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Amaris Elysha von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Amaris Elysha von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
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Amaris von Dunkelbrunn





 Beitrag Verfasst am: 21 Aug 2006 03:22    Titel: Amaris Elysha von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
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Ein gar "dramatisches" Spielchen in mehreren Akten.
So höret und ermuntert euch, ehrenwerte Lauscher, an der Geschichte einer die auszog den eigenen Kopfe durchzusetzen:



Virgo militaris:


Name: Amaris Elysha von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
Titel: Freiin von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
Alter: 17 Winterläufe
Größe: 1,65 Schritt
Statur: schlank/wendig
Augenfarbe: grünblau (mit bernsteinfarbenem Ring um die Pupille)
Haarfarbe: hell- mittelbraun, weder lockig noch glatt
bes. Merkmal: schräge Narbe auf der Nasenspitze




Familia insolita:

Vater: Freiherr Arlistes Hector von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
(Alter: 49 Winterläufe; Herr der Baronie Dunkelbrunn und damit u.A. Titelherr)

Mutter: Freiherrin Valenza Niane von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe; geb. von Ridmannsfluren; Base v. Hochgeboren Calor von Gryffenhorst zu Wetterbruch und Ridmannsfluren und dessen hoher Schwester Rika von Gryffenhorst zu Wetterbruch und Ridmannsfluren
(Alter: 44 Winterläufe; seine hohe Gattin und Mutter der adeligen Sprösslinge:)

Geschwister: Laurel Ramines von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
(Alter: 25 Winterläufe; der Erstgeborene des Herren von Dunkelbrunn)

Kataleen Jilvyra von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
(Alter: 23 Winterläufe; Zwillingsschwester der Myrana Ilirie v. D. – verschollen!)

Myrana Ilirie von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
(Alter: 23 Winterläufe; Zwillingsschwester der Kataleen Jilvyra v. D.)

Ionathan Brinn von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe
(Alter: 14 Winterläufe; jüngster Spross des Herren v. Dunkelbrunn; Page)

Dramatis personae:


- Inessa Großbruck; erste Haushalterin im Hause der Dunkelbrunner, 37 J.

- Alastar (Aly) Großbruck; ihr Sohn, junger Page/Diener der Dunkelbrunner, 15/16 J. Spielgefährte und Vertrauter der fast gleichaltrigen Freiin Amaris Elysha v. D.

- Bruder Miares (Khalvilee); junger Priester der Temora, zuständig für die geistliche Erziehung der Sprösslinge, Vertrauter der jungen Freiin Amaris Elysha v.D, 29 J.

- Arkalon de Hallming; gestrenger Hauslehrer der Sprösslinge v. D., 53 J.

- Sarisa Gingette de Hallming; seine naive, geschwätzige Tochter, 24 J.

- Berlind Annelhamm; eine nicht minder geschwätzige und deutlich naivere Magd, 18 J.

- Vinard Orulfe von Weidengrund; Mündel des Freiherren v. D. , engster Vertrauter des ältesten Sprosses Laurel Ramines v. D., ehemalig.Verlobter der Kataleen Jilvyra v. D., Verlobter der Myrana Ilirie v. D., 27 J.

- Konnar de Elwensing; Meister der Fechtkunst und Waffenmeister im Hause Dunkelbrunn, Lehrmeister der jungen Herren, Vertrauter der jüngsten Freiin, 51 J.

- Ermeluce von Nebelberg, geb. Harkenstätt; Base zweiten Grades des Freiherren, verbohrte, boshafte Kupplerin, 45 J.

- Keir Daegal von Nebelberg; ihr Sohn u. rechtmäßiger Herr von Nebelberg, noch ist ihm die jüngste Freiin versprochen, 25 J.
- Tiasindel Dallay von Nebelberg; seine Schwester, kränkliches, junges Mädchen, 15 J.

(und bevor es nun ausufert oder noch schlimmer wird habe ich einmal die ganze Palette an namen- und gesichtloser Diener, Küchenpersonalmenschen und sonstige „Hofstaatsleute“ mal aus der Aufzählung gelassen!)
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Amaris von Dunkelbrunn





 Beitrag Verfasst am: 22 Aug 2006 16:53    Titel:
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Locus communis:

Es bedarf nicht allzu vieler Worte, meine Heimat, die strahlende, wenngleich nicht sehr große, doch sicherlich reiche Baronie Dunkelbrunn zu beschreiben. Oh ja, reich ist eine wahr gesprochene Phrase, denn der Handel floriert in jenem nicht allzu hügeligen Lande, dessen Strassen zu jeder Jahreszeit von den bunten Karren der unzähligen Tandfeilscher belebt werden. Klein mag er manchen erscheinen, dieser Landstrich, dessen einzige Burg sich im Lehen Dunkelbrunnwie eine malerische Manifestierung eines Bilderbuchgebäudes inmitten einer prächtigen, fidelen und gleichnamigen Stadt erhebt. Die hohen Freiherren erlangten diesen Stand nicht etwa durch bekannte Heldentaten am Schlachtfeld, als vielmehr durch lange, beständige Treue gegenüber dem Königshause und dem liebevollen Umsorgen eines Landstriches, der alsbald den bekannten Satz „Dunkelbrunner Tand geht durch alle Land!“ prägen sollte. Die Weinberge, welche die Lehnen von einander auf natürlich erfrischende Weise trennen, sind wohl der Quell für den Bekanntheitsgrad meiner geliebten Heimat, denn neben dem bekannten und begehrten Dunkelbrunner Honigkuchen, der nicht nur zur Winterszeit mit Wonne verzehrt wird, gilt der Brunnenwein als eine herbe, köstliche und vor allem erschwingliche Spezialität im ganzen Lande!
Steht aber dem Besucher der Sinn eher nach vornehmen, galanten Bauten und Werkstätten der Geisteswissenschaften, so ist er in dem nicht minder bevölkertem Harkenstätter Landstrich gut aufgehoben, aus welchen angeblich so mancher kluger Erfinderkopfe entsprungen ist. Lieblich und sanft hingegen ist Weidengrund mit seinen Seen und dem dort fast schon heiligen Baume, welcher so manche Fahne ziert und dort im Lenzing in besonderer Pracht steht, wenn die jungfräulichen Maiden ihn mit Blumenkränzen zieren um so, nach altem Brauch, einen Wunsch zur baldigen Eheschließung frei haben. Noch etwas stiller mag man das letzte der vier Lehen, Fuchsenlohe, benennen. In dem noch immer sehr waldreichen Landstrich, wo sich angeblich Fuchs und Hase noch „Gute Nacht“ sagen, frönt man natürlich der Jagd und bedient sich der Reichtümer jener prachtvollen Natur.
Ah, die Mutter und die lichte Herrin erhalten unser Dunkelbrunn, aufdass der weise Wahlspruch „Post nubila phoebus“ (Nach den Wolken kommt die Sonne) weiterhin auf dem blau-weißen Lilienbanner prangen und flatternd ein Sinnbild für Zuversicht und Frohsinn sein möge….

(aus den Erzählungen eines angeheiterten Honigküchner, der zu viel vom heißen Brunnenwein am Winterglühen – Feste gekostet hat)


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Amaris von Dunkelbrunn





 Beitrag Verfasst am: 23 Aug 2006 16:19    Titel:
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Ad rem…

1. Blattgeflüster

Helles, glucksendes und allen voran sehr herzhaftes Kinderlachen mischte sich mit abwechselnd wütend- verzweifelten Rufen aus einer längst heiseren Kehle und hallte am massiven, dicklich wirkenden Bergfried wider. Angelockt von jener beinahe schon angenehm gewöhnlichen Art der Idylle zupfte der junge Mann die Robenärmel zurück und legte vorsichtig beide Hände auf dem leise knarrzenden Fensterbrett ab um sich etwas darüber zu beugen in der Hoffnung den Ursprung des fröhlichen Tumults zu erhaschen. Dieser ungewöhnlich intensive Wunsch stammte nicht von irgendwoher, war ihm doch dieses Gefühl, ein noch sehr frischer Fremdkörper inmitten der lieblich- einfachen Burg Dunkelbrunn zu sein, mehr als unangenehm und sehnte sich nach aufkeimender Vertrautheit.
Dieses Hoffen sollte nicht enttäuscht werden, denn rasch hoben sich gleichermaßen die schmalen Mundwinkel, sowie die fein geschwungenen Brauen, als die wachsamen, klarblauen Augen zwei junge Bälger nicht unweit seines Fensters in einem Kirschbaum erblickten. Herrlich kindisch lachend taten sie sich an den wohlgeformten, blutroten Früchten gütlich und begnügten sich dann damit die Kerne in möglichst hohem Bogen gen Zinnen zu spucken. Verursacher des Geschreis und gleichermaßen der Faktor, welcher das ganze Bild ins Komische stürzte, war ein ergrauter, dicklicher Mann mit hochrotem Kopf, welcher, den prunkvollen Gehrock gerafft, im Kreise um den Baumstamm herumstolperte und mal mit lockend- schmeichelnden Verheißungen oder wüsten Strafandrohungen versuchte die kleinen Plagegeister vom hohen Sitz herab zu bekommen. Der Erfolg blieb hierbei jedoch gänzlich aus, denn die beiden, eine kecke Göre, welche ihre plumpen Kinderbeinchen baumeln ließ und scheinbar den Spuckwettbewerb gewann und ein etwas jüngerer Rotzbengel, der das Wunder vollbracht hatte nicht nur Mondgesicht und Patschehände, sondern zudem das halbe Leibchen mit Kirschsaft zu bekleckern, schienen ihn mit glänzender Nichtachtung zu strafen.
Mit einem Ruck straffte er der junge Zuschauer seine Haltung und warf das kinnlange, flachsblonde Haar zurück, als ihm nun der Blick der Kleinen munter entgegenflackerte, da sie ihn wohl durch das Blattwerk hindurch am Fenster entdeckt hatte. Sie war deutlich schneller als er und entblößte schneeweiße, kleine Mausezähne zu einem gewinnbringenden und gleichermaßen ungewohnt bübischen Grinsen. Wäre es nicht um die eher feinen, eindeutig mädchenhaften Linnengewänder seines Blickfangs gewesen, so hätte der verunsicherte Herr in jenem Moment wohl seine erste Einschätzung revidiert und behauptet, dass da zwei kleine Lausebuben im Kirschgeäst saßen, von welchen einer das hellbraune Haar nur ungewohnt lang trug. So allerdings versuchte er neue Schlussfolgerungen zu schließen und erklärte das Mägdelein gedanklich zu der recht schlecht erzogenen Tochter einer höheren und folglich schwer beschäftigten Angestellten, womit der Junge durchaus ihr kleinerer Bruder sein konnte, denn auch seine Gewänder hatte ein fähiger Schneider gefertigt.
Noch während er seinen fachmännischen Überlegungen nachging kam plötzlich Leben in das Kind und hastig sammelte sie mit grapschender Bewegung einige Kirschen in den Taschen ihrer Kittelschürze um kurz darauf mit einer waghalsigen Kletterpartie zu beginnen, die nicht nur ihm vor Schreck den Atem raubte, denn das Geplärr des Kerls unter dem Baume ebbte augenblicklich ab. Schwankend arbeitete sie sich dann, einen Fuß vor den anderen auf dem Ast setzend, direkt auf ihn zu, während ihr kleiner Mitgauner nur selbstzufrieden auf einem Fruchtstengel umherkaute und er selbst ein Gebet nach dem anderen zur glänzenden Lichtbringerin sandte, wann immer die winzigen Füße zu rutschen drohten.
Sie, die ihn stets geleitet, behütet und verstanden hatte, ließ ihren demütigen Diener auch diesmal nicht im Stich und so reckte sich ihm plötzlich eine kindlich runde, weiche Hand voller Kirschen entgegen. Geistesgegenwärtig griff er jedoch nicht nach dieser, sondern nach dem ganzen Bündel Mensch um sie in einem Schwung über das Sims ins Zimmer hinein zu heben.
Er konnte den Moment, in welchem die glückselige Magie zwischen den beiden Seelen jäh zerbrach, förmlich sehen, als die großen grünblauen Kinderaugen, um deren Pupillen ein gelblicher Rand munter glomm, sich plötzlich mit Entsetzen weiteten. Dann tauschte man die Rollen und während nun beide Kinder empört aufplärrten erschallte das Triumphgebrüll ihres Anstandskontrolleurs vom Baumstamm herauf.
Im folgenden Durcheinader war der junge Diener der Temora vollends damit beschäftigt das um sich tretende und schlagende Balg halbwegs still zu halten und nicht unnötig Kratz- und Bissspuren zu erhalten, dass er schon fast dankbar aufächzte, als zwei starke Hände das Zappelwesen aus seinen Armen zogen und es mit einem festen Schütteln zum verstummen brachten.

„Bist du denn noch ganz bei Sinnen?! Närrisches Kind!“

Das kurze, dunkle Poltern jener Stimme ließ augenblicklich alle anderen Geräusche gefrieren.
Freiherr Arlistes Hector von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe war eine beeindruckende Gestalt, denn trotz des etwas untersetzten Körperbaus und der gerade einmal mittleren Größe konnte man den Blick nur schlecht vom nun düster umherfunkelnden Burgherren und „Regenten“ der vier Lehnen um Dunkelbrunn nehmen. Einzig der kleine Mitverschwörer des unglückseligen Mädchens schien alle Muskeln bewegen zu können, denn er machte sich hastig den Baum herab und aus dem Staub, während die dunkelgrünen, kühlen Augen des hohen Herren sich dann doch entschieden den plötzlich stummen Schreihals in seinen Händen zu taxieren. Trotzig hielt jene diesem stand und schob langsam die Unterlippe etwas vor, als versuche sie ihn im stummen Duell sogar noch herauszufordern. Dreist zwinkernd schmälerte sie das Augenmerk und in just diesem Moment fiel es dem jungen Geistlichen wie Schuppen von den Augen. Beide sahen einander verdammt ähnlich, wie nur eine Tochter ihrem Vater gleichen konnte. Die noch immer heisere Stimme des Brüllaffen am Baum draußen bestätigte seine verblüffende Entdeckung, als dieser sich wie aalig windend beeilte zu versichern:

„Ich habe die junge Dame mehrfach zum Anstand aufgefordert, doch das ungehorsame Mädchen wollte nicht hören. Ich hatte schon gefürchtet die kleine Freiin würde herabstürz…“

„Haltet Euren Mund, Arkalon und seht zu, dass ihr den Bengel erwischt. Eine Tracht Prügel sollte genügen ihn erstmal von meiner Tochter fern zu halten… er hat …sie haben beide, weiß die Mutter, wirklich besseres zu tun als Unfug zu stiften.“

Mit einem knappen, unterkühlten Nicken verabschiedete sich die stattliche Erscheinung steif und gerade, das wieder Zeter und Mordio brüllende Kind unter einem Arm, vom vermeintlichen Retter, welcher noch für wenige Augenblicke starr blinzelnd im Raum stand um dann jedoch schweigend die Fenster zu schließen. Fürs Erste war seine Neugierde deutlich übersättigt!


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Amaris von Dunkelbrunn





 Beitrag Verfasst am: 11 Okt 2006 01:48    Titel:
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2. Narbenspiel

Was machte er da eigentlich?
Recht bequem, die Hände in den endlosen Weiten der langen Ärmel seiner Robe verborgen und schief an das kühle, schattenreiche Mauerstück gelehnt einen interessanten Zweikampf ungleicher Gegner beobachten – richtig! Sicherlich lag grundsätzlich nichts Verwerfliches in einer solchen, lehrreichen Unterhaltung und selbst ein Priester der Lichten, welchem doch friedvolle Umgebungen stets angenehmer und freundlicher erschienen, konnte sich ab und an einem spannenden Kampf blicklich nicht entziehen. Aber das hier war falsch, unendlich falsch und auch wenn dies nicht das erste Mal war, dass er seinen jungen Schützling behände im Fechtkampf gefesselt um ihren schon ergrauten, doch nicht minder wendigen Lehrmeister springen sah, so wollte ein Teil in ihm, der sich der Treue zum Freiherren Arlistes Hector stetig bewusst war, loseilen um jene verbotene Übungseinheiten anzukreiden. Amaris war nun mal kein Junge, sondern vielmehr eine junge Dame, welche nicht nur als Repräsentantin ihrer Baronie eine happige Last auf den eher schmalen Schultern zu tragen hatte, sondern zudem seit wenigen Wochen dem jungen Baron von Nebelberg als versprochen galt. Sie hätte in die Räumlichkeiten der Herrin gehört, wo ihre sanfteren Zwillingsschwestern Kataleen und Myrana vermutlich seit Stunden eher kühn die Sticknadeln als den Degen schwingen mussten um sich voll und ganz auf das Leben als holde Gattin, Engel des Hauses und schmückendes Beiwerk einzustellen. Ein resignierendes Seufzen hob Miares’ Brust und sanfter ruhte der Blick wieder auf dem jungen, drahtigen Mädchen, das mit dem alten Spitzbubengrinsen, welches sie noch immer so offensichtlich in den nun feminin- zarten Zügen trug, einen Ausfallschritt mit einer dreisten Finte kombinierte und fast den alten Meister entwaffnet hätte, welcher nun seinerseits ein hohes Pfeifen der beeindruckten Wertschätzung und Anerkennung durch die Schneidezähne ließ. Mit zufriedenem, ja fast amüsiertem Lächeln und einer zackigen Verbeugung von beiden Seiten wurde dann dieses Tänzlein beendet.
Lodernde Blicke der Begeisterung sprühten förmlich aus den grünblauen Augen und der bernsteinfarbene Ring nahe der Pupille schien zu flammen, als sie mit burschikosen Stechschritten gen Miares hastete. Ein weiteres Ächzen, eine altbekannte Mischung aus aufrichtig väterlicher Liebe und Stolz sowie kleiner Verzweiflung, entwich der Kehle des Priesters erneut, als er bemerkte, dass ihr langes, hellbraunes Haar durch den Schweiß geradezu an den rosigen, runden Wangen und der Stirne klebte. Diese einfachen, praktischen Übungsgewandungen standen ihr zwar im Grunde fast besser als all die adretten Kleidchen, welche ihre gütige Frau Mutter noch immer Tag für Tag aus den feinsten Schneidereien der Stadt liefern ließ, doch hatte auch diese Übungsstunde voller Staub und Schlamm ihren Tribut vom einfachen Linnenwams gefordert und ließ es zerschlissen und dreckig am jungen Körper zurück.
„Du solltest dringend ein Bad nehmen, bevor wir auch nur annähernd darüber reden können heute die Geburt der Lichtbringerin zu bereden und erörtern, meine Liebe…“, entwich es ihm schneller, als dass sie ihn mit dem gewohnten Prasselregen der euphorischen Ausrufe hinsichtlich der heimlichen Fechtstunde begießen konnte. Prompt erntete er dafür einen schmalen, strafenden Blick und kühn reckte sie das gerade Näschen etwas mehr gen Himmel, ehe sie stolz verlauten ließ:
„Bedaure, der Herr, aber bevor ich auch nur irgendein Gespräch mit Euch beginne, schulde ich noch jemand anderen einige Worte…“
Der Sand und Dreck knirschte unter ihren flachen Stiefelabsätzen, als sie in fließender Bewegung auf ihnen umdrehte und mit stolzer, gerader Haltung aus seinem Blickfeld schritt. Nachdenklich blickte der Priester ihr lange nach.
Er wusste wohin sie ihre Füße mehrfach am Tage führten, wann immer sie die Möglichkeit hatte alleine zu sein:
In die kleine, hauseigene Burgkapelle, welche der lichten Herrin geweiht und gewidmet war. Dort, so hatte er es vor fast zehn Jahren, als er seine ersten, fremden Schritte durch die Burg Dunkelbrunn gemacht hatte, das erste Mal beobachtet, beugte der sonst so vorlaute und ungezähmte Wildfang Amaris Elysha von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe still die Knie, faltete die dreckverschmierten Hände und richtete den Blick mit Hingabe gen Altar um leise flüsternd längere Zwiegespräche mit ihrer Heldin und Herrin zu halten.
Ein seltsames Schauspiel, doch waren es gerade die Worte Temoras, welche an erster Stelle sämtlicher Gunst bei jenem verqueren, quirligen Kinde standen und dies verband sie beide, den ruhigen, besonnenen Priester und das adlige Mädchen, welches sich so gar nicht die ihr vom Schicksal vorherbestimmte Rolle fügen wollte. Ein Band, welches die gleißende Bringerin des Lichts selbst geknüpft und somit ganz wohl dafür gesorgt hatte, dass auch von dieser geheimen Unterweisung im Umgang mit einer Waffe nichts an die Ohren des hohen Herren Vaters drang. Ihm blieb nur in Sorge zu seufzen und zu schweigen…

*******

Herrin,
mein gleißendes Licht gegen die Schatten,
mein leuchtender Stern am nachtschwarzen Firmament,
mein kleiner Funke Hoffnung in dunkelster Stunde,
deine treue Dienerin erbittet deinen Rat, Segen und Beistand.

Lichte,
lodernde Flamme mit ewiger Kraft,
sehendes Auge der Weisheit,
güldenes Schwert der Gerechtigkeit,
steh’ mir auch jetzt in meinen Gedanken, Worten und Taten bei.

Temora,
lenke mich,
leite mich,
lass mich dein Werkzeug sein!


*******


Eine störrische Strähne, welche schon während ihres Gesprächs mit jener, die ihr Vorbild, Mutter und Herrin war, neckisch kitzelnd versucht hatte ihre Geduld zu zernagen, fiel nun, während der galanten Aufstehbewegung, vollends in ihr Gesicht und blinzelnd zwickte sie die Augen zusammen um sich weniger damenhaft oder elegant das vorwitzige Haar mit dem Handrücken aus dem Antlitz zu streifen. Da nahm sie aus den Augenwinkeln eine sanfte, vorsichtige Bewegung, die ihr Herz unweigerlich zu einem kleinen Satz verführte, im Schatten der Kapellentüre wahr. Das Lächeln, welches sich mit jedem ihrer Schritte nun deutlicher auf die fein geschnittenen Züge malte, hatte wenig Lausbubennote zu vermerken, sondern legte ein junges, ganz offensichtlich verliebtes Mädchen unter all der Bengelfassade blank. Die zwei letzten Sätze zur Türe hinaus flog sie ihm förmlich entgegen und vergrub das Gesicht in den weichen Falten seiner Baumwolltunika an der Brust, während starke Arme sie sanft umfassten. Eine ganze Weile umhüllte das Schweigen wie eine sachte, streichelnde Decke die beiden Liebenden, ehe ihre Stimme leise, dumpf und auch einen Hauch vorwurfsvoll durch den Stoff seiner Gewandung erklang:
„Du hättest nicht herkommen sollen… Sarisa und Berlind schnüffeln mir beide wie jagdgeifernde Hunde hinterher um sich dann in tratschende, schnatternde Gänse zu verwandeln und wilde Gerüchte zu spinnen. Eines Tages hört Vater davon und dann… dann…“ noch hauchiger verklang die junge Stimme, als die einzige Antwort nur der beständige Herzschlag des Liebsten und ein seufzendes Heben seiner Brust war.
„Ich dachte zudem du wärst die gesamte Woche in der Stadt… all die Besorgungen für die Weidenweihe…“
„.. können warten!“, fiel er ihr nun mit ruhigem, gar etwas amüsiertem Untertone ins Wort.
„Man könnte beinahe meinen du freust dich nicht wirklich mich zu sehen. Ich kann gut und gerne auch wieder gehen, Herrin.“, setzte er dann noch neckend nach, wohl nicht ahnend, welchen Stein er mit den knappen Sätzen ins Rollen gebracht hatte.
Mit einem Ruck hob sie den Kopf und sah ihm weinerlich- anklagend entgegen. Erschüttert über diese heftige Reaktion schaffte er es gerade einmal den Mund zu öffnen, als der Wortschwall sich über ihn ergoss.
„Wie kannst du so etwas auch nur andeuten?! Die ganze, verfluchte Burg, jeder dämliche Stein ist noch ein gutes bisschen grauer und kälter, wenn du nicht da bist! Die Bäume sind nur halb so grün, die Blumen nicht einmal annähernd so prächtig wie sonst und ich ein halber Mensch… es ist nichts stimmig ohne dich, Alys und da…“

Die kitschige Schmachtrede wusste der junge Mann nun mit einem forschen und hingebungsvollen Kuss rasch zu beenden und getrieben von explosionsartig erblühender Leidenschaft zog er sie, ohne die Lippen von ihren zu lösen, ins Freie hinaus… ins Sonnenlicht, wo ein weiteres jähes Ende der nun anderen Art auf die Turteltauben wartete.
Der empörte Aufschrei des jungen Vinard Orulfe von Weidengrund, Mündel des Freiherren von Dunkelbrunn und zudem engster Vertrauter des ältesten Sprösslings Laurel, gellte im vermaledeiten Echo mehrfach durch die Burg.

********

Angst kroch den Hals entlang aus dem Bauch nach oben und legte sich, wie klamme, knochige Finger um seinen Hals um die Kehle mit jedem Moment enger zusammen zu schnüren.
Was machte er da eigentlich?
Bei der lichten Herrin, er beobachtete wie sie, getaucht ins Licht der Abendröte, starb!
Mit jeder flackernden, raschen doch gehetzten Bewegung der völlig vermummten, seltsam eingepackten Gestalt schien der Kontrahent des Duells auf Leben und Tod, der junge, tödlich schnelle Spross des Freiherren, Laurel Ramines von Dunkelbrunn zu Harkenstätt und Fuchsenlohe an Boden zu gewinnen. Er war ihr trotz all den heimlichen, emsigen Übungsstunden noch bei weitem überlegen und die Wut über jenen Skandal, den der törichte Kerl Vinard mit seiner völlig verfälschten Geschichte über die befleckte Ehre der jungen Freiin Amaris Elysha nur noch genährt hatte, schien die präzisen Hiebe und Stiche zu vollenden. Herrin, wenn er doch nur wüsste wen er im Begriff war niederzustrecken… ach und hätte sie ihn doch nur nicht schwören lassen… er würde nicht sprechen, sondern schreien!

Es hatte nur wenige Stunden gedauert bis Vinard, das tratschfreudige Fräulein de Hallmig, sowie die Seemannsgarn spinnende Magd Berlind im Schlepptau, das Gemüt des stolzen Bruders völlig entfacht hatte. Für jegliche Erklärungen fand sich kein Ohr mehr, Bitten wurden ignoriert, Flehen negiert. Noch bevor Kunde an die Gemächer des Vaters treten konnte stand die Forderung nach Satisfaktion:
Ein Duell auf Leben und Tod.
Aber einer Schnapsidee in jener Familie folgte wohl die nächste, denn keine acht Lidschläge später fand er sie in der Rüstkammer, das Gesicht vermummt, die Brust mit Tüchern gerade abgebunden. Mit bebender Stimme rang sie ihm zuerst einen Schwur des Stillschweigens ab, ehe sie ihm zittrig den Beweggrund der Maskerade erklärte.
Nie hatte Alastar auch nur eine Waffe länger als zum polieren angefasst, sein Todesurteil hatte Laurel somit also schon verkündet, denn obwohl der Jüngere kein schwächliches Kerlchen oder dergleichen war, so handelte es sich im Falle des ältesten Sohnes seiner Hochgeboren um einen jungen Meister der Fechtkunst… einen vor Wut und Hass schäumenden Meister.
Mit einer ähnlichen Schwurlist, mit welcher sie auch ihn hereingelegt hatte, konnte Amaris ihren Liebsten zunächst dazu überreden still zu dulden, dass sie in männlicher Verkleidung als sein Stellvertreter das Duell bestreiten würde, dann brachte sie noch das Wunder zustande ihn fort zu senden, aufdass nicht die Bewunderer, Buhlen und weitere Anhängsel des glorreichen Bruders ein Blutzoll ganz eigener Art noch während dem Duell verrichteten. Er hatte getobt, geflucht und zuletzt bittere Tränen geweint, doch seine Liebste blieb härter als die Grundsteine der Burg Dunkelbrunn und drehte ihm einen Strick aus den vorher listig abgerufenen Schwüren.
Ein ähnlicher, symbolischer Strick fungierte nun als eine Art würgender Knebel für ihn, ihren Lehrer, Freund und Vaterfigur. Mit stechenden Schmerzen in der Brust wollte er aufbrüllen, den erbarmungslosen jungen Freiherren darauf aufmerksam machen, dass sein bizarr vermummter Gegner niemand anders war, als jene Person, deren Ehre er so wieder retten wollte… indem er sie umbrachte!
Noch als dieser Gedanke sein Ziel alarmierend schrill im Kopfe erreicht hatte, trafen die Waffen mit unschönem Klang ein weiters Mal an jenem Abend aufeinander und es war ihr Degen, welcher in den letzten Lichtstrahlen glitzernd seinen Weg zu Boden fand.
Laurel fackelte nicht lange.
Ohne ein weiteres Wort holte er zu jenem Seitenhieb aus, welcher ihre Kehle wie dünnes Papier zerreißen sollte. NEIN HERRIN… NICHT SIE, NICHT SO… NEIIIIIIIIIN!

Sein Schrei ging noch im Schlag unter und schon sah er frisches, rosenrotes Blut spritzen.
Doch in beachtlich geringer Menge…
Die Hand schützend vors Gesicht haltend taumelte Laurel Ramines von Dunkelbrunn, der eigentliche Gewinner des grausigen Duells von den letzten, plötzlich ungleich intensiven Strahlen der verschwindenden Abendsonne geblendet zurück.
Sein kleiner Gegner tastete derweil munter nach dem herabgefallenen Degen im Staub, die dicken Blutstropfen, welche aus einem frischen Schnitt direkt auf der Nasenspitze hervorquollen, wurden nicht beachtet.
Das schaffte dann erst die plötzlich hereindonnernde Stimme des Vaters der beiden.
Miares spürte wie ihm allerdings bei jenem Gepolter die Beine vor plötzlicher Erleichterung den Dienst versagten und unter ihm zusammenbrachen. Ächzend neigte er das Haupt tiefer gen Sandboden.
Danke dir, Lichtbringern… so oft wie ich dir mit all meinem Atem nicht danken könnte!
Sie ist gerettet….

*********

Lange starrte er der Kutsche nach und wusste nur, dass er ihre himmelhochjauchzende Begeisterung über den gefährlichen Kuhhandel mit den von Nebelbergs und ihrem hohen Herrn Vater nicht teilen konnte. War sein Satz absichtlich so gewählt? Hatte er in jenem Moment einfach nicht mit ihrem verblüfften Gesicht der Erleichterung gerechnet? Was wusste jener Mann von seiner Tochter? War alles ein Wink des Schicksals… oder nur Zufall?

„Ich werde es nicht weiter dulden! Du wirst den jungen Baron Keir Daegal von Nebelberg heiraten und unter seiner Obhut hoffentlich endlich zu einer Tochter werden, für die ich mich nicht in Grund und Boden schämen muss…“
„Was wenn ich nicht will Vater?“
„NICHT WILL??!!“
„Oh ja, wenn ich mich weigere?“
„WEIGERE?!... Du hörst mir wohl nicht zu, du undankbarer Fratz? Es gibt keine Alternativen! Entweder heiratest du, und zwar so schnell wie einrichtbar, den Manne dem ich dich versprochen habe oder du kannst deine Sachen packen und noch heute ins Kloster gehen…“

Nun war sie auf dem Weg…
Ein noch so unendlich ungeformtes, aufmüpfiges Wesen, welches nicht nur in Sachen Demut noch einiges an Tugendlehre nachzuholen hatte. Er zweifelte begründet an einer Aufnahme im Kloster, denn das Herz war am rechten Fleck nur blieb ein anstrengender Akoluth nicht lange bestehen und auch ahnte er, dass weder die von Nebelbergs, noch ihr hoher Herr Vater das letzte Wort schon gesprochen hatten. Im Gegenteil!

„Vielleicht sehen wir uns eher wieder als es dir lieb ist, Amaris, so lange jedoch möge die Lichtbringerin dir deinen Pfad stets strahlend beleuchten und dich führen…“

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