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Wenn die Seele stirbt
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Wenn die Seele stirbt
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Victoria Deklie





 Beitrag Verfasst am: 31 Okt 2017 22:56    Titel: Wenn die Seele stirbt
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Gedankenverloren saß der junge Blondschopf auf der Terrasse. Der giftgrüne Blick schweifte über die Baumkronen Wetteraus, während sie den kühlen, herbstlichen Abendwind herzlichst willkommen hieß. Der Himmel war strahlend blau und die langsam untergehende Sonne tauchte den Horizont in ein brennendes rot und orange. Selbst jetzt machte der goldene Mond seinem Ruf alle Ehre. Die Blätter, welche sich noch zum großen Teil, an den Bäumen befanden brannten in den unterschiedlichsten goldgelb, rot, orange und braun tönen. Und nur wenige stellen hatten noch ihr sattes grün beibehalten. Der Anblick war geschwängert mit Leben, einem Feuer das loderte und im Keim ersticken würde, sobald sich die Sonne hinter dem Horizont, bis zum nächsten Morgen, verstecken würde.

Mehr als ein Jahr war sie nun in der Dienerschaft und mit jedem Tag veränderte sich etwas tief in ihr. Als Victoria Gerimor das erste mal betrat war sie ein verängstigter, junger Mensch ohne zu wissen welchen Faden das Leben für sie bereit hielt. Bis sie zum ersten mal auf einen ihrer Brüder traf. Allein diese Begegnung hatte einen Stein ins Rollen gebracht, der immer mehr zu einer Lawine anwuchs. Wie die, mittlerweile, löchrigen Herbstbäume Wetteraus, bröckelte die herauf ragende Mauer, die sich die junge Blondine über all die Jahre aufgebaut hatte. Angst wurde durch Hass und Finsternis ersetzt. Die körperliche Wärme wich einer gnadenlosen Kälte, hüllte sie in eine seichte Umarmung und nur selten verspürte sie wie ihr Körper warm wurde. Eigentlich sogar nur dann wenn sie ihren geliebten bei sich hatte. Doch vor einigen Monden noch fühlten sich die Felle kalt und leer an. Die Reise die er anging kam plötzlich und bevor sie es bemerkt hatte, war er fort.

Die kommenden Wochen nutzte die junge Blondine, indem sie die Bücher im kleinen, versteckten Raum, welcher sich im Keller befand, durchlas. Nur noch selten wagte sie sich aus dem Haus und wenn dann auch nur um ein paar Frostbiester zu erledigen. Schließlich wollte sie, dass er stolz auf sie war. In erster Linie aber, tat sie es für sich selbst. Es war wichtig Präzision zu erlernen und auch die Wirkung der Macht Krathors besser kontrollieren zu können. Denn eines Tages würde sie vor ihrer Mutter stehen und ihr ebenbürtig sein. Sie würde ihr nicht nur ihr Leben rauben, sondern vielmehr ihre Ängste schüren, wenn sie denn welche hatte. Aber bekannterweise hat jeder einen Schwachpunkt und diesen würde sie finden.

Die Wochen waren zäh und wollten einfach nicht an ihr vorbeiziehen. Dafür aber wuchs ihr Wissen mit jedem Tag. Bei der Jagd wurde sie geschickter und auch bei den Meditationen machte sie langsam Fortschritte. Selbst das lösen ihres Geistes funktionierte besser. Allerdings ging das nur im schneckenhaften Tempo voran. Der Zustand und die Tatsache waren noch immer die gleichen… Die andere Seite konnte sie, wie bisher auch, nur im schlaf betreten. Oftmals stellte sich Victoria die Frage ob die Traumwelt genauso sein musste. Bestimmt waren sie sich ähnlich aber dennoch gänzlich unterschiedlich. Daphne hatte sie seit dem letztem Ritual in Ruhe gelassen. So etwas wie Schlaf kannte sie kaum noch und umso dankbarer war sie für die Stille die sie eingehüllt hatte wie eine weiche Decke.




Blitze erhellten den Rabenschwarzen Himmel, eher ein lauter Knall folgte. Der stürmische Wind und der eisige Regen prasselte wie Nadeln auf ihre Haut, während sie sich dem Wald immer weiter näherte. Der willkommene Schmerz unterdrückte das langsam, aufkeimende Unwohlsein. Ein solch mächtiges Unwetter auf dieser Insel hatte nichts gutes zu verkünden. Ein Blick in den Himmel und ein paar tiefe Atemzüge sorgten dafür, dass sich der Herzschlag langsam wieder beruhigt hatte. Die eiskalte Luft betäubte ihre Lungen. Ein beruhigendes Gefühl, wenn man über die Lage nachdachte. Die junge Blondine kannte die Insel nur zu gut und das Unwohlsein in ihrer Magengrube deutete darauf, dass Mylanthe wusste, dass sie hier war. Ihrem Herren sei dank, dass sie ihre Gestalt wandeln konnte. Das helle, blonde Haar unter der Kapuze der etwas zu großen Robe färbte sich in ein sattes, dunkles braun und wuchs um ein gutes Stück. Der Körper wirkte einen Hauch länger und auch die typisch, weiblichen Rundungen waren nun besser zu erkennen. So würde Mylanthe sie nicht erkennen… das hoffte sie zumindest. Ihr helles, grünes Augenpaar würde sie am Ende noch verraten.

Der Weg durch den Wald war beschwerlich. Eine ganze Nacht hatte sie zu Fuß gebraucht. Die Blätter klebten dank dem Regen aneinander und wurden zur Last. Es war nicht leicht sich der Burg zu nähern ohne das einem flau in der Magengrube wurde. Oder sich sogar zu erbrechen. Schließlich ist die junge Blondine nicht umsonst aus diesem Kerker aus Schmerz, Pein und ewiger Verdammnis geflohen. Als sie den Waldrand erreicht hatte erhellte ein Blitz die finsteren Burgtürme, die sich wie Berge hoch in den Himmel ragten. Die schwarzen Mauern waren kaum in der Finsternis zu erkennen und verschmolzen förmlich mit der Umgebung. Man könnte fast denken, das Gewitter würde einen schützenden Schleier über das gigantische Steinwerk legen.

Wie immer gingen die Wachen ihrer Arbeit nach und führten ihre Patrouillen durch. Und einen geheimen Durchgang gab es leider nicht. Sie hatte schon damals jeden Winkel der Burg abgesucht, wenn sie mal unbeobachtet war. Ein Wispern entfloh ihren Lippen als sich auch schon langsam ihr Körper verkleinerte, sich der schwarze Stoff eng an ihren Körper schmiegte und sich zu Federn formten. Als Rabe würde sie ohne weiteres in die Burg gelangen. Und so war es dann auch. Als sie sich auf dem Innenhof niederließ, blickten die schwarzen Knopfaugen über den Garten. In mitten des Platzes waren überall Eisenhutpflanzen. Von oben betrachtet würde man ein leuchtend, violettes Pentagramm erblicken. Die Säulen, die die Überdachung stützten waren von Efeu umrankt. Die unteren Enden der Säulen von Bilsenkraut geziert. Richtig angewendet benebelte dieses Kraut die Sinne und löste den Geist. Wenn alles nach Plan lief würde Victoria sich einen kleinen Beutel voll mitnehmen. Doch die Schmuckkammer war nun wichtiger. Im Augenblick schien alles ruhig zu sein. Keine Wache war in Sicht also flatterte der Rabe erst einmal die Gänge entlang. Im Ballsaal hörte man lauter Stimmen und Symphonien die von Violinen und einem Klavier gespielt wurden. Auch wenn die Stimmung ausgelassen wirkte, wusste Victoria doch genau was in diesem Augenblick in Mylanthe vorging. Es brodelte noch immer tief in ihr. Das geschah ihr recht. Und noch mehr, dass was sie hier und heute tat. Das Orchester wurde immer lauter bis sie unter dem Absatz einer gewundenen Treppe landete. Das schwere scheppern von Rüstungsteilen näherte sich, wurde lauter und nach einer kurzen Zeit auf wieder leiser. Das Getuschel der Wachen amüsierte sie insgeheim. Jeder der auf dieser Insel lebte hatte Angst und war bis zum Tode verflucht oder verdammt.

Ein Blitz erhellte abermals den Himmel. Das Buntglas leuchtete in den verschiedensten Farben auf und zeigte eine abartige Fratze. Ein Frauenkopf der schreiend aus einem Meer von Flammen in roten und gelben Farbtönen ragte. Im Hintergrund sah man deutlich Mylanthe die ihren Drachen Befahl Tod und Verderben über das Land zu bringen. Der Drache war an einer Kette aus Hexenstahl angebunden. Wie ein Hund an der Leine seiner Herrin… Doch würde man diese Kette erst einmal durchtrennen, so würde der Drache sich das nehmen wonach er sich am meisten sehnte. Wahrscheinlich würde er seine ''Herrin'' erst einmal seinem Feuer zum Fraß vorwerfen, ehe er mit ausgebreiteten Flügeln seiner Freiheit entgegen flog. Und sie kannte dieses Gefühl, wenn eine kühle Brise ihre Flügel entlang streiften als könnte sie jedes Hindernis überwinden.

Vorsichtshalber wartete sie noch ein paar Augenblicke ehe sie sich wieder ihrer natürlichen Form annahm. Zu lange sollte sie nun wirklich nicht als Rabe herumfliegen. Der Weg zur Insel war schon lang und gefährlich genug. Und sich noch mehr der Natur eines Raben hinzugeben war nun wirklich nicht das Ziel des ganzen. In der schwarzen Robe verschmolz ihre Silhouette förmlich mit der Mauer. Die Schatten legten sich wie ein Schleier um sie und machten ihr den Weg noch etwas leichter. Unten in den Kellergewölben war der Kerzenschein nur schwach ausgeprägt und gab einem nur wenig Sicht. Es reichte gerade mal bis zur nächsten Kerze, sodass der Weg durchgängig beleuchtet wurde. Mit hastigen Schritten gelang es ihr sogar bis zu der schweren Tür zu gelangen. Erstaunlich, dass sie unbewacht war. Wo doch der Schmuck der Familie nicht nur sonderbar sondern extrem kostbar war. Die Wachen waren zu genüge damit beschäftigt den Ballsaal zu bewachen. Irgendwie musste Victoria über diese Tatsache schmunzeln. Nichts und niemand konnte bisher Mylanthe etwas anhaben. Aber auch das würde sich noch eines Tages ändern. Wichtiger war nun das zu tun was zu tun war.

Die schwere Eisentür ging leichter auf als gedacht. Doch das Innenleben ließ sie nach Luft schnappen. Luft die kalt genug war um ihn beim ausatmen dampfen zu sehen. Victoria wusste zwar, dass die Kammer voll mit Schätzen war. Schmuckkästen, Plattformen mit Edelsteinen und enorme Goldvorräte. Doch das es SO viele Schatullen waren! Wie sollte sie da nur das richtige finden? Nun brannte doch das Blut in ihren Adern, als sie sich damit beeilte die Schmuckschatullen zu durchwühlen. Auf den Deckeln waren unterschiedliche Symbole zu erkennen und viele kannte sie aus den Ritualen ihrer Mutter. Sie wusste, dass sie gefährlich waren und somit konnte man einen Großteil bereits aussortieren. Ganz weit hinten in der großen Kammer war sie dann. Die Triskele. Genau das was sie brauchte! Ein Symbol das vieles widerspiegelte. Zum Beispiel Geburt, Leben und Tod. Das giftgrüne Augenpaar musterte die schwere Truhe aus Onyx. Mitten auf dem Deckel prangte das Symbol, während sich Muster wie Schlangen um das ganze Werk schmiegten. Der Deckel war leichter als er aussah und als die Krathori hinein blickte lagen dort ordentlich aufgereiht drei Schmuckstücke. Die Gliederkette und den Ring konnte sie sich ohne weiteres schnappen, während das Armband irgendwo festhing. Vielleicht sogar mit Absicht. Beide Geschmeide waren besetzt mit Edelsteinen. Während die Gliederketten mit Blutsplitterkristallen versehen waren, schimmerte in dem Ring ein schwarzer Saphir. Bekannt kam ihr jedoch nur die Kette. Es war eine riesige Aufmachung aus dem Blut eines Drachen Kristallsplitter herzustellen. Doch nun war keine Zeit um darüber nachzudenken. Dafür hatte sie später, in ihrem Zuhause, noch mehr als genug Zeit.

Auf dem Weg nach draußen fiel ihr der Familienschatz ins Auge. Diesmal handelte es sich um eine kleinere Schatulle aus Jade. Man hatte ihr das Recht genommen Teil dieser Familie zu sein. Also würde sie sich das nehmen was ihr Zustand. Ein Teil des Erbes. Etwas mit dem man das erkennen würde, was in ihrem Blut fließt. Das Blut einer Deklie. Die junge Blondine war es leid sich unterjochen zu lassen. Der Spaß war vorbei und ohne groß darüber nachzudenken griff sie, in den mit feinster Seide gefüllten Innenraum, und schnappte sich den Ring. Der Smaragd leuchtete in einem so hellen grün, dass Victoria das Gefühl überkam, reines Gift in ihren Händen zu halten.

Ein lauter ruf schallte durch den ganzen Saal. ''Tötet den Eindringling!'' Man hatte sie entdeckt! Die Tür hatte Victoria einen Spalt weit offen gelassen. Zu sehr hatte sie der Inhalt der Kammer in den Bann gezogen. Nur gut, dass sie ihr Aussehen verändert hatte. Die Ringe und die Kette verschwanden rasch in ihrer Robentasche. Eiligst rannte sie auf die Wachen zu und griff nach den Schatten die sich wie eine Decke über die Männer legten. Laute schreie erklangen ob ihrer kurzzeitigen Erblindung. Obwohl ihre Sicht verwehrt war schlugen sie mit ihren Hellebarden um sich. Hätte Victoria sich nicht beim rennen geduckt, wäre sie nun im wahrsten Sinne des Wortes, einen Kopf kürzer. Von draußen kamen weitere Schritte näher. Lauter und lauter. Das Geräusch von Rüstungen und den Rufen von weiteren Störenfrieden. Der nächste der ihr zu Nahe kam schlug mit seinem Schwert zu. Ebenso blind wie die anderen ging sein Schlag ins Leere aus. Es war schlau den Kryss mitzunehmen. Er schrie förmlich nach Blut also sollte die Waffe das bekommen, was es begehrte. Mit einem Streich klaffte die Kehle ihres Gegenübers auf. Das Blut ergoss sich wie ein Wasserfall über seine gepanzerte Brust und löste eine tiefe Euphorie in Victoria aus. Die Fratze die sich auf ihren Zügen bildete nahm etwas unheimliches an. Mordlust spiegelte sich in íhren Augen wieder. Der nächste Streich kam und wieder lag ihr eine Leiche zu Füßen. Zu dumm für die Wachen, ohne Halsschutz und Helm herum zu laufen. Ein schwerer Fehler. Allerdings nicht ihr Fehler. Das Blut erinnerte sie an das Becken unten in der Kammer und an das Bad das sie darin hatte. Warm und klebrig haftete es sich an ihre Haut und erfüllte sie mit Wohlwollen.

Langsam wurde es brenzlig. Sieben von ihnen wurden von den Schatten blind gehalten, zwei Lagen Tod vor ihren Füßen. Und würde sie sich nicht endlich beeilen, würde man sie in kürze umzingeln. So schnell sie konnte rannte sie aus der Kammer heraus und nutze den Schutz der Dunkelheit. Ein paar der Kerzen sind erloschen, den Körper hatte sie eng an die schwarze Wand gepresst. Als die restlichen Wachen in der Schatzkammer waren nahm Victoria nur noch die Füße in die Hand und rannte um ihr Leben. Diesmal bereute sie es die Kampfübungen bei Darion versäumt zu haben. Gegen so viele Gegner konnte sie einfach nicht ankommen, ob nun Rabendienerin oder nicht. Als sie endlich an der letzten Stufe ankam blickte ihr wenige Schritt entfernt ein bekannter Wachmann ins Gesicht. Für einen oder vielleicht sogar für zwei Herzschläge starrte sie ihn nur einfach an, sowie er sie anstarrte. Victorias Herz setzte für einen Augenblick aus. Ihn würde sie nicht töten. Sie konnte es einfach nicht. Er gehörte zu der kleinen Gruppierung die gegen ihre Mutter war und nur noch hier war, weil ihm keine andere Wahl blieb. Er war einer der wenigen, der von Victoria wusste, sie bewachte und sie wenigstens zur Kenntnis nahm. Spürte er etwa wer sie wirklich war? Einer seiner Kumpanen stieß ihn fluchend zur Seite, rannte auf Victoria zu und schon im nächsten Augenblick rammte sie die Spitze von ihrem Kryss in sein Auge. Sein kehliger Schrei erweckte alle Aufmerksamkeit. Die Waffe des blonden Mannes fiel klirrend auf den steinernen Boden und erstarb nachdem es leise klirrte.

Mit wenigen Schritten war sie wieder auf dem Hof. Kurz bevor sie sich wieder in einen Raben verwandelt hatte, rannte sie auf die Säulen zu und rupfte sich etwas von dem Bilsenkraut aus der Erde. Eine ganze Handvoll musste erst einmal reichen. Und wenn nicht, wusste sie wo es nun Nachschub gab. Aus der Richtung des Ballsaals ertönte der laute Befehl ihrer Mutter. Bestimmt zwanzig Männer rannten nun auf den Hof und suchten nach ihrer falschen Gestalt. Es war dunkel also konnte man sie nicht auf Anhieb erkennen. Dreißig Schritte waren sie von ihr Entfernt. In der Ecke in der sie war beugte sie sich, wurde kleiner. Das knacken von Knochen störte die Stille, in der die Männer nach ihr Ausschau hielten. Die Robe verschmolz ein weiteres mal mit ihrer Haut. Mit ausgebreiteten Schwingen erhob sie sich in den Himmel. Weiter und immer weiter. Im Fokus lag die Ansammlung die sich auf dem Innenhof angesammelt hatte. Wie dümmlich sie sich umblickten.


Die Augenlider hoben sich nur schwer an. Es war schon dunkel, die Sonne hatte sich verabschiedet. Alles rundum Wetterau war wie ausgestorben. Die Tiere schliefen und nur noch wenige Lichter brannten in den Häusern der Einwohner.

Sie sollte sich schlafen legen.
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Victoria Deklie





 Beitrag Verfasst am: 08 März 2018 16:17    Titel:
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Wie ein Blitz durchströmte der Schmerz ihren Kopf. Immer und immer wieder. Schon mehrere Nächte lang fand Victoria kaum an Schlaf. Aber war das wirklich so ungewöhnlich? Eigentlich nicht. Nur war es diesmal etwas gänzlich anderes, dass ihr den Schlaf raubte. Das Pochen in ihrem Kopf wollte einfach nicht nachlassen. Es fühlte sich beinahe so an als würde ihr der Schädel reißen, nur um am Ende doch noch die gewollte Entlastung zu finden. Lange war es her, dass die Dienerin so schlecht geschlafen hatte. Als sie neben sich blickte lag er dort. Ihr Lebensinhalt. Doch würde sich wirklich all jenes was sie sah auch bewahrheiten?

Eigentlich kannte sie ihren Bruder doch kaum. Selbstverständlich war hier ihr leiblicher Bruder gemeint. Auch wenn er stark wirkte, schien es als hätte er auch noch eine andere, eine zarte Seite. So unähnlich waren die Geschwister eigentlich nicht. Beide waren stets ruhig, gingen gehorsam ihren Aufgaben nach. Der Unterschied lag darin, dass Victoria immer nur den Dreck entfernen durfte, während ihr Bruder die ganze Aufmerksamkeit der Familie genoss. Das werdende Haupt der Familie, wenn man so will. In dem Traum war er anders. Ganz anders. Als wenn die Dunkelheit sein kleines Seelenlicht genommen und verschlungen hätte. Die Haut hatte einen matten, gräulichen Ton angenommen. Die Augen waren von dunklen Schatten umgeben. Nicht, dass das Blondchen diese Art von Erscheinungsbild nicht möchte. Aber die erste Tatsache war nun einmal… es handelte sich hierbei um ihren Bruder. Die zweite Tatsache, eine weitaus unschönere als die erste, war die Mordlust die in seinen Augen funkelten die lichterloh brennende Fackeln. Ja, ja, den Umstand kannte man ja nun. Der ältere Bruder der nie mit dem Schwesterchen spielen, geschweige denn jemals auch nur ein Wort wechseln durfte. Doch irgendetwas war seltsam an dem Ganzen. Es stank. Und zwar gewaltig! Der Duft von Tod und Verderben hing ihr wie ein unabschüttelbares Insekt in der Nase. Widerlich und hartnäckig. War nur die Frage ob die Rabendienerin nun Angst haben sollte. Oder vielleicht doch einen gesunden Respekt?

Da die Blondine so oder so nicht länger schlafen konnte schlich sie sich auf leisen Sohlen in ihr Arbeitszimmer. Nachdenklich wurden ein paar Fischfilets mit einer grünlichen Flüssigkeit bestrichen. Respekt… Etwas das schon lange verloren gegangen war. In den meisten Fällen. Respekt wurde denjenigen entgegen gebracht die es auch verdienten. Jenen die auch ihr gegenüber den entsprechenden Respekt entgegen brachten. Und Angst? Nein… Mit Ihm an ihrer Seite würde sie jede Hürde bestehen. Selbst wenn sie ihren Bruder eigenhändig töten würde.
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Victoria Deklie





 Beitrag Verfasst am: 02 Sep 2019 21:31    Titel:
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Um den Wert eines Jahres zu begreifen: Fragt einen Magier, der dabei ist seine letzte, entscheidende Prüfung zu vollziehen.
Um den Wert eines Monats zu begreifen: Fragt eine Mutter, dessen Kind viel zu früh zur Welt kam.
Um den Wert einer Woche zu begreifen: Fragt einen Handwerker, welcher sich für ein, vielleicht auch zwei Tage, nach einer harten Arbeitswoche die Finger wund gearbeitet hat, auszuruhen vermag.
Um den Wert eines Tages zu begreifen: Fragt einen Tagelöhner, der seine Familie durchfüttern muss, um nicht am Hungertuch zu nagen.
Um den Wert einer Stunde zu begreifen: Fragt Verliebte, die aufeinander warten.
Um den Wert einer Minute zu begreifen: Fragt einen Gardisten, welcher für seine Verspätung Strafdienste leisten müsse.
Um den Wert einer Sekunde zu begreifen: Fragt einen Krieger, dessen Unachtsamkeit ihm den Todesstoß einhandeln würde.
Um den Wert einer Millisekunde zu begreifen: Fragt einen Heiler der jeden Funken der Zeit nutzt, um seinen Patienten zu helfen.


Wer kann den Wert der Ewigkeit verstehen?
Die Götter können es. Mir sagte man, dass man die Ewigkeit auf zwei verschiedene Weisen zubringen kann: in Gemeinschaft mit ihnen oder getrennt von ihnen. Für ewig in der Hölle oder für ewig im Himmel.
Mein Weg führte mich in den brennenden Schlund der Hölle… und ich VERGÖTTERE es!


Rot durchtränkt & schwarz getrocknet

Die zarten, blassen Finger zeichneten die Spuren der Geschichte nach, welche die Wand in Victorias Keller ausschmückten. Die einen besaßen Gegenstände, an welche sie sich, ähnlich einer Rettungsboje, klammerten. Andere nutzen ihre spärlich verbliebenen Erinnerungen, die mit der Zeit immer mehr verblassten und bei manchen sogar mit jeder Erzählung veränderten. Victoria war jedoch anders. Narben, tief in ihre Seele getrieben, wie ein scharfes Messer in ihrem Leib, erinnerten sie Tag für Tag an all das geschehene. All das was die Kinderaugen sahen, brannten sich tief im Kern ihres Wesens ein. Angst brannte in jeder Faser ihres Körpers, selbst als sie auf Gerimor ankam und den Weg als Todbringerin, an der Seite ihres Herren, noch nicht kannte. Wie oft ihre Beine sich taub und gelähmt anfühlten. Wie oft ihre Lungen brannten, weil sie dachte, jemand hätte sie gefunden und würde nun Jagd auf sie machen. Es waren Wunden die nie Heilen würden. Doch die Angst, welche sie Jahre zuvor stets fütterte, hatte sie mit jeder Leiche, die sie ihrem Herren zum Opfer werden ließ, mit Asche begraben. Die Furcht vor ihrer Mutter war getilgt und nichts würde sie wieder heraufbeschwören können.

Erneut glitten die Fingerspitzen über einen eingetrockneten Blutfleck entlang. Diesmal war es ein anderes Muster und jedes erzählte seine ganz eigene Geschichte. So unterschiedlich und einzigartig. Das Weinrot hatte sich mit der Zeit schwärzlich verfärbt und erinnerte sie irgendwie an ihn. Wie unrealistisch es doch in ihrem Geiste nachhallte.

Kieron… Das Wesen, welcher die Leute um das kleine Hab und Gut bestahl, ähnelte der Dienerin mehr als man denken würde. Zwischen Leben und Tod pendelnd, wirkte er nicht wie eine Bedrohung oder wie ein Monster. Eher war die junge Dienerin fasziniert von ihm. Die Umrisse waren zwar nur schwer zu erkennen, doch konnte man erahnen, dass er sie um ein gutes Stück ihrer Körpergröße überbot. Der Klang seiner Stimme… war bassig, tief und jagte ein prickelndes Gefühl über ihren Rücken. Die Art wie er sprach war nobel. Vielleicht war er ja von blauen Blut? Vielleicht ein Edelmann, ein Ritter oder doch mehr? Doch wäre er von blauen Blut, würde er es sich derart erdreisten, nach den tiefsitzenden Erinnerungen zu greifen, die ein jeder in sich trug? Es schickte sich in der Tat nicht. Langsam hob sich der linke Mundwinkel der Dienerin an. Victoria war auch hier keinen Deut besser. Wer war sie schon zu sagen, was sich schickte und was nicht? Ein leises lachen drang über ihre Lippen und hallte an den Wänden wieder. Die jüngeren Schwestern waren schlicht verärgert über seine Dreistigkeit. Er bohrte tief in ihnen, suchte nach einem vergrabenen Schatz und hielt ihnen eine verbale Schatzkiste entgegen, die in ihren Geistern wieder hallte. Victoria hingegen entlockte der freche Schemen ein Lachen. Die Worte die sie in ihrem Kopf hören konnte… niemals würde sie jene jemals vergessen. Denn aus eben jenen zog sie ihre Kraft, schürte ihren Hass und fütterte ihren Zorn, bis er eines Tages wie ein Vulkan ausbrechen würde. Zu schade, dass er sich nicht mehr als sein vorheriges Dasein nicht erinnerte. Es war an der Dienerschaft, ihm einen Namen zu geben und so tauften sie ihn Kieron.
Kieron… der nachhallend ein Prickeln unter ihre Haut jagte und dessen Stimme sich tief in ihr Gehör gebrandmarkt hatte und dieses nicht mehr so schnell verlassen würde.


Rot wie Blut & schwarz wie Pech

Sowohl das Ritual als auch die Beschwörung nagten an ihrem Geist. Eines der beiden konnten bereits stark an den eigenen Kräften zerren, besonders dann, wenn etwas schiefgehen sollte. Lange war Daphnes Stimme verklungen, auch wenn Victoria ihren Träumen und den Übergang auf die andere Seite nicht entgehen konnte. Vieles im Leben würde unausweichlich bleiben. Aber hatte nicht alles auch etwas gutes an sich? Mit der Zeit fiel es Victoria leichter die Kontrolle zu behalten, wenn ihr Geist einmal wieder abschweifte. Die Erkenntnis, ursprünglich als Gefäß für ihre missratene Mutter zu dienen, war natürlich ein tiefer Schlag in die Magengrube. Der Schmerz bohrte sich durch ihren Körper, als würde tatsächlich gleich etwas auf der anderen Seite wieder heraustreten. Konnte sie nicht als Magierin dienen, so sollte sie als Gefäß dienen. Ohne es zu wissen, nährte Mylanthe sie. Die Zumutungen hätten ein jedes Kind schon lange zum Selbstmord getrieben.

Während ihre Finger ein weiteres Muster nachzeichneten, sinnierte sie weiter über das vergangene. Man solle vergeben, aber nicht vergessen. Für manche galten die Worte zwar, doch nicht für Victoria. Sie würde weder vergeben noch vergessen. Ein kleines, blondgelocktes Kind zeichnete sich in ihrem inneren Auge ab. Gerade einmal sieben Jahre alt, gekleidet in alte Lumpen, die Haut blass und die Wangen voller Ruß und Staub. Eine Wache zerrte sie aus dem Kerker, welches sie seit einigen Monden ihr neues Heim nennen durfte. Kreischend und beißend, nach der Wache tretend, wehrte sich das junge Kind. Mehr als ein starker Ruck an ihrem Arm und das wütende, männliche Schnauben war nicht zu vernehmen. Er zerrte die kleine Victoria wie nichts durch die Hallen. Genervt von ihrer Gegenwehr packte er sie und warf sie sich über die Schulter, bis nur noch ihr leises Wimmern und seine schweren Schritte zu hören waren. Victoria wusste genau auf was sie zusteuerten.
Dampf bildete sich vor ihren Lippen, Schnee bedeckte die Landschaft und tauchte die Wiesen und Wälder in glänzendes weiß. Und auch wenn der Himmel in tiefe Dunkelheit getaucht war, wurde die Sicht nicht gestört. Die weiße Decke, die über der Insel lag, glitzerte als würden sich die Sterne selbst darin widerspiegeln und einem den Weg weisen wollen. Umso schlimmer war das Wissen, dass schon bald roter Lebenssaft das reine weiß bis in den Grund verseuchen würde. Mit jedem Schritt knirschte der Schnee leise unter den Füßen der Wache. Und mit jedem weiteren Schritt, mit dem man die Burg verließ, näherte man sich dem leisen weinen und wimmern einer jungen Frau. Kupferfarbene, feine Strähnen klebten an ihren Wangen. Tränen der Angst bahnten sich einen Weg über ihr Gesicht, sammelten sich an der Spitze ihres Kinns und fielen schwer zu Boden. Viele schwarze Kerzen, die nach Myrrhe und Weihrauch rochen und auch nach ein paar anderen ihr unbekannten Kräutern, tauchten den Ritualplatz in ein gedämmtes Licht. Niemals würde sie die Unverständnis im Blick des silber-grauen Augenpaares je vergessen. Unzählige Massen an Blut wurden auf diesen Steinen vergossen und sie wollte erst gar nicht wissen, wie viele Leben es gekostet hatte.
Welch Ironie, dass nun ihre eigenen Wände von solchen Geschichten geprägt waren. Das grüne Augenpaar blickte nebulös auf den dunklen Fleck vor sich.

Sie kannte die Frau die damals ihr Leben verlor, wenn auch nicht gut. Man hatte wohl gesehen, wie sie Victoria heimlich etwas zu essen brachte. Eigentlich war sie eine begnadete Magierin. Doch mit Mylanthe konnte sie sich bei weitem nicht messen und niemals blieb etwas ihrem Blick verborgen. Ihr verzweifelter und ängstlicher Blick blieb an der kleinen Victoria haften. Das letzte was sie darin lesen konnte, war das Wissen, es nicht bereut zu haben dem kleinen, hilflosen Mädchen geholfen zu haben. Ein schwerer Kloß und ein Schwall von aufkeimender Übelkeit hatten sich im eigenen Magen breit gemacht. Es dauerte nicht lange bis man das knacken von Knochen, schmerzvollen Schreien und dem Röcheln einer erstickenden hörte. Aus der aufgeschlitzten Kehle floss das Blut schwallweise heraus, bedeckte den steinigen Boden und fügte sich in jede noch so kleine Ritze ein. Warm kam es dem kleinen Mädchen hoch und ergoss sich matschig auf den Schnee. Tränen brannten in den Kinderaugen, während sich der Geruch von erkalteten Eisen in ihre Nase festsetzte.

Wie ironisch und hämisch das Schicksal doch sein konnte.
Langsam klärte sich ihr Blick wieder und die Hand glitt einmal, fast schon streichelnd, über die Wand. Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Jeder Schrei, jedes Gesicht blieb in ihren Erinnerungen. All die Spiele, die sie spielte und jeder Tropfen Blut würden für immer in diesem kleinen, persönlichen Tempel bleiben. Das vor dem sie einst Angst verspürte trat in den Hintergrund und wurde ersetzt durch das Gefühl der Lust, des Wohlwollens und einer tiefen Hingabe. Und all das für ihren Herren.


Zuletzt bearbeitet von Victoria Deklie am 02 Sep 2019 21:35, insgesamt einmal bearbeitet
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