FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Der Weg ist das Ziel
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Weg ist das Ziel
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 25 Okt 2021 21:03    Titel:
Antworten mit Zitat

“WARUM sind meine Schüler unpünktlich?!”

Sie hatte sich bereits angespannt und Haltung angenommen, als sie ihn aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, aber als seine Stimme deutlich frostig und verdammt laut durch die Gasse dröhnt, musste sie sich doch kurz zwingen ruhig stehen zu bleiben.
Kurz schluckte sie möglichst unauffällig. Das konnte ja nun nicht wahr sein.
Gerade hatte sie sich abgemeldet, aber da sie den verfluchten Treffpunkt nicht gewusst hatte, denn im Schreiben des Senators war er mit keinem Wort erwähnt gewesen, wollte sie auf den Rashar warten, der sich, wie sie bereits erwartet hatte, als KalOshra herausstellte.Sie hätte von ihm den Treffpunkt erfahren können und ihn dann einfach dorthin begleitet.
Und nun das.
Unpünktlich.
Wo sie schon die ganze Zeit bereit stand.
Dennoch wartete sie aus Respekt die Begrüßung ab, nahm noch wahr wie Aresh für sie in die Bresche sprang, was sie ihm zwar hoch anrechnete, aber genauso war sie auch sicher, dass ihr das eher nicht entgegen kommen würde.
Aber am Ende konnte sie den Mund nicht halten. Sie war mehr als pünktlich gewesen und in diesem Moment wollte sie es schlicht nicht auf sich sitzen lassen. Für Widerworte hatte sie zwar deutlich zu viel Respekt vor ihrem Lehrer, aber immerhin eine Erklärung wollte sie loswerden.
“Ich habe mich eben vom Appell für den Unterricht abgemeldet, Senator.”
Sie blickte den Senator starr an während sie zusah, wie er sich gegenüber dem Rashar sachte verbeugte. Ihre Kiefermuskelns spannten sich kurz an, sie bewegte sich aber nicht als er sich wieder ihr zuwandte.

“Für WANN ist der Unterricht angesagt?!”

Ihre Antwort kam sofort: “Zur 8ten Stunde.”

“WAS bedeutet das?”

Nun musste sie sich dennoch beherrschen. Sie war pünktlich gewesen aber sie hatte keinen Ort genannt bekommen wo sie erscheinen sollte. So sehr sie es zu unterdrücken versuchte, sie spürte deutlich wie die Wut in ihr hoch kochte.
Aber dennoch war es der Senator, der vor ihr stand. Es spielte in jenem Moment einfach keine Rolle was sie dachte oder fühlte. Er war ihr Vorgesetzter, er hatte das Sagen und er würde ihr auf ihrem Weg helfen. Vielleicht. Aber Zweifel wollte sie erst gar nicht zulassen.
“Dass ich pünktlich an der Kommandantur war, Senator.”
“Ihr erwartet also das ICH HIER euren Unterricht abhalte und einen Gast unser Verbündeten auch HIER unterrichte ?”
“Nein Senator. Aber mir war kein Treffpunkt bekannt. Deswegen wollte ich...:”

Er ließ ihr natürlich keine Gelegenheit sich zu rechtfertigen.
“Dann aber SOFORT im LAUFSCHRITT! Ab ins Gebäude!”

Aus den Augenwinkeln nahm sie noch wahr, wie KalOshra die Arme vor der Brust verschränkte, hörte sich aber selbst nur laut “Jawohl” sagen und setzte sich in Bewegung.
Ihre Zähne knirschten beinahe, als sie gen Kommandantur rannte, aber sie gab sonst keinen Laut von sich.
Er hatte es ihr angedroht, dass er sie besonders hart schleifen würde. Noch immer ärgerte sie sich maßlos über sich selbst über diesen einen Moment der Unachtsamkeit, der ihr nun das Leben schwer machte und wie ein kleiner Fluch auf ihr lastete. Aber eine Wahl blieb ihr nicht. Empfindlichkeiten konnte sie sich hier nicht leisten, das hatte er ihr gerade wieder deutlich gezeigt.
Sie kannte das. Zu gut. Und sie kam damit zurecht. Auf ihre Weise.



<<”NEL! Beweg deinen Hintern hier herunter sofort!”
Leise stöhnte sie auf bevor sie den mit Heu gefüllten Sack wieder auf das Bettgestell sinken ließ und sich in Bewegung setzte. Ohne nachzudenken, ohne zu Zögern. Das gab nur Ärger. Als ob es nicht Strafe genug war die Betten im Armenhaus zu machen (niemand wollte sehen, riechen, geschweige denn anfassen, was man da so fand), wartete also die Vorsteherin einmal mehr auf sie. Und das obwohl die Sonne bereits kurz vorm Untergehen war und sie gerade schon das letzte Bett erledigte. Ihre Arme schmerzten noch von dem herumzerren der Heusäcke und sie war einfach müde. Vielleicht wäre sie sonst aufmerksamer gewesen.
Aber so traf sie ohne jede Vorwarnung etwas hartes im Gesicht und ihr Kopf wurde zur Seite geschleudert, die Lippe platzte auf und sie konnte direkt den metallenen Geschmack von Blut wahrnehmen.
In den Jahren war die Vorsteherin immer unzufriedener geworden, verhärmt, grausamer, einfach nur verbittert. Irgendwie wunderte es sie nicht einmal. Wer wollte schon freiwillig so leben? Aber sie hatte es satt, dass es so oft sie traf. Aber sie war eben das einzige Kind in dem Haus, die Einzige die noch anständig mithelfen konnte. Normal war sie schnell genug um auszuweichen, dieses Mal eben nicht.
Als sie allerdings sah. womit sie geschlagen worden war, blieb ihr beinahe das Herz stehen.

“Klingt meine Linde? Singt meine Nachtigall?”, hörte sie ganz leise die Worte in ihrem Kopf,. als würde eine Stimme sie ihr warnend zuflüstern.

Es war ein scohn etwas zerfleddertes Buch. Ihr Buch.
Ein Buch, dass ihr irgendwann Mert gegeben hatte.
Mert, der erst vor ein paar Wochen friedlich im Schlaf gestorben war, den sie in der Früh nicht mehr wecken konnte und um den sie wirklich bittere Tränen geweint hatte.
Er hatte ihr das Schreiben beigebracht. Er hatte sie immer wieder bestärkt die linke Hand zu nutzen und es weiter zu versuchen. Und er hatte ihr das Buch geschenkt. Ein Buch mit ihren Gedanken, ihren Geschichten. Mit ihrer krakeligen Schrift, die lange Zeit beinahe kaum zu lesen war. Ein Buch von dem sie sicher war, es gut versteckt zu haben. Aber scheinbar nicht gut genug.

Sie hörte nicht einmal was genau die Vorsteherin brüllte, es war ihr auch gleich, alles was sie sah war ihr Buch in den Fingern der Frau, die es niemals in Händen haben sollte. Und sie sah zu, wie es mit einem gezielten Wurf auf den Kamin zu flog.
Der Schrei, der aus ihrer Kehle kam war unmenschlich, doch dann reagierte sie nur noch. Mit einem Satz war sie am Feuer. Es interessierte sie keinen Moment ob die Flammen ihre Haut verbrannten. Ohne zu Zögern zog sie das Buch aus dem Feuer, klopft die Flammen aus und rannte los. Das Gebrüll folgte ihr noch, aber jetzt gab es kein Zögern mehr.
Erst hatte sie Mert verloren.
Dann war dieser Kerl, Fergus in ihr Leben getreten und hatte ihr kurz so etwas wie Hoffnung gegeben, nur um sie dann wieder zu zerstören, in dem er ablehnte sie mitzunehmen.
Und nun hätte sie beinahe das Einzige verloren, was ihr wichtig war.
Zum Glück hatte die Vorsteherin nicht gesehen, was sich im Inneren des Buches verbarg.
Dieses Mal zögerte sie nicht, sie nahm sich ihre Sachen, viel war es sowieso nicht und verschwand noch am selben Abend aus dem Armenhaus. Das letzte Bett blieb ungemacht zurück.>>




Danach waren Jahre gefolgt, in denen sie wieder Befehlen gehorcht hatte, aber es war von diesem Moment an ihre eigene Entscheidung gewesen es zu tun. Genauso wie es ihre Entscheidung gewesen war, den Weg einzuschlagen auf dem sie sich nun befand. Und dabei spielte es nun einmal keine Rolle ob sie etwas verletzte, demütige, oder sie etwas als ungerecht empfand.
Es war ihre Entscheidung. Und sie konnte sie jederzeit ändern, wenn sie wollte.
Sie wollte nur nicht.

Also öffnete sie die Tore und folgte am Ende dem Senator in den Raum.
Der Unterricht war anders als erwartet. Für einen Moment erinnerte er sie zu Beginn deutlich an Aresh, als er von seinen unkonventionellen Methoden sprach. Umso erleichterter war sie, dass es an diesem Abend zumindest lediglich Wasser war, mit dem sie sich auseinandersetzen musste.
Wasser, Regen, Schnee, Nebel, Wind, Sturm.
Sie kannte das alles.








<<Zitternd hockte sie in einem Winkel einer Gasse der Stadt und lauschte in die Nacht hinein. Der Mond war in dieser Nacht besonders hell und stand hoch über der ihr so verhassten Burg. Sie hatte Schutz hinter einigen Kisten gesucht, den Beutel fest an sich gedrückt und wartete ab während sie den Wachen lauschte, die durch die Nacht patroullierten. Erst als der Weg frei war, ging sie weiter in Richtung Hafen.
Ungewollte Kinder überlebten nicht lange. Entweder sie starben, oder sie landeten wie damals sie selbst im Armenhaus.Nur ein paar wenige schafften es in den Gassen zu überleben. Immerhin war sie beinahe kein Kind mehr. Was aber noch wichtiger war, sie hatte in all den Jahren ein paar Dinge gelernt, die ihr hier beim Überleben helfen würden, egal ob sie darauf nun stolz war oder nicht.
Mehr als einmal hatte sie irgendwo Lebensmittel mitgehen lassen.
Mehr als einmal musste sie so schnell wie möglich abhauen, Haken schlagen, die “Kurve kratzen”. Dabei war sie geklettert, balanciert, gesprungen.
Mehr als einmal war sie Schlägen oder Hieben ausgewichen.
Mehr als einmal hatte sie mit ihrer einfachen Schleuder geübt zu schießen und zu treffen.
Mehr als einmal war sie unsichtbar geworden, hatte Geschick bekommen darin sich zu verstecken.
All das rettet ihr nun ihr Leben.>>



Sie kannte also das Gefühl von nasser, klammer Kleidung. Wusste wie es sich anfühlte, wenn die Muskeln vor Kälte unkontrolliert zitterten.
Und deswegen lauschte sie vor allem auch auf die Antworten des Rashar, der in einer vollkommen anderen Welt lebte.
Sie stellte ihre Fragen, hörte zu und versuchte sich alles zu speichern.
Als sie nach dem Unterricht zurück in ihr Haus kam, rauschte ihr Kopf aber sie nutzte es sofort und schrieb sich das Wichtigste noch einmal auf.
Anschließend saß sie noch eine Weile auf dem Stuhl, das Licht der Kerze und der Kohleschale flackterten ein wenig als sie dem Regen zusah, der das Fenster herab lief und sie merkte selbst nicht einmal, dass sie mal wieder mit der rechten Hand über den Stumpf des kleinen Fingers ihrer linken Hand rieb. Eine vertraute Geste, die wohl all jenen bekannt war, die mehr Zeit mit ihr verbrachten.
Und einer der Vorteile, die sie hatte. Sie spürte wenn sich das Wetter änderte. Und das rechtzeitig genug, um zu handeln. Zumindest meistens.



<<Ihre Augen huschten kurz über den Marktplatz. In der einen Ecke konnte sie Klara ausmachen. Wahrscheinlich war dann auch Dane nicht weit von ihr. Sie musste nur abwarten bis der Tumult dort drüben losbrach.
Und das tat er wenige Sekunden später. Mit einem zufriedenen Grinsen begann sie hastig wenigstens etwas von dem Brot in ihren Beutel zu stopfen. Sie war gerade dabei wieder in einer der Gassen zu verschwinden, als ihr die Orangen ins Auge fielen. Wahrscheinlich schweineteuer und von irgendeinem fremden Schiff, die hier immer wieder im Hafen einfuhren. Sie hätte nicht im Traum daran gedacht irgendein Risiko einzugehen, wenn nicht eine davon durch das Gedränge zur Seite gepurzelt wäre und nun einfach so zwischen den unscheinbaren Äpfeln lag.
Eine zufällige Bewegung, die Hand schnellte aus den zu langen Ärmeln hervor und verschwand wieder darin, die Beute fest umgriffen.
Doch als sie losrennen wollte, wurde sie auf einmal in die Luft gerissen.
“Du verfluchter Straßenköter.”, die Stimme war dunkel und eine Hand hatte sie im Genick gepackt und schleppte sie nun über den Platz, den Tumult der sich langsam wieder beruhigte, ignorierte der Wachmann vollkommen.
“Du und deine verdammte Bande! Jetzt wirst du sehen was du davon hast.”
Die Aufmerksamkeit der Bürger begann sich nun langsam zu drehen und sie spürte auf einmal, wie sie eine Gänsehaut bekam.
Der Oberst wurde unruhig.
Alles was sie dann noch hörte war ein Fluch und er packte ihre Hand auf den nächstgelegenen Markttisch. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie aus den Augenwinkeln sah, wie er die kleine Axt von seinem Gürtel löste.
Sie hatte die Orange mit der linken Hand gestohlen. Mit ihrer starken Hand. Und eben in jener war die Frucht noch immer, als er die Hand heraus zerrte und auf das Holz drückte. Die Finger lösten sich, die Frucht kullerte auf den dreckigen Boden.
Ein kurzes seltsames Geräusch als die Axt herunter rauschte. Sie spürte den Schmerz im ersten Moment gar nicht, denn alles was sie wahrnahm war ein erneuter Fluch des Oberst als ihn etwas im Gesicht traf und die Hand, die sich von ihrem Genick löste.
Dann rannte sie während das Blut an ihrer Hand hinunter lief.>>




Ihre Augen huschten kurz hinab zu dem Stumpf. Sie merkte gar nicht wirklich, wie die Kerze neben ihr herunter brannte. Die Bewegung ihrer Hand ließ nicht nach. Bis sie sich doch irgendwann hoch stemmte. Eher mechanisch nahm sie ihre Rüstung zur Hand, packte ein was notwendig war und ging hinaus in den Regen. Innerhalb von kürzester Zeit war sie durchnässt, aber dennoch führten ihre Schritte sie zielstrebig zum Osttor.
Dort verschwand sie bald über die Brücke in den Wäldern.
Für einige Tage war es still in dem Haus in Rahal. Keine Kerze brannte.


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:37, insgesamt 3-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 01 Nov 2021 10:51    Titel:
Antworten mit Zitat


Ein wenig besorgt glitt ihr Blick über Ennika, als jene im Hort zu Sprechen ansetzte. Sie wirkte noch ein wenig angeschlagen, die Stimme etwas rau, lächelte den Teilnehmern des Unterrichts aber freundlich wie immer entgegen.
Als sie die Aushänge gelesen hatte, war sie die Erste gewesen, die ihren Namen in die Liste eingetragen hatte.
Ein Unterricht im Bogenbau.
Obwohl sie bereits seit vielen Jahren das Schnitzmesser beinahe täglich in der Hand hielt und obwohl sie bereits zugesehen hatte, wie Bögen entstanden, wie man sie baute, sich sogar selbst daran versuchte dann und wann, war es noch einmal etwas anderes, wenn man es von jemandem gezeigt bekam, der die Kunst beherrschte.
Und eigentlich hätte es ein perfekter Abend sein können. Sie stand an einem ihrer liebsten Orte, dem Hort, inmitten von Büchern und dann war da dieser wunderbare Geruch von frischem Holz.
Zwei Dinge, die sie aus ihrem Leben nicht mehr missen wollte. Eigentlich drei, aber da der dritte ein hochgewachsener und gutaussehender Mann war, der ihren Blick eher meiden würde, wagte sie es nicht weiter darüber nachzudenken.
An diesem Abend würde ihre Aufmerksamkeit nur dem Bogenbau gelten.
Also stand sie neben der Werkbank, ihr eigenes Werkzeug bereits neben sich gelegt und lauschte den Worten Ennikas.

Bogenarten.

Sieh hatte schon einige Bögen in ihren Händen gehalten. Damals hatte sie die meiste Zeit mit Janosch verbracht und das bedeutete irgendwann, dass er sie zu Shea geschickt hatte. Sie beherrschte ihr Handwerk und die Bögen, welche sie baute, waren immer praktisch und von sehr guter Qualität. Was ihr jedoch gänzlich fehlte, war der Hang zur Kunst, der bei Ennika dafür sorgte, dass ein jeder Bogen gleichzeitig auch ein kleines Kunstwerk werden konnte. Shea war eher die Praktische gewesen. Aber sie wusste was sie tat und sie war mit ihren Worten immer offen und direkt.



<<”Was ist es dieses Mal? Wieder der Griff? Oder die Nocke?”, ein leises Seufzen begleitete die Worte von Shea als sie nach dem Bogen griff und sich an die Arbeit machte.
“Jynela wirklich, ich weiß es ist der Bogen deines Bruders aber du weißt es selbst, er ist alt und wurde eine ganze Weile nicht gepflegt. Irgendwann wird er brechen.”, Sheas Worte klangen wieder einmal recht ernst und eindringlich. Ihr blieb nichts anderes übrig als zu nicken und leise zu Murmeln: “Ich weiß das ja. Ich werde ihn beiseite legen und den Neuen benutzen.”
Die Bognerin nickte nur leicht und betrachtete sie noch einen Moment, bevor sie ihr die Waffe zurück reichte.
“Es war wirklich ein guter Bogen. Und ein wenig hoffe ich, dass du ihn dir irgendwann über den Kamin hängen wirst.”, das Lächeln auf ihren Lippen war echt.
Der Gedanke erschien ihr allerdings so absurd, dass sie darüber nicht nachdachte. Welcher Kamin? In welchem Haus? In der Bärenhöhle würde sie kaum einen Bogen aufhängen.
“Ich habe dir gesagt wie es geht. Und ich kenne dich, ich weiß du hast dir alles in dein kleines Buch geschrieben. Also geh los, geh mit Janosch, such dir dein Holz und fang endlich an. Wenn du bereit bist, gehe ich dir zur Hand.”, Shea nickte ihr nochmal zu und scheuchte sie dann aus dem Zelt.
Mit einem leisen Seufzen wanderte sie zurück zum Feuer, ließ sich dort ins Gras sinken und lehnte sich mit dem Rücken an einen Holzstamm. Ihre Hand glitt in ihre Tasche und sie zog das Buch heraus. Buch konnte man es gar nicht mehr so wirklich nennen. Eher einen Einband aus Leder, abgegriffen und an einer Stelle deutlich geschwärzt. Darin viele Seiten vollgeschrieben, dazwischen einzelne Seiten aus grobem Pergament. Sie hatte es ständig in der Hand und seit sie es damals aus dem Feuer zog, hatte es noch ein wenig mehr gelitten. Dennoch war es ihr steter Begleiter und mehr als einmal hatte sie aufgeblickt, wenn sie wieder einmal schnell etwas aufschrieb nur um in Fergus grinsendes Gesicht zu schauen, der sie wieder einmal beobachtete. Einmal hatte er ihr gestanden, dass er diesen Blick mochte, wenn sie sich konzentriert etwas widmete. Dass man zusehen konnte, wie zwischen ihren Augen auf einmal diese kleine Falte erschien und sie weit weg schien und dennoch der Ausdruck einfach friedlich, als würde sie für diese Zeit alles um sich herum vergessen. Er hatte sie darum beneidet. Dieses kurze Entfliehen.

Vielleicht war das auch einer der vielen Gründe, warum ihr dieses Buch so unheimlich wichtig war.
Es wirkte wohl eher unordentlich, aber sie musste nicht lange suchen. Ihre Augen glitten noch einmal über ihre Zeichnungen. Sie neigte wirklich dazu sich viel aufzuschreiben, auch wenn sie die meisten Dinge beinahe unheimlich schnell in ihrem Kopf verankerte, sie mochte es sich die Bilder dazu anzusehen. Ihre Finger glitten kurz über die Arbeitsschritte. Der Weg, wie ein Bogen entstand.





Sie hatte es mehr als einmal erlebt, wie ein neuer Bogen entstand, aber dem Ganzen nie soviel Aufmerksamkeit gewidmet. Jetzt hingegen würde das anders sein. Shea hatte recht. Langsam wurde es wirklich Zeit für einen neuen Bogen.>>




Sie hatte damals einen Bogen mit ihrer Hilfe gebaut, einen Bogen der ihr gute Dienste geleistet hatte, aber eben nicht der Bogen ihres Bruders war. Jenen trug sie dennoch weiterhin mit sich herum wenn es ihr möglich war, als wolle sie die Verbindung, die Erinnerung einfach nicht abbrechen lassen wollen. Obwohl er nicht mehr der beste war, obwohl er damals für einen Rechtshänder gefertigt worden war und sie sich einfach an ihn gewöhnt hatte. Loslassen konnte sie irgendwie nicht wirklich.

Als Ennika fragte, welchen Bogen sie am liebsten bauen würden, glitt ihr Blick wieder aufmerksamer nach vorne. Sie wusste genau was sie gerne bauen wollte. Aber ebenso wusste sie, dass ihr Vorhaben bei einem Unterricht im Bogenbau nichts zu suchen hatte. Dafür würde es weitaus mehr Planung benötigen, mehr Zeit. Etwas, das sie mit Ennika alleine angehen wollte, so sie sich dafür bereit erklärte sie dabei zu unterstützen.
In ihrer Sammlung fehlte nämlich noch ein Reiterbogen. Ein Bogen der deutlich kürzer war, als Jene, die sie nun benutzte. Einer, den sie vom Pferd aus schnell ziehen konnte, der sie in ihrer Bewegungsfreiheit nicht einschränkte.

Aber an diesem Abend, würde sie sich auf etwas anderes konzentrieren müssen.
Also entschied sie sich für den Bogen, den sie bisher nur einmal in Händen, aber noch niemals benutzt hatte: Einen Doppelbogen.
Der Abend war anstrengend, aber lehrreich. Ennika ging immer wieder herum, hatte die helfende Hand stets parat, beantwortete Fragen und begutachtete die Arbeiten ihrer Schüler.
Sie selbst arbeitete konzentriert und für eine ganze Weile nahm sie nicht einmal wirklich wahr, was um sie herum geschah.
Am Ende war es ein einfacher und schlichter Bogen der vor ihr lag. Keine großen Verzierungen, keine kunstvollen Schnitzereien. Das würde sie wohl eher Jenen überlassen, die es richtig gut konnten.
Dennoch musste sie zugeben, es war ein sehr gutes Gefühl den Bogen in Händen zu halten.
Als sie an diesem Abend doch recht spät wieder nach Hause kam, löschte sie das Licht nicht. Es zog sie auch nicht in ihr Bett. Stattdessen breitete sie sich auf dem Bärenfell bei ihrem Schreibtisch aus. Das Buch in der Mitte, weitere Pergamente darum herum, ihre Bögen aufgereiht um jederzeit danach zu greifen.
Sie nahm ein neues Pergament und begann zu zeichnen und zu schreiben.
Es gab bereits eine alte Seite, auf der sie vor langer Zeit die verschiedenen Bogenarten aufgezeichnet hatte.
Aber nicht den Doppelbogen. Jenen hatte niemand bei ihnen genutzt, sie kannte ihn nur vom Sehen. Jetzt aber wusste sie genauer wie er aussah und so fügte sie ihn noch in die Liste hinzu.





Außerdem wollte sie das, was sie über den Doppelbogen gelernt hatte, direkt festhalten. Und da war dann noch die Frage, würde es auch anders gehen? Würde Holz genügen um die Teile zu verbinden, wäre vielleicht Metall besser? konnte man damit auch Verbindungen schaffen? Vielleicht konnte Timdrael ihr da eine Antwort geben. Allerdings fühlte sich der Doppelbogen, so schön er aussah, sehr schwer in ihrer Hand an. Sie befürchtete, dass er deutlich langsamer als der Kompositbogen sein würde. Am Ende musste sie entscheiden, welcher Bogen für welche Gelegenheit perfekt war.
Ihre Finger glitten immer wieder über das Pergament. Sie war keine Künstlerin, ihre Zeichnungen eher einfach gehalten, aber das Buch musste sie ja nicht groß herzeigen.
Am Ende glitten ihre Augen noch einmal nachdenklich über das Ergebnis. Irgendwie war es doch wieder ein kleines Durcheinander geworden, aber das störte sie nicht weiter.
Wenn sie sowieso Ennika aufsuchen würde, um wegen dem Reiterbogen zu sprechen, würde sie das Buch sowieso mitnehmen und konnte sie einmal fragen, was am Ende wirklich sinnvoll war um einen stabilen Doppelbogen zu bauen.





Das Licht der Kerze war schon deutlich heruntergebrannt, sie merkte es aber erst, als ihre Augen ein wenig zu tränen begannen. Erst dann glitt ihr Blick zur Uhr und sie atmete leise durch.
Die Sachen ließ sie einfach so liegen, wen sollte das Durcheinander in der Ecke schon stören ausser sie selbst. Und so wusste sie immerhin, an welcher Stelle sie aufgehört hatte. Für den Abend war es genug.

Aber die Gedanken an den Reiterbogen ließen sie nicht los. In den nächsten Tagen zog es sie immer wieder auf den Teppich, wo sie wenigstens für ein paar Stunden alles um sich herum vergaß, in alten Aufzeichnungen blätterte, an Neuen arbeitete.
Sie hatte schon einige Bögen gesehen, aber irgendwie wollte sie wenn etwas Besonderes haben. Er durfte ruhig wieder schlicht sein, es genügte, dass ihr Kompositbogen ein Kunstwerk war. Aber vor allem musste er praktisch sein. Das war das Ziel und am Ende war es ein weiteres Pergament, dass den Weg in ihr Buch fand. Ein Pergament mit einem Bild des Reiterbogens, den sie im Kopf hatte.
Jenes wollte sie mitnehmen zu Ennika. Mit ihr konnte sie darüber sprechen, welches Holz sich eignen würde, wie sie vorgehen konnte. Ob es überhaupt möglich war, oder ob sie sich von dem Gedanken vielleicht verabschieden musste.




Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:41, insgesamt 3-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 28 Nov 2021 11:41    Titel:
Antworten mit Zitat

Langsam wurde es immer früher dunkel und als sie an diesem Nachmittag gen Hafen ging, war die Dämmerung schon im Anbruch.
Wenig später sah man sie in der Werft verschwinden.

Nachdenklich blieb sie stehen und legte die Hände auf die Brüstung. Noch immer steckten die Pfeile im Holz, noch immer wehte vom Meer her ein leichter Wind.
Sie leckte sich kurz über die Lippen.
“Nicht zu viel Beispiel nehmen an anderen.”, murmelte sie leise vor sich hin.
Sie atmete durch als sie den Bogen anhob, noch in der Bewegung die Sehen spannte um zu ankern. Die Bogenhand noch erhoben sah sie dem Pfeil nach, während die linke Hand wie von selbst noch ein Stück nach hinten glitt bis die Spannung in ihrem Rücken nachließ.
Der erste Schuss ging wieder knapp daneben, sie konnte aber sehen, wie sich der Pfeil im Holz noch bewegte. Aber in jenem Moment zog sie bereits den nächsten, korrigierte minimal und dieses Mal traf sie.
Wenn auch der Pfeil nicht kaputt ging und der Schaft unversehrt blieb, die Befiederung hatte sie immer hin zerfetzt.

Eine Weile betrachtete sie ihr Werk, ohne den Pfeil jedoch zu berühren oder zu entfernen bevor sie zurück zum Eingang ging.
Vielleicht hätte sie einfach genau das tun sollen, an jenem Abend, was sie immer tat wenn Wind aufkam und sie treffen musste.
Der Wind war für einen Schützen immer ein harter Gegner. Man konnte ihn niemals richtig einschätzen und all die Übung würde ihr sicherlich dabei helfen, ein Gefühl zu bekommen wie sie ihren Schuß korrigieren musste, aber eine unvorhersehbare Windböe konnte dennoch immer wieder alles zerstören.

Deswegen setzte sie auf Schnelligkeit.
Ein Schuss zum Ausrichten.
Einer um zu Treffen, wenn der Wind nicht mitspielte.

Sobald sie sah, wie der Wind ihren Schuss beeinflusste, konnte sie dagegen steuern, wenn sie schnell genug war. Das war zwar auch keine Garantie, aber verbunden mit dem Gefühl, welches sie entwickeln wollte, erschien es ihr als die beste Lösung.
Ihre Schüsse waren schon immer intuitiv gewesen. Sie konnte es nicht wirklich sich hinzustellen und stundenlang zu zielen. Es war so als würden ihre Augen, ihr Körper, ihr Arm, genau wissen was zu tun war. Und dabei spielte es selten eine Rolle was sie in der Hand hatte.




<<Er lehnte etwas abseits an einem Baum und hörte Finn zu, als sein Blick über seine Schulter hinweg glitt. Sie saß schon wieder bei Janosch. In den paar Wochen seit er sie hergeholt hatte, war sie ständig in seiner Nähe. Und zum ersten Mal schien das Janosch nicht im geringsten zu stören.
Allerdings war er nicht sicher, was er davon halten sollte.
Wahrscheinlich war es gut, wenn jemand ein Auge auf sie hatte. Die Frage war nur, ob er den Einfluss von Janosch wirklich für sie wollte? Ob es nicht sinnvoller war, wenn sie mehr bei den wenigen Frauen blieb.

Die beiden standen bei den Zielscheiben herum. Einfache Scheiben aus Holz auf die jemand mit dem Blut eines Tieres Ringe gemalt hatte und die sie einfach zurücklassen würden, wenn sie weiterzogen. Er sah sogar von weitem, dass sie ein Grinsen auf den Lippen hatte. Das hatte sicher nichts Gutes zu bedeuten.
Seine Augen folgten ihr, als sie mit Janosch zurück schlenderte und ihre Schleuder aus der Tasche zog.
Er kannte dieses Ding. Sie hatte es ständig bei sich, irgendwo an ihrem Gürtel befestigt. Allerdings hatte er ihr bisher nicht dabei zugesehen, wie sie damit umging. Es war nicht mehr als etwas Seil, Leder, einige geschickte Knoten
Ein wenig musste er selbst grinsen, als er ihr zusah, doch als der Stein mit voller Wucht in der Zielscheibe einschlug, hob er doch leicht eine Braue an.
Es steckte wahrlich mehr hinter der so unscheinbaren Waffe.





Kurz hörte man Janosch lachen als er etwas zu ihr sagte, sein tiefes Lachen, dass mehr wie ein Brummen klang und meistens ziemlich ansteckend war, klang weiter über die Lichtung.
Und dann sah er die Messer in seiner Hand.
Janosch ließ das Eine über die Finger gleiten als wäre es Nichts, bevor er sie an Jyn weiterreichte. In ihren eher kleinen Händen, sahen die Dinger allerdings riesig aus.
Kopfschüttelnd musterte er die Szene nun mit voller Aufmerksamkeit während seine Mundwinkel sich hoben. Selbst Finn bemerkte nun, dass in seinem Rücken etwas vor sich ging und warf einen kurzen Blick zurück bevor er aber weitersprach.
Er versuchte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Freund zu richten, doch da flog das erste Messer. Mit leicht erhobener Augenbraue legte er den Kopf schief. Beim nächsten richtete er sich etwas auf.
Es ging ihm weniger darum, dass sie traf. Sondern eher wie sie es tat.
Seine Miene war ernster geworden, nachdenklich als er ihr zusah, wie sie mit einem zufriedenen Grinsen die Messer wieder aus der Scheibe zog und Janosch zurückgab. Nicht eines hatte die Scheibe nicht getroffen.>>



Der Herbst hatte mittlerweile Einzug gehalten. Es war kälter geworden, die Winde wurden stärker. Gerade vom Meer her kamen des öfteren Böen.
Seit dem Unterricht am Hafen gehörte es zu ihrer Routine, dass sie nach dem Parkour ihr Schusstraining ausgeweitet hatte. Am einen Tag nur an der Scheibe, dann zu Pferd, manchmal war sie einfach so im Wald unterwegs oder in einer der Höhlen und manchmal nutzt sie die Winde und stand am Meer.

Sie hatte sich drei Stellen ausgesucht und ein wenig für ihre Bedürfnisse präpariert.
Zum einen waren da die Zapfen, die sie auf der Hecke aufgestellt hatte. Der Wind kam hier direkt vom Meer, manchmal auch von der Seite. Mittlerweile lag ein ganzer Sack im Zelt in der Ecke, den sie jedes Mal mit schleppte, wenn sie dort übte.
Sie selbst konnte sich für ihre Schüsse auf dem Trainingsgelände unterschiedliche Positionen aussuchen und die Schwierigkeit erhöhen, indem sie zum Beispiel durch die Gitter schoss.

Die zweite Herausforderung war das letzte Hindernis im Parkour.
Die Seile hingen alle in einzelnen Schlaufen herab, an denen man sich entlanghangeln konnt. Hier schoß sie nicht frontal gegen den Wind, sondern hatte mit Böen von der Seite zu rechnen. Das machte die Herausforderung noch größer, durch den doch schmalen Ring der Schlaufen zu treffen, ohne das Seil zu zerstören. Und das war das Letzte was sie wollte, denn dafür musste sie mit ihrem Sold aufkommen.

Als letztes schoss sie in Richtung des kleinen Steges, mit dem Wind im Rücken und von der Seite. Wo sie oft froh gewesen war, wenn das Training des Tages beendet war, vergaß sie sich in diesen Übungen. Auf einmal war ihr Kopf vollkommen frei von Sorgen und Gedanken. Alles was zählte war sie und ihr Bogen in ihrer Hand.
So, wie es schon immer gewesen war.




<<Am Abend saßen sie am Feuer.
Fergus Augen glitten immer wieder zu ihr hinüber. Abends wurde sie still. Meistens verschwand das Lachen, das man mittlerweile wieder öfter hörte und sie ging immer als eine der ersten, als würde es sie einfach weg ziehen von allem.
Er konnte noch immer die Trauer spüren, die sie mit sich herum schleppte, aber keiner konnte ihr das nehmen und er war froh, dass er noch rechtzeitig gekommen war um sie zu holen bevor sie etwas unüberlegtes getan hätte, was sie am Ende an den Galgen gebracht hätte.
Sie mussten sie dringend noch ein wenig mehr ablenken.

Er blickte zu Janosch hinüber und mit einer leichten Kopfbewegung deutete er ihm an, mitzukommen.
Als sie ein wenig abseits standen, blickt er nochmal zurück zum Feuer.
“Denke wir sollten ihr einen Bogen in die Hand geben. Was meinst du?”
Janosch schüttelte mit einem beinahe spöttischen Grinsen den Kopf: “Ach ehrlich? Scheiße Fergus, keine Ahnung wie du darauf gekommen bist, dass sie nich an ´ne Waffe darf, aber das war eine der dümmsten Entscheidungen die du je getroffen hast.”
Er atmete leise durch als er wieder gen Feuer sah. “Sie ist eben noch verdammt jung.”, versuchte er einzuwerfen. “Fast noch ein Kind.”
Das leise Schnauben von Janosch war nicht zu überhören. “Diese Schleuder ist auch nichts anderes als `ne Waffe. Und erinner dich, wann du das erste Mal eine Waffe in der Hand hattest. Red dir ein, dass Jyns noch ein Kind ist. Du irrst dich. Und das Schlimme ist: Du weißt es selbst und belügst dich weiter weil du Schiss hast.”
Er sah seinen Freund an und atmete tief durch. Janosch hingegen hatte ein beinahe amüsiertes Funkeln in den Augen, doch dann wurde die Miene ernster.
“Warum wehrst du dich so? Andere sind in ihrem Alter verheiratet.” und mit diesen Worten klopfte ihm Janosch auf die Schulter und schlenderte zurück zum Feuer.
Leise knurrte er vor sich hin. Janosch hatte verdammt nochmal recht.
Sein Blick glitt nochmal zum Feuer.
Dort saß sie am Rand, wie immer am Boden auf einem Fell, angelehnt an einen Baumstamm. Sie sprach gerade mit jemandem und er sah zu, wie sich auf einmal ihre Haltung veränderte. Die Schultern bewegten sich etwas, sie stutzte und dann drehte sich ihr Kopf, als hätte sie seinen Blick von der Seite gespürt.





Die Nacht und die Schatten des Waldes nahmen beinahe die ganze Lichtung ein, auch sie saß im Dunkel und nur der Schein des Feuers warf einen Lichtschein auf ihr Gesicht. Sie blickte ihn einen Moment an, dann sah er wie sich ihre rechte Braue kurz etwas hochzog, wie ihr Blick fragend wurde.
Er konnte nicht anders, aber er spürte, wie sich auf seinem Gesicht ein Schmunzeln ausbreitete.
Janosch hatte recht. Sie war kein Kind mehr.
Morgen würde er sie mitnehmen und ihr den Bogen wieder in die Hand geben.>>




Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:46, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 15 Dez 2021 15:51    Titel:
Antworten mit Zitat

Als sie auf Lilyth zu lief runzelte sie leicht die Stirn, als ihr Blick auf die Vase in ihren Händen fiel. Im nächsten Moment aber kam ihr diese eine Geschichte in den Sinn und ihre Augen weiteten sich ein wenig.
“Willst du da reinkotzen?”, fragte sie trocken und dann konnte man förmlich zusehen, wie sich auf ihren Lippen ein beinahe verschmitztes Grinsen ausbreitete. Wahrscheinlich gab es keinen in ihrem engeren Umfeld, der nicht von der Vase wusste und sie war jetzt schon mehr als neugierig darauf, was in Arehs Gesicht passieren würde, wenn er sie sah. Immerhin war es nicht DIE Vase, aber Lilyth schien gut vorbereitet und ohne bei der letzten Untersuchung dabei gewesen zu sein, wusste sie Bruder Ars gut einzuschätzen..

Sie war sich selbst nicht sicher, was sie erwarten würde, aber da sie sich immer noch an den Fleischklops erinnerte, den Bruder Ars bei der letzten Begegnung herausgezogen hatte und der sich am Ende in Jörg verwandelte, ein untotes, pferdeähnliches Wesen, war sie auf alles vorbereitet. Allerdings freute sie sich auf den Unterricht, denn sie war sicher, egal wie widerlich es vielleicht sein würde, anschaulicher Unterricht würde ihr immer mehr an Erfahrung bringen, als eine einfache Theorie.

“Oh, habt ihr übrigens gerade einen zu Tode verurteilten da? Schade. Na macht nichts, macht nichts. Dann riecht es ein wenig mehr aber, das hilft beim Einprägen!”

Ihr Blick huschte kurz zu Aresh, der gerade dabei war noch nachzufragen: “Braucht ihr sonst noch .... riecht?!”
Aresh Blick hingegen und die Vase in ihrem Augenwinkel führten dazu, dass sie beinahe laut losgelacht hätte.

Aber auch das verging schnell wieder als Bruder Ars die Hand in jenen Beutel steckte, den er immer mit sich herum schleppte. Mit dem Haufen Fleisch, oder waren es schlicht Innereien die er daraus hervor zog, breitete sich innerhalb von Sekunden ein widerlicher, süßer Geruch nach vergammeltem Fleisch aus.
Als der Batzen mit einem mindestens genauso ekelerregenden Geräusch spritzend auf dem Boden landete, spürt sie, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich und sie war heilfroh, vorher nichts gegessen zu haben.
Sie zwang sich dazu mit anzusehen, wie sich wenig später aus dem Batzen Fleisch ein verstorbener Mensch erhob. Eindeutig tot. Und das schon eine ganze Weile, starrte er sie mit einem reichlich dämlichen Gesichtsausdruck an.





Es war nicht so, dass sie den Anblick von Leichen nicht gewöhnt war. Sie hatte sogar schon Menschen gesehen, die durchaus auf grausame Art und Weise gestorben waren. Andere wiederum friedlich, so dass es nur ausgehen hatte, als würden sie schlafen.

Aber das hier war etwas anderes. Der Anblick gepaart mit dem Geruch und den seltsam gurgelnden Geräuschen, die der nun lebende Tote von sich gab, machten es nicht gerade einfach, sich auf die Worte von Bruder Ars zu konzentrieren.
Dennoch gab sie sich alle Mühe und ihre Augen glitten immer wieder über das Wesen hinweg. Die Stimme von Bruder Ars lenkte ihre Aufmerksamkeit dann wieder zur Seite. “Nun, in der menschlichen Anatomie ist das Empfindlichste, was man zerstören kann, gewiss der Kopf. Dabei gibt es sogar mehrere Wege, wie man vorgehen kann. Gewiss ist euch das meiste bekannt. Vorschläge?”
“Als Schütze. Das Auge.”, sie bereute im gleichen Moment, in welchem sie es ausgesprochen hatte bereits bitter ihre Worte, während hinter ihr der Leutnant nur raunte: “Bringt ihn doch nicht noch auf Ideen!”
Beinahe wäre ihr ein Fluch über die Lippen gekommen, die Schultern spannten sich bereits etwas an und sie konnte spüren, wie sich die kleinen Härchen auf ihren Armen aufrichteten. Der Anblick von Bruder Ars Zeigefinger, der sich mit einem in das Auge bohrte, nur um es dann herauszuziehen und damit vor ihrer Nase herum zu fuchteln. Sie spürte auf einmal sehr deutlich ihren Magen.
Das Husten und Würgen, das direkt hinter ihr ertönte, blendete sie so gut es ging irgendwie aus.
Sie ertrug den Anblick des Gehirns, als der Bruder die Schädeldecke abnahm und als Aresh schließlich das Fenster öffnete und etwas frische Luft in den Raum strömte, ging es ihr direkt wieder etwas besser. Dieses Mal zögerte sie. Ziemlich sogar. Aber am Ende konnte sie nicht anders und auch wenn der Blick von Aresh in ihrem Nacken sie wahrscheinlich töten würde, die Worte kamen dennoch über ihre Lippen:”Wie sieht es mit dem Weg durch die Nase aus?”
Wenig später sah sie sich vor dem Untoten, einen Pfeil in der Hand mit dem Ziel, ihm jenen durch die Nase ins Hirn zu stoßen.
Und da zögerte sie.
Beinahe hätte sie gelacht, als ihr bewusst war, dass sie zögerte. Diesen Fehler hatte sie nur einmal gemacht und danach nie wieder. Und hier ging es nicht einmal darum, einen Menschen zu töten. Dieses Geschöpf vor ihr, war bereits mehr als tot, das war nicht zu “überriechen”. Dennoch sah er sie mit diesem dümmlichen Ausdruck in den seelenlosen Augen an und auch wenn sie es besser wusste, es war nicht so, dass er es spüren würde. aber dennoch war da dieser eine Moment Überwindung, den es sie kostete.
Dann stieß sie zu.
Das widerliche Geräusch ging ihr durch Mark und Bein, doch schlimmer war noch das laute Platschen, als dabei ein Teil des Hirns sich auf den Boden verabschiedete, weil der offene Schädel es wohl nicht mehr komplett halten konnte.
Eine vollkommen sinnfreie, leise gemurmelte Entschuldigung kam ihr über die Lippen, mit Blick auf den lebenden Toten.
Und wieder war das Würgen im Hintergrund, dieses Mal allerdings von Lilyth, nicht im geringstens hilfreich. Am liebsten hätte sie selbst nach der Vase gegriffen und ihren Mageninhalt darin entleert. Klugerweise hatte sie aber vorher erst gar nichts zu sich genommen und somit wollte sie sich die Schmach des trockenen Würgens einfach ersparen.
Der lebende Tote blickte sie derweil noch dämlicher an als vorher, wobei der Pfeil aus seiner Nase dabei sicher das Übrige tat.
Am Ende wurde ihm das Auge gezogen, die Schädeldecke entfernt, das Hirn herausgeholt, ein Pfeil durch die Nase gerammt, die Kehle durchgeschnitten (wobei sein Kopf so grotesk nach hinten fiel, dass der Pfeil aus der Nase einem anklagenden Zeigefinger gleich auf die drei “Schüler” gerichtet wurde) und Venen am Bein durchtrennt.
Und in dem Augenblick, als sein Kopf schließlich vom Rumpf auf den Boden purzelte, hörte sie die Worte des Leutnants.

“Falls ich es vorher noch nicht erwähnte, Provost, euer Unterricht, ihr macht hier hinterher sauber. Mit Lappen und Bürste.”

Innerlich stöhnt sie auf.
Und von diesem Augenblick an war es ihr gleich, dass Bruder Ars wenig später den Brustkorb des lebenden Toten öffnete, ihnen das Herz zeigte und wenig später Haut, Muskeln und Fleisch von seinen Knochen verschwand.
Der Gedanke, am Ende diesen Dreck entfernen zu müssen, war ihr mehr zuwider, als es sich anzusehen, wie er entstand.



Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:47, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 27 Dez 2021 16:52    Titel:
Antworten mit Zitat

Mit einem leisen, unterdrückten Stöhnen drehte sie den Kopf von rechts nach links während ihre Augen sich in den Winterhimmel richteten. Schneeflocken fielen auf sie hinab und sie verharrte still bis der Schmerz nachließ.
Erst dann stemmte sie sich auf und blieb aber noch einen Moment im Schnee sitzen, die Knie angezogen und die Arme darauf abgelegt senkte sich schwer atmend ihr Kopf auf jene.
Sie war verdammt müde und gerade jetzt schmerzte einfach jeder Muskel in ihrem Körper.
Am Abend vorher war sie noch lange durch die Wehrgänge gewandert, hatte sich Notizen gemacht und als sie am Ende Lilyth vor sich stehen sah mit dem vor Schmerz verzerrtem Gesicht, war es noch zu einer weiteren Wendung gekommen.
Kein Heiler greifbar war es ihre Pflicht geworden ihre Freundin zu versorgen und auch wenn sie früher gelernt hatte, wie man eine Wunde versorgte, es war einfach nicht das, was sie gerne tat oder worin sie sonderlich gut war.
Mehr als einmal war sie Janosch dabei zur Hand gegangen, aber das Winseln und Jammern oder gar die Schreie von erwachsenen Männern, wenn man ihnen eine Wunde reinigte, waren ihr ein Greuel. Lilyth hingegen ertrug die Behandlung besser als mancher Mann.
Der erneute Angriff auf Grenzwarth, der Tod weiterer Kameraden ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Es raubte ihr den Schlaf und so fand sie sich heute mitten im kalten Schnee wieder, als sie zum ersten Mal seit Ewigkeiten am Parcour von den Seilen gerutscht war.

Ein leiser Fluch kam ihr über die Lippen.

Und da war noch deutlich mehr. Denn immer und immer wieder kamen ihr die Worte des Ritters in Erinnerung: “Ich bedaure eure Entscheidung, die Leitkultur des Westens zu verfolgen. Ihr paktiert mit Völkern die Hass, Intrigen und Ängste schüren.”

Sie war einen Augenblick versucht gewesen, ihm vor Augen zu führen was Hass bewirken konnte, was daraus erwachsen konnte. Nicht mit Hilfe ihres Bogens oder eines Dolches, sondern mit Worten. Mit ihrer Geschichte. Mit ihrem Leben.
Ihm zu erklären, warum sie so war, wie sie war. Dass der Hass sie eher trägt als hemmt und eine Quelle war, die für sie die Rettung dargestellt hatte. Und dass es nur darauf ankam den Hass auf das zu richten, was böse war und im gleichen Atemzug von der Liebe zu den Menschen zu zehren, die man als Familie bezeichnete. Hass war viele Jahre ein Fokus gewesen, ohne den sie nicht überlebt hätte. Er hatte sie stark gemacht und darin sah sie nichts Falsches, denn er war nicht mehr und nicht weniger als eine Emotion, die jeder in sich trug.
Jeder.
Eine Emotion, die man wie alle anderen richtig nutzen musste.

Und nun hätte sie ihn gerne gefragt, wie sich wohl die Menschen in Grenzwarth fühlten. Wieder einem Angriff ausgesetzt, wieder den Tod von Gardisten mit anzusehen, die bei ihrer Verteidigung das Leben ließen.
Sie spürte, dass ihr Gespräch nicht zu Ende war und das machte sie rastlos.

Bereits vor langer Zeit hatte sie einmal in ihrer Heimat einem Ritter gelauscht als er zum Volk gesprochen hatte. Und die Worte waren ihr aus gutem Grund in Erinnerung geblieben:



<<Die tiefe Stimme des Mannes klang lauter über dem Platz. Sie stand recht weit hinten, die Kapuze ins Gesicht gezogen und augenscheinlich unbewaffnet und nicht gerüstet. Man musste schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass ihr einfaches Kleid nicht so saß, wie es vielleicht sitzen sollte. Für einen Moment huschten die Augen über die Menge, sie musste nicht lange suchen bis sie wenigstens Fergus ausmachen konnte, auch wenn er kaum zu erkennen war.

“Richtet eure Lebensweise nach den anderen Tugenden aus und ihr werdet Ehre als höchsten Preis gewinnen. Verteidigt stets die Wahrheit und lügt nie. Brecht niemals ein gegebenes Wort. Sei treu und loyal. Lasset kein Unrecht zu und seht niemals tatenlos bei solchem zu.
Behandelt alle gerecht und unvoreingenommen. Schützt die Schwachen und Notleidenden. Lasst euer Herz von Liebe erfüllen und gebt diese weiter. Handelt niemals feige oder vorschnell, seid mutig, tapfer und weise.”

Sie atmete leise durch.
Große Worte.
Aber die Augen des Mannes waren eher starr auf die Menge gerichtet. Sie klangen in ihren Ohren eher wie eine Warnung, eine Drohung. Schweigend verfolgte sie das Geschehen, ließ den Blick über den Platz schweifen. Die einen hörten wirklich zu, beinahe begeistert, die ein oder andere Frau starrte mit unverhohlener Bewunderung zu dem Mann hinauf. Andere hingegen wendete den Blick ab, der ein oder andere murrte sogar unzufrieden.
Ihre Kiefermuskeln arbeiteten kurz aber als eine Wache sich ihrem Platz näherte, wandte sie sich ab und verschwand in einer Gasse.>>



Zwei Tage später war aber der Ritter an der Spitze, als ein Lager der Ärmsten jenseits des Flusses aufgelöst wurde. Auch wenn sie durch einen ihrer Spitzel davon wussten und einschreiten konnte, war es nicht zu vermeiden, dass die Schreie der Menschen weit genug zu hören waren. An jenem Abend war es nicht ihr Pfeil gewesen, der das Leben dieses Mannes beendet hatte. Dennoch hatte sie es im Anschluss als Erleichterung empfunden.

“Dir zu dienen, heißt sich in der Sprache zu schulen, denn ein wohl gesprochenes Wort vermag Wälle einzureißen, die jeder Armee getrotzt hätten.”
Worte können viel Gewicht haben. Sie waren aber auch leichtfertig gesprochen. Der ein oder andere nutzte sie als Waffe, oder als Beeinflussung. Für manche waren sie nicht viel Wert, solange sie nur am Ende zum Ziel führten.
Es hätte sie interessiert, wie viel wirklich hinter den Worten von Ritter Sankurio steckte. Denn etwas sagte ihr, dass er sie nicht leichtfertig nutzte und sie konnte nicht umhin sich einzugestehen, dass es sie reizte herauszufinden, ob ihr Eindruck ein falscher war, dass er ein Mensch war dessen Blick weiter über den Tellerrand hinaus reichte als bei manch einem anderen. Mit einer weiteren Bewegung schüttelte sie die Gedanken ab und stemmte sich langsam auf.

An diesem Abend saß sie am Schreibtisch. Ihre Feder glitt über Pergament und für einige Zeit nahm sie nichts um sich wahr. Sie konzentrierte sich auf die Worte, weil sie ihr wichtig waren. Am Ende nahm sie das Buch wie es war, blickte nicht mehr hinein sondern nahm den schmalen Lederstreifen und ließ Wachs auf den Buchrücken fallen. Dann drückte sie das schlichte Siegel mit ihren Initialen hinein. Gleiches geschah mit dem Briefumschlag bevor beides in eine kleine Kiste wanderte, welche sie sorgfältig in Leder einschlug.
Als sie sich im Stuhl zurücklehne ruhten ihre Augen noch eine Weile auf dem Bündel bevor sie aufstand.


Ihre Schritte knirschten im frisch gefallenen Schnee, als sie Rahal verließ und noch einmal den Parcour aufsuchte. Ihre Zuflucht. Auf die eine besondere Art. Sie holte tief Luft mitten in der Kälte und schloss kurz die Augen bevor sie loslief. Routiniert durchlief sie jedes einzelne Hindernis.
Nichts war zu hören als das leise Geräusch der Wellen die gegen das Ufer schlugen und ihre Atemzüge, die sich in der eisigen Kälte sichtbar machten. Es war einfach still, beinahe friedlich.
Am Ende angekommen landete sie mit einem letzten Sprung im Schnee und zog mit einer fließenden Bewegung den Bogen.
“Ich bin dein Mittel, Herr, und ich diene deinem Zweck”, murmelte sie leise noch während die Hand zum ankern an ihre Wange glitt, und der Pfeil sich mit einem leisen Surren von der Sehen löste, um sich am Ende im Kopf der Puppe zu versenken. Eben an jener Stelle wo das Auge mit einem grotesk wirkenden, schwarzem X aufgemalt worden war.



Sie alle waren Mittel zum Zweck in der Hand der Götter. Sie alle wurden von ihrem Glauben geleitet.
Aber am Ende stand es eben jedem frei zu wählen, wenn man an der Wegkreuzung stand.
Rechts oder links?


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:47, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 17 Jan 2022 23:22    Titel:
Antworten mit Zitat

Ihr Atem wurde in kleinen Wölkchen beim Ausatmen in der eiskalten Morgenluft sichtbar. Es war wieder ein wenig Schnee gefallen und knirschte leise bei jedem ihrer Schritte. Sie war noch ziemlich müde, die Nächte waren nicht besser, aber immerhin war der Muskelkater abgeflaut und auch die Schmerzen von dem Bluterguss der letzten Jagd waren kaum mehr zu spüren.
Sie begann in einen leichten Trab zu fallen und drehte ihre ersten Runden bis sie soweit warm war, dass sie nach ihrem Bogen greifen konnte.
Die Luft war klar an diesem Morgen, kein Wind zu spüren und damit perfekte Voraussetzungen.
Sie hob den linken Arm und vollkommen wie von selbst, nahm sie die richtige Stellung ein.
Und musste schmunzeln.
Die richtige Stellung.




<<Gähnend marschierte sie durch das feuchte Gras bis zur Lichtung. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und sie wäre lieber noch einen Moment am warmen Feuer sitzen geblieben. Die Nächte waren für die ersten Frühlingstage noch verdammt kalt, der Winter verabschiedete sich nur langsam und bald würden sie ihr Winterlager verlassen. Und eben jene Kälte musste man am Morgen erst aus den Knochen vertreiben. Es war gemütlich gewesen am Feuer. Bis zu jenem Moment wo Fergus sie leicht gereizt aufgescheucht hatte, weil Janosch sie bereits erwartete.
Allerdings lehnte er noch ziemlich entspannt an einem Baumstamm und zündete sich eben seine Pfeife an.
“Lauf. Mindestens drei Runden. Los.”, kam es dann nur und sie konnte sehen wie sein Mundwinkel sich hob. Seufzend lief sie also los und als sie wieder vor ihm stand, war ihr tatsächlich warm. Ziemlich warm. Außerdem war sie ein wenig außer Atem.
“Bringt nichts wenn du eiskalt loslegt und dich verletzt. Na dann los. Aufstellung, aye?”, kam nur die weitere Anweisung während er sie beobachtete.
Das war nun die sechste Woche.
Die sechste Woche seit ihr Fergus den Bogen in die Hand gedrückt hatte. Von diesem Tag an, hatte sie jeden Tag geübt. Meist war es Janosch der ihr gezeigt hatte, was sie tun musste, manchmal allerdings war es auch Fergus gewesen, der allerdings selbst den Bogen kaum benutzte. Sie zog eindeutig die Stunden mit Janosch vor. Er war so viel geduldiger mit ihr. Außerdem waren da noch die Abende mit Shea am Feuer. Sie konnte nicht nur verdammt gut Schnitzen, sondern stellte wunderschöne Bögen her. In den letzten Monden waren sie so viel herum gesessen, dass sie vor Langeweile umgekommen wäre, wenn sie Shea nicht bei der Arbeit zugeschaut und zur Hand gegangen wäre. Von ihr hatte sie gelernt wie ein Bogen aufgebaut war, wie die Teile benannt wurden, aber vor allem wie man ihn pflegte.
“Du wirst dir verdammt weh tun, wenn dein Zeug nicht in Ordnung ist und am Ende der Bogen bricht, der Pfeil bersten wird oder es dir die Sehne um die Ohren haut.”, hatte sie mit einem leichten Schmunzeln festgestellt und auf die kleine Narbe an ihrer Wange gezeigt.
“Kann glimpflich ausgehen, oder richtig scheiße.”
Von diesem Moment an war es ihr zur Routine geworden den Bogen mit in ihren Tagesablauf zu integrieren. Genauso wie die Stunden mit Janosch.
Er hatte sie tagelang nicht schießen lassen, was sie wahnsinnig machte. Jedes Mal wenn sie nicht so stand wie er es für richtig hielt, spürte sie einen sanften Hieb von seinem Bogen am Schienbein, der Wade, Oberschenkel oder am Arm. Stand, Zug, Ziel. Wenn die Bewegungen nicht stimmen, wird es nie was.
Immer und immer wieder.
An einem der Abende war sie ziemlich frustriert am Feuer gesessen als sie spürte, wie Janosch sich neben ihr niederließ.
“Was hast du denn gedacht wie das laufen wird, Jyns?”, hörte sie nur seine gedämpfte Stimme und ohne ihn anzuschauen wusste sie, dass er ein Grinsen auf den Lippen und seine Pfeife im Mundwinkel hatte.
“Keine Ahnung? Dass ich mal einen Pfeil abschieße?! Das hatte ich schon vermutet.”, war nur ihre eher trockene Entgegnung und sie ärgerte sich ein wenig, dass man ihre Frustration so gut heraus hören konnte. Sie wollte endlich schießen!
“Mädchen, wenn du den Scheiß lernen willst macht es keinen Sinn mittendrin loszulegen und am Ende zu korrigieren. Ich geb dir Bogen und Pfeil in die Hand und du triffst wahrscheinlich sogar die Scheibe. Aber du willst nicht diese verfluchte Scheibe einfach nur treffen, sondern du willst ins Schwarze treffen! Und das nicht nur einmal und nicht nur hier auf der Lichtung.”, seine Stimme hatte deutlich an Ernst gewonnen, als er mit ihr sprach und sie sah wie er in die Runde nickte, die Runde derer, die ebenso am Feuer saßen, sich unterhielten und gemeinsam etwas tranken. Und dabei so etwas wie ihre Familie geworden waren.
“Wir verlassen uns aufeinander. Geht nicht anders. Und irgendwann verlassen sie sich auf dich, dass du im richtigen Moment triffst und zwar nicht nur, wenn du entspannt auf der Lichtung stehst, sondern auch wenn du auf nem schmalen Sims hockst, oder wenn du mitten durch den Wald rennst und die halbe Armee hinter dir her ist. Wenn deine Bewegungen einmal sitzen, egal wo, wann und wie….dann hast du es geschafft.”
Sie atmete leise durch. Natürlich hatte er recht, aber so wirklich hören wollte sie es eben doch nicht in jenem Moment.>>




Der Senator hatte sehr ähnlich gesprochen und den Bogen als ihr wichtigstes Hab und Gut bezeichnet. Jedes Mal wenn sich ihre Finger um das Holz legten, empfand sie das ähnlich. Es war als würde ihr Körper und ihr Geist durchatmen, wenn sie die Sehne spannte. In jenem Moment wusste sie, dass sie in ihrem Element war.
Janosch hatte es damals nicht so benannt, aber all das, was sie gelernt hatte, war der Weg hin Disziplin zu erlernen.
Dennoch blieb sie immer eine intuitive Schützin und umso schwerer fiel es ihr an jenem Abend, den Befehlen des Senators zu folgen und in der Position zu verharren.
Ausdauer, Kraft, Beherrschung der Bewegung und des Körpers.
Runde um Runde waren sie gerannt, stehen geblieben, Stellung eingenommen und hatten den Bogen gespannt gehalten. Nach der zweiten Runde und den Liegestützen spürte sie bereits, dass ihre Arme schwerer wurden. Sie war das lange ankern nicht gewohnt, sondern eher darauf eingespielt direkt zu zielen und zu schießen.
“Ich will wohl hoffen, dass ihr in der Lage seid den Bogen länger zu spannen als meine Großmutter!”, hörte sie noch die lauten Worte des Senators, als sie schon spürte, wie sie krampfhaft das Grinsen unterdrücken musste.
“Standfuß wechseln!”, der nächste Befehle überraschte sie einen Moment, sie zögerte, der Blick huschte zu dem Rashar neben sich und sie konnte sehen, dass auch er im ersten Augenblick verwirrt war.
Nach einem Wimpernschlag des Zögerns drehte sie sich in einer fließenden Bewegung und wechselte den Bogen. Es fühlte sich zwar ungewohnt an, ihn in der linken Hand zu halten, aber vollkommen fremd war es ihr nicht.
Jetzt war wohl einer der wenigen Momente, in denen es sich bezahlt machte, dass sie so lange Zeit gezwungen gewesen war ihre rechte Hand zu nutzen.



<<”Hör auf zu heulen, Göre.”, kam es nur noch genervt als sie einen Schubs bekam und wieder einmal auf dem dreckigen Boden im Keller landete. Sie zitterte deutlich und unterdrückte ein weiteres Schluchzen, dass tief und beinahe unaufhaltbar in ihrer Kehle emporstieg. Das linke Handgelenk umklammert wagte sie es kaum auf die Hand selbst hinab zu sehen. Es schmerzte wie die Hölle und sie versuchte erst gar nicht einen ihrer Finger zu bewegen. Und nur wegen einem verfluchten Becher! Derweil war er sogar aus Zinn und nicht einmal gebrochen. Dumm nur, dass sich die Flüssigkeit auf den Rock der Vorsteherin ergossen hatte, als er durch die Luft segelte. Ja, ihr waren ab und an Dinge im Weg. Sie agierte anders, griff mit der falschen Hand zu, arbeitete in die andere Richtung. Aber der Becher hätte wirklich jedem herunterfallen können. Egal ob mit der rechten, oder der linken Hand. Der Schlag mit der Pfanne kam unerwartet und zum Glück nicht mit voller Wucht, es genügte aber, dass ihr kurz die Luft weggeblieben war. Das Gebrüll der Vorsteherin war im ganzen Armenhaus zu hören gewesen und sie hatte nur noch aus den Augenwinkeln wahrgenommen, wie Mert mit vor Wut verzerrtem Blick in der Tür aufgetaucht war. Dann waren ihr die Tränen in die Augen geschossen.
Immerhin würde sie nun für einige Zeit gar keine Wahl haben, als wieder einmal die rechte Hand zu benutzen. Dass sie aber grundsätzlich in ihrer Arbeit eingeschränkt sein würde, soweit dachte die Vorsteherin selten, wenn sie die Hand oder anderes erhob.
Nach einem tiefen Atemzug zerrte sie ein sauberes Tuch aus ihrer Tasche und mit zusammengebissenen Zähnen band sie es sich um die verletzte Hand. Die angeblich falsche Hand, die in ihren Augen aber die einzig richtige war.
Dann lehnte sie den Kopf an die kalte Mauer und wartete ab. Wartete, bis sich irgendwann die Tür wieder öffnen wurde.>>







Kurz schüttelte sie ihre linke Hand aus, als die Erinnerungen an damals sie einholten. Der Senator hatte recht, manchmal würde es sinnvoll sein einen anderen Winkel zu wählen. Selbst wenn sie niemals mit der rechten Hand das gleiche Ergebnis erzielen würde, wie mit ihrer starken, so würde sie jene immerhin in ihre Schussübungen mit einbauen.
Sie holte noch einmal tief Luft und blickt zu den Scheiben, als sie dann auch schon nach dem nächsten Pfeil im Köcher griff.


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:48, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 22 Jan 2022 21:25    Titel:
Antworten mit Zitat

Zwischen ihren Augen hatte sich die kleine Falte gebildet, die meisten erschien, wenn sie sich konzentriert einer Aufgabe widmete. Ihre Finger glitten noch einmal über die Taschen, die Lippen bewegten sich lautlos.

Es hatte einiges an Zeit gebraucht, diese Übung für die Garde vorzubereiten. Aber am Ende war es lediglich die Generalprobe gewesen um zu sehen, ob es überhaupt funktionierte. Nun konnte sie sich an die Arbeit machen für die große Übung, an der jeder Bürger teilhaben konnte und die irgendwann im Frühjahr beginnen würde.

Zufrieden schloss sie den Deckel der Kiste und streckte ihre Schultern mit einem leisen Stöhnen durch. Die letzten Tage hatten sie mitgenommen, aber sie hatte sich vorgenommen sich zusammen zu reissen. Was brachte es auch schon?
Langsam stemmte sie sich hoch und verließ wenig später die Kommandantur.


Sie benötigte dringend ein wenig Ablenkung und ihre Gedanken schweiften bereits ab, als sie die Schatzsuche zu planen begann.
Zumindest bis zu jenem Moment, als sie etwas spürte, kurz bevor sie den Schatten vor der Heilerstube wahrnahm.
Er lehnte in dem Spalt zwischen der Tür und dem Bogen und als das breite Lächeln aus seinen viel zu symmetrischen Zügen sie traf, musste sie kurz Schmunzeln.

Bruder Ars.

Langsam gewöhnte sie sich immerhin an seinen Anblick.
Ein wenig verwundert allerdings war sie, als er sie aufforderte direkt ihre Ausrüstung zu holen und ihm zu folgen.
Sie hatten das Thema nur kurz angeschnitten, die Herausforderung, die es mit sich brachte wenn man den perfekten Schuss absetzen wollte, der Widerstand gegen jede Art von Ablenkungen.
Aber sie hatte nicht unbedingt damit gerechnet, dass er sich daran erinnern, geschweige denn auf einmal vor ihr stehen würde, um eben genau jenen Gefallen, um den sie ihn gebeten hatte, auch einzulösen.
Während sie ihm in den Wald folgte, hatte sie ihn eine Weile verstohlen gemustert. Etwas war anders an ihm. Nicht, dass nicht schon immer dieses Dunkle an ihm gehaftet hatte, aber jetzt war es beinahe greifbar und die schwarzen Adern, welche sich über seine Hände und den Hals zogen, verstärkten den Eindruck deutlich.

Sie folgte ihm dennoch.

Der Schnee knirschte leicht unter ihren Füßen als sie durch die Dämmerung wanderten. Wenig später hielten sie inne, als der schwere Schatten eines Bärens sich nicht weit von ihnen entfernt bewegte.
Das Ziel war gefunden.
Ein Schuss unter Extrembedingungen.



“Jedoch muss ich vielleicht vorher eine Warnung aussprechen. Das was ich mir ersonnen habe wird euch nicht gefallen. Und es wird euch vielleicht verstören. Ich möchte jedoch hiermit bei meiner Ehre als Diener des Raben anführen, dass ich euch kein Haar krümmen werde, noch werde ich etwas tun was euch, hm, wirklich schadet.”


Sie nickte nur als Erwiderung. Seltsamerweise machte sie sich in der Hinsicht keine Sorgen. Was sie bisher in seiner Gegenwart erlebt hatte, war zum Teil grauenhaft gewesen. widerlich und ja, auch verstörend. Aber sie hatte es dennoch überlebt.



“Dann sagt ihr zu das alles was heute und hier geschehen wird zu eurer vollen Zustimmung geschieht bei eurer Ehre als Dienerin des alatarischen Reiches, im Namen Alatars und eurer selbst?”


Beinahe hätte sie geschmunzelt, als sie ihm auch dies zu sagte. Dann verstummten sie wieder und ihr Blick richtete sich wieder gen Wald. Sie konzentrierte sich lediglich auf das was ihr nun bevor stand, bewegte sich in Richtung des Schattens den Bogen noch gesenkt.
Dann geschah es eher in einer fließenden Bewegung, dass sie Stellung nahm, den Bogen anhob während ihre Augen noch dem Tier folgten. Sie hörte dennoch seine Schritte, das leise Summen. Und als auf einmal diese leichte Kribbeln auf ihrem Kopf zu spüren war, hielt sie kurz inne, ankerte bewegungslos und begann ruhig aus dem Bauch heraus weiter zu atmen.



<Der Bär. Wie groß er ist. Er könnte mich zerreissen wenn ich ihn nicht treffe.>


Für einen Moment weiteten sich ihre Augen ein wenig, als die Stimme leise durch ihren Kopf hallte und wenig später bewegten sich ihre Augen zur Seite, als ein Geräusch sich erst von rechts und dann von links auf sie zubewegte. Doch dann richtete sie ihren Fokus wieder nach vorne, ließ den Pfeil von der Sehne und legte aber sofort einen Neuen an.


“Ein guter Schuss. Aber ihr habt gezögert.”
“Ich habe selten Stimmen in meinem Kopf.”,
hatte sie nur leise erwidert.
“Ihr werdet verrückt?”


Sie gab sich Mühe nicht zu schmunzeln, denn sie hatte keine Zweifel, dass er der Ursprung der Stimme in ihrem Kopf war. Beim nächsten Schuss war sie vorbereitet, sie verließ sich wieder auf ihr Gefühl. Noch bevor sie den Bogen anhob, suchten ihre Augen bereits nach dem Ziel nur um dann in einer fließenden Bewegung den Pfeil anzulegen und die Sehne zu spannen, während ihre Augen und die Pfeilspitze dem Tier folgten. Dann löste sich der Schuss bereits.


<DU WIRST VERSAGEN! DU BIST NICHTS UND DU WIRST VERNICHTET WERDEN.>


Der Schuss hatte sich zum Glück bereits gelöst, doch ruckte bei dem Gebrüll in ihrem Kopf vor Schreck ihr Arm nach oben und sie versaute die saubere Linie. Für einen Augenblick spürte sie deutlich wie ihr Herz gegen ihre Brust hämmerte.


<DU BIST SCHWACH UND UNWÜRDIG! DER TOD IST DAS EINZIGE WAS DICH ERWARTET!>


Noch während sie versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen, legte sie den nächsten Pfeil an und schoss erneut, die Stimme nach dem ersten Schreck ignorierend.
Je mehr er versuchte sie mit der Stimme abzulenken, desto besser kam sie damit sie zurecht sie einfach hinzunehmen.
Die nächsten Schüsse waren wieder kaum beeinflusst, als sie beinahe zu einem leise, bedrohlichem Singsang wurden.



<Ich..... werde.... dich.... kriegen....Ich.... bin.... hinter dir.....>


“Ich habe keine Angst.”, murmelte sie noch leise vor sich hin als sie bereits das nächste Ziel in Augenschein nahm.
Doch dann spürte sie es wieder und dieses Mal war es nicht mehr nur eine Warnung, sondern es war das eiskalte Grauen, dass ihre Nackenhaare aufstellen ließ, während sich ein Schatten hinter ihr auftürmte. Ein Gefühl, das sie nicht zum ersten Mal hatte.
Mit einem Ruck fuhrt sie herum den Bogen erhoben und ihre Augen weiteten sich bei dem grauenvollen Anblick, der sich ihr kurz bot.







Sofort wich sie zurück, den Bogen aber weiterhin erhoben als die Gestalt auf sie zu schnellte. Für einige Momente war es so, als wäre ihr schlimmster Albtraum wahr geworden, bis nach einem leisen Knacken auf einmal wieder Bruder Ars vor ihr stand.


“Ihr habt mich verfehlt.”, stellte er recht ruhig und sachlich fest.

Und auch wenn sie sicher leichenblass um die Nase war, ihre Hände blieben ruhig während der Pfeil sich auf sein Gesicht richtete und sie leise erwiderte:
“Aber ich würde euch jetzt nicht verfehlen. Augen. Nase. In einem bestimmten Winkel. Oder euer Herz, wenn ihr denn eines habt.”

In diesem Augenblick hatte er die Zähne gefletscht und begann breit zu Grinsen.




Als sie an diesem Abend irgendwann ihr Bett aufsuchte, war sie erledigt. Nicht nur dass ihr die letzten Tage, die gesamte Situation, in den Knochen saß, sondern nun auch dieser Abend, so erfolgreich und lehrreich er gewesen war.
Sie hatte bereits ihre Rüstung abgelegt und war eine Weile im warmen Wasser der Badewanne verschwunden gewesen, bevor sie schnell nach oben gehuscht war.
Das Handtuch legte sie beiseite als ihr Blick zur Seite fiel. Gedankenverloren nahm sie ihren Bogen zur Hand. Sie strich mit den Fingern kurz über das Holz. Er hatte gesagt, dass sie gut war. Und dass sie exzellent werden würde, so wie sie es sich als Ziel gesetzt hatte. Seufzend ließ sie sich auf das Bett sinken und rieb sich mit gespreizten Fingern übers Gesicht. Vielleicht war es einfach das Gefühl der weichen Decken, die Trägheit von dem Bad, die Tatsache, dass sie durch und durch erschöpft war, aber in jenem Moment fielen ihr die Augen zu.

Sie träumte meistens nicht gerne. Einfach weil ihre Träume selten gut, sondern eher nichts anderes als wirre Erinnerungen an die Vergangenheit waren, die sie im Schlaf heimsuchten.

<<DU WIRST VERSAGEN! DU BIST NICHTS UND DU WIRST VERNICHTET WERDEN. HÖR AUF DICH ZU WEHREN!>

Mit einem Ruck war sie auf den Beinen und hatte wie aus Reflex nach ihrem Bogen gegriffen.







Ihr Atem ging keuchen und das Herz hämmerte beinahe schmerzhaft. Sie spürte jeden Muskeln im Körper als ihre Augen einen dunklen Fleck in der Ecke des Zimmers fixierten. Es war nicht die Stimme von Bruder Ars gewesen, der dunkle Schatten, der sie in ihrem Traum heimgesucht hatte, war ein anderer, genauso wie die Stimme, die sie so lange nicht mehr vernommen hatte.
Hastig hob und senkte sich ihre Brust unter weiteren Atemzügen und schien sich nur langsam zu beruhigen. Sie hatte sich daran gewöhnt, die Stimme nicht mehr zu hören.

Warum war sie nun zurück?


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:53, insgesamt 3-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 02 Feb 2022 17:29    Titel:
Antworten mit Zitat

<Ich..... werde.... dich.... kriegen....Ich.... bin.... hinter dir.....>


Der leise Singsang war auf einen Schlag verstummt, als mit einem Knirschen der Pfeil in ihrer Hand brach. Ein leises Fluchen in der Stille des Morgens, dann griff sie nach dem Nächsten und legte an.
Langsam aber sicher machte sich der Schlafmangel wohl doch bemerkbar. Und mit den Träumen waren auch die Erinnerungen an diese eine Nacht zurückgekommen.
Ohne es zu wissen, hatte Bruder Ars einen Satz benutzt, dessen Wortlaut sie schon einmal beinahe genauso vernommen hatte. Worte, die sie verdrängt hatte, wie die Taten die damals jenen gefolgt waren.
Hier und jetzt, an diesem Abend im Wald, war es nur eine andere Stimme gewesen, mit einem vollkommen anderem Ziel, die ihr nichts Böses wollte.
Doch in der folgenden Nacht war die Erinnerung, welche sie so gut und tief verschlossen hatte, eingemauert und verborgen hinter der Fassade eines fröhlichen Lachens und blitzenden Augen, an die Oberfläche gelangt.




<Ich..... werde.... dich.... kriegen....Ich.... bin.... hinter dir.....>







Seitdem verfolgte sie die Stimme in ihre Träume, riss sie aus ihrer seit einem Jahreslauf gewonnenen neuen Sicherheit und ließ sie mit Gefühlen zwischen aufkeimender Panik und Wut zurück wenn der Morgen graute.

Sie blieb einen Moment regungslos vor den Zielscheiben stehen, den Bogen noch in der Hand und starrte nach vorne während ihre Brust sich eher hastig hob und senkte.
Dann schlossen sich ihre Augen kurz und sie atmete durch, versuchte ihren Fokus noch einmal zu finden und hob die Bogenhand erneut an. Dann schoss sie.

Als sie an diesem Abend auf dem Weg nach Grenzwarth war, merkte sie selbst, dass ihr der Tag in den Gliedern hing, auf ihrer Seele lastete und ihre Miene zu drücken begann. Aber am Ende war es die Aussicht auf Thyra und ihr Lächeln und Lennarts ruhige Art, die sie doch wieder ein wenig unbeschwerter durch den Schnee wandern ließ.
Und schon als sie das Haus der beiden betrat, spürte sie, wie sie entspannte.
Es war wie bereits vorher Thyras Zuhause und auch das von Lennart einfach gemütlich und lud dazu ein, alles was einem vielleicht gerade das Leben erschwerte, einfach einmal vor der Tür zu lassen.
Sie nahm an diesem Abend einiges mit und irgendwann kam das Gespräch auf den Nahkampf. Bereits seit Wochen war sie in den Höhlen unterwegs und auch wenn der Fortschritt deutlich zu sehen und auch zu spüren war, genügte es ihr nicht mehr, was sie mit dem Stoßdolch anrichten konnte.
Als sie an diesem Abend das Haus der beiden verließ, hatte sie eine neue Waffe in der Hand um sie auszuprobieren und sie musste Lennart zustimmen, es war deutlich mehr Wucht hinter der Kriegsgabel als hinter dem Stoßdolch, den sie sonst nutzte.
Es gab nur ein kleines Problem.
Sie war sperrig.
Wahrscheinlich würde sie, wenn sie in der Höhle unterwegs war irgendwie damit zurecht kommen. Aber am Ende musste sie möglichst schnell von der Waffe zum Bogen und zurück wechseln. Sie musste sich frei bewegen können, wollte ohne größere Einschränkungen auf einen Baum oder über eine Mauer klettern können, auf dem Boden kriechen, durch enge Spalten in Wänden kriechen und dabei nicht zu sehr eingeschränkt werden.
Es war eher ein Zufall, dass sie an diesem Abend beim Suchen in der Truhe das Metall in den Falten des Stoffes, mit dem sie ausgelegt worden war, schimmern sah. Sie griff nach dem Kurzspeer und zog ihn langsam heraus und ihn nachdenklich betrachtete.



<<Die Falte des Zeltes fiel ihm in den Rücken als er es verließ und sich auf den Weg zum Feuer machte. Sie hatten es dieses Mal in der Nähe des verlassenen Tempels aufgestellt und die Gerüchte, dass es hier spukte, sorgten für eine Ruhe, die sie doch sehr genossen. Allerdings hatte sich damit auch eine gewisse Entspannung eingestellt. Er hörte ihr Lachen bereits bevor sie ihn sein Sichtfeld geriet. Wieder einmal spielte sie mit dem Dolch herum, während sie sich unterhielt, die Klinge blitzte ab und an im Sonnenlicht auf, wenn sie durch die Luft flog.
Sie wirkte entspannt und er musste zugeben, ihm gefiel der Anblick. Er mochte es wenn sie lachte, mochte es wie ihre Augen funkelten und konnte nicht genug kriegen, wie sie mit dieser typischen Bewegung die Haare aus ihrer Stirn strich.
“Jyn! Kampfübung!”, rief er ihr nur entgegen und ging bereits los ohne groß ihre Reaktion abzuwarten, die Schritte zügig.
Dass sie ihm folgte, daran hatte er keine Zweifel und ebenso wenig überrascht es ihn, dass sein Angriff, als er auf dem Absatz kehrt machte, nicht etwa unbeantwortet blieb. Sie zog sofort ihre Waffe, wie er zufrieden feststellte. Allerdings trug sie nun einmal nur ihren Dolch und hatte keine Chance gegen ihn, egal wie schnell und wendig sie sein sollte. Dass sie das ärgerte, konnte er ihr ansehen, aber sie biss sich immerhin durch.

Als sie am Abend am Feuer saß war es komischerweise Janosch, der auf einmal neben ihr auftauchte und ihr den Speer in die Hand drückte. Beinahe hätte sie gegrinst, als ihr klar wurde, dass Fergus ihn wieder einmal vorgeschickt hatte. Egal ob er nun keine Zeit hatte oder sich einfach nicht mit ihr auseinandersetzen wollte. Das würde sie noch ausnutzen.
“Was soll ich damit?”, ihre Stimme klang ein wenig müde, vielleicht sogar gereizt.
Janosch zuckte nur leicht mit den Schultern. “Fergus ist der Meinung du solltest ihn benutzen. Im Gegensatz zu nem Schwert kannst du das Ding wenigstens auch anständig werfen.” Mit einem leisen Seufzen strich sie sich die Haare zurück und atmete tief durch. Die Übungen mit Fergus waren anstrengend und er schaffte es immer wieder sie mit seinem leichten Grinsen in den Wahnsinn zu treiben. Und ja, er hatte ihr bereits angekündigt, dass er sie mit anderen Waffen sehen wollte. Das Problem war nur: Sie wollte das eben nicht.
Sie wollte erst gar nicht so nahe herankommen, dass sie eine Waffe benutzen musste sondern ihren verfluchten Bogen in die Hand nehmen. Wenn sich ihre Finger um das Holz legten, fühlte es sich richtig an.
Mit einem Seufzen nahm sie den Speer, aber nur um ihn neben sich abzulegen. Für den Rest des Abends lag er neben ihr. Unbeachtet.

Ein paar Tage später begann es schon zu dämmern, als er sich auf die Suche nach ihr machte. So ganz wollte er es sich noch nicht eingestehen, dass er schon eine Weile nach ihr Ausschau gehalten hatte. Seit einigen Tagen war sie für Stunden verschwunden und er hatte keine Zweifel, dass er genau wusste wo sie war.
Als er bei den Ruinen ankam, hielt er ein wenig verdutzt inne.
Sie stand einfach nur da, regungslos auf den Stufen, mitten in der blauen Stunde der Abenddämmerung. Ihre Haare, die sie sich aus dem Gesicht gebunden hatte, wurden vom Wind ein wenig zerzaust. Ihre Haut glänzte leicht, scheinbar war sie schon eine ganze Weile in Bewegung und kam gerade zur Ruhe, denn er konnte an dem stetigen Heben ihrer Brust erkennen, dass sie nicht mehr außer Atem war.
Sie hatte ihren Bogen auf dem Rücken, den Pfeil locker in der Hand.
Mit geschlossenen Augen hatte sie ihr Gesicht dem Himmel entgegen gereckt und ihre ganze Miene wirkte einfach nur entspannt und zufrieden. Er hatte sie noch niemals so gesehen.>>








Als ihr Schicksal sie nach Gerimor gebracht hatte, war sie in der Stadt unterwegs gewesen und hatte ihren Speer nicht dabei gehabt. So war sie ohne ihn hier angekommen und hatte auch nicht weiter darüber nachgedacht. Es gab ein paar wenige Dinge aus ihrem alten Leben, über die sie nicht mehr nachdenken wollte, weil der Verlust ihr schwer fiel.
Sie neigte dazu, gewisse Dinge lieber zu vergraben, als sich zu sehr damit zu beschäftigen.
Vorsichtig nahm sie den Speer heraus. Sie wusste nicht einmal mehr, woher sie ihn hatte. Aber vielleicht war es an der Zeit ihn wieder bei sich zu haben, wenn sie unterwegs war. Als sie sich aufrichtete legte sie ihn auf dem Tisch ab.
Manchmal musste man zurück zu altbewährtem. Danach konnte sie immer noch sehen, wohin ihr weg sie führen würde.




Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:55, insgesamt 3-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2022 20:02    Titel:
Antworten mit Zitat

Die Hände in die Hüfte gestemmt, stand sie vor dem Tisch und ließ ihren Blick über die Tasche gleiten. Sie liebte diese Tasche. Larena hatte sie damals für alle Frauen angefertigt, die an diesem Abend dabei waren und durch das behandelte Leder war sie nicht nur deutlich stabiler als ein Lederbeutel, sondern besaß auch noch einen guten Schutz vor Wasser.
Die Frage war nur was sie einpacken sollte.
In dem Augenblick als sie die Nachricht von Aresh in der Hand gehalten hatte, wusste sie bereits, dass es sich nicht einfach nur um irgendeine Übung handeln würde. Das hier war die Aufgabe, eine der letzten Aufgaben die noch offen stand.
Das Aussetzen in der Wildnis.
Als sie damals den Punkt gelesen hatte, hätte sie am liebsten aufgelacht.
Aussetzen in der Wildnis.
Sie hatte ihr halbes Leben in der Wildnis verbracht, einen weiteren Teil auf der Straße und am Ende war sie hier mitten im tiefsten Winter, ohne anständige Kleidung, Gold, eine Waffe oder sonst etwas gelandet.
Sie hatte überlebt und auch ein Aussetzen in der Wildnis hier, würde sie ohne sonderlich große Probleme überleben.

Nach einer Weile reiflicher Überlegung, wanderte neben dem Proviant auch noch einiges anderes auf den Tisch. Natürlich ihr Dolch, der Gürtel mit ihren Tränken, einige frische Bandagen und ein wenig der Heilsalbe, die sie in einen kleinen Tiegel umgefüllt hatte, so dass es wenigstens für zwei Anwendungen reichen würde.
Auch ein Dietrich, sowie eine Schnur und etwas Bienenwachs durften nicht fehlen.
Sie legte den Kopf etwas schief und betrachtete die wenigen Dinge. An sich hätte sie einiges davon entbehren können, aber sie wollte es nicht unbedingt. Ein weiterer Dolch wanderte also direkt in ihren Stiefel, ein Stück dünnes Seil fand Platz an ihrem Köcher indem sie es schon beinahe künstlerisch anmutend in Schlingen befestigte, als würde es zur Verzierung gehören.
Am Ende war es wirklich leichtes Gepäck.
Unter ihrer Rüstung trug sie noch zusätzliche Kleidung, soweit das Leder es eben zu ließ und darüber streifte sie sich noch den Mantel.
Es konnte losgehen.
Sie nahm noch einen kleinen Umweg und prüfte direkt beim Laufen ob ihr etwas im Weg war. Die Sonne blinzelte gerade noch so zwischen den Bäumen hindurch und für einen Moment blieb sie stehen und hielt das Gesicht in die Wärme.







Nur kurz genosse sie das Gefühl bevor sie tief durchatmete und weiter ging. Es wurde langsam Zeit.

“Überpünktlich! Sehr schön! Ihr könnt es wohl nicht abwarten, hm?”, Aresh Stimme kam vom Turm. Sie musste nicht mal hochsehe um zu wissen wo er stand und vor allem nicht welchen Gesichtsausdruck er hatte.

“Ich habe von meinem Leutnant gelernt, dass man in der Garde immer pünktlich ist. Denke das gilt auch für einen angehenden Scharfschützen.”

Wenig später stand er vor ihr und wie sie es erwartet hatte, begann er sie zu mustern und ihre Tasche zu überprüfen. Sie hätte beinahe gegrinst. Zum Glück hatte sie vorsorglich das ein oder andere ein wenig besser versteckt. Er durfte nur keinen Blick in ihre Stiefel und den Bogenköcher werfen.
Aber genauso wusste sie, dass die Würste in ihrem Proviant seine volle Aufmerksamkeit bekommen würden.
Sie kannte ihn eben.
Gut.
Und auch wenn sie es niemals wagte es auszusprechen, für sie war er einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden. Der etwas andere große Bruder, der ihr manchmal unheimlich auf die Nerven ging, der aber immer da war, sie antrieb, motivierte, aber auch auf den Boden zurückholte. Den sie manchmal ohne Ende necken konnte, aber bei dem sie auch wusste, sogar sehr genau, wo die Grenzen waren.
Und wenn es etwas gab mit dem man Aresh ablenken konnte, war es Fleisch.
In jeder Form.
Sie setzte also ein recht bestürztes Gesicht auf, als er anfing ihre Würste auf zu futtern und hoffte einfach, dass er damit zufrieden sein würde. Dass er ihr noch beinahe alle ihre Pfeile abnahm, traf sie deutlich mehr.

Am Ende folgte sie ihm mit verbundenen Augen durch den Schnee. Seine Hand führte sie mit festem Griff. Sie lauschte den Weg über auf ihre Umgebung und als er ihr irgendwann die Augenbinde abnahm, blinzelte sie kurz in die Dunkelheit.
Um sie herum waren Bäume. Einer wie der andere und auf den ersten Blick hatte sie absolut keine Ahnung wo sie sich gerade befand. Da sie aber den Sumpf durchquert hatten, was am Geruch unschwer zu erkennen gewesen war, vermutete sie, dass sie sicher bereits irgendwo im Osten saß.
Als Aresh zwischen den Bäumen verschwand, blickte sie ihm nur kurz nach bevor sie begann sich zu orientieren, ging ein paar Schritte und sah sich um.

Zwischen den Bäumen gab es nicht mehr viel Tageslicht, geschweige denn dass die Sonne noch schien, also musste sie sich auf andere Zeichen verlassen. Sie war gerade dabei herauszufinden in welcher Richtung der Westen lag, um dann genau den entgegengesetzten Weg einzuschlagen, doch gerade als sie die Hand auf einen Baumstamm legte und darüber strich, lenkte sie ein Geräusch ab. Ohne zu Zögern zog sie ihren Bogen und ihre ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf das Jaulen und das darauffolgende Knacken und Krachen.

Egal was da auf sie zukam, es war verdammt groß.

Zuerst allerdings war da nur ein schwarzes, kleines Fellbündel, dass panisch jaulend durch den Schnee hetzte. Das Wolfsjunge war sicher nur ein paar Monde alt und hatte keine Chance dem Oger zu entkommen, der sich an seine Fersen geheftet hatte. Die Blutspur, die er hinter sich herzog, war sogar in der Dämmerung deutlich zu erkennen.

Kein Zögern.
Anlegen, ankern, loslassen.

Das leise Sirren ging durch das Gebrüll des Ogers unter und noch während das Vieh vor Schmerzen los brüllte, hatte sie bereits den nächsten Pfeil angelegt. Aus den Augenwinkeln verfolgte sie kurz den schwarzen Schatten bevor sie erneut schoss.
Sie konnte gerade noch so ein leises Fluchen unterdrücken als das Vieh sich auf einmal ruckartig bewegte und sie ihn nur striff. Für einen Moment drehte sich ihr Kopf, der Blick huschte über den dunklen Schatten hinter ihr im Schnee wo der kleine Wolf Schutz gesucht hatte. Sie musste sich schnell entscheiden, denn der Oger, nun wütend und durch die Schmerzen wie von Sinnen, würde sicher nicht zögern und sich auf sie stürzen. Wenn sie zurückwich, würde er den kleinen Wolf zertrampeln, wich sie zur Seite aus und suchte Schutz, bestand die Gefahr, dass seine Aufmerksamkeit sich wieder auf den Wolf richtet.
Sie löste noch einen Pfeil, verfolgte zwar mit den Augen noch seine Fluglinie um zu überprüfen, ob sie wirklich das gewünschte Ziel getroffen hatte, gleichzeitig aber wechselte sie mit einer schnellen Bewegung zu ihrem Speer, umgriff die Waffe fest und machte sich auf den Angriff des Ogers gefasst.

Der Anblick des Pfeils, der aus seiner Augenhöhle ragte und ihn nun doch deutlich bremste, hätte sie wahrscheinlich an den Anatomieunterricht erinnert, wenn sie nicht mit ihrer Konzentration und den Gedanken vollkommen bei ihrem Gegner gewesen wäre. Sie war klein, deutlich kleiner als ihr Gegner, also musste sie von unten stoßen und sie würde dafür Schwung brauchen. Also nahm sie Anlauf, rannte dem Vieh entgegen und mit einem kräftigen Stoß rammte sie den Speer von unten her in seine Brust.
Für einen kurzen Moment, nur ein Atemzug lang war auf einmal alles irgendwie ruhig.
Ihre Augen begegneten kurz dem starren Blick des Ogers, der von oben mit nur noch einem Auge auf sie herab sah. Mit einem Ruck zog sie den Speer aus seinem Körper und wich zurück, bevor das Blut am Ende auf sie sprudelte.

Sie sah zu wie er zu Boden ging als wieder ein dunkler Schatten aus ihrem Augenwinkel ihre Aufmerksamkeit erregte. Hastig zog sie die Luft in die Lungen. Was zum Teufel war denn hier los? Nur kurz huschten ihre Augen über den Hengst, der auf einmal mitten zwischen den Bäumen stand bevor sie dem Oger zur Sicherheit den Speer noch einmal in den Nacken rammte. Dann sank sie neben dem Wolf auf die Knie. Sie versuchte ihn so wenig zu berühren wie nötig, aber eigentlich genügte ihr nur ein Blick und ihre Lippen verzogen sich unter der Maske. Den Blick auf die eisblauen Augen des Tieres gerichtet zog sie ihren Dolch, doch es war der Hengst, der sie noch einmal ablenkte.
Als sie aber sah, dass der kleine Wolf sie an blickte, zerrte sie sich kurz die Maske ein wenig herunter, bevor sie ihn dann doch mit einem kurzen Schnitt über die Kehle von seinen Qualen erlöste.
“Du hast es geschafft…”, murmelte sie noch leise als sie zusah, wie der Körper erschlaffte und das Licht aus dem Blick schwand.




<<Sie kauerte neben Janosch und lauschte auf die Geräusche in der Dämmerung. Sie war das erste Mal wirklich auf der Jagd dabei und darauf hatte sie sich tatsächlich schon eine ganze Weile gefreut, aber an diesem Abend schienen sie kein Glück zu haben. Irgendwann kroch die Kälte doch durch die Kleidung und unter die Haut. Sie bemühte sich nicht zu zittern und ruhig zu bleiben, geschweige denn mit den Zähnen zu klappern. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie Janosch Mundwinkel kurz zuckten, aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis er das Zeichen zum Aufbruch gab.
Der Rückweg war auch schweigsam, aber immerhin wurde ihr durch die Bewegung wieder warm. Auf einmal griff Janosch Hand nach ihrer Schulter noch bevor sie das Geräusch wahrnahm. Das Schreien war gruselig, aber nicht neu für sie. Ein Fuchs. Das erste Mal als sie einen gehört hatte, war noch im Armenhaus gewesen und sie hatte wirklich eine Weile gedacht, draussen würde ein kleines Kind sterben. Mert hatte sie damals belehrt und seitdem war das Geräusch ihr zwar nicht mehr neu, aber sie mochte es dennoch nicht. Es war als würde sich eine Faust um ihr Herz krallen, als würde eine Erinnerung sich langsam aus den Tiefen hervor schieben, die sie sehr sorgsam verborgen hatte. Eher langsam gingen sie weiter und nicht weit von ihnen konnte sie dann selbst die Bewegungen ausmachen. Das Tier hatte noch versucht sich weiter zu schleppen, aber war am Ende unter einem Baum zusammen gesunken. Sie starrte den Fuchs an. Er war ziemlich klein und bewegte sich kaum. Ein Raubvogel hatte ihn übel erwischt und noch während sie mit zusammenpressen Lippen das Tier betrachtete, hielt ihr Janosch sein Messer hin.
“Beeil dich.”, meinte er nur mit recht sachlicher Stimme.
Sie blinzelte und als sie sich auf den Boden kniete, spürte sie deutlich, dass ihre Hand verflucht zitterte. Sie wollten den kleinen Kerl nicht umbringen.
“Können wir ihn nicht vielleicht…”, begann sie mit etwas zittriger Stimme.
“Nein. Und du weißt das auch.”, kam es nur knapp von oben. Ja, sie wusste es wirklich, aber das machte es nicht einfacher.
“Er leidet jede Sekunde, die du zögerst.”, und dieses Mal nahm sie die leichte Warnung in seiner Stimme wahr.
Das war tatsächlich das, was sie am wenigsten wollte. Und so zögerte sie nicht.
Das Fell des Fuchses wäre ihres gewesen, aber sie wollte es nicht.
In jener Nacht hatte sie zwar nicht geweint. Nicht wegen so etwas. Aber sie war bedrückt gewesen.>>




Einen kurzen Moment blieb sie noch im Schnee hocken, säuberte ihre Waffe und atmete leise durch. War das nun ein Zeichen dafür, dass dieser Abend, diese Nacht unter einem schlechten Stern stand?

Weiter kam sie nicht in ihren Gedanken, denn der Hengst schnaubte neben ihr erneut auf und schnappte sogar nach dem Ärmel ihres Mantels. Sie hatte keine Zweifel, dass sie hier kein gewöhnliches Pferd vor sich hatte.
Er war groß, stattlicht. Sein Fell hob sich dunkel vom Schnee ab und glänzte leicht vom Schweiß, es war wohl schon eine Weile unterwegs gewesen und aus welchem Grund auch immer, wollte es sie unbedingt vom Westen fern halten.
Die Hufspuren mehrerer Reiter verrieten ihr auch nicht mehr, aber am Ende spielte es auch keine Rolle. Ihr Weg würde sie in den Osten führen und sie hatte eine Aufgabe zu erledigen. Dass der Hengst sie dafür auf den Rücken nahm, kam ihr nur gelegen.







Sie war daran gewöhnt, ohne Sattel zu reiten und der warme Körper des Tieres sorgte dafür, dass der kalte Wind der ihr entgegen wehte, einigermaßen zu ertragen war. Schneewolken stoben auf, als er sie in Richtung Osten trug und sie zog die Maske noch ein Stück höher um ihr Gesicht vor der Kälte zu schützen.
Sie genoss jede Sekunde des Rittes und für einen Augenblick war sie versucht die Arme auszubreiten und zu fliegen, kurz zu vergessen wo sie war, wohin sie unterwegs war und was für eine Aufgabe auf sie wartete.

Für einen Moment wollte sie nur diese unbeschreibliche Freiheit genießen, sie sie spürte.

Sie genoss den Weg und trotz der Dunkelheit, versuchte sie so viel wie möglich von ihrer Umgebung auszunehmen. Sie näherte sich recht zügig ihrem Ziel, der Siedlung der Thyren, die sie vorher niemals betreten war, geschweige denn, dass sie einem von ihnen begegnet war. Und wieder einmal war da diese Neugierde, der Wunsch nicht nur einen Blick auf das Volk zu werfen, sondern mehr darüber zu erfahren.

Vor ihr ragte irgendwann besagte Brücke auf und ohne zu Zögern, setzte der Hengst einen Huf vor den anderen. Sie sah allerdings schon von weitem das Tor in ihrem Blickfeld auftauchen.







Am Ende musste sie ihren Begleiter allerdings zurücklassen. Er hätte zuviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und so war sie alleine als sie sich möglichst unauffällig entlang der Siedlung bewegte um sich etwas umzusehen. Die wenigen Wachen, die sie ausmachen konnte schienen aufmerksam, aber waren doch auf die Siedlung konzentriert.
Auf dem Rückweg blieb sie eine ganze Weile auf der Brücke und immer wieder glitt ihr Blick in der Dunkelheit über die eingelassenen Runen, die sie beim ersten Mal sogar kurz berührt hatte, mit den Finger entlang gestrichen war.
Sie würde sie aufzeichnen.
Eigentlich hatte sie sich bereits auf einen langen Rückweg eingestellt, darauf die Nacht im Wald zu verbringen. Aber am Ende erschien der Hengst wieder zwischen den Bäumen und trug sie zurück nach Rahal. Sie hatte ihre Aufgabe dank ihm in einer Rekordzeit erledigt.

Als sie mitten in der Nacht von der Kommandantur zu ihrem Haus lief war es mittlerweile bitterkalt, der Himmel sternenklar. Sie hätte die Nacht draussen überlebt, das wusste sie, aber sie in ihrem warmen Bett zu verbringen war doch um einiges reizvoller. Ein wenig musste sie doch Schmunzeln bei dem Gedanken an Areshs Gesicht, wenn die Wachen ihm ausrichten würden, dass sie bereits wieder in der Nacht zurückgekehrt war.


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:57, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 21 Feb 2022 19:33    Titel:
Antworten mit Zitat

Der Schnee knirschte leicht unter ihren Stiefeln als sie Rahal verließ. Sie zog den Mantel ein wenig enger, als sie am Wegrand anhielt und ihre Augen abwarten zurück zum Tor blickten.
Irgendwann tauchte die Gestalt in der roten Robe auf und sie straffte die Schultern ein wenig.
Es war Monate her, als ihr jemand diesen Gedanken, diese Idee und irgendwo auch dieses Ziel in den Kopf gesetzt hatte. Seitdem hatte er sie nicht mehr losgelassen und die ersten Schritte war sie bereits gegangen, das Ziel vor Augen. Der größte Feind eines Schützen war die Ablenkung. Ablenkung die von allen Seiten kommen konnte. Gegen einige davon konnte sie sich schützen, an andere würde sie sich gewöhnen.

Es würde wahrscheinlich immer irgendetwas geben, mit dem man ihre Konzentration unterbrechen konnte. Aber die Möglichkeiten dazu, wollte sie so gering halten wie es nur ging.
Dafür ging sie besondere Wege, abseits von dem, was man vielleicht als normal empfinden würde.
Außergewöhnlich.
Mit den Folgen musste sie lernen umzugehen, auch mit dem, was sie nun erwarten würde.

Worauf sie nicht unbedingt vorbereitet war, waren die Worte mit denen sie vom Clericus empfangen wurde.
“Zeig mal, was du unterm Mantel trägst.”
Wenig später stand sie ohne Mantel, ohne Handschuhe und ohne Weste mitten im Winter Alatariens und krempelte auch noch ihre Ärmel hoch um die Arme mit Schnee ein zu reiben.
Der Wind zerzauste ihr ein wenig die Haare und obwohl sie in den Stiefel immerhin wenigstens dicke Socken trug und eine lange Hose, das dünne Hemd schützte kaum vor der Kälte.

Sie sollte ihm also folgen, mit verbundene Augen, auf die Geräusche im Schnee hören und es brauchte gar nicht seine warnenden Worte, sie kannte das Gefühl von Kälte, wenn sie einen nicht mehr losließ, wenn sie immer tiefer drang und von unangenehm bis zu stechend und beissend wurde.
Sie kannte das.
Sie wäre beinahe daran gestorben.
Zweimal




<<Mit einem schnellen Schritt wich sie dem Fuhrwerk aus, das mit einer ziemlichen Geschwindigkeit die Straße entlang kam. Beinahe wäre sie gestrauchelt und im Schnee gelandet, aber eben nur beinahe. Das hielt sie aber nicht davon ab dem Kutscher ein Schimpfwort hinterher zu brüllen, bei dem noch manche junge Frau wahrscheinlich rot geworden wäre.

“Den Mund mit Seife sollten sie dir auswaschen, deine Eltern!”, hörte sie nur eine keifende Stimme hinter sich.
Das hätte ihre Mutter vielleicht auch getan?
Wahrscheinlich sogar.
Aber hier auf der Straße war es vollkommen egal wie sie sprach. Man musste klar kommen und das war sicher nicht immer einfach.

Allerdings war es zu Beginn deutlich einfacher gewesen. Aber auch nur, weil sie wusste, wo sie hin musste, wo sie einen Platz finden würde. Noch dazu war es gerade mal Frühling gewesen, die Nächte zwar nicht sonderlich warm, aber immerhin nicht mehr frostig. Und sie war nicht alleine.
Im Sommer kam der Rückschlag mit ihrem Finger, aber dennoch war sie zurecht gekommen. Es hatte sogar Zeiten gegeben, als sie auf dem Rücken in der Wiese lag, einen geklauten Apfel in der Hand und in die Sonne geblinzelt hatte und einfach ziemlich zufrieden war. Trotz den Schmerzen in der Hand, trotz der Tatsache, dass sie kein richtiges Dach über dem Kopf mehr hatte. Oder eben WEIL es so war? Sie vermisste das Armenhaus nicht eine Sekunde.
Noch nicht.
Denn dann kam der Herbst, es wurde kälter und es fing langsam an deutlich unangenehmer zu werden, die Nächte zu überstehen. Allerdings hatten sie ihre Unterkunft und an diesem Abend wäre sie wahrscheinlich auch dahin zurückgekehrt. Aber am Ende kam alles anders.

Ein unbedachter Schritt, ein falscher Griff und schon hatte sie wieder einmal eine Wache am Hintern. Aber sie war flink und in den letzten Monaten hatte sie jeden Schlupfwinkel in der kleine Stadt kennen gelernt und konnte wie Quecksilber verschwinden, bevor man sie auch nur greifen konnte.
Sie huschte gerade unter einem der Tische hindurch, das Gebrüll hinter sich ignorierend, als etwas in ihrem Augenwinkel ihre Aufmerksamkeit bekam. Sie dachte einen Wimpernschlag ein bekanntes Gesicht gesehen zu haben, ein Gesicht, dass sie jeden Abend verfluchte, dass sich seit Monden nicht mehr hatte sehen lassen. Wilde dunkle Haare, markante Züge und dunkle Augen. Sie hatte aber keine Zeit noch einmal hinzusehen, oder sich umzudrehen. Stattdessen lief sie weiter und suchte am Ende Schutz in einem leeren, halb zerfallenen Haus. Mehr als einmal war sie hier gewesen, weil es sich zum einen anbot, zum anderen sprach man davon, dass es verflucht war, nachdem der Besitzer seiner Frau die Kehle aufgeschlitzt und sich danach selbst aufgehängt hatte.
Sowas verursachte Angst bei den Menschen.
Für sie bedeutete einfach nur Ruhe und Schutz.

Sie kauerte sich in einer Ecke hinter eine alten Truhe zusammen, dort wo es windgeschützt war und wartete ab.
Es war dunkel und der Wind schaffte es dennoch durch die Ritzen zu ziehen, die kalte Luft kroch unter ihrer Kleidung die Haut hinauf. Irgendwann zitterte sie ziemlich und es half einfach nichts mehr, gegen die bleierne Müdigkeit anzukommen. Eigentlich musste sie aufstehen und endlich losgehen, sich bewegen, aber in dem einen Moment, nur einem Augenblick, einem Wimpernschlag war sie zu müde.

Und sie blieb sitzen.

Selbst wenn ihr bewusst gewesen wäre, wie gefährlich und falsch diese Entscheidung war, sie hätte wahrscheinlich nicht mehr die Kraft gehabt noch anders zu handeln.
Draussen war es recht still geworden als der Schnee dichter zufallen begann und sich auch langsam den Weg durch die kaputten Schindeln des Daches bahnte.
Ihre Augen schlossen sich.







Sie war schon beinahe eingeschlafen, die Kälte vergessend uns so hörte sie die Schritte nicht, die sich näherten und auf die letzten beiden Meter schneller wurden. Auch das leise Fluchen nahm sie nicht wahr, nicht der warme Mantel der sich um sie legte und auch nicht die Tatsache, dass zwei starke Arme sie anhoben und mitnahmen.>>




Sie war an diesem Abend nicht erfroren und noch Jahre später, sie hatte den Abend schon lange verdrängt, geschah es oft im Winter, wenn es richtig kalt wurde, dass sich auf einmal die starken Arme um sie gelegt hatten und er ihr einmal mehr gesagt hatte, wie froh er war, dass er ihr an diesem Abend gefolgt war. Sie hatte damals nicht viele Worte darüber verloren, am Ende war sie vielleicht doch noch zu jung gewesen, aber später war ihr die Gefahr der damaligen Nacht durchaus bewusst geworden. Sie war Fergus dankbar, dass er sie nicht aus den Augen verloren hatte an jenem Abend, dass er ihr gefolgt war und sie mitgenommen hatte. Dieser Abend hatte ihr Schicksal bestimmt.


Das zweite Mal war nach ihrer Ankunft hier, mitten im Winter. Allerdings hatte sie in den Jahren seit damals bereits einiges gelernt, sie war Kälte gewöhnt und wusste sich zu helfen.
Auch wenn diese eine Nacht in der Hütte wirklich hart an der Grenze gewesen war.
Im letzten Jahr hatte sie aber immer ein Dach über dem Kopf gehabt, ein warmes Bett, einen Kamin der sie wärmte. Noch immer kam sie gut mit Kälte zurecht und es brachte sie durchaus immer wieder zum Schmunzeln, wenn sie zusah wie verfroren Lingor manchmal war. Aber auch sie war nun ein anderes Leben gewöhnt und vielleicht hatte sie das ein wenig weich gemacht.
Das wurde ihr schmerzlich bewusst, als sie nun mitten im Schnee stand, die Augen verbunden und erneut die Schmerzen empfand, die Kälte mit sich bringen konnte.
Lauschend auf die Geräusche um sich, das Zittern ihrer Zähne ignorierend, als sie versuchte den beiden Männern zu folgen.







Am Ende des Abends war sie sich einer Sache bewusst. Jetzt war die Zeit um sich mit der Kälte auseinanderzusetzen. In einigen Wochen würde das vorbei sein, dann würde sie es mit der Hitze versuchen, oder mit irgendetwas anderem. Aber jetzt würde sie es ausnutzen. Jeden Tag wenn notwendig.


Am nächsten Tag war es erst am Abend als sie es schaffte mit ihren Übungen zu beginnen und sie wollte unbedingt das letzte Tageslicht ausnutzen. Nach der Runde auf dem Parkour zum warm werden, legte sie die Kleidung weitgehend ab, krempelte die Ärmel hoch als sie weiter machte. Dampfend sah man ihren Atem in der kalten Morgenluft als sie irgendwann zu ihrem Schusstraining kam. Sie zitterte kaum noch, was allerdings sicher auch an der vielen Bewegung lag und der Tatsache, dass sie kaum inne hielt.
Am Ende wartete aber noch die letzte Herausforderung.
Durch Dreck und Wasser.
Auch im Winter.
Sie hatte nicht vor sich im Schnee zu wälzen, stattdessen war es das Wasser, was sie aufsuchte. Als sie langsam ihre Sachen ablegte um am Ende nur noch in einfacher Hose und Hemd am Ufer zu stehen, kostete es sie einige Überwindung, sich dem Wasser nur zu nähern.
Dennoch tat sie die ersten Schritt und als sie das eiskalte Wasser berührte, begann es bereits zu stechen wie tausend Nadeln.







Atmen.
Du musst es wegatmen.
Atme den Schmerz weg.
Sie schloss kurz die Augen und ging weiter.
Nach einigen wenigen Atemzügen wich der Schmerz, sie spürte nur noch die sanften Bewegungen der Wellen an ihrem Körper als sie noch ein wenig tiefer watete bis ihr das Wasser irgendwann bis zur Brust ging. Nur einige Sekunden verharrte sie und versuchte ihren Atem weiter im Griff zu haben, den Moment zu genießen bevor sie wieder aus dem Wasser ging, mehr oder minder hastig nach ihren Sachen griff und direkt im Laufschritt den Weg nach Hause antrat.

Der erste Schritt war getan.


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:58, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 04 März 2022 20:12    Titel:
Antworten mit Zitat

Sie wusste eigentlich genau, dass niemand etwas dagegen sagen würde, wir ihr Aussetzen in der Wildnis geendet hatte. Nicht einmal der Leutnant würde ein Wort darüber verlieren, weil er sie kannte und wusste was sie konnt, wie sie aufgewachsen war und was sie in der Zeit mitgenommen hatte..
Und dennoch ließ es ihr keine wirkliche Ruhe und mit den Tagen wurde aus einem Gedanken eine Idee und dann ein Plan. Es gab da noch immer eine Sache, in der sie sich noch weiter üben wollte, auch wenn es eine der ersten Dinge überhaupt gewesen war, die ihr Janosch beim Schießen beigebracht hatte. Sie hatte gelernt, dass es verschiedene Möglichkeiten gab zu Atmen und manchmal dachte sie daran zurück, wie er sie einfach mal eine ganze Weile im Gras hatte liegen lassen, eine Hand auf der Brust, eine auf dem Bauch.
Es hatte sie zu Beginn unheimlich genervt, weil ihr der eigene Ehrgeiz und ihre Ungeduld wieder mal im Weg standen. Sie wollte schießen und nicht atmen.
Mit der Zeit hatte sie allerdings verstanden, worum es ging, was der Sinn dahinter war.

Das wirklich Wichtige beim Schießen war der Fluss der Bewegung und die Perfektion die daraus entstand.. Der Körper, der Bogen, das alles musste eine Einheit werden und ihre Atmung konnte das im besten Fall maximal unterstützen.

Bei der Übung mit dem Senator hatte sie es wieder einmal deutlich gespürt, was eine gute Ausdauer ausmachte, was es bedeutete, zu wissen wie man richtig atmet.

Konzentration, Ausdauer, Kraft, Selbstbeherrschung.

Tief durch den Bauch einatmen und das Ausatmen war der Moment in dem sie sich bewegte, in dem all das Geschah, was am Ende zu einem perfekten Schuss führen sollte.. Das Ganze konnte sehr bewusst passieren und mehr als einmal hatte sie es bei den Übungen an der Scheibe fast als meditativ empfunden, die Atmung zu perfektionieren und dabei einen Pfeil nach dem anderen loszulassen.
Aber so war es eben nicht immer. Es würde Momente geben in denen sie bereits vollkommen entkräftet war, außer Atem weil sie hatte rennen müssen, vielleicht sogar verletzt war. Darauf musste sie eingestellt sein. Und darauf wollte sie sich vorbereiten.
All die Unterrichte über Ablenkungen, ob nun durch die Natur, andere Menschen, sich selbst, oder ihren Körper würde sie nun einfach noch einmal durchgehen, während sie zwei Tage im Wald unterwegs war.
Also begann sie wieder einmal zu packen.

Wie damals auch war es eher leichtes Gepäck, sie hatte vor sich selbst zu versorgen und das einzige, was sie wirklich dringend brauchen würde, war Wasser.
Sie wählte auch dieses mal nur die leichte Rüstung, nahm genügend Tränke mit und Bandagen, Salbe und etwas Bienenwachs, ein dünneres Seil und Garn.
Immer wieder hob sie prüfend die Tasche um das Gewicht einzuschätzen. Sie wollte möglichst schnell vorankommen und sich dabei gut bewegen können.

Am Ende war die Tasche gepackt und alles bereit. Noch lange bevor die Sonne aufging, zwang sie sich aus der warmen Umarmung und dem weichen Bett und brach auf. Sie hatte den weiten Weg gewählt und würde sich erst in Richtung Süden bewegen bis zur Durrah, Von dort aus würde sie dann wieder den Weg nach Nord-Osten einschlagen und Varuna passieren. Die Adlerklamm zu durchqueren würde vielleicht die größte Herausforderung darstellen. Ab diesem Moment war sie wirklich im Feindesland angekommen. Sie wartete die Dunkelheit und die Nacht ab um sich weiter zu bewegen und entschied sich am Ende ein paar Stunden in den Wäldern von Wolfenbrück zu rasten. Auf ein Feuer verzichtete sie und gab sich mit den Vorräten zufrieden, die sie bei sich hatte. Den nächsten Tag verbrachte sie vor allem mit weiteren Übungen und mit der Jagd. Das erbeutete Kaninchen wagte sie dann auch am Feuer zu verspeisen als sie sich tief genug in den Wäldern verborgen hatte. Sie hatte sich vorgenommen zur Dämmerung aufzubrechen, am Tiefenberg noch einen Blick auf den Sonnenuntergang im Westen zu werfen und anschließend nach Rahal zurückzukehren. Auch wenn sie mitten in der Nacht oder am frühen Morgen ankommen würde. Sie schüttelte den Gedanken der Sehnsucht ab und machte sich schließlich wieder auf den Weg. Die Höhle der Wölfe meidend kletterte sie recht geschickt über die Felsen hinweg, balancierte über kleinere Abgründe und musste leicht grinsen.
Das konnte sie. Hier war sie in ihrem Element.
Eigentlich.




<<Langsam schlenderte er die Straße weiter entlang und behielt dabei den Weg im Auge auf der Suche nach Janosch und den anderen. Sie waren auf dem Rückweg, alle waren entspannt denn dank einer großen Festlichkeit in der Burg, war es beinahe so als würde man in der Stadt durchatmen.

Es waren kaum Wachen unterwegs, alles konzentrierte sich auf die Burg und damit konnten sie sich ausnahmsweise mehr oder minder frei bewegen. Die Stimmung war schon die ganze Zeit eher ausgelassen und es wunderte ihn nicht, als er Janosch mit ein paar anderen in einer Gasse stehen sah mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und er konnte sehen, wie sie lachten.
Was er allerdings nicht verstand war, warum sie in den Himmel hinauf blickten und nicht zu den jungen Frauen, die sich nicht weit von ihnen vor einem der Stände miteinander plauderten. Seine Augen glitten ebenso nach oben und für einen Moment erstarrte er regelrecht.







Das Seil dort oben war relativ fest gespannt, aber es war sicher nicht dafür gedacht, wofür Jynela es da missbrauchte! Sie wirkte ziemlich klein und schmal da oben mit der Stange in der Hand. Sie konnte balancieren, das wusste er, aber doch verdammt nochmal nicht mitten am Tag mit verbundenen Augen!
Und für den Augenblick vergaß er tatsächlich wo er war und wer um ihn herum stand.

“BEWEG SOFORT DEINEN HINTERN HIER RUNTER!”, brüllte er los und ignorierte, wie seine Leute zusammen zuckten. Oben zuckte allerdings Jynela ebenso zusammen, strauchelte kurz und auf einmal bewegte sie sich verdammt schnell, was ihn nun auch nicht wirklich beruhigte.
Er setzte sich in Bewegung und die Tatsache, dass ein paar Münzen auch noch den Besitzer wechselten, als Jynela oben auf das Dach sprang und verschwand, machte seine Laune nicht im geringsten besser. >>





Der Anschiss der damals gefolgt war, den hatte sie bis heute nicht vergessen und sie musste Schmunzeln, als sie daran zurück dachte. Sie kletterte noch ein wenig weiter, bis sie einen Platz gefunden hatte, mit dem sie zufrieden war.
Es war kalter Fels auf dem sie saß, sie war seit zwei Tagen unterwegs, einige Muskeln schmerzten, der Magen knurrte leicht und sie sehnte sich nach Hause.

Und dennoch war das ein perfekter Moment.

Auch wenn sie alleine war, oder vielleicht gerade weil sie alleine war.
Ihre Augen glitten zum Horizont, über ihr Rahal, dass sie in der Ferne kaum ausmachen konnte, bis hin zur Sonne, die sie den Tag über bereits begleitet hatte, den Schnee hatte schmelzen lassen und die nun langsam aber stetig verschwand.
Bis auf die typischen Geräusche der Natur war nichts zu hören und als sie tief durch atmete und die Augen schloss, hatte sie zum ersten Mal das Gefühl die perfekte innere Ruhe gefunden zu haben.

Erst als die Sonne komplett verschwunden war und die Kälte sich langsam ihren Weg bahnte, raffte sie sich wieder auf. Wahrscheinlich wäre sie nur wenige Stunden später in ihrem warmen Bett gelegen, wenn sie sich in jenem Augenblick nicht noch einmal in Richtung Rahal gedreht hätte. Obwohl sie ihre Tasche hinter einen Vorsprung gelegt hatte, war sie kurz unaufmerksam und stieß mit dem Fuß dagegen.
Mit einem leisen Stöhnen und einem darauf folgenden lauten Fluch versuchte sie noch sie zu greifen, bevor sie nach unten rutschte. Am Ende blieb ihr nichts anderes übrig als zuzusehen, wie sie einige Meter unter ihr auf einem recht breiten Absatz im Fels zum liegen kam.
Sie schloss kurz die Augen und atmete durch. Das hatte ihr einfach gerade noch gefehlt. Jetzt wo die Wärme weg war wollte sie eigentlich nur zurück und das ging ihr nun gewaltig auf die Nerven.
Allerdings wurde es auch immer dunkler und sie hatte nur zwei Möglichkeiten.

Die Tasche einfach liegen zu lassen und sich schnell auf den Heimweg zu machen.

Oder sie holen.

Die erste Möglichkeit kam aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Die Tasche selbst würde sie ersetzen können, aber eben nicht alles, was darin war. Unter anderem ein einfaches Stück Pergament, dass sie nicht so einfach dort lassen würde und noch wichtiger: ein kleines Notizbuch.

Sie schätzte kurz die Lage ab und fing dann einfach an zu klettern. Weit war es nicht und unter anderen Umständen wäre es vielleicht gut gegangen, denn klettern, konnte sie wirklich.

Aber da war nur der eine Griff, der eine Stein der sich löste und schon rutschte sie ab. Ihre Finger schrammten am Fels entlang, bevor sie dann doch wieder Griff hatte und mit einem leisen Stöhnen gegen den Felsen knallte.







Da hing sie nun.
Mitten an der Felswand, der Vorsprung nicht mehr weit unter ihr und kurz glitt der Blick nach oben, während ihr schon der Schweiß auf der Stirn stand.

Für einen Moment hatte sie die leise Hoffnung, dass ihrem Blick den grünen Augen begegnen würde, dass sich ihr Hände entgegenstrecken und sie hochziehen würden.
Aber da war nur Dunkelheit.
Da ihr die Kraft langsam ausging musste sie schnell handeln, also versuchte sie mit den Füßen irgendwo Halt zu finden, aber lediglich ihre Zehenspitzen berührten den Fels. Sie hatte dennoch keine Wahl, also versuchte sie nach unten zu rutschen.
Am Ende war es eher ein unsanftes Aufkommen und sie knallte gegen den harten Stein.
Dann wurde es kurz dunkel.

Als sie die Augen wieder öffnete, war es immer noch finster und noch bevor sie mehr erkennen konnte, schossen die Schmerzen durch ihren Körper und sie konnte sich gerade noch so zur Seite beugen, bevor sie sich übergab. Eine Weile sah sie nur Sterne und konnte sich kaum bewegen, also blieb sie erst einmal liegen und versuchte, wieder einmal, ruhig zu atmen.

Ihr fielen die Augen einfach wieder zu.

Stunden später, öffneten sie sich aber wieder ruckartig. Ihr war verflucht kalt. Dann erst begann sie sich vorsichtig zu bewegen, prüfte kurz, ob irgendwas gebrochen war. Aber am Ende war es lediglich ihr Kopf der schmerzte. An der rechten Seite hatte sie eine deutliche Schwellung und auch wenn sie es nicht sehen konnte, war da Feuchtigkeit an den Fingerspitzen. Wahrscheinlich blutete sie ein wenig, aber immerhin lief es nicht in Strömen.

Am Ende setzt sie sich langsam auf und während ihre Finger nach der Tasche griffen, die neben ihr auf dem Vorsprung lag, wurde ihr bewusst, dass sie ziemliches Glück gehabt hatte. Zuerst nahm sie einen Schluck aus ihrem Wasserschlauch, weil ihr immer noch ziemlich flau im Magen war. Der Blick in den Himmel verriet ihr zumindest, dass sie wohl eine Weile geschlafen haben musste, denn am Horizont wurde es tatsächlich schon langsam hell.
Immerhin hatte der Schmerz in ihrem Kopf nachgelassen. Bewegen konnte sie sich wieder einigermaßen und sie hatte nicht vor noch viel länger hier zu bleiben. Dennoch zwang sie sich dazu, etwas zu essen, noch etwas zu trinken und sich dann für den restlichen Abstieg fertig zu machen.

Es brachte nichts, wenn sie weiter zögerte. Stunden waren vergangen und in dem Augenblick wurde ihr erst richtig bewusst, dass sie eigentlich schon zurück sein sollte. Sie kannte Lingor, er würde sich sorgen und wahrscheinlich kaum beruhigen lassen.

Also griffen ihre Finger wieder in den Fels. Immerhin waren es jetzt wirklich nur noch wenige Meter und unter ihr wartete weiches Gras. Selbst wenn sie noch einmal abrutschen würde, wäre der Fall sicher deutlich weicher.
Am Ende kam sie jedoch sicher unten an und sie atmete doch ein wenig erleichtert durch, als ihre Stiefel ins weiche Gras sanken. Der Rückweg nach Hause kostete sie nicht nur Stunden sondern beinahe einen ganzen Tag. Allerdings lag das vor allem auch daran, dass sie sich gerade im Feindesland abseits der Wege bewegte und doch ab und an die Übelkeit mit Schwindel wiederkam.

Gegen Abend entschied sie sich doch noch einmal zu rasten, sich zu stärken und den Rest in den frühen Morgenstunden zurück zu legen.
Wo ihr erster Ausflug zu leicht gewesen war, so wurde dieser nun zu einer der größeren Herausforderungen.


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 17:59, insgesamt 2-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 23 März 2022 11:18    Titel:
Antworten mit Zitat

Seufzend zog sie die Pfeile wieder aus der Zielscheibe. Sie hatte noch ein wenig Zeit bis die anderen kommen würden und nutzte sie. Durch die Bauarbeiten in Wetterau kam die Zeit auf dem Parkour doch ein wenig zu kurz, weshalb die extra Einheit nicht schadete.
Wenig später waren sie dann vollzählig. Vor ihr standen Lilyth und Aresh in ihrer Plattenrüstung und daneben Lingor in Kette.

Eine Weile diskutierten sie lediglich darüber, wo nun genau die Schwachstellen an den Rüstungen zu finden waren. Natürlich waren sie sich einig, dass vor allem alle die Bereiche, wo Verbindungen zu finden waren, die wirklichen Schwachstellen zeigten.
Am Ende war das Problem auch weniger zu wissen wo man hin schießen musste, sondern einfach auch wirklich zu treffen.
Stand der Krieger unbeweglich vor einem, erschien der Schlitz in dem Helm als groß genug. Begann er sich aber zu bewegen, den Kopf zu drehen, würde es deutlich schwerer werden hier einen Treffer zu landen.
Können und Übung.
Das waren in ihren Augen die Schlüsselworte.

Dennoch kam das Gespräch schnell auf weitere Stellen. Darauf, dass man wenn man sich im Kampf bewegte, gewisse Schwachstellen offenbaren musste. Und eben jene, die dann für einen Nahkämpfer vielleicht gar nicht so interessant waren, wollte sie genauer ins Auge nehmen. Eine Weile blieb sie einfach nur in der Beobachterrolle. Lilyth stand noch recht entspannt da als Aresh schon mit erhobenem Schwert auf sie zuging.


Es war seltsam zu sehen, wie ein gerade noch vollkommen friedlicher Augenblick auf einmal innerhalb eines Wimpernschlages ins genaue Gegenteil umschlug. Wo sie eben noch ruhig zusammen gestanden hatten, nur das Rauschen des Meeres zu hören gewesen war, war es nun auf einmal laut. Das Geräusch wenn Metall auf Metall traf durchbrach die Stille.
Sie sah dem Kampf sehr aufmerksam zu, lauschte, während er noch in den Bewegungen erklärte, wo sich die Schwachstelle zeigte und achtete selbst darauf den Moment möglichst genau abzupassen.

Am Ende wusste sie genau WOHIN sie schießen musste.
Es war nur die Frage ob sie traf und den genauen Augenblick abpassen konnte. Das würde sie jedoch nur herausfinden, wenn sie schoss.

Als sie zu den Kisten trat und die Übungspfeile herausnahm, prüfte sie bei jedem Einzelnen die Spitze. Sie hatte keinerlei Interesse daran einen ihrer Kameraden zu verletzten. Auch wenn sie sicher war, dass selbst ein Schuss mit den Übungspfeilen so zwiebeln würde, dass alle drei sie am Abend im Bett verfluchen würden. Zumindest wenn sie traf und genau das hatte sie vor.

“Mach ein bisschen Dreck an die Pfeilspitze. Damit wir sehen, wo genau der Treffer landet.”

Ihr Mundwinkel hob sich ein wenig an. Befehl war Befehl und das war auf jeden Fall einer von denen, die sie nur zu gerne ausführte.
Lilyth war zurückgetreten und Aresh führte nun einen Angriff gegen die Luft aus, sie suchte sich eine gute Stelle und zögerte nicht lange. Schon während sein Arm sich hob legte sie an, ankerte und löste. Der erste Schuss war auf die Achsel gezielt, der nächste auf seine Kniekehle und hier hörte sie ihn auch direkt aufschnaufen, dann folgte ein Knurren und sie musste sich beherrschen um nicht zu grinsen.
Konzentriert bewegte sie sich weiter und einfach nur um zu sehen, ob sie auf die Höhe des Spaltes treffen konnte, schoss sie ihm den nächsten Pfeil an den Hinterkopf.
Das Risiko einen Übungspfeil ins Gesicht zu bekommen, wollte niemand wirklich eingehen, denn auch wenn sie nicht mit voller Kraft durchzog, konnte das den Leutnant ein Auge kosten.
Sein Fluchen als sein Kopf bei dem Treffer nach vorne ruckte, war aber durchaus befriedigend.
Aus den Augenwinkeln konnte sie noch sehen, dass Lingors Lippen sich bewegten. Sie hatte keine Ahnung was er vor sich hin murmelte, aber in jenem Moment war es auch gleich. Er würde auf jeden Fall ihr nächstes Opfer sein.
Normalerweise hätte es sie wahrscheinlich Überwindung gekostet, ihm den blauen Fleck zu verpassen, den er sicher am Abend auf der Brust spüren würde, aber nicht an diesem Nachmittag und nicht in jenem Moment.
Der Pfeil traf mitten auf die Brust und kurz nahm sie noch seinen Blick wahr, die Geste, mit der er sich an die Brust griff und dann trafen sich ihre Augen für einen Wimpernschlag. Nur einen Augenblick und sie spürte, wie sie zögerte und verfluchte sich selbst dafür.
Dann griff sie zum letzten Pfeil. Sie zielte direkt auf die Offnung in Lilyths Helm, senkte dann aber mit voller Absicht den Bogen und ließ die Sehne los.
Lilyth reagierte sogar aus Reflex noch auf ihren Schuss, ließ es aber dann heldenhaft über sich ergehen, als auch sie von dem Pfeil getroffen wurde, direkt an die Stelle auf ihrem Halsschutz unter ihrem Kinn.

Ihre Augen glitten zufrieden über die Flecken auf den Rüstungen ihrer Kameraden.

Übung und Können.



An diesem Abend kam sie erst spät nach Hause. Nach den Übungen und dem Unterricht hatte sie den Abend auf dem Meer verbracht. Mit noch mehr Unterricht.
Sie gönnte sich eine kurze Pause um ihren Kopf wieder freizubekommen von Luv und Lee, von Klüverbaum und Besansegeln.
Aber auch von den ganzen anderen Dingen, die ihr regelrecht Kopfschmerzen bereiteten und sie den Schlaf kosteten..
Mit einem leisen Fluchen griff sie am Ende doch nach einem Stück Pergament. Es würde sicher das Beste sein, wenn sie es schnell hinter sich brachte, bevor sie etwas vergaß.

Die Rüstungen waren recht zügig skizziert, sie war darin nicht sonderlich gut, hatte aber in einem Buch eine Vorlage gefunden, welche sie zum Abzeichnen nutzen konnte.
Die wenigen Notizen, die in ihren Augen wichtig waren, erledigte sie schnell und markierte am Ende noch die Stellen. Ein letztes Mal glitten die Augen über das Pergament, bevor sie es zu den anderen in die Mappe ablegte.







Sie war in den letzten Monaten ziemlich gewachsen und oft nahm sie Jene zur Hand um darin zu blättern. Das Zeugnis ihrer Arbeit und vielleicht auch des Weges den sie gegangen war. Sie sah selbst die Entwicklung, die sie durchgemacht hatte, die Veränderung.

“Das Beste liegt noch vor dir.”

Sie lehnte sich in ihrem Stuhl ein wenig zurück und ihre Finger strichen durch ihr Gesicht. Es war vollkommen still im Haus und aufgrund der späten Stunde, war es auch draussen ruhig. Da war nur das leise, schmerzhafte Pochen an der rechten Kopfseite, dass sie seit ihrem Ausflug immer wieder verfolgte.
Und in dem Augenblick war sie einfach nur müde.
Ihr wurde bewusst, dass sie diesen Schritt nun abgeschlossen hatte. Die Pflichtunterrichte waren erledigt und auch wenn sie niemals aufhören würde zu lernen, war das eine Erleichterung.
Und mit dieser Erleichterung, mit der Erkenntnis, dass sie durchgehalten hatte, dass sie nicht aufgegeben hatte in all den Monden, kam nun auch die Erschöpfung.

Sie blieb noch einen Moment sitzen und spürte dann, wie ihr Blick, der sich auf ihre Mappe gerichtet hatte, ein wenig verschleierte. Vorsichtig glitt ihre Fingerspitze unter ihren Augen entlang, strich über die Feuchtigkeit auf ihrer Haut.
Sie wusste nicht wirklich, ob es Tränen der Erleichterung waren, Tränen der Freude, vielleicht auch der Erschöpfung.
Es spielte auch keine Rolle.
Ihre Augen schlossen sich und sie atmete tief durch.


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 19:03, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 14 Apr 2022 11:40    Titel:
Antworten mit Zitat





Erster Tag:

Sie starrte nun schon gefühlt seit Stunden auf das Pergament. Auf ihrem Schreibtisch herrschte schon immer ein kleines Durcheinander, aber es war ihr kreatives Durcheinander und sie wusste nun einmal genau wohin sie greifen musste, um an ein bestimmtes Pergament zu gelangen. Andere würde das wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben, für sie aber war es genau das womit sie zurecht kam.

Praktischer Unterricht

Theoretischer Unterricht

Wieder huschten die Augen über die einzelnen Begriffe, zwischen den Augen die kleine Falte. Irgendwie wollte ihr der Anfang nicht gelingen. Aber sie kannte das. Wenn einem dieses eine Wort, dieser eine Satz fehlte, dann konnte man komplett blockieren.
Aber seit dem moment als Lingor es erwähnte, hatte sich der Gedanke dieses Buch zu schreiben nun einmal in ihrem Kopf festgesetzt und nun würde sie es auch angehen. Wieder einmal fühlte es sich so an als hätte jemand einen Funken entzündet der nun zu brennen begann.
Im Augenblick war es jedoch eher so, als würde er langsam vor sich hin glimmen, beinahe vergehen, als dass Flammen daraus werden würden.

Langsam tippelten ihre Finger auf der Tischplatte herum.
Welche Reihenfolge war sinnvoll?
Welche Punkte sollte sie beibehalten, welche eher in ein anderes Buch packen?

Es war schon weit nach Mitternacht und die Kerze brannte immer noch und erhellte das Fenster im unteren Stock des Hauses, wo sich längst die Dunkelheit über Rahal gelegt hatte.



Einige Tage später:

Mehrfach am Tag war sie am Schreibtisch vorbei gewandert und hatte versucht die Pergamente dort zu ignorieren und so wirklich war es ihr nicht gelungen. Genauso hatte sie ab und an zur Feder gegriffen, nur um sie doch wieder wegzulegen.
Mittlerweile verfolgte sie das Ganze auch in den Nächten. Sie tat sich schwer einzuschlafen, weil die Gedanken sich im Kreis drehten und ihr keine Ruhe gönnten. Es war beinahe zu einem kleinen Fluch geworden.
Dazu kamen die Träume, die sie schon seit einer Weile wieder heim suchten, weil ihr gar nichts anderes übrig blieb, als sich einmal mehr mit den Geistern aus ihrer Vergangenheit zu beschäftigen und alte Erinnerungen hervorzukramen, die sie vielleicht manchmal lieber vergessen hätte. Gleichzeitig begann sie jene Menschen aus diesem Leben wieder zu vermissen.
Sie spürte wie es an ihren Nerven, aber auch an ihrer Kraft zehrte und das konnte sie sich nicht wirklich leisten.

An diesem Abend also wartete sie nicht so lange, bis die Kerze heruntergebrannt war, sondern legte die Feder deutlich eher beiseite. Stattdessen nahm sie Pergament und einen Griffel mit und setzte sich damit noch auf das Sofa, eine Decke über den Beinen und die Flammen im Kamin neben sich. Die Zeichnungen gingen ihr deutlich leichter von der Hand. Noch bevor sich die Nacht richtig über Rahal gelegt hatte, suchte sie ihr Bett auf und holte den dringend nötigen Schlaf nach.



Noch ein paar Tage später:

Es regnete.
Mal wieder. Und nicht einfach nur in Tropfen sondern es waren nasse und graue Bindfäden, in denen sich das Wasser den Weg zum Boden suchte und ihn durchnässte. Der Parcour war an diesem Morgen schon kein Spaß gewesen und beim Dienst danach war ihr das Wasser in einem stetigen Rinnsal den Rücken hinab gelaufen.
Als sie zurück in ihr Haus kam war sie schlecht gelaunt, durchgefroren und müde. Aber immerhin loderten die Flammen im Kamin auf und eine angenehme Wärme kam ihr entgegen. Nach einem Bad und einer dampfenden Tasse, die sie mit an den Schreibtisch nahm, wurde es besser.
Bisher waren es immer noch nur Fragmente, einzelne Pergamente, Stichpunkte, Notizen. Aber langsam bekam es immerhin eine Ordnung.
Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück als ihr Blick zu dem kleinen Buch mit dem leicht verkohlten Einband huschte. Sie begann wie so oft darin zu blättern und auf ihre Lippen legte sich ein etwas wehmütiges Lächeln. Ihre Finger glitten sachte über die ein oder andere Zeichnung, manchen Satz hinweg.
Und auf einmal hielt sie inne.
Es war nur eine kleine Bemerkung am Rand.
Nicht mehr.
Aber sie stach ihr ins Auge.



<<Sie schlenderte am frühen Morgen zu den provisorisch aufgebauten Zielscheiben, den Bogen eher locker in der Hand. Sie übte damit nun ein paar Tage und bisher war sie eigentlich mit dem Ergebnis zufrieden gewesen. Allerdings machte sich langsam der Muskelkater an Stellen bemerkbar, mit denen sie wirklich nicht gerechnet hatte.
Sie hatte sogar Muskelkater in den Fingern!
Heute war es deutlich wärmer und für einen kurzen Moment hielt sie den Kopf in den Sonnenschein, bevor sie den Bogen griff.

Der erste Schuss ging in den Randbereich.
Der zweite näherte sich schon eher der Mitte, aber dennoch viel zu weit entfernt.

Ihre Augen verengten sich ein wenig und sie atmete durch, bewegte die schon leicht verspannten Schultern. Was zum Teufel war denn das nun bitte? Sie hatte am Tag vorher viel besser getroffen. Beinahe jeder Pfeil war in der Mitte gelandet.
Es dauerte nicht lange, da landete der Bogen mit einem wütenden Aufschrei im Gras und sie hörte auf einmal das brummenden Lachen in ihrem Rücken.
Janosch.
“Immer wieder lustig mit anzusehn wie deine Ungeduld dich zum Affen macht.”, stellte er immer noch lachend fest, was sie nur noch wütender machte.
“Keine Ahnung was mit dem verfluchten Drecksbogen los ist. Aber irgendwas stimmt damit nicht!”, murrte sie nur deutlich genervt und hob aber dennoch die Waffe wieder vom Boden auf.
“Mit dem Bogen ist alles in Ordnung. Du wirst nur schlampig.” Die vollkommen sachlich, trockene Bemerkung von Janosch ließ ihr Blut aufkochen, aber er gab ihr nicht einmal die Möglichkeit loszulegen. Sein eigener Bogen traf sie locker an rechten Oberschenkel als er nur meinte: “Du hast deinen Stand geändert, der Fuß ist zu weit hinten, die Schulter zu weit unten.”
Ihre Lippen pressten sich zusammen. Im Endeffekt wusste sie, dass er Recht hatte. Aber das musste sie ja nun nicht unbedingt offen zugeben.

“Zielen, schiessen, fluchen, wiederholen.”, sie konnte in den Worten sein Grinsen sogar hören.

An diesem Abend hatte sie eben jene Worte aufgeschrieben, mit dem kleinen Griffel, den sie immer bei sich hatte und in das Buch von Mert.>>




Ihre Augen glitten über ihre Schrift. Diese krakeligen Buchstaben, die kaum zu lesen waren und sie lächelte kurz auf.
Dann griff sie nach der Feder, ein tiefer Atemzug folgte und sie begann endlich zu schreiben.



Stunden später:

Es begann schon wieder langsam zu dämmern, als sie auf einmal hoch schreckte.
Die Worte waren auf einmal doch gekommen und dann ließen sie sich beinahe nicht mehr aufhalten und strömten unerlässlich weiter. Ein Pergament nach dem anderen, nur kurze Pausen um die Hand zu entspannen, nur um dann wieder nach der Feder zu greifen. Mehr als einmal hatte sie fluchend ein Stück Pergament zu Boden geworfen, weil sich ein offensichtlicher Fehler eingeschlichen hatte. Ihre Konzentration litt unter der Müdigkeit, aber es fiel ihr schwer aufzuhören, nun wo endlich alle Dämme gebrochen waren.

Am Ende dann war sie wohl irgendwann am Schreibtisch eingeschlafen, immerhin den Kopf nicht in der Tinte. Jetzt schmerzten ihre Muskeln und der Nacken, aber am liebsten hätte sie sofort weiter geschrieben.
An diesem Abend, sobald sie den Dienst beendet hatte, nutzte sie die Ruhe und setzte sich wieder an den Schreibtisch.
Ebenso am Abend darauf.
Zwischendurch verbrachte sie einige Stunden in ihrem Keller, der kleinen Werkstatt, die sie sich eingerichtet hatte. Sie hatte ihre Bögen aufgestellt und die Zeichnungen ergänzt, die sie bereits hatte. Der Teil des Buches über den Bogenbau und die Pfeilherstellung machte ihr wenige Probleme. Natürlich hatte es auch Zeiten gegeben, in denen sie auf die Pfeile anderer zurückgriff. Aber am Ende war ein Bogen nun einmal nur so gut, wie der Pfeil den man abschoss. Aus diesem Grund hatte sie es immer vorgezogen ihre eigenen Pfeile zu fertigen, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte.
Seit sie ihr eigenes Zuhause besaß, war das natürlich noch einfacher geworden. Hier lagerte ihr Holz und wartete darauf, verarbeitet zu werden. Und hier hatte sie auch ihr Werkzeug, alles was sie benötigte und an der Wand, hingen ihre Bögen.
Sie hatten bereits als Vorlage für Zeichnungen gedient, die nun ebenso ihren Weg in das Buch fanden.
Mit dem Geruch des Holzes in der Nase und im Schein der Laternen, mitten zwischen Pfeilschäften und Federn, schrieb sie weiter.

Mit den Tagen wurden es immer mehr Seiten, bis sie irgendwann, todmüde und mit schmerzenden Schultern, das Buch schloss und tief durch atmete.
Sie war fertig.
Endlich.



Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 19:05, insgesamt 2-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 26 Mai 2022 16:30    Titel:
Antworten mit Zitat

Es war schon recht spät, draussen waren die Geräusche verstummt und in den meisten Häusern in Rahal die Lichter gelöscht. Sie hingegen war noch wach weil sich der Schlaf einfach nicht einfand. Auf nackten Füßen war sie hinuntergegangen und saß nun im Schein der Kerze am Tisch.
Gedankenverloren drehte sie ein Glas zwischen den Fingern hin und her, während ihr Blick sich auf das Bündel richtete. Schon vor einigen Wochen saß sie genauso hier, ebenso ein Lederbündel vor sich und kurz glitten ihre Gedanken zurück zu jenem Moment.

“Wachtmeister Dhara, tretet vor mich!”

Sie waren an diesem Abend eigentlich auf die El Concho gekommen, um dort Unterricht zu erhalten, als auf einmal die Nachricht kam, dass Senator Ambrositas die neue Siedlung in Wetterau in Augenschein nehmen wollte. Also machten sie sich auf den Weg. In ihren Übungsrüstungen. Sie hatte von Anfang an kein gutes Gefühl und erinnerte sich mit deutlichem Unwohlsein an den Abend der Ratssitzung, als sie mit ihrer Ausgehuniform zu einem Einsatz aufbrechen musste, weil jegliche Zeit sich zu rüsten fehlte.
Aber immerhin sollte nur die neue Siedlung besichtigt werden.
Womit sie allerdings nicht gerechnet hatten, war der dunkle Nebel, der ihnen dort vom Süden aus entgegengekommen war.
Kein normaler Nebel, sondern eben ein solcher, bei dem sich die Nackenhaare leicht aufstellen, bei dem seltsame Geräusche aus den Schatten drangen und man genau wusste, dahinter würde sich nichts Gutes verbergen.
Sie hatten die Umgebung so gut es ging gesichert, aber als auf einmal diese Worte ertönten, war sie eben im Begriff gewesen den Kopf erneut zum Nebel zu drehen, nur halb bei der Sache und deutlich angespannt.
Und dann ihr Name.
Sie folgte den Worten des Senators “Bereicherung der Garde, Ausbildung mit Bravour und Zielstrebigkeit vollzogen.”
Hin und hergerissen zwischen der drohenden Gefahr um Rücken und dem so lange ersehnten Moment der eben vor ihr geschah, versuchte sie leise durchzuatmen und sich zu konzentrieren.
“Dient dem Reich und tragt jene Insignien mit Stolz, Scharfschützin Dhara.”
Sie zögerte noch einen Augenblick, dann strich sie vorsichtig den Stoff zurück und ihr Blick legte sich auf den neuen Bogen.
Im ersten Moment fiel ihr sofort die Ähnlichkeit zu ihrem eigentlich geplanten Reiterbogen auf und sie atmete tief durch. Als ihre Finger sich nach dem Bogen ausstreckten, sich um den Griff legten spannten sich ihre Schultern für einen Moment an. Es war als würde eine Wärme von ihm ausgehen, ein Prickeln, dass in ihren Fingerspitzen begann und langsam durch ihren Körper lief. Sie zuckte dennoch nicht zurück.
Und in dem Augenblicke spürte sie, dass das hier genau richtig war.




<<Nachdem sie schon eine ganze Weile an der einfach zusammengebretterten Scheibe gestanden hatte, saß sie nun an einen Baum gelehnt, den Übungsbogen neben sich und kaute an einem Apfel herum, den sie in weiser Voraussicht am Morgen eingesteckt hatte. Im letzten Jahr hatte sich ihr Leben deutlich verbessert, obwohl es immer noch beherrscht war von dem Gefühl verfolgt zu werden, von der ständigen Achtsamkeit, von der Angst, die manchmal mitten in der Nacht über sie kam und auch vom schlechten Wetter, dass schnell für einen Stimmungsumschwung sorgen konnte.
Dennoch wurde das hier alles langsam zu einer Familie und das war das einzige was sie brauchte. Irgendeinen Halt im Leben, ein Ziel. Zu wissen wo man hingehörte und wo man sein wollte.
“Träumst du mal wieder?”, seine Stimme riss sie aus den Gedanken und sie blinzelte hoch gegen das Licht. Er war wie immer gerüstet und stand aber mit einem leicht amüsierten Schmunzeln auf seinen Lippen vor ihr. Was ihr sofort auffiel, war der Bogen auf seinem Rücken, den er sonst nicht trug. Er war kein Schütze obwohl er damit umgehen konnte. Aber dann zog es ihren Blick doch wieder zu seinen Augen.
“Nein, ich denke nach.” meinte sie nur und zuckte mit den Schultern. Sie spürte wie er sich neben sie sinken ließ, den Bogen vom Rücken zog und ihn ihr in den Schoß legte.
Als ihre Augen hinab glitten spannte sie sich ein wenig an.
“Was….?, kam es eher leise fragend über ihre Lippen. Es war der alte Bogen ihres Bruders, aber auch wieder nicht. Er sah anders aus, neuer, verändert. Und was ihr sofort ins Auge fiel war der Drache, der die Buchstaben ihres Namens umschlang.
Seine Stimme war nun eher leise und sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, während er sprach: “Ich weiß wie viel er dir bedeutet, sie hat ihr Bestes gegeben, damit du ihn noch nutzen kannst. Auch wenn du weißt, dass es bessere gibt mit denen du üben solltest. Jyn du hast den Ehrgeiz richtig gut zu werden. Aber was noch wichtiger ist, du hast ein Talent, das ich so noch nie gesehen habe. Das solltest du nutzen. Hol dir heute deine Rüstung. Dann bist du bereit.”
Dann spürte sie noch seine Hand kurz auf ihrer Schulter und sie war wieder alleine.>>




Nun war es wieder ein neuer Bogen der vor ihr lag, eine neue Rüstung. Nichts im Vergleich zu dem was sie früher getragen hatte. Aber in den letzten Wochen waren bereits erste Pläne entstanden, wie sie den Bogen endgültig zu ihrer eigenen, einzigartigen Waffe verändern wollte. Die lederne Mappe mit den Zeichnungen und Entwürfen lag gut verborgen in ihrer Truhe. Noch war sie nicht bereit die Ideen mit jemandem zu teilen, aber sie wuchs stetig. Sie gewöhnte sich daran sie zu tragen und gerade beim Angriff der Drachen, war sie ein großer Schutz.







Später kamen dann die Farben der Bruderschaft hinzu. Als die Ahad ihr jene überreichte und sie den Wappenrock zum ersten Mal anlegte, wurde sie direkt gefragt, wie es sich anfühlte.
Sie war es gewohnt einen Wappenrock zu tragen. Seit der Garde. Und sie hatte sich in den Monaten auch daran gewöhnt, dass mit jedem Tag den sie diesen Wappenrock trug, ihre Verantwortung gewachsen war.
Nun würde sie der Beginn sein für die Ausbildung von weiteren Scharfschützen, für ihre Zuständigkeit für die Schützen des Reiches und einiges mehr. Wege die noch im Unbekannten lagen, Wege die sie noch gehen würde und von denen sie nicht genau wussten, sie sie enden würden. Noch mehr Verantwortung und dennoch hatte sie nicht das Gefühl, dass sie schwer auf ihren Schultern lastete.
Dafür waren es andere Dinge, die sich langsam aber sicher wie ein dunkler Schleier über ihre Seele legten. Momente in denen sie begann zu zweifeln ob sie sich nicht in der ein oder anderen Sache geirrt hatte, ob ihre Erwartungen an die Garde, an die Menschen in ihrem Umfeld nicht zu hoch gesteckt gewesen waren. Die sehnsüchtige Hoffnung danach wieder eine Familie zu haben, hatte sie ein wenig geblendet. Ihre Erwartungen was geschehen würde, wenn sie endlich ihr Ziel erreicht hatte, für das sie so hart gearbeitet hatte waren enttäuscht worden und sie konnte nichts dagegen tun, dass diese Tatsache an ihr zu fressen begann.
Aber solange sie ihr Wesen nach Aussen nicht änderte, würde es niemand merken. Und sie wollte nicht, dass es jemand merkte. Manche Dinge konnte man nicht mehr ändern. Nicht mehr geradebiegen. Sie würden mit der Zeit an Bedeutung verlieren und verblassen, wie eine Wunde die zu einer Narbe wurde. Aber manchmal war eine Narbe nur ein kleiner, weißer Streifen und manchmal war sie wulstig, drückte, schmerzte wenn das Wetter sich änderte. Diese eine Wunde würde niemals richtig heilen.
Die Menschen neigten dazu schnell zu vergessen, wenn die Dinge nicht sie selbst betrafen.
Aber sie hatte vor sich für die Zukunft in der Hinsicht zu schützen.


Sie atmete tief durch als sie das Lederbündel näher heran zog.
Das hier würde wohl ein weiterer Schritt sein.
Vorsichtig begann sie es zu öffnen.


Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 19:06, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jynela Dhara





 Beitrag Verfasst am: 27 Mai 2022 13:55    Titel:
Antworten mit Zitat

Vorsichtig griff sie die einzelnen Lederteile, nahm sich nun wo sie alleine war die Zeit, sie in Ruhe zu betrachten und legte sie vor sich auf dem Tisch ab, Der Anblick der Maske ließ sie wieder leicht auf schmunzeln.
Dann glitten ihre Finger über das Leder.
Altes Leder.
Neues Leder.
Es wirkte einfach richtig, so wie es war.

Es war schon einige Zeit her, als sie sich entschieden hatte, dass sie nicht nur die eine Rüstung benötigte. Damals war sie lange vor ihrem Kleiderschrank gestanden und hatte mit sich gerungen.
Früher hatte sie nicht viel mehr gehabt, als ihre einfache Rüstung aus Leder und etwas Stoffkleidung, die wenig Platz wegnahm, robust war und sicherlich nicht sonderlich gut aussah. Ihre Rüstung war damals zusammengeschustert gewesen aus verschiedenen Lederteilen, die einen älter, die anderen neuer. Sie war aber recht geschmeidig und sie konnte sich darin gut bewegen. Da sie keinen Spiegel besaß, lediglich das Wasser auf dem See oder Bach, spielte es in ihrem Leben auch jahrelang keine Rolle, wie sie aussah.
Erst als Fergus begann einen Platz in ihrem Leben einzunehmen, wie niemand vorher, begann sie sich ab und an Gedanken darüber zu machen, wie sie sich kleidete oder aussah. Nur waren ihre Möglichkeiten diesbezüglich immer beschränkt.

Als sie dann hier ankam, bekam sie ihre erste Kleidung in Bajard. Es waren einfache Sachen aber sie waren für sie wie ein kostbarer Schatz. Den ersten wirklichen Mantel, den sie hier besaß, war ein alter Mantel von Lingor, der für sie komplett zerschnitten wurde. Sie liebte ihn dennoch.
Mit den Wochen und Monaten begann sie deutlich gefallen daran zu finden, Kleidung zu besitzen. Nicht dass sie wirklich eitel wurde, aber sie mochte es die Schranktür zu öffnen, die Farben zu sehen und die Stoffe zu spüren. Auch wenn sie viele Dinge eher selten trug, sie mochte es zu wissen, dass sie da waren. Ab und an musste sie kleine Neckereien wegen dem Umfang ihres Kleiderschrankes ertragen, aber das tat sie ohne mit der Wimper zu zucken. Am Ende konnte niemand dieses Gefühl wirklich nachvollziehen, der nicht auch ein Leben lang nichts oder zumindest wenig besessen hatte.

Für ihre erste Rüstung musste sie hart arbeiten und sie konnte sich noch gut erinnern, wie schwierig es zu Beginn war, sich an das Metall zu gewöhnen. Das Metall wog schwerer als eine Lederrüstung und sie war doch deutlich eingeschränkt. Sich so zu bewegen, wie sie es gewöhnt war, konnte sie nicht mehr. Balancieren und klettern wurde anstrengender, vor allem weil sie durch die Monate der Entbehrung an Muskeln abgebaut hatte. Erst nach den Wochen auf dem Parkour wurde es langsam besser und sie begann sich daran zu gewöhnen, Metall zu tragen.

Die Rüstung der Scharfschützen war etwas vollkommen anderes. Gefertigt aus vielen kleinen Plättchen bot sie eine ganz andere Bewegungsfreiheit als die Kette und dabei einen deutlich besseren Schutz. Auch wenn die Einschränkungen im Vergleich zu Leder blieben, war es doch eine Verbesserung und die Schnelligkeit in ihren Bewegungen steigerte sich noch einmal deutlich. Lingor hatte sie mehr als einmal einen Wirbelwind genannt, wenn sie gemeinsam in den Höhlen unterwegs waren. Aus dem Wirbelwind konnte nun auch ab und an für einen kurzen Moment ein kleiner Sturm werden.

Das Schlimme war jedoch, dass ihr langsam mit jedem Tag bewusst wurde, dass sie wahrscheinlich nur noch selten ohne Rüstung unterwegs sein würde.

Und damit beschloss sie, sich zusätzlich eine Lederrüstung anfertigen zu lassen. Eine Rüstung, die sie auch im Alltag tragen konnte, mit der sie im Wald unterwegs sein konnte oder sich eben auch im Fall des Falles recht unauffällig bewegen.
Die Idee begann in ihr zu wachsen. Sie hatte genügend Leder zusammen für eine Rüstung, sicherlich würde es kein so wertvolles sein, aber das spielte für sie keine Rolle. Wichtig waren ihr aber vor allem die kleinen Detail, die sie manchmal schmerzhaft vermisst hatte. Sie wollte einen Gürtel für ihre Messer, damit sie jene immer griffbereit hatte. Außerdem benötigte sie auch eine anständige Halterung für den Speer. Da sie ihren Köcher weiterhin am Oberschenkel trug, war der Rücken frei für die Waffe.
Ebenso musste sie ihren Dolch in den Stiefeln unterbringen und am besten so, dass er sie auch dort in den Bewegungen nicht einschränkte oder drückte. Einige Schnallen und zusätzliche Riemen sollten dafür sorgen, dass sie die Möglichkeit hatte an bestimmten Stellen noch Gegenständige zu befestigen.
Sie begann sich eine Liste zu machen, suchte die Schneiderin auf und verbrachte mehr Zeit dort, als sie wohl vorher dachte. Das lag vor allem daran, dass der Blickwinkel der Schneiderin deutlich mehr Möglichkeiten eröffnete, als sie gedacht hatte und sie dazu inspirierte, Ideen die sie als unmachbar verworfen hatte, doch wieder in Erwägung zu ziehen, zu verbessern und zu optimieren. Zumindest in der Theorie. Was davon am Ende in der Praxis umzusetzen war, entschied dann die Schneiderin.
Nun lagen die fertigen Sachen vor ihr und sie musste erneut ein wenig Schmunzeln, als sie die Maske zur Hand nahm. Sie hatte den Drachen an sich nur erwähnt, als es um ihren Bogenköcher ging. Am Ende wussten nur zwei Menschen von ihrer Begeisterung für Drachen und sie hatte nicht vor, dass sonderlich breit zu treten. Vor allem nicht, weil es mittlerweile zu ihrem Alltag zu gehören schien, gegen diese Tiere zu kämpfen.
Grundsätzlich war die Rüstung, die vor ihr lag, eher schlicht. Sie war nicht sonderlich verziert, sondern eher praktisch. Einfach und unauffällig.
Aber dann war da die Maske aus dem weichen Leder, die normalerweise einfach zusammengerafft auf ihren Schultern legen würde. Wenn sie das Leder allerdings über das Gesicht zog, erkannte man erst das weit geöffneten Maul eines Drachen, die Zähne kunstvoll in das Leder punziert.
Wahrscheinlich würde man es nur erkennen, wenn man nahe vor ihr stand, aber der Gedanke gefiel ihr. Genau das….nicht sofort zu sehen, was oder wen man vor sich hatte.







Ihre Augen glitten dann aber weiter zu dem anderen Bündel. Ihr Mantel. Vorsichtig breitete sie auch ihn vor sich auf dem Tisch aus und lehnte sich mit einem tiefen Atemzug zurück. Wahrscheinlich war er das wirkliche Kunstwerk.

Es war Gewohnheit geworden, einen Mantel zu tragen wenn sie unterwegs war in den Höhlen. In erster Linie weil sie es mochte, wie er die Bewegungen dämpfte, aber auch weil sie von Beginn an das Gefühl gehabt hatte, dass sie mit ihrer Rüstung in der Dunkelheit beinahe leuchtete. Sie zog es vor mit ihr zu verschmelzen.
Allerdings hatte sie auch hier ihre Vorstellungen und Ansprüche gehabt. Nur reichte ihr Leder dafür nicht aus. Sie war Lingor dankbar, dass er ihr einen alten Mantel von sich zur Verwendung gab. Das Leder war älter und dadurch bereits auch deutlich geschmeidiger und die Farbe ein wenig anders. Einzelne Teile davon waren nun in den neuen Mantel mit eingenäht und passten sich perfekt in das Gesamtbild.
Am wichtigsten war ihr allerdings die freie Bewegung, hohe Schlitze damit sie jederzeit klettern konnte, schmal geschnitten, damit nicht unnötige Lederfetzen ihr in den Weg kamen.
Ihre Finger glitten langsam über das Leder bis zum Saum und sie hob vorsichtig den Stoffeinsatz an. Die schmalen Klingen waren nicht zu sehen wenn man es nicht wusste. Am Ende hoffte sie sehr, dass sie jene niemals benutzen musste. Dass es niemals so weit kam, dass sie in Gefangenschaft geriet. Sie wollte das nie wieder spüren, diese Hilflosigkeit von damals.




<<Das Hämmern der Hufe dröhnte in ihren Ohren, sie wollte einfach nur die Augen schließen und schlafen, aber durch jede Bewegung wurde der Schmerz wieder heftiger. Sie versuchte sich an ihm festzuhalten, aber sie spürte, dass die Kraft in ihrem Arm nachließ.
“Wage es nicht loszulassen,” seine Stimme klang gepresst, aber gleichzeitig spürte sie, wie er ihren Arm griff und festhielt.
“Wir haben es nicht mehr weit.”
Mehr als ein Nicken brachte sie nicht zustande.
Im Lager wurde ihr Rücken versorgt und irgendwann schlief sie auch. Als sie die Augen wieder öffnete stand Fergus mit dem Rücken zu ihr im Eingang des Zeltes. Sie mustert ihn einen Augenblick bevor sie sich langsam und vorsichtig aufrichtete.
“Ich habe kein Wort gesagt. Sie wissen nicht wo irgendjemand von uns ist,” meinte sie leise und das Zittern konnte sie kaum aus ihrer Stimme vertreiben. Man konnte förmlich sehen, wie er tief durchatmete bevor er sich zu ihr umdrehte.
“Wissen wir. Aber es war knapp, oder nicht?”, sein Blick lag forschend auf ihr und sie bemühte es gar nicht erst ihre Antwort zu verbergen.
“Du musst lernen was du in solchen Situationen tun musst, Jyn. Ich hoffe nicht, dass es nochmal soweit kommt, aber wenn doch, musst du wissen wie du zu handeln hast. Und du wirst es hasse, aber du weißt dass Finn derjenige ist, der dir das am besten beibringen kann, “ sein Blick war ziemlich Ernst auf sie gerichtet und sie sparte sich tatsächlich auch jeden weiteren Kommentar und nickte nur langsam. Dann kam er auf sie zu und stellt ein paar Stiefel neben ihr ab.
“In Zukunft, wirst du die tragen,” murmelte er nur und sie spürte seinen prüfenden Blick, der noch kurz auf ihr ruhte.
Sie nahm die Stiefel und betrachtete sie kurz. Es brauchte einen Moment bis sie die verborgene Dolchscheide fand, die eher provisorisch eingenäht war. Als sie aufsah, war er bereits wieder verschwunden.>>




Sie starrte noch einen Moment auf die Klingen und schlug dann den Stoff wieder zurück. Dunkles Leder. Ihre Augen ruhten noch eine Weile darauf bevor sie dann begann die Rüstung anzulegen. Am Ende nahm sie noch den Mantel und striff ihn über. Wenig später verließ sie die Stadt aus dem Osttor und überquerte die Brücke. Kurz hinter Wetterau hielt sie kurz inne. Der Blick richtete sich noch einmal zurück, dann wandte sie sich dem Wald zu und lief los, die Maske dabei in ihr Gesicht ziehend.






Zuletzt bearbeitet von Jynela Dhara am 24 Feb 2024 19:07, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Weg ist das Ziel
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3  Weiter
Seite 2 von 3

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de