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Standesbewusstsein
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Mona Therese Vathos





 Beitrag Verfasst am: 07 Jun 2022 13:25    Titel: Standesbewusstsein
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Mona stand vor dem Anwesen und wartete auf einen geeigneten Moment, um an die Tür zu klopfen. Er ließ auf sich warten. Es half nichts. Jetzt, da sie den Weg nach Wetterau eingeschlagen hatte, würde der Weg zurück nur eine weitaus unangenehmere Begegnung in naher Zukunft bedeuten.

Der Mann, der schließlich die Tür öffnete, hatte wenig gemeinsam mit dem Bild, das ihr inneres Auge in den vergangenen Jahren von ihm entworfen hatte. Er hatte den Schmied, der er gewesen war, hinter sich gelassen. Weit hinter sich. Der rußige Schweiß und die Lederschürze waren einer gepflegten Erscheinung in einer mühelos eleganten Kleidung gewichen. Die dezent gestikulierenden Hände verrieten den Umgang mit einer Schreibfeder anstelle eines Schmiedehammers. Nur der Ausdruck seiner sturmgrauen Augen erinnerte sie an ihre gemeinsame Kindheit.

Während ihr das Herz bis zum Hals schlug, strahlte er eine geradezu lächerliche Selbstsicherheit aus. Fhin lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen, zeigte freundliches Interesse an ihren ersten Tagen auf Gerimor und ließ sich die Schlussfolgerungen, die er aus ihrem Anblick und ihrer plumpen Wortwahl zog, keineswegs anmerken. Die Jahre auf dem kleinen Bauernhof ihres Onkels waren nicht spurlos an ihre vorübergegangen. Während er eine Karriere in der Stadtverwaltung von Rahal vorantrieb, hatte sie den Stall ausgemistet und den kranken Onkel gepflegt. Wenn überhaupt, war sie nur an Markttagen im Dorf gewesen und erst die Absicht, die Pacht des Hofes zu übernehmen, hatte sie in die Hauptstadt geführt. Ein aussichtsloses Unterfangen.

Fhin hatte sich mitten im Gespräch umgedreht und überließ die Aufforderung ihm zu folgen der offengelassen Tür.

Im Haus herrschte penible Ordnung. Er erzählte ihr über Krankheit und Tod der Eltern, seiner Frau und dem ungeborenen Kind, erzählte von den Geschehnissen vor und nach seiner Abreise nach Gerimor, erzählte von den Gründen für seine Flucht.


„Ich erschlug nur Liam.“

Der flüchtige Moment aufrichtigen Bedauerns, der die sonst so beherrschten Gesichtszüge entgleiten ließ, überzeugte sie davon, dass er sie nicht belog. Ihrer Neigung, alle Menschen zu mögen und ihnen anlasslos zu vertrauen, konnte sich ohnehin nicht widerstehen.

Den Vorwurf, ihr nicht geschrieben zu haben, konterte er dann schon wieder mit einer nicht gänzlich von Arroganz freizusprechenden Gelassenheit. In den Plänen ihrer Brüder über das Leben auf Gerimor war sie nicht vorgekommen.


„Niemand von uns hatte damit gerechnet, dass du den Hof je verlassen würdest.“

Fhin zeigte ihr das Haus und sie staunte über die fremden Geräte, die seinen Studien dienten. Bücher, Kristalle und Messgeräte gehörten jetzt zu seinen Werkzeugen. Er zeigte ihr den Dachboden und lud sie ein, bei sich zu wohnen. Der Anblick des Schlafzimmers und der Spiegelkommode darin versöhnte sie mit dem Groll, den sie angesichts der jahrelang ausgebliebenen Einladung gehegt hatte.
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