: 24 Jun 2022 12:43    Titel:
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Die Abschnitte im Leben ändern sich. Veränderung ist ein steter roter Faden im Knäuel des Lebens, das war eindeutig. War es doch nicht eine schöne Zeit mit dem blonden Energiebündel? Hatten Wir nicht so viel zusammen gemein? Ein Leben das es Wert war nur uns selbst gegenüber zu teilen? Offenbar war das nicht genug. Sie hatte sich dazu entschieden sich mit mehreren zu teilen als mit mir. Ein Umstand den ich verzeihen konnte... einmal... zweimal... vielleicht sogar dreimal. Doch irgendwann ist auch meine Geduld und meine Nachsichtigkeit, ja mein Verständnis erschöpft. Es gab Dinge die ich nicht mehr tollerieren konnte. Diese verstohlenen Blicke, ihre Abwesenheit, das nagende was an meinem Hinterkopf kratzte. Wäre der Vertrag nicht... ich hätte Ihren Lustknaben ausgeweidet und zu einem Mahnmal gemacht der jedweder Kreatur auf Erden, ob Mensch oder nicht, gewarnt hätte Sie anzufassen. Doch er war da. Der Vertrag. So ging ich, als Bruder gewiss, doch um mein Seelenheil - im Gesamtkontext meines Lebens ein lustiges Wort - willen war es das einzige was vernünftig erschien. Nur so konnte ich mein Inneres davor verschliessen, konnte es mir gleich sein wer Sie berührt, wem Sie ihre Gunst, Ihren Körper schenkte. Im Inneren sollte mir dies meinen Frieden schenken den ich... auch jetzt, nein vor allem jetzt, verspüre.

Aber auch wenn ich auf das zurückblicke, hatte der Herr ein einsehen. Denn nach einigen Wochen der Leere fand ich jemanden der sein Leben mit mir teilen wollte, der ein Puzzelteil von mir war. Aufregend und Neugierig. Nicht abgestossen von dem was ich wirklich war. Mich als mehr ansah als das was ich selbst von mir zu denken pflege. Meine Makel hochhielt als wären sie Trophäen, was sie... vielleicht tatsächlich sind.

Ich blicke auf den schwarzen Schopf neben mir und ich erblühe wieder... mein Interesse an der Kunst trägt wieder Früchte. Nicht nur eine Muse, ein Stückweit ist es auch eine neue Freiheit.

Aus der Vergangenheit erwächst die Zukunft und sie verspricht mir verheissungsvolles. Ich muss lächeln.



~~~~~Vor Kurzem~~~~~



Er hatte sich etwas rar gemacht. Kein Wunder, wenn man bedachte welche Tat er in dieser Zeit vollbrachte und welche Umstände ihn dazu trieben. Nein. Eigentlich waren es Taten. Viele Taten. Sicherlich wurden in den folgenden Tagen und Wochen immer mal wieder irgendwo auf Gerimor Leichen gefunden die jedoch ein Merkmal gemeinsam hatten. Dem einen oder der anderen fehlten gewiss ein paar Körperteile, oder waren auch bis auf ein Detail unberührt aufzufinden, doch allen fehlte etwas Essentielles: Ihr Gesicht.

Ein findiger Leichenbeschauer mag gewiss einige Dinge feststellen. Ausgehend von den Würgemahlen am Hals und den Blutunterlaufenen Augen der Opfer, die sowohl weiblich als auch männlich und sogar verschiedenen Alters sind wurden die meisten offenkundig erwürgt. Nach ihrem Tod wurde ihnen mit einem medizinischen Gerät, womöglich ein Skalpell oder ein sehr scharfes Rasiermesser fein säuberlich das Gesicht bis zum Haaransatz entfernt der Schnitt hat dabei auch die ersten Muskelstränge entfernt, sodass davon ausgegangen werden kann das die Gesichter ihre Form auf eine gewisse Art und Weise beibehalten haben. Außerdem wurde einigen der mutmaßlich dem Räubergewerbe zugehörenden Gesellen beide Hände abgeschlagen, dies jedoch ohne jede Finesse.

Ausnahmslos Räuber und Diebesgesellen fanden so Ihren Weg in ihr Grab, wenn sie denn überhaupt je gefunden worden sind. Nichts anderes als dies wird für eine gewisse Zeit von dieser Geschichte zu hören sein.


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