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Briefe an den Vetter
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Liev Landerwal





 Beitrag Verfasst am: 22 Jan 2022 19:04    Titel: Briefe an den Vetter
Antworten mit Zitat

Geliebter Vetter,

der Geschmack des Triumphes ist so überwältigend süß, dass selbst der feinste Wein aus dem Süden dagegen wie lauwarmes Regenwasser schmeckt. Du hast ihn immer gern getrunken - diesen Wein - und eine meiner frischesten Erinnerungen aus Kindertagen ist, wie sehr du schon damals als Jugendlicher aus dem Mund nach Alkohol gestunken hast. Dennoch, ich habe dich verehrt und zu dir aufgesehen. Seit ich denken kann wollte ich sein wie du, mit der gleichen Leichtfertigkeit sprechen wie du, das geschriebene Wort beherrschen wie du. Und du wusstest es. Du wusstest es und hast keine Gelegenheit ausgelassen mir mitzuteilen, wie sehr du mich geringschätzt. Mir gesagt, dass ich niemals so sein kann, dass ich zum Taugenichts geboren bin. Meine Versuche dich zu imitieren haben dich immer angewidert und zur Weißglut gebracht; du hast gelernt mich zu hassen während ich all jenes doch nur aus Liebe und Hochachtung tat.

Du hättest es dabei belassen sollen, lieber Vetter. Du hättest aus unserer Heimat verschwinden und dich nie wieder blicken lassen sollen, dann, vielleicht, hätte ich dich vergessen und wäre in der Lage gewesen meinen eigenen Weg zu beschreiten. Aber du konntest es nicht. Du musstest mir Briefe schreiben, tatsächlich adressiert an mich, in denen du mir mit getarnter Freundlichkeit deine Errungenschaften in Beruf und Liebe unter die Nase gerieben hast. Oh, du wusstest, dass ich gezwungen war die heiß ersehnten Briefe des verschollenen Familienmitglieds laut vorzulesen, während ich innerlich gekocht habe. Du wusstest es.

Doch du weißt nicht alles. Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in der Redaktion des Schnatterers. Ganz recht, die Zeitung wird unter meiner Führung fortgesetzt. Ich habe mir dein Herzensprojekt unter den Nagel gerissen, werde mich kleiden wie du - sein wie du. Weil ich weiß, wie sehr du es hassen würdest. Dank deiner zahlreichen, spöttischen Briefe weiß ich viel über dein Leben und werde mir jeden Aspekt davon aneignen und bald wird sich hier niemand mehr an dich erinnern können; niemand, außer ich.

Sobald ich meine Feder absetze und die Tinte getrocknet ist, werden diese Zeilen dem Feuer übergeben und in Asche verwandelt. Asche, die ich im Anschluss über dein Grab streuen werde, in der Hoffnung, dass die Götter dir meine Nachricht übermitteln. Manchmal werde ich ein wenig melancholisch und bereue, dass ich dich vergiftet habe, Lyx. Allerdings nur, weil ich dadurch nicht mehr in der Lage bin dein dummes Gesicht zu sehen, nun, wo ich triumphiert habe.

Dein Liev
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Liev Landerwal





 Beitrag Verfasst am: 01 Feb 2022 00:50    Titel:
Antworten mit Zitat

Geliebter Vetter,

ich spüre deine grimmigen Blicke und wie du vor Schadenfreude förmlich zerfließt und mir penetrant an den Stiefeln klebst. Es ist beinahe widerlich, dass du in der Lage bist derartige Gefühle deinem Vetter gegenüber zu empfinden. Warum nur? Warum musstest du sie auf solche Art und Weise beschreiben, einmalig, unersetzbar? Wie eine Heilige. Im Grunde war sie das, umso verwunderlicher ist es, dass du sie um den Finger wickeln konntest, Abschaum, wie du einer warst. Sie ist nicht mehr hier und ich habe bisher davon abgesehen, allzu eindeutige Fragen über ihren Verbleib zu stellen. Es ist besser so und ich werde noch eine ganze Weile versuchen, es dabei zu belassen.

Das Kapitel auf dem Meer ist geschlossen und das auf eine Art und Weise die ich weder erwartet, noch herbeigesehnt habe. Ich hatte einen wahrhaftigen Schatz an Land gezogen, mich in dessen Glanz gesonnt und habe mich auf dieses berauschende Gefühl eingelassen. Deine Briefe. Es waren deine Briefe und mit jeder Zeile die ich gelesen habe, hast du mir spöttisch vor Augen geführt, wie sehr sie von ihr abweicht. So lange, bis ich nicht mehr in der Lage war es zu ignorieren, die Unterschiede sich wie ein Keil zwischen zwei Herzen geklemmt hatten. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich genau so zugetragen hat, würde das doch den andauernden Schmerz erklären.

Hör auf mich anzustarren, Lyx. Und wisch dir dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht.

Dein Liev
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