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~ Der Klang des Schneeglöckchens ~
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Ninim Tinulalaith





 Beitrag Verfasst am: 02 Sep 2019 16:35    Titel: ~ Der Klang des Schneeglöckchens ~
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Bittersüß der feine, herbe Geschmack des grünlichen Kräutertees in Verbindung mit dem Hauch Aprikose. Eine Kombination die sanft einlullend, Geist und Körper sowohl stärken als auch beruhigen sollte und doch... ihre blassen Finger zitterten leicht und verursachten so ein kleines Wellenspiel im Zentrum der Tasse. Irgendwo im Bauch stieg ein Schwindelgefühl wie ein Phönix empor und bahnte sich den Weg zum Brustbein hin, nur um dann doch, von einem unsichtbaren Pfeil getroffen, wieder in die Tiefe zu taumeln. Law, an Ruhe war nicht zu denken, auch in dieser Nacht nicht. Sie kannte den Grund für das innere Beben, zumindest hatte sie den Moment klar benennen können, an dem die Unruhe schlagartig erwacht war.

Wie viel Zeit musste man in der Nähe einer Seele verbringen, wie viele Jahre musste man nebeneinander ausharren, um einander wirklich zu kennen? Gab es diesen Zustand des vollkommenen (Er-)Kennens denn tatsächlich oder musste man damit leben, dass man selbst vom eigenen Wesen nur eine ungefähre Ahnung hatte und das Kunststück vollbrachte sich selbst immer mal wieder zu überraschen? Wie schnell wurde man sich dann wiederum fremd und wie viele Gesichter, Fratzen, Facetten könnte man im Laufe der Zeit entdecken? Gab es hier denn überhaupt Hoffnung auf eine zuverlässige Zahl?

Silbrig-gülden bleiche Lippen öffneten sich einen Spalt, als mit dem erneuten Sturzflug der Emotionen, ein Seufzen der Brust entrungen wurde und leise aus der Kehle drang. Man konnte es drehen und wenden, das Fazit blieb, dass sie selbst mit gut einhundert Jahren im besten Fall ein winziger, kurzer Klang im Lied dieser Welt war. Ein feines Klingeln vielleicht, das im mächtigen Rauschen der Urzeitenmelodien rasch unterging. Was wunderte sie sich also, dass sie nun auch endlich entdeckte, dass Wissen und Kennen oftmals eine nette Illusion darstellten? Dass in jeder Notenzeile der Melodiengefüge Unbekanntes steckte und darauf wartete sie zu überraschen?
Eigentlich ein unglaublich spannender und aufregender Aspekt, wäre er dieses eine Mal nicht mit dem beklemmenden Gefühl der Hilflosigkeit gepaart gewesen, das sich nun auch nicht mehr recht abschütteln ließ. Im Laufe der dahinfließenden Jahre lag es den Kindern ihres Volkes, den Eledhrim, oftmals nahe eine gewisse Arroganz und überzogenes Selbstbewusstsein an den Tag zu legen. So viel hatte man gesehen und Einiges davon wiederholte sich, während auch die Mühlen der alltäglichen Routine tiefer gruben und felsenfeste Sicherheit vorgaukelten. Vielleicht lag es genau daran, dass sie nun innerlich wankte und der Unsicherheit mehr und mehr zum Opfer fiel.

Naw, wahrscheinlich hätte eine Adaneth, eine Menschenfrau, ganz genau geahnt, wie sie hätte handeln müssten. Nae! Sicherlich hätten es jene aus dem Schlage der Mornedhel, ihre dunklen Geschwister, sogar begrüßt, dieses seltsame Spiel und in der Reaktion zu trumpfen gewusst. Sie aber hatte gestarrt, gelauscht und entsetzt realisiert, wie man ihr den Boden jeglicher Würde und Sicherheit unter den Füßen weggerissen hatte, bis sie, eine Talagan ihres Volkes, auf einmal keine Worte mehr gefunden hatte...

Die Rechte löste sich plötzlich vom Teebecher und die Fingerspitzen fanden zittrig den Weg zum eigenen Kinn um einer längst vergangenen Berührung nachzufühlen. Mit dieser Geste griff sie nach den Erinnerungen und schärfte sie, wie die Linse eines Fernrohrs den Blick zu den Sternen.

„Tatsächlich?“, die leise Stimme hallte dunkel und raunend erneut in ihren Ohren nach und da war sie wieder an jenem Ort, vernahm die Antwort verspätet und kindlich kleinlaut, statt sicher oder gar stoisch überzeugt.
„... tatsächlich.“

Ein beunruhigender, schmaler Blick, der nicht stimmte und sie alarmierend an die dunklen Seelenfeuer der Mornedhil erinnerte aber zugleich ein durch und durch authentisches, wahres Wesen spiegelte. Der Anflug eines Lächelns, Süffisanz und interessiertes Amüsement im Bezug auf diese unbehagliche Situation, als habe man sie beim Brettspiel in eine jämmerlich ausweglose Lage gebracht und lehnte sich nun höhnend zurück, um ihre Reaktion zu beobachten. Nur dass sie keinerlei Reaktion parat hatte, es kein Brettspiel gab und sich niemand zurücklehnte, im Gegenteil.
Nah, zu nah, das Ganze!

„Gut.“
Weiches Leder der Handschuhe im Vorbeigleiten an der Wange, ohne zu berühren und dann aber doch der Druck im Nacken, das flüsternde Rascheln der schneefarbenen Locken. Viel zu nah – und die Worte versiegten im trockenen Treibsand der Fassungslosigkeit. Es war der Körper der sie rettete und aus der Starre erwachte. Eine fließende, rasche Bewegung ließ sie unter dem Arm hinweg tauchen und verschaffte zumindest den längst so ersehnten Sicherheitsabstand.
Aber darin, im Bruchteil der Bewegung sah sie die Zähne blitzen und hörte das witternde Einatmen, welches sie auch jetzt wieder erschaudern ließ und ihre Verzweiflung nährte. Sie verstand nicht, erkannte nicht, wusste nicht – Hilflosigkeit.

„Du weißt wo du mich findest...“, das Lächeln glomm wieder auf, wie der letzte Funken eines rabenschwarzen Kohlestücks, „... und ich weiß, wo ich dich finde.“

Die Schärfe der Erinnerung verschwamm und gab sich wieder der Dunkelheit hin. Zurück blieb eine junge Elleth, die stumm in die sanften Wellenkreise des Tees starrte, als könne sie tief im weichen Grün Antworten auf schaurig fremde Fragen erhalten.


Zuletzt bearbeitet von Ninim Tinulalaith am 13 Sep 2019 13:36, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Ninim Tinulalaith





 Beitrag Verfasst am: 13 Apr 2020 16:00    Titel:
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Die Magie eines gezeichneten Bildes lässt sich, ganz wie die vielen Farbschichten auf der Leinwand, nach und nach abtragen und betrachten. Jede Schicht mit eigener Bedeutung und je weiter man hinabdringt, desto tiefsinniger erscheinen die Erkenntnisse darin.

~ Das Aquarell einer jungen Talagan mit bläulich-weißem Haar, die silbrige Elannel, die Sternenharfe, in den Händen sitzt sie, das Zentrum des Bildes, im Kreise des erlesenen Publikums auf einer Lichtung und spielt. ~


Zunächst ist das Bild genau das, nichts Anderes. Kein versteckter Hinweis, kein Geheimnis darin oder der hauchige Atem einer Andeutung. Es zeigt, dass der Künstler etwas von seiner Arbeit verstand, denn die Züge der Edhil sind sehr detailliert und wirken lebensecht, als habe man sich an einem realen Vorbild orientiert. Sie ist der unbestrittene Mittelpunkt, illuminiert vom morgenfrischen Glanz der Lichtung, der sich wie das erste, zarte Blattgrün des Frühlings in den schimmernden Wellen der Haare spiegelt. Die Lauschenden hingegen sind angedeutet, die Gesichter nicht wirklich greifbar, Schatten und Schemen, den Fokus ebenfalls auf die Sängerin gerichtet. Ein wahrer Blickfang, das gesamte Werk. Ein Hoch auf den Künstler!

Wer sich einmal aber die Mühe gemacht hat, hinter die erste Schicht und den berühmten ersten Blick zu spitzen, der befindet sich bereits in den Fängen der Interpretation und es macht doch so Freude irgendetwas hin das Ganze hineinzulesen, nicht wahr?
Gut, einige Indizien sind an diesem Bild zu verlockend, um sie nicht zu bemerken. Unübersehbar, dass die Gestalt der Talagan nicht ohne Grund unterstrichen wurde und im wahrsten Sinne des Wortes in einem sehr positiven, um nicht zu sagen liebevollen Licht inszeniert wurde. Sie ist nicht irgendwer, nicht irgendein Kind der Eledhrim mit einer Harfe, sondern diese eine und vermutlich trägt sie einen Namen. Wessen Gedanken aber haben die Hand des Zeichners gelenkt? War er es selbst, der sie hier verewigen wollte oder doch der Wunsch eines Anderen? Des Auftraggebers?

"Nínim ich habe noch ein Bild für dich. Erinner mich bitte dran dass ich es dir danach gebe."
"Ein... Bild?"
Ja, von Amrun. Er gab es mir vor seiner Abreise."

Es gibt sie, Erkenntnisse, die einschlagen wie die schlanke, silbrige Klinge eines sicher geführten Megils. Sie schlagen lautlos und ohne jegliche Mühen eine klaffende Wunde, doch diese hier bleibt verborgen, zumindest für die Augen der Meisten. Zu spät, Nínim, zu spät. Du hättest es früher verstehen müssen, früher sehen. Eine Talagan, die dem Volke der Eledhrim eine Stimme geben sollte und doch nicht fähig ist, in sich selbst hinein zu lauschen? Zu spät, Nínim, zu spät.

"Er geht seinen Weg, Nínim, und er wird nicht verloren sein für uns. Vielleicht kehrt er eines Tages zurück."

Zu spät.

Und so befindet sich unter der letzten Schicht der Farbe nur die nackte Leinwand? Nichts als vertane Momente und nicht ergriffene Möglichkeiten aus vergangener Zeit? Nur bitter schmeckende Reue?
Vielleicht ist das die Norm, lieber Connaisseur der schönen Künste, doch in diesem Fall möchte man den Hut vor dem Auftraggeber ziehen, dessen Blick mehr sah, als die Augen der Gwedeir und Gwethyl um ihn herum. Vielleicht war es der güldene Sand der Wüste, welchem er verbunden war, der ihn lehrte durch den Schein einer Fata Morgana zu blicken und das Wahre dahinter zu erkennen? Vielleicht aber lauschte er einfach nur anders und so fand sich noch etwas ganz Neues unter den blätternden Farbschichten: Erkennen.

Schwarz und weiß, Gegensätze die sich anziehen.
Das Blau darin schimmert in beiden Aspekten, verbindet sie über die Sandkörner der Zeit hinweg.
Doch was, so frage ich dich, Herz, geschieht nun, wenn das silbrige Mondlicht den Schatten der Nacht vermisst? Welchen Glanz birgt es noch, wenn dieser dunkle Krieger im ersten Glühen des Tages schwindet? Keines, das ist die bittere Wahrheit. Der Klang der Sterne schweigt und das Licht des Silbermondes verblasst. Ein Wissen, dass Amethystaugen sahen, bevor es Mondlicht und der dunkle Elfenritter erkannten, doch war es das Bild, dass sie verstehen ließ.


"Versprich mir, dass du Ered Luin nicht eines Tages ohne Abschied verlassen wirst - und wenn doch, so nimm mich mit dir."
"Eine Bedingung..."

Einem silbrigen Stern gleich, glomm das Mondlicht unter der Berührung der Nacht auf. Nur einen winzigen Moment, zart und fordernd zugleich, ehe die dunklen Schatten sich für einen weiteren Tag lösten und die Worte der Voraussetzung im Licht der Abendsonne zurückließen:

"Bring mir auch ein Bild."

... von dir...
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Finduath Morgalad





 Beitrag Verfasst am: 18 Apr 2020 10:49    Titel:
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Die erste Erkenntnis seines kleinen Experimentes war gewesen, dass selbst er, ein ach so stolzer Edhel, sich in den Jahren seiner Existenz an das eigene Augenlicht gewöhnt und abhängig geworden war. Nunmehr dieser so selbstverständlichen Fähigkeit beraubt, und sei es aus eigenem Antrieb, hinterließ eine Lücke, die zu füllen nur schwer vorstellbar war.

Die zweite Erkenntnis war gewesen, dass stets ein Weg zu finden war, wenn der Wille nach ihm suchte. Und so hatten andere Sinne übernommen und waren an der Aufgabe gewachsen. Wo die Augen nun ihren Dienst versagten, da mussten die Ohren helfen. Musste gelauscht werden, in jedes kleine Echo, jeden zarten Laut und manchmal sogar ins Lied selbst, da stets vorhanden war und erst jetzt, da sonst nichts mehr zu stören vermochte, nur umso deutlicher zu Tage trat. Die Welt war voll davon. Es war die Welt.

Die dritte Erkenntnis war gewesen, dass in der Dunkelheit des eigenen Verstandes der Geist seine Blüten zu treiben begann. Bilder und Erinnerungen, die zuvor bestenfalls schemenhaft vorhanden waren, wurden klarer, deutlicher, von Mal zu Mal erfüllt von mehr Details.
Gesichter, deren Form, deren Eigenarten zu verschwimmen begannen, kaum dass die Erinnerungen nach ihnen griff, wurden greifbarer.
Silbernes Haar, das ein fein geschnittenes Gesicht umrahnte, die Haut von blassem Gold. Ein fein geschnittener Nasenrücken, Lippen rosig und von jugendlicher Geschmeidigkeit, die Augen von Lebensfreude und Neugierde erfüllt, der Blick offen und entgegen kommend.

Eine helle Stimme, die Erwiderungen spricht, deren vielschichtiger Klang die Dunkelheit mit Funken zu erfüllen begann, die im Tanz verwoben einer Melodie folgten, die gerade jetzt nur ihm gehörte. Zu flüchtig und zu flinken, um sie stets erfassen zu können, wird die rechte Hand erhoben, um noch einmal danach zu fassen, sie fest zu halten. Wird die Hand gestreckt, bis sie underwartet doch findet und berührt. Und im Dunkeln des eigenen Verstandes wird es hell.

War es zuvor Nacht gewesen, war nun der Mond erschienen, seine Seele in silbernes Licht zu tauchen und der Erinnerung nunmehr auch Bestand zu geben. In der Luft der Duft des Schneeglöckchens, gemischt mit einem Hauch von Wärme, von Nähe, von noch frostigem Frühlingsmorgen, der bald schon in der Wärme der aufgehenden Sonne baden mochte. Aber bis dahin war es noch ein Moment, eine Ewigkeit, mit den Spitzen seiner gestreckten Fingern den Wegen zu folgen, die seine Erinnerung ihm vorgabe. Blass-goldene Lippen, eine feine Nase, markante Wangenknochen, der Puls eines schlagenden Herzens so dicht unter dem gereckten Kinn. Das Wispern des Atems, der rascher als zuvor , und viel zu dicht, über den Rücken seiner Hand nun strich.

Die Erinnerung war komplett, perfekt, die Berührung echt, die Augen nicht mehr wichtig, wo doch alles andere umso deutlicher und lebhafter vor sein inneres Auge trat.

"Eine Bedingung .." hatte er gesagt, und auch gemeint.

Eine Bedingung allein, die zu erfüllen aber jetzt und in diesem Moment bereits keinerlei Anstrengung mehr bedurfte.

"Ein Bild .... von dir"


Und noch während die Bedingung gesprochen, das Versprechen gegeben und blass-goldene Lippen seine Hand berührten, noch während das ach so stolze Elfenherz, beherrscht und kontrolliert zumeist nun einen eizigen
Satz tat, da war das Bild schon da.

Der Mond war aufgegangen und Fleisch geworden, blass an gold nun in seinen Armen ruhend. Das silberne Haar geschmeidig um seine Hände geronnen, die Wange an seine Brust gelegt. Der Mond war aufgegangen und der Nachtwind sang sein Lied, ein Flüstern nur, durch rosige Lippen hervor gebracht, ein Versprechen das noch jung war, um es in Laute zu fassen.

Der Mond war aufgegangen, und im Nachtwind klang sein Name ..

"Isilme"
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