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Wie ein geprügelter Hund
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Wie ein geprügelter Hund
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 18 Sep 2019 07:07    Titel: Wie ein geprügelter Hund
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In der dunklen Zelle saß ein junger, sehr verletzter Mann auf altem Stroh. Es roch etwas muffig. Nicht, dass es wirklich unsauber gewesen wäre, aber es hatte sich auch niemand die Mühe gemacht, das Stroh zu wechseln. An den Gittern gelehnt atmete er erleichtert durch, wenn eine kühle Brise durch das hohe Gitterfenster kam. Es tat den überaus schmerzenden Brandwunden gut, auch wenn er in seinen dünnen Kleidern fror. Die Wachen und Offiziere des Regiments hatten ihm sogar angeboten einen Heiler zu holen und es muss wirklich wahnsinnig dumm erschienen sein, dass Terren das ablehnte. So richtig wusste er auch nicht, ob es wirklich klug war, aber an seinem Urteilsvermögen zweifelte er sowieso schon. Er klammerte sich an den Gedanken, dass damit seine einzige Hoffnung, hier herauszukommen, vertan gewesen wäre. Es war sowieso schon ein Wunder und wahrscheinlich nur dem Umstand geschuldet, dass man ihn für blitzblöde und zu verletzt hielt, dass er es schaffte seinen Notdietrich zu verbergen und in seine neue Hose zu schmuggeln. Dieser Korporal war sehr wachsam und dass er ein Magier war, hatte nicht nur für Überraschung bei Terren gesorgt, sondern auch für die ordentlichste magische Tracht Prügel, die er jemals einstecken musste. Das einzig Gute daran war, dass er dadurch von den anderen Wachen nicht verprügelt wurde, was ihm mehrmals angedroht wurde. Ein schwacher Trost, wie er sich unter einem leisen Schmerzenslaut, als er sich wieder bewegte, eingestehen musste. Aber hätte er einem Heiler zugestimmt, dann hätte er seinen Weg zur Freiheit nicht mehr verstecken können, dessen war er sich sicher. Er hoffte, dass sein übertrieben heldenhaftes Getue nicht zu durchschaubar wäre um den Medikus zu vermeiden, aber anscheinend hatte er da auch wieder Glück und hatte den richtigen Ton getroffen um den Feldwebel zu verärgern und weitere Strafen in Form von kein Essen und keinem Heiler zu kassieren. Gelernt hatte er, dass er sich mit diesen Leuten nicht anlegen wollte. Er fürchtete sich. Aber er fürchtete sich auch davor, was passieren würde, wenn er nicht mehr wegkäme. Verzweiflung machte sich in seinen Gedanken breit.

An diesem Tag hatte er noch etwas zu essen bekommen und er kauerte in der Zelle, sich so wenig wie möglich rührend, um seine wenig verbliebene Kraft zu sparen. Diese Helisande hatte ihn erschreckt mit ihrer Ankündigung, dass er ab dem nächsten Tage für das alumnische Reich Holzhacken sollte. Terren war sich sicher, dass, wenn er das erst einmal tat, keine Kraft mehr finden würde um zu fliehen und wahrscheinlich an der Erschöpfung und seinen Verletzungen sterben würde. Also musste es heute Nacht getan werden. Wie er zu Alanna sagte, spielte er die Karten, wie sie kamen. Der junge Schurke hatte sie angelogen, als er meinte, dass er die Dinge tat, um das Richtige zu tun. Er glaubte es selbst, aber als er noch darüber nachdachte als sie ging, wusste er, dass er sich etwas vormachte. Er machte die Dinge, wie er es für richtig hielt und was ihm nützlich erschien. Eine von zwei Lügen. Sein dunstiger Verstand schalt sich selbst, hier unnütze Überlegungen anzustellen. „Spare Kraft, warte auf die Gelegenheit“, sagte er in Gedanken zu sich selbst.

Die Gelegenheit sollte ein paar Stunden später, als es schon dunkel war, kommen. Die Wache hatte es Leid den wimmernden Kerl in der Zelle zu ertragen, oder Alatar mochte wissen warum, und ging die Treppe hoch in die Wachstube zu ihren Kollegen. Er hörte Stimmen ihrer Kollegen, leise gesprochen ehe er alleine in der Finsternis blieb, gedämpfte Stimmen von oben. Eine Minute wartete er, ob etwas geschah oder jemand zurückkam, doch als dies nicht geschah biss er die Zähne zusammen und erhob sich, eilte zur Tür seiner Zelle und holte fast hastig den Dietrich aus dem Hosenbund heraus. Mit zitternden Fingern führte er den Dietrich in das Schloss und drehte und probierte, wie er es schon ungezählte Male tat. Terrens Hände rutschten ab und er fluchte leise, hielt inne und lauschte. Als es ruhig blieb, versuchte er es abermals. Hätte er sich nicht darauf spezialisiert, Schlösser zu öffnen, wäre es ihm in seiner Verfassung vermutlich nicht gelungen, es zu öffnen. Es war ein gutes, stabiles Schloss, doch nach einer Weile drehte sich der Zylinder mit einem Klacken, das in seinen Ohren so laut war wie die Glocken von Rahal bei einem Drachenangriff. Angespannt stand er da und lauschte wieder, aber es war nichts zu hören. Das Glück ist mit den Dummen, sagte Terren zu sich. Aber eine fiese Stimme im Hinterkopf sagte auch, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben sollte. Also schlich er barfuß durch den Wachraum und steuerte auf die Kiste mit seinen Sachen zu. Er hatte gesehen, wo sie gelagert wurden. Er nahm nur die schönen Stiefel raus, die Phreya von Enomis „geliehen“ hatte und war erleichtert. Die zu verlieren wäre noch die Krönung gewesen. Seinen Dolch steckte er ebenfalls ein. Die verbrannten und zerrissenen Kleider ließ er liegen. Es hatte keinen Sinn mit diesen Lumpen loszugehen, die waren ja noch auffälliger als die schlichten Kleider seiner Gastgeber. Mit Dolch, Stiefeln an den Füßen und Dietrich in der Hand bewegte er sich leise von einem Raum zum nächsten. Türen, die verschlossen waren, öffnete er mit zittrigen Händen.

Er öffnete leise eine der Türen und atmete aus, als er die frische Luft spürte und den dunklen Regimentsplatz vor sich sah um sich dann schnell von der Tür weg in den Schatten an der Wand zu drücken. Auf dem Hauptweg patroullierte eine Wache und sein Glück war es wohl nur wieder, dass diese gerade den wachsamen Blick in eine andere Richtung hatte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass seine Zeit verrann und sobald Alarm geschlagen wurde, er nicht mehr wegkam. Also schlich er zügig über den Regimentsplatz, drückte sich an die Tormauer und schaute der weitergegangenen Wache nach um die Straße schnell zu überqueren. Hier war viel zu viel Licht und so hastete er durch den Laternenschein in die nächste Gasse. Es gab Gassen, doch Adoran war eine recht offene Stadt und so musste er immer wieder die beleuchteten Straßen überqueren. Mit zusammengepressten Zähnen unterdrückte er den Schmerz bei solchen Gelegenheiten. Terren kannte ein paar Wege, weil er schon mal hier lang schlich. Das Haupttor kam nicht in Frage für eine Flucht, der Hafen war seine beste Option. Am Tor zum Hafen wäre er beinahe in eine Wache gelaufen, die im Schatten eines Hauses stand. Terren war empört, dass Wachen so gerissen waren und vermutlich war es wieder Glück oder Alatars Fügung, dass er nicht gesehen wurde. Vielleicht weil er selbst aus einer Gasse im Schatten kam und sich rechtzeitig hinter eine Ecke kauerte. Wieder musste er warten, diesmal sogar sehr lange. Die war gut die Wache oder hatte wenig Lust zum Laufen, einerlei, sie stand ihm im Weg. Als der Druck in seinem Magen wieder zunahm und Terren schon fast die Hoffnung verlor, bewegte sich die Wache doch endlich und nahm ihren Weg wieder auf. Er wartete einige Augenblicke und huschte durch das Tor in den Hafen. Der Hafen wurde weniger bewacht, das wusste er und er atmete etwas aus und sammelte sich für ein paar Minuten hinter einem Fass und einigen Rollen von Seilen.

In einer Ecke des Hafens an einem kleineren Schiff war noch Betriebssamkeit. Als Terren sich leise und von Schatten zu Schatten schleichend näherte, konnte er hören, dass es sich um Händler handelte, welche sich verspätet hatten und im Verzug waren. Sie streiteten sich darüber, ob sie in der Nacht noch auslaufen sollten oder nicht und erwägten in ihrem hitzigen Gespräch die Gefahren und die möglichen Gewinnverluste. „Baue auf die Gier der Händler“, sagte er sich und beobachtete die Leute, die noch etwas verluden. Er schlich herum zu einem der Säcke, die wohl noch verladen werden mussten und mit letzter Kraft hob er ihn an und wimmerte leise ob des Gewichts und der wieder aufkommenden Schmerzen. Kurz pustete er durch und mit gesenktem Blick trug er den Sack die Planke zum Schiff hinauf. Die Händler bemerkten ihn in ihrer Debatte nichtmal und die anderen Träger waren mit ihrer Arbeit beschäftigt. Als er den Sack einfach auf das Deck legen wollte rief eine dunkle Stimme: „He, du!“. Terren zuckte zusammen und verkrampfte sich, langsam drehte er den Kopf etwas zu dem bärtigen Mann, der ihn wütend anfunkelte: „Bring den Kram unter Deck und sei nicht so faul, sonst kannst du deine Bezahlung vergessen, Mann!“ Terren hob den Sack mit einem gemurmelten „Ja doch“ und versuchte sich seine Erleichterung nicht anzumerken. Den Sack trug er unter Deck mit letzter Kraft und war ihn zu den anderen. Sein Blick wanderte umher. Gerade war niemand da und so krabbelte er über die Säcke an Fässern vorbei und legte sich hinter diese. Er nahm eines der Leinentücher, die hier herumlagen und legte sie über sich um nicht sofort entdeckt zu werden. Scheinbar vermisste niemand den fremden Lastenburschen und sein vernebelter Verstand registrierte irgendwann dass das Schaukeln des Schiffes stärker wurde. Offensichtlich waren sie abgelegt und das sanfte Schaukeln ließ ihn in einen unruhigen Schlaf fallen.

Kräftige Hände griffen ihn und zerrten ihn aus einem Albtraum in den nächsten in Form eines sehr bärtigen, hässlichen und vor allem wütenden Gesichts. „Dachtest wohl, du kannst hier ungestraft mitreisen, was?“ schnauzte der Bärtige. Ohne viel Federlesen wurde er an Deck geschleift. Am Rande registrierte Terren, dass sie in Bajard angekommen waren. Es war noch dunkel oder schon wieder aber als er darüber nachdenken wollte drehte sich sein Bild und unter lautem Gejohle landete er im Hafenbecken von Bajard und sprutzend und mit letzter Kraft schwamm er an Land.

Wie er dann nach Düstersee kam konnte er sich nicht mehr erklären. Schmutzig, stinkend und verletzt ließ er sich auf das Sofa oben in Enomis Wohnraum fallen. Ein Anflug von schlechtem Gewissen übermannte ihn und er sank in einen unruhigen, gequälten und fiebrigen Schlaf voller Albträume in denen sich die Gesichter von Merrik und Heinrik zu fiesen Fratzen vermischten und ihn mit Dämonenfeuer traktierten, die von einer übergroßen, zornigen Enomis abgelöst wurden, die Blitze aus ihren Augen schoss und ihm unendliche Schmerzen bereitete. Seine starken Verletzungen, die letzten Anstrengungen und die Unnachgiebigkeit des Regiments hatten alle körperlichen Kräfte versiegen lassen und er war ernsthaft krank und dem Tode nahe.

Vielleicht überlebte er die Nacht nur bis jemand einen Heiler geholt hatte, denn gesehen wurde er, weil er irgendwo in seinen Erinnerungen eine traurige und trotzige Mädchenstimme hörte, die sagte: „Lebe“.


Zuletzt bearbeitet von Terren Kaloor am 18 Sep 2019 07:19, insgesamt einmal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 20 Sep 2019 17:53    Titel:
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Die friedliche Stille des Büros wurde von einem energischen Klopfen unterbrochen. Das tiefe Seufzen entrang sich der Kehle der Offizierin, danach Befahl sie das Eintreten. Dem Wachtmeister wurde der Salut abgenommen, ebenso der Gruß und dann ein erwartungsfreudiger Blick geschenkt.

"Ich melde mit Verlaub, Frau Oberst, der Gefangene aus Zelle 1 ist weg."
"Wachtmeister definiert bitte 'weg' etwas genauer. Zum Arbeitseinsatz? Verstorben an seinen Verletzungen...."
"Mit Verlaub, Frau Oberst. Er ist weg. Im Sinne von nicht dort wo er sein soll, zu sein hat oder sein Verbleib befohlen wurde. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt."
"Versucht Ihr mir gerade schonend beizubringen, dass aus meinem Kastell unter den Argusagen meiner Soldaten in der am besten bewachten Stadt Lichtenthals ein Gefangener entflohen ist?"
"Jawohl, Frau Oberst! Und seine Stiefel fehlen auch."
"Die Stiefel... natürlich.. Stiefel."


Dann brach der Sturm los. Den meldenden Wachtmeister erwischte es zu erst. Dann den Diensthabenden der Nachtschicht. Als nächstes waren die Nachtwachen dran und zum guten Abschluss gleich noch alle, die das große Pech hatten sich nicht schnell genug auf Wachritte begeben zu haben.

Die Durchsuchung der Zelle und Prüfung aller Schlösser brachte zum Vorschein, dass jene mit viel Geschick und einem zweckmäßig zu biegenden Draht geöffnet wurden. Wahrscheinlich sogar sehr geräuscharm. Nach stundenlangem Bohren und Nachfragen wurde dann doch verzögert vom Hafen gemeldet, dass ein offenbar kränklicher Tagelöhner in merkwürdig neuen Stiefeln in der betreffenden Zeit dort ein Schiff mit beladen hatte.

Schließlich wurde der Feldwebel angewiesen die Sachlage zu untersuchen und zur Zufriedenheit der Frau Oberst zu erläutern wie der Gefangene zu diesem Draht gekommen war. Sollte der Fehler gefunden werden, so sei er auszumerzen und nicht zu wiederholen. Sollte der Fehler nicht gefunden werden, so sei er auch nicht zu wiederholen.

Schließlich fand sich die Offizierin wieder in ihrem Büro, der Blick richtete sich auf den Übungshof. Dort übten sich einige Soldaten gerade im Überwinden von Hindernissen. Unbeobachtet und mit dem Blick in den Westen glomm ein Lächeln auf den strengen Zügen auf.
"So ein Schelm. Möge er elendig verreckt sein und uns nie wieder in die Fänge laufen."
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