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(K)ein Tag wie jeder andere......
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 Beitrag Verfasst am: 15 Jan 2015 14:24    Titel: (K)ein Tag wie jeder andere......
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Die Flucht aus Rahal
Ein ganz normaler Tag, so schien es zumindest bis kurz nach dem Schafschützenunterricht durch Fann Wolfseiche an jenem Abend. Ich bezog wieder meinen Posten am Südtor Rahal's. Wollte ich doch wie in der Vergangenheit, Präsenz und Aktivität zeigen und weiterhin den Anschein erwecken, dazu zu gehören...

Nach einigen Augenblicken vor Ort, eine vermeintliche Routinesituation, ein unbekannter Mann der wie ein wild gewordener .... durch das Tor rannte und mich als Gardisten völlig ignorierte... Mir blieb "mal" wieder nichts anderes übrig als ein laut-schallendes "Halt!" durch die mittlerweile dunklen Gassen Rahal's du raunen. Und tatsächlich, er blieb stehen und sah sich um.In seinen Augen ein leichter Anfall von Verwirrung um meine Person und der Situation. Der Rest war Routine, die Person wurde kontrolliert und der Name sowie der Grund des Aufenthaltes festgehalten. Im Anschluß ging jeder seines Weges...

Shara Verlain, die sich einige Augenblicke zuvor zu uns gesellte und die Kontrolle aus welchen Gründen auch immer aufmerksam verfolgte, sprach mich an und erzählte mir davon dass ein Ketzer und ein Mitglied der Boten inhaftiert wurden. Ein Bote dachte ich - niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass es sich bei dieser Person um meine Cousine Jeanne, meiner langjährigen Weggefährtin, im Grunde wie eine Schwester für mich... handeln könnte.

So begab ich mich also in das Gebäude in dem sich der Kerker befand, betrat diesen und stieg die Treppen zum oberen Zellentrakt hinauf. Einige Gardisten tummelten sich dort, dicht an dicht in diesem engen Gang zwischen den Zellen. Meine Augen tasteten sich langsam durch den Raum und ich fixierte die Gitterstäbe der ersten Zelle. Tatsächlich dort saß sie, in eine hellgraue Robe gehüllt und am Boden kauernd. Wie gewohnt dieses neckische grinsen auf den Lippen, obgleich es in dieser Situation wohl mehr als unpassend war. Wir wechselten einige Worte und so erfuhr ich, dass es sich bei dem anderen um Heinrik Alsted handelt, einer mir durchaus bekannten Person aus Bajard, die sich dem Handel mit verschiedenen Waren zugewandt hat und zeitweise in der freien Handwerkerzunft Bajard's tätig war. Der Vorwurf, das er Mitglied des Lichtenthaler Regimentes und Bürger von Adoran sein soll, konnte ich nicht glauben. War er doch vor kurzem noch Besitzer einer Wohnung in Bajard.

Sollte sich dieser Vorwurf allerdings bekräftigen würde Jeanne nicht gut aus der Sache heraus kommen und ich beschloss sie zu unterstützen, in welcher Form auch immer. Ich würde es keinesfalls zulassen, dass sie angeklagt wird oder womöglich Peitschenhiebe durch den Scharfrichter erhält. Ganz egal was aus mir, meiner Ausbildung zum Scharfschützen, der Garde oder dem eigentlichen Vorhaben hier in Rahal wird. Sie war weitaus wichtiger als all meine Ziele, die ich mir gesetzt hatte. Und was war mit Soldan? Die Hoffnung er würde es verstehen bekräftigte mich in meinem Vorhaben. So war er der Grund weshalb ich mich damals hier in Rahal niedergelassen habe. Ich musste mich mit diesem fanatischen Glauben an Alatar arrangieren und allen vorgaukeln, dass dies mein Weg ist. In der ganzen Zeit ist es lediglich Scarlett Lilien aufgefallen, dass mein Glaube nicht so gefestigt ist, wie er es sein sollte. Doch nun spielt das alles keine Rolle mehr.

Doch wohin sollen wir gehen , sollte uns die Flucht gelingen? Hier können wir nicht bleiben..., denn wir würden für vogelfrei erklärt werden! Wären von nun an auf der Flucht! Sie würden uns jagen...! - Diese und andere Gedanken begleiteten mich, während ich mich auf den Weg zu meinem Haus in der Nähe des Osttores machte - In dieser Nacht fand ich nicht in den Schlaf. All meine Gedanken waren bei Jeanne und der Tatsache, dass sie doch in meinen Augen unschuldig im Kerker saß. Ich konnte es nicht glauben, das dieser Heinrik Regimentler sein soll. Wollte er sie womöglich von unserem Plan abbringen? Nein, Jeanne wird ihm sicher nichts davon erzählt haben. Diese und andere Fragen beschäftigten mich Minuten um Minuten, Stunde um Stunde... Und letztlich entschloss ich mich den beiden zu helfen. Hatte ich doch einen Schlüssel zum Kerker sowie zum Gebäude selbst. Im Grunde müsste ich nur die nächste Schicht, am Abend des 5. Tages dieses Wochenlaufes abwarten und jene übernehmen. Dies sollte kein Problem darstellen, da Frau Hauptmann nicht auf den Gedanken kam mich wegen Befangenheit von den Inhaftierten fern zu halten.

Die nötigsten Dinge im Haus wurden zusammen gerafft und in den Satteltaschen des Pferdes verstaut, welches ich im Anschluss einige Schritte vom Osttor entfernt platziert und festgebunden hatte. - "Waffen benötigen wir noch, Waffen und vielleicht leichte Rüstungen sollte es zu einem Kampf kommen." - schoss es mir durch den Kopf... Und so wurden auch diese besorgt und in der Nähe des Kerkergebäudes deponiert. Obgleich der Weg zum Osttor in der Regel nicht sonderlich stark frequentiert und kontrolliert wird, will ich kein Risiko eingehen. Sollte ich dennoch Wachen auf dem Weg antreffen, könnte ich sie unter einem Vorwand wegschicken und den Weg zur Flucht damit frei machen. - immer wieder machte ich mir Gedanken über das "Wohin", doch fand ich keine Antwort darauf und ließ es zunächst auf mich zukommen. Vielleicht hatten Jeanne und Heinrik einen Ort der Zuflucht im Sinn, an dem wir uns in nächster Zeit verstecken können...

Wir werden sehen was die Zukunft bringen wird und für uns bereithält.....

"Alles nach Plan verlaufen", dachte ich mir als wir in Sichtweite des Osttores waren. Auf dem bisherigen Weg ist uns keine Menschenseele über den Weg gelaufen. Doch dann standen sie dort, drei Gardisten im faden Licht der Dämmerung und hielten, so schien es zumindest ein nettes Pläuschchen. Ich für meinen Teil hoch zu Ross. In der einen Hand die Zügel und der anderen meinen Kompositbogen. Das klappern der Hufe war auf den Pflastersteinen deutlich zu hören, dennoch dauerte es einen Augenblick bis einer der Drei realisierten was wir vorhatten oder uns gar erkannten. Meine Wenigkeit in Uniform der Reichsgarde und die anderen beiden mit nur wenigen Teilen einer leichten und augenscheinlich nicht der besten Rüstung sowie gezogenen Schwertern. Die Sträflingskleidung lugte an einigen Stellen heraus und somit war den drei Gardisten relativ schnell klar, was unser Plan war. Nach einer Verlegung oder einem Spaziergang sah das Ganze wohl nicht aus.

Und so rief einer der Drei mit lauter kehliger Stimme: "Halllllt, im Namen der Reichsgarde! Haltet ein und legt die Waffen nieder!"...

Als von unserer Seite keine Reaktion erfolgte und wir uns weiter zielstrebig auf das Tor zubewegten zogen sie letztlich auch ihre Waffen, soweit es ihnen in der kürze der Zeit überhaupt möglich war, denn ich hatte bereits einen Pfeil aus meinem Hüftköcher gezogen und diesen an die Sehne meines Bogens angelegt. Nur grob anvisiert schnellte der Pfeil mit grün schimmernder Spitze auch schon los und traf den vordersten der Gardisten direkt in die Schulter. Während ich mein Pferd weiter antrieb und die Geschwindigkeit versuchte zu erhöhen, folgten zwei weitere Pfeile. Einer davon flog irgendwo ins Nirvana, der andere traf den selben Gardisten im Oberschenkel, so dass dieser seinen Schild zu Boden sinken ließ um sich mit der frei gewordenen Hand seinen Schenkel zu halten. Ein schmerzhaftes raunen hallte durch die Gassen, doch ließ ich nicht ab und war weiter bemüht meinem Pferd die Sporen zu geben und es anzutreiben. Meinen Bogen hatte ich mittlerweile gesenkt und mit der zweiten Hand ebenfalls nach den Zügeln gegriffen und so steuerte ich direkt auf den nächstgelegenen Gardisten zu, um diesen mit meinem Ross frontal zu rammen. Er sprang gerade noch rechtzeitig beiseite und konnte ausweichen, verlor dabei aber das Gleichgewicht und landete auf allen Vieren und letztlich auf seiner kleinen Gardistennase. Heinrik und Jeanne nutzten die Gelegenheit und gaben dem am Boden liegenden den Rest. Einige Tritte, Schläge und Hiebe von Heinrik sowie einen Kopfhieb von Jeanne, nicht tödlich aber ausreichend um diesen in die Bewusstlosigkeit zu schicken folgten dann. Der Dritte und somit letzte Gardist ergriff schließlich die Flucht und machte uns den Weg frei.


Zuletzt bearbeitet von am 15 Okt 2015 12:04, insgesamt 6-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 15 Jan 2015 15:05    Titel:
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Der Weg nach Adoran
Wir suchten den nahegelegenen Wald auf um dort für einige Augenblicke zu rasten und um das Packpferd mit dem Hab und Gut von mir aufzugreifen. Nur einen kurzen Moment um zu verschnaufen, dann zogen wir weiter, weiter in Richtung Osten. Im Grunde die einzige Richtung die uns Zuflucht versprach. Und sollte es stimmen das dieser Heinrik mittlerweile dem Regiment von Adoran angehört, wäre es an ihm mir und Jeanne in dieser Situation zu helfen. Hatte ich ihm doch ebenfalls zur Flucht verholfen... Doch zunächst mussten wir Pferde für die beiden organisieren und stahlen letztlich welche an einem nahegelegenen Hof, so dass wir weitaus schneller voran kommen würden.

Einige Stunden waren wir mittlerweile schon unterwegs und hatten die Grenzen zum lichten Reich bereits überquert als just in diesem Moment, die Grenzpfeiler noch in den Augenwinkeln, mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Meine Züge, die normalerweise frei von Emotionen waren, entglitten mir. Meine Gesichtsfarbe wich und wurde von Augenblick zu Augenblick blasser. Ruckartig zog ich an den Zügeln meines Pferdes, verkrampfte meine Hände dabei schon fast, riss mein Köpfchen nach oben und legte es in den Nacken. Der Blick in den Himmel gerichtet und die Arme weit ausgestreckt.


Zuletzt bearbeitet von am 15 Okt 2015 12:01, insgesamt 3-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 20 Jan 2015 09:05    Titel:
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Die Ankunft
Ein unheimliche ja fast schon gespenstige Ruhe umgab mich und es folgten einige tiefe Atemzüge, gepaart von einem theatralischen seufzen. Die anderen beiden hatten ihre Rösser in der Zwischenzeit ebenfalls angehalten und zumindest Heinrik sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, der im Grunde nichts weiter aussagte als: „Was zum ... ist mit dir denn los?!“ ... Keiner fand in diesem Moment die richtigen Worte und es dauert eine ganze Weile bis ich aus dieser Körperstarre herausfand und meine Züge sowie meine Gesichtsfarbe wieder in den ursprünglichen Zustand zurückfanden ehe ich einige Worte von mir gab, die zumindest für Heinrik nicht nur ungewöhnlich sondern noch verwirrend sein dürften.

„Wie lange war ich nicht mehr an diesem Ort? Wie lange habe ich nicht mehr die Wärme dieses Ortes gespürt und wie lange noch soll....“ .... meine Stimmlage senkte sich bis letztlich kein einziger Ton mehr meine Lippen verließ. Es schien schon fast, als würde der letzte Teil des Satzes von einer fremden Macht verschlungen oder vielleicht auch von mir selbst, ganz bewusst unterdrückt worden sein. Von Jeanne kam nur ein leises schluchzen, was bei Heinrik augenscheinlich für noch viel mehr Verwirrung sorgte, aber letztlich nicht kommentiert wurde.

Da es sowieso an der Zeit war, den Pferden eine Pause zu gönnen und sie zu tränken, denn immerhin hatten wir fast durchgehend ein recht flottes Tempo an den Tag gelegt, nutzten wir die Gelegenheit an der nahegelegenen Adlerklamm eine Pause einzulegen. Wir beratschlagten uns darüber, wie es nun weiter gehen sollte und schnell war klar, dass nur das lichte Reich in dem wir uns ja bereits befanden und somit Adoran in Frage kommt, denn an fast jedem anderen Ort dieser Welt würden sie nach uns suchen.

Ein Nachtlager aufzuschlagen würde sich nicht mehr lohnen, es war ja nur noch ein kurzer Ritt bis zu den Toren Adoran’s. Außer das uns hin und wieder ein Bürger des Reiches entgegen kam, geschah nichts außergewöhnliches und wir genossen es, von nun an „frei“ zu sein, sofern man es „Freiheit“ nennen kann. Die übrige Zeit sprach keiner ein Wort und ich hatte Zeit zum nachdenken...

„Würde es dem Regiment genügen, dass ich Heinrik befreit und sicher nach Hause gebracht habe?“ - „Oder würden Sie mich einsperren, vor Gericht stellen, verurteilen und hinrichten?“„Sollte ich ihnen meine Geschichte erzählen?“„Sollte ich reinen Tisch machen?“„Was, wenn mich jemand aus meinem früheren Leben erkennen würde?“ --- diese und andere Gedanken beschäftigten mich in der Zwischenzeit und so richtig wohl war mir bei der ganzen Sache nicht... Ich versank immer tiefer in Gedanken und stellte mir eine Frage nach der anderen, machte mir Sorgen, Sorgen um mich aber vor allem um Jeanne und um meinen zurückgelassenen Bruder, denn ich doch eigentlich....

Ich führte den Gedanken nicht zu ende, denn just in diesem Augenblick wurde ich vom lauten Klang der Trompeten und dem schlagen der Glocken des Wachturmes wachgerüttelt. Wir waren also an den Toren Adoran’s angekommen. An jenem Ort, den ich so lange nicht gesehen habe, an den ich mich kaum noch erinnern konnte und vor allem, den ich so sehr ...

Erneut wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, denn während wir uns langsam näherten verstummte das Geläut wieder und vor den Toren hatten sich zahlreiche Soldaten versammelt. Hin und wieder ein lautes Rufen, ein knappes Kommando das über den Vorplatz gebrüllt wurde, fast schon wie beim Apell der Garde in Rahal. Sicher haben sie sich eingefunden um uns in Empfang zu nehmen. Kaum verwunderlich, ich in Uniform der Garde Rahal’s und bei mir zwei Zvilisten von denen einer Mitglied des Regimentes ist. Was die wohl denken, ging mir in diesem Moment durch den Kopf und ein schmunzeln huschte über meine Lippen.

Ein leises flüstern von Heinrik: „Senkt Eure Waffen und hebt die Hände über den Kopf! Nicht das die noch auf dumme Gedanken kommen und uns über den Haufen schießen.“ – dabei deutet er dezent auf die Mauer und die dort stehenden Schützen, die allesamt einen Pfeil an den Bogen angelegt und die Sehne bereits etwas vorgespannt hatten. Wir taten es und näherten uns mit erhoben Händen dem Tor der Stadt Adoran.

Während Heinrik dem Befehlshabenden die Situation kurz erläuterte, hielten wir uns im Hintergrund. Immerhin war er in Begleitung von zwei Bürgern Rahal’s zurückgekehrt und ich für meinen Teil trug noch die Uniform der Reichsgarde. Es dauerte einige Augenblicke, Jeanne und meine Wenigkeit sind mittlerweile vom Pferd abgestiegen, hielten die Zügel locker in der einen Hand während die andere weiterhin über dem Kopf gehalten wurde. Wir verhielten uns ruhig, denn die anwesenden Gardisten würden sicher nicht lange zögern, wenn nur einer von uns beiden eine zu schnelle oder unbedachte Bewegung vollziehen würde.


Zuletzt bearbeitet von am 15 Okt 2015 12:02, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 15 Okt 2015 12:02    Titel:
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Der Aufenthalt im Kerker Adoran's
Nachdem Heinrik mit seinen Ausführungen am Ende war, ging alles recht schnell. Einer der Gardisten nahm uns die Reittiere sowie mein vollgepacktes Packpferd ab um diese im nahegelegenen Stall unterzubringen. Vier andere hingegen führten uns direkt in das Gebäude des Regimentes und dort in den Zellentrakt. Dort angekommen wurden wir gebeten unsere Rüstungen, Waffen und weitere Ausrüstungsgegenstände abzulegen und in die hübsche gestreifte Kleidung zu schlüpfen, die uns übergeben wurde. Die Zellentüren wurden geöffnet, wir hinein verfrachtet und sogleich wieder verschlossen.

Ein mulmiges Gefühl beschlich mich in diesem Moment, ist es doch tatsächlich der allererste Kerkeraufenthalt meines Lebens. Nie hätte ich für möglich gehalten eines Tages selbst in einer solchen zu sitzen, aber letztlich hatte ich es mir selbst zuzuschreiben. „Was soll ich denen nur erzählen...“ - dachte ich die ganze Zeit - „Soll ich die Wahrheit sagen oder gewisse Teile unserer Geschichte...“ - ich schaute für einen kurzen Moment zu Jeanne – „...für mich behalten.“ - „Wie würden Sie reagieren, wenn ich ihnen erzähle, dass...“ - Ein Schlüssel wurde im Schloss der Zellentür versenkt, ein ohrenbetäubendes quietschen ertönte und schon öffnete sich die Zellentür. Einer der Gardisten stand in der Tür und hatte sowohl einen Wasserkrug, als auch einige Lagen Trockenfisch dabei. „Umdrehen und Gesicht zur Wand“ – raunte er in die Zelle hinein um direkt im Anschluss Wasser sowie Fisch auf dem Boden abzustellen und genauso schnell aus der Zelle zu verschwinden, wie er hineinkam. Ich hatte alles, aber mit absoluter Sicherheit keinen Appetit, schon gar nicht auf Trockenfisch. Ich kräuselte meine Lippen etwas und zog demonstrativ meine Nase hoch, nahm auf der hölzernen Pritsche die sich in der Ecke der Zelle befand Platz und verschnaufte erst einmal.

Die kommenden Stunden waren gespickt mit Vernehmungen, die denen wir nur das nötigste erzählten und auch nur das allernötigste an Fragen gestellt wurde. Allem Anschein nach Routinefragen, die jedem vermeintlichen Überläufer gestellt werden, um sich ein erstes Bild von diesem zu machen. Wir hielten uns weiterhin zurück und blieben bei der Geschichte, dass wir Überläufer und langjährige Bürger Rahal’s waren.

Der Tag neigte sich dem Ende, es erfolgte noch ein letzter Wachwechsel, ehe wir uns dann auf der äußerst unbequemen hölzernen Liege zur Ruhe begaben. An Schlaf war in dieser Nacht sowohl bei mir als auch bei Jeanne kaum zu denken, zu viele Gedanken kreisten durch unsere Köpfchen. Immer wieder sahen wir uns einfach nur an, minutenlang, stundenlang ohne auch nur ein Wort zu verlieren und immer wieder stellte ich mir in Gedanken die eine Frage: „Wie soll das nur weitergehen und vor allem was soll ich den Vorgesetzten von Heinrik erzählen? Die wahre Geschichte? Und damit schlimmere Konsequenzen für mich und vor allem für Jeanne riskieren?“ – mittlerweile wurde es hell draußen und die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die kleinen vergitterten Fenster der Zelle und streiften meine Wange. „Ein neuer Tag war angebrochen, ein neuer Tag in Freih...“ – dachte ich, doch führte ich meinen Gedanken nicht zu Ende. Ein lautes poltern riss mich aus meinen Gedanken. Ich hob mein Köpfchen etwas an um in Richtung Zellentür zu spähen. „Wachwechsel, mal wieder...“ – und senkte mein Haupt wieder ab und schloss die Augen.

Die Stunden vergingen recht zügig, ein reges Treiben im Zellentrakt des Kerkers. Immer mal wieder kam eine hochangesehen oder weniger hochangesehene Persönlichkeit vorbei um sich ein Bild von uns zu machen und einige Fragen zu stellen. Auch ein Geistlicher, der uns ein Gebet vortrug, welches ich irgendwoher kannte. Irgendwann in ferner Vergangenheit hatte ich es schon einmal gehört und es weckte Erinnerungen in mir.
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 Beitrag Verfasst am: 15 Okt 2015 12:02    Titel:
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Das Gespräch
Am späten Nachmittag kam dann wieder Bewegung auf. Ein kräftiger und gleichzeitiger hochgewachsener Mann in Uniform des Regimentes betrat den Kerkervorraum und stellte sich als Oberst Vaughain von Nordwind vor. Er war gekommen um uns beide zu befragen, eine Vernehmung durchzuführen. Und so wurden die schweren Kerkertüren aufgeschlossen und wir wurden in einen anderen Teil des Gebäudes verbracht. Dort angekommen ging es auch schon los. Er stellte einige Routinefragen, ehe er mit der alles entscheidenden Frage kam.

Ich begann also zu erzählen. Zunächst nur kleinere Details der Geschehnissen, die sich in den letzten Tagen abspielten. Unsere Flucht und einiges mehr, doch mit fortschreitender Unterhaltung wurde ich nervöser und auch Jeanne senkte immer mal wieder ihren Blick und versank in Gedanken. "Sollten wir wirklich...?" dachte ich leise und sprach es letztlich auch aus, leise und gerade noch hörbar, während mein Blick zu Jeanne schweifte. Sie schüttelt nur den Kopf und schaute weiterhin zu Boden, schweigsam, in sich gekehrt, ein leises seufzen ging von ihr aus.

Doch dann begann ich zu erzählen......
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 Beitrag Verfasst am: 15 Okt 2015 12:03    Titel:
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Ein Blick in die Vergangenheit

Jandariel stand an der Brüstung der einzigen Schützenplattform des Landsitzes seines Vaters. Dieser hätte das befestigte Plateau mit der fabelhaften Aussicht auf die Wälder und Täler von einer Stadt tief im Norden des Landes. Überhaupt war das gesamte Bauwerk sehr einladend und idyllisch auf einer felsigen Anhöhe in Mitten des dichten Forstes gelegen. Man konnte die farbigen Schindeldächer und die Stadtmauer Varuna’s im Westen noch ausmachen, über die sich ein einziger unbefestigter Weg in das Land schlängelte. Nahezu jedes der kleinen Fenster zierte eine Blumenkiste, der hölzerne Wehrgang knarrte bei jedem Schritt erbärmlich und die Ketten der kleinen Zugbrücke setzten langsam aber sicher Rost an. Viele Erinnerungen an die vergangenen Jahre der Ausbildung durchzogen Jandariel's Gedanken und ließen ihn beinahe den verlockenden Zimtgeruch vergessen, der wie eine Wolke seit den frühen Morgenstunden über dem Innenhof des Lehen’s Lauenburg hing. Das Gespräch mit seinem Vater direkt nach der Heimkehr war nicht so verlaufen, wie er es sich erhofft hatte und genau das ließ ihn über die Vergangenheit nachdenken. Eigentlich hatte er kein Recht, an den Worten oder der Autorität des Vaters zu zweifeln, doch gleichzeitig sträubte er sich innerlich dagegen. Wieso sollte der junge Mann auch die Hälfte seiner gesamten Kindheit und Jugend in die Erlernung der Kampfkunst investiert haben, nur um all dies Wissen und Können ruhen zu lassen? - Weil der Landesfürst damals wie heute erwartet, dass jede Adelsfamilie einen viel versprechenden Sohn auf sein Schloss entsendet, um dort ausgebildet zu werden, damit das Land in Krisenzeiten fähige Kämpfer zur Verfügung hat? Das erschien dem noch jungen Jandariel mit seinen gerade mal 15 Lenzen nicht als ausreichendes Argument. Wenn es nach seinem Vater ging, so sollte er all dies nun hinter sich lassen.

Noch immer starrte Jandariel in die Kieferwälder, die einen angenehm natürlichen Geruch verströmten, der ihm innerlich ein geborgenes, vertrautes Gefühl gab. Ebenso vertraut wie das markante Räuspern hinter ihm, das ihn aus den Gedanken riss. Über die Jahre hatte er sich einige Verhaltensweisen seines Vaters angewöhnt, die er des Öfteren beobachten konnte. Eben jenes Räuspern zählte auch dazu und er tat es aus Gewohnheit auch in diesem Augenblick seinem Vater gleich, während er sich - wie es die Höflichkeit verlangte - sofort straff aufgerichtet umwendete. Salvatore von Atholan und sein zweiterstgeborener Sohn waren sich von der Hochgewachsenen, stämmigen Statur sehr ähnlich, und auch in den Gesichtern der beiden ließen sich gewisse Parallelen ausmachen, wenngleich das Haar des Vaters merklich dunkler war. Lediglich die Augen, die Jandariel einen milden ~ man könnte fast sagen ~ gutmütigen Blick verliehen, boten einen klaren Kontrast. Denn wie man auf jedem Bild der Vorfahren, die über alle repräsentativen Räume verteilt zu bestaunen waren, klar erkennen konnte, waren die dunkelbraunen, beinahe stechenden Augen so etwas wie ein Markenzeichen der Familie von Atholan. Es gab natürlich einen Grund, warum Jandariel und sein verschollener Bruder von der Reihe der Ahnen abwichen. Ihr beider Vater war gezwungen gewesen, aus politischen Gründen seine Heimat zu verlassen. Er hatte sich am Hof des hiesigen Landesfürsten, dessen Sprache er anfangs nicht einmal beherrschte, ein neues Leben aufgebaut. Nachdem ihm die Ehelichung einer jungen Adeligen Landgräfin gewährt wurde, gestand man ihm auch die Ländereien ihres in einem Duell tragisch verstorbenen Vaters zu.

Eine Windböe fegte über die Burg hinweg und Jandariel trat etwas näher, damit die Worte nicht gänzlich verschluckt wurden. Bei seiner Ankunft in den frühen Morgenstunden hatte er seinen Vater nicht wirklich betrachten können. Zu sehr hatte seine vor Glück weinende Mutter die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Doch jetzt fiel ihm auf, dass sich über all die Jahre deutliche Falten über das ganze Gesicht seines Vaters gebildet hatten, wenngleich sein Körper noch immer vor Kraft strotzte. „Bist Du zur Vernunft gekommen?" - Die direkte, aufrechte Art hatte er ebenso an den Sohn weitergegeben, jedoch versuchte Jandariel öfter, unangenehme Themen durch Höflichkeit erträglicher zu machen. „Vater, Ihr werdet mir doch Recht geben, dass es wesentlich wichtiger wäre nach Soldan zu suchen.“ – Soldan war sein älterer Bruder, der nur wenigen Tage nach seiner Geburt verschleppt und seither nicht mehr gesehen wurde. „Ich vernahm, dass es Hinweise zu seinem Aufenthaltsort geben soll und würde mich zusammen mit den von euch beauftragten Söldnern auf den Weg machen, ihn zu suchen.“ – entgegnet Jandariel in seiner ruhigen und gleichzeitig höflichen Art.

„Überlasse das mir und kümmere Du dich deinen Aufgaben, auf die lange Jahre du vorbereitet wurdest. Erfülle deine Pflicht Jandariel!“

Salvatore war ein Mann, der einiges in seinem Leben mitgemacht hatte, wenngleich er nun ein ruhiges, zurückgezogenes Dasein genießen konnte. Seine Worte hatten immer einen bestimmenden, festen Klang und nicht jeder hätte ihm sogleich direkt widersprechen können. Jandariel haderte mit sich selbst. Er hatte nie eine Weisung seines Vaters in Frage gestellt. Warum sollte er auch? Von ihm hatte er so viel gehört und gelernt: Worauf es sich lohnte stolz zu sein; Falsches von angebrachtem Ehrgefühl zu unterscheiden; Unter welchen Umständen es angebracht war, das Schwert zu ziehen. Die lange Familiengeschichte hatte er als Kind nahezu jede Woche vor dem Einschlafen gehört. Vielleicht war genau dies alles der Grund dafür, warum es ihn so danach drängte, selbst etwas zu bewirken. „Vater,..." Aus der ansonsten deutlichen Stimme des jungen Mannes konnte man nun klar den versteckten Protest hören. Er konnte aus Höflichkeit und Respekt nicht zu Boden sehen, aber nichts wäre ihm in diesem Moment lieber gewesen.

Anstatt dessen besah er unauffällig mit erhobenem Haupt das Bärenfell auf des Vaters breiter Schulter, um ihm nicht direkt in die Augen sehen zu müssen. Wegen dieses Fells, welches eine Art Jagdtrophäe darstellte, hatte jemand einst Salvatore als Provinzbaron bezeichnet. Damals war es das erste Duell, das Jandariel mit eigenen Augen verfolgte. Bei dem Gedanken fühlte er beinahe denselben Stolz in der Brust anschwellen, den er vor vielen Jahren in der Situation empfunden hatte. Erneut rief ihn die vertraute Stimme merklich strenger zurück in die Gegenwart: „Es ist Deine Bestimmung, die Du der Familie schuldig bist! Du kannst die Erbfolge nicht nach Belieben ändern. Solange dein Bruder Soldan als verschollen gilt, ist es an dir dieser Pflicht nachzukommen!" Jandariel konnte nicht anders, als den Kopf sinken zu lassen. Sein Vater würde es nicht verstehen. Wie sollte er auch, wenn er selbst es nicht einmal überzeugend erklären konnte?

Die Berührung an der Schulter ließ ihn jedoch sofort wieder aufsehen. Derlei war er nicht mehr gewohnt. In all den Jahren der Ausbildung hatte es so etwas wie menschliche Nähe unter all den jungen Adeligen nicht gegeben. Jandariel hatte sich auch nie mit irgendwelchen Hofdamen vergnügt, wie er es von den anderen ungewollt hörte, wenn sie damit in den Quartieren herum pralten. „Denkst Du, ich hätte damals schon diese Verantwortung gewollt?" Verbindlich und einfühlsam drangen die Worte des Vaters an sein Ohr. „Oder mich dafür bereit gefühlt? Es ist einfach so. Ob man es will oder nicht. Du wirst einmal für all dies verantwortlich sein." Dabei vollführte er eine ausschweifende Handbewegung entlang der Linie des Horizonts. Jandariel wendete sich nicht um. Er wusste, was sich hinter ihm befand. Oft genug hatte er es gesehen. „Du darfst dem Familiennamen keine Schande bereiten, hörst Du, Jandariel?" - „Ich würde dem Familiennamen niemals Schande bereiten." Die Hand glitt von der Schulter. Salvatore wusste wohl, dass es keine Antwort in seinem Sinn war. Erneut blickte Jandariel direkt vor sich zu Boden, doch weiterhin blieb die angespannte, kerzengerade Körperhaltung. Er konnte aus dem Augenwinkel die Beine des Vaters erspähen. Dieser ging mehrmals auf und ab. Innerlich erregt, das war mehr als offensichtlich. Nur das Wiegen der Baumwipfel weit unter ihnen und das Pfeifen des Windes um das Gemäuer drangen an sein Ohr. Nicht aus Angst, eher weil er sich selbst etwas schämte, durchfuhr Jandariel innerlich ein kurzer Schock, als erneut die Stille durchbrochen wurde: „Du denkst also, Du kannst etwas ausrichten? Willst ihnen helfen bei der Suche nach deinem Bruder, sie unterstützen?" Er konnte den Vater jetzt nicht unterbrechen. „Du hältst Dich für stark genug, gegen all das Böse dieser Welt zu bestehen? Deshalb willst Du fort, um es zu suchen, um deinen Bruder zu suchen!?" Eine kurze Pause in der Salvatore erneut an die andere Seite der Terrasse stapfte, um nach dem Umdrehen etwas leiser fortzufahren: „Denkst Du, es gibt auf dieser Welt fähigere Kämpfer als mich, Deinen Vater?" - „Ich..." Ohne der Antwort Beachtung zu schenken, sprach er erregter weiter: „Oh ja! Die gibt es! Du denkst, Du kannst etwas verändern und die Peiniger bezwingen?" ... „Denkst Du das?" ~ Schweigen.

„Es sind Gefahren von denen Du in Deinem Alter nichts wissen kannst! Ich wusste es Jahre danach noch nicht! Du willst Dich beweisen?" Erneut eine Wendung. Jandariel sah noch immer zu Boden. Er konnte es nur auf Grund der Stimme vermuten. „Beweise Dich an mir!" Sofort sah er auf, den Mund geöffnet. Das konnte nicht des Vaters Ernst sein! Den sofortigen Einwurf hatte Salvatore wohl erwartet. Er ließ es nicht dazu kommen. „Wenn Du diese Prüfung bestehst, dann werde ich Dir glauben und Dich ziehen lassen. Ich habe nicht vor auch meinen Zweitgeborenen bei..." Noch bestimmter kam Jandariel's Protest. Er fiel dem Vater zum ersten Mal in seinem Leben ins Wort. Er war von sich selbst überrascht, wie er, ohne jeden Zweifel an der Überzeugung aufkommen zu lassen, jedes der Worte scharf betonte: „Ich werde mein Schwert nicht gegen Euch erheben, Vater." War das genug? Hatte er es verstanden? Die beiden sahen sich direkt in die Augen. Erst jetzt wurde ihm selbst bewusst, wie sehr er die Nähe zu den Eltern vermisst hatte. „Niemals!", fügte er schließlich noch an. ~ „Du kannst nicht ablehnen. Das weißt Du." Eine Antwort darauf war ohnehin nicht zu erwarten. Beinahe brachte er ein Lächeln zu Stande, wenngleich es etwas bitter wirkte. „Ich weiß, dass Du es weißt. Du weißt es ja von mir, Jandariel." Es schien, als wolle er nicht weiterreden. Jandariel selbst wusste beim besten Willen nicht, was er noch erwidern könnte, um ihn davon abzubringen. Nichts, denn eigentlich hatte er Recht. Ausdruckslos blickte er dem Vater direkt in die Augen. Eine Weile standen sie so da, erneut nur die Geräusche der Bäume und das geflüsterte Säuseln der Windstöße, die um die Burg kreisten.

Erst ein seltsames Gekreische aus der Ferne beendete die seltsame Situation und es kam wieder etwas Bewegung in die beiden Männer. Das unmissverständliche Lächeln auf dem Gesicht wurde zunehmend deutlicher, schließlich deutete er mit einer Hand gen Himmel. Jandariel beobachtete ihn weiterhin ohne die geringste Regung. Noch immer war er zu erschüttert und überrascht. Und genau diese gelassene Reaktion nach all dem hatte er nicht erwartet. Wie sein Vater nun sprach, erinnerte ihn zwangsläufig an die frühe Kindheit zurück. Als würde er ihm etwas Selbstverständliches erklären, so klang es mild und geduldig: „Er hat wahrscheinlich Hunger und nichts gefunden." Erneut ein Fingerzeig auf einen Punkt am Himmel, doch Jandariel sah nicht in die angedeutete Richtung. „Ruprecht von der Bauernschlucht, der Dritte", nach einiger Zeit fügte er noch hinzu, während er den Falknerhandschuhe aus dem alten, breiten Gürtel zog und sorgfältig überstreifte: „Du kennst ihn noch nicht. Ich habe ihn erst seit wenigen Mondläufen." Einige feste Schritte tat der stolze Mann in Richtung der sperrigen Eichentüre, dann sah er sich wieder nach seinem Sohn um: „Ich muss auf den Turm. Morgen, nachdem wir die köstlichen Leckereien Deiner geliebten Mutter genossen haben, erwarte ich Dich im Innenhof. Oder ist Dir die alte Waldlichtung lieber? Hmm..."

Zögerlich brachte Jandariel nun die Worte hervor, als ihm klar wurde, dass sein Vater gleich hinter der Türe verschwinden würde: „Warum... wollt Ihr das?" Er verstand es wirklich nicht. „Jandariel.", erneut musste Salvatore lächeln, ehe er dann in väterlich beruhigendem Tonfall weitersprach: „Es gibt immer einige Dinge, die Du nicht verstehen wirst, doch in diesem Fall können wir beide nur gewinnen." Damit zog er die Türe mit einem knarrenden Geräusch der Scharniere auf, duckte sich, um sich nicht den Kopf zu stoßen und stieg über die Schwelle in das Innere des Raumes. Jandariel beobachtete all dies, ohne etwas zu entgegnen. Er wollte es auch nicht. Er blieb einfach stehen und wartete, bis sein Vater verschwunden war. Dann wendete er sich um, um noch einmal über den gesamten Wald sehen zu können.

Der junge Mann verstand es einfach nicht. Sein Vater hatte auch noch von Mutter gesprochen. War ihm denn nicht bewusst, wie große Sorgen sie sich machen würde? Jandariel hatte einen Entschluss gefasst, den er eigentlich schon bekannt gegeben hatte: Er würde nicht kämpfen. Und genau aus diesem Grund würde er noch heute heimlich abreisen! Nicht aus Furcht vor dem Duell mit dem Vater, wenngleich er großen Respekt vor dessen Klinge hatte, sondern weil es das Beste für alle war und weil es etwas dringliches zu erledigen galt. Die Suche nach dem verschollenen Bruder Soldan. Der sich, laut kürzlich erhaltener Informationen im fernen Westen des Landes aufhalten soll.

So begab er sich am späten Abend auf sein Zimmer um das nötigste an Kleidung und Ausrüstung, sowie seiner Rüstung und dem Schwert, was im einst sein Vater schenkte in einen relativ großen Beutel zu packen. Seine Cousine Jeanne stand mit einem Mal in der Tür. Die zierliche kleine Person mit ihren blonden Haaren, die vor einigen Jahren in die Familie aufgenommen wurde, nachdem ihre Eltern bei einem tragischen Unglück ums Leben gekommen sind strahlte eine so unglaubliche Wärme aus, wenn sich ein lächeln auf ihre Züge legte. „Wohin gehst Du Jandariel? Warum der Beutel?“ – erklang ihre fiependen und gleichzeitig klare Stimme. „Ich, ich muss fort. Fort um nach meinem Bruder Soldan zu suchen. Es gibt Hinweise für seinen Aufenthaltsort und ich muss..“ Noch bevor er seinen Satz beenden konnte verschwand Jeanne auch schon wieder um einige Momente später mit den allernötigsten Habseligkeiten wieder in der Tür zu Jandariel’s Zimmers zu stehen. „Auf gar keinen Fall meine Liebe Jeanne. Du wirst schön hier bleiben und dich nicht mit mir auf diese gefährliche Reise begeben, sondern im Schutze des Hauses meines Vaters aufwachsen.“ Der Gesichtsausdruck den Jeanne nun auflegte kannte Jandariel nur zugut. Ein Blick, den er in der Vergangenheit nur zu oft auf ihren Zügen sah, wenn die Kleine ihren Willen durchsetzen und etwas bestimmtes haben oder machen wollte. Ein leises seufzen entrann seiner Kehle und er senkte den Blick für einen kurzen Moment. Dann ein seichtes nicken... „Ich werde es sicherlich bereuen, doch Du weißt genau, dass ich dir keine Bitte und kein Flehen abschlagen kann.“ Er zog sich den goldenen und mit Brillanten verzierten Ring vom Finger, den er erst vor wenigen Wochen von seinem Vater geschenkt bekommen hatte und auf dessen Innenseite sein Name eingraviert wurde (Jandariel von Atholan). Dieser wurde in einer kleinen Schatulle verstaut, diese verschlossen und verschwand ebenso in jenem Beutel den er für die Reise gepackt hatte. Einen kurzer Gang in die Speisekammer im Kellergewölbe um Proviant mitzunehmen und schon befanden die beiden sich außerhalb des Anwesens auf dem Weg, der sie irgendwann in den nächsten Wochen in das ferne Land führen sollte.

Wer weiß was ihn dort erwartet oder ob er vielleicht schneller zurück sein würde als geplant, ...

Sie streiften durch die für sie so fremde Welt, durch Wälder und kleinere Ortschaften und je weiter sie sich von ihrer Heimat entfernten desto mehr erhielten sie einen Eindruck davon, wie grausam diese Welt doch sein konnte. Hungernde Menschen ohne Obdach und die Vielfältigkeit mit denen die verschiedenen Schichten den Glauben wahrnahmen oder erlebten. Je näher sie an jenem Ort kamen, an dem sein Bruder Soldan sich vermeintlich aufhalten soll, desto öfter begegneten sie Situationen, die gänzlich unbekannt waren. Die Menschen rund um das Reich Alatarien und Wetterau predigten den Hass und Zorn ihres Gottes Alatar, dem Sohn Eluives und Bruder Temoras. Jene Göttin, die sein Leben und auch seine Prinzipien noch bis vor wenigen Tagen prägten und sein alltäglicher Begleiter in jeglicher Situation war. Eine für ihn ungewöhnliche Denkweise, mit der sich vermutlich auch in Zukunft nicht vertraut machen will oder geschweige denn, nach dieser Leben möchte. Doch wie so oft nimmt das Leben einen Verlauf, der weder geplant war oder über den man sich jemals Gedanken gemacht hätte. In der Tat bestätigten sich die Gerüchte. Sein Bruder Soldan wurde wie damals vermutet kurz nach seiner Geburt verschleppt, wuchs bei einer fremden Familie und unter fremden Geschwistern und noch dazu in einem fremden Land auf, welches so gar nicht nach den Weltanschauungen seines edlen Geschlechtes lebte. In Rahal... der dunklen Stadt... Ganz im Westen des Landes und unter der Herrschaft Alatars. Jener Gott der in seinem Leben bisher keine Rolle spielte. Lediglich im Rahmen des Glaubensunterrichtes wurde dieser Name genannt und das ein oder andere Mal thematisiert.

Während dieser Zeit und in diesem fremden Land musste Jandariel sich verstellen, gegen seine Prinzipien handeln und womöglich auch gegen den Kodex. So entschlossen die beiden sich dazu, ihre Namen zu ändern um keine unnötigen Fragen beantworten zu müssen. Jeanne hieß von nun an „Jeanne Atholan“ und Jandariel nannte in den kommenden Wochen bei jeglicher Vorstellung nur seinen Vornamen.

Die Jahre vergingen wie im Fluge, die beiden Brüder näherten sich einander an und verbrachten eine Menge Zeit zusammen. Doch war der fanatische Glaube Soldan's stets ein Hindernis und die Versuche, ihn von diesem Gott zu entfernen blieben erfolglos. Zu allem Übel kamen sich Jeanne und Soldan immer näher und da eine Liebschaft zwischen Cousine und Cousin zu dieser Zeit absolut legitim war, hatte Jeanne auch keine Gewissensbisse.

Das es letztlich zur Verlobung kam passte recht gut in den Plan von Jandariel, nämlich Soldan weiter von diesem Volk zu entfernen oder ihn gar davon zu überzeugen, dieses Reich zu verlassen. Doch es sollte anders kommen...

Zu allem übel trat er noch der Gemeinschaft Ritter Durion's und somit den Krynlagors Boten bei, die es sich zur Aufgaben gemacht haben Tod, Schrecken und Vernichtung über das Reich der Ketzer zu bringen. Jandariel folgte ihm auch dorthin und seine Gewissensbisse, sich von seiner Heimat und seinem Glauben weiter zu entfernen wurden mit jedem Tag größer. Alles nur für ihn, um ihn im Auge zu behalten und sein Leben im Ernstfall bewahren zu können. Hätte sich Jandariel nicht bei jeder seiner Tat die verschiedenen Tugenden vor Augen gehalten und jene mit diesen gerechtfertigt, wäre er vermutlich zu Grunde gegangen. Da wären die Tugenden der Opferbereitschaft, des Mitgefühls, der Ehre und des Mutes, diese Aufgabe zu ende zu führen.

Immer wieder, auch um sich selbst aufzubauen, gingen Jandariel folgende Zeilen durch den Kopf:

„Die Seele, die bereit ist sich selber für den Glauben und die Errettung Leidender
zu opfern ist wahrhaftig mutig. Solch eine Seele wird bereit sein das eigene Leben
zu riskieren, genauso wie jedes materielle Gut das sie besitzt, wenn der Grund edel genug
ist. Die Opferbereitschaft erfordert eine Liebe unserer selbst, die ohne Rücksicht an andere
weitergegeben wird. Wenn das Leben vor eine Wahl stellt, welches Opfer wir erbringen,
so wähle den schwereren Weg. Denn wer den leichten Weg geht, der bringt kein wahres Opfer.
Wenn ihr den Mut findet, eure Liebe weiterzugeben, ohne Furcht vor der Schwere dieser Tat,
habt ihr wahre Opferbereitschaft bewiesen.“


Mittlerweile war Jandariel schon an die 28 Lenze alt und entschloss sich, der ansässigen Reichsgarde beizutreten. Natürlich nicht um im Krieg gegen das lichte Reich mitzuwirken, dies konnte er in all' der Zeit erfolgreich verhindern und er war zu keiner Zeit an einer direkten Auseinandersetzung mit seinem damaligen Volk verwickelt. Vielmehr nutzte er diese Institution um seine Familie zu schützen und um seine Ausbildung weiterzuführen. Die Jahre vergingen, er absolvierte die notwendige Grundausbildung und wurde zum Trabant befördert, begann einige Zeit zuvor seine Scharfschützenausbildung bei Fann Wolfseiche und alles schien, auch wenn es länger dauerte als ursprünglich geplant, nach Plan zu verlaufen. In all den Jahren fiel es in Rahal niemandem auf, dass Jandariel keinen Glaubensunterricht oder gar den Tempel besucht hatte, sich niemals öffentlich zu deren Gottheit bekannt hatte. Lediglich Hauptmann Lilien bemängelte ein einziges Mal im Rahmen eines Gespräches, dass das Thema Glaube in ihren Augen noch nicht gefestigt genug wäre, um in der Garde Karriere zu machen oder gar weiter aufzusteigen.

Jeanne hatte sich in der vergangen Zeit immer weiter von Soldan entfernt und sich immer häufiger mit einem Händler in Bajard Namens Heinrik Alsted getroffen, der auch Jandariel in der Vergangenheit den ein oder anderen Dienst erwiesen hatte. Mal trafen sie sich direkt in Rahal und im Hause von Jandariels Bruder, mal in der Bajarder Taverne und ein anderes Mal wiederum irgendwo in der näheren Umgebung oder ganz im Geheimen. Und so kam es letztlich wie es kommen musste. Die beiden kamen sich näher und näher und das ein oder andere Mal hatte Jandariel das Gefühl, dass dort mehr ist wie „Freundschaft“.

Das sich Heinrik mittlerweile dem Regiment von Adoran und somit dem lichten Reich angeschlossen hatte, war weder Jeanne noch Jandariel bekannt und so kam es wie es kommen musste - Eines Tages wurden die beiden - Heinrik war einigen Personen der Reichsgarde aufgrund von Aufenthalten im Adoraner Kerker mittlerweile als Rekrut des Regimentes bekannt – erwischt, wie sie in der Öffentlichkeit miteinander sprachen, sich die Liebe gestanden und augenscheinlich Pläne schmiedete, aus Rahal zu flüchten. Dieses Gespräch wurde von einem Landsknecht der Reichsgarde heimlich belauscht und so wurden sie kurzerhand festgenommen und inhaftiert.


Der Oberst, dessen Mimik und Ausdruck im Verlauf der Erzählung immer mehr an Skepsis zunahmen verfolgte Jandariels Geschichte recht aufmerksam. Immer wieder kleinere Zwischenfragen, die von Jandariel plausibel beantwortet werden konnte. Und so schob er am Ende des Gespräches eine kleine Schatulle über den Tisch, reichlich verziert und mit einem Schloss versehen, das augenscheinlich in den vergangen beiden Jahrzehnten nicht bewegt wurde oder geschweige denn einen Schlüssel gesehen hatte. Jandariel löste ein ledernes Band von seinem Hals, an dessen Ende ein kleiner Schlüssel befestigt war und legte diese ebenfalls dazu.

Eine Reaktion von Seitens des Oberst blieb aus. Er nahm die Schatulle an sich und rief zunächst Vogtin Belfa, die einen Tag zuvor im Kerker erwähnt hatte, dass ihr der Name Jandariel von Atholan nicht gänzlich unbekannt war zu sich um sie mit meiner Person zu konfrontieren. Ich wurde nicht als solcher erkannt und so befahl er einen seiner Rekruten nach Kronritter Thelor von Gipfelsturm Ausschau zu halten und diesen hierher zu geleiten. Aber auch dieser konnte die Identität Jandariels nicht bestätigen und so blieb der goldene Ring in der kleinen Schatulle zunächst der einzige Beweis für seine Vergangenheit. Vielleicht würden die Niederschriften der Bibliothek helfen. Dies bleibt abzuwarten.....

Wir wurden zunächst aus dem Kerker entlassen und kamen im Hause von Heinrik Alsted unter. Bis auf weiteres hatten wir Hausarrest oder vielmehr durften wir die Stadt nicht verlassen...
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 Beitrag Verfasst am: 15 Okt 2015 12:04    Titel:
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Ein Neuanfang...

Wochen, gar Monate verstrichen in denen Jandariel sich immer weiter zurückgezogen hatte und lediglich um seine täglichen Mahlzeiten einzunehmen, aus dem mittlerweile angemieteten Herbergszimmer herauskam um für einige wenige Augenblicke im Gastraum der Taverne zu verharren. Zusammengekauert in einer Ecke sitzend nahm er sein Mahl zu sich und verschwand auch direkt im Anschluss wieder in den oberen Räumlichkeiten. Wenn man ihn dann doch mal zu Gesicht bekam konnte man erkennen, dass die vergangene Zeit doch sehr an ihm genagt hatte. Seine Haut wirkte blass und hatte augenscheinlich seit langer Zeit kein Sonnenlicht mehr gesehen. Jandariel war nur noch ein Schatten seiner selbst.... Es war nur eine Frage der Zeit bis auch die letzten Goldmünzen, die er in den letzten Jahresläufen angespart hatte verbraucht waren. Wenn er also nicht verhungern oder gar aus seinem Zimmer geworfen werden wollte, musste er handeln.

Er war also gezwungen seine Bleibe zu verlassen um seine Geldbörse durch welche Tätigkeit auch immer aufzufüllen. So trat er an die alte hölzerne Eichentruhe, die in der hinteren Ecke seines Schlafraumes stand heran, öffnete die beiden schweren Eisenschlösser und im Anschluss den Deckel der Truhe. Die Scharniere hatten ihre besten Jahre wohl schon hinter sich und sorgten für ein ohrenbetäubendes quietschen. Doch dann kam sie zum Vorschein, eine aus Diamantstahl gefertigte Kettenrüstung sowie der erschütternder Langbogen und ein Pfeilköcher, der sich am Rande der Kiste befand und noch mit einer handvoll Pfeilen bespickt war. Langsam streckte er seine Hand in die Truhe und tastete nur mit den Fingerspitzen über den leicht eingestaubten Stahl. „Keinerlei Beschädigungen und in bester Qualität...“ ...murmelte er leise... Doch dann hielt er inne und richtete sein Augenmerk auf das kleine Siegel, welches sich am unteren Ende des Kettenhemdes befand. Seine Brauen schoben sich bedrohlich eng zusammen und seine Augen formten sich zu kleinen raubtierartigen Schlitzen. „Das war doch dieser Schmied aus Rahal...“ ...flüsterte er leise und eigentlich zu sich selbst... „Natürlich, ich erinnere mich... *eine kurze Pause ehe er weiter murmelt* „Die Rüstung kann ich nicht tragen.... Es ist an der Zeit für einen Neuanfang.... Es ist an der Zeit den Namen seiner Familie reinzuwaschen und für sein Land und die Bürger des Reiches einzustehen...“ ...folgte dann noch...

Letztlich wickelte er die Rüstungsteile in einige Stofftücher ein und verstaute sie in mehreren kleinen Taschen. Der Bogen und die Pfeile sowie das Schreiben seiner Majestät in dem ihm das Recht aberkannt wurde, den Namen 'von Atholan' zu tragen, jedoch verblieben in der Truhe. Wohl hatte er keine Verwendung mehr dafür, denn es war an der Zeit für einen etwas Neues. Er wollte wieder das Schwert führen, wie es ihm einst von seinem Vater gelehrt und bereits in frühen Kindesjahren beigebracht wurde. Doch zunächst brauchte er eine neue Rüstung, keine aus Kettengliedern wie er sie damals als Schütze in der Reichsgarde trug, sondern eine massive Plattenrüstung, ein Turmschild und eine Auswahl an Lang- und Kurzschwertern. Jandariel nahm die Taschen mit den Rüstungsteilen an sich und machte sich auf den Weg zur örtlichen Schmiede um diese dort einschmelzen und eine neue Rüstung fertigen zu lassen. Ein kurzer Blick in den halbvollen Münzbeutel.. „Das sollte wohl ausreichen“ … Einige Zeit später stand er schwer bepackt mit einigen Taschen wieder in den Gassen von Adoran und schleppte die schwere Rüstung in seine Bleibe. In den nun folgenden Tagen und Wochen war er kaum noch dort anzutreffen und machte jegliche Höhlen innerhalb des lichten Reiches unsicher. Zum einen um sich im Schwertkampf zu üben und zum anderen um seine finanzielle Situation zu verbessern. Meist war es bereits spät am Abend als er in das Herbergszimmer zurückkehrte um sich für einige wenige Stunden in sein Schlafgemach zu begeben. An Pausen oder gar einen freien Tag dachte er gar nicht...


Zuletzt bearbeitet von am 15 Okt 2015 12:06, insgesamt einmal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 15 Okt 2015 12:06    Titel:
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Die Begegnung...

Eines Abends, Jandariel machte gerade einen Spaziergang durch die Stadt um den Tag ausklingen zu lassen und sich die Füße ein wenig zu vertreten, begegnete er einem ihm bisher unbekannten Mann inmitten des Adelsviertels von Adoran. Es musste jemand von Stand sein, dachte Jandariel zu diesem Zeitpunkt, denn er war in edle Kleider gehüllt und verstand es durchaus sich gepflegt auszudrücken. Sie kamen ins Gespräch und er stellte sich kurzerhand als Freiherr Arenvir von Goldenfall vor und lud Jandariel zu einer Tasse Tee in sein Haus ein. Er wollte mehr über ihn erfahren und fragte nach seiner Vergangenheit. Scheinbar hatte er von den Geschehnissen und der Flucht aus Rahal Kenntnis und wollte die Geschichte nun von ihm persönlich hören. Während Jandariel dann also seine Erlebnisse relativ ausführlich zum Besten gab, lauschten Arenvir und auch die anderen beiden Zuhörer die sich dazu gesellten aufmerksam seinen Ausführungen. Kaum eine Unterbrechung, nur wenigen Zwischenfragen kam er sodann zum Ende und man stellte ihm die Frage nach seinen Plänen, seiner Zukunft und was er nun nach seiner Rückkehr vorhabe. Ein Ziel...? Pläne für die Zukunft...? ...hatte er keine. Er würde es auf sich zukommen lassen und sich neuen Herausforderung einfach stellen. Dem Regiment beitreten und erneut wie damals in der Reichsgarde innerhalb von einem straff geordneten Gefüge zu dienen war wohl weniger sein Bestreben. Er hatte genug davon und würde eine Gemeinschaft die dem Volke dient wohl vorziehen. Doch welche...? ...fragte er sich immer und immer wieder...

Die nun folgenden Tage und Wochen würde er weiter seinen Übungen, der Integration in das Reich sowie die Einrichtung seines neuen Hauses im Norden der Stadt widmen sowie an verschiedenen Festivitäten teilnehmen und beim Aufbau des Tores von Berchgard mitwirken. Alles weitere würde sich wohl ergeben....


Zuletzt bearbeitet von am 15 Okt 2015 12:15, insgesamt einmal bearbeitet
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Jandariel von Atholan





 Beitrag Verfasst am: 19 Jan 2022 11:50    Titel:
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Es vergingen einige Jahre...

Die nun folgende Zeit verging wie im Fluge, Jandariel und seine Cousine lebten mittlerweile in einem hübschen Haus am Rande des Bauernviertels und direkt an einem kleinen Bach, der an der Grundstücksgrenze entlang floss. Ein idyllisches kleines Plätzchen inmitten der Großstadt und dennoch fern des Trubels. Sogar ein kleiner Garten wurde angelegt, ein Obstbaum gepflanzt und eine gemütliche Sitzecke für laue Sommerabende hergerichtet. Für den Außenstehenden schien alles perfekt, Jandariel jedoch verlor sich immer wieder in der Vergangenheit und seinen Erinnerungen an die damalige Zeit. Die beiden sind zwar seit Jahren wieder fester Bestandteil Lichtenthal‘s, hatten sogar einen Teil ihrer Ehre wiedererlangt, doch eben nur einen Teil. Einstige Titel und das Ansehen der Familie von Atholan waren verloren. Verloren, weil Jandariel versuchte seinen Bruder Soldan aus den Fängen der Pantherbrut zu befreien. Verloren, weil er vom Weg abkam und somit seine Familie in den Ruin trieb.

Jeanne hatte sich damit abgefunden. Sie hatte ohnehin nie Interesse daran, Teil der besseren Gesellschaft Lichtenthal‘s zu sein. Damals schon nicht. Sie war ein Freigeist, der es vorzog sich in den Wäldern Gerimor‘s aufzuhalten und dort zu leben. Auch heute traf man sie nur selten in den Räumlichkeiten in Adoran an. Jandariel residierte dort zumeist vollkommen allein. ...auch an diesem Morgen…

Ein kalter Windhauch streifte Jandariel‘s Nacken. Das Fenster am anderen Ende der Wohnstube stand weit offen. Eine Böe erfüllte die Vorhänge mit gespenstigen Bewegungen, das Fenster klopfte gegen die Wand des Hauses. Es war früh am Morgen, die Sonne war gerade erst im Begriff aufzugehen. Eben genau diesen Moment genoss Jandariel, doch wurde er wie an jedem Morgen durch die Hühner vom nahegelegenen Hof aus seinen Gedanken gerissen. An diesen ohrenbetäubende Lärm wird er sich wohl nie gewöhnen dachte er in diesem Moment. Langsam erhob er sich aus seinem Sessel und wollte gerade einen Schritt in Richtung Küche machen, als sein kompletter Körper wie gelähmt inne hielt. Ein stechender Schmerz durchzog jeden Winkel seines Leibes... Von den Fingerspitzen bis in die Fußzehen begannen seine Adern förmlich zu brennen. Als hätte jemand eine Lunte entzündet, die nun unentwegt voranschreitet und alles verbrannte was ihr in den Weg kam.

Jandariel krümmte sich vor Schmerzen und hielt seine Handinnenflächen vor sein schmerzverzerrtes Gesicht. Es dauerte eine ganze Weile bis er realisierte, dass der kleine Ring an seinem Finger die Quelle des Übels war. Ein reichlich verzierter goldener Siegelring mit Brillanten besetzt und an der Innenseite mit einer kleinen kunstvollen Gravur ‚Jandariel von Atholan‘. Ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen, der ihn und auch andere stets daran erinnern sollte woher er stammte, woher er kam... Doch nun löste er eine Reaktion, gar Schmerzen bei ihm aus… Schmerzen die noch einige weitere Zeigerschläge anhielten… Mittlerweile sank er gänzlich in sich zusammen, wehrte sich nicht mehr oder versuchte dem Schmerz standzuhalten… Erst dann, als er förmlich aufgab und es über sich ergehen lies, ebbte der Schmerz langsam ab und offenbarte ihm, nachdem er seine Augen wieder öffnete und seine Hände vom Gesicht nahm, einen kleinen pulsierenden Lichtkegel der noch eine ganze Weile oberhalb des Ringes hin und her tänzelte… Eine Botschaft… Fehlanzeige….. Ein Grund für dieses Szenario…. Fehlanzeige… Das einzige was blieb, war eine Brandwunde unterhalb des Ringes an seinem Finger, die schmerzhaft brannte…
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