Wilhelmijn
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Verfasst am: 23 Mai 2022 20:05 Titel: Nüchterne Betrachtungen |
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Sanftes Wellenplätschern und Möwenschreien. Plankenknarzen.
Fischerdorfidylle.
Dann kam der Sturm. Das sanfte Wellenplätschern wurde zu tosendem Rauschen, die Schreie der Möwen zum Kreischen heulender Bestien, Sturmgetöse brachte alles ins Schwanken, ins Schleudern, ins Taumeln. Sie fuhr ja nun schon wirklich lange zur See, aber diesmal wurde ihr übel, endlich übel. Sie musste sich erbrechen und fand nicht mal die Wind abgewandte Seite, um das ohne Kollateralschaden zu tun. Das Erbrochene kam ihr im Sturm wieder entgegen. Es stank nach Fisch und Fusel.
Dann war der höllische Sturm abrupt vorbei und sie fand sich hinter einem gammeligen Strohballen hinter dem Bajarder Stall am Boden liegend vor, in einer Lache ihres eigenen Erbrochenen. Erbarmungsloser Gestank, rasende Kopfschmerzen, alle Knochen taten ihr weh. War sie alt geworden? An Land verkommen?
Ächzend drückte sie sich hoch, sammelte ihre olle Ledertasche auf und sah sich trübsinnig um. Streckte vorsichtig Arme und Beine, wischte sich über den Mund. Und ekelte sich ein wenig vor sich selbst.
So ging das nicht weiter.
So ging das keinesfalls weiter.
Erschöpft schlurfte sie los, auf der Suche nach einer Regentonne um sich zu waschen und einem morgendlichen Bier um sich zu überlegen, wie es stattdessen weitergehen sollte. |
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