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Von blätterumwobenen Herzen.
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Eona'sala'a'tan





 Beitrag Verfasst am: 16 Apr 2020 10:29    Titel: Von blätterumwobenen Herzen.
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» Vergebung und Abschied «


Ich hörte euer Lachen im Rauschen des Meeres,
Der Wind trug eure Namen über die Berge,
Sah in den Sternen noch immer die Gesichter.
Lauschte euren Worten im Flüstern des Regens
Sah' die Spuren auf all meinen Wegen.
Doch ein Teil von mir,
wird immer bleiben,
ganz nah bei euch - bei dir.



Einhundertdreiundneunzig Jahre. Eine Ewigkeit für einen Tala, nur ein Bruchteil eines Lebens für einen Lindil oder Fenvar des Elfenvolkes. Völlig makellos waren die Jahre an der jugendlichen Waldelfe vorbeigezogen, zumindest wenn man sie rein äußerlich betrachtete. Auch eine Veränderung ließ sich kaum erkennen, denn noch immer trug sie die waldenen Schatten, die Blätter, durchschienen von der Morgensonne hinterließen, nach Außen und hinterließ den Eindruck, als würde der Frühling zum Teil in ihrem Leib geboren. Die dunkle, schimmernd und glatte Haut kennzeichnete sie deutlich als eine Eledhrim des Nuya'tan, von Eluive gezeichnet um der Natur ihren ganz eigenen Schutz zukommen zu lassen. Umgeben war sie, von den türkisen Wellen des Meeres, welche bei jedem Schritt um ihre Hüfte wankten, begleitet von den silbernen Augen ihres Vaters, Rolargra, dem Silberwolf. Nichts davon und auch ihre eigenen Wurzeln hatten sich nie verändert - sie war, wer und was sie war. Sie hatten dazu beigetragen, zu welcher Art Charakter sie sich entwickelt hatte. Sie alle hatten es, ihre Eltern und auch ihre Geschwister, welche immer einen Teil ihres waldenen Herzens in Anspruch nehmen würden. Yalhaniir, Parth'cuilei, Fey'sadriel, Eglacairwen, Celeg'glin, Lamentinu, Gwanion, Lethalon, Lu'araiel, Elu'beth, Miw', Arvinul.. Fuinor. Geformt wie ein Stück Lehm, welches erst zu wahrer und wahrlicher Form geführt werden würde, begleitet und beschützt, wie die Ricke auch ihr Kitz beschützte. Was blieb übrig von einem großen Lindilherz, wenn man es vergab und Teile davon mit den Geschwistern fort, oder zu Phanodain zurückzogen, als fester Teil ihrer selbst. Hatte Eona einen Teil ihrer Vettern, den Gram, für sich beansprucht und ihm Einlass in ihren Körper gewehrt? - es gab eine einfache Antwort darauf, denn das hatte sie. Wut, Ärger, etwas das äußerst untypisch für ihr Volk war und dennoch, sie hatte es empfunden, ebenso wie Trauer, Enttäuschung, Sehnsucht und Einsamkeit.

An dieser Stelle der Geschichte war es jedoch Zeit loszulassen, denn kein Herz dieser irdischen Welt würde diese Prozedur weiterhin aushalten. Es galt zu Verzeihen und Abschied zu nehmen. Abzuschließen und die letzten Teile des eigenen Herzens loszulassen, aufdass es sich erholen und genesen konnte, in der restlosen Freude der Welten und des Waldes. Der Fenvar ihres Herzens war erneut und auch das letzte Mal von ihr gegangen. Wie konnte man es jemandem nachtragen, dessen Sehnsucht ihn an einen anderen Ort, zu anderen Dingen und zu anderen Mittelpunkten zog. Andere Prioritäten, andere Vorstellungen, andere Wege. Siebzig Jahre ihres Lebens hatten sie miteinander geteilt, eine Zeit die Tala der Erfahrung nach nicht einmal im Ansatz ausgehalten hätten, weil sie sich langweilten oder es erst garnicht überlebten. Eona jedoch, hatte siebzig Jahre mit dem Gegensatz ihrer eigenen Selbst gelebt - güldene Haut, kämpferisch, zielstrebig, kühl und rational. Sie hatte gelernt und sich weiterentwickelt, Erfahrungen gesammelt und war an ihnen gewachsen.

Und nun war sie hier, der Wald und auch die Umgebung hatten sich keinesfalls verändert, nur die Augen und Gesichter in die sie dieser Tage blickte und die auch sie ansahen - doch sie war.. Zuhause. So fremd und doch so vertraut, geborgen. Der Wald und auch ihre Geschwister hatten ihre Arme wohlwollend geöffnet und sie abermals in ihren Reihen empfangen, denn das würden sie immer, und die Lindil war gänzlich dankbar für den neuen Halt in ihrem Leben, der Freude in ihrem Herzen, die langsam wieder glomm und ihr gepeinigtes Innerstes umschmeichelte um es zu heilen. Ihr altes Selbst kehrte mehr und mehr zurück, wuselig, hibbelig, himmelhochjauchzend und erfüllt von Glück und Gemeinschaft. Ja, loslassen fiel manchmal viel schwerer als an etwas festzuhalten, und dennoch war es kein endloser Schmerz mehr, sondern er war endlich und würde mit den nächsten hundert Jahren verblassen und verheilen, sodass man sich irgendwann in stiller und gewünschter Einsamkeit der abendlichen Ruhe an etwas zurückerinnern konnte, dass nicht mehr weh tat, sondern ein Spiegel des eigenen Lebens war, welcher nicht zerbrochen, sondern nur den ein oder anderen Kratzer bekommen hatte, welcher ihn nur umso wertvoller und einzigartiger machte.



Ihr seid die Sonne, die im Osten erwacht,
das Mondlicht und erhellt meine Nacht.
Ihr lebt für immer in jedem Element,
ihr seid das Licht, das in mir brennt.
Das Leben ist ein Kreis und wir bleiben eins.





Zuletzt bearbeitet von Eona'sala'a'tan am 07 Mai 2020 21:35, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Eona'sala'a'tan





 Beitrag Verfasst am: 21 Apr 2020 19:32    Titel: Silbernes Feuer in unendlichen Wäldern
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» Silberne Flammen in unendlichen Wäldern «
Selflanathil en'eona 'lindya




Wenn sich zur Morgenstunde der Nebel lichtet,
die Sonne ein Glitzern auf die Wälder zaubert,
und das Licht auch dich berührt,
ist es die Hoffnung, die dich führt.
Wenn die Wellen der Meere auf Felsen schellen,
die Macht des Wassers sich in Tropfen teilt,
die Natur ursprünglich scheint,
ist es die Sehnsucht, die dir bleibt



Welch kuriose Seltsamkeit, dass die Dinge und der Lauf der Zeit erst zurückkehrten, wenn man begonnen hatte sie loszulassen. Gesichter, Finger die man berührt hatte, Empfindungen die einst ganz gewiss durch das eigene Bewusstsein geschwadert waren, Gefühle, Begegnungen. Sowie die Sterne am Nachthimmel ihren Platz behielten, so gewiss war es, dass zwar die Erinnerung bleiben, gefühltes jedoch vergehen würde, wenn man es losließ. Geschlossene Türen öffneten an anderer Stelle ein Fenster und ein klarer, freier Atemzug in den Lungen befreite ein befallenes Gedächtnis von trügerischen Lasten.

Nie hatte die Lindil sich eingehender mit dem Lied befasst, welches sie klar und deutlich in sich trug, mit dem sie verbunden schien wie ein unsichtbares Band mit einer Marionette. Doch sie konnte es im Verborgenen fühlen, es spüren und es in den Winzigkeiten der Dinge hören. Sie konnte das sehnsuchtsvolle Rauschen der Blätter vernehmen, die Hoffnung aller Knospen, bald zu erblühen und von ganzer Schönheit zu glänzen und auch die Vertrautheit, wenn sie sich ihrem Baumriesen näherte, der sie mit einem wohlen Gefühl im Heim ihres Herzens willkommen hieß. Eona erinnerte sich an die Stille, die Klanglosigkeit des Baumes, nachdem Yal und all die Gefährten ihn verlassen hatten - doch wie ein neuer Frühling hatte ihre Rückkehr die Stimme des Liedes zurückgebracht. Ein Ort voller Leben, ein Platz voller Harmonie und Frieden. Etwas kitschig, müsste man denken, doch nicht sie, nicht hier, nicht über den ewiglichen und lebendigen Wald, den sie so liebte. Ja, sie liebte, ein Gefühl dass sie soviel kleiner erdacht hatte, auszumachen nur an einer Person, einem Wesen, bestimmt nur für ein anderes, weiteres Herz. Doch sie hatte sich getäuscht. Denn es gab sie in vielen Formen und Farben ihrer Selbst. Als könne man die Geräusche schmecken, die Gerüche zeichnen und die Formen hören. Das Plätschern des Wassers, welches nah an ihrem Heim vorbeifloss, das Rascheln des Lebens in den Sträuchern, das Singen des Windes in den Ästen. Dinge, für die sie lange Zeit taub, blind und geschmacklos gewesen war. Doch nun, da dürstete es sie, wie eine vertrocknete Blume in der Wüste, nach Mehr, wie auch immer diese Haltung aussehen würde. Durstig nach den Eindrücken, die der Nebelwald ihr bieten und schenken würde, gleich ob der Gestirne Gesellschaft oder des Tautropfens Begleiter.

Sie hatte es gesehen, das Sternenlicht, nicht nur am Nachthimmel, sondern in den Haaren eines Fenvar. Schimmernd als würde einer dieser Sterne seinen Platz am Firmament aufgeben um sehnsuchtsvoll auf die Erde hinabzustreifen. Der Glanz, welcher einer zu heißen, saphirblauen Flamme glich, die zu kühl wirkte aber an der man sich nicht verbrennen wollte. Sie hatte keinesfalls den Willen, sich erneut an einem ihrer kühlen, rationalen Geschwister zu verbrennen, nein, und doch hatte er ihr etwas entlockt, dass schon viele Wochen niemand mehr aus aufrichtiger Haltung von ihr erhalten hatte. Ein ehrliches Lächeln und die Freude über reine Anwesenheit. Dieser eine Funken, der übersprang, wenn man zwei Feuersteine zu fest aneinander rieb, um ihnen begehrte Wärme zu entlocken. Ein Funke von Hoffnung, klein wie der Sprössling eines Baumes, der erst viele Jahrhunderte später zu etwas heranwachsen würde. Die Hoffnung auf einen wahrhaften Neuanfang, das Loslassen alter Laster, vergangener Leiden. Das Flackern einer neu geborenen Flamme, die langsam am Holz zu wachsen begann und zu neuem Leben erwachte - oder auch zu altem, vertrauten Leben. Denn es sollte vertraut sein, dass ein Fenvar den Weg durch dichten Nebel, Wurzelverwachsungen und die Verstecke der Tiere auf sich nahm, um sie zu sehen, doch es war in weite Ferne gerückt und erst nun, hatte es die Freude des Lindilherzes aufs neue zum Glimmen und Erstrahlen gebracht, auch wenn es dem kühlen Bruder höchstwahrscheinlich völlig verborgen blieb. Das Gefühl ihrer Bestimmung nachzukommen, indem sie half und gebraucht wurde, man ihre Gesellschaft suchte, anstatt dass die Elfe selbst den Weg zu ihren Geschwistern suchte.

Vor langer Zeit hatte ihre Mutter ihr ein Glas überlassen, welches zwar auf einer hölzernen Kommode in ihrem Baumhaus stand, mit dessen Bedeutung sie jedoch nie hatte viel anfangen können. "Ein Glas voller guter Träume" - hatte sie erklärt und es in die Hände ihrer Tochter gegeben. Die Körner oder Funken darin schimmerten in allen erdenklichen Facetten, nahmen je nach Lichteinfall verschiedene Farben an und flogen, schwebten und tanzten im gläsernen Behältnis herum. Nie hatte die Lindil etwas besonderes darin gesehen, doch nun, als sie mit Nowjê in der Hängematte lag, das Glas dabei in den Händen vor sich - ja nun, sah sie im Licht des Mondes ein silbernes Korn darin herumschweben. Unter der zarten Berührung des Lichtes hatte es eine andere Seite von sich gezeigt und verdeutlichte der Lindil nur, dass all diese "guten Träume" für ihre Geschwister und ihr ewiges, harmonisches Leben miteinander standen. Sie alle waren miteinander verbunden und würden sich stets all die dunklen, schillernden, schlechten und auch guten Seiten voneinander offenbaren. Denn sie alle waren ein Spiegel ihres Gegenübers. Sie unterschieden sich zwar, doch sie alle würden einander eines Tages in völliger Blöße erkennen, der eine mehr, der andere weniger. Eines Tages, wenn ein passendes Sternenlicht auf jene Begegnung scheinen würde.



Wenn im Laufe der Jahre die Wunden heilen,
und sich langsame Narben auf der Erde zeigen,
wer weiß wie man noch gewinnt.
Wenn die Berge vor Anmut den Himmel umgarnen,
der Blick in die Weite sein Herz umarmt,
diese Kraft sich episch zeigt,
es ist die Liebe, die befreit.



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Eona'sala'a'tan





 Beitrag Verfasst am: 23 Apr 2020 22:08    Titel: Tanz der Seelen
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» Tanz der Seelen «
Sala'sándrá




Wenn die Dunkelheit über mich hereinbricht,
und's nicht aufhört zu regnen.
Ich ins Schleudern gerate, stolpre und drohe zu fallen,
seid ihr mein Geländer und mein Licht auf all meinen Wegen.
Meine Stütze und mein Stab, mein Stecken, mein Boden und mein Halt.



Wenn man ihn einmal vernommen hatte, den Seelenklang eines anderes Wesens, dessen man sich hingezogen, geborgen oder gar geliebt fühlte, wie hoch war die Wahrscheinlichkeit dass man diesen besonderen, einzigartigen Klang je wieder vergessen würde. In Momenten, in denen es noch so nah lag, schwor man sich, oder war sich gewiss, dass dieser Nachhall eines jenen Liedes nicht vergehen würde, man sich an jede dieser Facetten eines Seelenklanges erinnern würde. Doch weit getäuscht. Selbst das Gedächtnis einer Elfe war dem Vergessen unterworfen. Man vergaß, dass man die ganzen Welten auf den Lippen des anderen hatte schmecken können, den Geruch, welcher vertraut um die heimischen Kissen lag und sich in die Gedanken fraß, wie das Wasser in den dürstenden Erdboden. Eine Stimme, welche man in bestimmten Wortzusammensetzungen noch in den Ohren spürte, als wären die Worte so nah, flüsternd am eigenen Gehör. Der Farbton der Haut, wenn die Sonne sich schmeichelnd daran erfreute, ihren Glanz im gülden der Fenvar zu spiegeln, oder auch das Augenpaar, welches zugleich leuchtender Seelenspiegel oder tiefster Abgrund sein konnte. Orte, Stellen oder Situationen gaukelten dem Bewusstsein vor, dass es gestern gewesen sein musste, doch wenn man versuchte, sich an die bestimmten Momente zu erinnern, so flackerte das Bild und ließ nichts als einen fahlen Schimmer der Vorstellung zurück. Ja, man vergaß sogar die Empfindungen, die man vom anderen vernommen hatte, denn in Wahrheit waren auch sie nur das Schauspiel einer Vertrautheit, die vergangen war. Das Vergessen war ein Verräter am Leben, an den Erinnerungen, die man mit sich trug und die den Geist geformt hatten. Doch manchmal war das Vergessen die mildeste und bittersüßeste Form des Seelenheils, etwas auf das man hoffen und nach dem man sich schon bald sehnen würde. Und wenn es soweit war, dann würde ein geschundenes und verletztes, zurückgelassenes Herz aus alter Hülle hervorbrechen und zu neuem Glanz erstrahlen. Wiedergeboren im Neuanfang der ewigen Gezeiten.

Diese Art des Seelenliedes war jedoch nur ein Aspekt einer wahren Verbundenheit. Denn die Waldelfe kannte nicht nur das Band zu einem anderen Elfen, nein, sie war sich eines anderen Seelenliedes umso bewusster. Ihrem eigenen, welches tief verworren und verschlungen mit den Empfindungen und Eigenarten der Rehe vorzufinden war. Ein wahrlich treuer Bund, der erst brechen würde, wenn der Klang ihrer Seele vollends erlosch und an die Pforten des Schöpfers zurücktrat. Ein Lied, welches nur schwer vom anderen zu unterscheiden war, wenn sie sich erst einmal in anderer Gestalt wiederfand. Die Kontrolle war eine andere, die Gerüche und die Umgebung wurde anders wahrgenommen, der Instinkt glich einem fremden und war doch so vollkommen. Sie konnte das Leid ihrer Gefährten spüren, sie fühlte ihre Angst oder die taumelnde Freude am Erleben, die Neugierde auf ein dichtes Gebüsch oder die Anspannung, wenn ein fremdes Geräusch die Vögel in den Geästen aufscheuchte. Kleine Dinge, die zu großen und bedeutenden Erlebnissen wurden. Die schmalen Hufe in feuchte Erde zu setzen, die nach wunderbarer Waldluft und etwas wie Sommerregen roch. Die Tropfen auf dem Fell, wenn sie in hellen und lachenden Tönen von den Blättern hinabrollten. Sich freudig darauf stürzten, einer Pflanze ihr ganzes Leben zu schenken. Und auch das Verlieren, welches man gewiss tat, blieb man zu lange in der Gestalt seiner unbedeckten Seele. Die Bedürfnisse der Eledhrim stellten sich zurück, wie Blüten, die des Nachts ihre Kelche schlossen. Der Drang durch den Wald zu streifen und schreckhaft fortzurennen, wenn man das Heulen eines Wolfes vernahm, das Schaben am Boden um einen Geruch aufzunehmen, selbst das Schlafen unter den Baumriesen - beschützt und behütet von der eigenen, kleinen Herde. Ein vertrautes Rascheln, das sich in den Dickichten wiederfand und einen grauen Schlapplöffel freigab, welcher sich nur allzu bereitwillig dieser Herde angeschlossen hatte. Als Einzelgänger und als Begleiter, treuer Weggefährte, Seelentröster, Gesellschaft der Meditation und so furchtbar auffällig anders. Ein anderes Lied, ein anderes Wesen - nicht das der Seele, aber das des auserkorenen Lebens. Und selbst hier waren die Empfindungen der Rehgestalt eine völlig andere, als die der Lindil. Dort wo das weiße Kaninchen ihr Trost, Freude und Zuverlässigkeit schenkte, war er für die Seele des Rehs ein Teil des Waldes. Immer dort wo man ihn nicht erwartete, immer zu vernehmen, auch wenn er nicht in Sichtweite war.

Hier wurde das Vergessen weit in den Hintergrund gedrängt, denn diese Lieder würde sie nie von sich schieben, niemals verblassen lassen. Diese Erinnerung nie vergessen, denn es gab nichts als himmelhochjauchzende Erfahrungen, die sie mit niemandem anders außer diesen Geschöpfen geteilt hatte. Das Jagen durch den Nebel, das Tollen auf offenen Wiesen, Versteckspiele, für die die Fenvar kaum eine Meinung hatten. Hoffnungsträger in allen Lebenslagen. Nein, Eona hatte sich nie mit dem Lied beschäftigt, dachte sie zumindest. Doch die Erkenntnisse überrollten sie, wie die rauen Wellen den glatten, grauen Küstenstein. Nur sie selbst bestimmte, wie lange sie etwas in sich trug. Sie war die Künstlerin ihres eigenen Schicksals und ihres Lebens. Auf jeder Leinwand war nur ein gewisser Teil an weißem, unbeflecktem Stoff, den es noch zu bemalen galt. Mit den schönsten und leuchtensten Farben die der Wald in all seiner natürlichen Pracht zu bieten hatte. Doch ließ man die Farben einige Wochen und Monde trocknen, so hatte man die Chance auch die dunkleren Stellen darauf auszubessern und sie durch etwas strahlendes zu ersetzen. Der einzige Stolperstein lag darin, nicht zu vergessen wie man den Pinsel richtig herum hielt, ihn in die Farbe, in Form von neuen Seelen- und Liedvariationen zu tauchen und ihn hinterher auszuwaschen, bevor die Pinselhaare vertrockneten und nie wieder zu gebrauchen wären.



Mein Herz ist fröhlich und ich will euch danken mit meinem Lied.
Für die Gnaden und den Frieden und das Glück, das ihr mir offenbart.
Für die Burg, die ihr seid und die Zuflucht, die ihr ganz allein gebt.
Für die Liebe, die Perspektive, die Erkenntnis, Freiheit, Hoffnung und die Kraft.





Zuletzt bearbeitet von Eona'sala'a'tan am 24 Apr 2020 17:18, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Eona'sala'a'tan





 Beitrag Verfasst am: 27 Apr 2020 21:02    Titel: Gold wie der Sonne Licht
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» Gold wie der Sonne Licht «
Pyr'a 'en Shae'dir



Aus Feuer und Wasser,
aus Wind und Stein gemacht.
Im dunkeln erschaffen vom ersten Licht entfacht.
Ein Funkeln von Leben die ganze Welt blüht auf,
bis in den Himmel hinauf.


Hier kannte sie sich aus, hier war sie sogar eine kurze Weile ihres ewigen Herzschlages heimisch gewesen, wenngleich es sich niemals nach einem wirklichen Zuhause angefühlt hatte. Dennoch war sie willkommen gewesen, wie ein seltenes Geschöpf in der schnellebigen und oberflächlichen Welt der Tala. Die goldene Stadt, das Reich der Sonne. Steinmauern, erbaut aus den strahlengleichen Tränen ihrer eigenen Schöpferin, den kleinen Körnern, welche eine ganze Stadt zerstören konnten, bekamen sie nur genug Aufschwung vom Wind, um sich stürmisch und peitschend zu sammeln, eine Einheit zu bilden und großes Chaos anzurichten. Doch auch dieser Ort hielt viele Erinnerungen in ihrem Gedächtnis bereit. Gastfreundschaft, Zuneigung, Freundschaft und der Beginn einer Liebe, die so tief verwurzelt gewesen war wie ein Baum. Waren die Wege ihrer Schöpferin doch unergründlich, und so sah man nie genau, welcher dieser Keimlinge ein ewiges Leben besaß oder welcher verging, weil ihm die Energie, das Vertrauen, das Wasser oder die Freiheit fehlte - welchen ihrer Zöglinge sie mit sanften und liebevollen Fingern berührte, oder welchen sie ihrem eigenen Schicksal überließ. Nicht jeder Baumriese war einem Sturm gewachsen, einem Gewitter oder einem Krieg, nicht jedes Lebewesen dieser Welt dazu bestimmt zu überdauern.

Temperaturen machten der Lindil nichts aus, selbst wenn sie wirkte wie eine zarte Blüte, die in der Hitze der Wüste vergehen würde, verwelken ohne den strahlenden Sonnenschein, welcher sich durch den Nebel warf. So hatte sie sich einen Moment gar selbst betrachtet, als würde sie von oben auf sich selbst hinabsehen, als sie diese goldene Stadt ein weiteres Mal betrat. Viele Jahre schon, sah man ihr die Unsicherheiten von Damals nicht mehr an - sie war gewachsen und hatte einen kleinen Teil ihrer kindlichen Ader, mit all den Erlebnissen hinter sich gelassen oder sogar eingebüßt. Doch selbst wenn man es von Außen nicht erahnen würde, die Unruhe war dort. Sie rieb unangenehm unter der Hautoberfläche, kribbelte und wollte mit aller Macht hinaus. Wie so oft fand man den Ruhepol allerdings in ihrer unmittelbaren Nähe, auch wenn dieser sie umso nervöser hätte machen sollen. Die kühle und ruhige Ader des Fenvar strich auf ihren waldenen Schopf hinüber und hielt sie am Boden verankert. Selbst wenn der Verlust noch immer wie eine sanfte Regenwolke über ihren Gedanken hing, genoss sie die Anwesenheit dieses Liedes, teilte sogar den Ort mit ihm, von welchem wohl der größte Wehmut ausging, auch wenn der Fenvar selbst es nicht ahnte. Der leise und ziehende Schmerz ließ nach, denn Selflanathil machte diesen Platz erträglicher, wenn sie die Freude in seinen Augen erblickte, oder das sanfte Lächeln von der Seite spürte, wenn er sie beobachtete. Eine Freude, welche sie vollen Herzens teilte und von der sie sich gänzlich erfüllen ließ - alles andere, vergangene und belanglose weit von sich schiebend. Selflanathil - die silberne Flamme, die sie stets in seinen Haaren sah. Eine ganz andere Nuance, welche sie ein wenig an die eigenen Seelenspiegel erinnerte, so diese nicht gerade in überwältigtem Türkis pulsierten oder sich dem Ton von verhangenen Wolken hingaben.

Zurück im heimatlichen, unendlichen Nebelwald, während die Sterne bereits ihr Himmelszelt bezogen hatten und in strahlender Schönheit ein sanftes Licht abgaben, fand die Elfe sich auf einem schmalen Brett wieder, welches an zwei Seilen befestigt, unter einem Baum hing. Erinnerungen soweit das Auge reichte und doch, wenn sie den Bach entlang sah, so konnte sie das silberne Lied bereits erahnen, welches in gänzlicher Ruhe über den Fluss des Baches trieb. Keinerlei Oberflächlichkeit, keinerlei Unterschied, auch wenn die Haut eine andere war - nur das reine und klare, beruhigende Lied, welchem sie bereits jetzt viel zu gerne lauschte und dessen Klang eine gewisse Neugierde in der Lindil freisetzte. Vor einiger Zeit hatte sie sich gefürchtet. Vor der Ungewissheit darüber, was als nächstes kommen, was passieren könnte, oder einfach über sie hineinbrechen würde. Was käme nach dem Ende eines Seelenliedes, einer gewissen Seelenverbundenheit? Als sie dort saß und sich zu einem sanften Schaukeln vom Waldboden abstieß, hatte sie die Antwort auf ihre Frage gefunden. Was nach dem Verklingen eines Liedes kommen würde, war das Leben, denn es würde weitergehen - immerdar. Jedes Geschöpf und jedes Lied hatte seine Zeit, ehe eine neue anbrechen würde. Allein die Götter würden darüber entscheiden. Bis dahin konnte man der Sterne Glanz nicht überdrüssig werden, denn nie würden sie an Schönheit und Hingebung zu den Welten verlieren. Man würde sie preisen und betrachten, bewundern und beobachten, ihren Weg am Himmelszelt verfolgen und sie gelegentlich auch in anderen Dingen wiederfinden. Einem Spiegel des Wassers, einem Spiegel der Seele, oder auch in den Strähnen, die mancher Gesicht umschmeichelten. Eine Lichtung unter dem Mond.


Wir füllen die Erde mit Licht und Lebensgeist,
wir folgen den Strahlen, die uns der Morgen weist.
Geschaffen aus Träumen,
leicht wie ein Flügelschlag.
Von allen Göttern bewacht



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Eona'sala'a'tan





 Beitrag Verfasst am: 02 Mai 2020 15:47    Titel: Magisches Wasser unter dem Mond und den Sternen
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» Magisches Wasser unter dem Mond und den Sternen «
Mandrawa'o en-madaya 'dha



Wer weiß die Wege der Fügung,
wer kennst schon heut sein Glück.
Die Nacht führt uns zueinander,
Ich seh's in einem Blick


Flackernd warf sich das Spiegelbild des allsehenden Mondes in die dunklen und von Abend umhüllten Wellen. In trauter Gemeinschaft, hatten sich auch die Sterne in milden, sanften oder auch strahlenden Himmelskörpern hinzugesellt. Fern vom Nebel des ewigen Waldes lag sie dort, bäuchlings auf dem weichen Bett des Grases, behütet nicht nur vom Baumriesen, welcher sein Geäst bis weit über das Ufer ragen ließ, sondern auch von den Seelenspiegeln des Himmelsreiches, welche vom Glanz der Sternschnuppen umrandet waren. Die Zeit verging, wahrlich. Doch schien sie viel schneller zu rennen als all die Jahre zuvor. Woher war sie gekommen, um sich ungesehen und auf leisen Sohlen in das Lindilherz zu stehlen. War geschlichen, lautlos gewabbert und hatte sich erneut im grün bekleideten Körper der Waldelfe wiedergefunden - die Leichtigkeit. Gar schmerzhaft hatte sie jene Eigenschaft gesucht, unwissend darüber, dass sie stets im Inneren vergraben war, naiv zu glauben, dass man diese Leichtigkeit an die Zeit selbst verlor, wenn man nur genügende Jahre hinter sich brachte, dümmlich daran zu denken, dass ein einzelner Fenvar sie ihr rauben und für immer festhalten könne.

Es war Abend geworden und die Stille kehrte selbst in die hellsten aller Klänge der Natur ein. Das leise Surren der Glühwürmchen, die sich unter der Baumkrone gesammelt hatten, blieb zurück. Das Rauschen des Meeres und dessen Widerhall im Himmel, gesellte sich beruhigend hinzu. Das Plätschern von Wasser an den Felsen, wenn sie sich verzweifelt daran brachen und zu ihrem Ursprung zurückkehrten. Doch all die Geräusche die sonst, Dank ihres Schöpfers, soviel lauter klangen, verblassten für den Moment, wenn sie die Stimme Selflanathils in ihren Ohren vernahm. Worte, Situationen und auch Erinnerungen rannen über Lippen, in welche sie zuvor fest eingeschlossen waren, da das Herz und der Wille zu fest an ihnen hielt. Doch sie trieben wie träge Nebelschwaden empor, kaum dass sie die Lippen der Lindil verlassen hatten, anvertraut nur der einen Silberflamme, während tausend andere von ihnen, mit ewig verschlossenem Munde und dem Glanz des Nachtes Schein, am Firmament darüber schweigen würden. Das Gefühl welches sich in Eona ausgeweitet hatte war Vertrauen, etwas graziles, fragiles und scheues, das man füttern und nähren, dessen man sich vorsichtig nähern musste, bis keine Chance mehr darin bestand, dass es sich auflösen und schwinden würde. Nicht das Vertrauen einer Waldelfe, sondern das zarte Band zu einem Geschöpf des Waldes, dem Seelenlied der Rehe, welches der Fenvar ohne Zweifel gesehen und erkannt hatte.

Berührt hatte sie es, das Sternenlicht. In mutiger Sekunde und getrieben vom Drang sich bemerkbar zu machen und einen Hauch ihres Liedes in ihm zurückzulassen, in stiller Hoffnung, dass sie es dennoch heimlich und im Stillen tun konnte. Sich eingeredet, dass er es in tiefer Versunkenheit seiner Meditation nicht erkannt hatte, doch seine Worte hatten den Glauben ihrer Annahme Lügen gestraft. Und da war noch etwas, dass sie lange Zeit nicht so intensiv empfunden hatte - Verlegenheit. Das Gefühl, dass die letzte Wärme der Abendsonne sich unter der Haut ihres Antlitzes gesammelt hatte und nun verdichtete, gar den zarten Schimmer der Abendröte unter der waldenen Erscheinung freigab. Wenn sie mit den Fingern über das weiche Gras und die Moosdecke striff, die sich darunter befand, so konnte sie es noch immer an den Fingerkuppen spüren. Eine neue, eine nahe Erinnerung, die noch lange in ihrem Kopf leben würde, ehe sie sich dem Funkeln des Vergessens unterwarf.

Tief in der Nacht, während die Schwärze sich allmählich wie ein Vorhang über das Wasser und die Wälder legte, pulsierte die Wärme auch in ihren Fingern. Eine Berührung, die der reinen Höflichkeit galt, dem zuvorkommenden Verhalten eines Hochelfen, welche man stets so vorbildlich erblicken konnte. Ein einzelner Handstrich, der erste seit unzähligen Monden, vielleicht sogar Jahren. Der Erste, seit eine andere Berührung an der Seite ihres Körpers entlanggestriffen war, um sie einem Kraulen gleich, der Meditation näherzubringen, sie einzuhüllen, beschützt und behütet. Auch hier war sie geborgen, doch es war anders. Besonders und neu, ungewohnt und doch so vertraut, scheu und schüchtern, mutig und nähernd. Bevor sie sich dem Wald zuwandte, welcher in heimischer Verborgenheit der Dunkelheit preiste, konnte sie es spüren - die Wärme seiner Hand, die auch durch seine Augen floss, wenn er lächelnd zu ihr hinabblickte.


Als uns die Klänge entführen,
und uns der Zauber trifft,
ein Funkeln in den Augen,
im Bann des Sternenlichts.





Zuletzt bearbeitet von Eona'sala'a'tan am 02 Mai 2020 15:55, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Eona'sala'a'tan





 Beitrag Verfasst am: 07 Mai 2020 21:26    Titel: Ewiges Wasser
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» Ewiges Wasser «
Eóna' alwá



Immer weiter wird der Regen fallen,
wie Tränen von einem Stern.
Weiter und weiter wird der Regen sagen,
wie zerbrechlich wir sind.


Strahlend blau konnte es sein, dunkel türkis schimmernd, berührt von Nebelschwaden des Waldes, aufgewühlt durch einen lebendigen Handstriff, klar und farblos, sodass man die kleinsten Tupfen grüner Pflanzen darin erkennen konnte, funkelnd, wenn der Regen auf das Wasser plätscherte, lebhaft, vom Wind erweckt und unruhig gestimmt oder völlig bewegungslos, glatt wie die Fläche eines Kristalls, eine beruhigende Woge des Lebens. Wie magisch es anziehen konnte, sodass man sich gar dazu gezwungen fühlte, eine Hand auszustrecken und mit den Fingerspitzen danach zu haschen, zu erfühlen wie warm oder kalt es über die Haut perlen und sich in winzige, klare Tropfen aufteilen würde. Ein so reines Element, welches in der Lage war ganze Berge zu versetzen, einen Weg durch die kleinste Felsspalte zu finden oder ganze Täler zu überschwemmen. Gefangen im ewigen Kreislauf der Gezeiten, von der Sonne hinaufgetrieben um sich liebevoll in schneeweißen Wolken zu verfangen und lebensspendend zum Erdboden hinabzufallen. Nichts auf den Welten konnte sich ein Leben wünschen in dem es kein Wasser gab. Trostlos würden die Klänge der Natur vergehen, ein Klagelied wäre das letzte auf ihren Zügen. Doch war es wahr, dass Wasser womöglich eine Erinnerung besaß? Wieviel Kriege, Trauer, Kummer, Tränen und Blut, wieviel Freude, Leben, Liebe und Aufopferung hatte es bereits erblickt? War es gar seine Bestimmung die Welten zu betrauern, auf die Verluste oder auch das erblickte Glück hinabzuweinen? Salzige Tränen die das Gesehene unter sich begruben und den fruchtbaren Boden darunter zu beleben. Was für schreckliche Momente es erblickt haben musste, dass es sich selbst aufgegeben hatte, um im tümpelartigen Grün dahinzutreiben, starr, blubbernd, resigniert. Dort wo es an manchen Stellen von bedrückender Stille des Wassers nur so schrie, konnte man an anderen Orten das klare Lachen einzelner Tropfen vernehmen, wie sie sich freudig auf das Leben stürzten und sich einen Wasserfall hinunterperlen ließen. Glitzernd, wie die spielenden Welpen eines Wolfes oder die aufgeregten Küken eines Nestes, wenn die Nahrung nicht nicht mehr fern war.

Eona hatte es erblickt, denn schon oft hatte sie diesen besonderen und magischen Ort besucht. Wenn sie ehrlich war, so konnte sie die eigenen Erinnerungen an diesem Wasserfall kaum an zwei Händen zählen und dennoch, hatte sie sich ebenso lange Zeit von der Brücke am Wasserfall ferngehalten. Die Seerosen trieben in voller Blüte auf der Oberfläche, während ein seichtes Wanken von ihnen ausging, da das Plätschern des aufgewühlten Wassers sie anstupste. Die Libellen flogen tief hinüber und setzen sich in schimmernden Körpern auf den Blättern ab, und selbst des Abends, tanzte das Licht des Mondes und seiner Kinder im blauen Schein. Wenn man genau darüber nachdachte, musste das Wasser ein klagevolles Leben führen, wenn es auch niemals die Ernüchterung ertragen musste, allein zu sein, einsam oder gar verlassen. Denn selbst die Welten malten ein Freudenbild, wenn Regen und Sonne sich heimlich striffen. Ob der Wasserfall sich an die Male erinnerte, als ihr eigenes Lied Teil seiner Anwesenheit gewesen war? Die vollkommene Liebe, das schnell hüpfende Glück und den meerestiefen Kummer, welchen sie bei sich getragen hatte. Es lag fern, dass der Tag kommen würde, an dem es die Waldelfe dorthin zurückzog, verzaubert, als würde ein unsichtbares Band sie lenken und führen. Doch dieses Mal war sie ohne das schwere Herz von zuvor hierher zurückgekehrt, es war leicht und pochte nervös, wie ein kleiner, junger Vogel, in ihrer Brust.

Ein güldenes Band, welches abermals berührt und zum Schutz gehalten wurde. Warm und leuchtend, sodass es eine feine Kälte zurückließ, als es losgelassen wurde, wie das Sonnenlicht, wenn es sich einen kurzen Moment hinter eine Wolke zurückzog. Doch es war nicht weit weg, nur geborgen und würde zu seiner Zeit wieder hervortreten, um sich anschmiegsam und lindernd über alles Vergangene zu legen und auch die schmerzenden Erinnerungen durch eine hingebungsvolle zu ersetzen. Vielleicht trieb auch die Erinnerung, all das Leid, der Schmerz und der vergangens gesehene Hass des Wassers mit jedem Male in die Lüfte empor, um bei jedem neuen Schauer nur das reine und klare Leben hinabfallen zu lassen, erneuert, neugeboren, frei. Frei von allen negativen Erlebnissen, sodass nur das Vollkommene zurückblieb. Ein schöner Gedanke, musste die Lindil zugeben. Dennoch würde sie zu gern in das Wasser sehen und es verstehen, seinen Weg, sein Leid, seine Erfahrung. Das Erlangen von Wissen, wenn sie die Füße oder die Finger danach ausstreckte. Seltsam, welche Gedanken zweier Köpfe kamen, wenn sie nur hin und wieder zwei Schritte zurück, als einen voran machten. Gleich an welchem Platz man es betrachtete, die Sonne würde irgendwann hinter den schützenden Wolken hervorbrechen, sich einen neuerlichen Weg bahnen und alles mit einem warmen, strahlenden Band umschmeicheln. Sie wusste, dass der Wald sich stets danach sehnte.


Der Regen von morgen wird die Flecken wegspülen,
sie in der Wärme der Abendsonne trocknen.
Aber etwas in unseren Gedanken wird immer bleiben.



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Eona'sala'a'tan





 Beitrag Verfasst am: 23 Mai 2020 10:45    Titel: Erinnerung an das glücklich tanzende Herz
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» Erinnerung an das glücklich tanzende Herz «
A’bâo sala córm en' márth



Willst du noch träumen, so folge mir.
In deinem Herz muss die Reise beginn'.
Nimm meine Hand und öffne die Tür,
sing' mit mir, bis das Herz wieder klingt.
Willst du noch träumen, so folge mir.
Unser Lied lebt, solang jemand es singt.



So sehr man sich im Leben auch wünschte, dass Erinnerungen verblassten, so schnell würden sie sich immer wieder einschleichen. Eine Art besonderer Punkt, eine Berührung oder ein gewisses Wort, eine Geste oder ein Anblick - und man konnte es fühlen, ein leidvolles Ziehen in der Brustgegend, dort wo man die vielen Jahre seines Lebens ein Herz vermutet hatte. Tage, Wochen, Monde und Jahre später jedoch, stach es nicht mehr unerbittlich, sondern nur sanft. Ein kleiner Piekser der erzählte, dass dort etwas gewesen war, etwas dass man verstoßen und ausgemerzt hatte wissen wollen, im Gedanken verfallen, dass es niemals enden sondern ewig schmerzen würde. Die Vorstellung, dass all das empfundene Glück, all die himmelhoch jauchzenden Gefühle niemals endeten, sondern sich bittersüß im Gedankenkreis umherzogen, wie ein Gewitter, welches nach der Wasseroberfläche griff und sich zu drehen begehrte, um auf ein neues über die Erde einzubrechen. Doch der tiefe Stich wurde zu einem Pieken und jenes entwickelte sich zu einem dumpfen Pochen zurück, milderte das schmerzlich empfundene zu einem einfachen, vergangenen Teil des Lebens. Ein Teil, welcher fraglos dazu beigetragen hatte, was aus einer Seele geworden war, eine Erinnerung die den Glauben zurückließ, dass er einzigartig und nie wiederkehrend war. Doch dann plötzlich, irgendwann, eines fernen oder nahen Tages, würde man erkennen, dass diese Erlebnisse gewiss ein Einzelstück ihrer Natur waren, nicht jedoch einsam in ihrem Vorkommen.

Mit den Fingern war Eona dem Begehr, der tiefen Sehnsucht, nachgekommen und hatte über den güldenen Handrücken gestrichen, ihre Hand auf der Haut der Seinen abgelegt. Keine dargebotene Geste zum Vorwand, kein Angebot welches sie zaghaft angenommen hatte, sondern einzig und allein ihr eigenes Bedürfnis ihn zu berühren. Wenn sie ehrlich war, wäre sie lieber ein Stückchen an den Fenvar herangerutscht, um den nachdenklichen und viel zu aktiven Kopf eine Weile schweigend und behütet, sicher gebettet auf seiner Schulter anzulehnen, oder hätte gar den Hauch eines Kusses auf seiner Wange platzieren wollen. Doch gleich, ob sie diese Taten bereits in ihrem Leben verzeichnen konnte, hier war es anders, völlig anders. So sicher sie sich ihres Wissens auch war, so selbstbewusst sie über die Dinge wie Kräuter, Elixiere oder Verbände auch sprechen konnte - war sie mit ihm allein, so flammte etwas in ihr auf. Unsicherheit, Angst, Verlegenheit. Berührungen hüllten sich in einen Schein aus Ungewissheit, fast als wären sie nie zuvor dagewesen. Was sie jedoch erkannte war die Sehnsucht in seiner Nähe zu sein, das Bedürfnis des Nachts unter seinen wachsamen Augen zu versinken, sich der Stille hinzugeben und in einem Traum zu ruhen. "Das ist ein kindlicher Gedanke Vayselja", hätte ihr Vater sie gescholten und gleichsam ein liebevolles Lächeln auf seine Tochter gelegt, doch war sie genau so nicht schon immer gewesen? Ein träumerischer Geist, der das Eine, wahrliche Glück suchte.

Des Abends in der Hängematte, mit Nowjê, der auf der Seite liegend vor ihrem Bauch seinen Platz gefunden hatte, überlegte sie, was ihre Mutter darüber sagen würde. Der Fluss des Lebens fließt beständig, der Sand rieselt in die Uhr hinab und so er aufgebraucht ist, dreht man sie, damit er stetig weiterfließt. Sie würde sagen, dass es das Schicksal war, egal was passieren würde. Ein Gleichgewicht aus Licht und Schatten. Ihrer Tochter war etwas genommen worden, und im Austausch hatte man ihr etwas gegeben, dass das Herz neu erfüllen würde. Und es erfüllte ihr Herz wahrlich, denn dort, wo sie das lindlische Grün ihres Innerstes eine lange Weile nur vermutet hatte, flatterte es unruhig, wenn auch nicht beunruhigend. Zumindest nicht für sie, denn das Schlappohr von Hase betrachtete sie argwöhnisch aus seiner bequemen Position und sie wusste, dass er zu verstehen versuchte, was in der Lindil vorging. Diese strich zwar gleichmäßig das Fell entlang, die Gedanken allerdings ließen sich kaum vom Fingerstriff am Abend ablenken. Das Sternenlicht hatte den dunkelgrünen Schatten des Waldes gestriffen, ihn eine Weile erhellt und eine neue Erinnerung platziert. Das Spiel zwischen den Gegensätzen - doch wie schön der Wald doch strahlte, wenn das Licht durch den Nebel brach und die Blätter des ewigen Lebens umhüllte.



Schließ deine Augen, komm, folge mir.
An diesem Ort warst du früher zuhaus'.
In deinen Träumen warst du stets hier,
sing' mit mir, jetzt, da die Welt Lieder braucht.
Schließ deine Augen, komm, folge mir,
sing' für das Leben, wenn alle Welt schweigt.



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