Ein besonderes Brautkleid

[Amelie von Salberg]

So viele Tage saß Amelie nun Nachts im Keller und klöppelte mit Seidengarn die Spitze zu Nathelias Brautkleid.
Kleine und größere Malvenblüten, die rundherum von kleinen Blättern eingehüllt wurden.

Die Bahnen wurden immer länger und zufrieden blickte Amelie auf ihr Werk. Nun konnte sie bald nach Menek‘Ur zu Suraya Ayana Yazir reisen und mit ihr zusammen das Kleid fertigen. Der menekanische Schnitt war Amelie nicht geläufig und deshalb holte sie sich den Feinschliff bei Suraya. Die Seidenspitze würde auf der menekanischen Seide wunderbar wirken. Nach und nach rollte sie die Spitze auf und machte sich zusammen mit Clara auf den Weg nach Menek‘Ur.
Bei Suraya im Basar edler Künste angekommen machten sie sich sogleich ans Werk. Die Stofflagen wurden aufeinander gelegt, das Schnittmuster genau drauf, auf den richtigen Platz der Malvenblüten geachtet und danach mit der Schere das Kleid zugeschnitten. In so edlen Stoff zu schneiden war für Amelie immer mit großer Aufregung verbunden, ein falscher Schnitt und sie würden es nicht mehr reparieren können.
Amelies Ziehtochter Clara unterhielt inzwischen mit ihrem aufgeweckten Wesen die anderen Besucher des Basars.
Die Stoffteile wurden mit großer Sorgfalt aneinander genäht, viele kleine, haltbare Stiche wurden gesetzt und langsam entstand unter der Hand der beiden Schneiderinnen das Brautkleid. Suraya, sie war eine talentierte Schneiderin, die Schneiderin des Emirs, die wunderbare Dinge erschaffen konnte.
Amelie bewunderte stets, wenn jemand nur so vor Ideen, Können und Wissen sprudelte.
Nach einigen Stunden war das Kleid fertig, nur noch die Länge musste fertig gestellt werden, aber das schaffte Amelie auch noch alleine.
Das Kleid wurde in eine Kleidertasche gepackt und gut verschlossen. Nun reisten Clara und Amelie wieder zurück nach Kronwalden.
Es war sicher, dass Nathelia in einem sehr, sehr schönen Brautkleid ihren Hochzeitstag begehen würde.