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Von Hunden und Herren
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Tasgall





 Beitrag Verfasst am: 18 Jan 2022 19:22    Titel: Von Hunden und Herren
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Die Dinge hatten sich seltsam entwickelt in den letzten Monden.

Seltsam. Um nicht zu sagen absolut Schrecken erregend. Die Hinwendung zum Meister war keine ganz freiwillige Angelegenheit gewesen, auch wenn es stets als solches gehandelt wurde. Natürlich hatte er eine Wahl gehabt. Die Wahl, die jeder hatte, der vor einer offen gesprochenen Drohung stand und sich entscheiden mochte, nachzugeben. Oder eben nicht, und mit den Konsequenzen zu leben.
In seinem Fall vielleicht auch nicht zu leben.

Wohl nicht.

So oder so, der Schrecken war nur zum Teil gewichen und geblieben war die Erkenntnis, dass das Leben bedeutend dunkler und schrecklicher war, als man es sich erwartet hätte.

Und dass er nun ein Teil dieses Schreckens geworden war. Ein Schatten, der die Pfade der Lebenden beschritt, stets zur Stelle um das zu nehmen, was dem Herren gebührte. Leben. Seelen. Reichlich vom Kraft der Sterblichen, die so unbedacht ihr Leben lebten, Tag ein, Tag aus. Nichts ahnend. Oder zumindest verdrängend, dass der letzte Augenblick, das finale Atemholen, nur einen Wimpernschlag entfernt sein mochte.
Der Schrecken aber hatte auch etwas Gutes an sich. Denn er, der er einst ein Bengel gewesen war, nur allzu oft der Spielball höherer Mächte, konnte nun das erste prickeln gebotener Macht in den Fingerspitzen knistern fühlen. Die Andeutung, nicht mehr nur Leidtragender, Opfer zu sein. Sondern Täter. Richter.

Der Richter also blieb aufmerksam, unter den unscheinbaren Jungensträhnen, die immer noch mehr an einen Straßenköter denken ließen, als an einen Mann. Und hatte als solches ein Auge auf jene, die genauso schwach und leidtragend waren, wie er dereinst.
Hunde hatte er stets geliebt, denn sie teilten sein Schicksal. Getreten und missachtet von der Gemeinschaft, waren sie ebenso oft getreue Gefährten wie Prügelknaben, an denen so manch ein Stiefel die eigene Frustration ein wenig lindern konnte. So hatte es nicht lange gedauert, bis das Augenmerk des kleinen Richters auf ein besonders bedauernswertes Tier gefallen war. Eine Promenadenmischung, wie es sie zu hauf gab, auf vier Beinen wie auf zwei. Getreten vom Herren, der oftmals betrunken, stets aber missgünstig, ein regelrechter Widerling war, vor welchem der Bursche selbst dereinst nicht sicher gewesen wäre.
Nun aber lagen die Dinge anders und jeder Tritt, jeder Hieb, jede kleine Grausamkeit war über die letzten Wochen beobachtet worden, der Beschluss letztlich klar. Dieser Widerling würde es sein.

Vorbereitungen aber mussten getan sein, und so verbrachte der Bursche die Zeit vor dem gesetzten Tag damit, Materialien heran zu schaffen. Wie schon gesagt, der armen Hunde gab es viele, und so lag alsbald das passende Stück auf einem Tisch im Labor, wie es so euphemistisch genannt wurde. Andere hätten es vielleicht Folterkammer geschimpft, oder den Hort eines wahnsinnigen Feldschers. Egal wie, der Hund wurde mit Hingabe versorgt, die man einem faulenden Leib zugestehen mochte. Die Wunden vernäht, das Fell geglättet, fehlende Teile ... ersetzt. Ein Exkurs in die Abgründe menschlichen Schöpfingswillens. Das Ergebnis entsprechend desaströs, aber anatomisch ... ausreichend. Ein Hund. Oder mehr als einer, zu einem verschmolzen. Das, was Tiere anstatt einer Seele trieb, noch in Spuren darin verborgen und festgehalten. Ein Wesen, das nur darauf harrte, mit neuem Leben bedacht zu werden. Zur Freude des Meisters. Und zur Freude des kleinen Richters, der einen treuen Begleiter gebrauchen mochte.

Der Tag war gekommen, die Bühne bereit. Allein der Hauptdarsteller fehlte noch...
Und so sah man an jenem Tage, kurz nach dem Mittag, einen Burschen in die nahe Siedlung wandern, unauffällig und nicht weiter besonders. Eine Flasche Rum im Gepäck, ein wenig Speck, ein wenig Gold.
Das und den Willen des Herren, eisern und kalt, begehrlich in der jungen Brust.

Es würde eine Kehrtwende werden, ein neuer Pfad. Denn oft hatte der Bursche erlitten.
Genommen aber hatte er noch nie.

Bislang....





Zuletzt bearbeitet von Tasgall am 18 Jan 2022 19:24, insgesamt einmal bearbeitet
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