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Dem Emir ein Denkmal
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Ilyas Imraan Omar





 Beitrag Verfasst am: 19 Sep 2021 18:15    Titel: Dem Emir ein Denkmal
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Nachdem die Handwerker des Landes informiert worden waren, wurde ein Termin festgesetzt, bei dem nochmal eine Begehung vor Ort stattfinden sollte. Es sollte klar werden, welche Ansprüche der Erhabene an die Statuen hatte. Da Ilyas allerdings wenig Gefühl für das Handwerk oder die Details eines solchen Kunstwerkes hatte, konnte ihm zumindest bei der zweiten Anforderung wenigstens seine Cousine hilfreich sein. Zahraa sollte mitschreiben und, nach Möglichkeit, auch während der Anfertigung der neuen Statuen einen Blick darauf haben, dass die neuen Werke der Vorgabe ähneln. Darüber hinaus konnte sie Zeichnungen anfertigen, in denen die Schwerpunkte besser markiert waren. Es würde hilfreich sein ein Bild zum Anfassen zu haben, statt auf irgendwelche Beschreibungen und ständiges Aufsuchen der aktuellen Statue zurückzugreifen.

Nachdem sie die Unterkunft der Omar verlassen hatten und ihren Weg durch die Stadt fanden, hatten sie sich erst vorgenommen die Denkmäler der Esras zu besichtigen. Im Anschluss wollten sie dann erst die vergangenen Erhabenen besichtigen. Die Geschichten rund um die Esras kannte er aus verschiedenen Erzählungen und Briefes seines Onkels. Den Rest hatte er dann wiederum in der Bibliothek der Familie nachgelesen:

Safiya, ehemals aus dem Hause der Ifrey und die erste Frau Aasims. Eine Natifah, die ihren Säbel führen konnte und sich stets in der ersten Reihe eines Kampfes befand. Sie legte ihn erst ab, als der Sohn geboren wurde.
Anisah, ehemals aus dem Hause der Yazir und die erste Frau Imraan Mukthaars. Sie gehörte zu den Khaliq des Reiches, deren Herz für das Volk schlug – die sie bis zum letzten Lebenshauch beschützen würde.
Noelani Banu, aus dem Hause der Yazir und die zweite Frau Imraan Mukthaars. In erster Linie liebt sie ihre Familie und würde wie eine Löwenmutter für diese kämpfen. Opferbereitschaft für die anderen ist ihr nicht fremd.
Latifa Asiya, ehemals aus dem Hause der Yazir und die erste Frau Nabil Rayhans. Die Einhaltung der Traditionen standen ihr im Mittelpunkt und sie schätzte sie auf ganz besondere Weise.
Raniya Sahar, ehemals aus dem Hause der Bashir und die erste Frau Abhas Wakurs. Ihren Intellekt übertreffen nur die umfangreichen Fähigkeiten, die sie der ersten Familie und dem Volk anbietet. Eine Natifah, die ihren Kopf durchsetzt und ihr Land bedingungslos liebt.

Es fehlte auf jeden Fall noch die Statue der aktuellen Esra Nurija Djamilah, was auch direkt als Aufgabe an Zahraa weiter gereicht wurde. Sie brauchten ein Bild, an dem sich die Schaffenden orientieren konnten.

Er hatte Zahraa reichlich Zeit gelassen, so dass sie sich ihre Notizen und einige erste Skizzen machen konnte. Hin und wieder dachte er drüber nach, was es damals wohl für eine Zeit gewesen sein muss und welche Ereignisse diese Stadt schon gesehen hatte. Auf welchen geschichtsträchtigen Straßen er wandelte und auf Menekaner traf, die der x-ten Generation von ehrbaren Hazar’s Durrah angehörten. Gleichermaßen fragte er sich, welche Rollen die Esras an der Seite der Erhabenen hatten. Mitunter muss es deutliche Unterschiede gegeben haben, wenn er nur daran dachte, wie es sich zur heutigen Zeit mit den Natifahs in den Häusern verhielt. Da war kein Verhalten gleich.

Als sie dann zu den Erhabenen rüber gingen, blieb er bei jeder Statue für eine Weile stehen. Nur bei Imraan hielt dieser Augenblick deutlich länger an.

Die erste Statue, die hier überhaupt hätte errichtet werden müssen, hätte auf jeden Fall die von Saajid sein müssen. Er war der erste Emir und hat aus den Menekanern das gemacht, was sie heute sind und ihnen einen eigenen Lebensraum geschaffen.
Eine Statue von Said gab es aus irgendwelchen Gründen auch nicht, wobei er doch noch einer der ersten Regenten der Stadt war. Das musste schnell korrigiert werden. Sein Leben und seine Herrschaft waren von Unglück begleitet. Ihm wird nachgesagt, dass er an gebrochenem Herzen gestorben ist.
Aasim herrschte, indem er Aufgaben den richtigen Menekanern delegierte und somit die richtigen Spezialisten an der passenden Stelle saßen, um das Reich in eine ruhmreiche Zukunft zu führen. Er selbst stürzte sich aus unbekannten Gründen in die Tiefe und riss damals seinen Großwesir Raakin, aus dem Hause der Yazir, mit.
Rashad Ameer war der jüngste Emir in der Reihe der Erhabenen. Nach dem Tod seines Vaters und der Mutter konnte er das Amt nur unter der Anleitung der Wesire halten. Der Grund für sein Verschwinden ist bis heute noch unklar. Offiziell wurde er jedoch für tot erklärt.
Der strenge Ghadir Tazim war ein Emir, mit dem ein Gespräch nicht einfach war. Er legte jedes Wort auf die Waagschale und bewies mehr als einmal Weitsicht in seinen Handlungen, die dazu führten, dass er sein Volk vor einem gewaltigen Beben rettete. Er war aber auch der, der den Kampf gegen die Häretiker antrieb. Er ging ebenfalls verschollen und wurde nach langer Wartezeit schließlich für tot erklärt.
Imraan Mukthaar war der erste Emir, dem die Mara erlaubte sein Amt vor seinem Tod niederzulegen. In seiner Amtszeit treib er den Handel an, bot den Schwachen ein Heim an und versuchte einen Frieden zu initiieren, um die Hazar’s Durrah zu schützen. Er war es auch, der den Orden der Hadcharim wieder so aufbaute, wie er heute bekannt war. Sein Leben gab er im Kampf gegen die Letharen, als er seine Landsleute schützen wollte.
Nabil Rayhan war ein Kämpfer und arbeitete immer eng mit seinem Beraterstarb von Wesiren zusammen, um das Beste aus den Einzelbereichen herauszuholen. Er hatte immer ein offenes Ohr für jene, die das Gespräch mit ihm suchten. Er holte sich den Rat, doch bot ihn auch an. Er fand den Tod, den er sich gewünscht hätte und starb im Kampf gegen ein unsagbares Übel, das gemeinhin als „Balron“ bekannt ist.
Der zweite Emir, der sein Amt mit dem Leben verlassen durfte, war Abhas Wakur. Er ist der Emir, der seine Entscheidungen mit großer Weisheit traf und meist alle Eventualitäten mit einrechnen konnte. Er war es, der einen mutigen Schnitt vollführte und die Familien im traditionellen Sinn auflöste, auf dass sie selbst zu Gemeinschaften zusammenfinden konnten.

Der Auftrag war es dem aktuellen Emir Amar Haydar ein Denkmal zu errichten für seine Taten im Bereich der Kultur des Volkes, die weitreichende Folgen hatten, aber dennoch dankbar angenommen wurden. Seine Geschichte musste in jedem Fall noch geschrieben werden.

Mit den erfassten Informationen sollte sich Zahraa schließlich an Noelani wenden, die den Auftrag angenommen hatte für den Bau der Statuen zu sorgen.
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Zahraa Omar





 Beitrag Verfasst am: 20 Sep 2021 09:42    Titel:
Antworten mit Zitat

~•~

Sie hatte bei ihrem ersten Besuch, zusammen mit ihrem Cousin Ilyas an den Denkmalstätten der Emire und Esras, erste Skizzen anfertigen können. Selbst wenn sie sich nicht unbedingt sicher war, was es für Punkte waren, die für eine Handwerkerin, die daraus eine Statue fertigen sollte, wichtig sein würden. So entschloss sie einfach besonders genau zu sein und ließ sich die Zeit dafür.

Nachdem sie im neuen Palast über den Skizzen gesessen hatte, entschloss sie sich nochmal alleine zu den Mausoleen zu gehen. Sie konnte am Besten arbeiten, wenn sie keine Blicke auf sich spürte, oder sie zumindest die Gewissheit hatte, dass es keiner tun würde.


Da stand sie nun also wieder zwischen den Statuen der erhabenen Esras, den großen Blüten des Sonnenreiches und betrachtete jede einzelne von Ihnen. Sie hatten alle eine warmherzige Ausstrahlung, vermutlich auch weil sie aus einem eher warmen Metall, dem Gold, gefertigt wurden. Jede hatte die ursprünglichen Symbole ihrer Geburtsfamilie eingemeißelt und es war erstaunlich zu sehen, wie jede der Esras aus einen der anerkannten Familien, nicht aber aus der ersten Familie, stammte. Sie erinnerte sich an Ilyas Worte, dass sie den Erhabenen näher an das Volk bringen würde - wie ein Bindeglied, wie eine Mutter der Hazars Durrah.
Jede Statue einer Esra hatte die Arme vor sich ausgestreckt um eine kleine Schale zu halten. Schalen die mit Blüten oder Kerzen im Nachhinein gefüllt werden konnten.
So hatte die Art wie sie als Statuen verewigt wurden auch etwas einladendes an sich, sie waren ein Spiegelbild von Natifahs, bei denen man wusste, dass sie sich um ihr Volk kümmern würden.

Zahraa erkannte viele dieser Eigenschaften auch an Nurija, denn sie hatte sie als warmherzige und mütterliche Natifah kennengelernt, an dessen Seite man nur allzu gerne verharrte. Allerdings war ihr tatsächlich ihre Geburtsfamilie fremd, das würde sie noch einmal nachfragen müssen - denn die fast goldenen, bernsteinbraunen Augen der Esra verrieten, dass sie im Blute kein Falke war.

Schließlich fertigte sie zwei Skizzen an, die Noelani, die Handwerkerin der Yazirs, die laut Ilyas den Auftrag wohl bekommen hatte, bekommen sollte, sobald sie die Geburtsfamilie der Esra herausgefunden hatte.

    Skizze 1)
    *Auf der Skizze sind detailgenaue Abbilder einer Statue aus dem Mausoleum der Esras zu erkennen. Einmal von der Seite, die Rückenansicht und die Frontansicht.
    Kleine Notizen befinden sich am Rand, so wird das Material als "Gold" beschrieben und Anmerkungen wie "Aufrechte Haltung, Warmherziger Blick, schenkende Geste" sind ebenso zu erkennen.*

    Skizze 2)
    *Die zweite Skizze zeigt ein Bild von der erhabenen Esra Nurija Djamilah, ausgestattet mit den für sie typischen eleganten Fächer und mütterlichen Blick. Sie wurde offenbar mit der viel Zeit angefertigt, entsprechend sind die besonderen Merkmale Nurijas sehr detailgenau herausgearbeitet. Neben der Zeichnung wurde in feiner Handschrift geschrieben "Geburtsfamilien?"*


~•~

Zufrieden verstaute sie die beiden Skizzen, die eigentlich mehr Zeichnungen geworden waren, in ihrer Mappe, um sich daraufhin zum Mausoleum der Emire aufzumachen.

Wie beim letzten Besuch bemerkte sie sogleich die gänzlich andere Atmosphäre, die sich zwischen den Statuen der Emire aufgebaut hatte. Zahraa erinnerte sich an Ilyas Kritikpunkt hinsichtlich der Wahl, -wie- die Emire dargestellt wurden, doch sie verstand warum man es so gewählt hatte.

Im Gegensatz zu den Esras, die voller Mütterlichkeit und Warmherzigkeit strahlten, formten die Statuen der Emire ein strenges und kämpferisches Bild. Ihre Statuen waren aus kalt wirkendem Diamant gefertigt und sie wurden allesamt beritten, mit erhobenen Säbel dargestellt. Jeder von Ihnen erzeugte das Bild eines Mannes, dem man sich nicht in dem Weg stellen sollte und genau war, so schätzte Zahraa, auch das, was man ursprünglich damit bezwecken wollte. Ein Emir war ein Herrscher der Hazars Durrah, des großen Sonnenreiches und er würde niemanden dulden, der seinem Reich etwas antun wollen würde. Egal wie er zu herrschen pflegte, ob mit Weisheit oder dem Säbel - Gefahr würde keiner dulden und entsprechend handeln. Zahraa war sich sicher das damit das Bild des unangefochtenen und unbesiegbaren Herrschers gebildet werden wollte.

So fertigte sie auch hier zwei Skizzen, oder besser gesagt, Zeichnungen an.

    Skizze 3)
    *Die Abbilder einer Statue eines Emirs aus dem Mausoleum ist zu erkennen, jeweils von drei Seiten gezeichnet. Von Vorne, von Hinten und von der Seite. Auch hier befinden sich Notizen am Rand. Das Material wird als "Diamant" beschrieben und kleine Kommentare wie "Strenge Präsenz, kriegerische Haltung" wurden an den Rand notiert.*

    Skizze 4)
    *Eine Zeichnung des erhabenen Emiras Amar Haydar Omar ist zu erkennen, wo sich offenbar besonders auf seine Merkmale konzentriert wurde, um jene hervorzuheben.


Die ersten vier Skizzen waren die einfachsten, doch Saajid und Said würden schwerer werden, denn dort hatte sie kein lebendiges Vorbild. In ihrer alten Heimat Alwa'shiral gab es unzählige Bücher über die Geschichte des Sonnenvolkes und sie hatte schon oft Abbilder der Emire dort gesehen, aber es war immer etwas anderes, jene dann auch auf Pergament zu bringen.
Zahraa verbrachte den Nachmittag damit sich durch die Bücherei des neuen Palastes zu wühlen, um zwischen den geretteten Werken etwas hilfreiches zu finden. Sie fand Abbilder von Büsten, alten Statuen und auch Zeichnungen, auch wenn das für sie nicht sonderlich befriedigend war. Sie konnte besser mit einem "realen" Vorbild arbeiten.

Schließlich fertige sie jedoch zwei weitere Zeichnungen an, mit denen sie zwar deutlich unsicherer war, aber sie versuchte ihr Bestes die Merkmale, die all diese alten Abbilder und Statuen zeigten, in einem Bild zusammenzufassen.

    Skizze 5)
    *Die Zeichnung zeigt den Propheten und ersten Emir Saajid, wie er oft dargestellt wird. Auch hier scheint sich Mühe gegeben worden zu sein, die Merkmale herauszuarbeiten.*

    Skizze 6)
    *Die Zeichnung zeigt Said, als einer der ersten Emire der goldenen Stadt, mit einem fast etwas unglücklich anmutenden Gesichtsausdruck, der jedoch weiterhin gefasst erscheint.*



Die Skizzen wurden einem Palastdiener gegeben, mit der Bitte sie an Ilyas weiter zu reichen, auf dass ihr Cousin sich zuerst ein Bild davon machen würde, ehe sie jene an Noelani weiter gab... sobald sie die Esra erwischt hatte.

~•~
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