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Eine Vorahnung der Ahnen
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Eine Vorahnung der Ahnen
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Mandur Varangal





 Beitrag Verfasst am: 31 Okt 2021 15:45    Titel:
Antworten mit Zitat

Leben

Mit Leichtigkeit trennte das gewölbte Sensenblatt die Halme, als wären sie für die schneidige Stahlklinge Butter. Die junge blonde Frau hielt kurz inne in ihrer Arbeit und ruckte den großen Strohhut, der schief über ihrem Kopf thronte, zurecht. Aus der Ferne warf sie Mandur ein fast schon verlegen wirkendes Lächeln zu, vielleicht ein wenig beschämt darüber, dass er seinen Blick über die Weiten der Felder hinweg den ganzen Tag lang allein auf sie fixierte. Er hatte es sich sitzend auf einer Treppenstufe der kleinen Terrasse gemütlich gemacht. Schließlich löste er für einen Moment die auf den Knien aufgestützten Arme, um diese hinter sich zu strecken und sich abzustützen.
Der kühle Herbstwind streichelte über die Felder und beugte sanft die Ähren, um dann die langen blonden Strähnen der jungen Frau zu umfließen und den Stoff ihres Kleides zu wellen. Mandur kostete diese Moment begierig aus, ließ ihre Schönheit auf sich wirken und sich von ihrem Anblick verzaubern. Er könnte sich den ganzen Tag an ihrer unweltlich bezaubernd anmutenden Erscheinung ergötzen. Wenn er mit ihr zusammen war, schmeckte er das pulsierende Leben, während der Puls des Todes in jeder Ader seines Körpers pochte, um ihn daran zu erinnern, dass seine Zeit auf dieser Welt nur geborgt war und jede Sanduhr, mag sie noch so groß sein, irgendwann ablaufen würde. Wie viel Zeit würde ihnen beiden bleiben, um diese wunderschönen Momente der Zweisamkeit in ihren Erinnerungen zu verewigen? Konnte oder durfte gar ein wahrer Diener des Seelenfürsten eine weltliche Frau lieben, ohne dass sie seinen Glauben annahm? Würde er einem Bund der Ehe zustimmen oder waren solche irdischen Belange ihm gleichgültig, solange seine Ziele erfüllt wurden? All diese Fragen schwirrten in diesen Tagen durch Mandurs Kopf. Noch betrübten sie nicht seine Stimmung oder stürzten ihn in tiefe Sorge um die Zukunft, doch er wäre ein Narr, wenn er solche Fragen gedanklich nicht zulassen würde. Die Zukunft, ihre gemeinsame Zukunft, eine kurzweilige Dauer des Glückes, bevor die endlose Leere nach dem Ableben andauern würde. Er würde diese kleine Oase der Zweisamkeit wie ein kostbares Gut schützen. Seine letzte persönliche Bastion, die noch nicht im wilden Ansturm des Seelenfürsten gefallen ist. Mandur wusste, dass auch diese Bastion nicht eine Ewigkeit halten würde. Dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie fallen würde. Seien es Tage, Wochen, Monate, Jahre oder gar ein ganzes Menschenleben. Gegen den Tod gab es keinen Sieg, kein Entrinnen, keine sichere Zuflucht.
Soweit er ein Diener des Seelenfürsten war, war er aber auch zugleich ein Mensch. Ein Mensch, der lebte, atmete, fühlte und liebte. Und solange er ein Mensch war, würde er sich wie ein Mensch an die Dinge klammern, die für die Ewigkeit des Todes keinen Bedeutung hatten.
Als die junge Frau erneut eine kurze Pause einlegte, um zu verschnaufen, hob sie ihre Hand und winkte ihm fröhlich mit strahlendem Lächeln zu. Ihre Unbeschwertheit war ansteckend und es tat wohl sie so zu sehen. Er hob langsam eine Pranke, um ihr zurückzuwinken.
Mandur hoffte inständig, dass er sie für immer beschützen könnte, ihre Unbeschwertheit, ihr Leben und ihr zerbrechlicher Glaube an die Liebe- an ihre gemeinsame Liebe.
Er musste sie schützen.
Für immer.
Auch wenn ihm klar war dass dies ein Ziel war, das zum Scheitern verurteilt war.
Denn im Gegensatz zur Ewigkeit nach dem Tod war das Leben nur ein Wimpernschlag.


Song: Lady Gaga - Always Remember us This Way: https://youtu.be/p1godKRBeZc



Zuletzt bearbeitet von Mandur Varangal am 05 Dez 2021 08:43, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Mandur Varangal





 Beitrag Verfasst am: 28 Nov 2021 23:08    Titel:
Antworten mit Zitat

Der Anfang vom Ende

Als die blutrote geschlängelte Klinge über die weiche dunkle Haut des Hünen glitt, ertönte kein Laut des Schmerzes und kein Wort des Klagens. Der große Fleischberg fiel einfach kopfüber mit dem Gesicht wie ein nasser Sack zu Boden und als das Leben aus dem bernsteinbraunen Augenpaar wich, umklammerte seine Pranke immer noch stoisch den Griff der Klinge.

Es gab keine letzten Worte des Abschiedes, kein Licht am Ende des Tunnels, lediglich Stille begleitete ihn auf seiner Reise in das ewige Reich der Toten. Es war eine friedliche Stille, eine tröstende Stille.

Eine Stille, die die Geduld der Ewigkeit besaß...


Song: Leon Bridges - River: https://www.youtube.com/watch?v=0Cbp7yWN3sA



Zuletzt bearbeitet von Mandur Varangal am 05 Dez 2021 08:44, insgesamt 7-mal bearbeitet
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