FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Tagebuch der Luka Ehrenfeld
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3, 4, 5
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Tagebuch der Luka Ehrenfeld
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 05 Nov 2018 14:42    Titel:
Antworten mit Zitat

Es gibt Tage im Leben, die alles verändern.

Eigentlich verändert ja jeder Tag etwas. Nein, der Tag selbst tut es natürlich nicht, aber es geschieht ja doch immer etwas während des Tages und so gesehen verändern diese Geschehnisse unser Leben, also das Spielfeld des Lebens. Ja, so herum stimmt es. Aber an manchen Tagen ist das was geschieht einfach schwerwiegender und folgenschwerer als an anderen - und so ist es geschehen dieser Tage.

Man sollte meinen, dass man mit der Zeit schlau wird, schlauer jedenfalls als zuvor. Man könnte denken, dass einen das Leben doch auf die Dinge vorbereitet, die einem widerfahren. Aber letztlich muss ich sagen, nein, das tut es nicht. Vor allem passiert es deshalb nicht, weil doch immer wieder die Situationen anders sind als zuvor. Selbst bei gewissen Ähnlichkeiten, wenn man meint das Ende des Weges zu kennen oder denkt, diesen wenigstens mit guter Wahrscheinlichkeit abschätzen zu können, erweist sich das letztlich doch als trügerische Augenwischerei. Ich bin betrübt über diese Tatsache und entmutigt von der Erkenntnis, dass ich jedes Mal wieder von vorn anfangen muss, bei jeder Entscheidung, bei jedem Weg und dass ich, wie mir unumstößlich scheint, nach wie vor Ketten mitschleppe, die zu tragen ich mich weder imstande fühle, noch offensichtlich imstande bin. Gehemmt und gebunden suche ich so sehr die Leichtigkeit, die mir durchaus auch/noch innewohnt, auf alle, oder zumindest gewisse Bereiche meines Lebens zu übertragen – und scheitere mit jedem Misserfolg doch immer verzweifelter wieder aufs Neue. Bei allen Unsicherheiten scheinen mir diese Wiederholungen noch das zuverlässigste in meinem Leben zu sein. Immer wieder gab es Lichtblicke, Personen, Männer, Frauen, Kinder, Momente, Augenblicke, Anblicke, die wie eine Feder durch mein Leben schweben und leicht und luftig mit mir tanzen. Ich liebe dies, es macht mich glücklich, sie suche ich.

Aber jetzt stehe ich da wie gelähmt, und schaue auf den Scherbenhaufen, auf dem ich mir meine Füße blutig schneide. Missverständnisse, statt klarer Worte zur rechten Zeit, leichtfertige, unbedachte Plappereien. Kesse Forschheit auf der anderen Seite… Und daneben taumele und schwanke ich: waren meine Zeichen, mein Wohlwollen, wirklich so unverständlich?


Ach, es ist ein Jammer. Ich weiß nicht einmal, ob es sich um eine wirkliche verlorene Liebesangelegenheit handelt oder um verletzte Eitelkeit. War / bin ich nur eitel? Ich bin stinkig, das in jedem Fall, nämlich über die verpasste Gelegenheit überhaupt feststellen zu können, was hätte werden können und ob es wirklich möglich gewesen wäre einen guten Weg zu finden. Ich bin stinksauer, weil die Beiden vielleicht sogar nur aus einer momentanen, unbedachten Stimmung heraus meine mögliche Entwicklungen unterbunden haben…. Tore, Tölpel, die einfach nichts begriffen haben, offensichtlich nicht auch nur einen Augenblick darüber nachgedacht haben, oder es ja vielleicht tatsächlich nicht wussten, wie sehr ich gehofft hatte …… ?

Das Schlimmste an allem ist, dass ich es ihnen, wenn ich es streng und recht bedenke, eigentlich nicht wirklich zum Vorwurf machen kann. Und das allein macht mich schon wieder wütend...auf mich und sie und überhaupt. In mir bohrt trotz gegenteiliger Beteuerung das Gefühl, Opfer von Verrat zu sein und ich fühle allein beim Gedanken daran schon wieder den Sprung in mir, fühle das Spannen der Muskeln, den Verrätern an die Kehle zu gehen, sie durchzuschütteln und zu schlagen….

Tatsache ist, dass ich mich verloren fühle – mehr als sonst. Das liest sich grässlich, aber beschreibt am ehesten die Leere, die ich neben dieser Wut in mir habe. Eigentlich ist mir nichts und niemand geblieben, dem ich so vertrauen könnte oder wollte oder bereit wäre es zu versuchen.

Immerhin war mir bei all dem Elend doch noch etwas gelungen. Ein Gedankenblitz, um mein Versprechen zum Markt zu kommen, retten und umsetzen zu können. Der Gedanke war mir grässlich, wegen dieses Versprechens und unter diesen Umständen dorthin gehen zu müssen, oder es sein zu lassen und somit mein Gesicht zu verlieren. Noch grässlicher war mir die Vorstellung, den Besuch dieser Veranstaltung alleine durchstehen zu müssen. Habe mir also eine Begleitung angeheuert. Ja, für Gold! Schande, ja, demütigend, ja, aber zweckmäßig und es hat immerhin geklappt! Wollte mir nicht die Blöße geben dort nicht zu erscheinen, nachdem ich wusste, dass Beide dort sein würden. Es ist auch alles gut gelungen und so habe ich den Markt gut überstanden. Hernach sind mein Begleiter und ich gemeinsam nach Adoran zurück. Ein bisschen hatten wir noch geredet, das ging, war in Ordnung. - Er ist offenbar ein scharfer Beobachter, so viel habe ich festgestellt. - Aber als er dann bohren wollte, seine Beobachtungen hinterfragen wollte, da konnte ich nicht mehr.... und ich wollt auch nicht. - Ich breite doch nicht einfach so mal eben mein Innerstes nach außen aus! - Aber so genau konnte ich da sowieso schon nicht mehr denken, es ging einfach nichts mehr, ich war fertig. Und dann ist er auch nicht mehr geblieben. Ich soll mir fürs nächste Mal für sowas wen andres als ihn suchen, hat er noch gemeint und ist gegangen. Tja, klar, Arbeit erledigt und weg. Ja, dankeschön selber!


Zuletzt bearbeitet von Luka Ehrenfeld am 05 Nov 2018 15:04, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2019 09:31    Titel:
Antworten mit Zitat

Er hat geheiratet, oh Jammer! Hat geheiratet und hat mich tatsächlich einfach sitzen lassen. Allerhand! Dabei hatte er mir doch so freundlich zugelächelt, da bin ich mir ganz sicher, sogar mehrere Male. Hach was für ein stattlicher, gutaussehender Mann. Im Adelsviertel, in den Diensten der Freifrau, war ich so nah an ihm dran….Mein Ador, mein Dori…. Es ist ja schon ein Jammer, dass Liebe und Politik irgendwie immer zwei Paar Schuhe sein müssen und ich weiß es ja, sie können auch nicht aus ihren Zwängen raus, die Edlen und Noblen. Aber wir wären doch wirklich ein schönes Paar gewesen, er und ich. Gefallen hätte mir das schon mit ihm, so mit hübschen Kleidern und einer Armee Bediensteter, nicht selbst bedienen, sondern umschwärmt und bedient werden. Und dann hätt‘ ich den Ari und die Heli und besonders die Evi hupfen lassen, alle nach meiner Pfeife… Als Königin wäre das sicher gegangen. Ha! Aber irgendwie wäre es mir vielleicht doch dann zu viel geworden, zu anstrengend immer das herum scheuchen oder zu langweilig, dieses ewige immer fein zurecht gemacht sein und all diese offiziellen Pflichten. Keine Tröpfelburgen mehr am Strand, kein herum schlawinern. Schön wär‘s gewesen….. Aber gut, wer nicht will…... Pah!

Statt hochherrschaftlich verheiratet zu sein, bin ich nun aber ganz anders beschäftigt und ausgerichtet. Tatsächlich bin ich gerade beseelt und erfüllt von einem gewissen Stolz, dass ich mich scheinbar in einer mir noch immer kaum glaubwürdig erscheinenden Situation befinde. Auch wenn mir der König durch die Lappen gegangen ist, so ist da ja doch einer, der es nicht nur beim Lächeln belässt, sondern sich tatsächlich redlich müht mich zu umgarnen, wie ich es mir eigentlich hübscher nicht vorstellen könnte. Ja er war sogar schon so eifrig damit, dass ich ihm glattweg seine vielen Geschenke an mich verbieten musste. Sie wurden normal und waren ja fast schon nichts mehr besonderes. Mir hat vor lauter Geschenken dann auch angefangen der Kopf weh zu tun und im Bauch oder gar sonst wo, wie im Herz womöglich, konnt‘ ich darüber gar nichts fühlen, so viel Schenkerei war das. Eigentlich ist das ziemlich dämlich und kompliziert von mir, dessen bin ich mir ja bewusst. Denn eigentlich – und ja, das sage ich mir immer wieder – bin ich doch genau da, wo ich immer sein wollte. Gemocht werden, jemandem den Schlaf rauben, umschwärmt werden, all das….Vorausgesetzt der Mann meint es wirklich, wirklich ernst, ist aufrichtig, ehrlich und von lauterer und inbrünstiger Hingabe zu mir erfüllt, so könnte ich mir ja eigentlich nichts besseres wünschen. Eigentlich. Ja. Allein, dieses Misstrauen nagt und frißt.

Bei seiner Zielstrebigkeit ist er doch durchaus zäh. Er hat das schon eine gute Weile hingekriegt, diese Aufwartungen, die Aufmerksamkeiten, die Beteuerungen und all das. Ja und dazu gehört ja auch die Zurückhaltung, die Achtung und seine Geduld, die er aufbringt, trotzdem ihm sicher ganz anders im Kopfe herum schwirrt. Ich meine, das macht ihm wirklich Mühe, da bin ich mir sicher, und ich anerkenne das, wirklich. Er nimmt diese Mühe auf sich und hält durch. Das ist schon irgendwie erstaunlich und bewundernswert geradezu.

Und nicht nur dass er respektvoll und geduldig und dabei irgendwie lieb ist, er hat sich auch überaus wacker in seiner Prüfung geschlagen. Die ist irgendwie fies von mir gewesen, das gebe ich ja auch zu, aber ich habe wirklich ganz bewusst gehandelt und bin entschlossen mich nicht dafür zu schämen! Denn ich musste unbedingt wissen, wie er sich benimmt, wenn er sich nicht mehr benehmen kann. Also habe ihn bei einer Einladung mit Wein und Rum und Schnaps und allem möglichen abgefüllt, bis zum Rand und darüber hinaus. Ich wollte wissen, was dann passiert. Natürlich war mir mulmig zumute. Dieses widerliche Gefühl einem stärkeren, womöglich unberechenbaren Menschen ausgeliefert zu sein, meine Angst und die Panik davor breiteten sich in den Tagen vor dem Treffen immer wieder in mir aus. Ich wusste, ich brauche aber einen kühlen Kopf und musste also meine Furcht vor Gewalt und Enttäuschung unter größten Anstrengungen immer wieder niederringen. Das war ein hässliches Hin und Her der Gefühle, sehr hässlich, bis es endlich so weit war und die Einladung stattfand.

Ich hatte mich nett zurecht gemacht, nicht hübschhübsch oder gar blendend aussehend, aber nett. Netthübsch genug, dass ich wusste, dass ich ihm gefallen würde. Mein Haar hatte ich mit der spitzen Haarnadel hochgesteckt und fixiert; ich hätte mich im Fall der Fälle - also im schlimmsten Fall der Fälle -, mit ihrer Hilfe zu wehren gewusst (auch wenn das jammerschade gewesen wäre). Überdies hatte ich einen Trank bereit gestellt, der ihn schlagartig eingeschläfert hätte. Ich war also doppelt vorbereitet. Ich hoffte natürlich inständig weder den Trank, noch die Nadel nutzen zu müssen, aber ich war auf die Möglichkeit gefasst und nachher nur um so froher, dass diese Vorsichtsmaßnahme überhaupt nicht vonnöten gewesen sind. Tatsächlich war ich soooo erleichtert darüber! Ich glaube, ich habe nie mit mehr Freude einen sturzbetrunkenen Mann gesehen und erlebt und war nur glücklich mich trotzdem sicher fühlen zu können. Was für ne Plaudertasche und was für ein gemütlicher Mensch er da war. Nicht einmal ein Anflug von Gewalt. Irgendwie schien es mir fast, dass er zwar nicht begriff, was wirklich hinter allem steckte, aber dass sein schwammiger Verstand ihn dennoch ahnen ließ, dass es mir wichtig war und er sich somit auch gern abfüllen ließ. Jedenfalls war sein Verhalten geradezu wohltuend – auch wenn ich natürlich einen wachen Geist weitaus mehr schätze, als so ein schwachsinniges Nebelhirn. Ich weiß nicht, ob ich ihm das je umfänglich gestehen werde, die Geschichte um all das, aber dieses Erlebnis hat mir doch sehr viel Sicherheit gegeben und mich etwas beruhigt.

Ich muss zugeben, der Mann macht mich langsam mürbe. Dabei frage ich mich, ob das an dem Übermaß seiner Freundlichkeiten und Zuwendungen oder seiner eigenen Art, ja seiner Person an sich liegt. Oder ob das alles eines ist? Es zieht mich schon zu ihm. Bisweilen überdenke ich all die Prickeligkeiten, das flaue Bauchgefühl und die köstliche Atemnot, wenn sich zwei Menschen näher kommen. Ich weiß ja davon, mich sehnt danach. Aber soll ich mir das wirklich antun, sehenden Auges in ein offenes Messer rennen? Oder dramatisiere ich und er hat wirklich recht mit seinen Ermunterungen? Wie selbstlos sind wohl seine Ratschläge? Was, wenn ich wirklich nachgebe und er hat, was er will?

Ich hatte in der letzten Zeit keine Kunden mehr zum massieren. Irgendwie hat es sich im Sand verlaufen. Mir fehlt es einem Menschen nah zu sein. Bei den Massagen ist das eine recht sichere Sache mit der Nähe…..sogar verbunden mit Freude über die Wohltat, die ich den Menschen bringe und ihre Dankbarkeit darüber. Überdies ist es stets eine gute Einnahmequelle…..

Er meinte irgendwie dieser Tage, eine Umarmung (also so eine zum Gruß oder Abschied) sei nichts so besonderes oder ungewöhnliches, da sei nichts dabei. Klar, er feilscht mit mir. Dann frage ich mich, wie viel Nähe ist ‚normal‘ und ab wann wird‘s kitzelig oder schwierig - für mich? Aber eigentlich sollte ich mich nicht zu schlimm anstellen, oder? Es war mir irgendwie eine große Hürde und Überwindung, aber ich habe mir einen Ruck gegeben und mir auch gesagt, so ein Gruß oder ein Abschied, das ist ja nichts so überaus besonderes. Ich meine, es hat wohl wirklich nicht diese riesige Bedeutung. Und es ist ja auch weit entfernt von dem möglichen Empfinden bei einer Massage, wenn ich tief in meine Hände eintauche. Aber trotzdem ist eine Umarmung ja auch Nähe, wenn auch nicht so wichtige, weil es nicht so nah ist. Ja also ich habe mich jedenfalls entschieden, dass ich mir einen umarmenden Gruß und Abschied erlauben kann. Und von nun an will ich aufmerksamer auf seine Augen achten. Auf seine Augen und weitere Zeichen im Gesicht und seinem sonstigen Auftreten. Es wird mir doch wohl gelingen Lüge und Unehrenhaftigkeit zu entlarven!
Hoffentlich
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 31 Dez 2019 16:59    Titel:
Antworten mit Zitat

Ich fasse es nicht, ich habe seit über einem Jahr dieses Tagebuch nicht mehr in die Hand genommen! Ich kann nicht behaupten, ich hätte nicht an dieses, mir doch eigentlich so teure Büchlein gedacht. Aber ich wollte es nicht in die Hand nehmen, denn ich wollte nichts hinein schreiben. Und das ist die Wahrheit. Tatsächlich scheint es mir so, wenn ich etwas schreibe, dann hat es mehr Gewicht und wird Wirklichkeit. Hingegen wenn ich etwas durchdenke oder es eben nicht schreibe, dann ist es nicht wirklich echt und bleibt vage. Vage ist gut. Da kann ich mich bewegen, kann atmen, kann ausweichen nach vorwärts, rückwärts, zur Seite und stehe nicht mit dem Rücken zur Wand. So behalte ich mir stets ein Türchen offen oder ein Eisen im Feuer. Großartig und sicher. Jetzt jedoch….. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, jetzt, da ich hier sitze und schreibe, bin ich mir bewusst, dass ich eh längst schon ohne Ausweichmöglichkeit bin und mich genau genommen sogar selbst in die Ecke gedrängt habe. Hmmmm…...

Es ist nun schon jahrelang so, dass ich mich von Träumen nähre und mich Dank meiner gewissen Zurückhaltung recht gut vor weiterem Übel bewahre. Diese Art mein Leben zu gestalten ist mir eigentlich sehr gut gelungen bisher. Ich habe den Dreh inzwischen ziemlich gut raus. Kaum jemand weiß über mich Bescheid. Hier und da ist es zu einer kleinen Offenbarung meinerseits, einer mir besonders vertrauten Person gekommen, aber niemand kennt das gesamte Bild und die ineinander verwobenen Muster meines Lebens. Nur vereinzelt empfand ich diese Verschwiegenheit als Last und nicht als Vorteil und es drängte mich nur wenige Male in ganz, ganz dunklen Momenten dazu, mich jemandem zu offenbaren. Meistens jedoch bin ich zufrieden damit, so wie es ist. Keine Offenbarungen, keine Rechtfertigungen, kein sich abstimmen mit jemandem, nur einfach mir selbst gefallen und mir selbst gegenüber verantwortlich sein. Wunderbar.

Seit über einem Jahr beschäftigt mich nun aber ein Unruhegeist, der mir mit erstaunlicher Zähigkeit und Penetranz meine, ja, doch mühsam erworbene und sehr behütete Ruhe stört. Er ist der Grund, warum ich nicht schreiben wollte. Ein gutaussehender Mann ist er, fürwahr, das muss man ihm lassen. Große Klappe hat er, er redet wie ein Wasserfall, kann es, tut es. So forsch und gewandt er ist, bisweilen gar mutig wie ein Löwe auf der einen Seite, erfüllt ihn auf der anderen Verzagtheit, Achtung, Behutsamkeit und Vorsicht. Eigentlich ist er nicht der wilde Löwe in dem Sinne der schwer gerüsteten Kämpfer, Drachentöter, Weltenretter – zumindest nicht dass ich das so wüsste. Es ist eher so, dass er mutig-löwengleich und beharrlich für seinen Wunsch, für die Erfüllung seines Traumes kämpft und dafür sogar bereit ist sich selbst zu überdenken und auf so allerlei zu verzichten, was er stets so bedenkenlos genossen hat.

Was noch gehört zu seiner Beschreibung? Er zieht sich teilweise grottig schlecht an. Ich meine, ich muss bei seiner Farbwahl mitunter heftig nach Luft schnappen. Doch ist er dabei gleichzeitig eitel wie ein Pfau und plustert seine Federn auf. Er scheint mir ein Mann voller Gegensätze zu sein, ein Träumer, Romantiker mit einem Haufen wilder, irrer Ideen und fast kindlicher Freude, zerrissen zwischen seinen Fantasien und wirklichen Umständen.

Er irritiert mich, dieser Mann. Es gemahnt mich Abstand zu ihm zu halten und doch fühle ich mich gleichzeitig von seinen Aufmerksamkeiten geschmeichelt und von seiner beharrlichen Art entkräftet angezogen. Ach, dabei war das doch alles gar nicht so gedacht! Er wäre der großartigste Kumpel geworden, den ich mir hätte vorstellen können, mit Pferde stehlen und allem drum und dran. Stattdessen hält er an seiner Idee fest mich nett, hübsch, klug und anziehend zu finden. Ihr Götter, was habe ich davon geträumt auf genau diese Art für einen Mann zu seinem Traum zu werden. Doch solche Träume sind ja eigentlich immer sehr weit weg, schwammig und unerreichbar. Wie hübsch, unerreichbar zu sein! Und es war doch auch immer so tröstlich unbeschadet und sicher selbst auch einfach träumen zu können, nicht wahr? Es war so sicher. Aber jetzt?! Die entspannte Freundschaft ist futsch, alles vage dahin. Es wird wohl nie wieder möglich sein es so sein zu lassen, wie es war.

Wenn ich zurück denke, ich war …. oder besser gesagt meine Unabhängigkeit war spätestens ab da verloren, als wir uns persönlich mit ‚Du‘ ansprachen. Da hatte sich der notwendige Abstand endgültig aufgelöst. Ich hatte es gewusst, tief drunten im Gedärm hatte ich es gewusst, dass es dann so sein würde und genau so war es gekommen. Es war einfach nicht möglich gewesen diesen glückseligen freundschaftlichen Zustand des Ungreifbaren noch länger hinaus zu zögern.

Eigentlich ist es ja wirklich nur lächerlich und dämlich, dass ich auf diesen Abstand zu dem Mann beharre, weil ich ihn doch gleichzeitig herbei sehne. Ich bin wohl so dumm wie ein junge Gans, noch nicht trocken hinter den Ohren. Peinlich! Ich gehe doch schon auf ihn zu… Na ja..‘schon‘.

Wir haben uns nun bereits einige Tage, weit mehr als eine Woche nicht mehr gesehen. Es müssten wohl schon an die zwei Wochenläufe sein, oder? Das macht mich dann unruhig. Doch ja, ich bin unruhig. Eigentlich will ich den alten Abstand inzwischen ihm und mir wirklich auch selbst gar nicht mehr. Dieses Bestreben scheint mir selbst fast eher zur Gewohnheit geworden zu sein. Was für eine irre Idee, so völlig unsinnig, der ich aber offenbar nicht vermag Herr zu werden. Das irritiert mich auch.

Auf dem ganzen Boden um mich herum sind Skizzen verteilt. Eine Unmenge Zeichnungen von erstaunlicher Güte und Präzision. Sie zeigen mich und ihn. Er hat sie gefertigt. Sie lagen ohne Kommentar im Postkasten. Ein begleitender Umschlag war zwar dabei, aber nur mit weißem Papier gefüllt. Er hat wohl die falschen Briefbögen eingepackt…… Oder, er fand nun nichts mehr mir zu sagen und die weißen Blätter sind somit um so beredeter. Er hat mir schlicht die Zeichnungen als vielleicht letzten Gruß und Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse zugesteckt? Die Bilder sind so detailgenau, jedes Häärchen, jeden Schimmer der Haut hat er eingefangen. Als hätte er wirklich die Zeit angehalten und den Moment mit seinem Stift gebannt und zu Papier gebracht. Er hatte ja schon gesagt, dass er hin und wieder zeichnen würde, aber ich hielt es eher wieder für eine dieser großzügigen Lobhudeleien über sich selbst. Ich hatte zuvor auch schon die ein oder andere Skizze von ihm gesehen, aber das waren noch ganz andere Bilder als diese jetzt hier, die von einer schier atemberaubenden Beobachtungsgabe und künstlerischer Wiedergabe zeugen.

Ich habe lange die Bilder betrachtet, so lange, bis ich bemerkt habe, dass ich sie inzwischen geradezu anstarre. Die Gedanken schweiften dabei, ich weiß nicht wie lange, um die erlebten Situationen bis hin zum Hier und Jetzt herum. Die Vorstellung wie es wäre, wenn diese Momentzeichnungen wirklich ein stummer Abschiedsgruß wären…

Genug geschrieben! Wenn dem wirklich so ist, werde ich freundlich sein, ich werde lächeln, wie ich es immer tue. Ich werde ihn nicht aufhalten, wie ich niemanden je aufhalten würde, selbst wenn ich daran ersticke...
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 08 Jun 2020 14:18    Titel:
Antworten mit Zitat

Es ist Frühling geworden. Ich bin immer wieder im Garten und schaue nach den wachsenden Pflänzchen. Manche habe ich dieses Jahr frisch eingepflanzt, andere sind Nachkömmlinge vom letzten Jahr, die nun immer weiter ihre bunten Blütenköpfchen öffnen. Ich finde das sehr beglückend das so beobachten und erleben zu können. Ich bin nun gespannt, ob mein wildes Kraut den Winter überlebt hat und sich irgendwann wieder zeigt. Es war mir wirklich eine diebische Freude, wie das Zeug im Garten angegangen ist. Noch immer kann ich innerlich darüber lachen und werde weiterhin meinen Spaß dran haben, wenn es wieder gelingt.

Von dieser Vergnügung aber abgesehen gibt es nicht so erfreuliches zu berichten. Eigentlich im Gegenteil. Dunkle Monate liegen hinter uns. Dunkel im wahrsten Sinne des Wortes. Es trug sich zu, dass ich gerade beim Ausritt war, das Tor im Westen der Stadt zu Pferde passierte, da fand just hier vor den Toren Adorans ein Ereignis statt, das mich seither in Bann hält. Noch heute, Monde später, erschauere ich bei der Erinnerung daran und ich sehe immer wieder die selben Bilder die ich sah, als ich auf die königlichen Brüder starrte, wie sie sich zum Kampf bereit gegenüber standen. Ich höre noch die kräftige, schneidende Stimme von König Ador, wie er seinen Getreuen jegliches Eingreifen untersagt, wie mir auch noch immer das schrille, irre Geschrei seines Bruders in den Ohren schallt. Dieser Konflikt war für mich körperlich spürbar, das atmen fiel mir schwerer, ich war wie gebannt von dem Anblick. Dieser Kampf war von riesiger Tragweite, das war mir sofort klar. Ich starrte auf das Volk, das sich versammelt hatte. Noch heute brennt das Bild in meiner Erinnerung: Adoraner und lichtes Volk jeglichen Standes, wie aber auch Menschen aus dem Westen, Cabezianer Pack, Letharen…. Mit der Heftigkeit eines unerwarteten Hiebes in die Magengrube begriff ich: Vergangenheit und Gegenwart hatten sich hier zu einem schaurigen Bild zusammengefunden und sich direkt vor mir, und wie nur für mich gemacht, aufgebaut. Es war ein gruseliges Bühnenbild und ich war die Besucherin des Theaters. Unmöglich zu benennen, was schrecklicher für mich war, der Kampf der Könige und Götter oder die Ansammlung der bei der kleinsten falschen Bewegung des Gegners sofort zum Kampf bereiten Getreuen aus West und Ost. Ein jeder belauerte konzentriert und voll Argwohn den anderen und ich konnte bei dem Anblick vor Schreck kaum atmen. Ich ersoff förmlich in einer Welle von Erinnerungen aus Sorgen, Nöten, Erkenntnissen, zaghaftem Mut, Fehlschlägen, Stolz, Demütigungen und verbissener Schauspielerei, während mir die Augen bei dem Anblick brannten. All das prallte in mir bei diesem Bild mit einer solchen Wucht aufeinander, dass es mich fast aus dem Sattel gerissen hatte. Jeden einzelnen Tag flammt seither diese Erinnerung vor meinem geistigen Auge auf und ich durchlebe immer und immer wieder dieses abscheulich, schreckliche Gefühl, für das ich keine passenden Worte habe es zu beschreiben. Ich weiß es ist Unsinn, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses Schauspiel wie von böser Geisterhand nur für mich gemacht worden ist. Um mich zu bestrafen, zu erinnern, zu demütigen? Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht. Dabei bin ich mir doch sicher, dass das alles nur Einbildung von mir ist. Denn das eigentliche Drama war der Kampf zwischen den Führern aus West und Ost, der sogar in einen Kampf der Götter mündete. Ich habe noch nie eine Gottheit gesehen. Ich habe Präsenzen gespürt, ja. Aber gesehen? Nein. Obschon es nicht die natürlichen Gestalten der Götter waren, die am Himmel miteinander rangen, so stand außer Zweifel, dass es die himmlischen Götter waren, die für ihre irdischen Herrscher kämpften. Ja, und auch bei dieser Erinnerung an diese Mächte kribbelt es mir selbst heute noch im Leib und rauscht in meinen Ohren!

Nur schwer und zäh löse ich mich von diesen Erlebnissen und meine bisweilen, dass ich damit kaum Fortschritte mache. Manches Mal gelingt es mir besser alles zur Seite zu schieben und dann tue ich das auch und bin froh darüber, wenn es gelingt. Wenigstens ist diese ewige Dunkelheit inzwischen vergangen, die uns allen so schwer auf die Seele drückte. Und da die Tage nun normal wirken, der Frühling da ist und das gewohnte Leben irgendwie wieder seinen Gang genommen hat, kommt es mir bisweilen so vor, als ob dieses Erlebnis um den Königskampf eher ein böser Traum war, den ich nicht abzuschütteln vermag und der nur in meiner Erinnerung existiert. Ich weiß, dass dem nicht so ist - man kümmert sich um all das -, aber ich selbst bekomme nichts mit von der Gefahr und sehe nur den ewigen Riss, der sich nach wie vor quer über das Firmament zieht.

Ich habe seit diesen Geschehnissen nur von meinen Ersparnissen gelebt und war im letzten Monat bis auf 30 Goldstücke runter gebrannt. Meine Monatsmiete habe ich mit dem glücklichen Verkauf einiger Wertgegenstände retten können, aber jetzt muss ich wieder ran und zu Gold kommen! Ich muss nach guten und passenden Wegen sinnen für mich zu werben.

Nun will ich meine heutige Niederschrift zu den Geschehnissen der letzten Monate aber doch mit einem schönen Bericht abschließen. Ich war gestern bei einem Bauernhof hier im Viertel und habe bei der Geburt eines Fohlens zugeschaut. Das war ein echtes Erlebnis:! Ich bin glücklich, dass ich gerade zur rechten Zeit dabei war….und jetzt darf ich dem Füllen sogar einen Namen geben. Das macht mich so froh und ich bin sehr gerührt. Ich will das als gutes Omen nehmen!
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 19 Sep 2020 22:58    Titel:
Antworten mit Zitat

Ich habe mich auf Gerimor immer und in jeglicher Hinsicht bedeckt und weitestgehend aus allem herausgehalten, bin einfach meine eigenen Wege gegangen. Abstand gewährt Sicherheit, so einfach ist das. Menschen sind schwer berechenbar, deren Ansammlungen noch schwerer und bisweilen gar gefährlich. Also meide ich sie - zumeist. Ich habe mich immer an dieses Wissen gehalten und bin damit gut und sicher zurecht gekommen. Aber ich habe noch immer dieses beschriebene ursprüngliche Bild vor den Toren Adorans vor Augen, wo sich alles, wirklich alles Volk aus West und Ost vor mir aufgebaut hat. Diese Ansammlung war so gefährlich wie eindrücklich und dieses Bild hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich kann mich dem allen nicht mehr verschließen und es zur Seite schieben und meine Geschicke und meinen Schutz anderen überlassen. Ich weiß, es ist irgendwie unsinnig. Ich nenne mich selbst irre, so zu denken, aber es ist mir unter diesen Umständen nicht möglich meinen bewährten Abstand jetzt noch beizubehalten. Denn ich nehme diese geradezu unwirklich erscheinenden Geschehnisse sehr persönlich.

Der Sommer ist inzwischen schon fast vorüber gezogen und ich sitze nun hier daheim voll gerüstet an meinem Tisch, um diese Eintragungen vorzunehmen. Vielleicht beruhigt es mich ja, meine Gedanken zu den neuerlichen Geschehnisse niederzuschreiben.

Es ist nicht nur der gesehene Kampf vor Adoran und in himmlicher Höhe, der mich so beschäftigt. Es ist nicht nur der Riss über uns, der uns an einem jeden Tag, da die Sonne morgens auf und abends wieder untergeht gewahr werden lässt, dass sich die Kräfte ungesund bewegen und verschoben haben…. Die Lage hat sich weiter verschlimmert. Berchgard ist gefallen und von kristallartigen Ungeheuern eingenommen worden, angeführt von einem düsteren Wesen aus Rauch und Schrecken, das nach irgend einer Art Rache dürstet. Es will etwas und niemand scheint zu wissen, worum es ihm dabei geht. Dieses Rätsel hält alle in Atem und nachdem die Ratlosigkeit alle zu lähmen scheint und bisher keine Lösung gefunden wurde, ist auch keine Entspannung oder Änderung der Situation zu erwarten. Die Wesen sind laut Berichten wie ein Sturm aus der Erde hervor gebrochen und bewachen und belagern Berchgard komplett. Sie patrouillieren auch jenseits des Stadtmauer, sowohl auf westlicher, als auch auf östlicher Seite. Gegenwehr war kaum möglich, weil das Unfassbare so plötzlich über den Ort herein gebrochen ist. Es gab Tote, es gab Verletzte, wie man so hört. Adoraner und noch mehr lichtenthaler Helden zogen in den Kampf gegen die Ungeheuer, aber ohne Erfolg. So wachen diese Söldner der Finsternis eifersüchtig über die Stadt und wehren alles und jeden ab, der sich ihnen nähert.

Jeden Tag reite ich seither dorthin und halte nach Veränderungen Ausschau. Ich reite Grenzlinien ab, spreche mit Leuten, informiere mich über Geschehnisse auch sonst im Land, bis hin zum Westen. Mich dünkt, der Feind ist von Berchgard inzwischen weiter gen Süden gezogen, hat seinen Umkreis vergrößert. Das hieße, sie ziehen näher gen Adoran. Langsam, ganz langsam…. Gleichwohl ganz sicher bin ich mir nicht. Doch was ist, wenn es so wäre? Und was wäre, wenn sie auch über Adoran und noch andere Ortschaften herfallen, weil man ihnen nicht gibt, was sie verlangen?
Ich fühle mich entsetzlich unwohl, wie eine Maus, die von einer hungrigen Katze umschlichen wird, wissend, dass sie alsbald deren sichere Beute ist. Tatsächlich fühle ich mich hier in Adoran nicht sonderlich sicher. Außen um die Stadt herum sind zwar die Mauern, Soldaten patrouillieren in der Stadt und bewachen die Tore. Aber im Grunde sind die Adoraner und die Berchgarder Flüchtlinge hier eingepfercht. Das Kriegsrecht ist nicht ausgerufen, denn die Führung fürchtet bei den vielen Menschen hier in der Stadt blutige Unruhen, wenn das Volk in der Stadt normal bewaffnet wäre. Also dürfen wir uns nicht mit Waffen umgürten. Mir graut es bei der Vorstellung eines feindlichen Überfalls, diesem schutzlos ausgeliefert zu sein. Und selbst wenn Waffen gegen diesen Feind der Erfahrung nach im Grunde nutzlos sind, so fühle selbst ich mich so ganz ohne sie in dieser Situation höchst unsichere. Da ich mich nicht richtig bewaffnen darf, trage ich meinen Waffengurt samt Waffe in der Hand. Das ist im Fall der Fälle vielleicht nicht ideal, aber immerhin doch hilfreicher, als das Zeug in der Tasche verpackt zu haben und erst im Fall der Fälle umständlich auspacken zu müssen oder es gar daheim zu lassen.

Jetzt, da ich sogar hier daheim mein Rüstzeug mit Gurt und Waffe trage, bereue ich es, dass das Lederzeug noch so ungelenk ist. Zu wenig getragen. Es ist mir viel zu steif, als dass ich es wie eine wohltuende zweite Haut bezeichnen könnte. Zumal es nicht das Wetter ist, um sich in eine solche zweite Haut zwängen zu wollen - der Spätsommer ist noch sehr warm. Aber Wollen oder Nichtwollen ist zur Zeit nun wirklich unwichtig. Im Moment geht es einzig um Sinnhaftigkeit und Zweck.

Meine Nachforschungen haben ergeben, dass auch der Westen von den düsteren Angriffen nicht verschont geblieben ist, wenngleich es sie dort bisher offenbar nicht so arg getroffen hat wie hier unser Bergmannsdorf. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Erkenntnisse den hiesigen Verantwortlichen neue Informationen liefern würden und lasse daher Berichte sein. Aber immerhin weiß auf diese Weise ich besser Bescheid, weiß Dinge, die ich sonst nicht erfahren würde. Eigentlich hält man sich von Seiten der Führung recht bedeckt. Man hofft wohl auf diese Weise die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Ich zweifle nicht, dass man nach Lösungen sucht. Aber ich zweifle, dass weiteres Beobachtungen des Feindes zu mehr und neuen entscheidenden Erkenntnissen führen werden.

Nach dem Angriff auf Berchgard waren für eine Weile die Tore der Stadt verschlossen. Nun ist das Haupttor im Westen zwar wieder geöffnet. Wenn die Biester nun aber, ähnlich wie aus Berchgard berichtet, auch hier in Adoran einfach aus dem Boden schießen, zweifle ich, dass die Flucht aller aus der Stadt gelingen könnte, selbst mit offenem Tor. Mir graut vor weiteren Gedankenspielen….. Ich muss gestehen, Bajard oder eine Hütte irgendwo im Nirgendwo empfinde ich im Moment gerade als einen ziemlich verlockenden Wohnort!

* Das Schriftbild ist ein anderes. Offenbar ist der Text nicht an einem Stück verfasst worden.
Das Schriftbild ist krakeliger und ungenauer als zuvor *


Es ist so kooooooooootzig elend der ganze Mist und ich bin so stinkesauer! Als ob nicht alles schlimm genug wäre mit Berchgard, dem Riss und all dem…

Ich, nicht Weib genug?! Elende Karten...irgendwie unheimlich. Ach, Verrat in meinem Leben? ….das ist ja was völlig unbekanntes! Ich werde übersehen, nicht erkannt...nicht ernst genommen als weibliches Wesen? Was für eine vollkommen neue Erkenntnis…… Die Götter spielen mit mir….es droht mir Gefahr…?! Ach….. Ha!

Ja in der Tat, den ganzen Sommer lang trage ich nun Hosen vor lauter Sorge, wegen diesem Riss jeden Augenblick fliehen zu müssen. Flucht geht ja nun in Hosen auch besser als mit Kleid oder Rock. Und inzwischen trage ich sogar diese miststeifen Lederhosen, Brust- und Ärmelkram, notdürftig mit normalem Hemd verhüllt. Also nix Schleifchen, Rüschen, Blümchenstoffen, Spitzenbordüren, Seidenbändchen und tralala.
ZUM HENKER ICH KANN NIX DAFÜR! Ich seh nun mal so aus wie ich aussehe und ohne diesen Glitzerfummelkram tauge ich für die halt nix …... Schnödes Pack!

Überdies…..scheinbar spreche ich, welche Sprache auch immer, aber in jedem Fall keine verständliche…..?! Aber eigentlich will man mich wohl nicht verstehen……... und erwartet von mir offenbar eh nur schlimmste Dämlichkeiten.
Grässlich entsetzliches Weib, das ich bin…. Ich soll kriechen….ICH MICH entschuldigen...? Lächerlich, niemals!

Ich hasse das, meine Hand zu reichen und den ‚Handschlag‘ verweigert zu bekommen….Selbst schuld. Als ob ich nicht wüsste, was West und Ost bedeutet und wie sich gerade der Westen in einen einnistet und zäh klebt und entschlossen in einem festhält. Ist das zu viel Wahrheit? Ja, es ist wahr und nein, ich bediene keine Eitelkeiten, verleumde und krieche auch nicht, weil es gefordert wird. Ach, und ich schlachte auch keine Frauen mit meiner Waffe ab, nur weil ich den Waffengurt gerade in der Hand halte und es tatsächlich tun könnte. Was für eine groteske Idee! Soll der doch von mir denken was er will….sollen sie doch alle denken, was sie wollen, allesamt, ich pfeif drauf! Die wissen eh alles ganz genau und besser, nicht wahr! Dann bin ich eben die kleine Wanze auf Schuhsohlengröße oder für wen andres das 'treudoofe Weib', das beglückt und entzückt von der Rückkehr des Helden, Herrn und Meisters willig dahin schmilzt......... Ich kann‘s nicht ändern, wenn die sowas denken.

Naaaa, gibt‘s noch mehr Nettigkeiten und Überraschungen von irgendwo her für mich? Hier bin ich, kübelt mir ruhig weiter über....nur zu! Da ist gerade noch ein sauberes Eckchen von mir zum Zeug drüber kippen übrig geblieben. Auf eilt euch, auf dass ich gänzlich in eurem Schlamm versaufe. Oder will lieber jemand von mir Vergebung, Nachsicht, Verständnis und Entgegenkommen haben? Träumt weiter!
Mann, ich hab die Nase so was von gestrichen voll, ich könnte alles und jeden anzünden, verprügeln und in die Ecke stellen.

Mist, das aufschreiben hat auch nicht geholfen! Grrrrrrrr
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 14 Nov 2020 18:43    Titel:
Antworten mit Zitat

Erschrocken muss ich feststellen, dass ich mich verloren habe.

Ich kann es nicht anders beschreiben, aber es hat sich in den Wirren dieser Zeit offenbar zugetragen, dass mir so ziemlich jegliches Gleichgewicht im Leben abhanden gekommen ist, das ich als notwendig erachte. All meine kluge Zurückhaltung und zumeist sehr genau überlegte Positionierung im öffentlichen Auftritt sind wohl mehr oder minder zerstört. Dieser Riss am Himmel mit all seinen damit zusammenhängenden Erscheinungen und Gefahren hat mich aus der Reserve gelockt und ich habe diesen Schrecken zu nah an mich heran kommen lassen. So fing ich an zu fragen, wo ich mich nur mit zuhören hätte begnügen sollen und fing an zu noch tiefer zu hinterfragen, wo ich mich besser einfach mit den bereits erhaltenen Antworten hätte zufriedengeben sollen. Aber ich konnte nicht anders. Nein, ich kann nicht mehr brav sein, leider, denn es wachsen, formen und bauschen sich Fragen und Zweifel in mir auf, die sich mit aller Gewalt bahnbrechen und die ich einfach fast nicht mehr lenken und kontrollieren kann. Warum ist dieses so und jenes anders?

Warum ist es nicht so, wie ich es als Betroffene des normalen Volkes sehe, dass es notwendig ist? Sind die da oben überhaupt fähig zu begreifen, was mich in meinem Lebensraum umtreibt? Meine Zweifel sind so weit nun fortgeschritten, dass mir der Boden unter den Füßen dünn geworden ist und ich mich unwohl und unsicher fühle, hier in der großen, starken Stadt. Die Mauern dünken mich weniger Schutz als Gefängnis. Es ist wie vor Jahren, als ich die Enge hier so viele Wochen lang aushalten musste und mich mehr wie ein Tier im Käfig fühlte, das mit sehnsüchtigem Blick gen Freiheit rastlos an den Gitterstäben seines Gefängnisses hin und her streift, als ich selbst.

Mir ist klar, dass das gemeine Volk nie all das wissen kann und auch nicht soll, was an verantwortlicher Stelle an Wissen gesammelt wird. Dennoch vermag ich die Gläubigkeit und das Vertrauen eines braven Bürgers in das richtige Tun der Obrigkeit nicht in meiner Brust zu fühlen. Es jammert mich, denn ich spüre, wie ich wieder rückwärts gehe. Nicht nur gedanklich, sondern auch wegen der Wege, die ich tatsächlich laufe und der Kontakte, die ich pflege und zu denen ich auch bewusst stehe. Ich höre dazu von Leuten Bemerkungen, die dies Tun von mir beobachten und skeptisch anmahnen. Allein, ich kann nichts schlechtes darin entdecken, sondern im Gegenteil in meiner Aufmerksamkeit und meinen wachen Beobachtungen nichts anrüchiges sehen. Tatsächlich erkenne ich eher den Argwohn von anderer Seite mir gegenüber als beschämend und verletzend und bar des mir zustehenden Vertrauens. War ich nicht treu, brav und gehorsam die ganze Zeit, die ganzen Jahre? War ich nicht ein nützliches Glied in der Kette der guten Bürger, die das Reich aufbauen, stärken und stützen? Habe ich nicht meinen Teil getan? Nein, sicher, ich war nie an vorderster Front, Waffen schwingend und in glänzender Wehr. Und doch war ich stets in Beständigkeit da und wähne mich als nützlichen Teil des Ganzen.

Meinen Zank, den ich jüngst mit dem einen Streithahn aus dem Hafenviertel hatte, ist friedlich beigelegt worden. Immerhin, ich lag nicht falsch mit meiner Einschätzung und habe die Angelegenheit im rechten Licht gesehen, wie er mir zugestand. Ich fand es dann aber wirklich beeindruckend, dass dieser gestandene Kerl fähig ist einen Fehler zuzugeben und um Entschuldigung zu bitten. So ein Gebaren kann ich nur als löblich anerkennen und rechne ihm diese Demut hoch an. Wahrlich, ich zolle ihm Respekt dafür!

Und sonst….? Was ich gewagt hatte mir nach langem Ringen zuzugestehen, die Wärme im Bauch und ein Flattern im Herzen für eben jenen, der so lange um mich geworben hat, will sich nach seiner Rückkehr nach so langer Zeit der Abwesenheit nicht mehr fühlen lassen. Ich weiß nicht, was daraus noch werden soll. Ich fühle mich kraftlos und trage die Erinnerung an meinen damaligen Mut nur als schwaches Echo in mir. Seltsam.......

Ich will versuchen mein umgestülptes Leben wieder so umzukehren, zu glätten und zu mir zurück zu finden.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Tagebuch der Luka Ehrenfeld
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3, 4, 5
Seite 5 von 5

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de