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Die Brüder des Bracker Clans.
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Die Brüder des Bracker Clans.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 21 Apr 2021 20:25    Titel:
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Zitat:

"~Manuranische Söldner~
Gemeinhin gelten Manuraner als sehr schwierige Söldner. Nicht, weil sie nicht gut wären, sondern weil sie schwer in bestehende Verbände zu integrieren sind. Manuraner kämpfen meist in spezialisierten Kleingruppen, die nicht nur kulturell geschlossene Einheiten bilden, sondern meist aus einem einzigen Familienclan bestehen. Diese bestehenden Strukturen lassen sich kaum oder gar nicht auflösen.
Meist werden Manuraner für spezifische Aufträge angeheuert, selten dauern diese länger als ein Jahr, dabei lässt man sie am besten mit langer Leine laufen - zu viele Ansprachen und Befehle sorgen bei den eigensinnigen Insulanern schnell für Unmut.
Seit Generationen führen Manuraner nahezu unentwegt Kleinkriege mit den anderen Städten ihrer Insel, doch sind die dort aufgeführten Armeen keineswegs mit den großen Truppenverbänden des alatarischen Reiches zu vergleichen. Zwar führen sie immer wieder Scharmützel und erbitterte Kämpfe um Berggipfel oder sogar Straßenzüge, doch die besondere Begabung der Manuraner liegt darin, zu kämpfen ohne den Feind in einer verlustreichen Feldschlacht zu bekämpfen.
Hinterhalte, Überfälle und Sabotage sind die liebsten Waffen eines Manuraner. Wer also einen solchen Trupp anheuert, der will seinen Feinden Ärgernis und Terror bringen.
Greift ein Gegner mit großer Truppenstärke an, so ziehen sich die Manuraner zurück und hinterlassen dabei verbrannte Erde, setzt ihnen der Feind nun wutentbrannt nach, umgehen sie ihn und greifen die Versorgungsrouten an. Dieses Spiel ziehen sie solange durch, bis ihnen das Hauptheer eintrifft - oder es dem Feind gelingt sie aufzureiben. Lästig, beschreibt sie wohl am besten.
Für Wachaufgaben taugen Manuraner übrigens gar nicht, da ihre Verträge meist Plünderbriefe enthalten - diesen Passus auszuklammern erhöht den Preis enorm. Da Manuraner für diese Plünderpraktik berüchtigt sind, haben sie außerhalb ihrer Insel einen ziemlich schlechten Ruf. Mitunter zu Unrecht - denn Kriegsgefangene haben bei Manuranern häufig gute Chancen lebend nach Hause zu kommen, wenn ihre Familien das Lösegeld bezahlen.
Ein alter Veteran nannte sie einst "Freibeuter der Berge", was ihrem Pragmatismus jedoch nicht gerecht wird - zumal sie ihre Verträge eisern einhalten.
Da sie außerhalb ihrer Insel kaum Verwandschaft oder Verbindungen pflegen und keine politischen Ziele verfolgen, gelten sie auch als sehr passable Kopfgeldjäger.
Dank der anhaltend schlechten wirtschaftlichen Lage in ihrer Heimat und blutiger Fehden, sind manuranische Verbände recht günstig anzumieten. .."

- Auszug aus General Gangulfs "Lexikon des Söldnerhandwerks, II. Ausgabe"
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 16 Mai 2021 16:09    Titel:
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Aus den Aufzeichnungen des Dargobar Ingmariel, aus dem Kapitel „Pilgerreise zum Mondsteinturm“
Teil 1
Es war früher Morgen, als unser Schiff, die „Brackwassers Stolz“, die Bucht von Manura erreichte. Die Sonne war gerade erst über den sanften Wellen des Meeres aufgegangen und tauchte die vor uns liegende Insel in ein sanftes Rosé. Die spitzen dreieckigen Segel der kleinen manuranischen Fischerboote, welche noch vereinzelt in der Bucht umhersegelten, wogen wie bunte Hütchen im mäßigen Wellengang auf und ab. Weit über die vor mir liegende Stadt, ragte der mächtige Sicaa dem Himmel entgegen. Es war ein malerischer Anblick, der sich mir an diesem frühen Morgen offenbarte. Umso näher wir dem Hafen kamen, desto deutlicher hörte man die Rufe der Fischer, die am Pier ihre Schiffe entluden und sich gegenseitig bellende Kommandos zuriefen. Meine Mitreisenden hatten mir auf der Fahrt bereits mehrfach von den manuranischen vorgeschwärmt – Schrimps, Krebse, Tintenfisch und diverse Arten von Muscheln. Manura war wohl ein wahrer Pilgerort für diese Liebhaber der fischigen Tellerfreuden. In Olivenöl eingelegte Sardinen oder die klassische manuranische Fischpaste waren mehr als einmal das Gespräch an Deck, unter Deck und in den schmachtenden Träumen meiner Mitreisenden.
Ich hingegen, mein Bauch mag hierfür ein handfester Beweis sein, war schon immer bekennender Liebhaber von Süßspeisen. Doch war meine Pilgerreise nicht kulinarischer, sondern religiöser Natur. Ziel meiner Reise war es, den Mondsteinturm von Proveos zu besuchen. Für diejenigen, die meine Person noch nicht kennen, so reicht es wohl zu sagen, dass ich ein Gläubiger des Horteras bin. In meiner Funktion als Ministerialberater, hatte ich die Möglichkeit, mir einige Zeit für diese Reise frei zu nehmen.
Als wir am Pier anlegten, die Seile über Bord warfen und das die Brackwassers Stolz vertäuten, sah ich zum ersten Mal einen dieser schneidigen Männer. Ein junger Kerl, etwa dreißig, mit sonnengebräunter Haut und lockigem dunklem Haar, der Bart wohlgetrimmt und gepflegt, das Hemd bis zur breiten und dicht behaarten Brust aufgeknöpft, stand er einfach nur am Pier, während alle übrigen Männer umtriebig umherschwirrten. An seinem Arm trug er eine auffällige, blau-schwarz gestreifte Armbinde, die verwegen im Wind wehte, während ihm der salzige Seewind durch das Haar blies. Ich war fasziniert von diesem geheimnisvollen, stattlichen Mann – der absolut nichts zu tun schien. Doch trotz seiner schier zur Schau gestellten Untätigkeit, war es die erste Tat unseres Kapitäns, in devoter Haltung auf den Mann zuzutreten und ihm einen Lederbeutel zuzustecken. Der Mann wog den Beutel in der Hand, lächelte milde und klopfte dem Kapitän auf die Schulter, woraufhin jener wieder den Rückzug antrat. Irritiert fragte ich einen der nahestehenden Seemänner, was dieses Prozedere zu bedeuten hatte. Er erklärte, dass dieser Mann, Flavio Bracker, genannt „Der schöne Flavio“, an dieser Seite des Piers für die Dockarbeiter zuständig war. Ihm Geld zu geben beschleunigte das Be- und Entladen der Schiffe deutlich. Noch dazu hatte Flavio einen guten Draht zum Hafenmeister, der die Frachtlieferungen verteilte, und der Kapitän wollte auf keinen Fall leer die Rückfahrt antreten. Gerade jetzt, während die Messe stattfand, war es wichtig, die guten Aufträge zu erhalten. An dieser Stelle beging ich einen fürchterlichen Fehler und fragte in meiner Naivität, um was für eine Messe es sich denn handeln würde. Ich glaube ich wurde in meinem Leben noch nie so fürchterlich ausgelacht – nicht einmal damals, als ich mich vor Aufregung während meiner Schreiberprüfung übergeben musste. Der Seemann rief weitere Seemänner herbei, die in das schallende Lachen einstimmten. Aus welchem Nest ich wohl gefallen sei, dass ich DIE MESSE nicht kennen würde, welcher Vogel mir wohl auf den Kopf geschissen hätte und ob ich es nicht von allen Bäumen hätte pfeifen hören.
Mit hochrotem Kopf und unter weiterem Spott und Hohn verließ ich schließlich das Schiff und fasste den Entschluss, nie wieder nach der Messe zu fragen. Selbst als ich den Pier schon halb passiert hatte, hörte ich noch die Rufe der Seemänner, die sich über den Kerl amüsierten, der die Messe nicht kenne. Am Ende des Piers wurde ich von zwei jungen Männern mit blauschwarzer Armbinde aufgehalten. Hochgewachsene junge Kerle, deren schneidige Kleidung auf mich keinesfalls militärisch wirkte, dennoch traten sie mir gegenüber beinahe wie Hafenwachen auf. Sie fragten nach meinen Papieren und belehrten mich über die Regeln innerhalb der Stadt. Sie waren sehr höflich, förmlich und dennoch bestimmt. Ich hatte keine Lust mich mit ihnen anzulegen, also gab ich bereitwillig Auskunft über meine Absichten, meine Herkunft und Pläne für den Aufenthalt in der Stadt. Sie wechselten Blicke und fragten mich dann irritiert, ob ich nicht für die Messe hergekommen wäre. Die Messe – ich verschluckte meine Frage lieber schnell. Eine Pilgerreise sei ja schön und gut, aber ich solle doch bitte die Messe besuchen, immerhin sei sie die größte in Manura und vermutlich die größte ihrer Art überhaupt. Es gäbe sogar eine Tombola und heute sei die große Abschlussfeier.
Ich hätte vermutlich meine Reise verschoben, wenn ich von der Messe gewusst hätte, im Nachhinein betrachtet, wäre vermutlich Vieles dadurch leichter gewesen. Als ich ihnen versprach, mir die Messe wenigstens anzusehen, folgte die Erklärung zu den Regeln innerhalb der Stadt – die gerade während der Messen sehr streng einzuhalten waren.
Das Tragen von Schwertern und Rüstungen war generell verboten, ihr Einsatz innerhalb der Stadtmauern ebenso. Gleiches galt generell für Kriegswaffen jedweder Art. Die Ausnahme waren lediglich Dolche und kleine Keulen unterhalb der Länge von einem Spann, sowie Stäbe. Während der Messen sei jedoch von Gewalt abzusehen – das Strafmaß für Todschlag und Mord war in dieser Zeit um ein Vielfaches höher angesetzt als sonst. Angehörige von Orden oder Kirchen jedweder Art hätten in jener Zeit das Verbot der Predigt und ich musste mich verpflichten, keinen Streit aus den großen Reichen in die Stadt zu tragen. Weiter wurde mir noch erklärt, dass ich während meiner Zeit in Manura zwar Handeln und einkaufen dürfte, der Verkauf von Handwerkerwaren von Außerhalb müsse jedoch vorher bei den entsprechenden Zünften genehmigt werden. Arbeit als Handwerker war sowieso nur dann erlaubt, wenn man eine Sondergenehmigung vorweisen könne, welche man im Vorfeld hätte beantragen müssen. Mir sei es auch auf Strafe verboten, das Prosititutionsgewerbe auszuführen, wenn ich nicht im Dienste einer Familie stünde, die sich meiner Geschäfte annehme und dafür eine Genehmigung hätte. In diesem Fall gab es nur die Brackers und die Illingers, wobei letztere lediglich außerhalb der Stadt ihre Geschäfte führen dürften. Nachdem die beiden Männer mich nun eine ganze Weile über die mitunter sehr sonderbaren und sehr klar definierten Regeln aufgeklärt hatten, rieten sie mir noch, mich auf der Pierstraße lieber linker Hand zu halten.
Tatsächlich war das eine gute Idee, denn selbst im frühen Schein der Sonne, sah das Metzgerviertel nicht gerade einladend aus. Viele verfallene Häuser und Männer mit blutigen Schürzen, Hackmessern und grimmigem Blick, wirkten auf mich eher abschreckend. Ich hielt mich also linker Hand und ging an geschlossenen Tavernen und Lokalen vorbei, welche die Pierstraße rechter Hand säumten. Als ich linksseitig aufs Meer hinaus blickte, fiel mir auf, dass der Hafen tatsächlich recht gut belegt war. Die Messe hatte einige fremde Schiffe angelockt, neben der „Brackwassers Stolz“ konnte ich noch die Beflaggung von zwei weiteren Schiffen aus dem Reich Alumenas erkennen, sowie zwei Schiffe, deren Beflaggung sie als alatarisch auszeichnete. Es waren keine großen Schiffe, dennoch schien die Messe einiges Volk anzulocken. Doch zu dieser frühen Tageszeit gehörten die Straßen noch den einheimischen Fischern, die ihren Fang zum Markt karrten. Ein paar ältere Fischer saßen bereits beim Frühstück an den kleinen Buden, die ich erstmals erblickte, als ich die Seilergasse hinaufging. Die Männer tranken Kaffee, oder zumindest etwas, dass nach Kaffee aussah und saßen gemütlich beisammen. Offensichtlich hatten diese es den Jüngeren überlassen, sich um den Weiterverkauf des Fangs zu kümmern. Bei einer größeren Ansammlung von Männern blieb ich steh, um zu sehen, was sie dort so leidenschaftlich spielten. Eine Gruppe spielte ein Kartenspiel, das ich nicht kannte, dessen Kartenbild halbbekleidete weibliche Mischwesen zeigte. Vielleicht war ich zu sehr von den befremdlich erotischen Bildern abgelenkt, aber schlau wurde ich aus diesem Spiel wirklich nicht. Als einer der Spieler die letzte Karte auf einen Stapel gelegt hatte, fing er an zu lachen und sein Gegenüber grummelte energisch, zog zwei weitere Karten und begann die Zahlen zusammenzurechnen. Die andere Gruppe von Männern saß dicht gedrängt um ein Brett, das von zwei von Ihnen bespielt wurde. Sie saßen einander gegenüber, würfelten mit eiserner Miene und rückten dann mit ihren Steinen auf einem Spielfeld mit weißen und roten Zacken vorwärts. Das Spiel kannte ich bereits aus meiner Heimat, nur dass man es hier Dreizack oder ähnlich nannte und man noch schneller in Streit darüber geraten konnte.
Schließlich landete ich auf dem Fischmarkt, der bereits in früher Stunde gut besucht war. Die Stände waren belagert von Scharen von Kaufwilligen, die wohl Fisch für die Festivitäten zum Höhepunkt der Messe einkaufen wollten. Ich drängte mich einmal durch die engen Gassen, die zwischen den Markständen entstanden waren und begutachtete die Auslage. Fisch jeder Größe, Güte und Farbe wurde angeboten, dazwischen Meeresfrüchte, die in den Trögen der Auslage noch zuckten. Doch zwischen den Ständen voll Frischware, traf ich immer wieder auf Tontöpfe, die glücklicherweise meist verschlossen waren. Die Manuraner verkauften darin fermentierte Fischsoße, die hier erstaunlich beliebte Spezialität, genannt Hallex. Ich war von dem üblen Geruch so sehr abgeschreckt, dass ich das Angebot, sie probieren zu dürfen, stets freundlich ablehnte – was mich wohl als Ausländer entlarvte und mir den Spott einer alten Marktfrau einbrachte, die mich als „Grüngesicht“ verunglimpfte. Als ich die Preise dafür sah, merkte ich jedoch, dass es offensichtlich unhöflich gewesen war, die Kostproben abzulehnen, denn Hallex war hier eine überaus kostbare Delikatesse. Dennoch – der Geruch war zu übel für meinen Magen.
Nachdem meine Runde über den Markt beendet war, beschloss ich, mich am Rand des Marktes zu einem der Kaffeestände zu setzen. Da ich den Abstand zu den Hallex-Ständen suchte und mich nicht zu nah an einen Hütchenspieler herantraute, ließ ich mich schließlich bei „Emilio Süßspeisen“ nieder. Der Inhaber und Gründer Emilio Hohenlob, ein knochiger Mitsechziger mit freundlichem Gesicht und grauweißem Vollbart, begrüßte mich überschwänglich, während er seinen Enkel losschickte mir einen Kaffee zu besorgen. Auf einer großen Tafel standen allerlei Süßspeisen, deren Namen mir alle nicht viel sagten, ich entschied mich für „Süße Röhrchen“ mit Zitronen-Frischkäsecremefüllung. Kurz darauf erhielt ich eine vorzügliche frittierte Teigrolle, die bis zum Überquellen mit einer süßen Frischkäsecreme gefüllt war, welche tatsächlich himmlisch schmeckte. Der Kaffee hingegen war leider fürchterlich. Ich hörte bereits auf der Hinfahrt, dass man die Lage Manuras an ihrem Kaffee erschmecken könne, was in diesem Fall wohl auf eine grässliche wirtschaftliche Lage hindeutete – was mich angesichts des vollen Marktes etwas überraschte. Doch das süße Röhrchen und die wunderbar freundliche Art Emilios wogen den schlechten Kaffee zweifelsfrei auf. Da ich um diese Tageszeit der einzige Kunde war, setzte sich der alte Emilio zu mir und ich hatte so die Möglichkeit, mich mit ihm zu unterhalten. Auch wenn er bereitwillig und freundlich meine Fragen beantwortete, stellte ich ihm nicht die wohl brennendste Frage; was es denn mit dieser Messe auf sich hätte.
Emilio, dessen Vater wohl ein Seemann gewesen war (der Verdacht, dass es sich bei seinem Vater um einen Piraten gehandelt haben dürfte, lag zwar nahe, ich sprach ihn jedoch lieber nicht aus), der seine Mutter allein im Stich gelassen hatte, hatte mit dreizehn Jahren damit angefangen, frittierte Backkringel zu verkaufen. Der Kupferkessel, mit dem er diese frittiert hatte, sei noch heute in Betrieb. Eine Zeit lang lief sein Geschäft so gut, dass er ein eigenes Café besaß, doch diese Zeiten seien schon lange her, nun habe er nur noch diesen Stand und die kleine Backstube im Haus, die irgendwann mal sein Enkel (der ebenfalls Emilio hieß) übernehmen würde. Emilio der Jüngere war jedoch erst zwölf Jahre alt, weswegen er den Laden noch führen müsse. Sein Sohn und seine Schwiegertochter hätten Manura vor etwa zehn Jahren verlassen, in der Hoffnung in der Fremde eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Eigentlich wollten sie den jüngeren Emilio irgendwann nachholen, aber sie hätten sich nie mehr gemeldet. Manura mache derzeit harte Zeiten durch, seit der Handel mit Marmor zum Erliegen gekommen war und die große Weinkrise dem Fernhandel einen weiteren Schlag versetzt hätte. Noch dazu hätte die Expansion des alatarischen Reiches die Handelsrouten verschoben, was Manura weiter zusetzte. Doch die Messe sei eine schöne Abwechselung, dieses Jahr würde es sogar eine große Tombola geben. An dieser Stelle verpasste ich wohl meine letzte Gelegenheit, nach der Messe zu fragen…
Während ich den Worten des alten Emilios lauschte, beobachte ich auf dem Markt den Aufbau eines Fleischerstandes. Es wäre nichts Besonderes gewesen, wenn nicht der Metzgermeister meine Aufmerksamkeit geweckt hätte. Es war ein Berg von einem Mann, ich nehme an, dass er fast die zwei Schritt-Marke erreichte. Sein kahlgeschorener Schädel, der dichte Bart und die Tätowierungen auf dem Hals und den brachialen Oberarmen, jagte mir selbst aus der Ferne gehörigen Respekt ein. Seine zwei Gesellen, junge Männer mit rotschwarzen Armbinden, waren zwar für normale Verhältnisse groß und stattlich, wirkten aber winzig im Vergleich zu dem riesenhaften Metzgermeister. Kaum hatten sie den Stand aufgebaut und die ersten Stücke Fleisch verkauft, da kamen drei grüngekleidete Männer an den Stand heran und lungerten in Sichtweite der Metzger herum. Emilios Murren ließ mich nichts Gutes erahnen, da beugte er sich rüber und erklärte mir, dass die grüngekleideten Männer zum „Goldenen Band“ gehörten, genauer gehörten sie zur „Bannweiler-Familie“, welche erst kürzlich in diesem Teil der Stadt aufgetaucht waren und Anspruch auf den Fischmarkt geltend gemacht hatten. Wie mir Emilio versicherte, gehöre der Fischmarkt aber fest in die Hand der „Hafenallianz“ und es sei eine Schande, dass dieses Pack sich hier breit mache. Doch kaum hatte er sich in Rage geredet, da sprangen die Metzger aus ihrem Stand hervor und verjagten die Grüngekleideten, was Emilio für den Moment beruhigte.
Doch kaum hatte ich meinen Kaffee leergetrunken, da erschienen die Grüngekleideten wieder, doch waren es diesmal mehr als ein Dutzend, die nun den Stand belagerten. Da sprang der alte Emilio auf und warf seinen Hut in die Richtung der Grüngekleideten und beschimpfte jene in so wüster Weise, dass man es wirklich nicht als altersangemessen bezeichnen konnte. Ich hatte schon Sorge, dass die ganze Lage sofort eskalieren würde und die Grüngekleideten dazu übergehen würden, Emilio zu verprügeln und seinen Laden – und mich, der darin war – zu zerschlagen. Doch sie konzentrierten sich auf den Stand des Metzgers, der diesen mit einer Lammkeule und einem Fleischerhammer verteidigte. In der ganzen Aufregung muss mir entgangen sein, dass der kleine Emilio verschwunden war. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass beide Emilios als Meldeposten für den Bracker-Clan arbeiteten. Als nun die Metzger im Stand mehr und mehr in die Defensive gedrängt wurden, ertönte lautes Geschrei vom anderen Ende des Marktes. Ein Dutzend Männer mit Stöcken stürmten auf den Markt, während die Passanten und Händler zur Seite strebten wie aufgeschreckte Vögel. Ich packte Emilio den Älteren und zog ihn zum Stand zurück, da ich fürchten musste, dass der Alte sich dem kommenden Kampf anschließen würde. Emilio, noch immer in Rage, erklärte, dass das „Bannweiler-Pack“ nun eine Lektion erhalte, denn „der Bluthund“ sei auf dem Weg. Wie so oft, verstand ich reichlich wenig.
„Der Bluthund“, ein hochgewachsener Kerl mit breiten Schultern und fein nach hinten geölten Haaren, trat sofort in Aktion und schlug einen blonden Bannweiler mit dem Stock nieder, bevor er dem Nächstbesten in die Weichteile trat. Kaum war das „Ersatzheer“ eingetroffen, wagten auch die belagerten Fleischer den Ausfall. Der massige Metzgermeister schlug gleich zwei Männer mit einer Schweinshälfte nieder und prügelte sich einmal quer durch die Reihen der überraschten Gegner. Die Prügelei dauerte nur einige Minuten, da waren die Bannweiler geschlagen und flüchteten eiligst vom Markt, während die Sieger lautstark skandierten, dass der Fischmarkt der Hafenallianz gehöre. Emilio stimmte sogleich in das Gejubel ein. – Für mich hatte dies den angenehmen Nebeneffekt, dass mein Kaffee und das süße Röhrchen auf‘s Haus gingen. Nachdem sich die Sache beruhigt hatte, empfahl mir Emilio, mich für die Nacht im Gasthaus zur Hafenkante einzuquartieren, die Zimmer seien zwar nicht sehr groß, aber sauber. Außerdem hielt die Besitzerin, Emilios Cousine, immer ein Zimmer für besondere Gäste zurück – was ich wäre, wenn ich ihr sagen würde, dass Emilio mich geschickt hätte. Wegen der Messe, seien eh so gut wie alle Gästezimmer der Stadt ausgebucht – eine große Wahl hätte ich also eh nicht.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 19 Dez 2021 11:13    Titel: Intermezzo - Aktuelle Briefe.
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Zitat:
Alois - mein geliebter und geschätzter Bruder,

ich schreibe dir, um dir den derzeitigen Stand der Lage zu übermitteln. Der Umstand, dass mein Schiff, als ich nach Alathair übersetzte sank, hat uns einen unerwarteten Vorteil verschafft. Scheinbar dachte man in der Diaspora der beiden Reiche, dass dein werter Bruder tot sei. Das bin ich nicht, sei dir versichert. Ich habe mich hier in Bajard niedergelassen und verdinge mich - so gut es meine bescheidenen Fähigkeiten zulassen- als Hehler und Schmuggler. Du wirst sicherlich amüsiert sein, weißt du doch, wie wenig Geschick ich darin habe. Dennoch ist es mir gelungen, zwei uns feindlich gesinnte Exilanten-Gruppen in Schwarzwasser und Shevanor ausfindig zu machen.
In Siebenwacht betreiben einige versprengte Exilanten des Bannweiler-Clans einen halbwegs ertragreichen Handel mit Rauschmitteln, zu ihrem Nachteil ohne die Einbeziehung der eingesessenen Syndikate. Über diese konnte ich Uri Bannweiler ausmachen, den einäugigen Hurenbock. In Schwarzwasser ist man nicht besonders begeistert über den Zuzug "krimineller Ausländer" aus unserer Heimat. Das machte es mir ziemlich einfach, Uri zu schnappen. Ein Bajarder Kontakt brachte mich nach Siebenwacht, die Kontrollen waren dank einem guten Schmiergeld nur unzureichend durchgeführt worden, sodass ich Carla (II.) im Gepäck hatte, als ich Uri besuchen ging. Seine drei Wachen hatten nicht mit Besuch aus der alten Heimat gerechnet - hab ihnen ein paar Salven verpasst. Uri selbst hab ich mit der Garotte erwischt, so konnte er noch ein paar Informationen ausspucken. Das könnte für euch Interessant sein... Wie Flavio vor meiner Abfahrt richtig vermutete, haben sich die Bannweiler auf Rache eingeschworen und wollen - trotz des Verbotes- eine Vendetta starten. Nicht nur das, sie sammeln überall Exilanten zusammen und scheinen etwas großes zu planen, das über die übliche Blutrache hinausgeht. Bevor ich ihn erledigte, erwähnte Uri noch ein paar alte Bekannte, den Kesselschläger-Clan.
Da dein Bruder, du kennst mich, so servil und liebenswert ist, hat er sich der Sache natürlich sogleich angenommen. Ich musste dafür jedoch erstmal wieder nach Bajard, bis die Wachen von Siebenwacht Uris Tod als "Mord in kriminellen Kreisen" eingestuft hatten und sich die Wogen geglättet hatten. Über Rahal konnte ich Utah Kesselschläger in Shevon ausfindig machen.
Leider gehörten weder Uri noch Utah zu den Rädelsführern der "großen Sache", weswegen ich euch wohl nur wenig Zeit , dafür aber ein paar Informationen verschaffen konnte..
Da ich noch etwas zu tun habe, fasse ich mich kurz:
die Kesselschläger waren weit besser vorbereitet, offensichtlich sind sie informiert, dass es Uri erwischt hatte und bemühten sich um ruhigeres Fahrwasser. Ihre Sicherheitsmaßnahmen waren enorm hoch. Sie haben unweit der Stadt in einem alten Weingut Stellung bezogen und sich dort verschanzt. Tatsächlich sammeln sie Exilanten aus Shevanor und Schwarzwasser, darunter nicht nur Kesselschläger und Bannweiler, sondern auch Exilanten anderer Familien, die uns wenig freundlich gesinnt sind. Uri selbst traute sich kaum aus dem Versteck raus, nur zweimal die Woche, fuhr er nachts zu seiner Mätresse in die Stadt. Ich konnte mich, dank großer Mengen Schmiergeld, als Kutscher ausgeben und konnte Uri so erwischen. Leider sprach er nicht viel, bevor ich ihn mit der Garotte erledigte. Mit seinem Mädchen sprach er jedoch wohl über ein paar Dinge.
Sie verriet mir, dass "Manura einnehmen" wollen, mit einer "großangelegten Invasion". Dafür haben sie wohl sogar fremde Söldner angeheuert. Drecksschweine. Derzeit zählen sie wohl "erst" 50 Mann unter Waffen. Wenn sie das so groß angelegt haben, wie sie behaupten, solltest du die Metzlers informieren, damit sie Brüder nach Eisenau schicken. Dort gibt es mindestens 12 Mann der Isenhahn-Sippe, die sie vermutlich auch rekrutieren wollen werden. Die Metzlers pflegten mit denen besseren Kontakt als wir, so konnten wir ihnen zuvorkommen.

Mögen die Götter mit uns sein,

- dein dich liebender Bruder, Matteo.


Zuletzt bearbeitet von Matteo Bracker am 19 Dez 2021 11:15, insgesamt einmal bearbeitet
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