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[Q] Akt I - III: Die Stille
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Akt I - III: Die Stille
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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2021 12:29    Titel:
Antworten mit Zitat


Hoffen ist Leben im Zweifel.
(Unbekannt)


Die Nacht war lang gewesen, der Schlaf hatte sich nicht so recht einstellen wollen, wurde immer wieder unterbrochen vom plötzlichen Erwachen und lauschen in die Dunkelheit. Die Stille im Haus war umfassend, die Dunkelheit fast schon allgegenwärtig. Also machte er mal wieder ein kleines Licht in der Lampe an, um die Schatten zu vertreiben. Er wusste, sie alle wussten, was heute bevorstand und doch wussten sie eigentlich viel zu wenig davon, was auf sie zukam. Es war mehr eine finstere Vorahnung, denn Wissen und Klarheit. Nicht zum ersten Mal betete er für die Familie daheim.
Und wie stand es um ihn selbst? Hatte er seinen Frieden gemacht?
Ja, im Stillen, ganz für sich. Er hatte vorher getan, was er sich vorgenommen hatte. Die Verlobung war geschlossen. Ein, zwei Briefe sorgten für Weiteres. Der kleine Lichtschimmer am Ende war die Einladung eines kleinen Mädchens, das an Morgen glaubte und darauf vertraute, dass sie es schafften, dass sie siegen würden. Die kleine Runde am gestrigen Abend mit ihren Festplänen tat noch etwas hinzu. Es wartete eine Zukunft auf sie. Wie auch immer sie aussehen mochte, aber sie sollte stattfinden. Aufgeben war zu keiner Zeit eine Option gewesen, jetzt erst recht nicht.

Sie wussten alle darum, dass es die letzte Schlacht sein würde. Es gab nur Sieg als Option. Eine Niederlage war nicht akzeptabel. Dafür kämpften sie alle. Westen, Osten, ganz Ala‘thair und die Götter selbst. Dafür hatten sie Horteras zurückgeholt, dafür waren sie zeitweise sogar Abwege gegangen, die sonst undenkbar schienen.
Tatsächlich widmete er einige Gedanken auch dem stattgefunden Austausch im vergangenen Jahr. Die Academia Arcana, die inzwischen nicht mehr existierte, die Menschen und Völker, die dort zusammengekommen waren, egal welcher Nationalität, ob Freund oder Feind, der dortige Austausch. Das, was daraus erwachsen war und darüber hinaus ging. Was kam danach? Zweifellos würde es weitergehen wie vor dem Nichts, oder? Im Grunde war das in mancher Hinsicht schwer bedauerlich und schien auf die eine oder andere Art unnötig, dann aber kam die Gewissheit im nächsten Moment zurück, dass einige davon noch immer nicht verstanden hatten, dass der Herr sie nur befreien wollte, sie retten, ihre Seelen, ihr Denken, ihren eigenen Willen. Der Kampf darum würde sich also fortsetzen.
Interessanterweise kam ihm dazu die Begegnung am gestrigen Abend in den Sinn, und was ihm berichtet wurde, warum es diese Person im Reich gehalten hatte. Wahrlich keine dumme Herangehensweise, die er da zu hören bekommen hatte. Tatsächlich hatte er damit wieder etwas gelernt.

Lernen. Das Leben war eine einzige Schule des Lernens. Jeden Tag gab es etwas Neues, und das sollte nun nach heute beendet sein, wenn sie verloren. Es gab tatsächlich keine andere Option als den Sieg. Er wusste sehr genau darum, wie sehr der Herr der Schatten und Dunkelheit gerade für seine Diener focht, und auch, dass er nicht alleine kämpfte. Die Drei. Noch ein Wandel der Zeit, die das Nichts vollbracht hatte. Etwas, was über Jahre niemand sonst bewerkstelligte, war daraus erwachsen, scheinbar wie von selbst.

Still saß er auf der Bettkante seines Bettes. Ja, seines Bettes. Allein. Natürlich wäre er gerne nun bei ihr gewesen, aber die Auflage der Erhabenen war klar und deutlich gewesen, was die Verlobungszeit anging und sie waren beide gewillt sich daran zu halten, auch wenn es in Nächten, wie diese, mehr als schwerfiel. Im Grunde war der Weltenvernichter sogar für diese Beziehung verantwortlich, und eine beiläufig gemachte Äußerung eines Menschen, der ihm wichtig war.
„Wir sollten genießen, was uns offensteht, wer weiß, wie lange wir das noch können.“
So oder so ähnlich hatten die Worte gelautet. Zwar bezog sich das damals mehr auf den Genuss von einem kalten Bier oder ähnlichem, aber er hatte es auch für sich noch weiter gefasst begriffen.

Es entkam ihm doch ein leises Lachen. Wie viel Gutes dieser Weltenvernichter eigentlich gebracht hatte, ohne die Absicht dahinter zu hegen, war schon erstaunlich und höchst amüsant im Grunde, denn es trug genau zu dem bei, was dieser nicht hatte erreichen wollen. Eine solche Gegenwehr, dass seine Pläne ins Wanken gerieten.
„Wir sollten dennoch nicht in Hochmut verfallen. Seine Armee mochte geschwächt wirken, aber ich bin sicher, wenn er uns alles, was er hat entgegenwirft, wird es schwer genug den Tag zu überstehen“, murmelte er vor sich hin.

Mit einem Seufzen erhob er sich und setzte sich an den Schreibtisch, schlug das vernachlässigte Tagebuch auf und begann ein paar Zeilen zu schreiben. Dabei ließ er sich nicht von Schwermut treiben, denn er war zuversichtlich, dass sie gewinnen konnten, ja, gewinnen würden. Zweifel erlaubte er sich nicht. Hoffnung allein war zu schwach. Er vertraute auf den Allmächtigen, auf die, die mit ihm kämpften, irritierender Weise sogar auf die feindlichen Parteien, dass sie alle gemeinsam diese Schlacht für sich entscheiden würden.

1500 Jahre war das Geschwür nun mindestens auf Ala’thair gewesen und hatte hier und da sein Unwesen getrieben. Es war an der Zeit das zu beenden. Ein für alle Mal. Die Entschlossenheit, der Glaube der Zusammenhalt, und die Einigkeit wider des gemeinsamen Feindes war der Schlüssel zum Sieg. Nichts anderes. Dabei spielte es für heute keine Rolle, welchem Glauben sie folgten, keine Rolle, auf wessen Seite sie standen, denn es gab nur eine: Die gegen den Weltenvernichter und seiner Getreuen.



Ein wunderbarer Augenblick
vom stillen Glück erkoren
im Morgenrot der Zuversicht
wird immer neu geboren.
(Ingrid Riedl)


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Ida Holtzer





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2021 12:31    Titel:
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ABSCHIED

Der Tag war da.

Vorabends noch ließen sie der kränklich rot leuchtende Himmel Schutz im Keller suchen, nachdem sie jene Blitze schon vom Fenster bei Herrn Dunyar gesehen hatte, wo sie letzte Tränke kaufte.
Morgens dann, mit Worten des Abends zuvor in Gedanken, im Herzen, fand sie dann auch den Brief in ihrem Postfach. Weit gereist aus einer Heimat, in der er nun wohl auch nicht mehr war, kam dieses Papier ausgerechnet heute an.

Ein Abschiedsbrief. Zu viel Tod und Krieg gab es für ihn hier. Sie sei für ihn ein Lichtfunke gewesen, aber die Aufgabe, die ihn hertrieb ließ ihn nun das Weite suchen, in der Ferne suchen. Unklar, ob er je wieder käme. Ein Lebewohl. Hoffnung sie könnte ihm irgendwann verzeihen...

Nach der ersten Sorge am Morgen, die der Welt galt, drängte sich nun ihr Herz in den Vordergrund, wollte es nicht wahr haben, klammerte sich an diese kleine Hoffnung eines Wiedersehens.
Unverständnis irgendwo, wo er doch selber wusste, wie es sich anfühlte, verlassen zu werden.

In suche auf Gesellschaft fand sie jene auch, heulte sich aus und erholte sich etwas, so sehr, dass sie sogar darüber nachdenken konnte, wie sie ihn begrüßen sollte, sollte er wieder vor ihr auftauchen. Oft genug hatte er eine Ohrfeige gefürchtet für sein Verhalten, das sie damals einfach nur mochte. Nun würde es durchaus mehr setzen, wenn er wieder vor ihr stand.

Johannes. Sie liebte ihn. Das merkte sie mehr denn je. Warum sonst würde es so weh tun?

Auch wenn es vielleicht ein Ende war, die Welt drehte sich weiter. Noch. Und damit es so blieb, würde sie heute Seite an Seite mit Freunden und Verbündeten alles geben und sich nicht zurückhalten. Es stand fest:

Wenn, dann würde es an diesem Tag nur ein Ende geben.


Zuletzt bearbeitet von Ida Holtzer am 17 Jun 2021 21:52, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Morra Thuati





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2021 13:17    Titel:
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Was macht eigentlich einen Brief aus?
Ist es die Verschriftlichung der eigenen Gedanken, Worte oder Grüße? Am besten natürlich in ansprechender und leserlicher Form, doch dabei zudem mit einer persönlichen Note versehen? Einem schwungvollen Bogen, einem Kringel statt Punkt, einer verwegenen Schräglage der Lettern? Schön möglich aber dann fehlt dann doch noch der große Unterschied zum Tagebuch, der Notiz oder einem anderen Eintrag, weshalb die Definition ein bisschen erweitert werden müsste.
Vielleicht liegt der große Unterschied einzig und allein in dem kleinen Kuvert, in welches man den Papierbogen dann, sobald er annähernd passabel zurechtgefaltet wurde, hineinschiebt. In ihm scheint zumindest ein Teil des Geheimnis zu schlummern, oder nicht? Seltsam nur, dass ein Brief sich nach wie vor unvollständig und nur halbgar anfühlt, wenn er nie abgeschickt wird, sondern einfach am Rand eines Schreibtisches ruht, wartend, ungelesen, der eigentlichen Bestimmung nicht folgend - Korrespondenz zwischen mindestens zwei verschiedenen Individuen.

In einer kleinen Mühle am Rande der Stadt, halb hinter dem Komplex des Regiments verborgen, lagen mehrere Briefe und harrten ihrer Aufgabe, die nicht vollendet wurde...


13. Schwalbenkunft 264
Adoran, Mühle Schneewindchen

Nyome,

ich möchte dir danken, dafür dass du mich gefunden und geborgen hast, wie es sonst nur noch ein Einziger damals tat. Ohne dich und ihn wäre ich nicht Morra. Was und wer ich sonst wäre möchte ich nicht einmal wissen, mir langt diese Dankbarkeit, die ich euch beiden mein Leben lang zum Ausdruck bringen werde. Aber da sind wir auch schon am Punkt angelangt, denn vielleicht ist mein Leben heute Abend vorbei und ich konnte dir in all der Zeit und trotz all der Dankbarkeit so viel nicht sagen. Unendlich viele Geheimnisse, unendlich viele dunkle Schatten, versteckte Facetten und Aspekte. Nun ist es vielleicht zu spät?
Ich hoffe und bete, dass du den neuen Tag erblicken wirst.

Es tut mir so leid.


Morra


13. Schwalbenkunft 264
Irgendwo im Nirgendwo

Liebe Mia,

Es waren einst zwei Mädchen auf einem Sommerfeld,
Schneebleichchen und Rosentod.
Die eine stieß die andere an, man tat was ihm gefällt,
Schneebleichchen und Rosentod.
Und beide hatten einzig nur Sonnenschein bestellt,
Schneebleichen und Rosentod.
Doch mit dem Dunkel nähert sich das Ende ihrer Welt,
Schneebleichen und Rosentod.

Achte auf dich, mein Rosentod.


Schneebleichchen


13. Schwalbenkunft 264

Mairi,

wo auch immer du bist, ich hoffe innig es geht dir gut!


Deine kleine Schwester


13. Schwalbenkunft 264
Adoran...

Wünsche, Wünsche, Wünsche. Verzwickte Sache mit den Wünschen.
Ich wünsche mir ein Wiedersehen nach dem finalen Paukenschlag und ich wünsche mir so sehr, dass du in Sicherheit bist und eigentlich müsste ich vor lauter Wünschen explodieren und sollte einfach gar nichts schreiben.
Man macht es oft kaputt, wenn man Etwas ausspricht, nicht wahr?
Das möchte ich aber nicht kaputt machen.

Ich will es behalten, hegen und pflegen.
Alles, auch das, was gar nicht ist.
Bin mir nicht sicher, ob du mich verstehen würdest.
Bin mir auch nicht sicher, was du dann denkst.
Unsicher... so vieles ist so unsicher.

Daher ist es gut, dass du diesen Brief nie bekommen wirst.
Ich aber kenne ihn und in meiner Seele bleibt er geschrieben, selbst wenn das Papier von den Flammen gefressen wurde.
Ich schreibe deinen Namen daneben.



Und trotz der immensen Wärme zur Mitte des Schwalbenkunft im Jahre 264 hin, glühte am frühen Abend ein knisterndes Feuerchen im Herd der Adoraner Mühle.
Dann wurde es stiller und dunkler.
_________________
"I, myself, am strange and unusual."
Beetlejuice...Beetlejuice... Beetlejuice!
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Andra von Amaryll





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2021 13:40    Titel:
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Und so saß sie da, nur wenige Stunden Schlaf hatte sie bekommen und doch lies es ihr keine Ruhe.
Was würde am heutigen Tag sein? Würde Lichtenthal und seine Verbündeten vereint dem Vergessen trotzen können?
Insgeheim war sie froh das im Westen die Kunde des heutigen Tags genannt wurde und jene sich ebenfalls vorbereiteten. Jene würden am heutigen Tag auch bereitstehen, bereit um mit ihren Göttern sich dem Nichts, dem General des Vergessens zu stellen.
So würde man das nichts immerhin zwingen sich zu teilen, so würde man vielleicht eine Chance haben dem Nichts Einhalt zu gebieten.

Noch wenige Stunden waren es, wenige Stunden und der Blick gen Himmel zeigte das nicht nur wir hier unten, sondern auch dort am Himmel im Riss sich vorbereitet wurde.
Viel konnte man zwar nicht machen, es galt abzuwarten auf das was uns bevorstehen und erwarten würde.

Und so war es nun. Die Rüstung, die Tränke waren bereit. Beim Nordquartier war sie gewesen und war froh das Kaleya die kleinen bereits in Adoran in Sicherheit gebracht und auch sonst den Umständen entsprechend alles gut war.

Noch ein Rundgang entlang der Grenze und ihre Wacht am Kloster würde beginnen.

Möge der Vater der Himmelslichter. Die Schildmaid, Die Mutter und Der Fuchs

Über sie alle Wachen das ein neuer Tag und eine neue Zeit einbrechen könnte und das Grauen was über ein Jahr sie begleitete ein Ende finen.


Zuletzt bearbeitet von Andra von Amaryll am 13 Jun 2021 14:37, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2021 14:09    Titel:
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Das Schicksal nimmt nichts, was es nicht gegeben hat.
Lucius Annaeus Seneca



Der 13. Schwalbenkunft war nun angebrochen. Sie hatten es alle vernommen aus Richtung Bajard. Dennoch hielt man am gemeinsam gefassten Plan fest. Ihr gewittergraue Blick wanderte haltlos von den Zinnen der Burg in Richtung des Ortes, der in ein paar Stunden das Kampfgebiet sein könnte. Dann wanderte er ein Stück weiter gen Kloster, dort wo Ihr Sohn mit der Amme und seiner zweiten Mutter ausharren würde. Gemeinsam mit all den Kindern. Sie hatte nur ein kurzes Gespräch mit Helleth geführt und wusste dennoch, dass die Amme sie verstanden hatte. Auch wenn sie im Blick der gestandenen Aschenfelderin neben dem Verstehen auch die Angst vor der Entscheidung erblickte.
"Wenn wir fallen, wirst du es wissen Helleth. Dann sorge dafür, dass die Kinder nichts spüren werden. Lass sie einschlafen, auch wenn es keinen Morgen mehr geben wird."


Wann war das passiert? Wann genau war in ihrem Leben der Moment gekommen, in dem sie dazu fähig war einen solchen Befehl zu geben? War es mit dem letzten Giftanschlag der Letharen auf sie passiert? Oder mit den gesiegelten Worten, dass Thelor nun als tot galt? Oder in dem Moment, in dem Tristoban abgereist war? Wann war diese Schärfe, diese Bruchkante in ihr entstanden?

Eine Frage, auf die es keine Antwort geben würde. Ihr jaulten immer noch diese Durchhalteparolen, der einfachen Geister in ihren Ohren. 'Wir werden siegen, daran dürfen wir keinen Zweifel haben.' Keinen Zweifel.
Temora mochte ihr gnädig sein, aber alles, was sie erreicht hatte hatte sie erreicht durch Zweifel. Durch Nachdenken, Überdenken, Besinnen. Nur selten hatte sie kurzentschlossen gehandelt und noch seltener ohne Rücksicht auf Vernunft, Verstand und Gefühl. Das Gefühl der Zeit jetzt war die Angst. Die Streiter schrieben Briefe an ihre Lieben. Liebende sagten sich die möglicherweise letzten wahren Liebesworte. Väter küssten ihre Kinder vielleicht zum letzten Mal. Die Angst war in jedem Herzen, denn der Gegner war mächtig und unberechenbar.

Doch über all dem war die Tugend der Stunde die Tapferkeit. Denn trotz der Briefe, trotz der letzten Küsse und trotz der letzten Worte, griffen die Streiter zu ihren Waffen, würden die Liebenden zu Streitern und die Väter zu Kämpfern. In dieser Stunde brannte in allen die Tapferkeit, die Entschlosssenheit und die Unverdrossenheit dem Ende die Stirn zu bieten. Das Knie würde nicht gebeugt werden und der Kopf gesenkt vor dem vermeindlich unabänderlichen Schicksal.

Bald. Bald würden sie kommen. Die unendlich langen und grausamen Minuten des Kampfes. Ihre goldene Rüstung würde aufrecht leuchten auf dem Feld und dem Heer der fünf Völker erneut der Fixpunkt in einem Meer aus Rot udn Tod sein. Ihre Stimme und die der Ritter, die Stimme Adals und Trygves würden allen Kampflärm übertönen und die Wellen der Kämpfer zum Ziel führen.

Sie hatte selbst keine Briefe geschrieben. Nur ein Satz war in ihrer unverkennbaren Handschrift auf ein großes Pergament von ihr mehr gemalt als geschrieben worden und mit ihrem Siegel versehen.

Es war mir eine Ehre Euch zu dienen und mit Euch zu kämpfen.
Helisande


Mehr nicht, denn mehr brauchte es nicht. Es war möglich, dass sie heute fallen würde und sie wäre nicht einmal davon überrascht. Sie hatte schon so viel Leben, so viel Kampf in ihren gut 30 Jahren gesehen. Man entrinnt dem Tod nicht ewig. Sollte er heute kommen, würde sie es wieder versuchen, wie sonst auch 'Heute nicht. Komm an einem anderen Tag.' Doch manche Tatsachen waren irgendwann nicht mehr verhandelbar. Welch Frevel sie doch in den Augen einiger ihrer Ritterbrüder beging zu zweifeln an ihrem eigenen Überleben. Irgendwann würden auch sie vermutlich verstehen, was der Boden des Sees war.

Zweifeln heißt nicht verzweifeln. Ich habe Hoffnung und Tatkraft.


Er würde kommen, der Moment des Sieges. Der Wimpernschlag in der Geschichte dieser Welt in dem das Leben im gleichen Takt geatmet, Herzen im gleichen Rhythmus geschlagen und Seelen in der gleichen Harmonie gesungen hatten. Die freie Harmonie.


Sie würde das Heer des alatarischen Reiches im Auge behalten. Für diesen Abend war vorrangig, dass sie den gleichen Feind hatten. Doch auch dieser Moment würde vergehen. Wie ein Wimpernschlag....
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Natharian Eli Nebelfehn





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2021 17:39    Titel:
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Das alte Fischerweib war gut zu ihm gewesen und hatte ihm versprochen, dass sie die Botschaft sicher abgeben würde.

"Aber nech bis noch Adoran, dat is een bissken weit, mh?"

Er hatte zugestimmt und auf die Frage, ob sie den Laden Eckehards kennen würde, da hatte sie genickt und mit einem lückenhaften Lächeln bestätigt, dass seine Nachricht ankommen würde.
Es war die Einzige, die er verschickte, die einzige die zählte:



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Meeresmädchen Tamyr,

der Ozean trägt im Moment nicht deine Farbe, sondern Sturmtrauer und doch ist es still hier draußen. Es blitzt ab und zu ein Pupurlicht herab aber scheint es sich mehr aufs Festland zu konzentrieren.
Eine Schaluppe fuhr zurück, die Männern holen ihren Frauen und Kinder und auch wenn du nicht "meine Frau" bist, so habe ich es kurz in Erwägung gezogen. Dann aber kam die Nachricht, dass dein Bruder sich um eine weitaus sicherere Alternative bemüht hat und ich wäre ein schlechter Beschützer, wenn ich dich hier in die Nussschale zerre, während das eigentliche Schiff dir besseren Schutz bietet.

Daher bitte ich dich von ganzem Herzen mit ihm zu gehen.
Nicht einmal, weil du dort sicher bist aber mit dir an Bord sind sie alle gut aufgehoben und ich vertraue darauf, dass wir uns in der neuen Woche sehen. Wenn alles gut läuft, bin ich zur Mitte der Woche am Abend bei dir.
Das ist eine verflucht gute Aussicht!

Wind in den Segeln, Salz auf der Haut

Der Küstenknabe Natharian


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Kordeleon





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2021 18:16    Titel:
Antworten mit Zitat

Mitten im Leben sind wir im Tod


Selten waren die Briefsäcke so voll, die auf den womöglich letzten Schiffen gen Festland fuhren. Von allen Ecken Gerimors glitten Wünsche, Hoffnungen, Liebesbotschaften und Abschiedsworte über die Wellen in alle Richtungen davon. Vermutlich war es die lukrativste Zeit für alle Schiffskapitäne und seefahrende Händler - Teile der Menschheit versuchen noch angesichts drohenden Weltuntergangs noch den eigenen Profit herauszuschlagen...

An sowas denkt ein Jüngling Düstersees, Gläubiger Alatars, nicht, obgleich er zur Füllung der Säcke beiträgt. Die Tage vor der Schlacht - und besonders die schlaflose Nacht davor - vertreibt sich Kordeleon nebst einiger weniger energiesparender Übungen an der Kampfpuppe vorallem mit Büchern. Geschichten über die Taten Alatars und seiner Gläubigen, Lieder zu seinem Lob, Gedichten, die er aus dem Herzen aufsagen konnte, und ebenfalls das abgegriffene Gebotebüchlein mit Notizen verschiedener Hände. Wie alle hoffte und, ja, bangte auch über den kommenden Abend... über die Nacht, in der sich so Vieles entscheidet. Nicht viele hatte er, denen er schreiben konnte (oder die er vor seiner Reise nach Nileth Azur überhaupt sprechen konnte), aber ein Brief war besonders wichtig... weil er sich in diesem am meisten schuldbeladen fühlte. Er ging an eine auswärtige Adresse, die ihm zuletzt als Aufenthaltsort geschickt wurde.


Düstersee
am 13. Schwalbenkunft 264

Liebe Phee,

ich hoffe sehr, dass dich dieser Brief wohlbehalten findet.
Er kann dich auch nicht finden, solang du wohlauf bist - und es bleibst.
Ich weiß, ich hab dir nicht viel geschrieben... ich werde aber keine Ausreden suchen, sondern nur sagen: es tut mir leid. Heute ist zu wichtig, um es ungenutzt verstreichen zu lassen, daher...
Nun droht uns der letzte Kampf gegen den Riss, das Vergessen und den Untergang unserer Welt - und es ist unerträglich, dass ich nicht wissen oder dafür sorgen kann, dass du sicher bist. Du hast nie Schutz gebraucht und dafür hab ich dich immer bewundert, aber dennoch.
Sollte das Schlimmste heute Nacht geschehen, will ich von Herzen Danke sagen - für all unsere gemeinsame Zeit, für dein Können, dein Wissen, dein Sein. Sollte das Beste heute Nacht geschehen, dann will ich dasselbe dennoch sagen - doch dann kann ich auch hoffen, dass du wieder einmal zu deinen Freunden und deiner Familie nach Düstersee zurückkehrst - und zu mir. Hier wird immer ein Platz für dich sein.

Sei es wie es sei, wir sehen uns wieder!
Herzlichst,
dein Leo
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2021 23:20    Titel:
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"Heute nicht. Komm an einem anderen Tag!"


Sie zögerte nicht lange, als alle Hazars Durrah sicher in der goldenen Stadt angekommen waren und die Versehrten ins Maristan gebracht wurden, wo sie von den Hakim versorgt wurden. Ihre Pflicht und Hingabe ihrem Volk gegenüber war damit erfüllt und ein Teil von ihr erleichtert, während ein zweites Herz umso rasender und besorgter pochte...
Mit schnellem Hufschlag wurde das Lama durch die Weiten der Durrah getrieben, während sich die Sorgenfalten in ihrem Gesicht vertieften und das Leder des Zügels unter ihrem eisernen Griff knirschte. Schnaufend mühte sich Baed'Madina den Pfad zum Bergplateau hinab, während die Gedanken der Reiterin ganz woanders waren. Das weite, sommerliche Grünland mit seinen fruchtbaren Auen flog in der Abenddämmerung an ihr vorbei. Sie spürte durch die innige und tiefe Verbindung zur Schöpferin, dass der Atem der Welt wieder reiner und regelmäßiger ging, seitdem der Riss geschlossen und der Weltenverschlinger besiegt war. Doch ihr Herz war noch schwer mit Ungewissheit beladen...

"Maheen... ich.... muss..."


Helisandes gequälte Stimme.
Eine unsichtbare Faust schien sich um ihr Herz zu schließen und es unbarmherzig zusammen zu pressen; sie trieb Baed zu größerer Eile gen der Ritterburg an.

    "Es steht den Völkern frei dies zu tun. Für unsere Bürger ist es Hochverrat."
    "Jedoch befindet sich die Ritterschaft mit den Geweihten der Temora hier im vollständigen Konsens. Keine Zusammenarbeit mit dem Feind."
    "Wenn dies der Konsens der Ritterschaft ist, so sei es nun auch meiner."


Das Gespräch zwischen Heinrik, Helisande und ihr nach dem Treffen in der Arcana im Eluviar des letzten Jahres hallte leise in ihr nach. Der Moment, als sie ihr Versprechen gegenüber der Ritterschaft ausgesprochen hatte...

    "Ich verbiete jede Zusammenarbeit mit Feindesfraktionen und werde jedes zuwiderhandeln unter Strafe stellen..."


Der Befehl des Auserwählten der All-Mara, des Emirs kamen ihr in den Sinn, als sie die weiten Wiesen von Schwertfluren vor ihr auftauchten. Doch in ihrem inneren Auge sah sie die gepeinigte Helisande, wie sie gegen ihre Eide mit den Häretikern zusammenarbeiten musste...

    "Wir können und werden _nicht_ an seiner Seite kämpfen, denn niemals ist vergeben, was der Rabe dem Leben angetan hat..."


Klangen die Worte der vier Götter in ihr nach, die zu ihnen gesprochen hatten, als sie einen der Aspekte Horteras mit den Sternensplittern erweckt hatten. Doch trotzdem hatten sie neben den Frevlern auf dem Schlachtfeld gestanden und ihr Fragment zu jenem des Westens legen müssen...

Eide wurden gebrochen,
Versprechen nicht gehalten,
Befehle missachtet,
Stolz beschmutzt...


Ihre goldene Rüstung hatte aufrecht auf dem Feld geleuchtet und war dem Heer der fünf Völker erneut ein Fixpunkt inmitten des Meeres aus Rot und Tod gewesen. Ihre Stimme und die der Ritter, sowie der anderen Führer der Fraktionen hatte allen Kampflärm übertönt und die Wellen der Kämpfer zum Ziel geführt.

    "So zerfallen Eide... möge mein Ende heute kommen..."


Sie war auf den Protektor zugestürmt, während der gleißende Zorn ihre Mimik erhellte. Todesverachtend hatte sie das Schwert gehoben und rannte an der Seite der Ritterschaft auf den Feind zu.

    "ANGRIFF!"


Ihre goldene Rüstung hatte aufrecht auf dem Feld geleuchtet und war dem Heer der fünf Völker erneut ein Fixpunkt inmitten des Meeres aus Rot und Tod gewesen - ein Kristallsplitter hatte sich in ihre Brust gebohrt...

Ihre Stimme und die der Ritter, sowie der anderen Führer der Fraktionen hatte allen Kampflärm übertönt und die Wellen der Kämpfer zum Ziel geführt - nun schwieg sie und wurde verletzt vom Schlachtfeld getragen...

Maheen hatte die Burg der Ritterschaft erreicht und es würde nicht lange dauern, bis sie an der Seite von Helisandes Krankenbett stehen würde, um alles in ihrer Macht stehende zu tun, damit die Kronritterin genesen würde. Sie würde ausharren und für sie da sein, egal wie viele Stunden, Tage oder Wochen es beanspruchen würde.
Es gab ein Versprechen, dass tiefgründiger war.
Das Versprechen der Freundschaft.

"Heute nicht, Weise der Wüste, Schnitter des Lebensfadens. Komm an einem anderen Tag!"

_________________



Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 13 Jun 2021 23:24, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Thahida Atiika Yazir





 Beitrag Verfasst am: 14 Jun 2021 06:11    Titel:
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Schon am frühen Morgen wachte die Sekban mit einem unguten Gefühl auf, der blick wanderte umher die Stille in ihrem Zimmer war fast unerträglich, langsam rappelte sie sich auf und legte ihre Uniform an, jeder Riemen wurde nachgezogen, jede schnalle doppelt überprüft. Die Schritte waren nur halb so laut wie das Geräusch der Rüstung, der weg gleich zur Kaserne, hier und da berichte der Janitschar, die Nacht war ruhig.

Anspannung hatte sich breit gemacht und sie ging hinauf auf die Mauer genau über den schweren Toren der goldene Stadt, blickte sie hinaus in die Durrah, sie war so beruhigen und doch viel zu ruhig, als wüssten die Bewohne der Durrah was heute anstand. Aber die Sekban blieb einige Stunden einfach nur dort stehen, einfach nur in die Ferne sehend, keiner konnte ihr ansehen wie die Aufregung in ihr aufstieg.

Sie hatte heute das Kommando über das ganze Heer, niemals zuvor führte sie so eine große gruppe der Hazars Durrah, doch irgendwann musste sie auch dies tun, heute war dieser Tag, einmal tief durchgeatmet und sie verließ die Mauer mit entsprechenden Befehlen. Sie musste sich noch vorbereiten, Tränke bereithalten, Pfeile und Waffen nochmals überprüfen und dann Gedanken darüber machen was sie heute sagt.

Wie befehle ausgesprochen werden mussten, alles ging sie nochmal durch, sie war gut vorbereitet und sie wusste das die besten Kämpfer um sie geschart waren, jeder Menekaner, jede Menekanerin die des Kämpfen mächtig waren, wurden an diesem Abend an ihrer Seite stehen und den Feind mit aller Macht bekämpfen.

Es war soweit, mit jeden Schritt Richtung Kaserne versteifte sich ihr Körper militärischer, selbstbewusst und mit durchsetzender Stimme sprach sie zu dem Janitscharen, teilte die Gruppen ein und gab den Befehl zum Ausrücken. Die Unsicherheit welche sie zuvor hatte noch am Morgen als sie mit Sahid sprach, davon war nichts mehr zu spüren noch zu sehen, es war wie verflogen als sie vor ihnen stand.

Die zwei Gruppen geführt von der Sekban und Jijkban Sahid reihten sich bei den Menschen ein, die Sekban hatte die Oberbefehlsgewalt, solange beide Gruppen en aneinander standen, als sich dieses im Kampf etwas entfernten hatte Sahid die Befehlsgewalt, über seine Gruppe. Doch das gute bei den Menekanern war, dass sie trotz Entfernung immer noch als Einheit funktionierten, sie haben immer gegenseitig aufeinander aufgepasst, warum auch in diesem Kampf kaum verletzte wieder in die goldene Stadt zurück kehrten.

Sie blickte in die müden und erschöpften Gesichter der Janitschar und entließ vom Dienst oder schickte sie ins Maristan, damit man sich um ihre Verletzungen kümmern konnte, nur sie selber ging noch in die Kaserne um einen Bericht für Adal und den Emir zu schreiben. Egal wie erschöpft sie war, das wollte sie hinter sich bringen.

Der Kampf war gewonnen aber es hatte auch einen bitteren Nebeneffekt, welche folgen noch nicht absehbar waren.




Der Bericht an den Sajneen war sehr kurz…

Der Sieg ist unser
Kein Verlust auf Seiten der Menekaner
Nur wenige Verletzte, leicht verletzte – werden versorgt




Dann legte sie das Pergament auf den Tisch des Sajneen und machte sich selber auf, die Rüstung landete untypisch in der Ecke in ihrem Haus und sie legte sich einen Sari an, langsamen Schrittes führte der ihre Weg Richtung Badehaus, sie musste ausspannen und war von da an erstmal für einige Stunden verschwunden.

Die Müdigkeit und Erschöpfung des Kampfes waren auch für sie Spürbar, aber sie war auch erleichtert das alles nun hinter sich zu lassen und sich auf das zu konzentrieren worauf sie sich freute, es gab noch viel zu tun, doch diesmal waren es erfreulichere Dinge, die kleinen Kratzer und Prellungen an ihrem Körper waren egal, denn das würde alles würde verheilen. Sie war froh das alle Menekaner unbeschadet wieder nach Hause kamen.

_________________
http://yazir.webnode.com/
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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 14 Jun 2021 11:06    Titel:
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Wer Sieg erlangt, aber nicht weiß,
wodurch er den Sieg vollenden kann,
der ist dem gleich, der gar nicht siegt.
(Lü Bu We)


Das Begreifen brauchte Zeit. Sie lebten noch. Atmeten, schmeckten die hereinbrechende abendliche Luft, die langsam etwas auffrischte und die noch leichte Wärme des Tages hinter davon wehte. Noch vor der Schlacht war ER ihnen erschienen, war unter sie getreten, erst ein Panther im Schatten, dann – zum ersten Mal – sah er ihn in einer nahezu menschlichen Gestalt.
Der Moment war aufwühlend und bewegend zugleich gewesen, und fast hätte er vergessen, dass er sich hinknien und den Blick senken sollte. Fast wäre er ins Starren verfallen, völlig selbstvergessen. Aber eben nur fast. Gebannt lauschte er den Worten, und er bildete sich ein, dass es nicht nur ihm so erging, sondern allen Anwesenden. Der Widerwillen zur Zusammenarbeit mit dem Alltagsfeind war deutlich zu hören, die Notwendigkeit allerdings ebenso. Befehl war Befehl. ER führte, SEINE Werkzeuge folgten ohne zu Murren und Klage. Niemand war glücklich über diese Umstände, am Wenigsten SEINE Kinder vermutlich, trotzdem gab es keinerlei Widerspruch.

Als ER den Aufbruch befahl, das Panthermal die ersten Risse bekam, denn die darin gesammelten Kräfte sollten sie im Kampf stärken und unterstützen, zögerte niemand. Die Aufgabe war klar, und sie folgten. Für einen kurzen Moment gönnte er sich den Gedanken, dass er dieses ‚gemeinsame‘ Ende schon als Catulus vorausgeahnt hatte, und damit nicht allein gewesen war. Als sie auf die Armeen der Völker und Lichtenthaler trafen, inzwischen in Begleitung des dritten Schlüsselträgers, suchte sein Blick die gegnerischen Reihen ab und fand, was er suchte. Nur für einen Bruchteil ließ er den Blick dort verweilen, dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die zu beschützenden Schlüsselträger. Die nachfolgende Auseinandersetzung war schon fast als obligatorisch zu bezeichnen. Vergeudete Zeit, die sie nicht hatten, verschwendeter Atem, den sie für Wichtigeres brauchten.
Souveränität traf auf kalten Zorn. Wäre es eine andere Situation als diese gewesen, hätte er womöglich gelächelt, so aber war er nur zum Reißen gespannt und bemühte sich seine eigene Nervosität und unterschwellig stets präsente Angst zurückzustellen, wachsam zu bleiben und auf das zu konzentrieren, was sie voranbrachte, sie hoffentlich siegen ließ.

Der Kampf war hart und lang gewesen, keine Zeit mehr um sich über andere Gedanken zu machen. Die eigenen persönlichen Befindlichkeiten waren ohne Belang, spielten keine Rolle in dem sich ewig anfühlenden Moment der Schlacht. Nur am Rande hatte er mitbekommen, was mit den Schlüsselfragmenten genau vor sich gegangen war, was genau das Resultat am Ende daraus war. Aber war das wichtig? Er würde es erfragen, vielleicht. Wichtig war in diesem Moment nur, dass sie überlebt hatten, gesiegt, die Schlacht zu ihren Gunsten geschlagen und der Weltenverschlinger und seine Armee vernichtet, ebenso sein Protektor oder General – mochte man ihn nennen wie man wollte.
Nur eins blieb aus, die erwartete Euphorie über den Sieg. Das Begreifen. Vorerst jedenfalls. Nur Erleichterung war da, dass es vorbei war. Eine noch leise, vage Erleichterung. Die große, kraftvolle Erleichterung würde vermutlich erst mit dem Begreifen folgen. Und eine unglaubliche Müdigkeit machte sich schlagartig in ihm breit. Es war vorbei, überstanden, der andauernde Kampf gegen das Nichts hatte endlich ein Ende gefunden.

Vielleicht war es nicht verwunderlich, dass er nach einem ausgiebigen Bad und einer Bestandsaufnahme des eigenen Leibs fast schon ins Bett fiel und direkt einschlief.


Seid im Sieg nicht überheblich!
(Platon)

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Andra von Amaryll





 Beitrag Verfasst am: 14 Jun 2021 21:34    Titel:
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Überlebt… Sie hatten es überlebt….

Bereits in den Nachmittagsstunden als sie mit Beak sprachen waren die Blitze deutlicher geworden. Sie zuckten hinab und es war spürbar, dass, das was uns erwarten würde am Abend würde unschön. Es würde alles entscheiden und sie war Dankbar das Beak beschloss noch ein wenig den Kopf frei zu machen indem sie noch ein wenig in der Schichtfreien Zeit durch die Ortschaften zogen.
Durch Lichtenthal und nahe der Grenze und das begleitet von dem stetigen Blitzen am Himmel und dem vermutlich beginnenden Kampf der Götter am Himmel, der sich durch verschiedenartige Lichtreflektionen zeigte….

Es hatte begonnen…

Die Truppen der fünf Völker, gesammelt am Kloster, machten sich geschlossen auf zum Blutmal, um dort so hofften sie, mit Gebeten der Lichten Götter auf sich aufmerksam zu machen und so hofften wir alle, das Vergessen auf sie aufmerksam zu machen.
Während sie harrten und beteten geschah so viel. Eines der erste jedoch was sich ihnen mit einem Blick gen Himmel offenbarte war, das neben der Götter die am Himmel Kämpften weitere Streiter am Himmel hinzu kamen.
Seline.. dieser wundervolle Drache welcher in Ered Lluin lebte und sie bereits einmal sehen durfte in voller Pracht und einem Teil ihrer Kraft, aber auch der Drache Kryndlagor welcher vor einer Horde Wyrmdrachen voran flog und sich mit Seline gegen jene Wesen am Himmel stellte.
Sollte dies bereits das erste Zeichen sein, ein Zeichen was andeutete was uns bevorstehen würde? Ein Zeichen, das auch wir so sehr wahrscheinlich es ihr selbst schon lange war, die Truppen der beiden Reiche zu vereinen um einen Feind zu besiegen?
Man musste nur zum Himmel sehen diese zwei Drachen, alt und unterschiedlicher man nicht sein konnte, sie kämpften gemeinsam am Himmel gegen das Nichts. Jedes vermutlich aus eigenen Gründen, aber sie taten es um die ihnen Wohlgesonnenen zu schützen.
Dies musste ein Vorbote sein denn ohne den größten Grund würden jene nie zusammen fliegen.

Die Situation wie wir sie erlebten war zum zerreißen gespannt. Die Geweihten geschützt in der Mitte beteten und alle anderen Wachten über sie und beteten im Stillen teils offensichtlich mit und es kam wie es kommen musste. Späher berichteten das die Truppen des Westens sich gen Bajard aufmachten und wir am Blutmal ausharrten.

Oh Herrin… Sie viel auf die Knie hinab und doch war sie neben ihrer Ehrfurcht wachsam und jederzeit bereit aufzuspringen.
Die Herrin selbst sprach zu uns, sie stärkte uns. Sie schenkte uns Zuversicht und das Gefühl als die Herrin sie berührte war unbeschreiblich.

Oh Vater der Himmelslichter… Es überschlug sich und nur einen kurzen Kontrollgang zum Kloster und als sie wieder kam sah sie es. Ein Himmelslicht, der Sternenvater er war da und erkor die Lady zum Träger eines Schlüssels. Eine große Ehre und Andras Herz wurden beim Anblick des Splitters leichter.

Doch auch der Augenblick war nah, der Augenblick als die Truppen beider Reiche aufeinandertrafen. Der Augenblick der vorher zu sehen war denn das was über uns schwebte bedrohte alle und die Götter würden uns leiten. Wir mussten ihnen vertrauen und Zwist kann zu einem Späteren Zeitpunkt ausgefochten werden, dann wenn wir dies hier überleben sollten.

Heute den Tag nach den Geschehnissen, den Kämpfen und dem riesigen Schrecken das der Protektor des Nichts keine 3 Schritt hinter ihr plötzlich erschien saß noch tief aber die Freude überlebt zu haben machte vieles erträglicher.
Niemand war gestorben und die Blessuren die sie hatten, jene würden verblassen.

Doch eines würde in ihrem Kopf bleiben und wurde fest für sie selbst notiert. Der gestrige Tag. Der Tag an dem der Sternenvater sich offen zeigen und zu uns sprechen konnte. Ein Aspekt, durch sein Fragment. Er war da, er half uns und dieses Gefühl, jenes Gefühl das sie auf die Knie trieb würde von nun an einen noch größeren Stellenwert in ihrer Seele haben, noch größer als er es bisher schon tat.

Dank dir Sternenvater
Dank dir Schildmaid
Dank dir Mutter
Dank dir Fuchs


Mit diesen Worten und einem stillen Gebet und dem Blick auf das kleine pulsierende Sternlicht, lies sie den Abend ausklingen.




Zuletzt bearbeitet von Andra von Amaryll am 14 Jun 2021 21:37, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Isabelle Nuir





 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2021 08:50    Titel:
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Sie saß auf dem Bett, den Rücken an das hölzerne Kopfende gelehnt.
Ihr Kopf sackte herab und sogleich schreckte er mit samt ihrem Bewusstsein
wieder empor. Sie war eingeschlafen , sie durfte nicht einschlafen ...
Sein Kopf lag schwer auf ihrem Schoß, während Zeige- und Mittelfinger an
jene Stelle am Hals griff, die Arrigal ihr einst gezeigt hatte. Sie musste sich
etwas konzentrieren, doch dann spürte sie den beständigen kräftigen
Herzschlag. Er war am leben ... das war alles was zählte ... die Linke ging
zum Saum der Decke und schob jene langsam und vorsichtig soweit herab,
bis sie wieder einen Blick auf den Verband werfen konnte.
Tief atmete sie durch. Der Bereich knapp unter seinem Herzen war rein weiß.

Kein Blut ... da war so viel Blut ... Arrigals Hände ... rot getränkt ...
Wieso hatte er nur so lang gewartet ... so lang in dieser Rüstung verweilt ...
Er hätte verbluten können ... und die Kristalle ... wer weiß was sie hätten
anrichten können ...
Die Schlacht war geschlagen ... der Feind vernichtet. Das Leben aller gerettet.

Doch was zählte dies, wenn das eigene Herz zu Grunde ging ...
Die Streiter des Einen kämpften für Seine Ziele, mit der Hoffnung auf ein
Wiedersehen in Nileth Azur...

Sie jedoch ... und das war ihr mehr denn je klar ... wollte mehr als alles
andere das Leben mit ihm. Das hier und jetzt und alles was die Zukunft
für sie bereit hielt. Sie wollte kein heroisches Ende für ihn, ihren Krieger.
Als er so zusammensackte ... die Augen glasig zu ihr auf blickten...

So schnell es nur ging, legte sie seinen Kopf aufs weiche Kissen, raffte die
Decke bei Seite und eilte mit schnellen Schritten hinaus, die Stufen hinab,
hinaus aus der Haustür. Die Hand fand soeben noch Halt an der Hausecke,
als sie ihren gesamten Mageninhalt, der zugegebener Maßen nicht mehr
all zu viel hergab, über den grünen von der Morgensonne geküssten Rasen
erbrach. Immer wieder schüttelte es ihren ganzen Körper, Welle um Welle,
bis sie zur Seite taumelnd auf den Stufen zur Haustür zusammensackte
und wimmernd wie ein Kind zu weinen begann.

Sie war so müde ... so erschöpft ... sie schloss die Augen und lehnte den
Kopf zurück um das Gesicht von der aufgehenden warmen Sonne
bescheinen zu lassen. Es war vorbei....
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2021 12:47    Titel:
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    13. Schwalbenkunft.

    Ihre raschen Schritte hallten auf dem Burghof wider, als sie von einem Pagen mit bleichem, angespannten Gesicht in einen der unzähligen Räume der Burg geführt wurde. Das Summen des angespannten Insektenschwarms empfing sie schlagartig in Form herumwuselnder Suktir, die dort hantierten, ein- und ausflogen, um Verbandmaterial und Sude zu bringen oder blutbesprenkelte Schalen und Bandagen hinaus zu bringen. Doch statt Angst und Panik in sich hinaufkriechen zu spüren, erfasste Maheen eine innere Ruhe. Diesen Wesenszug hatte sie schon früh an sich entdeckt - die Aufregung, die sie vor wichtigen, sich nähernden Situationen spürte, flachte mit einem Moment ab. Besonders in ihrer lehrenden und tätigen Zeit im Maristan oder bei der Versorgung von Verwundeten oder Sterbenden auf dem Schlachtfeld hatte sie diesen Gemütszustand vertiefter entdeckt und als Gabe der Mara zu schätzen gelernt.

    Sie machte sich einen raschen Überblick über die Situation:

    Viele helfende Hände, die von einem bellenden und grimmig, wie besorgt dreinschauenden Sir Heinrik koordiniert wurden. Ein weiteres Schlachtfeld, dass der Ritter trefflich zu überblicken und zu kontrollieren schien. Mittig auf der Tischplatte eines massiven Eichentisches lag sie, die Lady. Das Gesicht der Baronin wirkte kalkbleich, sie musste viel Blut verloren haben, wie die von ihr großzügig in der Umgebung gebildeten Lachen zeigten. Teils in Mitleidenschaft gezogene, zerkratzte oder zerdellte Teile der güldenen Rüstung der Baronin lagen unter dem Tisch. Man hatte wohlweislich den schützenden Panzer schon entfernt, um das Ausmaß der Verletzungen einschätzen zu können. Offensichtlich hatte man Mühe gehabt den Brustpanzer zu entfernen, denn dort ragte ein roter Kristallsplitter aus der Brust der Baronin empor. Vermutlich hatten die Bewegungen den zuvor mehr oder minder gehemmten Blutfluss aus der Wunde zurück gehalten und durch die notwendigen Bewegungen in Wallung gebracht. Doch noch steckte der rötlich schimmernde Splitter dort inmitten des Leibes der Lady und hatte wohl einige wichtige Adern verletzt.

    Sie verzichtete gänzlich auf die Etikette und trat an den Tisch heran, wo man ihr sogleich Platz machte. Ein flüchtiger, austauschender Blick mit Heinrik und ein knappes Nicken. Eine stumme Einigung, dass man hier nicht aufgeben würde und bis zuletzt kämpfen würde.
    Ein Sieg wurde errungen, eine weiteres Gefecht hatte erst begonnen - sie machten sich ans Werk.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Friedlich und gar kraftvoll schimmerten die Sterne am Firmament und kündeten vom errungenen Frieden für die freie Harmonie. Alathair, seine Bewohner und die Götter hatten diese Welt verteidigen können, der Sternenvater war gar aus dem vermeintlichen Tode erwacht, gänzlich zu neuen Größen erwachsen und gen Himmel aufgestiegen. Das silbrige Licht des Mondes flutete durch die Fenster herein und beleuchtete die Szenerie.

    Es war ruhiger in der Kammer geworden. Das Geräusch vieler umherrennender Schritte verstummt. Der längliche Splitter ruhte starrend vor getrocknetem Blut in einer Schale, die Rüstteile der Lady hatte man zwischenzeitlich gereinigt und mitgenommen, um sie reparieren. Ehern, wie ein stummer Fels in der Brandung harrte Heinrik neben der Baronin aus, deren Augen nun friedlich geschlossen waren, einzig ein flaches Heben der Brust verriet, dass sie noch am Leben war. Sanft glitten lichtumhüllten Hände der Haatim eine handbreit über dem Brustkorb der Verwundeten entlang, während sich die Finger hier und da streckten, als würden sie gar einen Strang aus Licht weben.

    Sie hatte sich tief in das Gefüge des Seins hineinversetzt und nach den zerfetzten Adern gesucht. Dabei folgte sie den feinen Verästelungen des Lebensstrang Helisandes, der sich vor ihrem geistigen Auge detaillierter aufgefächert hatte, wie das Abbild eines Baumes, den man von Wurzel bis Krone, von Rinde bis Kernholz betrachten konnte. Sie hatte die beschädigten Arterien gefunden, gleichsam vom Splitter verletzt, wie auch gnädiger Weise abgedichtet, so dass nur langsam sickernd der Lebenssaft entweichen konnte. Als sie soweit war und sie das in den trüben Tiefen wandelnde Bewusstsein der Baronin vor Schmerzen abgeschirmt hatte, entfernte der Sire den Splitter aus der Brust, während sie die lebensspendende Kraft der All-Mara brandend in Helisande lenkte und die Gefäße zuwachsen und verheilen ließ. Ein Großteil ihrer Kraft, der Kraft der Mara, musste sie aufwenden um dem tosenden Sandsturm die Stirn zu bieten, der Helisande mit sich nehmen wollte - doch man weigerte sich hier hartnäckig dem Schnitter, der Weisen mit den onyxgleichen Augen die Baronin zu übergeben. Der peitschende Sand ließ mittlerweile nach, als der Splitter entfernt wurde und die Adern kein wertvolles Rot mehr verloren und Maheen somit ihre Konzentration auf das mundane Reinigen der Wunde und der klerikalen Anregung des Heilungsprozesses widmen konnte.

    Das sonnengleiche Licht um ihre Hände erstarb flackernd - sie war zwar von der Mara vierfach geweiht und in der Gunst erhoben worden, doch sie war schlicht nach der vorhergehenden Schlacht erschöpft. In dieser Nacht wickelte man noch einen Verband und transportierte Helisande dann achtsam in ihre Gemächer, wo sie von den Argusaugen von Heinrik, Helleth und auch Maheen bewacht wurde.

    Die Nacht würde kurz werden...

    Doch das erste Gefecht in dieser Schlacht um das Leben der Baronin konnten sie für sich verbuchen.

_________________



Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 15 Jun 2021 13:44, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2021 13:43    Titel:
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14. Schwalbenkunft

Stillstand - Ausharren - Abwarten.

Das Licht des neuen, unbeschwerten Tages kroch über die Zinnen der Burg und verkündete den Bewohnern einen neuen Tag. Dem ersten Tag nach der Vertreibung des Weltenverschlingers, der durch die Kraft der drei zusammengefügten Fragmente hoffentlich für immer ausgesperrt sein sollte. Die fragile, kleine Kugel in den Händen der Schöpferin, die freie Harmonie, schien sicher. Das Bewusstsein dafür würde sich wohl nur langsam bei den Alathariern nach der langen Zeit des stetigen Kampfes und Bangens festigen...

Die Kronritterin hingegen hing förmlich in der Schwebe. Der Körper außer Lebensgefahr, doch noch sehr geschwächt, während ihr Geist komatös in den Untiefen ihres Bewusstseins verharrte. Es würde Zeit brauchen.

Der Tag verging zäh, während man auf eine Regung Helisandes hoffte, doch vergebens. Selbst die kindliche Stimme von Conrad und der Wall abgestellter Stofftiere, die die Genesung der Frau Mama bewachen sollten, zeigten keine Wirkung. Heinrik versuchte mehrmals der Lady etwas kraftspendende Suppe einzuflößen, während Helleth und Maheen sich in weiblichem Zusammenschluß der Waschung von Helisandes Leib widmeten, um sie vom restlichen Blut und Schweiß der Schlacht am Vorabend zu befreien.

Die Zeit, in der sie nicht an der Bettkante der Baronin saß, nutze sie, um durch den Burghof zu schlendern und sich die Beine zu vertreten und etwas frische Luft zu schnappen oder um in der burgeigenen Kapelle zur All-Mara und ihrer Tochter für die Genesung der Freundin zu beten.
Ebenso hatte sie bereits den Nachmittag genutzt, um einen Boten zu ihrem Ehemann und zum Tempel zu schicken, der ihre wohl längere Abwesenheit erklärte.

Danach kehrte sie wieder in die Gemächer der Lady zurück, um Heinrik oder Helleth beim Hüten des Baronsprosses oder dem Bewachen der Lady abzuwechseln.

Mit jeder vergehenden Stunde wurde Maheen etwas unruhiger. Helisande brauchte Kraft, Nahrung, um das verlorene Blut regenerieren zu können, doch einer Bewusstlosen Suppe einzuflößen oder festere Nahrung anzureichen war recht aussichtslos. Die Gefahr, dass die Suppe in der Lunge, statt im Magen landete und einen fiebrigen Infekt auslösen würde, war zu groß. So konnten sie nur hoffen, dass Helisande in wenigen Tagen erwachen würde, damit man der Geschwächten das Essen anreichen kann.

Am Abend des 14ten Schwalbenkunft entschied die Erzpriesterin sich, nachdem sie sich etwas erholen konnte, ein kleines Ritual unter den wachsamen Augen von Heinrik und Conrad zu wagen:
Die Gebetskette mit den schlanken, goldenen Gliedern wurde um das Handgelenk der Bewusstlosen gewickelt, ehe Maheen das das innere Tor zur Schöpferin weit öffnete und sich von ihrer Präsenz und Wärme umhüllen ließ, während sie das reglose Gesicht Helisandes betrachtete. Sie musste an ihre gemeinsame Zeit denken, wie dem Besuch in Menek'Ur. Sie hatten dort gemeinsam im Badehaus im flachen Wasser gesessen und geplaudert - über den jeweiligen Glauben und die Loyalität zum jeweiligen Reich, wie auch die gegenseitige Achtung für den Herrscher und den Gott des anderen. Sie hatten auch offen über ihre gemeinsame Verbindung gesprochen, die über die Jahre innig gewachsen zu einer tiefen Freundschaft war, die gar einer mütterlich-töchterlichen Beziehung glich.

Ganz ohne weiteres zutun hatte sich eine Träne in ihrem Augenwinkel gebildet und rann die Wange herunter. Der wachsame und fürsorgliche Baronssohn hielt dies wohl für einen Gefühlsausbruch der Trauer und bot ihr sogleich eines seiner Stofflamas an, ehe Heinrik ihn leise ermahnte das Werk der Haatim nicht zu stören. Doch es war nicht Trauer, sondern auch Freude zu der gefundenen Liebe zu ihrer zweiten "Tochter", die in der Träne ruhte. Sorgsam wurde sie mit den Fingerspitzen aufgefangen, während sie mit ihrem rauchigen Altton ein leises Gebet anstimmte.

Bedächtig hob sie die Fingerspitzen über die Brust der Lady und ließ die Träne herabperlen. Als hätte man die Zeit gestoppt, fiel der Tropfen wie in Zeitlupe herab, während der Fluss des Geschehens außen rum wie gewohnt ablief. Erneut tauchte Maheen tief in den Lebensfaden und den Geist der Lady ein und suchte nach einem geeigneten Ort, an dem sie schließlich einen kleinen 'Anker' befestigte. Ein Seil, dass aus dem tiefen Schwarz hinauf führen geleiten sollte, eine temporäre Verbindung die zwei Lebensfäden verband, damit sich das andere nicht verlor.

Die herabfallende Träne verfärbte sich, gleich ein einem Tautropfen auf der weiten Wiese Schwertflurens, der die Morgensonne in sich aufsog. 'Platsch', er traf auf den gewechselten Verband und versank förmlich in der Brust Helisandes. Der gesetzte Anker und das hinaufführende Seil glimmten leicht vor Maheens innerem Auge auf, während etwas verzögert die um das Handgelenk gebundene Gebetskette im Takt von Helisandes Herzschlägen leuchtete.

Ein weiteres Manöver, dass Hoffnung in sich barg.
Eine helfend gestreckte Hand, die nach unten gereicht wurde. Doch ergreifen und hochziehen musste die Lady sich wohl selbst.

Und sollte auch dies scheitern, dachte die sandige Busenfreundin Maheen kurz zynisch, würde man wohl zu härteren Mitteln schreiten müssen: Mocca
.
_________________



Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 15 Jun 2021 13:45, insgesamt einmal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2021 19:47    Titel:
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Das Schicksal nimmt nichts, was es nicht gegeben hat.
Lucius Annaeus Seneca



Schwarz.
Um sie herum war es schwarz. Nicht der Raum in dem sei sich sonst fand, wenn sich ihr bewusstes Sein abschaltete. Kein Kaminfeuer, keine dampfende Tasse Mocca und der Geruch von Leder, Tabak und Büchern. Sie saß auch nicht in ihrem Sessel. Es war einfach nichts. Sie nahm nur eine tiefe Schwärze wahr, in der sie weder stand, noch lag, noch saß noch schwebte. Und doch war sie. Sie war immer noch.
Kurzes Erstaunen über die Tatsache keine Schmerzen zu fühlen. Die Stille war ungewohnt und fast so unfriedlich laut. Für gewöhnlich hörte sie ihr eigenes Herz schlagen, ihren Atem, ihre Kleidung rascheln. Doch hier, wo auch immer das war, da war nichts.
War sie immer noch?

Eine Stimme durchbrach die Stille, diese laute Stille. Nicht ihre innere Stimme, auch nicht die des ungeborenen-niegeborenen Kindes. Sie konnte nicht mal erfassen, ob es eine weibliche oder männliche Stimme war. Irgendwie klang sie mütterlich oder auch nicht, keine Strenge darin. Eine fragende Grundhaltung vielleicht. Keine Wertung. Nicht einmal die Lautstärke der Stimme war klar festzustellen. Sie war zu hören.



Du bist immer noch.
Warum?


Ein tiefes Seufzen erklang in der Schwärze.

Du bist immer noch, da nicht nur du es willst.
Pff.
Oh bitte, tu nicht so überheblich. Du weißt es.
Ich weiß nichts mehr, nur dass ich... musste. Ich musste es tun gegen alle Eide.
Der Zorn hat dir gut getan, mh?
Zorn ist nie gut.
Überheblichkeit auch nicht.
Muss ich mich jetzt in den Tod mit dir streiten. Wer bist du überhaupt?!
Das weißt du.



Kurzes Innehalten und wenn sie Kontrolle über ihren Körper gehabt hätte, hätte sie vermutlich geblinzelt. Doch die hatte sie nicht. Nicht mal eine Ahnung, wie sie gerade überhaupt sprach. Aber ihre Stimme, war noch immer ihre Stimme. Wenn auch unendlich müde.


Ich kann Rätsel nicht leiden.
Dann sei endlich deine eigene Antwort.
Ich kenne nicht mal die Frage.
Oh. Frage. Gut gut.
Du bist so gewohnt Befehle zu geben,
dass du sie nicht einmal mehr selbst ausführen kannst.
Deine Göttin hat etwas befohlen.

Hat sie. Wir haben uns daran gehalten.
Rein formal ja. In Formalitäten bist du gut.
Eines meiner Talente.
Deine Göttin hat etwas befohlen.
Aber du bist du.
Du führst Befehle nur aus,
wenn sie dir in den Kram passen.
Passen sie dir nicht in deinen Weg,
dann hackst du diese Steine zu Kieseln klein.
Nicht mal dein König kann wirklich...

Ich gehorche Seiner Majestät und meinen Eiden.
Das tust du. Deine Integrität und dein Stolz sind verletzt. Deswegen bist du hier.
Warum rede ich überhaupt mit dir?
Du redest mit mir, weil du es willst.
Ach. Gut. Gespräch beendet!

Morgen ist auch noch ein Tag.
Gespräch beendet!!

Und dann kommt noch einer!
DAS GESPRÄCH IST BEENDET.

Jaja.
Schnauze!



Stille. Schwarz.


Zuletzt bearbeitet von Helisande von Alsted am 15 Jun 2021 19:55, insgesamt einmal bearbeitet
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