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Die Rabenballade
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Pademian Maurier





 Beitrag Verfasst am: 05 Jun 2022 20:28    Titel: Die Rabenballade
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Der letzte Tanz




*Es ist so eine Sache mit den Träumen…
Nur selten kommen sie, wenn man sie ruft, nur selten zeigen sie das, was man wirklich ersehnt zu sehen und schneller, als man bereit ist die Bilder aufzugeben, ist der Morgen gekommen, die Nacht vertrieben und der Träumende erwacht mit leeren Händen. In tiefster Stille warten die Trugbilder darauf, alte Wunden wieder zu öffnen die so gut verheilt schienen und Lieder anzustimmen, die längest vergessen waren. Und ganz selten verfolgen sie den Träumer auch dann noch, wenn die Augen längst geöffnet sind…*



Die letzte Kerze im Raum war bereits zu einem winzigen Stummel heruntergebrannt, warf wabernde Schatten an die hölzernen Wände des kleinen Zimmers und streckte sich, um jeden weiteren Moment kämpfend, in die Höhe. Draußen vor dem verhangenen Fenster hatte sich die samtig dunkle Nacht bereits ausgebreitet, ihre Decke über die Welt gelegt und bis auf wenige liebestrunkene Idioten, die so spät noch den Weg zu ihren Erwählten suchten, waren die Straßen verlassen und leer. Die Gestalt am Fenster hatte mit einer Hand den dunklen Vorhang beiseitegeschoben und sah nach draußen auf die verstummten Gassen. Der leichte Luftstrom strich über seine nackte Haut und kühlte den vom schwülen Tag noch immer erwärmten Körper. Leicht gebräunt und doch noch immer blass genug, um den hellen Teint nicht verbergen zu können, die Augen dunkel wie aufsteigender Rauch nach einem Feuer und das Haar schwarz wie Kohle zeichnet er sich im Schein der Kerze ab, schweigend wie eine Statue.

Erst, als das Lichtlein in den letzten Atemzügen lag, wendet er sich ab, ließ den Stoff an seinen vormaligen Ort zurückschwingen und sah ins Innere des Zimmers. Spärliche Einrichtung aus Holz, lange gebraucht und nicht mehr ganz neu, ein altes Bett mit einer bereits dünn werdenden Decke und in dessen Mitte eine zweite Gestalt, ausgestreckt und sichtlich tief und fest schlafend, zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Entspannt, fast unschuldig lag die Person, den ebenfalls gebräunten Arm über das Kissen, auf das er bis vor einer Stunde noch seinen Kopf gelegt hatte, da und atmete tief und friedlich.

Pad seufzte, spürte das zarte Flattern in seinem Inneren und senkte den Blick.

Noch einmal deine Stimme hören
Einmal deine Nähe fühlen

Einmal deine Rätsel lösen
Einmal deine Hand berühren

Einmal in den Armen halten
Einmal in die Knie gehen

Noch einmal deines Weges kreuzen
Einmal in die Augen sehn


Er spürte die olivgrünen Augen unter geschlossenen Lidern, sah das kecke Lächeln auf den träumenden Lippen, spürte den warmen Atemzug wie eine geisterhafte Berührung an seiner Wange und wusste doch, dass es heute Nacht ein Ende haben musste. Menschen wie er waren nicht dafür gemacht eine solche Bindung einzugehen, im Inneren verkorkst, die Seele von der dunklen Berührung gezeichnet, das Feuer des Erwachens als niemals ruhende Erinnerung an jene eine Nacht, in der er sich selbst einem anderen versprochen hatte. Pademian wollte in diesem Moment gerne fluchen doch drehte sich die Gestalt auf dem Bett gerade in diesem Moment und ließ seine Stimme verstummen. Wenn er eines nicht wollte dann den Traum zu unterbrechen, der den blonden Schopf gefangen hielt.

Für immer fort
Für immer dein
Nur noch einmal tanzen mit dir
Am Horizont der Seligkeit
Wo die Spur sich verliert

Ich geh' hier nicht weg
Ich gehe nicht Heim
Nur noch einmal tanzen mit dir
Im tiefen Tal
Komm steh' mir bei
Weil mein Herz einfriert (Weil mein Herz einfriert)


Wäre er ein stärkerer Mann, dann hätten seine Füße ihn sicher nicht hierher zurückgetragen. Wäre er mutiger gewesen, hätte er die Augen schließen, die ihm angebotene Hand ignorieren können. Wäre er nur etwas kaltherziger gewesen, hätte sein Herz nie zu fühlen begonnen…

Aber nichts davon traf auf ihn zu, feige wie man es Ratten nachsagt, sich aus seinen eigenen Prinzipien herauswindend wie aus einer sicher geglaubten Falle, das schlagende Herz im Brustkorb der anderen Person mit einer Handfläche bedeckend und das Gefühl darin wie einen kostbaren Schatz in sich aufsaugend hatte er verharrt und sich sein eigenes Grab immer tiefer gegraben. Warum nur hatte er sich nicht abgewendet als es für sie beide noch ohne Folgen, ohne Schmerzen gewesen war? Frustriert biss er sich auf die Unterlippe, schmeckte die Bitterkeit seines eigenen Versagens wie schalen Wein. Der letzte Fluch brannte hinter dem geschlossenen Mund, begehrte an die freie Luft gelassen zu werden doch noch immer gab er nicht nach.

Noch einmal deine Lippen küssen
Einmal mit dir Sterne zählen

Einmal zum Anfang spulen
Einmal noch das Ende wählen

Einmal deine Tränen schmecken
Einmal nur noch glücklich sein

Einmal deine Wärme spüren
Einmal noch dann bin ich frei


Das Warten dauerte lange, er hörte das unabwendbare Ende bereits mit leisen Sohlen um das Haus schleichen, spürte seine Krallen an der Türe kratzen und doch konnte er sich nicht aufraffen zu gehen. Einmal noch…nur ein einziges Mal, versprach er sich wie ein Ertrinkender, dann würde er es schaffen sich in die Finsternis fallen zu lassen, die ihn, anders als seine Schwester, nicht mehr an die Oberfläche würde tauchen lassen. Einmal noch…

Pademian setzte sich in Bewegung, hatte den Kampf gegen seinen inneren Dämon verloren. Er ließ sich neben die Gestalt aufs Bett sinken und lehnt sich nach vorn, küsste das von der Sonne erhellte blonde Haar, die Sommersprossen auf den Wangen, die Augenlider und zuletzt die Lippen. Arme streckten sich ihm entgegen und er ließ sich bereitwillig näher ziehen, in die Wärme der Decke, nackte Haut an nackter Haut. Er würde am nächsten Morgen büßen, das versprach er sich, würde am nächsten Tag die einfache Flöte, die er zum Üben von der Insel mitgebracht hatte und die wenigen Habseligkeiten zusammenschnüren und den Heimweg antreten, aber diese eine letzte Nacht war noch sein.

Für immer fort
Für immer dein
Nur noch einmal tanzen mit dir
Am Horizont der Seligkeit
Wo die Spur sich verliert

Ich geh' hier nicht weg
Ich gehe nicht Heim
Nur noch einmal tanzen mit dir
Im tiefen Tal
Komm steh' mir bei
Weil mein Herz einfriert (Weil mein Herz einfriert)

Nur noch einmal tanzen mit dir
Nur noch einmal tanzen mit dir




Zuletzt bearbeitet von Pademian Maurier am 05 Jun 2022 20:46, insgesamt einmal bearbeitet
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