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Neue Chancen
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Livia Eschental





 Beitrag Verfasst am: 08 Feb 2019 22:03    Titel: Neue Chancen
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Erst wenige Tage war es her, da verlies sie nach langer Reise das heruntergekommene Schiff, welches vor Bajard angelegt hatte. Mit wackligen Beinen betrat sie das erste Mal seit Wochen wieder festen Boden, es fühlte sich gut an. Ihr Körper war gezeichnet von der langen Reise, die Wangen eingefallen, auch der Rest des Körpers ausgemergelt. Das erste Ziel was sie ansteuerte war eine Taverne. Einige wenige Münzen waren ihr von der überfahrt noch geblieben, immerhin reichte es noch für eine Fischsuppe mit einem trockenem Stück Brot. Der erste Hunger war gestillt, da war sie nun, auf einer Insel Namens Gerimor, allein und ohne Gold, die Kleidung verschlissen und löchrig. Was würde sie hier erwarten? Konnte sie sich hier ein Leben aufbauen und auf ewig verweilen? Oder musste sie bald wieder weiterziehen wie sie es seit ihrem elften Lebensjahr stets nur tat.

Durch einen brutalen Überfall auf das Dorf in dem sie lebten, wurde ihre Familie ausgelöscht, ihr älterer Bruder opferte sich gar noch damit sie in den nahe gelegenen Wald fliehen konnte. Die Jahre über lernte sie, gezwungener maßen, allein zu überleben. Sie stahl hier und da etwas zu essen und schaffte es irgendwie über die Runden zu kommen. Noch immer nagte der Schmerz tief in ihr, auch wenn sie es nach außen nicht zeigte. In den letzten Jahren lernte sie ihre Gefühle zu unterdrücken und eine Art Maske im Alltag zu tragen um nicht in ihr inneres Blicken zu lassen.

Da stand sie nun, in einem kleinen Fischerdorf namens Bajard, die Sonne schob sich gerade über den Horizont nach oben und schickte die ersten Lichtstrahlen in den ansonsten kühlen Morgen. Die Robe wurde enger zusammengezogen und sie machte sich auf den Weg, um das Dorf zu verlassen. Sie war sich sicher das dieses Dorf nicht ihre neue Heimat werden würde. Schnellen Schrittes stapfte sie durch den Schnee, dabei scheinbar ziellos umherirrend, doch irgendwie schaffte sie es nach einer Ewigkeit eine Stadt zu finden. Dunkle Mauern umgaben die Stadt, schon von weitem gut sichtbar. Neugierig näherte sie sich und passierte das Tor, bevor sie von Wachen aufgehalten wurde. Nach einem kurzen Gespräch durfte sie weiterziehen, staunend schritt sie durch die Stadt und bewunderte die vielen verschiedenen Bauwerke. Eine ganze Weile verbrachte sie in der Stadt, sie schien ihr zu gefallen. Vielleicht war das der richtige Ort um sich nieder zu lassen, zumindest konnte sie es sich vorstellen hier sesshaft zu werden.

Der Tag neigte sich schon dem Ende entgegen, die Sonne war hinter den Bergkämmen verschwunden und ihr unstetes Gemüt zog Livia aus der Stadt hinaus. Sie wollte etwas von der Insel, die sie nun ihre Heimat nennen würde, erkunden. Ihr Weg trug sie wieder vorbei an Bajard, an einem Feuer vor dem Dorf saß eine in Grau gehüllte Gestalt, sie hatte schonmal eine solche Gestalt getroffen. Damals erfuhr sie von Kra’thor und schien seitdem fasziniert von dem Gedanken daran ihm jemals Dienen zu dürfen. Langsam ging sie den Weg entlang und starrte immer wieder neugierigen Blickes zu der Gestalt. Abrupt blieb sie kurz darauf stehen und sah sich verwirrt um, ihr kam es vor als hätte sie eine Stimme in ihrem Kopf vernommen. Langsam drehte sie sich wieder zu der Gestalt um und sah sie mit großen Augen an, dann jedoch eilte sie davon und machte sich auf die Suche nach der Stelle, die die Stimme in ihrem Kopf ansprach.

Es dauerte nicht lange als sie den Ort aufgesucht hatte, da schwang auch schon die Tür auf und die Gestalt betrat den Raum. In einem Gespräch stellte sich heraus das Livia von Kra’thor auserwählt worden schien. Wie sehr hatte sie sich das gewünscht seit ihrer ersten Begegnung mit einem Diener, selbst geträumt hatte sie davon. Doch irgendwie konnte sie es auch nicht glaube, aber der Mann würde sich doch nicht irren. Perplex sah sie ihm nach als er den Ort wieder verließ und verharrte selbst noch länger an Ort und Stelle. Eingeladen hatte er sie, zu einem Treffen wo sie die anderen treffen würde und sich vorstellen könnte. Dort würde sie auch eine Aufgabe erhalten sagte er.

Ungeduldig sehnte sie den Tag des Treffens herbei, doch wurde die Freude auch mit Angst gemischt, was würde sie dort erwarten? Dann endlich war der Tag gekommen, sie erhielt eine Nachricht und fand sich am Abend in Nimmeruh ein. Von außen betrachtet war es ein recht trostloser Ort, der einem Angst einjagen konnte. Sie nahm all ihren Mut zusammen und trat ein. Im inneren waren schon einige versammelt. An jenem Abend lernte sie die anderen Diener kennen, auch andere Neulinge waren anwesend und sie erhielt ihre Aufgabe. Eine Aufgabe, die sie prüfen sollte, bevor sie endgültig in die Reihen der Diener aufgenommen werden würde.

Der Tag war aufregend und anstrengend, sie zog sich nach dem Gespräch zurück. Doch an Schlaf war zunächst nicht zu denken, ihre Aufgabe ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie grübelte wie sie diese bewältigen konnte, doch fiel ihr zu diesem Zeitpunkt kein Weg ein. Die Gedanken wurden schwächer, die Augenlider schlossen sich und sie schlief ein. Ein neuer Tag würde sicher neue Erkenntnis bringen. Sie würde die Aufgabe zufriedenstellend abschließen, denn sie wollte nichts sehnlicher als eine gute Dienerin für Kra'thor zu werden.


Zuletzt bearbeitet von Livia Eschental am 09 Feb 2019 12:44, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Livia Eschental





 Beitrag Verfasst am: 10 Feb 2019 12:42    Titel:
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Die Dunkelheit der Nacht hatte Einzug in das kleine Dorf gehalten. Still und friedlich wie immer ruhte es in dieser Nacht, die Gassen nur vom Mondschein beleuchtet. Ein kleines unscheinbares Holzhaus stand am östlichen Rande des Dorfes, unweit des Waldes. Das Feuer im Kamin war schon lange erloschen, nur einige glühende Kohlen tauchten den Raum spärlich in ein dumpfes, rotes Licht. Auf einem gemütlichen Fell in Kaminnähe, hatte es sich die kleine Livia bequem gemacht und schlief fest. Wilde Schreie sprengten die Ruhe, Häuser gingen in Flammen auf. Eine Männerhorde überrannte das Dorf und schlachtete alles und jeden ab. Es ging alles so schnell, Livia musste mit ihrer Familie fliehen. Ein Schwert durch den Brustkorb lies die Mutter zu Boden sinken, der Kopf des Vaters rollte über den Boden, seine leblosen Augen funkelten noch im Feuerschein. Zuletzt auch noch ihr Bruder, er opferte sich für sie und bekam als dank ebenso brutal ein Schwert durch den Brustkorb gerammt.

Mit einem Schrei schreckte ihr Körper nach oben, Schweissperlen standen auf der Stirn und sie zitterte heftig. Wieder hatte sie das Geschehene im Traum eingeholt, erneut lies ihr die Vergangenheit keine Ruhe. Immer und immer wieder musste sie den Alptraum durchleben, jedes Mal fühlte es sich Real an, genauso wie damals. Mit einem schweren Seufzen zwang sie sich aus dem Bett. Draussen war es noch dunkel, doch das war sie gewohnt, einen ausgiebigen Schlaf hatte sie die ganzen letzten Jahre nicht mehr. Um den Kopf frei zu bekommen, machte sie einen Spaziergang durch Rahal. Sie hatte im Moment andere Probleme als ihre Vergangenheit, sie musste die Aufgabe angehen, die sie bekommen hatte.

Als gerade die Sonne aufging, kehrte sie wieder in die Taverne ein, in welcher sie ein Zimmer bezogen hatte. Ihr Zimmer war schlicht doch hatte sie alles was sie zum Leben brauchte. Im Schneidersitz lies sie sich auf dem kargen Fußboden an einer Wand nieder. Den Blick auf das Fenster gerichtet, dachte sie erneut darüber nach wie sie ihre Aufgabe angehen sollte. Es war keine leichte Aufgabe, um sie zu erfüllen musste sie tief in sich gehen und wieder Gefühle zulassen. Sie musste herausfinden was ihre größte Angst war und dann noch etwas stoffliches finden was mit ihr zusammenhing. Die Sonne zog am Fenster vorbei und es wurde dunkler in ihrem Zimmer, der Tag neigte sie dem Ende entgegen.

Es fiel ihr nicht leicht tief in ihr Inneres vorzudringen, zu lange schon hatte sie sich immer wieder dagegen gewehrt, wollte loslassen und alles vergessen. Doch es half nichts, wollte sie einer Dienerin Kra’thors werden musste sie sich ihren Ängsten stellen und jene Furcht finden die am tiefsten in ihr saß. Es war ihr sehnlichster Wunsch in die erlesenen Reihen aufgenommen zu werden und so saß sie bis tief in die Nacht, reglos an der gleichen Stelle und versuchte vergebens eine Lösung für die Aufgabe zu finden.

Wut stieg in ihr auf ob ihrer Unfähigkeit, sie war einfach nicht in der Lage ihre eigenen Gefühle zu durchschauen. Ihre Faust ballte sich und sie begann auf den rauen Steinboden einzuschlagen. Vor lauter Wut spürte sie nicht Mal einen Schmerz, als die Hand auf den harten Stein prallte. Schon nach dem ersten Schlag riss die Haut und etwas Blut trat hervor, doch sie schlug immer weiter auf den Stein. Das dunkelrote Blut lief ihr schon die Finger hinab und tropfte zu Boden, ein letztes Mal holte sie aus und donnerte die Hand zu Boden. Eine Träne suchte sich den Weg über ihre Wange, gefolgt von weiteren und sie zog die blutende Hand an ihren Körper. Mit weinerlicher Stimme stammelte sie leise vor sich her: „Komm schon Livia, was ist deine größte Furcht?“
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Livia Eschental





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2019 18:31    Titel:
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Schwerer und schwerer wurden ihre Augenlider, die Müdigkeit schien sie langsam zu übermannen. In den letzten Tagen hatten sich dunkle Ringe unter ihren Augen breit gemacht. Noch immer saß sie auf dem kargen Steinboden, ohne Essen und Trinken. Das Blut an ihrer Hand war mittlerweile zu einer Kruste geworden, die sie immer wieder abriss. Am liebsten wollte sie fliehen, weg von dieser Insel, weit weg. Doch es war sinnlos, unmissverständlich hatte man ihr klar gemacht, dass man sie überall finden werde. Aber eigentlich war es auch egal, Livia war sich sicher, dass Kra’thor sie nicht als würdig ansehen würde und sie so ohnehin ihre letzten Tage erlebte, ob hier oder woanders kümmerte sie nun auch nicht mehr. Wenigstens war sie allein und hatte niemanden der sie vermissen würde.

Die Müdigkeit übermannte sie schließlich doch, der unruhige Schlaf schickte immer wieder ein heftiges zucken durch ihren Körper. So heftig das ihr Oberkörper durch ein Zucken von der Wand in Richtung Boden rutschte. Unsanft war der Aufschlag, doch ihr Körper war so kraftlos das sie davon nicht aufwachte. Unbemerkt stahl sich in diesem Moment etwas aus ihrer Manteltasche und kullerte durch den Fall über den Boden, dabei eine Spur auf den mit Staub bedeckten Steinen hinterlassend. Silbrig glänzend lag es im Mondschein, der durch das Fenster drang, dar.

Grelles Sonnenlicht blendete sie am Morgen, Leben hielt wieder Einzug in ihren Körper. Irgendwie fühlte es sich gut an ein wenig geschlafen zu haben. Doch kaum war sie wach, durchbohrten sie die Gedanken wieder wie glühende Messer. Nun spürte sie auch die Schmerzen in ihrer geschundenen Hand, nur kurz schenkte sie dieser Beachtung. Das Hunger- und Durstgefühl verdrang im Moment alles. Einige Versuche brauchte es, bis sie endlich auf ihren Beinen stand, wackelig zwar aber sie stand. Zum Glück wohnte sie in einer Taverne, einige Münzen wurden gegriffen und sie wackelte umständlich die Treppen nach unten. Nach einer Mahlzeit und etwas zu trinken schien es ihr wieder ein wenig besser zu gehen.

Ein unbewusster Griff in ihre Manteltasche, suchend tastete die noch heile Hand im inneren umher. Panik stieg auf als die Hand nicht das vertraute fand was sie immer ertastete. Knarzend schoben sich die Stuhlbeine über den Boden, Livia erhob sich und machte sich auf die Suche nach dem vermissten. Wo war er nur, Gestern hatte sie ihn doch noch. So schnell sie konnte wurden die Stufen erklommen, er konnte nur in ihrem Zimmer sein. Das hoffte sie zumindest. Die Tür des Zimmers wurde aufgestoßen und sie stürzte hinein, irgendwo hier musste er sein. Er durfte nicht weg sein, er war doch alles was sie noch hatte. Erfolglos durchkämmte sie ihr komplettes Zimmer, doch gab sie nicht auf. In ihrem Augenwinkel nahm sie beim durchsuchen einer Schublade etwas glänzendes wahr. Sofort ruckte ihr Kopf herum und sie nahm das glänzende Ding am Boden in Augenschein. Ein unscheinbarer, für alle anderen sicher wertlos wirkender Silberring lag dort am Boden. Zum ersten Mal seit Tagen zeigte sich auf ihren Zügen wieder so etwas wie ein zaghaftes Lächeln.

Mit zwei Fingern griff sie nach dem Ring, nachdem sie sich nach unten gebeugt hatte. Behutsam legte sie den Ring in ihre Handfläche und betrachtete ihn Stumm. Es war der Ring ihrer Mutter, ihr Vater gab sein ganzes vermögen für diesen schlichten Ring aus, um ihn ihr zur Hochzeit zu schenken. Das erzählte sie jedes Mal wieder. Den Ring fand Livia an der Stelle, an der ihre Eltern ermordet wurden. Nichts als Asche war vom Dorf und den Toten übrig, mit einer Hand fuhr sie durch die Asche ihrer Eltern und fand dort begraben den Ring ihrer Mutter. Seit dieser Zeit ist sie keine festen Freundschaften oder etwas dergleichen eingegangen, hat sich niemandem anvertraut und auch niemanden an sich herangelassen. Zu groß war die Angst wieder etwas lieb Gewonnenes zu verlieren.

Livia schüttelte sich heftig und sah ungläubig auf ihren Ring, war das etwa ihre größte Furcht? Sie hatte viele Ängste, doch tatsächlich schien die Verlustangst ihre größte Furcht zu sein, wenn sie darüber nachdachte. Erschöpft aber dennoch glücklich sank sie zu Boden, den Ring mit der Hand umschlossen. Das war es was sie mitbringen würde. Sie würde den Ring ihrer Mutter als Zeichen ihrer größten Furcht, der Angst vor weiteren Verlusten, mitbringen und hoffen das Kra’thor den Willen in ihr sieht. Den Willen ihm eine gute Dienerin zu werden.
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Livia Eschental





 Beitrag Verfasst am: 07 Sep 2019 15:52    Titel:
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Schwer hingen die Nebelschwaden an diesem noch frühen Morgen im Wald unweit von Nimmeruh. Das Moos zu ihren Füßen war feucht vom morgendlichen Tau, einige welke Blätter suchten sich, beinahe tanzend, den Weg gen Boden. Der Herbst streckte seine Fühler aus und sendete seine ersten Boten. Verträumt schlenderte sie durch den Wald, die lange graue Robe glitt sanft über den Waldboden. Ab und an wurde die Ruhe, die sie umgab von einem berstenden Stock unter ihren Füßen durchbrochen. Bald würde es endlich wieder kühler werden, sie mochte den Sommer nicht sonderlich, ebenso wenig den Frühling. Ihre liebsten Jahreszeiten waren der Herbst und mit großem Abstand der Winter. Sie liebte es im Schnee durch die kahlen Wälder zu stapfen, alles wirkt dann so erstarrt und leblos, das beruhigte sie irgendwie.

Ein erneutes knacken zu ihren Füßen, riss sie aus den Gedanken und mit einem Mal verweilte sie wieder im Hier und jetzt. Innehaltend sah sie sich für einen Moment etwas Orientierungslos um, die Augen wurden zusammengekniffen und sie spähte durch den Wald. Dann ein nicken als sie das Ziel wohl ausgemacht hatte und der Weg wurde fortgesetzt. Nur schwer lies sich die Metalltür aufziehen, begleitet vom quietschen der Scharniere. Ein dumpfer Knall zeugte davon das die Tür wieder in ihr Schloss fiel. Nur kurz sah sie sich im Raum um, doch konnte sie niemanden erblicken und setzte ungerührt ihren Weg fort.

Massive steinerne Stufen führten sie tiefer, in eine Art Gewölbe. Am Fuße der Treppe angekommen, atmete sie tief durch ihre Nase ein. Kühl und feucht was es hier unten, ein modriger Geruch stieg ihr in die Nase, gepaart mit dem süßen leicht fauligen Duft des Todes. Sie schien den Moment sichtlich zu genießen, Anfangs ekelte sie sich noch vor dem Geruch hier unten, doch mittlerweile bedeute es für sie ein Stück Heimat. Ihre Haltung entspannte sich ein wenig und sie nahm die Maske von ihrem Gesicht. In einer Ecke lies sie sich nieder, der Blick wanderte aufmerksam umher. Dann schloss sie ihre Augen und genoss den Moment der Ruhe. Plötzlich begannen ihre Gedanken wieder wild umher zu kreisen, mit der Ruhe war es nun erstmal vorbei.

Schon seit einer Weile war sie in die Reihen der Diener aufgenommen worden, es erfüllte sie eine Dienerin zu sein. Endlich hatte sie einen Platz gefunden und war glücklich, sie schien ihr altes Leben hinter sich gelassen zu haben. Bis, ja bis zu diesem einen Abend. Die Dienerschaft traf sich zu einem Ritual, welches auch zur Zufriedenheit aller wie gewünscht verlief. Die Rituale waren eigentlich schon fast vorüber, als sich eine Gestalt nicht unweit der Anwesenden zu manifestieren begann. Es war eine schemenhafte Gestalt, die den Dienern an diesem Abend einen Besuch abstatte, um ihnen ein paar Vorschläge zu unterbreiten. Wie sich herausstellte labte sich der Schemen an Erinnerungen und hatte in Rahal einige Gegenstände gestohlen. Alles wäre gut gewesen, hätte es der Schemen dabei belassen, doch stattdessen kam er direkt auf Livia zu. Er weckte in ihr wieder die Erinnerung an ihre Familie, wie sie gestorben war, wie es sich für sie anfühlte. Sofort stieg die Wut in ihr auf, gepaart mit Trauer. Sie dachte sie hätte ihre Vergangenheit abgelegt, doch der Schemen erinnerte sie schmerzlich daran, dass sie sich noch immer daran zu klammern schien.

Eilig trugen sie die Schritte aus den Katakomben, sich hastig noch eine Träne aus dem Augenwinkel wischend. Lautstark fluchte und schimpfte sie über den Schemen, doch eigentlich war es nicht der Schemen, der das Problem war, sondern sie. Das musste sie sich irgendwann in der Nacht eingestehen, sie dachte sie hätte sich von ihrem früheren Leben losgesagt, doch tief in ihrem inneren war sie immer noch mit der Vergangenheit verwurzelt. Sie wollte Stark sein, für ihren Herren aber auch für sich selbst, keine Schwäche mehr zu lassen. Doch der Schemen zeigte ihr an diesem Abend die bittere Wahrheit, noch immer war sie schwach.

Langsam fuhr die linke Hand in die Manteltasche, da war es, das vertraute Gefühl. Das Gefühl, das ihr Sicherheit gab, wenn es ihr einmal nicht so gut ging. Kühl fühlte sich der Silberring an, als sie ihn zwischen den Fingern drehte. Die Hand umschloss den Ring und ihr Gesicht verfinsterte sich mit einem Mal. Es war endlich an der Zeit los zu lassen, mit der Vergangenheit endgültig abzuschließen und sich nur noch auf ihre neue Aufgabe zu konzentrieren. Das Ziel war klar, der Ring musste verschwinden, das war das letzte was sie an ihre Vergangenheit erinnerte.

Noch in der gleichen Nacht machte sie sich auf den Weg, den Ring mit der Hand noch immer fest umklammert. Langsam waren ihre Schritte und die Augenlider wurden immer schwerer, doch es musste noch diese Nacht geschehen. Schon von weiten, drang ihr der Geruch von Schwefel in die Nase und sie konnte in der Dunkelheit ein sachtes Glühen ausmachen, bald musste sie da sein. Ihr weg führte sie direkt vor die Tore des Rakuns, ein Lavastrom ergoss sich direkt unter ihren Füßen. Die Hitze, die ihr entgegenschlug, raubte ihr den Atem der Schwefel brannte in den Lungen. Dennoch blieb sie Stumm vor dem Strom aus flüssigem Gestein stehen und beobachtete wie er zähflüssig vor sich hin waberte. Die Hand, die den Ring hielt, wurde ausgestreckt, ohne groß zu überlegen öffnete Livia die Hand und der Ring fiel in die Tiefe. Kling, kling, kling, drei Mal schlug der Ring an der steilen Grabenwand auf, ehe er die Lava erreichte. Brodelnd und bedrohlich zischend versank der Ring in der kochenden Lava, nur ein verächtliches Schnauben war in diesem Moment von Livia zu vernehmen. Als der Ring vollständig verschwunden war, atmete sie einmal tief ein, was einen Hustenanfall zu folge hatte. Doch irgendwie machte sich nun das Gefühl der Freiheit in ihr breit, nun war der Weg frei sich voll und ganz Kra’thor hinzugeben.


Zuletzt bearbeitet von Livia Eschental am 07 Sep 2019 16:26, insgesamt einmal bearbeitet
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