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Der steinige Weg zurück
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Livyathan Aschengardt





 Beitrag Verfasst am: 11 Dez 2021 20:27    Titel: Der steinige Weg zurück
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Der steinige Weg zurück


Kapitel 1 - Der tiefe Fall

In tiefschwarze Kleidung gehüllt, sitzt die groß gewachsene Gestalt regungslos auf dem ebenso tiefschwarzen Rappen. Der stets unterkühlte Blick der Augen ist starr auf das dem Panther nachempfundene Haupttor Rahals gerichtet. Schmerzhaft stechen die eiskalten Regentropfen wie kleine Nadeln in das bleiche Gesicht, doch die Gestalt verbleibt einfach regungslos und starrend an Ort und Stelle. Es arbeitet in ihr, viele Gedanken und Emotionen durchströmen seinen Geist und Körper, eine nicht enden wollende innere Unruhe plagt sie. Chaotische Zeiten, es war so viel passiert, sollte die Gestalt, sollte Er, der gefallene Ritter Livyathan Aschengardt, die Schwelle ins innere der Stadt überschreiten oder doch kehrt machen und nicht zurück blicken?

Die letzten Monde waren tatsächlich ereignisreich. Das alatarische Reich, auf Gerimor wie auch auf dem Festland, geführt von einem zunehmend unzurechnungsfähigen Alka Isidor drohte in Kriegswirren und Chaos unterzugehen und das in Zeiten, in denen bald ein weitaus größerer Widersacher als das Ostreich das Leben auf ganz Gerimor zu gefährden drohte. Widerstand regte sich allerorts. Erst still und heimlich, später offen und laut, bis schließlich die Menschen unter anderem durch ihn angeführt und unterstützt von einigen Rashar, beeinflusst von den Worten der Tetrarchin Dolvarn gar den Sturz des Alkas umzusetzen versuchten, in der Hoffnung, das sich mit einer neuen Führung, einer neuen Ordnung das größte Unheil abwenden ließe und sich wieder alles sortieren würde, wieder bessere Zeiten einstellen würden. Der Sturz war zwar mehr oder weniger erfolgreich geglückt, doch es war kein Erfolg im eigentlichen Sinne, denn es geschah zu einem sehr hohen Preis, da dieser Sturz einen großen Keil zwischen Menschen und Letharen treiben sollte und die erhofften positiven Folgen durch das Unternehmen sich im Grunde nicht einstellen wollten.

Nun sollte das alatarische Reich auf Gerimor durch Menschen geführt werden, die auf Gerimor fast keiner Person ein Begriff waren, ihm zumindest nicht und die wiederrum auch die Menschen auf Gerimor nicht wirklich kannten, wohlmöglich teilweise zuvor nie einen Fuß in Rahal gesetzt hatten. Geschickt hatte der Senat aber keinen der ihren, um die Geschicke auf Gerimor zu leiten, sondern lediglich eine Gesandte, zwar mit einem Auftrag und Vollmacht aber ohne Würden ausgestattet. Konnte man dieser Person wirklich einfach so die Führung über die Städte übergeben, konnte man ihr trauen und konnte man überhaupt dem Senat vom Festland trauen? Vorherige Korrespondenz zwischen dem Reich auf Gerimor und dem Festland gab es seines Wissens nach nicht, die linke Hand des alatarischen Reiches hatte sich bis dahin nicht geschert was die Rechte tat und umgekehrt und urplötzlich, kaum war der Alka Geschichte, hatte die eine Hand reges Interesse die Führung zu übernehmen. Merkwürdig, gar verdächtig, zumal die zugeflüsterten Worte der Tetrarchin in seinen Ohren nun viel mehr manipulativ, wie das trügerische Gift einer Schlange, nachhallten und die angebliche Notwendigkeit des Sturzes um das alatarische Volk zu schützen, zunehmend verblassten.

Es wurden Gespräche geführt, zwischen besagter Gesandten, Tetrarchin Dolvarn und auf der anderen Seite den Vertretern des Reiches, welche am Sturz teilnahmen, um über den Plan für die Zukunft und die neuen Strukturen zu diskutieren, zu verhandeln. Zumindest dachte er ursprünglich, das diese Gespräche derartiger Natur waren, aber im Grunde wurden ihnen Befehle und Anordnungen übersandt und als er sich wagte, zu hinterfragen und zu diskutieren, verloren die Gespräche schnell ihren freundlichen, umgänglichen Ton. Sie wurden zunehmend hitziger und aus schlichten Befehlen und Anordnungen wurden Drohungen. Würde man sich nicht freiwillig der Anordnung beugen, so würde die betont mächtige Streitmacht des Festlandes sich das Reich auf Gerimor einfach mit Waffengewalt nehmen. An diesem Punkt hatte er das Vertrauen im Grunde vollends verloren. Die ach so mächtige Streitmacht, die bisher nie einen Finger rührte um beim Kampf gegen den Osten zu unterstützen, diese Streitmacht wäre aber sofort auf Abruf bereit, um die Gleichgesinnten auf Gerimor zu bekriegen und abzuschlachten? Was hatte er, was hatten sie bloß getan, als sie diesen Sturz umsetzten, hatten sie vielleicht das kleinere Übel gegen ein viel größere Übel eingetauscht? Wurde er, wurden sie, nur manipuliert und benutzt um die Macht des Senats zu festigen und zu mehren? Wie konnte man sich jetzt noch sicher sein, das der Senat wirklich im Sinne des alatarischen Reiches handelt und nicht im eigenen Interesse? Denn schlussendlich sind es Menschen und Menschen sind alle fehlerbehaftet, ohne Ausnahme, auch er.

Es war schnell klar, das an dem gestellten Ultimatum des Festlandes nicht zu rütteln war und alle Versuche für das Reich auf Gerimor Zugeständnisse zu gewinnen oder zumindest Zeit zu erkaufen, um 'seine' Mitstreiter zu schützen, verliefen im Sande, vielmehr führten sie dazu, dass aus dem Dialog ein handfester Streit entstand und man, zumindest im Nachhinein betrachtet, aus der Emotion geboren, gehörig aneinander vorbei redete. Und wie so oft, in Situationen wo Missverständnisse im Raum stehen, sind die Leidtragenden jene, die im Rang niedriger stehen. So auch in diesem Fall, jedoch war er sich seiner Schuld bewusst, viel zu hitzig und unbedacht gesprochen zu haben und später zu allem Überfluss auch noch derart gehandelt zu haben. Viele Fehler, zuviele, die ihm nicht hätten passieren dürfen und die ihn ab diesem Punkt für den Senat bereits zum gebrannten Kind machten, ein Querulant, eine zu laute, ungemütliche Stimme, die es abzustellen gab und auch Alatar selbst ließ ihn seinen Unmut und seine Strafe über das unbedachte Handeln spüren. Zunehmend verlor er die Gunst des wahren Gottes, zunehmend verließen ihn die Kräfte, seine Ritterrüstung verfärbte sich seltsam und brannte auf der Haut, wenn man sie anlegen wollte. Ein Fluch lastete auf ihr, auf ihm, ein Fluch vom Allvater selbst.

Er musste etwas unternehmen, er musste dem Allvater zeigen, dass er nicht vom einzig wahren Pfad abgekommen ist und seine Treue und Loyalität stets und ausschließlich nur Alatar selbst galt und er musste trotz aller inneren Widerstände und fehlendem Vertrauen zum Trotz die Wogen zu den Vertretern des Senates glätten. Doch statt dies zu tun, verfiel er schlicht in eine Art Lethargie, die ihn nicht nur dieses eine mal beherrschen sollte und machte sich rar, mied die Öffentlichkeit, selbst seine engsten Vertrauten. Irgendwann jedoch lastete der Fluch zu schwer auf ihm, sodass er dann doch das Heft des Handelns in die Hand nahm. Die besagten Wogen glättete er soweit, das zumindest für den Augenblick an dieser Front ein wenig Ruhe herrschte und so galt es noch den Beweis der Treue und Loyalität zu Alatar zu leisten. In alten Schriften stieß er einst über Riten und Blutopfer, die die Gottheiten milde stimmen könnten. Ob diesen Schriften wirklich ein Funke Wahrheit inne wohnte, wusste er nicht, doch wollte er es auf die Probe stellen. Der Plan war schnell gefasst, er würde die Grenze des Ostreiches aufsuchen und sich eines Streiters der Feinde habhaft machen, um diese arme Seele dann zu Alatars Ehren zu opfern.

Der Plan wurde noch im selben Wochenlauf umgesetzt, wenn auch nicht problemlos, denn das auserwählte Opfer, ein Grenzspäher des lichtenthaler Regiments war zu seiner Überraschung nicht alleine. So verlief das Unternehmen entgegen der Planung nicht still und leise, sondern blutig und laut. Er musste sich des zweiten Spähers an der Grenze mittels Waffengewalt entledigen und das in seinem geschwächten Zustand. Der Tumult drohte bemerkt zu werden und dann würde ihn das Regiment überwältigen, einkerkern und vermutlich hinrichten lassen, schließlich war er nicht nur ein Feind des Ostens und Ritter Alatars, sondern zu allem Überfluss auch ein bekannter Überläufer und Verräter. Glücklicherweise gelang es ihm, den ungleichen Kampf gegen zwei Widersacher zu gewinnen, ohne noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Den einen Späher ließ er an der Grenze leblos zurück, den Anderen verfrachtete er auf sein Reittier und kehrte in den Westen zurück, um dort einen alten Schrein aufzusuchen, wo er das Ritual durchführen wollte. Dort angekommen, wurden letzte Vorbereitungen getroffen und der Späher des Ostens wurde in feierlicher und blutiger Manier Alatar zu ehren geopfert. Nach Abschluss geschah erst gar nichts, er fürchtete schon einer ausgeschmückten Geschichte eines Groschenromanes auf den Leim gegangen zu sein, ehe er dann die Präsenz überdeutlich hinter sich spürte. 'Seine' Präsenz, Alatars Präsenz. Hinter ihm manifestierte sich sichtbar die Form einer großen Wildkatze, ein Panther und doch war sie nicht mit einem normalen Panther vergleichbar, vielmehr war sie auf gewisse Weise auch schemenhaft. Doch Livyathan sollte dieser Umstand erst später gewahr werden, denn er verharrte ehrfürchtig und wagte es sich nicht, sich umzudrehen. Die überlaute, grollende Stimme des Panthers dröhnte bedrohlich in seinem Schädel. Machte ihm unmissverständlich klar, das derartiges Handeln und Scheitern nicht geduldet wird, das er es nicht wagen sollte, den Allvater nochmals zu enttäuschen, denn die Kraft die ihm geschenkt wurde, konnte ihm auch wieder entzogen werden. Dann plötzlich spürte er, wie die Wildkatze ihn ansprang, ihn um die eigene Achse schleuderte und unter sich begrub. Er wagte es sich nicht, sich zu wehren, vermutlich hätte er es ohnehin nicht vermocht. Sein unterkühlter Blick, dem nun auch Furcht inne wohnte, starrte auf die bedrohliche, schemenhafte Fratze des übergroßen Panthers, der das Maul bedrohlich weit aufgerissen hatte. Dann dröhnte wieder die Stimme im Kopf, grollend verkündend, dass das Folgende dafür sei, damit er die Worte auch ja nicht vergesse. Und schon spürte er die Pranke des Panthers in seinem Gesicht. Ein heftiger Hieb traf ihn und hinterließ blutende, tiefe Wunden, verursacht durch die Krallen, quer über die Wange verlaufend. Narben Alatars, die ihn sein Leben lang zeichnen würden, die ihn stets erinnern würden und doch sollte es nicht das letzte Mal sein, das er scheitern würde.

Die folgende Zeit über sollte sich dann zeigen, das der Fluch wahrlich aufgehoben war. Die Rüstung brannte nicht mehr auf der Haut, die Verfärbung verschwand und er fühlte sich körperlich wie auch geistig wieder deutlich stärker, lediglich die deutlichen Narben in seinem Gesicht zeugten noch von dem Geschehenen. Es schien als hätte er die Gunst Alatars wieder vollends erlangt, bessere Zeiten kündigten sich für die nahende Zukunft an, ein Neuanfang für ihn und für das ganze Reich. Mit Rat und Tat, motiviert und voller Eifer hätte er seiner Rolle gerecht werden können, gar sollen und müssen und dem Senat beweisen können, dass er nicht grundlos die Gunst Alatars erlangt hatte. Doch es sollte anders kommen, ganz anders. Die bereits erwähnte Bedrohung, die wie ein gefährlicher Schatten ganz Gerimor umhüllte, die Kristallwesen, schickten sich an Gerimor nun vollends zu verschlucken und zu zerstören. Just in diesen Zeiten trug es sich zu, dass er auf Ahad Agranian traf. Eine kurze Unterhaltung zwischen den Beiden folgte, eine Unterhaltung in der sich der Ahad für seinen Geschmack viel zu herablassend und forsch aufführte. Wenngleich im Gespräch selbst Livyathan halbwegs die Ruhe bewahren konnte und sich jegliche patzige Antworten verkneifen konnte, so riss dieses Aufeinandertreffen die alten Gräben wieder auf, die nach wie vor zwischen ihm und dem Senat lagen und nun wieder eine Spur unüberwindbarer für ihn wirkten. Statt also aktiv an vorderster Front für das Reich gegen die Kristallwesen einzustehen und dem Volk als vorbildliches, standhaftes Beispiel zu dienen, verfiel er wieder in die Lethargie, die ihn bereits einmal in arge Probleme führte. Zwar umgriff ihn diese Lethargie dieses mal deutlich langsamer und schleichender, jedoch war das Ergebnis vergleichbar. Er machte sich wieder rar, war unausgeglichen, reizbar und leistete sich Fehler. Fehler die in ihrer Summe letztendlich dazu führten, das er die Gunst Alatars wieder verlor, doch dieses mal fühlte es sich anders an. Intensiver, endgültiger. Den Aushang vom Senat, der das Volk darüber informierte, das der einstige Ritter Aschengardt nunmehr nur noch als gemeiner Bürger zu behandeln sei, hatte er selbst schon nicht mehr mit eigenen Augen studieren können. Zu dieser Zeit befand er sich unlängst in dem geräumigen Bauch eines Schiffes, welches Tage zuvor in Rahal abgelegt hatte und sich nun auf hoher See befand.


Zuletzt bearbeitet von Livyathan Aschengardt am 11 Dez 2021 20:41, insgesamt 2-mal bearbeitet
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