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Eine Sammlung an Erinnerungen
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Eine Sammlung an Erinnerungen
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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 05 Nov 2019 11:21    Titel: Eine Sammlung an Erinnerungen
Antworten mit Zitat

Wenn du dies findest, zögere nicht, es zu lesen. Es sind deine Erinnerungen.
Wie das sein kann? Sie wurden dir geraubt, um das Gleichgewicht zu wahren. Das soll womöglich der Grund dahinter sein. Erinnere dich zunächst daran: Du bist selbst der Verfasser dieser und aller kommenden Zeilen gewesen. Zeilen, über die du sonst schweigen musst. Geschehnisse, die du keinem erzählen kannst und darfst befinden sich darunter, aber auch Erinnerungen, die allein deine Familie betreffen, insbesondere deine Frau.
Noch während du liest, musst du sie suchen und ihr helfen. Helfen, sich zu erinnern. Helfen, wieder sie selbst zu werden. Helfen, dass sie der Wahnsinn nicht einholt. Dein Herz wird dich führen, da bin ich mir sicher. Denn das hat es schon einmal. Vielleicht erinnerst du dich, als sie einst mal verschwand. Dein erster Sohn war noch klein. Du hattest ihn in Obhut gegeben, damit du dich auf deine Frau, Majalin, konzentrieren konntest, ihr helfen konntest und dir selbst damit auch. Vielleicht erinnerst du dich an deine damalige Verzweiflung sie verloren zu haben, weil sie nichts mehr von all dem wusste, was euch verband, an diese seltsamen Statuen, die all ihre Erinnerung bewahrt hatten. War es so? So hast du es jedenfalls noch im Kopf. Die Statue unten in euren Kellergemäuern erinnert ja auch stetig daran. Bewahre sie gut auf, auch wenn ihr alles vergessen habt. Sie wird dich auch hierhergebracht haben, zu der Mappe mit deinen Erinnerungen.
Du hasst diese Statue eigentlich, hättest nie gedacht, dass sie dir mal von Nutzen sein würde. Sie birgt so viel Schmerz für dich, dass du sie lieber in euren gemeinsamen Erinnerungsraum weißt, als draußen irgendwo im Garten oder dort, wo andere sie sehen können. Also, andere außer der Familie. Immer wenn die Kinder fragen, warum die Statue dort steht, sagtest du nur: Es war ein Geschenk an eure Mah.
Sie wissen nichts von ihr und ihrem wahren Sein. Davon, was sie ist, und was sie eigentlich wirklich alles kann. Für sie ist sie einfach und dennoch vollkommen ihre Mah. Eine Hebamme, blind, aufopferungsvoll, liebevoll zu ihren Kindern, streng zu ihrem Mann zuweilen, das Gleichgewicht auch in der Familie. Sie ist die Erde. Du bist das Feuer. Kieselchen und Feuerstern.

Du wirst versuchen deine Erinnerungen zu sammeln. Vom ersten Moment des Erkennens bis heute. Vielleicht gelingt es nicht ganz in der chronologischen Reihenfolge. Es ist so viel passiert in der Zeit. Aber dennoch wirst du es versuchen. Zumindest wirst du das zusammengefasst haben, was dir am Wichtigsten scheint und andere Erinnerungen vielleicht zu wecken vermag, von ganz alleine.
Um zu unterscheiden, ob es Vergangenes ist, oder etwas, was gerade passiert, wenn du schreibst, wirst du es entsprechend markieren und später sortieren. Darum ist es ein loses Blattwerk, was du in eine Ledermappe legen wirst und mit mehreren Öltuchern schützen wirst, um es vor Verfall und Schaden zu bewahren.
Erinnerst du dich?




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Lucien de Mareaux





 Beitrag Verfasst am: 12 Nov 2019 00:24    Titel:
Antworten mit Zitat


Mein wunderbares Kieselchen,

ja, das ist dein Spitzname, den ich dir irgendwann einmal gab. Er passt zu dir und deiner Affinität zur Erde. Wann es dazu kam und weshalb, dazu erzähle ich aber später einmal mehr. Jetzt möchte ich mich erstmal unseren Anfängen widmen.
Ich war noch recht frisch auf Gerimor gestrandet. Die Schrecken der Vergangenheit hatten mich noch nicht ganz losgelassen, allerdings wurde ich hier dennoch herzlich aufgenommen von einer kleinen Schaustellergruppe, dem Nachtvolk. Vielleicht erinnerst du dich noch an die Konstellation aus den Anfängen: Anney, Karawyn, Tulena, Will und.. irgendwen habe ich bestimmt selbst schon wieder vergessen. Es war gerade im Goldblatt, als wir das erste Mal gemeinsam auftraten.
Ich durfte mich im Messerwerfen austoben, und Neyla war damals so mutig sich an die Holzwand dafür zu stellen. Es ist wirklich lange her. Wir hatten, glaube ich, sogar eine Hochseilnummer und noch so einiges mehr zu bieten. Und im Publikum saß der damalige Emir mit seiner Entourage. Ich kann mich daran deshalb noch so gut erinnern, weil ich die Menekaner dort zum ersten Mal in meinem Leben antraf und ich darüber recht fasziniert war, denn der Emir war damals noch ein recht junger Bursche, wenn ich das recht im Kopf habe.
Als die Festivität vorbei war, standen wir in der Nähe des Austragungsorts noch herum und quatschten. Ich habe dich damals an uns vorbeigehen sehen. Anney verriet mir deinen Namen, und auch, dass du blind seiest. Wenn ich ehrlich sein soll, war ich fasziniert davon, denn es machte auf mich den Eindruck, als würdest du dich mit traumwandlerischer Sicherheit bewegen, dort, wo du lang gingst. Und was meine Blicke ebenfalls anzog, waren vor allem deine Haare, die wir Herbstlaub in der Sonne glänzten.

Allerdings entwickelten sich die Dinge dann erstmal anders, als gedacht und es sollte noch ein Weilchen dauern, bis wir mehr miteinander zu tun bekamen. Es blieb bei gelegentlichen Treffen in einer Taverne, oder hier und da mal in Bajard. Wir kamen erst richtig in Kontakt durch Lilian, oder vielmehr, durch die Probleme mit dem Vulkangeist und dessen Auswirkungen. Ab da sahen wir uns öfter und ab da war ich auch öfter auf der Sumpfinsel zu Besuch und versuchte zu helfen, wo ich konnte. Nicht ganz uneigennützig, muss ich zugeben. Unsere Gespräche gaben mir viel und holten mich nach einer missglückten Liebschaft wieder zurück ins Leben, wenn man so will.
An eines erinnern wir uns heute beide noch sehr gut. Das Gespräch kurz nach meiner Trennung: Ich gönnte mir die Unverfrorenheit dich zu fragen, wann wir heiraten. Die Antwort war – sinngemäß – in einer Ewigkeit. Und irgendwie gelang es mir die Ewigkeit auf 8 Monde zu verkürzen.
Ich begreife heute noch nicht ganz, wie, aber es freut mich nach wie vor, dass es mir gelang.
Und ich werde nie den ersten Kuss vergessen, den wir teilten. Es war einer von der wirklich unschuldigen Sorte, einer der das Herz höherschlagen ließ, ohne dass mehr folgen musste, als eben dieser eine kleine Kuss.
Den nächsten Tag verbrachten wir damit uns gegenseitig zu verraten, wer wir waren. Geheimnisse, die keiner wusste und jedes Geheimnis davon hätte einen jeden von uns in schwere Probleme stürzen können, hätte der andere nicht den Mund darüber gehalten. Es war wie ein Schwur, ein Eid, den wir schon jetzt leisteten, nach dem ersten Kuss direkt.
Ich erinnere mich noch immer an die welken Blumen, die einen Moment vorher noch strahlend blühten, weil du sie hast welken lassen. Wie? Du kannst im Lied wirken. Vielleicht hast du es nur vergessen. Du hast mir damals erzählt, dass du zu den Heilerinnen im Sumpf gehörst. Dass ihr eigentlich Schwestern seid, im Lied wirken könnt, im Verborgenen bleibt und für das Gleichgewicht einsteht. Ich war davon fasziniert, wie ich es heute noch bin.
Und ich erzählte dir von Etienne, werde es auch dieses Mal wieder tun, wenn du willst. Erzählte von meinem Vater, von dem, was mir zuhause wiederfahren. Wir erzählten viel in der anfänglichen Zeit, wir stritten auch oft und trotzdem wurde aus uns nach und nach eine unverbrüchliche Einheit, stetig begleitet von deiner Sorge um mich, denn ich bin einem Ruf gefolgt, der stets damit einherging, dass ich mich in Gefahr begab, während du dich als Hebamme etabliertest, und gelegentlich auch als Heilerin in kleinem Rahmen. Ich habe in all den Jahren so viel von dir lernen dürfen. Keine Ahnung, ob es mir auch gelang, dir etwas beizubringen. Aber ich hoffe es. Jedenfalls bin ich für all das, was du mir gezeigt hast, sehr dankbar. Auch heute. Vielleicht sogar ganz besonders heute. Und für unsere drei wundervollen Kinder, die ihre Mutter brauchen und lieben. Vorbehaltlos.
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