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Ein Gassenhauer
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Ein Gassenhauer
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Justus Ilden





 Beitrag Verfasst am: 13 Okt 2017 01:24    Titel:
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Kapitel I

Familie

Zitat:
Er hatte regelrecht Mühe, den Schlüssel überhaupt aus der Hosentasche zu befördern und ins Schloss zu dirgieren. Die Arme immer noch vollbeladen vom Kuchenteller und den eingepackten Portionen Wildes und Lebkuchens, dachte er auch keinen Moment daran, die Beladung schlicht beiseite zu stellen und sich somit Abhilfe zu schaffen – zu groß die Angst, die Beute durch Unachtsamkeit wieder zu verlieren, oder das Abwenden des Blickes für einen Lidschlag lang. Den Ratten sollte heute kein Mahl zu Teil werden.

As Innere der Hütte lag im tiefen Dunkel – einzig nur der leicht rötliche Schimmer der erkaltenen Kohlepfanne in der Schlafkammer weiter hinten spendete Licht, doch keine Wärme mehr. Er fröstelte, als er, nun in der kargen Sicherheit der Hütte, die Teller und Taschen auf den Tisch stellte und hinter sich sorgsam verschloss. Den neuen Mitbewohner hatte er schon vor Stunden vom Tischbein losgebunden und ihm eine Schale mit den Fischresten hingestellt, die bereits verschlungen worden waren. Die runden, wachen Augen blickten den blonden Hochgewachsenen immer noch argwöhnend unter dem Tisch hervor an, doch blieb das Knurren dieses Mal tatsächlich aus. Stille Akzeptanz, immer noch auf Abstand – was wohl für heute noch so bleiben sollte.

Nachdem die Schlösser ein zweites Mal geprüft wurden, schwenkte sein Blick nunmehr durch die Behausung, die langsam und halbwegs die Gestalt eines Heimes annahm. In der Ecke ein Schrank, die kleine Feuerstelle, der Tisch und auch zum Bett, daß nun in der Schlafkammer thronte – genauso wie das graue Fell in der halbdämmrigen Dunkelheit, welches sich auf dem Laken ausgebreitet hatte. Dieser Platz blieb dem Blonden wohl für diese Nacht verwehrt, aber es machte ihm Nichts aus. Akzeptanz, erneut; der Preis für die Verantwortung, den er bereit war zu zahlen.

In seinem Kopf hämmerte es immer noch rasend, selbst nach dem längeren Marsch, den er von Düstersee aus genommen hatte – die frische Luft hatte nur mässig geholfen, die Gedanken zu ordnen, das zu verarbeiten, was ihm heute zu Teil wurde. Die Wärme des Abends; die des Feuers, dann des Kamins und der Gemeinschaft, war bereits vollständig aus dem hageren Körper gewichen und die Dunkelheit der kleinen Festung hüllte ihn bereits wieder lockend ein. Erneut ein Zittern, Gänsehaut, die sich unter dem Stoff der Kleidung abzeichnete, als der Rücken sich gegen die Tür bettete und er langsam Richtung Boden hinabsank. Selbst das schmerzhafte Ziehen im Bauch, wie so oft um diese Zeit des Tages, war fort – und sollte es die nächsten Tage wohl auch noch bleiben.

Die Beine herangezogen, schlang er die Arme wie schützend darum, die Stirn auf die Knie gebettet. Ohne Pause donnerten die eigenen Gedanken wie Steinschläge auf ihn ein – dumpfes Pochen hinter den Schläfen, der Stirn und eine leichte, penetrante Übelkeit, die in ihm aufstieg.

Angst.

Er fürchtete sich heute Abend wie es sonst selten der Fall war. Nur ein einziges Mal war es ihm ähnlich ergangen, wenn auch auf andere Art und Weise, doch die Erinnerung daran schien bereits in weite Ferne gerückt zu sein. Heute war es gänzlich anders, fremd und seltsam, unbekannt und ungewiss. Keine Worte, die es hätten beschreiben können; keine Gründe, die es dafür eigentlich geben sollte, und doch...

Der Hafen lag diese Nacht ruhig wie immer. Die stapfenden Schritte der patroullierenden Gardisten, die gedämpften Worte beim Wachwechsel, das geschäftige Be- und Entladen der anliegenden Schiffe, die Rufe der Hafenarbeiter, das vereinzelte Krächzen einer Möwe, die in ihrer Ruhe gestört wurde – hin und wieder unterbrochen von leisem Schluchzen aus der kleinen Holzhütte im Schutz der allumfassenden Dunkelheit.
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Edgar Kreutz





 Beitrag Verfasst am: 16 Okt 2017 17:54    Titel:
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Kapitel I

Stolz


Zitat:
Hier noch eine Hand geschüttelt - hier noch ein Lächeln im Gesicht. Verbeugungen und Respektsbekundungen. Formalitäten waren schon immer unglaublich schwierig. Jetzt wo Edgar Junior ständig neue Bekanntschaften in den Dunstkreis hineinzog erdrückte es ihn schon fast ein wenig. Nicht das er den Trubel und den Jubel bereits aus anderen Tagen gewohnt war - aber eben stets ohne Verbindlichkeiten. Musikunterricht oder sogar Vorträge waren Dinge - die er sich niemals hätte gewagt. Doch wer nicht wagt - der wird nie gewinnen. Altweiber Weisheiten die hin und wieder ihren Kern als Wahrheit präsentierten. Darum ging es doch hier oder? Den Kern der Wahrheit zu erfahren?

Justus erfüllte ihn in seinem eigenen Kern immer mehr mit Freude und Stolz - er kümmerte sich vorbildlich sowohl um seinen Körper, seinen Geist und um die ihm anvertrauten Aufgaben. Lebend wie unbelebt. Vielleicht würde er ihn irgendwann mal über seine Eltern ausfragen. Das Thema kam noch nie zwischen den Beiden zum tragen. Stille Übereinkünfte - eigentlich ein Ding von alten grauen Männern oder langlebigen Ehen. Mit dem Jungen funktionierte es bereits jetzt. Fast schon unheimlich. Eventuell würde er ja doch einen guten Kreutz abgeben?

Die selbstwirklichen Planungen liefen hingegen etwas schleppend - schon aus diversen Verbindungen geflohen - war der Traum der Träume - das Atelier, bereits in greifbare Nähe gerückt. Lediglich die Verwaltung und der Tempel machten noch ein wenig Mummenschanz um Diese oder Jene Termine und Bescheinigungen. Alles nur Papier und Wachs. Ohne Kunst und ohne große Aussage. Wahre Kunst würde erst noch erschaffen werden müssen. Dafür brauchte er vielleicht mehr Künstler...Herr Waljakov oder Herr Falon...Edgar Junior war noch nicht so weit?

Als er sich langsam den Mantel über die Schultern legte und die Bänder verschnürte musste er unvermittelt an das rote Haar und das Ornat denken - welchem er bald wieder gegenüberstehen würde - und diesmal musste er unbedingt aufhören bevor ein Unglück geschieht. Im besten Fall würde Wolfseiche seine Scharade halten - die er mittlerweile ziemlich genoss - dann würde schon alles zum Wohlgefallen des Herren verlaufen...

...und wenn nicht - vielleicht würde der Unfall ihn auffangen.
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Justus Ilden





 Beitrag Verfasst am: 16 Okt 2017 23:50    Titel:
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Kapitel I

Grenzen


Zitat:
Es war schon eine ganze Weile still in der kleinen Hütte im Hafen. Fahler Lichtschein, der nur mässig durch die dicken, dunklen Vorhänge nach draussen drang; das leise, kurze Schnarchen des zotteligen Hundes, der seinen Namen wohl nur zurecht verdient hatte; hier und dort Knacken und Knistern der ersterbenden Flamme, sie sich mit letztem Aufbegehren durch das verkohlte Holz fraß; Anheben, Absetzen der Flasche, kurzes Gluckern, während der Inhalt die Kehle hinabgespült wurde und das gläserne Gefäß sich fast schon geleert befand. Der Tisch, überladen mit Kerzen, Federkiel, Tintenfass, Siegelstempeln und auch der Laute, die schon bedrohlich nahe der Kante ihrem Absturz entgegen sah.

Im Mittelpunkt all' des Tandes lag einsam der rostige Schlüssel.

Ein weiteres Mal wurde die Flasche an die Lippen gesetzt, der letzte Rest hinabgespült und dann achtlos zur Seite geworfen, wo sie mit einem dumpfen Laut gegen den Vorhang prallte, direkt hinabfiel, nur um geräuschvoll rollend ihren Weg durch das dunkle Zimmer zu bahnen.

Unstet das grüne Augenpaar, welches bereits redliche Mühe hatte, den kleinen Schatz in der Tischmitte zu fokussieren, die unruhigen Hände, welche Halt auf dem glattgeschmirgelten Holz suchten, sich daran festhielten, als drohe der Rest des Körpers ohne diesen Anker beiseite zu kippen. Der Zorn, der ihn noch wenige Momente zuvor in der Hafentaverne fast übermannt hatte, war mittlerweile verraucht und verebbt - und doch blieb die sonst einkehrende Ruhe nach der Zeit der Stille und Einsamkeit aus. Zu sehr kreisten die Gedanken, formten wirre, unverständliche Farben, Formen, Worte und Bilder in seinem Kopf, ohne, daß er den Blick von der Tischplatte hob.

Erst nach etlichen Momenten des regungslosen Verharrens streckten sich die Finger langsam nach dem wertvollen Pfand aus, hoben ihn an und liessen ihn ungesehen in der Hosentasche verschwinden.

Dieses Geheimnis würde er zu hüten wissen.
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Edgar Kreutz





 Beitrag Verfasst am: 18 Okt 2017 17:46    Titel:
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Kapitel I

Schwermut


Zitat:
Als er die letzte Tempelstufe fast verstolperte und auf der Fresse gelandet wäre - musste er tatsächlich einen Moment innehalten und sich den Mantel auf der Schulter richten. Eine Hand an die Westentasche gelegt - auf Herzhöhe - um zu prüfen ob noch alles an Ort und Stelle war. Ob das Herz noch schlägt oder ob es bereits aus der Fassung gesprungen war. Der Gedanke an die rötlichen Haare und das Ornat trieb ihm noch einen finalen Moment die Hitze in den Schädel, Dinge die er lieber vergessen würde aber nicht konnte - ehe er sich durch die Gassen schlich und die Bretterbude im Hafen ansteuerte.

Seine Finger krampften auf den Saiten der Laute - immer wieder kamen ihm die Worte der Sanftmut in den Sinn - was vollkommen lächerlich war. Aber wie hätte er es formulieren sollen. Das Bestreben, etwas zu beweisen - was nicht ist. Oder vielleicht doch sein kann? Und wo zum Teufel war eigentlich der Junge schon wieder? Ständig streunte er irgendwo umher - für was bitteschön hatte er denn die Hütte? Zumindest den Pflichten kam er weitgehend nach. Als er sein erstes Wort abformulieren konnte war ihm zwischen heiterem Augensaftpressendem-Gelache und Fassungslosigkeit zumute.

Als ihm die Saite zwischen den Fingern zersprang - war ihm kurz danach das verdammte Ding in den Kamin zu stopfen. Jedoch widerstand er und nährte nur weiter Zorn - den er in den Klängen der Musik zum Ausdruck bringen wollte. Aber irgend ein anderes Gefühl mischte sich in die Klänge...ausreichend genug um eine lästerliche Fehlinformation aus den Köpfen zu tilgen - es heraus zu brennen - zu zerschneiden. Ein Überraschungsmoment.

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Er hatte den Jungen irgendwie vernachlässigt - zugegeben. Sich ein wenig auf den Selbsterhaltungs- und Lerntrieb verlassen. Ob zu Unrecht war ihm noch nicht zur Gänze ersichtlich. Aber es standen nun einmal Termine an - die es zu erledigen galt - kein Aufschub - keine Pause. Keinen Stillstand für den Geist - das wäre eine Katastrophe gewesen.

Irgendwelche Jugendlichen lungerten an der Bretterbude - sogar im Inneren. Was hatte es damit wohl schon wieder auf sich? Konnte man denen Vertrauen anheim fallen lassen? Scheiße - die Jugend plaudert doch ständig alles aus und posaunt es herum....

Zeit sich wieder mehr um den jungen Kreutz zu kümmern...

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Dann war es Zeit - sich zum Statthalter zu begeben...Ludwig der Botenjunge meinte recht undurchsichtig "Herr Kreutz. Der hat so einen prächtigen Federhut auf - viel schöner als Eure und er ist totaaaal gruselig irgendwie, wisst ihr...als er gesehen hat....sagte er....und..". Edgar hörte dem Jungen schon längst nicht mehr zu und richtete den Kragen seines Hemdes - die Stiefel schweren Schrittes gen Verwaltung - Würdenträger waren immer so speziell...und schwierig...

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Justus Ilden





 Beitrag Verfasst am: 29 Okt 2017 17:58    Titel:
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Kapitel II

Abstieg


Zitat:
Rot.

Vielleicht noch eine Flasche, oder Zwei. Beide Hände schmerzten wieder. Der Verband musste jetzt schon gewechselt werden. Sie wird fragen. Er wird fragen. In welcher verfluchten Kiste versteckten sie das Wildkraut?
Wäre er schneller gewesen, hätte er den Alten noch vertreiben können. Besser aufpassen, das nächste Mal. Er war ein Idiot, das hatte er nach den Worten, trotz trunkener Beneblung, auch erkannt. Sie hatte übernommen, war wohl auch besser so. In die Ecke getriebene Tiere kann man nur schwer einschätzen. Meistens greifen sie an, ohne Rücksicht auf Verluste.

Rot.

Er musste sich beeilen. Nicht einfach, Alles so vorzubereiten, daß es noch nützlich war. Eine Flasche weniger, das nächste Mal. Vielleicht auch gleich soviele, daß nicht mehr danach gefragt wurde.
Zuwenig Schlaf; Schwindel; Übelkeit. Sinnlosigkeit. Die Frage nach dem Warum wollte er nicht beantwortet wissen. Nicht mehr lange, dann könnte er zurück ins warme Nest. Ihre Worte waren immer noch eingebrannt, kamen unvorbereitet und unerwartet, schmerzten mehr als die verdammten Hände. Trotz Allem hatte er sie gebraucht.
Der Korb war rasch gepackt und aufgehoben, die übriggebliebenen Reste achtlos ins Meer geworfen. Wieder zurück und es loswerden, mehr wollte er für den Moment nicht wissen. Der Geruch von Veilchen hing ihm immer noch in der Nase und schmälterte zumindest den Anderen. Bald geschafft.

Rot. Und einige Zeit später erettende, traumlose Schwärze.
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Edgar Kreutz





 Beitrag Verfasst am: 01 Nov 2017 03:43    Titel:
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Kapitel II

Abgründe


Zitat:
Als das Fleischerbeil dumpf durch Gebein und Fleisch drang - hätte er sich beinahe selber den Finger abgetrennt. Mit blutigen Händen strich er sich durch den Haaransatz - um etwas Ordnung in die Sache zu bringen - völlig umsonst. Die Gedanken die ihn umtrieben waren von einer Sorte - die kein Handstreich zur Seite wischen vermochte. Als er an ihr kleines Spiel dachte - schlug er abermals zu - und wieder. Bis das gute Fleisch fast ruiniert gewesen wäre. Ein letzter - vermierter - Blick auf das Werk, dann wendete er sich angewidert ab. Sollte der Junge es sortieren. Es war Zeit.

Er wusste was passieren würde - und konnte es dennoch nicht aufhalten. Frühe Einsichten die keine späte Lösung erlaubten. Vielleicht war er genau das - ein Schwächling. Nein, das war nur eine Lüge. Oder etwa nicht? Wie sie sich doch alle glichen. Jeder die Weisheit mit Löffeln gefressen. Jeder wollte ein wenig herumexperimentieren...

Als er die Treppen emporstieg stellte er sich vor - ihren Duft oder ihre Aura zu spüren - was für ein Irrsinn. Warum musste sie so verdammt schlau sein? Aber er war sicher - das wäre nicht der letzte Tanz gewesen, er musste nur noch diesen einen Brief abschicken...

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Jeden Tag neue Briefe von Leuten - und der beschissene Verband störte ihn bei jeder Bewegung die er in Zeit investierte um die Antworten zu verfassen. Gepeinigte Seelen, Drohungen...Bestellungen...Bekundungen...er verlor langsam den Überblick auf dem Briefestoß. Hin und wieder sehnte er sich zu den Tagen als Tavernenspieler zurück - jeder Tag war eine neue Episode und eine andere Taverne. Ohne irgendwelche Vor- oder Nachspiele. Aber so war es nunmal dieser Tage. Wenn der Fuchs ihn nur nicht so irritieren würde...

...und der Junge...ja...der Junge war erschreckend. Er war sein verdammtes jüngeres Abbild. Aber - zu früh aus dem Taufbecken gezogen...wollte ich zu viel von ihm? Waren die Forderungen zu hoch? Wie zum Henker macht man sowas vernünftig? Aber mit wem sollte ich schon darüber reden...der Junge brauchte dringend seinen Brief...sonst konnte der nächste Abschnitt nicht in die Wege geleitet werden...vorher brauchte er aber etwas größeres, die Vorräte gingen zur Neige...

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Kunst ist kein Wahnsinn...sie weiß rein gar nichts...
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Edgar Kreutz





 Beitrag Verfasst am: 10 Nov 2017 17:16    Titel:
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Kapitel II

Ungewissheit


Zitat:
Er stand schon über ein halbes Stundenglas nun in der Kälte. Nicht das ihm die Temperatur etwas ausgemacht hätte. Man hatte ihm schon Schlafplätze im Schweinestall angeboten - oder auf irgendwelchen windigen Dachböden. Nein - ihn störte etwas Anderes. Unzuverlässigkeit.

Den Mantel noch einmal enger um den Leib ziehend schaute er mit wachsendem Unwohlsein durch die langsam dunkler werdenden Gassen. Der Junge wusste ganz genau das sie einen überaus wichtigen Auftrag zu erledigen hatten - und nun ließ er ihn hier sitzen?

In seinem Verschlag angekommen war kein Zeichen von Überstürzung oder Aufbruch. Man könnte meinen alles wäre in bester Ordnung - auch wenn er Unzuverlässigkeit nicht erwartet hätte oder je erlebt. Vielleicht war er ihn heute auch einfach nur Leid?

Doch als die Garde ihn ebenfalls bereits suchte, umwoben von irgendwelchen Schauermärchen, machte sich so etwas wie Sorge in seinen Gedärmen breit. Die Garde würde sich gewiss der Sache annehmen...aber die Ungewissheit blieb auch am nächsten Tag...Notfalls würde er ihn eben selber suchen...

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Am Waldrand angekommen setzte er sich in das Moos - die Kapuze tief in das Gesicht gezogen. Eigentlich war er wegen etwas gänzlich anderem in die Büsche gezogen - konnte sich jedoch den Blick auf das Kloster und das Dorf darunter für den Moment nicht erwehren.

Ihre eigenständige und doch so völlig anders geratene Doppelgängerin erwähnte etwas von hohen Dingen - die er erreichen wollte - immer das Unmögliche als Ziel. Er bezweifelte das die Sachlage so einfach zu erklären war. Seine lederbewährten Finger streichten über die Ziselierungen des Blattes - ehe er es wieder sicher versteckte.

Heute nur schauen. Nicht wieder zeichnen. Bevor es zur Obsession werden würde. Oder war es das schon?

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Alles was blieb und zehrte war die Ungewissheit. Vielleicht würde ein Unfall helfen?
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Justus Ilden





 Beitrag Verfasst am: 15 Nov 2017 13:13    Titel:
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Kapitel II

Kreu(t)zzug


Zitat:
Jeder noch so kleine Pfiff der beiden Gruppen, die für die Antworten nötig waren, liessen seinen Schädel beinahe platzen. Als würden Zwerge Minenstollen ohrenbetäubend bearbeiten – oder so stellte er es sich zumindest vor – hämmerte es an seinem Hinterkopf und der Stirn und schien für diesen Abend bei der Lärmbelästigung auch kein Ende zu nehmen. Er musste nur durchalten, dann hätte er den Schein heute Abend bereits erledigt und ein weiterer Schritt in der langen Aufgabenliste konnte somit abgehakt werden. Der Trabantin trotz des Schwindels, Fiebers und der Übelkeit vor die Stiefel zu kotzen würde sich vermutlich nicht positiv auf ihren Eindruck von ihm auswirken. Zumindest konnte er ein paar Antworten von sich geben und stand nicht, wieder Rest der Männergruppe, wie der letzte einfältige Idiot da. Von all' dem Kampfesgeist, von dem die beiden Menschenansammlungen in ihrem Eifer erfasst wurden, konnte er sich nicht mitreissen lassen.

Die Augen hatten sich sehr rasch wieder ans Licht gewöhnt und auch die Beine gaben nur noch ob der allgemeinen körperlichen Schwäche nach und nicht mehr, weil er die Tage über sich mit den Anderen in der kargen Zelle kaum bewegen konnte. Immerhin Etwas, auch wenn Laufen gerade das Letzte war, was er an diesem Abend tun wollte. Die Müdigkeit zehrte und forderte ihren Preis – vielleicht sollte er doch bei Robin klopfen, oder irgendeinem anderen Heiler, und sich Etwas gegen die Erkältung und den Keulenschlag auf den Blondschopf geben lassen. Aber vermutlich war gerade das halbe Reich damit beschäftigt, den gefolterten Statthalter wieder auf die Beine zu bekommen. Sei's drum. Er kam schon immer alleine klar und auch dieses Mal würde es nicht an ihm oder dem Bedürfnis, nicht im Stillen Allem allein auszuharren, scheitern.

Die Befragung im Anschluss, nachdem der leidig ersehnte Wisch in die Hosentasche gestopft wurde, war auch weniger das, was er sich vorgestellt hatte. Aber viel konnten sie ohnehin nicht beitragen. Vermutlich wurden Linnet und Mhiro, ebenso Yasccara, bereits mit unangenehmen Fragen durchlöchert, statt sich von dem ganzen Dreck, der ihnen widerfahren ist, zu erholen. Selbst er hatte erwartet, geladen und vorgeführt zu werden, als hätte er eigens die Entführungen geplant und durchgeführt, aber interessanterweise hatte sich dieser Eindruck dieses Mal nicht bestätigt. Und gerade das machte ihn noch unsicherer als zuvor. In dunklen Löchern eingesperrt zu sein, sich das karge, wenige Mahl und Wasser bedächtig einzuteilen, mit dem haushalten, was er vorfand, damit kannte er sich allemal besser aus, als mit der ganzen Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und guten Worten, die ihm in den letzten zwei Tagen zu Teil wurden - selbst die väterliche Fürsorge von Edgar war befremdlich. Ein Grund mehr, sich wieder direkt den Pflichten zuzuwenden, die auszuführen schon viel früher geplant waren, als es nun der Fall war.

Doch trotz des ganzen Kopfschmerzes, fiebriger Schwäche und lauten Geräuschen keimte ein weiterer Gedanke in Furcht ihn ihm auf, jedes Mal, wenn er das Atelier betrat und die Stufen zum Gästezimmer hin hinabstieg. Und je öfter er darüber nachdachte, umso schmerzlicher zog sich sein Magen krampfartig beim Nachsinnen darüber zusammen. Er sollte mit den Anderen beizeiten darüber sprechen, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen war...

Das Nest war nicht mehr sicher - vor Niemandem.
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Justus Ilden





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2017 00:25    Titel:
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Kapitel II

Prüfungen


Zitat:
Winter.

Kälte. Dunkelheit und das Weiß des Schnees überall in den Gassen und auf den Dächern der dunkel geziegelten Häuser in der Stadt des Reiches. Doch zumindest war das Wetter nicht mehr das Problem, mit dem er sich nun plagen musste. Ein beheiztes Zimmer, ein anständiges Bett und regelmässiges, warmes Essen waren der Lohn für die Arbeit, die er langsam tatsächlich gerne ausführte. Auch wenn die Anwesenheit der Fledermaus ihm immer noch Unbehagen bereitete, konnte er sich immer mehr mit der neuen und unbekannten Situation zurechtfinden. Ausserdem mochte er Tara – trotz allem Klagen über Rückenschmerzen, der mangelnden Möglichkeit, sich ausserhalb der eigenen vier Wände zu bewegen und die Regeln, die die Fledermaus aufgestellt hatte, fanden sie Beide einen annehmbaren Weg, sich ausserhalb von Augen und Ohren die Zeit zu gestalten. Ihr einige Arbeiten abzunehmen war nicht sehr aufwändig und auch Nichts, was er nicht auch so schon gerne getan hätte – und die Lehreinheiten über die Geschichte des Reiches und des All-Einen waren sogar angenehm. Hier und da Fragen stellen, aufmerksam zuhören, sich bemühen und Interesse zeigen – ein Handel, von dem alle Seiten profitierten. Und auch das Verständnis keimte nunmehr auf, warum sich zu entscheiden Seinerzeit kein Fehler gewesen war.

Selbst der Bürgerbrief war im Nachhinein keine Herausforderung gewesen. Tara und er hatten fleissig geübt und auch Edgar, sofern er sich nicht gerade wieder in seinem Atelier verkroch, war eine große Stütze gewesen. Lobende Worte vom noch angeschlagenen Statthalter, einige gutgemeinte Ratschläge und Anmerkungen und schon war der formelle Wisch auf seinem Namen ausgestellt und brachte ihn einen weiteren Schritt tiefer in die Pflichten unter dem Panthergott. Auch wenn es sich dem Blondschopf noch nicht ganz erschloss, welchen Platz er schlussendlich ausfüllen würde, war er zumindest auf dem Weg schon einen Schritt weiter. Und war nicht manchmal der Weg auch das eigentliche Ziel? Oder war es doch anders herum? Ziele hatte er immer noch nicht gefunden, abseits von am Leben bleiben und genug Gold auf die Seite zu schaffen, um im Notfall auch alleine klar zu kommen.

Nach der Entführung durch die Räuber hatte sich so Einiges verändert. Nicht nur viele der bekannten Gesichter ihm nun begegneten – manche mit mehr Wohlwollen, mehr Vertrauen und auch Herzlichkeit – und wieder Andere mit einer anderen, ganz gegenteiligen Art. So wunderte es ihn nicht, daß sie nicht nur von der Garde verhört wurden, sondern auch gleich Anklagen zu hören bekamen, als wären sie es gewesen, die die Sache eingefädelt hatten. Aber das war Etwas, was ohnehin zu erwartet gewesen war, zumindest von seiner Seite aus. Manche Dinge waren immer gleich, egal, auf welcher Seite der Grenze man sich schlussendlich befand: Im Grunde waren viele Dinge diesselben, ungeachtet der Umstände und Gründe, aus Denen sie enstanden. Kein Unterschied, allenfalls in der Wahl der Worte. Aber das war noch auszuhalten. Immerhin saßen sie nicht im nächsten Loch und mussten darauf warten, daß sich Jemand ihrer annahm.

Es war ein Umbruch. Nein. Ein Aufbruch. Oder etwas ganz Anderes – so ganz konnte er es nicht erfassen. Trotz aller Stolpersteine, die hier und da herumlagen, konnte er Diese halbwegs sicher umschiffen und schrittweise voranschreiten, auch wenn Einige größer und schwerer schienen und sich ganz und gar nicht so leicht zur Seite schaffen liessen. Und das Gefoppe und die Seitenhiebe der Anderen machten es wirklich nicht einfach, die ganze Sache auch mit ruhigen Händen und konzentrierten Gedanken anzugehen. In dieser einen Sache bereitete es ihm mehr Unsicherheit, als er je zugeben würde – vor Allem nicht vor ihr. So recht wusste er auch nicht, wie er es anstellen sollte. Zwar gab die rote Schmiedin ihm eine helfende Hand, das Dankeschön für die geschundenen Hände und das stete Zuhören, Ratschläge geben und einfach 'da' zu sein, passend auszusuchen, doch seither schien sich die halbe Besetzung in Gästen wie Angestellten der Hafentaverne einen Spaß draus zu machen, nicht nur in der Wunde zu bohren vor aller Ohren, sondern sie regelrecht aufzureissen und mit der ganzen Faust darin herumzuwühlen. Es war seine Sache, ganz alleine, und er konnte auf das Gefasel gut und gerne komplett verzichten. Ruhe bewahren, die Klappe halten und es aussitzen war deutlich schwerer, als es sich in der Theorie anhörte. Nach dem letzten Abend dort, nach dem Ärger mit Fann und dem anschliessenden Nachhauseweg, da war sie gewesen, diese eine Gelegenheit – und er hatte sie nicht ergriffen. Vielleicht aus Feigheit, vielleicht aus Scheu oder weil er vor der Antwort mehr Angst hatte, als vor der Frage selbst. Sie schien im Moment selbst nicht ganz zu wissen, was sie wollte, redete von einem Thema ins Nächste, daß er fast schon gar nicht mehr mitkam und auch nicht wirklich wusste, was er überhaupt auf all' die Dinge, die sie beschäftigten, sagen sollte. Aber wen sollte er auch fragen – noch mehr Hohn, Spott und dumme Kosenamen wollte er nicht hören – und auch keine weiteren, dämlichen Ratschläge mehr.

Vielleicht sollte er seinen neuen Bekannten besuchen und das Angebot annehmen – und sich solange betrinken, bis die Gedanken frei von allen Komplikationen, zermarternden Vorstellungen und leise rufenden Ängsten waren.

Verdammte Veilchen...
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Edgar Kreutz





 Beitrag Verfasst am: 22 Jun 2021 13:28    Titel:
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Kapitel III

Alleine
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