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Maheen - die Zweige geben von der Wurzel kund
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Maheen - die Zweige geben von der Wurzel kund
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 09 Jun 2017 13:50    Titel: Maheen - die Zweige geben von der Wurzel kund
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Der Odem der Mara war ihnen gewogen und die Segel hatten sich auf der mehrtägigen Seereise prall gefüllt und ihnen eine rasche Fahrt beschwert - auch von Freibeutern aus Cabeza oder anderen Ecken waren sie verschont geblieben. Der Handelsschoner der von der menekanischen Enklave Baed'Madina an der Küste des südlichen Kontinents aufgebrochen war, steuerte zielstrebig den Hafen der goldenen Stadt an.
Maheen stand an der Reling während der Wind durch ihre weite, traditionelle Kleidung strich, als wolle er sie nach so langer Zeit wieder in der Heimat begrüßen.
Sie löste sich von der Reling, als der Schoner vor dem Hafen ankerte und verabschiedete sich von Raffah, dem Bruder ihres verstorbenen Mannes, ehe sie mit einigen Händlern eines der ersten Beiboote betrat, um überzusetzen.
***
Schweigend und in sich ruhend stand die Menekanerin vor dem Sandsteingebäude, dass einst von ihren Eltern bewohnt worden war.
Deren Tod und Übergang in die Arme der gütigen Mara war nun schon einige Jahresläufe her...
Ihr Blick fiel auf den kleinen Hinterhof und Erinnerungen aus ihrer Kindheit stiegen vor ihrem geistigen Auge auf, als wäre es gerade erst gestern geschehen:



"Neda, Fadrim hör auf!", erschallte eine junge Kinderstimme durch den kleinen, aber gepflegten Familiengarten der Familie von Maheen Ayat Azeezah, die gerade auf der Flucht vor ihrem wenige Jahre jüngeren Bruder Amir durch den Garten wetzte. Er war in ihren Augen ein nervtötender kleiner Quälgeist, zumindestens dachte sie dies in jenem Moment, als sie ihre flinken Beine von der kleinen Palmengruppe wegtrugen, in dessem Schatten sie mit ihm gesessen und gespielt hatte, bevor der Streit ausbrach. Amir hatte davon geschwärmt, wie stolz die Soldaten in ihrer Rüstung bei der gestrigen zeremoniellen Patrouille des Einzugs des Emirs in den Palast aussahen, besonders die erhabenen Hadcharims, die den Hauch der Wüste und der Eluive in sich tragen. Immer wieder hatte ihr Fadrim begeistert und schwärmerisch davon gesprochen und hatte mit einem Palmenzweig imaginäre alatarische Suktir und Letharen erschlagen. Ihr Haustavini Benan musste in unterschiedliche Rollen schlüpfen und stets den unterliegenden Feind mimen, bis ihre Mutter ihn zu seinen alltäglichen Pflichten abkommandierte. Murrend hatte sich Amir zu seiner Schwester gesetzt und sie hatten im Schatten der Palme eine Weile mit einigen Quarzmurmeln gespielt, ehe Amir ungetrübt begeistert von seiner glorreichen Zukunft als Held Menek'Urs fantasierte. "Du bist doch viel zu klein und zu schmächtig! Der erste nächtliche Wüstenhauch würde dich doch umwehen, wie ein kränkliches Lama", hatte die kleine Maheen spitzfindig und provozierend in den Raum geworfen, was ihr Bruder mit einem Ziehen an ihren Haaren quttierte, als ihm selbst keine schlagfertige Antwort einfiel. Kreischend war sie weggerannt und nun auf der Flucht - Sie erreichte den Wassertrog, der im Schatten der Rückwand des Sandtseingebäudes ihrer Familie stand und verschanzte sich. Keuchend und mit rotem Gesicht erreichte Admir sie und sie lieferten sich eine Weile beharrlich ein Katz- und Mausspiel darin um den Trog zu rennen, ehe Amir enttäuscht ausholte und sie mit dem Wasser vollsprizte. Erneut kreischte Maheen auf und diesmal gelangen die Laute des geschwisterlichen Streites auf elterliche Ohren. "Amir, Maheen, was soll der ungeziemende Lärm? - Benehmt euch, meine Kinder.", unterbrach der Ruf ihres herannahenden Vaters das Treiben der Beiden und aus dem Mund der kleinen Maheen platzte sofort heraus: "Radeh, Radeh, er hat das Jhawl vergossen und mich nass gespritzt!". Voller Genugtuung blitzten die dunkelgrauen Augen, als sie ihren Bruder erbleichen sah, denn das Wasser war kostbar und es war sträflich von ihrem Vater untersagt worden am Wassertrog herum zu planschen und es zu vergeuden. Doch diesmal überraschte Amir seine Schwester: "Neda, dass ist nicht wahr. Du hattest Sand im Gesicht und ich wollte es Dir abwaschen, Fidah.", und setzte dann, als er merkte, dass dies eine gute Begründung nach: "Mara sagt Dir immer du sollst nicht herumtoben und verschmutzt ins Haus kommen." Erbost plusterte Maheen ob der dreisten Lüge die Backen auf, doch ihr Vater hob nur stumm und einhaltgebietend die Hand und sofort verstummten seine beiden Kinder. "Wir verschwenden kein Wasser, aber wir lügen auch nicht Anaan Amir und wir fallen unserer Famillie auch nicht in den Rücken Abla Maheen - merkt euch das für die Zukunft. Und nun geht ins Haus und helft eurer Mutter, für heute wird nicht mehr gespielt".
...




Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 24 Sep 2020 14:47, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2017 20:41    Titel:
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Es war ihr etwas unwirklich und wie ein Rausch erschienen. Angefangen hatte es mit den Besuchen entfernter Verwandschaft vom südlichen Festland, die mit ihrem Vater Handel trieben. Irgendwann wurde ihr dann in Gespräch eröffnet, dass sie den Sohn des väterlichen Handelspartners heiraten sollte, den sie noch nie gesehen hatte. Maheen war nicht begeistert, hatte aber den Sinn und Zweck hinter diesem Bund verstanden, der ihrer Familie Nutzen würde. Die Vorbereitungen für die Ehe und die Hochzeit wurden von den beiden Familienvätern ausgehandelt und erst am Tag ihrer Hochzeit hatte die siebzehnjährige Maheen ihren zukünftigen Mann kennengelernt. Er war etwas über 30, aber ein recht stattlicher, athletischer Mann, der reinlich und gut gekleidet war. Trotzdem wirkte es alles befremdlich und angsteinflössend auf sie.
Die traditionelle Waschung und der rote Abend, der schaukelnde Ritt auf dem hennaverzierten Lama, der barfüßige Weg vor die Stufen des Tempel an der Seite des für sie Fremden und umringt von der Hochzeitsgesellschaft...alles war wie ein farbenfroher und doch bedrückender Rausch an ihr vorbeigezogen, doch sie bemühte sich eine gute Tochter zu sein und Haltung zu zeigen. "Hudad, meine kleine Maheen, lächle und erfreue das Herz deines Vaters", hatte er ihr kurz vor dem Auszug zum Tempel gesagt und sie hatte gelächelt, um ihn nicht zu enttäuschen. Sie war nicht mehr das vorlaute Kind, dass sie einst war, sondern eine folgsame Tochter...


Der Aufstieg zu Fuße zum Tempel der Mara war zu einem allmorgendlichen Ritual geworden. Bevor die Kühle der Nacht der drückenden Hitze des Tages weichen musste, stand Maheen auf, um sich zu waschen und zu kleiden, ehe sie sich dem Strom der Menekaner anschloss, die sich zum Morgengebet aufmachten.
Die Palmen wogen sacht in der ersten wärmeren Brise des anbrechenden Tages, als die goldene Stadt begann sich zu regen, um einem strebsamen und fleißigem Tag entgegen zu sehen.
In Baed'Madina war sie stets in Begleitung ihres Mannes, ihrer Schwestergemahlinnen und der gemeinsamen Kinder zum nahe gelegenen kleinen Tempel gelaufen. Sie kannte die benachbarten Familien, den Fladenbrotverkäufer, der seinen Stand um die Ecke hatte und die Obsthändlerin, bei der sie stets auf dem Rückweg vom Morgengebet einkauften.
Hier in Menek'Ur war oft Minah an ihrer Seite, wenn sie nicht gar früher aufbrechen musste, um den Gottesdienst vorzubereiten oder auch Ahmad, wenn er nicht in der Wachschicht arbeitete.
Am heutigen Morgen musste sie aber alleine den beschwerlichen Bergweg laufen und hatte so die Zeit und Muse über ihre Jugend nachzudenken.
Über ihr halbes Leben hatte sie in der menekanischen Enklave verbracht, fern Menek'Urs, fern der Heimat.
Aiwa, ihre Heimat, so fühlte es sich auch an - die vielen freundlichen Gesten, Gesichter und Gespräche. Sie hatte sich wieder eingelebt und Maheen war sich sicher, dass sie alsbald stets in zahlreicher Begleitung morgens aufbrechen würde.
Familie, Freunde, Heimat und Volk.




Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 15 Jun 2017 21:10, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 17 Jun 2017 13:02    Titel:
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Stumm saßen drei Frauen in der Trauerfarbe Weiß um den niedrigen Tisch und eine jede sann ihren Gedanken nach. Maheen, die zweite Frau ihres verstorbenen Gattens, blickte auf ihre beiden 'Schwestern'. Sie wusste was die Beiden beschäftigte. Die ältere, kinderlose Halma würde sicher wieder in den Schoß ihrer Familie zurückkehren und keinen erneuten Bund mit einem Mann eingehen, während die junge Namira schon einen neuen Umwerber hatte, der sich geziemend an die Trauerzeit hielt und nach einer angemessenen Zeit den Bund mit ihr eingehen würde....und sie selbst? Sie war nun schon Mitte Vierzig und wusste nicht, ob sie es Halma oder Namira gleichtun wollte. Ihre Tochter, die sie ihrem Mann geschenkt hatte war selbst schon verheiratet und hatte einen kleinen Sohn. Maheen hatte ihr alles beigebracht was es als sorgsame Ehefrau benötigte und sah, dass sie ihren Gatten liebte und eigenständig war. Sollte sie an der Seite ihrer Tochter bleiben oder wieder zurück in die Heimat?
Als wäre ein unsichtbarer Gong geläutet worden, nickte Halma den beiden Jüngeren zu und sie schritten zusammen an die Wasserschale, um sich ihre Hennazeichnungen von den Armen zu waschen - sie waren nun keine Ehefrauen mehr und ihnen stand es offen erneut den Bund einzugehen. Namira griff wie Selbstverständlich zu ihrem Zopf und löste ihn, als Zeichen, dass sie bereit für einen neuen Mann war, während Halma ihr nur ruhig zusah, um dann prüfend zu Maheen zu sehen. Jene atmete tief durch, während ihre Fingerspitzen über den Zopf strichen...
Ein Windhauch schien durch das offene Fenster zu streichen und ließ das Wasser der Waschschale sanfte Wellen schlagen. Wie von Geisterhand wurde das abgewaschene Henne darin aufgewirbelt und zog tanzende Schleier. Blinzelnd sah Maheen zu ihren beiden 'Schwestern', die ihren Blick aber fehlinterpretierten und sich erhoben. “Wir lassen dich in Ruhe nachdenken...”. Erneut wurde Maheens Aufmerksamkeitsfokus auf das wirbelnde Henna, gezogen, dass langsam Gestalt anzunehmen schien. Irritiert beugte sich die Menekanerin vor und meinte ein leises Flüstern zu hören, während sich im Wasser die Gestalt einer Frau abzubilden schien, die in eine Art Wolf? überging und letztendlich einige Herzschläge lang das Abbild einer Stadt aus der Vogelperspektive annahm. Fast vermeinte sie das Flüstern, das unbeständig im Hintergrund hallte als Ruf wahrzunehmen – abrupt verstummte das Geräusch und das Henna trieb wieder formlos in der Schale umher. Verwirrt blieb Maheen sitzen und wusste nicht recht, wie sie es einordnen sollte. Was war da eben geschehen? Ein Zeichen der Mara? Oder drehte sie eben durch? Ein prüfender Blick zum Fenster zeigte die Vorhänge regungslos hängen, als wäre nie ein Windhauch aufgekommen.
Wie sollte sie die Zeichen deuten?


Lautlos betend saß die Menekanerin auf einem Kissen in der weitläufigen, erhabenen Haupthalle des Tempels. Ihre zuweilen streng dreinblickenden, dunkelgrauen Augen waren ins Nichts gerichtet, während ihr Kopf gen der Sandsteinstatue der erhabenen Mara gerichtet war.
Die Strahlen der Sonne fluteten durch die großen Rundfenster, die mit Vorhängen abgedekt waren und tauchte die Gebetshalle in ein mystisches Licht.

Sie war der Vision nach Menek'Ur gefolgt, hatte sich eingefunden und eingelebt. Es war Zeit die ungeklärten Fragen zu lösen.
Maheen blinzelte, nachdem sie ihr stilles Zwiesprache abgeschlossen hatte und erblickte die Haatim vorne am Altar.
Respektsbekundend neigte sie ihre Stirn und erhob sich - sie würde sie um ein Gespräch bitten.
Doch just, als sie dieses Entschluss gefasst hatte, kehrte ein weiterer Diener der Göttin ein, wenig später gefolgt von Jemaat Adal und dem Erhabenen selbst!

Sie würde ein andermal darauf zurückkommen müssen...


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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 31 Jul 2017 01:59    Titel:
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[RP] Goldene Strahlen - Vorbereitungen für das Lichterfest

"Ich stelle dafür immer gerne eine kleine Aufgabe", hatte die Haatim ihr gesagt, als sie zusammen in ihrem Arbeitszimmer saßen, dass von einer großen Statue der Mara dominiert wurde. "Und diese wirst du zusammen mit Mina erledigen", führte die Erzpriesterin an Maheen gerichtet fort, "Ich möchte, dass ihr für das Lichterfest etwas vorbereitet. Und zwar die Papierlaternen für die Segnung. Eine jene soll mit Schutz- und Segenswünschen der Mara bemalt werden. Dazu müsst ihr eine Hennapaste herstellen, die aus allen heiligen Dingen der Wüste besteht, damit sie golden erstrahlt - also ein kleines Rätsel."

***

Seit der Unterredung mit der Haatim waren schon einige Tage vergangen, als sich die junge Khaliq Mina und Maheen, Cousinen aus dem Blute der Azeezah, daran machten die Vorbereitung für das Lichterfest umzusetzen.
Die Tage zuvor wurden durch ein vorbereitendes, beratendes Hochzeitsgespräch und eine Einweisung in die Lehren der inneren Versenkung beansprucht, doch sie hatten die Zeit auch genutzt, um die ersten Hennasträuche abzuernten. Diese lichtverliebten Gewächse, die einen betörenden Duft verströmten waren hervorragend dazu geeignet, um aus ihrem Blätterwerk eine Paste herzustellen, die schon seit jeher für die traditionellen Bemalungen genutzt wurde, die man auf Haut, Papier oder Pergament anbringen konnte. Selbst zum Färben von Wolle oder Haaren konnte die Hennapaste genutzt werden, deren Herstellung den Natifahs und vor allem den verheirateten Frauen vorbehalten war.
Das besondere Geheimnis hinter den verschiedenen Farbnuancen ist das Beimischen verschiedener ätherischer Öle oder anderer pflanzlicher Extrakte.
Doch diesmal sollte sie 'golden erstrahlen' und aus allen heiligen Dingen der Durrah bestehen.

Während Mina bereits einige Zweige der Hennasträuche geerntet und zum lichtgeschützten Trocknen in den Keller gebracht hatte, machte sich die ältere Menekanerin Maheen Gedanken um die Zusammensetzung der Paste.
In den gehüteten Büchern der Tempelbibliothek fand sie die Bestätigung für die Lehren und das Wissen, die ein jeder gläubiger Menekaner in den Tempelmessen seit Kindheit aufsog:
Seit jeher wird die Schöpferin als eine Frauenfigur symbolisiert, umsammelt von Sand, Salzkörnern und Kaktusblättern oder -blüten, die in einem Wirbel um sie herum tanzen.
Während die Weise der Oase, eines der beiden Ebenbilder der Göttin, am Ufer des lebensspendenden Sees neben dem Palast ruhte, fand man die Weise der Wüste am Rande der Durrah - dem Ziel der gemeinsamen Wanderung Minas und Maheens.
Der Weg durch die Durrah war, wie erwartet, entbehrungsreich und neben der sengenden Hitze der Sonne erwarteten sie auch Gefahren, die sie mit Schild und blankem Stahl abwehren mussten. Ihr innerer Schild war der Glaube, der sie stetig voranschreiten und nicht verzagen ließ. Hin und wieder wurden sie des karg gestreuten Lebens in der Durrah gewahr, dass in Form vereinzelter Wüstengewächse, einer in der Ferne vorbeihuschenden Gruppe Antilopen oder eines über den weiten Sand krabbelnden Skorpions sichtbar wurde.
Ihre Wasservorräte neigten sich langsam zur Hälfte, als Mina sie führend,
durch das innere Geleit der Schöpferin, an ihr Ziel brachte.
In der Ferne ragte bereits das Gebirgsmassiv auf, dass die natürliche Grenze der Durrah zu den Grünlanden zog. Sie fanden den Eingang zum Talkessel,
in dem die Weise der Wüste gen Durrah gerichtet in die Heimat der Menekaner schaute. Ein weiteres Mal mussten sie sich einer Prüfung der Mara unterziehen, als sich die gefiederten Harpyen von den Hängen des Berges lösten, um sie mit ihren Krallen zu empfangen.
Endlich standen sie vor dem Abbild der Weisen der Wüste, die von Steinsäulen umringt und von Sand- und Salzkörnern umflirrt wurde. Demütig neigten die beiden Menekanerinnen das Haupt und beteten beide zur Göttin.
Maheens dunkelgraue Augen hoben sich nach dem Dankesgebet an und nahmen die Umgebung genauer in Augenschein. Den Glaskristall, der inmitten eines kunstvollen Gebildes zu Füßen der Statue ruhte und den inneren Funke von Zuversicht und Glaubensstärke in sich zu tragen schien - jene Werte, die die beiden Azeezahfrauen durch die Durrah begleitet hatten.
Tränen der Mara und eine rot, bedrohlich wirkend, pulsierende Gebetskette waren je zu den beiden Seiten der Statue auf einer Art Altar gebettet.
"Weisst du für was die Weise der Wüste steht?", fragte die Khaliq, ihre Cousine, sie.
"Für die vergängliche Seite des Lebens, des Seins, der Schöpfung der All-Mara. Nacht, Vergehen, Sterben, Tod - die gefährliche und tödliche Seite.", erwiderte Maheen bedächtig und betrachtete den Wirbel aus Sand- und Salzkörnern, die wie eine Aureole um die Statue tanzten und einem jedem, der ihr zu nahe kam, zerfressen solle.
"Und was lehrt uns das...?", hakte Mina nickend nach.
"Es lehrt uns, dass sowohl 'lichte', wie auch 'dunkle' Aspekte ihren Platz im Sein der Schöpferin haben. Und dass man nicht streng zwischen gut und schlecht unterscheiden sollte, denn das Wasser kann uns in Form von lebensspendendem Regen oder einer durststillenden Quelle begegnen, aber auch als vernichtende Sturmflut. Die güldenen Strahlen der Sonne können versengen und Dürre bringen, jedoch wächst nichts ohne ihr Licht.
Eluv, ihre Schöpfung und unser Glaube ist also nicht einseitig dem einen oder anderen Aspekt zugetan, sondern betrachtet das Ganze Sein des Lebens."

Mina lächelte und schien zufrieden mit der Antwort. Eine Weile betrachtete die Khaliq die Weise der Wüste, ehe sie erneut ihre freundliche Stimme anhob:
"Kannst Du dir vorstellen, warum die ehrenwerte Haatim will, dass wir die heiligen Dinge der Wüste mit einbeziehen?"
Ruhig nickte die ältere Menekanerin:
"Das Fest des Lichtes wird in der Oase stattfinden, bei der Weisen der Oase.
Um unseren Glauben jedoch gerecht zu werden und den beiden, dualen Aspekten der Mutter zu huldigen, sollen die Eigenschaften und Assoziationen der Wüstenweisen mit in das Fest einfliessen.
Was wäre auch das Eine ohne das Andere. Wir würden die Freude nicht schätzen, wenn es nicht Trauer und Verlust geben würde. Den Zusammenhalt der Familie und Gemeinschaft, wenn es nicht die Einsamkeit gäbe..."

Und so sprachen die beiden Natifahs noch eine Weile über den Glauben, ehe sie den Sand der Durrah, eine handvoll Tränen der Mara und einige Katkusblüten zurück in die goldene Stadt trugen.

***

Mit vollbepackten Taschen zogen sich die beiden Frauen in den Pavillion der Oase zurück, in der die Papierlaternen für die Segnung von der Esra gelagert wurden. Die getrockneten Blätter des Hennastrauchs wurde zu feinem Pulver zerstossen und mit etwas Sand und Salz vermengt, ehe sie es mit dem Wasser aus der heiligen Oase verrührten und einige Tropfen Kaktusöl dazugaben - die Paste sollte golden erstrahlen.




Sie hatten sich auf dem Rückweg viele Gedanken dazu gemacht, was das Rätsel der Haatim betraf und wie sie die Segens- und Schutzwünsche gestalten wollten.
Stand das 'gold' für das Licht der Sonne, dem Symbol der Göttin und des Reiches Menek'Ur? Oder meinte die Haatim das Einbeziehen beider Aspekte der Ebenbilder der Göttin, die zusammen das Wesen der Schöpferin ausmachten, die stets mit güldener Haut und Haar dargestellt wurde?
Im Einklang arbeiteten die Frauen bei der Herstellung der Hennapaste und dem Bemalen der Papierlaternen.
Während Mina ein Sonnensymbol zeichnete und mit dem Segenswunsch bedachte: "Möge... sie dir jederzeit ein Licht schenken, wenn du in der Dunkelheit nicht weiter weißt", malte Maheen ein Tränensymbol und schrieb dazu den Segenswunsch 'Jedes Problem und jede Last mögen durch die reinigenden Tränen der Mara fortgewaschen werden'. Eine anderes Papierlicht wurde mit einer schützenden Hand versehen und dem Wunsch 'Der Göttin schützende Hand sei Dir stets Geleit und Sicherheit'.
Und so bedachten sie nacheinander ein jedes Papierlicht, dass für die Segnung auserwählt worden war, mit einem individuellen Segens- und Schutzwunsch.
Lächelnd stellte sich Maheen vor, wie es wohl aussehen würde, wenn die Lichter in den Laternen entzündet werden würden - würden die Hennaverzierungen dann nicht golden erstrahlen?


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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 31 Jul 2017 02:13    Titel:
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Gebet/Preisung: Weihung zur Prekhaliq:

Wo werd ich hingerückt?
Wohin gelange ich?
Wie? ist mein Geist entzückt?
Oh Mara! seh ich dich?
Aiwa! hier ist gewiss
Das schöne Paradies;
Hier ist der Sternen-Saal;
Hier sieht man Eluives güldnen Strahl.

Was hör ich dorten klingen?
Oh was vernehm ich hier!
Oh unaussprechlich Singen!
Ich bin ganz außer mir.
Oh unaussprechlich Wort
Vor dieser Gnaden-Pfort!
Oh Freude! die weder Frau, noch Mann
Jemals beschreiben kann.

Ich bin mit Glanz erfüllt,
Drum blick ich Himmel auf,
Zu der, die Tränen stillt;
Auf zum Cantar steht mein Lauf.
Ich eile durch die Luft
Zu der, die droben ruft.
Ich lasse diese Bahn,
Und blick den Himmel an.

Drum eil ich nun von hinnen,
Und säume weiter nicht,
Mein Lauf ist nach den Zinnen
Der Sternen-Burg gericht.
Komm Duat und hole mich!
So bleib ich ewiglich
Mit meinem Geist und Sinn
Da, wo ich jetz bin."


[entlehnt von Sidonia Hedwig Zäunemann, Poetische Knospen, geistliche Gedichte, 'Wo werd ich hingerücket?']
_________________



Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 31 Jul 2017 02:19, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 01 Aug 2017 16:31    Titel:
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Sei demütig!

Rühme dich auf dieser Welt,
Hazar's Durrah, nicht deines eignen Lichts!
Sonne ist ob dich gestellt,
Gegen die dein Schein ein Nichts.

Kannst hier hoffen, glauben nur,
Bitten, doch erzwingen nicht,
Nicht verändert's die Natur,
Wenn ein Menekherz zerbricht.

Hoffe, daß durch Todesnacht
Eluv' dich führt in Sonnenzier –
Was sie immer mit dir macht,
Du bist dein nicht, du bist ihr.

Sei demütig wie das Blatt,
Das im Herbst vom Baume geht,
Und das nie geklaget hat,
Daß es der Sturm verweht.


entlehnt von Justinus Kerner



In luftiger, doch den Körper verhüllender Kleidung räumte Maheen die ein oder anderen Hinterlassenschaften auf, die von den Dienern des Palastes noch nicht beseitigt worden war. Kühl und erquickend umschloss sie das Wasser der Oase, als sie über die Stufen ins Nass trat. An jener Stelle hatte ein jedes Kind der Wüste seinen Wunsch in Form einer gesegneten und hennaverzierten Papierlaterne zweisam ins Wasser gelassen - sie selbst an der Seite des stattlichen Talifen Adals.



Die dunkelgraue Iris der Prekhaliq wurde durch das sanfte Strahlen des Antlitz der Mara am Himmel aufgehellt und nahm ihm den Ausdruck der Strenge und Ernsthaftigkeit, der sonst so gerne in den Zügen der traditionsbewussten, älteren Menekanerin lag, als würde sie stets über sich und andere urteilen.



Die entzündeten, gülden leuchtenden Lichter hatten die Nacht des Lichterfests durch ihren Schein in die Nacht getragen, ehe sie zur Neige brannten. Das ein oder andere Licht war selbst in Flammen aufgegangen, hatte sich vollgesaugt und sank zu Grunde oder kollidierte letztendlich mit den Fluten des tosenden Wasserfalls...doch dies war der Lauf der Dinge. Die Sonne versank abends hinter dem Horizont, während die Sterne das Firnament schmückten, um in ihrer Vielzahl ein kälteres, ferneres Glimmen der Sehnsucht zu entzünden. Die Wärme des Tages wich den Sandstürmen der Nächte - alles hatte seine Zeit im wundervoll gewobenen Teppich der Schöpfung.

Auch wenn die Papierlaternen vergangen waren, so hatte die All-Mara die Wünsche der Hazar's Durrah sicher erhört.
Mal watend, mal schwimmend, mal tauchend wurden die Überreste der Laternen eingesammelt und andächtig ans Ufer getragen.
Klatschnass, was ob der Tageshitze aber sehr angenehm war, griff die Jung-Geweihte zu den Gartenwerkzeugen und widmete sich einige Stundenläufe der Pflege der Oase: Sammelte heruntergefallenes Obst ein, stutzte hier und da einen Strauch und besprenkte die steinernen Wegeplatten und die Weise der Oase mit reinigendem Wasser, stets begleitet von einem Gebet auf den Lippen. Man hatte ihr diese Aufgaben nicht explizit aufgetragen, doch Maheen wusste, dass es die Pflichten einer Prekhaliq waren sich um derlei 'weltliche', einfache Aufgaben zu kümmern.
Als der Nachmittag seine Blüte erreicht hatte und sich verwelkend dem kühleren Abend hingab, trat sie den verschlungenen Bergpfad hinauf zum Tempel an, um die Kerzen des Tempels für die Abendmesse auszuwechseln.
Mit einem Serviertablett voller Kerzen ging sie leise durch die heilige Halle und entfernte heruntergebrannte Kerzenstümpfe und tauschte sie gegen Neue aus. Sie spürte, dass die unbekümmerte Jugend ihren Leib verlassen hatte und die Arbeit in der Hitze und der erschöpfende Aufstieg auf den Cantar-Berg ihr schwer fielen.

Mit müden Schritten, doch zufriedenem Gemüt wurde ein frischer Stapel Tücher vor dem Tempelplatz bereit gelegt und die Wasserschüsseln mit frischem Inhalt und einigen Tropfen wohltuenden Öl's versehen.
Nachdenklich schweifte Maheens Blick über den Tempelplatz und registrierte, dass jener sicher bald gefegt werden müsste. Der ständige Wind, der nächstens den Sand aus der Durrah nach Menek'Ur trug, würde zu einer nie versiegenden Aufgabenpflicht der Prekhaliqen führen.
Doch für diesen Tag war ihr Werk getan, beschloss Maheen.
Frische Kleidung wurde angezogen, ehe sie sich zur Abendmesse wieder in der heiligen Halle einfand.

_________________



Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 01 Aug 2017 16:46, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 06 Aug 2017 02:43    Titel:
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Es war schon spät, als ihr Lama durch die Durrah hetzte. Der verherrende Wind bauschte sich auf und kündigte einen der vielen nächtlichen Sandstürme an. Eng an den Leib des Lamas gedrückt, versuchte Maheen dem Odem der Wüste keine Angriffsfläche zu bieten - sie musste sich eilen, wenn sie noch die goldene Stadt erreichen wollte. Wenn der Sturm erst losgebrochen war, gab es kein Halten und keine Hoffnung mehr. Sie würde sich verirren und wäre den kleinen Bissen von Wind und Sand ausgesetzt.
Mehrmals schätzte die ältere Menekanerin die restliche Strecke ab, ehe sie das Lama herumzog und zu einem neuen Kurs anspornte.
Ihre weite Kleidung flattert aufgeregt im zornigen Tanz der sandigen Luftströme, während sie immer wieder schützend ihren Schleier vors Gesicht zog und die Augen zusammenkniff.
Gerade noch rechtzeitig erreichte sie einen ihr bekannten Höhlenunterschlupf und führte ihr Reittier mit federnden Schritten in die sichere Dunkelheit der Höhle. Von ihren spröden Lippen ertönte ein demütiges Stoßgebet und die Mara schenkte ihr ein güldenes Licht, gleich einer kleinen Sonne. Erschöpft schnaufend nahm das Lama Platz und witterte eine Weile argwöhnisch, ehe es sich zu beruhigen schien.
Die Prekhaliq holte einen Wasserschlauch aus Ziegenleder aus der Satteltasche und formte mit der Hand eine Schale und bot es dem Tier an. Erst als jenes getränkt war, benetzte sie ihre eigenen Lippen. Der Weg nach Menek'Ur war weit und mit ihren derzeitigen Wasservorräten wäre ein Fußmarsch ausgeschlossen. Sie war auf 'Bakios', ihren etwas müffelnden Begleiter, angewiesen.
Penibel klopfte sie den Sand aus, der sich in ihrer Kleidung verfangen hatte und nahm auf dem kargen Höhlenboden Platz.
Die dunkelgrauen Augen, die von kohleverzierten Augenlidern betont wurden, wurden zum Höhleneingang gerichtet. Das laute Brüllen der Durrah war zu hören, die urgewaltige Seite der 'Weisen der Wüste' die über das Land fegte.



Stumm und beeindruckt von dieser Seite der Schöpfung der großen Mutter lauschte sie eine Weile in sich gekehrt, ehe ihre Gedanken zu dem Treffen mit dem Rashar und der Frau glitten.
Es war der selbige massig beeindruckende Gehörnte, den sie auch an der Küstenstraße nach Bajard getroffen hatte. Er hatte sie zurück in die Durrah geschickt und seinen Stamm an der Seite der 'wahren Völker' gesehen. Den gefallenen Vergiftern und jenen, die dem Brudermörder dienten, der die Schöpfung seiner Mutter einst mit seinen Pranken bedroht hatte und auseinanderreissen wollte. Doch diesmal verhielt sich der Riese ruhiger, auch wenn er überlegte, ob er sie aus der kalten Klamm vor den Toren Nilzadans vertreiben sollte.
Maheen sinnierte eine Weile stumm über die Worte des 'Kinds Ahamanis', wie er selbst sein Volk nannte. Sie wären das Volk der Tochter des dunklen Panthers und durch 'Abstammung' dazu verpflichtet an der Seite der Häretiker zu streiten und zu stehen. Die feinen Falten auf der Stirn der Natifah vertieften sich, als sie darüber nachdachte. Sie hatte ihm entgegnet, dass auch Alatar selbst der Sohn der All-Mara wäre und doch trägt er in seinem Herzen nur Finsternis. Nicht jene Art von vergehender Kraft, die eine Seite der Mutter ausmachte, sondern schlichtweg...aiwa...Zerstörungswut und Hass wider der Schöpfung selbst. In Maheens Augen war die göttliche 'Abstammung' und Familienverflechtung kein sicherer Hinweis auf die Motive des Glaubens.
Maheen fröstelte und kurz meinte sie es wären die Gedanken an die kalten Winde des Frostklamms. Doch es war die Kälte der nächtlichen Durrah. So unbarmherzig die Hitze des Tages war, so bitterlich eisig waren die Nächte. Sie rutschte näher zu 'Bakios' und rümpfte kurz die Nase, doch es war ein geringeres Leid, als zu frieren.
Sind die 'Kinder Ahamanis' Teil der Schöpfung der Mutter?, griff Maheen den Gedankenfaden wieder auf, während sie die Hände wärmesuchend an ihrem Körper rieb.
Nein, das waren sie nicht, soweit sie wusste. In ihrer Jugend und während ihrer Zeit in der menekanischen Enklave 'Baed'Madina' hatte sie noch nie von jenen Wesen gehört und auch die alten Lehren und Geschichten erwähnten sie nicht. War dies vielleicht ein Indiz dafür die 'Rashar' auf die Seite der Ketzter zu positionieren? Rabendiener, Vegifter, Häretiker?
Nein, denn das Volk der Kaluren und der Eledhrim erklang auch nicht im ersten Lied des großen Gesangs der Mara.
Jene wurden von Cirmias und Phanodain erschaffen, die auf Bitten der Schwingenmaid Temora, Tochter der Eluive, ins Geschick der 'freien Harmonie' eingriffen.
Wenn es also weder die göttliche Abstammung, noch durch die Gnade der Schöpfung durch die Mutter bestimmt werden konnte, war es also eindeutig das Befolgen, das Glauben an die Prinzipien der Mutter selbst.
Jene, die das große Werk der Harmonie Eluives achteten und in ihm die Botschaft der All-Mara erkennen konnten und sie des Wegen aus tiefstem Glauben und Herzen verteidigten oder jene, die sich vor dem strahlenden Licht der Schöpferin verschlossen.
Es gab Suktir [Menschen], in deren Herzen die Wärme der Mutter strahlte und es gab Suktir, die sich vom Pechschwarzen [Alatar] haben verleiten lassen. Auch unter dem erwählten Volk der Mara, den Menekanern gab es jene, die sich von der Mutter abgewendet hatten, auch wenn Maheen nicht viele Namen kannte. Doch sie hatte von einigen Ifrey gehört, die sich mit Waffen gegen den Erhabenen gestellt hatten. Dem Emir, Auserwählter der Mara...damit hatten sich jene Ifrey gegen die Mutter selbst gestellt.
Maheen pustete ihren warmen Atem in die Handflächen und der Gedankenfaden broch erneut ab. Sie sehnte sich nach der Wärme des Hyänenhauses und den Stimmen ihrer Vertrauten. Mit einem schnellen Ritt wäre jenes Ziel nicht unerreichbar entfernt, doch die Kälte und die Sandstürme würden erst gen Morgenstunden wieder abflauten.
Also...waren die Rashar nun von Grund auf der Finsternis anheim gefallen, so wie sie unumstösslich die Rabendienern und die Vergiftern in ihren bösartigen Klauen hielt?
Trotz ihrer beeindruckenden Gestalt meinte Maheen bisher keine grundsätzliche Verderbnis in ihnen oder in ihren Worten und Taten gespürt oder gesehen zu haben. Ahamani schien ihnen nicht die selbe Saat eingepflantzt zu haben, wie Alatar bei den Vergiftern. Oder hatte ihnen die Seele geraubt, wie der Fratzenrabe seinen Dienern.
Aber wer war sie schon, um das zu beurteilen? Wie könnte sie es sich herausnehmen das Wesen jener Göttin zu erkennen? - sie konnte es nicht, nur mutmaßen.
Es würde sich also an den folgenden Taten der Rashar zeigen, ob sie sich unmissverständlich an die Seite jener Ketzer einreihen würden.
Das güldene Licht flackerte leicht, doch es erlosch nicht. Sie war nicht gänzlich alleine - Bakios und die Mara in ihrem Herzen waren an ihrer Seite.

[...]

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 Beitrag Verfasst am: 17 Aug 2017 13:41    Titel:
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Wie eine eiskalte Welle schwappte die Furcht über sie hinweg, drang in jede Faser ihres Körpers und raubte ihr jegliche Wärme. Gleich dem Zerrbild des Todes stand das entartete Geschöpf Alatars vor ihr und wisperte zweistimmig zerrende Worte der Lobpreisung an den Panther.
Maheen hatte sich stets für stark gehalten. Nicht körperlich, sondern innerlich gefestigt in ihrer Rolle als Menekanerin, als Mutter, als Geschöpf der All-Mara, die sich ihren Segen und ihre Güte verdient hatte, der unauslöschlich in ihrem Inneren leuchtete, gleich einem Kerzenlicht.
Doch jenes verhöhnend berannte das verächtliche Flüstern des Vergifters die Bastionen ihres Willens und der Selbstbeherrschung und rangen sie nieder.
Die geisterhaft leuchtenden Augen jenes furchtbaren Wesens schienen sie paralysierend im Bann zu halten, wie eine Schlange sein wehrloses Opfer.
Die sonst immer korrekte und stolze Haltung der Menekanerin wankte, ihre Knie zitterten unter der Last der kakophonischen Stimmen aus der Dunkelheit. Als würde man ihr das Augenlicht zunehmend rauben, legte sich über ihre Wahrnehmung ein trostloser Schleier aus dämpfenden Grau und ätzendem Grün. Die Schatten um den Letharen und seiner schlangenhafte Begleitung schienen widernatürlich zu tanzen, wider jeder Harmonie von Licht und Dunkelheit.
Wo war ihre Selbstsicherheit geblieben? Doch selbst jenes kurze Aufblühen verwunderter Gedanken wurde im Keim erstickt und durch Panik geflutet, die ihre Brust zuschnürte und zugleich in einem heftigen Auf- und Ab verzweifelt nach Luft ringen ließ.



Stolz...? Nein, ihre Gedanken drehten sich in jenem Moment rein um all jene grausamen Versprechungen der Verstümmelung und des qualvollen Todes, die im gnadenlosen Geraune des Letharen mitschwangen und sie erbeben ließen.
Das kleine flackernde Feuer der Mara in ihr schien fern, kaum wahrnehmbar, betäubt.
Stetig versuchte Maheen den letzten Rest Beherrschung und Widerstand zusammenzukratzen, der noch nicht gänzlich fortgewaschen war, doch sie wusste, dass sie kurz davor war sich wie ein kauerndes Häufchen Elend einzuigeln.
Doch sie wurde nicht erschlagen.
Man stieß sie durch ein Portal in das gleissende Licht der Durrah.

****

Sie wusste nicht, wie lange sie dort gestanden war, seitdem sch das Wegeportal hinter ihr geschlossen hatte.
Gedankenkreisend, voller Furcht.
Erst langsam schien das Licht der Sonne wieder an Kraft und Farbe zu gewinnen. Sie sackte in die Knie zusammen und als wäre damit der letzte Damm an Widerstand gebrochen, gewährte sie sich die reinigenden Tränen fliessen zu lassen.
Sie beweinte nicht ihre Schwäche oder den greifbar entronnenen Tod, sondern das Leben selbst, ihres, wie auch jenes, dass sich bis zum Horizont vor ihren Augen erstreckte. Wie kostbar erschien es ihr nun, wie einzigartig.

Abgekämpft stemmte sie sich wieder auf, wischte sich das Gesicht sauber und ordnete penibel ihre Kleidung.
Auch wenn sie noch bis ins Mark mitgenommen war, so würde sie nicht gefühlsduselig und verdreckt in die Stadt zurückkehren.
Ihre Fehler, Schwächen, Träume und Ängste waren allein ihre Sache und die der Mara.
Sie würde ihre Gemeinschaft und Familie nicht damit belasten.

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Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 17 Aug 2017 16:05, insgesamt 8-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 18 Aug 2017 17:47    Titel:
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Gebet der inneren Einkehr:

"Ich weiß nicht, wann der Todes-Schlag
Den Lebens-Baum zernichtet;
Ob sich sein Stamm am hellen Tag,
Zum schnellen Falle richtet:
Ich weiß nicht, welche Zeit er fällt.
Wie nun hierbei der Geist bestellt,
Darnach wirds ihm auch gehen.

Drum bitt ich dich aus Herzens-Grund,
O Herrin der Herrlichkeiten
Du wollest mich zur Todes-Stund
Durch deinen Geist bereiten.
Gieb, daß ich sei bei Tag und Nacht
Auf meine Sterbens-Zeit bedacht,
Damit ich nicht verderbe.

Eluv'! schenk mir deine Freudigkeit
Die Welt mit Lust zu lassen,
Und jene süße Ewigkeit
Mit Freuden zu erfassen.
Gieb mir zu meinem Todes-Schrit,
Oh Mara! die Glaubens-Flügel mit;
So kann ich seelig sterben.

Laß nicht die Lampe des Gebets
Verlöschen, noch versiegen:
Laß mich dieß einge, bitt ich stets,
Zu eigen überkriegen;
So ruf ich, wenn mein Faden reißt:
Dir Schöpferin! befehl ich meinen Geist;
So kann ich seelig sterben."


[entlehnt von Sidonia Hedwig Zäunemann, poetische Knospen, geistliche Gedichte]
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Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 31 Aug 2017 20:42, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 31 Aug 2017 20:46    Titel:
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Predigt im Rahmen der Jijkban-Würdigung Adals:

"Seht euch um....

hier spriessen keine grünen Wälder, plätschert kein sanfter Bach, gedeiht kein Korn auf fruchtbarem Feld.
Neda, wir sind in der lebensfeindlichen Durrah, voller giftigem Getier und nächtlichen Wüstenstürmen.
Doch genau jenes sandige Reich hat uns geformt und in unserem Glauben und Zusammenhalt gestärkt
und zu dem stolzen Volk gemacht, dass wir heute sind!
Wir sind umgeben von den Prüfungen der Göttin an unser Volk, deren Wert wir nie einseitig bemessen sollten...
gedenkt dem bitter-kostbarem Geschenk des Salzes.

Doch was ist es, dass uns hier Überleben und Leben lässt, was einen Grünländer längst zugrunde gerichtet hätte?
Es ist unser unerschütterlicher Glaube an die Mara und dem von ihr geküssten,
weisen Erhabenen, der unser Volk leitet, so wie es einst Saajid getan hat.
Es ist unsere Gemeinschaft als Volk im Großen und unsere Zusammenhalt als Gemeinschaften und Familien im Kleinen.
Es sind die Pfeiler unserer Traditionen, Sitten und Werte:

Fleiß und Bestrebsamkeit.
Umsicht und Anpassungsfähigkeit.
Pflichtgefühl und Zusammenhalt.
Gastfreundschaft und Reinlichkeit
Sittsamkeit bei der Bekleidung und den Berührungen.
Gegenseitiger Respekt und Höflichkeit.
Die leitende und schützende Rolle des Wüstensohns.
Das Bild der wohlerzogenen und strebsamen Natifah.

Dies alles macht uns als Volk des heiligen Reiches der Sonne aus.
Als Nachfahren Saajids und der ersten Schaar.
Bedenkt stets euere Worte, Handeln und Auftreten und fragt euch,
ob sie im Einklang mit unseren traditionsreichen Wurzeln stehen?
Ich weiß, dass es neda immer einfach ist ihnen gerecht zu werden.
Sie jedoch aus Bequemlichkeit oder anderer Mutwilligkeit zu vernachlässigen,
wäre ein Abwenden von der Mutter,
unseres Glaubens und zurecht ein Sittenverfall.

So richten wir unseren Blick orientierend auf jene, die sich neben dem ersten Haus
vorbildlich als stolze und angesehene Söhne und Töchter bewährt haben.
Einer von ihnen ist Adal aus dem stolzen Blute der Yazir, von den Klingen des roten Skorpions,
und seit jüngstem durch Eifer, Mut und Taten in den
Rang des Jijkban der Armee des Reiches der Sonne erhoben.
Neigen wir das Haupt und würdigen hier und jetzt seine Verdienste.

Abeer Eluv'."

*********************

Abschlußgebet im Rahmen der Jijkban-Würdigung Adals:

"Oh große Mutter Schöpferin, Erbauerin, die du diese Welt gesungen hast!
Oh gleissendes Licht der Sonne und der funkelnden Gestirne, die du allzeit über uns wachst!
Oh Tränenreiche, die du durch deine Trauer uns das größte Geschenk gegeben hast.
Oh segensreiche Lebensspenderin, die den Funken in uns entzündet hast!
Oh unbarmherzig prüfender Wüstenwind, der uns geformt hat!

Wir bitten dich die tapferen Janitschare unseres Reiches zu segnen.

Möge ihr schützender Schild stets stark und ihr Wille ungebrochen sein.
Ihr Schwertarm den Frieden des Reiches bewahren und Gefahren abwenden.
Ihr Körper und Geist ausdauernd, um den eisigen Sandwinden zu trotzen.
Ihr Mut und ihre Disziplin uns inspirieren.
Ihr Glaube an Dich, dem Erhabenen und Reich unerschütterlich sein.

So bitten wir dich!

Abeer Eluv'!"


[beides aus eigener Feder]
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Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 31 Aug 2017 20:49, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 16 Nov 2018 00:13    Titel:
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Choral des Lichts


Schatten sinken herab und die Hoffnung stirbt
Die steinerne Lanze des Getares Glanz verwirkt
Zwietracht befleckte Herzen erheben die Klingen zum Bruderkrieg
Tränen der Mütter betrauern des Panthers grausam' Sieg

Die Nacht ist dunkel und der Weg ist lang.
Verzaget nicht, erhebt eure Stimme zum Lichtgesang.


Hass flammt auf und das Ende naht
Die zürnende Pranke holt aus zur letzten Tat
Licht gebiert die sehende Befreiung auf heilg'em Berg
Aufopferung der hohen Mutter schließen Riss und Unheilswerk

Die Nacht ist dunkel und der Weg ist lang.
Verzaget nicht, erhebt eure Stimme zum Lichtgesang


Einsamkeit rührt tief und Verlust wiegt schwer
Das so junge Licht umgeben vom Schattenmeer.
Hoffnung leuchtet sternengleich und des Horteras Schweigen bricht
Fuchs und Bär besiegeln den Pakt des Lichts

Die Nacht ist dunkel und der Weg ist lang.
Verzaget nicht, erhebt eure Stimme zum Lichtgesang.


Rabenschrei erschallt und die Graberde bricht auf
Der Untot berennt Wehr in unermüdlichem Lauf.
Sternenzauber erklingt hellglühend zur Befriedung der leidgeplagten Seelen
Gelmirs Mut und Schwert des Panthers Sieg stehlen.

Die Nacht ist dunkel und der Weg ist lang.
Verzaget nicht, erhebt eure Stimme zum Lichtgesang.


Fratze wühlt in staubiger Dunkelheit und giert
Der freien Harmonie Antlitz erste Risse ziert
Freiheit strebt auf aus tiefstem Grund der Unendlichkeit
Sternenvaters Licht verblasst in hingebungsvoller Selbstaufgabe der Wandelzeit

Die Nacht ist dunkel und der Weg ist lang.
Verzaget nicht, erhebt eure Stimme zum Lichtgesang.
Die Nacht ist dunkel und der Weg ist lang

Doch der Morgen wird dämmern, erhebt eure Stimme zum Lichtgesang!


[aus eigener Feder]
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Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 27 Nov 2018 03:06, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 27 Nov 2018 03:01    Titel:
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Salzfest-Ansprache:

Das Salz kommt vom Himmel -
fiel als dreijähriger Begleiter der wandernden Schaar.

Das Salz kommt von der Erde -
durchzieht das Gestein des Berg Cantar.

Das Salz ist Trauer -
ran als Tränen von den Wangen der All-Mara.

Das Salz ist Freude -
offenbart als heiliges Geschenk an die Hazar's Durrah.

Das Salz ist Tod -
klagender Bote in den Zeiten des Wandels.

Das Salz ist Leben -
pulsiert als weiß-blühende Ader des Handels.


Das Salz kommt vom Himmel,
Das Salz kommt von der Erde.
Das Salz ist die Wüste.
Das Salz ist der Quell.

Abeer Eluive.


[aus eigener Feder]


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Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 13 Dez 2018 09:33, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 18 Dez 2018 02:23    Titel:
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Ein friedliches und erhebendes Gefühl, dass Körper und Seele durchzog – sie meinte diese wärmende Berührung der Mara immer noch zu spüren, als der Stab der unbekannten Sendbotin vervollständigt ward und sich auflöste. Gleichsam hatten sie und ihre junge Cousine erlebt, wie der Schicksalsfaden der Haatim aus dem Teppich de Mutter genommen wurde, um an ihre Seite zurückzukehren. Sie hatte viel erduldet und war vor den Toren ihres Volkes gestorben, als ihre letzten Worte ausgesprochen waren...doch nun war sie erlöst und hatte Frieden gefunden, als die Khaliq's ihre Aufgabe und Prüfung bestanden hatten.
Maheen blinzelte und lenkte den Blick vor sich. Sie stand im schummrigen, flackernden Licht der Kerzen inmitten des Familiengrabs der Azeezah. Vor ihr stand die Urne mit der Asche der Verstorbenen inmitten eines Blütenmeeres, den ihr die Hazars' Durrah zur Verabschiedung während der Messe des Totenfestes als Grabgaben beigelegt hatten. Ein jeder hatte verabschiedende Worte gefunden, um der Erzpriesterin die letzte Ehre zu erweisen und den traditionellen Schwur zu bekräftigen, der allen verstorbenen Wüstenkinder zuteil wurde: „Wir vergessen nicht“.
Wir vergessen euch nicht, obwohl eure sterblichen Leiber vergangen sind, denn euer Faden wird fortgeführt oder kehrt an die Seite der All-Mara ein. Wir vergessen nicht...Bruder, Schwester, Cousin, Cousine – Teil des auserwählten Volkes, Kinder der Mara, Kinder ihrer Schöpfung.
Maheens Finger strichen bedächtig über die Urne der Verstorbenen, verharrten kurz am Tropfensymbol auf dem Ton und verweilten eine Weile.
Erst durch die prüfende Aufgabe der Göttin war ihr noch mehr bewusst geworden, wie viele symbolische und auch weltliche Funktionen der Stab und die Gebetskette einer Priesterin hatten. Natürlich wusste sie um die Wirkung des Stabes als Standessymbol und auch als Leiter der göttlichen Kräfte, die ihnen die Schöpferin gewährte. Doch ein Stab konnte auch ein Zeichen dafür sein, dass man leitet...führt, wie ein Schäfer seine Schafe, wie ein Priester die Gläubigen. Als Khaliq musste man stets mit gutem Vorbild voran gehen und sensibel für die Bedürfnisse und Probleme der Kinder des Salzes und des Sandes sein, um ihnen beistehen zu können. Ein Stab kann aber auch für strengere Maßnahmen stehen – ein Khaliq ist ein Wächter und Bewahrer der Sitten, Traditionen und des reinen Glaubens und konnte auch Anklagen an den Sanjak richten...
Der Stab der Geweihtenschaft ist ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und Werte, so wurde es Maheen bewusst. Er sollte sowohl die Seite der Oase, als auch die Seite der Wüste ausdrücken – so wie es die beiden Stabfassungen der Verstorbenen symbolisierten.
Maheen hatte sich stets der Wüstenweisen näher gefühlt: Strenge, Vergänglichkeit, der unerbittliche Wüstensturm, Verfechterin der Traditionen, Sittenwächterin – so hatte sie einen Teil des Volkes geformt und ihnen stetig die 'konservative' Auslebung der Traditionen vorgelebt und auch von ihnen erwartet. Doch umgekehrt wurde auch sie selbst geformt – fand immer wieder die mütterlich-liebende Seite in ihr und gab vielen Menekanern ein Platz in ihrem Herzen. Auch wenn sie stets drauf achtete dies nicht all zu offensichtlich zu zeigen. Ebenso Wüste, wie Oase – liebende Mutter und Großmutter, treue Ehefrau, Witwe und nun Verlobte, gute Freundin.
Sie beschloss das sie und ihr Stab endlich soweit waren beide Seiten gleichberechtigt anzunehmen - der altehrwürdige Tanz des Lebens und des Todes, Tag und Nacht, Aufblühen und Vergehen.
So sollte eine Sonne für das Leben stehen und eine Träne für die Vergänglichkeit – wie sie zusammen das Siegel des Tempels bildeten. Die Prehaatim verließ nach einem respektvollen Stirnneigen die Grabkammer und kniete sich in der Bibliothek des Tempels auf ein Kissen. Sie ergriff ein Kohlestift und Pergament und begann ihre Vorstellungen der Stabverzierungen zu zeichnen. Die werte und begabte Blüte Yousra, die momentan für den Tempel an der Ostmauer des Palastes ein Kunstwerk für den Erhabenen schuf, sollte ihre Vorstellungen handwerklich umsetzen.
Sinnierend starrte Maheen auf die Flamme einer Kerze – sollte sie den Stab eher schlicht halten oder reich verzieren? Der ungeschriebene Kodex der Geweihtenschaft der All-Mara wies dies nicht vor – so konnten sich die Priester in einfache, ärmliche Gewänder kleiden oder auch ihren Reichtum, der ihnen von der Göttin gegeben wurde, offen zeigen. Ebenso, wie es Priester der Eluive gab, die durch ihre empathische Menschennähe wirkten, während andere der strengen Auslegung der schriftlich verfassten Werke vertrauten oder gar Gelehrte des Rechts waren.
Eigentlich fiel Maheen die Wahl nicht schwer – sie stammte aus dem Blute einer angesehenen, großen Familie, war in einer vom Emir besonders geehrten Gemeinschaft und hatte sich sowohl durch ihr Wirken im Tempel, dem Maristan und nun auch in der Armee einen respektvollen Stand geschaffen – und sie wurde einem Wesir zur Frau versprochen, der beileibe nicht arm an Ehre oder materiellem Reichtum war.
Sie vollendete ihre Skizzen und machte sich auf, um sie Yousra mitsamt ihrem Stab zu überreichen, damit sie sich ans Werk machen konnte.

Das Wasser aus der Oase, dass von einer Quelle im heiligen Berg Cantar gespeist wurde, perlte von ihren Fingern herab auf den von Goldornamenten verschlungenen Stab.
„Hiermit reinige und weihe ich dich – der Lebenshauch der Weisen der Oasen erfülle dich!“
Ein sonnengleiches, pulsierendes Schimmer lief vom Ende des Stabes hinauf zu seiner Spitze, in die eine kopflastig, vergoldete Sonne eingearbeitet war. Inmitten des Sonnenrundes ruhte ein edel geschliffener Tropfen aus Salz.
Sand rieselte aus der anderen, rechten Hand herab auf den Stab, der vor dem Altar der All-Mara im Tempel lag.
„Hiermit reinige und weihe ich dich – Sand und Salz feien vor jeglichem Schatten“
Diesmal fuhr das Licht sternengleich durch den Stab und ein fernes rhythmisches Trommeln erklang und der Salztropfen erstrahlte in hellem Reinweiß.
Maheen ergriff den Stab mit beiden Händen und hielt ihn anbietend in Richtung des Altars.
„Zwei und doch eins – ich weihe dich, meinen Stab den Weisen der Oase und der Wüste...
Zwei und doch eins – ich weihe dich demütig zu Ehren der hohen Mutter, Schöpferin des Seins und All-Mara“.
Gold und weiß vereinigten sich in spiralförmigen Lauf zur Stabspitze zu einem harmonisch erstrahlendem, dunklem Lilablau.
Es war vollbracht.

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 Beitrag Verfasst am: 27 Mai 2019 16:24    Titel:
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"Als Vertrauensbeweis...", murmelte die ältere Menekanerin, während sie vor dem Kochfeuer in der Küche stand und den schmackhaften Skorpionseintopf umrührte. Sie griff in das Regal mit den Gewürzen und strich eine Prise Salz und zwei Messerspitzen Pfeffer in den blubbernden Topf, weiter über die Forderung des Erhabenen an die 'Kinder der Schlacht' nachdenkend. Er wollte also von einer rein kriegerischen Gilde, die zu über 2/3 aus Wüstensöhnen bestand, eine Natifah für seinen Harem? War das nicht grundsätzlich eine Forderung, die an den Prinzipien der kämpferischen Hazars Maarik vorbeiging? Maheen griff zum Messer und entfernte sorgfältig die Scheren der geputzten Skorpione und warf die Scheren in einen Abwurfbehälter.
Zudem stand es Samir, als Maleem der Hazars Maarik nicht zu solche Versprechungen gegenüber dem Erhabenen zu erfüllen. Die Blüten waren der Besitz ihrer Ehemänner oder Familien, über die ein Familienoberhaupt entschied. "Als würde er von der Hausdame des Natifahhauses fordern ihm Krieger für ein Geleit abzustellen...", sinnierte die Prehaatim und warf die filetierten Skorpione in den Eintopf. Zudem war Samija doch bereits eine Palastdame und auch Mitglied der Hazars Maarik! Maheen selbst war bereits verheiratet, viel zu alt und hatte weitaus wichtigere Posten zu füllen, als eine Ausbildung zur Palastdame anzustreben....Bliebe nur noch Thahida, die ebenfalls eine Vielzahl an Aufgaben im Reiche inne hatte und gerade als Charim und Jijkban wohl die schlechteste Wahl einer Palastdame wäre. Sollte sie dann ihr Schwert ablegen und die Armee und den Orden zugunsten einer Ausbildung im Palast schwächen? Mit geübter Hand schnitt sie einige Paprika in Streifen und schmeckte probierend den Eintopf ab. Adal würde bald vom Dienst zurück kommen und etwas auf dem Tisch erwarten.
Denn die Worte des Erhabenen waren mahnend, als er hörte, dass Thahida bereits mit vielen Verpflichtungen als Natifah im Reich eingebunden war. Das Ganze klang von vorne bis hinten sehr unausgegoren.
"Als Vertrauensbeweis...?", erklang es von ihr, diesmal lauter und fragender, während sie ihre granitgrauen Augen vom Eintopf weglenkte, in Richtung der Salzstatue der All-Mara, die den Essbereich dominierte.
Waren in der HM nicht so viele angesehene und unzertrennbar eng mit dem Sonnenreich verbundene Menekaner Mitglied? Adal war Sajneen - ein Wesir und auch ein begnadeter Charim, der ebenso ohne mit der Wimper zu zucken den Befehlen des Erhabenen folgen musste, auch wenn jener ihm befahl seine eigene Mutter zu exekutieren....ebenso Thahida, die auch eine Charim ist und Jijkban der Armee. Auch Samir wurde nun als Talif des Ordens aufgenommen....Samija war eine Palastdame...sie selbst war eine Hohepriesterin und Jusuf und Saladin waren Prekhaliq.
Resümierend waren die "Kinder der Schlacht" also unverbrüchlich loyal und eng mit dem Sonnenreich verbunden - wozu also dieser Vertrauensbeweis? Wozu ein noch solch unpassender und unhaltbarer Vertrauensbeweis?

Maheen schob ein Scheit Palmenholz nach und rührte wieder im Eintopf herum, während sie die Stirn in Falten legte.
Sie hatte sich schon zu Beginn der Audienz gefragt, ob da was nicht stimme. An den Punkt, als der Erhabene Samir fragte, ob sie dem Wüstenreich loyal waren - was so offensichtlich außer Frage stand, dass sie hellhörig wurde.
Als die Vielzahl an Auflagen und der "Vertrauensbeweis" noch vom Emir ausgesprochen wurde, war sich Maheen sicher, dass dort etwas im Argen lag. Wollte der Erhabene diese kriegerische Vereinigung nicht? Aber warum?

Die Haustür schwang auf und Adal trat ein.
Höchste Zeit das Essen zu servieren.


Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 27 Mai 2019 21:02, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 22 Sep 2020 15:36    Titel:
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"Der Reigen der Weisen - anlässlich der Wiedereinweihung des Wüstenschreins im Jahre 263 n. Bk."





Rollen:
* Weise der Wüste (Ashok) – Rüstung, Waffe
* Weise der Oase (Maheen) – Stoff, Blumenstrauß
* Beide

Text:

Ashok: [nachdenklich, ruhig, getragen]

“Ich trat ins Bewusstsein der Welt, als die schwarzen Klauen des Raben mich berührten und das Ende sich im Mahlstrom des Wandels ergoß.

Salzregen! Sternenfall!

Meine Augen jung und doch währe ich schon ewig im Reigen der freien Harmonie.
Ein Aspekt von Zweien – unverbrüchlich verbunden.”



Maheen: [freundlich, mütterlich]

“Mein freundliches Antlitz verkündete die überdauerte Gefahr, den Aufbruch des neuen Lebens, dass sich gewandelt dem sterblichen Auge enthüllte.
Erquickender Balsam, der die brüchigen Töne des ersterbenden Liedes heilte.

Meine Augen jung und doch währe ich schon ewig im Reigen der freien Harmonie.
Ein Aspekt von Zweien – unverbrüchlich verbunden.”



Beide:

“Zwei und doch eins – geboren aus dem erstem Lied.
Zwei und doch eins – Aspekte der träumenden Mutter.”



Ashok: [bedrohlich, hart]

“Ich bin der Bote des Todes, der Winter des Lebens, das Brüllen des Sandsturms!
Meine Gestalt gekleidet im Gewande der Nacht, meine Augen onyxgleich, mein Raunen Vergänglichkeit.

Ich bin der Schnitter [Hieb in die Luft], das Ende eines Lebens!
[Still und unbewegt stehen bleiben]



Maheen [quierlig, tanzend]

“Wo mein Pfad mich führt, wo mein Schritt aufsetzt, gedeiht das spriessend grüne Leben!
Mein Lächeln kündet vom Anfang, vom fruchtbaren Schoße, vom Glanz der Sonne! [steigernd]

Werden! Wachsen! Leben! Licht!
Strebe und strebe aus dem Erdreich empor, kleide die Bäume in grünes Blätterkleid.
Werden! Wachsen! Leben! Licht!
Erfrischende Brise, kühlendes Nass, immergrünes Blütenmeer.
Werden! Wachsen! Leben! Licht!”
[fast schon taumelnd, nach Luft ringend]



Ashok [greift haltbietend nach Maheen, ruhig]

“Wenn der Strom des Lebens sich ungebunden ergießt, bin ich die Atempause,
bin der erholsame Schlaf, beende und lenke.
Nur wo Leben vergeht, kann neues Leben sein.
Ich bin der Schnitter, das Ende des Lebens.
Und doch sein Beginn."



Beide:

“Meine Augen jung und doch währe ich schon ewig im Reigen der freien Harmonie.
Ein Aspekt von Zweien – unverbrüchlich verbunden.
Zwei und doch eins – geboren aus dem erstem Lied.
Zwei und doch eins – Aspekte der träumenden Mutter.”



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Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 23 Sep 2020 18:08, insgesamt 3-mal bearbeitet
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