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Die Mär von den Sternenkindern
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Die Mär von den Sternenkindern
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Karawyn





 Beitrag Verfasst am: 18 Nov 2020 11:12    Titel: Die Mär von den Sternenkindern
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Il y avait une fois – Es war einmal

Dunkelheit ergoss sich wie ein über den eigenen Rand schwappendes Gefäß in die Straßen und Gassen Schwingensteins, huschte wie der Fuchs auf der Pirsch auch in die letzten Winkel und wand sich um die entzündeten Laternen, die vor der sich ausbreitenden samtenen Nacht wie kleine gefallene Sterne erstrahlten. Die Stunde des Zwielichts läutete das Erwachen all jener kleinen und großen Wesenheiten ein, die selten am Tag ihren Kopf aus den Löchern stecken, vielleicht aus Sorge, sich am hellen Licht der Sonne zu verbrennen.
Im kleinen Haus am Rand der Siedlung, dort wo Fuchs und Hase sich gern mal eine gute Nacht wünschen und wo der Mond dem Kloster so nah war, klang ein leises Lied durch die noch immer geöffneten Fenster nach draußen. Jene, die den Weg bis zu dem beschaulichen Häuschen gefolgt waren und die lauschten mochten darin ein altes Wiegenlied erkennen, an eine vergangene Zeit erinnert werden oder, ganz schlicht, einfach den Klang genießen, denn es lag nichts Trauriges in der gesummten Waise. Die junge Frau im Inneren saß, die Beine zum Schneidersitz übereinander geschlagen, zwischen einem Berg blauer Kissen, hatte einige Ellen silbrig blauen Stoff, der im verbliebenen Rest des Kerzenlichts wie Sternenstaub aufglimmte, auf dem Schoß ausgebreitet und strich mit den Fingern darüber. Das feine Material rutschte bei jeder Bewegung ein wenig hin und her und schien den Blick der blauen Augen, blau wie das weite ungebundene Meer, aufzusaugen, als läge in seinem Tiefen etwas begraben, verborgen, denn nach einem Moment verstummte der leises wortlose Gesang.

Ein Blau wie flüssiges Silber…

Eine Geschichte, die ihre Hände aus der Vergangenheit ins hier und jetzt ausstreckte…

Ein Märchen, in dem man so viel Wahrheit finden konnte, dass aus Mythen Realität geworden war…

Karawyn erinnerte sich an den ersten Moment, in dem sie damals vor Jahren schon die Pigmente zu diesem ganz besonderem Blau zusammengefügt hatte, eine Prise Nachthimmel, eine Spur Abendrot, das Blitzen des Lichts auf einer spiegelnden Oberfläche, einen gefallenen Stern…

Gemeinschaft, Familie, Zusammenhalt, für all jene Dinge stand die Farbe und doch konnten Worte das Gefühl, das beim Gedanken an die anderen in ihr brannte, nicht beschreiben. So viel mehr als nur der Verbund aus Gleichgesinnten, so viel tiefer als die Bande der Freundschaft, Teil eines großen Ganzen, das für sie ihre ganze kleine Welt ausmachte.

Der sichelförmige Mond schälte sich am Himmel aus einer dicken pludrigen Wolke und ließ sein Licht durchs Fenster auf seine Namensgefährtin scheinen als diese den Kopf hob und die Fetzen der Erinnerungen, die sie in einem Netz aus Vergangenheit gefangen eingesponnen hatten, durchbrach. Viele der Sterne waren inzwischen weitergezogen und hatten ein anderes Leben, einen anderen Himmel gewählt der nun ihr Licht trug. Manche waren gefallen und wieder aufgestiegen, zwei Lichter waren für immer erloschen während andere noch immer gemeinsam das Firmament erhellten. Karawyn konnte jedem einzelnen von ihnen einen Namen geben, sah ihre Gesichter, wann immer sie den Blick zum kunstvoll geknüpften und bestickten Wandteppich in ihrer Schneiderstube lenkte…

Zwielicht, Neumond, Sternenfänger, Nachtwanderer…Erntemond, Irrwisch, Nordlicht, Elmsfeuer, Mondschatten…so viele von ihnen, deren Licht sie mit dem damals verband und so viele neue Lichter, die ihr Gesicht dem Hier und Jetzt zuwandten. Es war einmal, so hatte alles seinen Anfang genommen…

In den letzten Monden war es ruhiger um die kleine Gemeinschaft geworden, die Tage waren zu Nächten geworden, die Nächte zu Tagen und so hatten die Jahreszeiten gewechselt während die Auftritte seltener Lichter in die Augen der Gäste gezaubert hatten. Aber ganz war der Faden aus silbrigem Sternenblau nie gerissen, hatte immer wie eine leise Erinnerung im Hintergrund geleuchtet und ihr Herz wie eine nie erlöschende Flamme gewärmt.

Das letzte Licht der Nacht der Nebel schimmerte noch hinter ihren geschlossenen Liedern, das freudige Gelächter hallte in ihren Ohren, flüsterte unaufhörlich von der ihr so ans Herz gewachsenen Gemeinschaft und ein Plan formte sich in geschwungenen Lettern über die Seiten ihres Geistes.

Tulena war die Erste gewesen, die sie noch in den frühen Morgenstunden, oder war der Morgen noch gar nicht angebrochen, aus der sanften Welt ihrer Träume geholt hatte um ihr die Idee zu unterbreiten, dann hatte sich Nayri angeschlossen, die, ob Tulenas überraschtem Schrei erschrocken zu den beiden gesellt hatte. Als schließlich die Sonne hoch genug stand um zumindest von einem Morgen zu sprechen hatte es auch an Nepheles Tür gepocht während ein Bote zeitgleich an der kleinen Mühle in Adoran einen Brief vor der etwas bleichen Nase des Fräulein Morras wedelte.

Das Nachtvolk…

Wie aufgeschreckte Hühner, die ihr weißes Federkleid zurechtrückten um der Sonne ihren Gruß zu unterbreiten erhoben sich die Sterne auf der kleinen Insel, polierten ihre schimmernden Geschichten von fernen Ländern voller Zauber und Wunder und stimmten die schläfrigen Saiten der sorgsam in Schatullen gelagerten Instrumente, wie Geliebte aus ihrem Schlaf geküsst.

Betrachtete man es genau war das Nachtvolk nie wirklich verschwunden gewesen, hatte sich nicht in alle Winde zerstreut und doch brannte in den Mitgliedern nun ein ganz neues Feuer das die Dunkelheit am Himmel, all das Leid, das ein Riss am blauen Firmament mit sich brachte und die stumpfen hoffnungslosen Augen erhellte und zumindest einen kleinen Funken Hoffnung versprach, das Gefühl dessen, was sein konnte, wenn man sich nicht in die Nachtschwärze treiben ließ sondern dem sanften Strahlen folgte.

Karawyn sah über die versammelten Freunde, ihre Familie und lauschte dem munteren Plaudern, den gezupften Saiten, dem Rascheln alter Kostüme und den Anfängen von Geschichten die alt wie die Welt und neu wie ein gerade geborenes Leben waren…und sie begann zu lächeln.



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Wir können nicht immer die Musik wählen, die das Leben für uns spielt, aber wir können wählen wie wir dazu tanzen.
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